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Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2020
Unter der Ritterburg / Das springende Haus Bd.2
Pfeiffer, Marikka

Unter der Ritterburg / Das springende Haus Bd.2


sehr gut

Das Haus springt weiterhin unkontrollierbar an neue Orte. Witziger Zwischenband einer charmanten Kinderbuch-Reihe.

Mein 8jähriger Sohn meint

Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle dieses Buch gern weiter.
Ich habe volle Punktzahl gegeben, weil ich die Orte toll fand, an die das Haus in diesem Buch springt. Das mit der Ritterburg war eine gute Idee und ich fand es lustig, dass Lonni und Nick mit dem Haus unter einem Wasserfall gelandet sind. Im Buch gab es auch einige spannende Momente, richtig spannend wurde es, als das Springometer dunkelrot gezeigt hat und sie das springende Haus fast verpasst hätten. Und ich konnte das Buch gut selbst lesen in der 2. Klasse.

Meine Erwachsenen-Sicht

Der erste Band der Reihe hat uns sehr gut gefallen und nun haben wir endlich auch Teil 2 gelesen. Gleich mit dem Prolog war klar, dass die Suche nach den verschwundenen Großeltern für Lonni und Nick weitergehen wird. Im Vordergrund standen allerdings diesmal noch mehr die Sprünge, die Lonni und Nick mit dem Haus unternehmen. Die Suche nach den Oktogonen, die die Koordinaten der Großeltern ergeben, rückte in den Hintergrund.

Autorin Marikka Pfeiffer flicht in die Geschichte wieder viele witzigen Einfälle ein, nur ein paar Beispiele: Als neue Obstzüchtung gibt es die Birpfel, die ganz sonderbare Eigenschaften hat, und neue tierische blinde Passagiere gibt es auch. Besonders gefallen hat mir erneut das recht ausgeglichene Genderbild, in dem insbesondere die beiden Hauptfiguren sehr gleichberechtigt agieren und Nicks Vater als Hausmann glücklich ist. Für mich ist das Buch aber ein klassischer Zwischenband, der die Geschichte um das springende Haus schön fortführt ohne große Neuerungen. Dennoch haben wir das Buch in drei Generationen (Oma, Mama und Kind) sehr gerne gelesen. Und wir freuen uns schon auf die Bände 3 und 4, danach ist die Reihe abgeschlossen.

Wortschatz und Grammatik lesen sich schön und flüssig, sind aber so gebaut, dass auch erfahrende Erstlesende mit dem Buch gut zurecht kommen und mein Sohn (2. Klasse) konnte die Kapitel schön selber lesen. Da passt auch die Länge mit rund 120 Seiten ganz gut.

Fazit
Witziges und charmantes Kinderbuch. Der erste Band hat uns aber nochmal deutlich besser gefallen. Daher vergeben wir 4 von 5 Sternen und freuen uns auf die nächsten Bände.

Bewertung vom 17.02.2020
Vorsicht, Vulkan! / Das springende Haus Bd.3
Pfeiffer, Marikka

Vorsicht, Vulkan! / Das springende Haus Bd.3


ausgezeichnet

Diesmal springt das Haus in den Zirkus und nach Island, wir waren wieder total gerne dabei!

Mein 8jähriger Sohn meint:

Wir fiebern schon seit Band 1 beim Springenden Haus mit und haben auch hier wieder viel gelacht. Daher war ich ganz froh, dass ich gleich nach Ende von Band 2 mit „Vorsicht, Vulkan!“ weiterlesen konnte. Ich empfehle die Bände nach und nach zu lesen, damit man den Zusammenhang versteht. Ganz spannend ist, dass die gemeine Nachbarin hier alles daran setzt, die Hecke um das Haus zu zerstören, damit sie endlich sehen kann, was sich dahinter befindet. Ich habe mir beim Lesen überlegt, was so als nächstes kommt, und dann hat mich das Buch immer wieder überrascht. Und ich konnte den Text als 2.-Klässler gut lesen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.

Meine Erwachsenen-Meinung:

Von der Idee des springenden Hauses sind wir seit dem 1. Band begeistert und in „Vorsicht, Vulkan!“ geht die Geschichte toll weiter. Band 2 fand ich zuvor zwar etwas schwächer, Nummer 3 ist Marikka Pfeiffer, wie ich finde, wieder richtig rund gelungen: Hier waren die Suche nach den verschwundenen Großeltern, die aktuellen Sprünge, die mitreisenden Tiere und die Geschehnisse im Blumenviertel wieder geschickt verwoben.

