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Marianna T.

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2019
Die schönste und die traurigste aller Nächte
Gomyde, Maurício

Die schönste und die traurigste aller Nächte


gut

Brasilianische Telenovela: mitreißend und melodramatisch

Die Liebesgeschichte zwischen Amanda und Victor beginnt in deren Schulzeit in Brasilien. Kurz nach seinem Liebesgeständnis muss Amanda mit ihren Eltern nach Afrika ziehen. Das bricht ihm sein Herz und lässt ihn aus der Zeit fallen. Ab da an reist er Minuten bis zu Tage in die Vergangenheit, wenn er gerade sehr glücklich ist und reist in die Zukunft, wenn er unglücklich ist. Als die Beiden sich auf einem Jahrgangstreffen wiedersehen bekommt ihre Liebe eine zweite Chance. Doch ist dies für ihn auch die Gelegenheit seiner rätselhaften Gabe auf die Spur zu kommen?

Der brasilianer Mauricio Gomyde hat einen Liebesroman mit fantasischen Zügen geschrieben. Thematisch stehen die Zeitreisen der männlichen Hauptfigur, die Fragen nach dem Glück und die Liebesgeschichte im Vordergrund. Das Zeitreisen in Verbindung mit der Liebesgeschichte ist aus anderen Erzählungen bereits bekannt (z.B. Die Frau des Zeitreisenden) und deswegen thematisch nicht besonders spannend. Trotzdem haben die verschiedenen Themen einen hohen Unterhaltungswert und bilden eine gute Grundlage für den Roman vor dem Hintergrund Lateinamerikas.

Die Liebesgeschichte zwischen Victor und Amanda wird abwechselnd aus der jeweiligen Sicht beschrieben. Erst erzählt der Eine, dann erzählt die Andere die selbe Situation aus ihrer Sicht. Die Kapitel sind in einer angenehmen Länge gehalten, sodass (auch durch die Wechsel zwischen den Beiden) Spannung entstehen kann. Anfänglich wirkt dies sehr mitreißend und berührend. Die Geschehnisse, die dann kommen, überfrachten den Roman jedoch.

Die Geschichte entwickelt sich zunehmend melodramatisch. Beide verpassen sich mehrmals, es ist klar: nur miteinander kann es eine glückliche Zukunft geben. Dann wird erst Amanda und dann Victor existenziell bedroht, womöglich werden sie niemals lebend zusammen treffen. Es bleibt noch das Rätsel um Victors Zeitsprünge, das geklärt werden möchte.

Scheinbar wollte der Autor zu viele bereits bekannter Themen in einem Buch unterbringen. Dadurch gerät die schöne Liebesgeschichte zwischen Amanda und Victor ins Absurde. Wenn man darüber hinweg sieht, begeistert der Roman mit einem mitreißenden Schreibstil und unterhaltsamen Wendungen.

Bewertung vom 30.08.2019
Mittwoch also
Elstad, Lotta

Mittwoch also


ausgezeichnet

Die Herausforderungen einer Frau

Hedda lebt in Norwegen, ist Mitte 30 und ungewollt schwanger, unglücklich verliebt und verliert auch noch ihren Job. Damit fällt sie aus dem staatlichen Hilfesystem während sie sich mit der Grundsatzfrage beschäftigt, ob sie das Kind überhaupt austragen möchte. Dafür muss sie sich nach norwegischem Gesetz drei Tage Bedenkzeit lassen. Für Hedda beginnt eine Reise mit existenziellen Fragen, feministischen Gedanken und der Suche nach Orientierung. Nicht, dass dies ihr Leben schon genügend auf den Kopf gestellt hätte, weicht ihr ein pausenlos redender, treuherziger Urlaubsflirt nicht mehr von der Seite.