Die Zirkus-Welt und erst recht die Vulkane in Island mochte ich total gerne und beides ist sehr anschaulich und witzig beschrieben. Besonders schön finde ich, dass die Autorin sprachlich zwar so simpel bleibt, dass die jungen Lesenden nicht überfordert werden, dabei bleibt sie aber immer spielerisch und elegant mit den Sätzen. Dazu erweitert sie den Worthorizont immer wieder, z.B. mit so Worten wie Schildvulkan, Feueropal, Geysir.

Da ich schon immer mal nach Island reisen wollte, war dieser Band für mich natürlich erst recht passend. Nebenbei werden so auch ein paar Eigenheiten des Landes vermittelt. Besonders hat mir an der Episode gefallen, dass sie eine witzige Auflösung am Schluss erfährt, bei der auch Elfen eine Rolle spielen. Diese hat sogar Auswirkung auf Band 4, wie der Epilog anreißt. Die gemeine Nachbarin Frau Kiesewetter hat in diesem Band richtig fiese Geschütze gegen die Wendelin-Familie mit ihrem springenden Haus aufgefahren. So kam einiges an Spannung für die Geschichte auf.

Auch das Gender-Bild ist wie in den übrigen Bänden sehr ausgeglichen und Papa Henri ist als Hausmann sehr für die Gleichberechtigung unterwegs. Und die Illustrationen von Cathy Ionescu sind einfach wundervoll.

Fazit:

Witziges Kinderbuch mit Abenteuer, das wir sehr gerne weiterempfehlen. Wir werden bald weiter in Band 4 springen und vergeben 4,5 von 5 Sternen, die wir gerne aufrunden.

Bewertung vom 17.02.2020
Einsame Insel voraus! / Das springende Haus Bd.4
Pfeiffer, Marikka

Einsame Insel voraus! / Das springende Haus Bd.4


ausgezeichnet

Schöner Abschluss der gelungenen Abenteuerreihe

So, jetzt wollten wir es aber wissen: Der Akku des springenden Hauses hat kaum noch Saft. Werden Lonni und Nick dessen Großeltern trotzdem noch finden? Marikka Pfeiffer bringt das Haus in diesem vierten und letzten Band zunächst an den wundervollsten Ort der Reihe, in die Waitomi Caves in Neuseeland.

„In der Dunkelheit um sie herum glitzerten überall Milliarden von azurblauen Sternen. ‚Ach du lieber Schwan‘, sagte Isi. ‚Wir sind im Weltall.‘“

Das hat uns immer fasziniert, dass das springende Haus Lonni, Nick und die gesamte Familie Wendelin an so spannende Orte reisen lässt. Wie praktisch wäre das, wenn wir das auch so einfach könnten!

Das ganze Buch lässt sich für geübte Erstlesende richtig gut lesen (mein Sohn ist jetzt in der 2. Klasse), ohne dass die Sprache zu sehr simplifiziert wird. Solche Stellen machen mir auch als Erwachsene Spaß und geben den Kindern Futter beim Selberlesen:

„Über ihnen grollte, rollte und kollerte der Donner.“

Was ich besonders witzig fand: Mein Sohn hat schon in Band 3 einen Plot-Twist kommen sehen, der die beiden Hauptfiguren in Band 4 nun tatsächlich noch einige Zeit beschäftigt hat.

Cathy Ionescu illustriert die Geschichte wieder total liebevoll. Ich finde sehr toll gelungen, dass sie oftmals nicht die Hauptaction abbildet – die man sich ja eh durch die tollen Beschreibungen von Autorin Pfeiffer trefflich vorstellen kann – sondern oft sind es kleine Details oder die Emotionen auf den Gesichtern der Figuren, denen sie mit einigen wenigen und doch so trefflichen Strichen Leben einhaucht.

Zwei kleine Stellen fand ich etwas schade: Ich persönlich hätte es noch schön gefunden, wenn das Zirkus-Mädchen aus Band 3 nochmal aufgetaucht wäre. Und die beiden Kindern aus Polynesien hätten für mich klar als BIPoC gekennzeichnet können.

Dafür ist weiterhin das Geschlechterverhältnis ausgewogen und Opa und Oma sind beide auch gleichberechtigt in der Wissenschaft tätig.

Fazit
Ein sehr charmanter Abschluss der Reihe, bei dem wir wieder mit viel Spaß mitgefiebert haben. Wir vergeben 4,5 von 5 Sternen und empfehlen die komplette Reihe sehr gerne weiter.

Bewertung vom 17.02.2020
Stark
Köller, Kathrin

Stark


ausgezeichnet

Mädchen und junge Frauen wie Du und ich – und sie leisten Großes. 13 bewegende Porträts, die Mut machen.

Frauen und als Frauen gesehene werden in geschichtlichen Darstellung häufig ignoriert, noch immer seltener in Talkshows eingeladen, seltener zitiert und auch seltener als Autorinnen veröffentlicht. Weil ja immer im Raum stand, haben Berit Glanz und Nicole Seifert kürzlich daie aktuelle Frühjahrsprogramme ausgewertet, nur um sich dann vom Schweizer Tagesanzeiger anzuhören: „Wer zählt, muss nicht denken.“ Wenigstens sind im Buchmarkt in den letzten Jahren kleine Fortschritte zu erkennen, dass mehr Frauen porträtiert werden, sei es in Sammelbänden wie „Good Night Stories for Rebell Girls“ oder Monografien.

„stark: Rebellinnen von heute“ fügt diesen Porträts nun eine spannende Facette hinzu, weil jungen Frauen von heute vorgestellt werden. Mit ihrem Buchbeginn stellen Autorin Kathrin Köller und Illustratorin Anusch Thielbeer fest:

„Nur, damit das schon mal klar ist: Franca und Nadjeschda und all die anderen Mädchen und Frauen in diesem Buch haben nicht schon mit 13 ein neues Medikament gegen eine schwere Krankheit oder einen bislang verborgenen Planeten entdeckt.“

Und doch machen sie die Welt zu einem besseren Ort, indem sie sich gegen Rassismus engagieren, für den Umweltschutz, gegen Mobbing und so weiter und so fort. Normal ist ja eh ein merkwürdiges Konstrukt, für mich sind diese Mädchen und Frauen allerdings so „normal“ wie es nur eben geht, denn sie sind wie Du und ich. Und diese jungen Frauen heißen eben nicht nur Lotta und Marie, die sich ihrer Privilegien als Weiße auch deutlich bewusst sind, sondern es gibt WoC und Migrationshintergrund, eine Jüdin, eine junge trans Frau, ein Mädchen mit Behinderung.

Die Porträts werden eingeleitet mit einem Porträtbild der Illustratorin Anusch Thielbeer. Mir gefällt ihr Stil, den man schon am Cover entdecken kann sehr gut. Für mich machen diese einerseits sehr schlichten und andererseits doch sehr stilisierten Bilder die 13 jungen Frauen zu Heldinnen des Alltags. Im Anschluss an die Textporträts von Kathrin Köller kommen die Frauen und Mädchen in unterschiedlichen Textformen selbst zu Wort: Gedichte, Songtexte, Auszüge von Tagebüchern, Manifeste, eigene Gesprächsnotizen. Besonders gefiel mir Suzans Beschreibung, wie sie ein Shoppingcenter als Architektin verbessern würde. So kommt man noch näher an diese Frauen und Mädchen heran und das eröffnet gerade für die junge Zielgruppe viel Platz für Identifikation.

„Das kann ich auch!“, dieses Gefühl von Repräsentanz und Empowerment vermittelt dieses Buch richtig gut.

Chapeau an die jungen Frauen! Ich kann mich Köller und Thielbeer nur anschließen:

„Ihr seid wunderbar und ihr macht uns Mut!“

Zwei Kritikpunkte habe ich aber:

Diese Lebensgeschichten spielen sich vor allem in und um Berlin ab. Ich komme ursprünglich aus einer bayerischen Kleinstadt und hätte ich das Buch als Teenagern gelesen, ich hätte die Offenheit der porträtieren jungen Frauen vermutlich in erster Linie der Großstadt zugeschrieben. Daher hätte ich es für junge Menschen, die eher ländlich wohnen schön gefunden, wenn auch von dort Positivbeispiele zur Inspiration dargestellt worden wären.

Und dann mag ich persönlich das Framing von „starken“ Frauen überhaupt nicht, die hier mit dem Titel perpetuiert wird. Das Buch selbst fällt auf die Falle gar nicht mal herein, aber der Titel ist halt leider der Titel. Dieses Framing beinhaltet, dass Frauen das Konzept der Stärke der Männer übernehmen müssen und – voilá – Daseinsberechtigung erfüllt. Natürlich können auch Frauen stark sein, aber dieses Framing, diese Trope, tut so, als wäre das eine Besonderheit. Natürlich zeigen die porträtierten Frauen eine innere Stärke und Haltung, die aber nichts mit Rambo oder anderen Männlichkeitsidealen zu tun hat, denn sie wollen ja gerade solche Konzepte überwinden.