In ihrem Roman gibt die norwegische Autorin Lotta Elstad einen Einblick in eine Frau, die selbstständig und freiheitlich denkend, ohne soziale Sicherheiten für sich entscheiden muss/kann, ob sie ein Kind austrägt. Das Thema hat eine große Reichweite und umfasst feministische Gedanken, politische Rahmenbedingungen, das prekäre Leben vieler Alleinstehender und die Suche nach sich Selbst, in einer Gesellschaft der Selbstoptimierung. In Hedda zeigt sich die Schwierigkeit die veränderte Frauenrolle, der starken selbstständigen Frau mit weiblicher Fortpflanzung zu verbinden. Das Buch hat es was das Thema angeht in sich, ist spannend und vielschichtig.

Die Autorin begeistert mit der außergewöhnlichen Sprache, die einerseits Hedda als intelligente Frau ihrer Generation zeigt, andererseits der vielschichtigen Thematik gerecht wird. Hedda kommt in vielen Monologen zu Wort und fällt durch den Slang ihrer Generation, ungewöhnliche Wortkreationen, intelligente Zusammenhänge auf. Mal sind die Sätze abgebrochen, mal endlos mit klugen Gedanken gefüllt. Ihre Ausdrucksweise ist oftmals bissig, humorvoll und ungewöhnlich. Dabei gibt sie tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt.

Hedda ist eine sympathische Hauptfigur, mit vielen Ecken. In ihr kann man ein starkes weibliches Vorbild sehen, jedoch gleichzeitig eine orientierungslose, unreife und resignierte Frau, die an den äußeren Rahmenbedingungen und geschlechtlichen Rollen fast zerbricht. Sie wirkt stark und labil zugleich, das macht sie umso interessanter. Mit ihren sehr realistischen Gedanken zum Thema Fortpflanzung deckt sie gesellschaftliche Muster auf, dies macht nachdenklich und kann erschrecken. Die verschiedenen Gedanken zu Abtreibung und der Umgang mit alternativen Methoden sind teilweise verstörend. Die Autorin zeigt auf, wozu Verzweiflung führen kann. Sie verharmlost hier nicht, das Thema ist ganz und gar nicht schön. Der Roman ist provokant, die Thematik ebenso wie die Charakterzüge und das Verhalten der Hauptfigur.

Der Text ist gut verständlich und sehr abwechslungsreich gestaltet. Kurze Abschnitte und längere Kapitel reihen sich aneinander, sodass der Text nur so verfliegt. Das Lesen macht Spaß.

Ein sehr gelungener feministischer Roman zum Frausein in der heutigen Zeit: inhaltlich provokativ und sprachlich begeisternd.

Bewertung vom 13.07.2019
Crazy Rich Asians
Kwan, Kevin

Crazy Rich Asians


weniger gut

Anstrengende Telenovela

Rachel weiß nicht was sie erwartet, als sie mit ihrem Freund nach Singapur reist, um dessen Familie kennenzulernen. Sie trifft auf die reichsten der Reichen, mit allen Dynamiken die es auf dieser Gesellschaftsebene gibt.

Die Erzählung beginnt mit einem weitverzweigten Familienstammbaum. In diesem sind alle Familienmitglieder der Großfamilie aufgeführt, die aus den drei Familien Young, T'sien und Shang besteht. Die Übersicht ist für das Mitverfolgen des Geschehens notwendig. Es wird durch diese eher möglich, den Überblick über die vielen Angehörigen zu bekommen.

Die Geschichte ist in Kapitel unterteilt und wird wechselnd aus der Sicht verschiedener Beteiligter erzählt. Die Wechsel zwischen den einzelnen Personen lassen die Geschichte noch umfassender wirken, als sie inhaltlich schon ist und ermöglichen es verschiedene Blickwinkel einzunehmen.

Die Erzählung ähnelt einer Telenovela - mit vielen Übertreibungen, dramatischen Situationen und Vorurteilen. Das Lesen ist einerseits reizvoll, jedoch vor allem anstrengend. Die Beteiligten wecken meine Abwehr mit ihrer Arroganz, Oberflächlichkeit und Naivität.

Eine anstrengend Telenovela.

Bewertung vom 12.06.2019
Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
Dara, Domenico

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall


weniger gut

Kein Lesevergnügen

Im beschaulichen Girifalco lenkt ein Postbote die Geschicke der Dorfbewohner. Er öffnet und liest die Briefe, leitet einige weiter, schreibt selbst welche und lässt einige nie ankommen. Und das immer mit guten Absichten.

Der Autor beschreibt das Italien in den 1960er Jahren, das Dorf, in dem er selbst aufgewachsen ist. Es ist interessant, wie geschickt er die Charaktere gezeichnet hat. Dafür hatte er wohl viele realistische Vorlagen, Beobachtungen aus seiner Kindheit genutzt. Zumindest wirken die Beschreibungen so, als wären sie aus Kinderaugen beobachtet, fast märchenhaft.

Das Dorf wirkt einerseits verschlafen und die Dorfgemeinschaft durchlebt andererseits seltsame Irrungen und Wirrungen. Einer schläft mit der Anderen, Eltern vermissen ihre ausgewanderten Kinder, der Bürgermeister hat seine eigenen Pläne mit dem Dorf und ständig geht's um unglückliche Liebe und unglückliches Leben. Trotz dem Personenverzeichnes fällt es schwer den Überblick zu behalten bei den ganzen Marias und Theresas und den fremdartigen Nachnamen. Dazu kommen Sprünge in der Erzählung, die nicht immer gut nachzuvollziehen sind.

Der Roman ist in Kapitel unterteilt, die mit stichpunktartigen Zusammenfassungen und Jahreszahlen beschriftet sind. Die Sprünge in der Erzählung erschweren das Lesen sowie der gemächliche, langatmige Erzählstil. Die Geschichte nimmt einfach keine Fahrt auf und kein Ende. Hinzu kommt die konstruierte, philosophische Sprache.

Die philosophischen Gedanken kommen leider nicht zur Geltung. Das Buch wirkt eher damit überfrachtet.

Eine langatmige, gewollt philosophische Erzählung mit unübersichtlichen Entwicklungen.

Bewertung vom 02.06.2019
Im Freibad
Page, Libby

Im Freibad


sehr gut

Unglaublich berührend

Im Freibad in einem Londoner Stadtteil treffen sich die unterschiedlichsten Menschen, dort lernen Kinder schwimmen, haben Paare schöne Erlebnisse miteinander, lernen Erwachsene wieder zu vertrauen. Rosemarys über 60 jähriges Leben ist eng mit dem Freibad verbunden, die junge Kate ist kürzlich nach London gezogen und ist einsam. Als Journalistin berichtet sie über die geplante Schließung des Freibades, in Rosemary findet sie eine Freundin. Gemeinsam kämpfen sie gegen die Schließung.

Dieser Roman ist eine Liebeserklärung an Gemeinschaft, an ungleiche Freundschaft und Freibäder als soziale Orte. Kate und Rosemary sind interessante Persönlichkeiten und die Erfahrungen, die jede der beiden gemacht haben zeigen sie Erfahrungen unterschiedlicher Generationen. Die Eine hat den Krieg erlebt, war Jahrzehnte glücklich verheiratet, die Andere hat sich gerade erst aus ihrem Elternhaus gelöst, in einer neuen Stadt einen Job bekommen. Beide sind sehr liebenswert gezeichnet, fast schon etwas übermäßig positiv beschrieben.

Dazu passend ist die Geschichte voller Zuversicht und voller Liebe, gleichzeitig geht es viel um Einsamkeit, Angst und Panikattacken. Es ist spannend, wie die Autorin die verschiedenen Lebensthemen miteinander verwebt.

Das Ende der Geschichte ist mir etwas zu weit ausgeführt, es wirkt etwas gezwungen positiv. Nach dem Motto "Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende".