Fazit:
Bewegende Porträts von wundervollen jungen Frauen und Mädchen, die Mut machen! 5 von 5 St

Bewertung vom 17.02.2020
Das Geheimnis um Nebula / Explorer Academy Bd.1
Trueit, Trudi

Das Geheimnis um Nebula / Explorer Academy Bd.1


sehr gut

Spannendes Abenteuer mit großer Faszination für die Wissenschaften

Mein 8jähriger Sohn meint:

„Explorer Academy“ ist sehr spannendes Buch über den Jungen Cruz, der auf eine Schule kommt, die Kinder aus der ganzen Welt aufnimmt, die dort zu großen Entdecker ausgebildet werden.
Schon die Schule ist total spannend, denn die Kinder werden mit einem riesigen Schiff auf eine große Expedition gehen. In der Schule gibt es eine CAVE, eine animierte Computerwelt, bei der man sich fühlt, als wäre man wirklich bei einer Expedition. So können die Kinder üben. Richtig spannend wird es durch Nebula, das sind Leute, die Cruz töten wollen, aber es bleibt noch ein Geheimnis warum. Dass es dadurch immer wieder ziemlich gefährlich wurde, fand ich aber nicht zu gruselig für mich.
Ich sehe aber ein paar Schwächen, weil manche Sachen nicht ganz zusammenpassen.
Die „Explorer Academy“ war so gut und es sind noch so viele Fragen offen, dass ich mich schon auf den nächsten Band freue und 4,5 von 5 Sternen vergebe.

Meine Erwachsenen-Sicht:

In diesem spannenden Kinderbuch spricht die Begeisterung für Natur- und Geisteswissenschaften aus jeder Zeile. Und das hat meinen Sohn und mich richtig angefixt.

Besonders hat mir gefallen, wie Autorin Trudi Trueit ihre Welt baut. Eigentlich ist das unsere Welt, aber in der „Explorer Academy“ gibt es eine Vielzahl an kleinen und großen technischen Besonderheiten, die es jetzt und heute eben noch nicht gibt. Auch, wenn auf den letzten Seiten des Buches einige Forschungen vorgestellt werden, die zeigen, dass manches davon keine weit entfernte Zukunftsmusik ist, sondern manchmal schon in etwas anderer Form bereits existiert, wie der 4-D-Druck, der eine Zeitkomponente einfließen lässt. Das regt schon meinen Entdeckungsgeist an und ich denke, dass es Kindern erst recht so geht.

Und so gab es in dem Buch auch einiges zum Miträtseln, wovon wir einiges auch entschlüsseln konnten.

Von der Genderperspektive sind die Mädels und Jungs gleichberechtigte Entdecker:innen. Dazu fand ich es sehr erfrischend, dass Cruz bei einer großen Enttäuschung einfach mal weinen darf, ohne, dass es groß thematisiert und so völlig „normal“ wird. Die Geschichte wird mit einem diversen Cast erzählt, die die ganze Welt und die unterschiedlichen Hautfarben abdeckt. Das ist auch bei den realen Wissenschaftler:innen so, die am Buchende vorgestellt werden. Mit Cruz ist ein Latino und damit eine PoC die Hauptfigur. Manchmal ging mit das Elite-Getue ein wenig auf die Nerven, aber da es immer wieder gebrochen wird, fand ich es in Ordnung.

Leider hatte die Geschichte ein paar Logiklücken, ein Beispiel: Die Kinder geraten bei einer Mission in der CAVE in Lebensgefahr, aber irgendwie scheint das niemand der Erwachsenen zu jucken, obwohl einer das sogar mitbekommt. Soweit könnte das vielleicht noch Teil der Geschichte sein, aber warum wundern sich die Kinder nicht darüber? Das hat mich leider manchmal etwas rausgehauen, daher ziehe ich ein leider einen Stern ab.

Ich habe übrigens auch in das Hörbuch reingehört (gelesen von Stefan Kaminski), das allerdings etwas gekürzt ist. Das hat mich beim ersten Anhören nicht gestört, als ich jedoch Buch und Lesung verglichen habe, fiel mir auf, dass insbesondere die emotionaleren Teile weggestrichen wurden. Wir haben daher nur noch das Buch gelesen. Denn gerade die emotionalen Teil mit ihrer Beschreibung von Freundschaft und Verbundenheit sind der Autorin sehr gut gelungen – und das in einem sehr Plot- und Actionlastigem Buch. Das hat das Buch nochmal extra abgerundet. Und die Illustrationen fand ich in ihrer Mischung aus Realismus und Futurismus ganz toll.

Fazit:
Wissenschaft macht Spaß und ist spannend! Bei der „Explorer Academy“ haben wir total mitgefiebert, einen Stern Abzug gibt es für die gelegentlichen Schwächen im Plot. Wir freuen uns schon auf den nächsten Band und vergeben 4 von 5 Sternen (Durchschnitt 4,25 von Kinder- und Erwachsenenbewertung).

Bewertung vom 17.02.2020
Zorro Vela
Zähringer, Norbert

Zorro Vela


ausgezeichnet

Kinderbuch-Highlight, so abgedreht wie es klingt: 1989 müssen vier Kinder aus DDR und BRD gemeinsam die Welt vor Außerirdischen retten.

Außerirdische an der deutsch-deutschen Grenze

Hier wird 1989 an der deutsch-deutschen Grenze mal ganz anders erzählt. Autor Norbert Zähringer gelingt eine ganz abgedrehte SciFi-Geschichte kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs. Mein 8jähriger Sohn und ich hatten beim Lesen sehr, sehr viel Spaß!

Vier Kinder, je ein Junge und ein Mädchen aus jeweils DDR und BRD, müssen die Welt retten. Das alles erzählt ihnen Zorro Vela, ein Gestaltwandler vom Planeten Oneiros, der aber für die Kinder meist die Gestalt der Comic-Figur Zorro annimmt. Die Geschichte wird über weite Strecken aus Zorns Sicht als Ich-Erzähler geschildert (die übrigen Passagen eigentlich auch, weil er dies alles beobachtet haben könnte). Und durch Zorro erfahren wir wundervoll viel absurdes Hintergrundwissen:

"Es ist nicht so, dass das All grenzenlos wäre. Wer sich zum Beispiel einmal mit seinem Raumschiff in das System der Reticulaner im Sternbild Netz verflogen hat, kann ein Lied davon singen. Sobald man die äußere Grenze ihres Sonnensystems passiert hat, eine Zone voller Müll und Weltraumschrott, taucht mit Sicherheit wie aus dem Nichts eine Grenzpatrouille auf.“

Zähringer baut dieses Kinderbuch unglaublich klug. Er setzt das Science-Fiction-Genre gekonnt um und spielt mit dessen Versatzstücken. Dass die Außerirdischen die Erde zerstören wollen, kann man einfach nur vollumfänglich verstehen: Die Menschheit ist immer kurz davor, sich selbst oder ihren Planenten zu zerstören. Und das historische Setting, das Zähringer wählt, ist die idealtypische Entsprechung dafür. All dies schildert der Autor mit einem solch liebevollen, ironischen Blick, so dass wir oft herzlich lachen mussten.

„Die vier Erdlinge wussten natürlich nicht, was Schakkalack ist. Es ist schon ein wenig nervig, eine noch nicht interstellare Spezies vor dem Untergang zu retten, wenn man beinahe alles und jedes erklären muss.“

Das Worldbuilding gefiel mir ausnehmend gut und da wird echt in die Vollen gegriffen: Eigentlich könnte man meinen, jetzt sei es genug, aber jede neue Idee fügt sich wieder passgenau in die Geschichte ein. Quasi nebenbei erzählt Zähringer vom DDR-Alltag und lässt auch die düsteren Aspekte wie den Schießbefehl an der Mauer und Stasi-Bespitzelung nicht aus. Und die 80er im Westen werden zudem miterzählt. Ich fand es wundervoll, so mit meinem Sohn in meine eigene Kindheit (West) und die seines Vaters (Ost) ein kleines Stück weit eintauchen zu können.

Sprachlich ist das Buch schön geschrieben, aber auch recht anspruchsvoll, mit ziemlich langen Sätzen. Manche 10jährige könnte das noch zu kompliziert finden. Und selbst beim Vorlesen musste ich mich konzentrieren, um nicht zu stolpern. Dann aber konnte ich die Geschichte mit ganz viel pointierter Komik vorlesen, so dass es eine echte Freude war. Mein Sohn und ich haben viel gelacht und mitgefiebert.