Das ist aber auch die einzige Kritik an diesem Roman. Der Text liest sich angenehm und fließend. Die bildreiche und bedeutungsschwangere Sprache zeigt die hohe Emotionalität und bringt Tiefe in die Geschichte.

Die Geschichte bringt zum Lachen und zum Weinen, ist sehr anrührend und emotional. Ein richtiges Sommerbuch.

Bewertung vom 20.05.2019
Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1
Horowitz, Anthony

Ein perfider Plan / Hawthorne ermittelt Bd.1


gut

Mit Ecken und Kanten

Diana Cowper, reiche Engländerin und Mutter eines bekannten Schauspielers wird am selben Tag, an dem sie ihr eigenes Begräbnis organisiert hat, erwürgt aufgefunden. Die Polizei kommt mit diesem Fall nicht weiter und so wird Hawthorne, ein ehemaliger Polizist, als Berater engagiert. Er überredet den Autor Anthony Horowitz dazu ein Buch über diesen Fall zu schreiben, der als Assistent tief in das Geschehen eintaucht.

Hawthorne und Horowitz ermitteln im Stil von Holmes und Watson in diesem Fall. Dies wirkt jedoch so überspitzt, die Charaktere allesamt so unsymphatisch und die ewigen Spannungen zwischen Hawthorne und Horowitz anstrengend. Gleichzeitig hat dieses Hin- und Her zwischen den Beiden etwas sehr reizvolles. Hawthorne wird als eigenwilliger, undurchschaubarer und aufdringlicher, jedoch sehr kluger Ermittler dargestellt. Demgegenüber wirkt Horowitz, der sich als Autor aktiv mit in die Geschichte einbringt, schwach und hängt Hawthorne permanent hinterher.

Der Krimi, der eine fiktive Geschichte erzählt, bekommt durch den Part des Autors Horowitz etwas realistisches. Zu der Frage nach dem Täter (klassischer Whodonit) kommt das Zusammenwirken zwischen dem fiktiven Ermittler und dem Autor. Damit hat der Autor erneut ein ungewöhnliches Erzählformat gewählt und viel aus seinem Berufs- und Privatleben in das Geschehen eingebaut. Auffällig scheint dabei, das "Namedropping", das zeigt mit welchen bedeutsamen Persönlichkeiten Horowitz auch in seinem realen Berufsleben zu tun hat. Er hebt sich dadurch sehr aus der eigentlichen Geschichte hervor.

Ähnlich wie im vorangegangenen Krimi "Die Morde von Pye Hall" vermittelt Horowitz viel von der englischen Atmosphäre, dem Landleben und dem Leben Londons. Seine klare und kunstvolle Sprache und der Witz, der zeitweise durchkommt, machen die Geschichte zu einem amüsanten Lesevergnügen. Der Fall ist vielschichtig, merkwürdig und lange undurchschaubar. Die vielen Beteilligten werden ausführlich betrachtet, das Geschehen nach und nach aufgedröselt. Dadurch, dass Horowitz als Assistent seine Gedanken, Vermutungen und Beobachtungen darlegt, entsteht eine Verbindung zu den Lesenden. Das gemächliche Tempo, in dem der Fall untersucht wird, ermöglicht es den Lesenden zudem mitzurätseln und alles gut mitzuverfolgen. Die Lösung am Ende erscheint logisch, jedoch sehr unerwartet.

Ein ungewöhnlicher Krimi, nach dem Vorbild des Duos Holmes und Watson. Vielschichtig, gut beobachtet, aber mit einigen Ecken und Kanten.

Bewertung vom 19.05.2019
Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


ausgezeichnet

Wahnsinnig spannend

Miles Singer lebt in einer Welt, in der Hexen und Magier die Jahreszeiten bestimmen. Sie sorgen dafür, dass in Aeland lebenswerte Bedingungen herrschen. Gleichzeitig gibt es Hexenprozesse, Verfolgung und Krieg. Miles hat seine Vergangenheit hinter sich gelassen und wird von dieser wieder eingeholt, als ein Hexer ihn als "Gesternten" erkennt.