„Der Anblick des ersten Aliens im Leben kann einen ganz schön aus den Socken hauen. Aber – irgendwann ist halt immer das erste Mal. Also mein Tipp: gewöhnt euch dran! Gewöhnt euch dran, dass ihr nicht allein im Universum seid!“

Die Genderrollen sind recht ausgeglichen und, dass Zorro eine nonbinäre Identität hat und zwischen den Gendern wechseln kann, war für mich ein zusätzliches Schmankerl.

Fazit
So absurd und witzig kann die deutsch-deutsche Geschichte erzählt werden. Tolles Kinderbuch und eines unserer Highlights von 2019/20, das wir von Herzen weiterempfehlen. 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 08.01.2020
Kuddelmuddel im Klassenzimmer / ROKI Bd.2
Hüging, Andreas;Niestrath, Angelika

Kuddelmuddel im Klassenzimmer / ROKI Bd.2


sehr gut

Witzig, wenn künstliche Intelligenz zur Schule geht. Lustiges Kinderbuch mit tollen Illustrationen.

Bot! ROKI ist wieder da

Mein 7,5jähriger Sohn und ich haben bereits den ersten Band um Roboterkind ROKI sehr gerne als Hörbuch gehört. In „ROKI – Kuddelmuddel im Klassenzimmer“ ist es Roki bei seinem „Papa“, dem Wissenschaftler Adam, im Werkstattschuppen zu langweilig und er reißt immer wieder aus. Denn er will endlich seinen besten Freund Paul in der Schule besuchen.

Angelika Niestrath und Andreas Hüging erzählen erneut eine witzige Geschichte, sprachlich leicht und angenehm zu lesen und mit viel Humor. Nebenbei geben sie den jungen Leser*innen gleich noch ein paar Anhaltspunkte, wie so ein Computerhirn denkt und was eine künstliche Intelligenz ausmacht. Dazu kann man auch gleich noch nachdenken, was Anderssein bedeutet und dass jeder einen anderen Blickwinkel hat: Denn so ein Computerkind bezieht ganz anderes Dinge in seine Überlegungen mit ein als du und ich. Er befindet sich irgendwie an der Grenze zwischen menschlichen Gefühlen und künstlicher Intelligenz. Und bei Paul gibt es die schöne Lernkurve, dass Freundschaften eben nicht exklusiv sein müssen.
Die Gefahr durch den „Bösewicht“ fand ich zwar wie im ersten Band schon etwas banal und nicht so spannend. Nervenaufreibend sieht für mich anders aus, aber die Bedrohung soll auch eher ein Nebenschauplatz sein. Denn das Autor*innen-Duo will zuallererst eine witzige Geschichte erzählen, bei der wir auch häufig laut lachen mussten. Unsere Highlights waren der Roboter-Hund Huwi, Hausmeister Palko und die Hunde mit Glitzer (ich glaube, so viel kann ich verraten, ohne zu spoilern). Sehr gut gefallen hat mir wieder das urbane Umfeld, das man auch ganz konkret als Berlin verorten kann, und dass ein recht cooles Bild von Wissenschaftler*innen gezeichnet wird.
Die Illustrationen stammen von Nikolai Renger, die uns generell sehr gut gefallen. Durch den Comic-haften Stil und die tollen Farben wirkt die recht peppig und zielen eher auf Schulkinder ab. Die Geschichte lässt sich für geübte Leseanfänger ab ca. 2./3. Klasse problemlos lesen. Die Textmenge war für meinen Sohn (Anfang 2. Klasse) allerdings noch zu groß.

Fazit
Mein Sohn freut sich schon auf den nächsten Band, der allerdings erst im Frühjahr 2021 erscheinen wird. Wir vermuten, dass Roki da… aber lest selbst. Wir vergeben 4 von 5 Sternen für dieses witzige Roboter-Abenteuer und empfehlen es gerne weiter.

Bewertung vom 08.01.2020
HERKUNFT
Stanisic, Sasa

HERKUNFT


ausgezeichnet

Die Drachen der Erinnerung

Wow! Obwohl es um die ganz großen Themen geht, wie Identität, Demenz und Krieg, liest sich „Herkunft“ mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Ich bin durch die Seiten geflogen. Saša Stanišić erzählt die Geschichte in Erinnerungshäppchen, die sich schnell weglesen, sein Sprachwitz und die pointierten Anekdoten machten das Buch für mich zu einem Vergnügen. Stanišić spielt mit der Sprache wie auf einer ausgefeilten Klaviatur. Und die Herkunft? Es ist weder seine Mutter-, noch seine Vatersprache, es ist SEINE Sprache.