Die Geschichte beginnt spannend, eröffnet eine ungewöhnliche Welt. Es braucht ein bisschen Zeit und Geduld, um die Eigenheiten Aelands und der Menschen dort zu verstehen. Weiter vertieft, könnte dies der Beginn einer aufregenden mehrteiligen Saga werden.

Es ist Krieg zwischen verschiedenen Völkern und die Bedrohung ist gut spürbar. Die Stimmung ist sehr düster und bedrohlich. Lange bleiben die Zusammenhänge unklar. Miles ist merkwürdigen Geschehnissen auf der Spur, einer Verschwörung und erst am Ende löst sich diese auf. Es wäre hilfreich den Lesenden auch vorher schon mehr Einblick zu geben, damit sie noch anders mitfiebern können. Ist aber Geschmackssache.

Die Geschichte ist dem Fantasy Genre zuzuordnen, hat viele Merkmale einer Thrillers und eine Familien- und Liebesgeschichte läuft auch mit. Das außergewöhnliche ist, dass es um gleichgeschlechtliche Liebe geht. Der Autor bedient sich damit zeitgemäßer Themen und verknüpft diese auf gelungene Weise miteinander.

Der Arzt ist eine interessante und geheimnisvolle Person. Er und die anderen Figuren werden mit der Zeit sympathisch, lassen in ihre Beweggründe Einblicken. Der Text liest sich fließend und ist bildhaft geschrieben.

Alles in allem ein fantastischer Horror - mittendrin eine Liebe zwischen zwei sehr besonderen Männern und eine große Bedrohung Aelands. Und nur Miles kann sein Land retten.

Bewertung vom 13.05.2019
Sich selbst vertrauen
Pépin, Charles

Sich selbst vertrauen


gut

Das Selbstvertrauen der Serena Williams

Charles Pépin beschreibt in seinem Sachbuch/Ratgeber wie sich Selbstvertrauen entwickelt und wie man die Entwicklung von Selbstvertrauen beeinflussen kann. Seine Ausführungen schmückt er mit Erkenntnissen aus Philosophie, Psychologie und anderen Wissenschaften.

Das Buch ist in zehn Kapitel (z.B. "Pflege gute Beziehungen", "Staune", "Schreite zur Tat") unterteilt. Diese klare Strukturierung mit den konkreten Titeln wirkt einladend und interessant. Es entsteht der Eindruck, dass Theorie erfahrbar gemacht wird.

Die Theorien werden in die Praxis umgesetzt. Dies geschieht im Text durch konkrete Beispiele, vor allem Erfolgsgeschichten von Prominenten. Schade daran ist, dass die meisten LeserInnen wohl keine Prominenten sind und eher durch Beispiele aus dem eigenen Leben berührt werden können. So ist es zwar interessant zu lesen, wie Serena Williams eine großartige Sportlerin werden konnte, aber lässt sich kaum auf das eigene Leben beziehen.

Der Text liest sich fließend, wenn man mit dem kompakten wissenschaftlichen Inhalt umgehen kann. Die Erkenntnisse zu Selbstvertrauen kommen mir bekannt vor, das Buch bietet nicht viel Neues. Als grundlegende Einführung ist es auf jeden Fall geeignet.

Grundlagenwissen zum Thema Selbstvertrauen, mit prominenten Beispielen und einer hilfreichen Struktur.

Bewertung vom 13.05.2019
Die Leben danach
Pierce, Thomas

Die Leben danach


gut

Besonderes Thema, aber wirre Erzählung

Jim Byrd ist für kurze Zeit tod. Das er in diesen wenigen Minuten keine sinngebenden Nahtoderfahrungen gemacht hat, erschüttert ihn in seinen Grundfesten. Sein Leben in der alternden Kleinstadt Shula in den Staaten ist eintönig und scheinbar unbedeutend. Mit seinem Vater und einer früheren Freundin macht er sich auf die Suche nach dem Leben nach dem Tod. Gemeinsam überwinden sie die eine oder andere Grenze des Realen.