„Heimat, sage ich, ist das, worüber ich gerade schreibe. Großmütter. Als meine Großmutter Kristina Erinnerungen zu verlieren begann, begann ich, Erinnerungen zu sammeln.“

Es ist eine Liebeserklärung an die Großmutter und ein sprachliches Fest. In dieser Schönheit stockte mir wieder der Atem, weil da war wieder der Krieg (im früheren Jugoslawien), der sich aus dem Leben derer, die ihn erleben mussten, nie heraus subtrahieren lässt. Es gibt Erinnerungen meiner Mutter, die hat sie mir so erzählt, dass sie sich für mich wie meine eigene anfühlen, wie sie als knapp 3jährige an der Treppe zum Luftschutzkeller steht. Ein merkwürdiges Gefühl, ich weiß, dass war nicht ich, aber so fühlt es sich an, als hätte ich das erlebt.

Nun das absolut Verblüffende: Saša Stanišić erzählt seine „Herkunft“ so intensiv, so nahbar, so authentisch, dass sich seine Erinnerungen wie meine anfühlen. Ich war in Višegrad und ich bin mit seiner Großmutter auf einen Berg gestiegen. Ich habe Drachen gesehen. Wenn Stanišić beschreibt, wie sein Sohn etwas sagt, dann schiebt sich darüber das Bild meines Sohnes, fast im gleichen Alter ist, diese Sätze sagen. Stanišić Geschichte ist Teil der Herkunft dieses Landes hier, der Bundesrepublik Deutschland, weil er Teil dieses Landes ist, weil Migration Teil dieses Landes

„Wie schön ist das denn? Alle Menschen der Welt wertschätzen! Wie einfach es klingt.“

Beim Lesen folgt man Stanišić und nie weiß man, was „stimmt“ von diesen Erinnerungen. Aber der Autor würde nie behaupten, dass er es selbst ganz genau wüsste:

„Eine Geschichte gibt es dazu. Was an ihr wahr ist und was nicht, kann ich nicht sagen.“

Das Buch ist sicherlich nichts für Menschen, die eine Fakten ganz „ordentlich“ erzählt bekommen möchten. Nichts für Menschen, die glauben, es gäbe keinen Zweifel in Bezug auf die Erinnerung, die denken, Authentizität würde bedeuten, dass man etwas Eins zu Eins abbilden könnte. „Herkunft“ ist Literatur, keine persönlichen Annalen des Autors. Dass Stanišić dies so transparent offen legt, erzählt so viel über Literatur und auch die Herkunft an sich. Wer sind wir als Menschen, wie können wir überhaupt so etwas wie Herkunft konstruieren?

Dies ist nicht zuletzt eine politische Frage und „Herkunft“ ist nicht zuletzt ein politisches Buch, wenn es die Parallelen aufzeigt von den aufkommenden nationalistischen „Bewegungen“ in Jugoslawien damals und den Wahlsiegen von „rechtspopulistischen“ Parteien heute.

„Heute ist der 29. August 2018. In den letzten Tagen haben tausende in Chemnitz gegen die offene Gesellschaft in Deutschland demonstriert. Migranten wurden angefeindet, der Hitler-Gruß hing über der Gegenwart.“

Herkunft lässt sich nie verstehen ohne die Gegenwart und so nimmt er immer wieder auch Bezug auf das Heute. So habe ich Stanišić kennengelernt, als Autor, der sich klar gegen rechts positioniert, später auch gegen die Relativierung von Handke. Trennung von Werk und Autor? „Herkunft“ beweist, dass dies eh nie möglich ist. Ich hatte etwas Angst sein Buch zu lesen, weil ich den Autor so schätze. Es gibt keinen Grund dafür. „Herkunft“ hat mich restlos begeistert, wehmütig und wunderschön:

„Ich glaube, dass es wenig Schlimmeres gibt, als zu wissen, wo man hingehört, aber dort nicht sein zu können.“

Fazit
Ich könnte noch so viel mehr Stellen zitieren, die mich bis ins Mark berührt haben. Aber lest bitte selbst! Begeisterte 5 von 5 Sternen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2020
Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1
Schwab, V. E.

Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1


sehr gut

Sehr spannend und mit ambivalenten Held:innen zeigt V. E. Schwab die Schattenseiten von Superkräften.