Dieser Roman ist anders als erwartet sehr fiktional angelegt. Neben der Geschichte, die sich zwischen Jim und Annie entwickelt, geht es vor allem um die Suche nach dem Leben nach dem Tod. Und diese Suche hat viele irreale und absurde Inhalte. Die Geschichte lässt sich als Science Fiction einordnen, hat aber auch philosophische Anteile. Jims Suche wird zu einer Road Story, auf der ihm Geister, merkwürdige Maschinen und zukunftsweisende Ideen begegnen. Vor allem stellt sich immer wieder die philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Geschichte bekommt dadurch Tiefe und wird besonders bedeutungsschwanger.

Der Roman wirkt erzählerisch insgesamt etwas wirr. Es wird zu viel von allem erzählt, viele ausführlich beschriebene Details scheinen unnötig. Der rote Faden geht immer mal wieder verloren und die Liebes- und die Geistergeschichte scheinen sich gegenseitig zu behindern. Das Ganze wirkt holprig und das Lesen wird dadurch übermäßig mühevoll. Die Ausgestaltung der Charaktere, die interessant und symphatisch wirken, ist gelungen. Spannung entsteht jedoch erst im letzten Drittel des Buches und dann sogar ein gewisser Sog.

Pierce hat eine sehr ungewöhnliche und kreative Geschichte geschrieben, die erzählerisch wirr und langatmig daher kommt.

Bewertung vom 06.05.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


sehr gut

Einfallsreiche Erzählung

Bell lebt mit seinen Eltern im Hochmoor in Yorkshire auf einer Farm. Alles läuft seinen Gang, das Landleben hat so seine Eigenheiten. Als eine Londoner Familie sich für die Ferien eins der Häuser pachtet, beginnt zwischen den beiden Jungen Harry und Bell eine Freundschaft. Diese wird über viele Jahrzehnte halten.

Jane Gardam schreibt in ihrem Roman über das Landleben mit seinen Abläufen während der Jahreszeiten, gibt Einblick in den Alltag und die Familienstrukturen der Farmerfamilie und den Dynamiken auf dem Land. Ihre Landschafts- und Situationsbeschreibungen haben fast etwas romantisches, so liebevoll und bildreich sind sie. Die Sprachbilder sind ungewöhnlich einfallsreich und lassen die Geschichte sehr lebendig werden. Zudem wird die Geschichte aus der Perspektive der Jungen, aber auch aus der eines Außenstehenden und anderer Familienmitglieder erzählt. Die Schilderungen wirken oft unbedarft/kindlich, teilweise komisch, die Autorin erzählt mit einem Augenzwinkern. Das macht das Lesen sehr unterhaltsam.

Indem Gardam die Londoner-Familie in die Geschichte einführt, bekommt das Ganze noch mehr Spannung. Zu den Eigenheiten der Dörfler, kommen die der Städter hinzu und damit auch Fallstricke im Umgang miteinander, aber auch viel Annäherung und Verständigung untereinander. Die Freundschaft der beiden Jungen zieht sich dabei vordergründig durch das Buch, wie ein roter Faden.

Die Entwicklung der Freundschaft zwischen Bell und Harry und deren Familien wird im Laufe der Geschichte deutlich. Es ist spannend und berührend dies mitzuverfolgen. Die Zeitsprünge sind jedoch nicht deutlich (durch Datumangabe oder ähnliches) gekennzeichnet und es ist auch nicht klar, wieviel Zeit zwischen den Teilen liegt. Das macht das Lesen vor allem zu Beginn etwas verwirrend, bis klar wird, das jedes Kapitel für einen anderen Zeitpunkt (also für die nächsten Ferien der Londoner-Familie) steht.

Eine einfallsreich und bildreiche Erzählung über die Annäherung zweier Familien, die unterschiedlicher nicht sein können. Unterhaltsam und berührend.