Die Schattenseiten von Superkräften

„Von EOs zu hören oder an sie zu glauben waren zwei verschiedene Dinge, und an Elis Tonfall konnte er nicht ablesen, zu welchem Lager sein Freund gehörte. Und auch nicht, zu welchem Lager Victor Elis Meinung nach gehören sollte, was die Antwort um einiges schwerer machte.“

EOs, in „Vicious“ von V. E. Schwab sind das ExtraOrdinäre Menschen. In anderen Geschichten würde man sie Superheld:innen nennen, aber Schwab zeigt in erster Linie die düsteren Seiten solcher Kräfte und gerade deswegen hat mir der Roman sehr viel Spaß gemacht.

Toll gelungen ist für mich der Aufbau der Geschichte. Schwab springt dafür ziemlich in der Zeit hin und her, dabei immer total natürlich und nachvollziehbar. Manche Entwicklungen habe ich zwar geahnt, durch den Aufbau blieb ich beim Lesen weiterhin total gespannt. 

Die Protagonist:innen fand ich alle sehr interessant, ja, mochte ich sogar fast alle. Wie aber schon der Klappentext nahelegt, sind alle nicht per se sympathisch. Das zeigt sich schon ganz zu Anfang:

„Eli brauchte nur zu lächeln. Und Victor nur zu lügen. Beides erwies sich stets als erschreckend wirkungsvoll.“

Das muss man mögen, ich persönlich finde das sogar hin und wieder richtig klasse, weil ich gerne in den Kopf von ambivalenten und bösen Figuren schlüpfe. Und die Autorin gestaltet sie geschickt, so dass sie immer noch Identifikationspotential bietet – und nicht nur, weil ein Hund gerettet wird (frei nach dem Motto „Save the cat“ des Drehbuchratgebers von Blake Snyder).

Die Männer-Figuren stehen etwas mehr im Vordergrund als die Frauen- und es gibt auch mehr Männer. Gleichzeitig haben die zwei Frauen die interessanteren extraordinären Fähigkeiten und Selina stellt zudem die Machtstrukturen auf den Kopf. Und die Frauen haben definitiv mehr Durchblick:

„„Hast du ein Cape?« »Machst du dich über mich lustig?« »Du stehst wohl eher auf Masken.« »Worauf willst du hinaus?«, fragte er, als sie vor ihrem Gebäude standen. »Jedenfalls bist du der Held«, sie suchte seinen Blick, »deiner eigenen Geschichte.«“

„Vicious“ erzählt außerdem schon mit der Grundidee der Rivalität von Victor und Eli, wie toxisch eine Männerfreundschaft sein kann. Und wenn die Backstory der Figuren angerissen wird, erzählt die Autorin abwesende Eltern und nicht nur abwesende Mütter. 

Ich hatte aber halt etwas mehr Fantasy-Elemente erwartet, stellenweise kam stand mir der Crime-Anteil mit den Polizeiaspekten zu sehr im Vordergrund. Dazu hatte ich am Anfang ein paar kleinere Probleme, vor allem, u.a. weil mir die Faktenlage viel zu dünn erschien, warum die beiden Wissenschaftler sich überhaupt erstmal auf das Experiment einlassen. Und da hätte es für mich auch etwas schneller zur Sache kommen können. Aber auch da hat mich die Geschichte gut mitgenommen, das ist aber der Grund, warum ich 4 Sterne vergebe und keine 5. „Vicious“ habe ich dennoch mit Begeisterung gelesen, den Triel dahinter mochte ich sehr.

„Vicious“ hat viel für ein wundervolles Lesevergnügen: Victors Eigenheit, wie er mit den Selbsthilferatgebern seiner Eltern umgeht, ist eine ironische Selbstbetrachtung auf Literatur im Allgemeinen. Und viele Abschnitte sind toll formuliert:

„Noch war Victor mit ihrer Ausdrucksweise nicht ganz vertraut. Aber vermutlich handelte es sich um widerwillige Zustimmung, eine vorpubertäre Version von »okay!« oder »meinetwegen«. Die Wanduhr zeigte kurz vor neun.“

Fazit

Sehr spannend, so konnte ich „Vicious“ zum Ende hin nicht gar mehr aus der Hand legen. Für mich ist der Roman in erster Linie ein Thriller, die übersinnliche Note ist die Wucht, hätte noch mehr im Vordergrund stehen können. Ich empfehle „Vicious“ gerne weiter, freue mich schon auf Band 2 „Vengeful“, der am 29. April 2020 erscheinen soll, und vergebe sehr gute 4 von 5 Sternen.