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Verena

Bewertungen

Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2022
Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'
Hazelwood, Ali

Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'


gut

Ali Hazelwoods „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit der Liebe“ war mein erstes Buch 2022 und ein kleines unterhaltsames Highlight. Sie hat im englischen Original schon einiges veröffentlicht und das kommt jetzt wohl nach und nach auf Deutsch raus. Ich habe mich sehr auf „Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ gefreut, war dann aber doch eher underwhelmed. Der Roman ist zwar ebenfalls unterhaltsam, man bekommt einen Einblick in die wissenschaftliche Welt (wobei die hier ein biiiiisschen dick aufgetragen ist, mit dem ganzen NASA Zeug), aber es ist mehr oder weniger der gleiche Roman wie der erste, die Fake Dating Storyline mal außenvorgelassen. Love at first sight für den Typen, Jahre bevor die Auserwählte es überhaupt weiß. Er ist unnahbar, manchmal arrogant, beide sind brillante in ihren Fachbereichen, witzige, aber leicht überzogene Nebenfiguren – selbst die steamy Szenen und der Plottwist um den bad guy sind ziemlich ähnlich. Was in der Welt der Fanfiction, aus der Ali Hazelwood ja kommt, absolut gang und gäbe ist, funktioniert für mich in der Romanwelt nicht so wirklich. Hinzu kommen auch hier wieder die gleichen Längen, die schon der erste Roman hatte. Und da ich dieses Mal auch wusste, wer die Inspiration für die männliche Hauptfigur war, fiel es mir durchaus schwer, Levi als so attraktiv wahrzunehmen, wie er beschrieben wird (sorry, Adam Driver tut einfach überhaupt gar nichts für mich).

Bewertung vom 27.09.2022
Weihnachten in der kleinen Buchhandlung / Happy Ever After Bd.4
Colgan, Jenny

Weihnachten in der kleinen Buchhandlung / Happy Ever After Bd.4


sehr gut

Ist Anfang September zu früh für einen Weihnachtsroman? Es waren tatsächlich die letzten richtig warmen, sonnigen Tage des Sommers, als ich „Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ gelesen habe, doch Jenny Colgan hat es geschafft, den Christmas Spirit rüberzubringen. Überhaupt knüpft die Stimmung des Romans an die vorigen der Reihe an, auch wenn es dieses Mal nicht in einen kleinen Ort in den schottischen Highlands geht, sondern Edinburgh Schauplatz der Geschichte ist. Natürlich ganz anders, aber so wie die anderen Romane bisher immer großes Fernweh aufkommen ließen, will ich jetzt unbedingt in der Weihnachtszeit in die schottische Hauptstadt.
Besonders gern mochte ich, dass die zentrale Beziehung, um die es ging, mal keine Liebesbeziehung war. Es ging um die Protagonistin Carmen, die nachdem sie einen ziemlichen Tiefpunkt erreicht hat, bei ihrer Schwester Sofia einzieht. Die beiden stehen sich nicht nur nicht sehr nah, sie sind auch sehr unterschiedlich und können sich seit Kindestagen nicht wirklich leiden. Zu Sofias Kindern hatte Carmen bis zu ihrem Umzug nach Edinburgh gar keine Beziehung. Zu ihrer eigenen Überraschung, gefällt Carmen nach und nach ihr neuer Job in einer kleinen, schrulligen Buchhandlung, aber sie findet auch schnell in ihre Rolle als Tante und wird bald sehr wichtig im Leben ihrer Nichten und Neffen. Der Weg der Schwestern zueinanderzufinden ist etwas schwerer, aber ein Happy End ist natürlich garantiert. Eine Lovestory gibt es auch, aber die beiden Männer, die dafür in Frage kommen, verblassen bei der tollen Familiengeschichte.

Bewertung vom 27.09.2022
Neues von Lady Whistledown / Bridgerton Bd.9
Quinn, Julia

Neues von Lady Whistledown / Bridgerton Bd.9


gut

Zwei Kurzgeschichten aus der Feder von Bridgerton Autorin Julia Quinn. Sie spielen zur gleichen Zeit wie die Briderton Romane, aber die Figuren haben nichts mit der Familie zu tun, außer, dass sie sich im ton in denselben Kreisen bewegen und daher auch in Lady Whistledowns Kolumne auftauchen. Während die beiden Geschichten wie bei Julia Quinn üblich gewohnt charmant geschrieben waren, konnten sie mich nicht so packen, wie ihre Romane. Vor allem zu der ersten der beiden Kurzgeschichten habe ich nicht wirklich Zugang gefunden. Die zweite jedoch, die Geschichte von Tillie und Peter, mochte ich viel lieber und hätte gerne mehr Zeit mit den Figuren verbracht. Alles in allem ist „Neues von Lady Whistledown“ eine nette, kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, kommt aber nicht an die full-length Romane der Autorin ran.

Bewertung vom 20.09.2022
Haie in Zeiten von Erlösern
Washburn, Kawai Strong

Haie in Zeiten von Erlösern


gut

3,5 Sterne

Eine Familien-Saga aus Hawaii… die mich ein bisschen ratlos zurück lässt: wie mir das Buch als Ganzes gefallen hat, kann ich schlecht sagen. Es waren Passagen dabei, die unglaublich zäh waren und dann gab es wieder Teile, in denen ich Kapitel um Kapitel verschlungen habe, in denen mich der Autor regelrecht mitnehmen konnte nach Hawaii; Passagen in denen ich als Leserin wirklich eintauchen konnte dank der atmosphärischen Beschreibungen, in denen sowohl die Natur der Inseln als auch das Innenleben der Protagonist:innen greifbar wurde. Mitte der 90er lernt man die Familie Flores kennen und begleitet sie bis ins Jahr 2009. Hawaii ist für sie nicht das touristische Paradies, die Familie kämpft gegen die Armut, nachdem die Jobs in der Zuckerrohrindustrie wegbrechen. Doch dann passiert etwas Außergewöhnliches: bei einem Bootsausflug fällt der 7 Jahre alte Nainoa ins Wasser, wo sich eine Gruppe von Haien aufhält. Alle befürchten das Schlimmste, doch als ein Hai das Kind sanft im Maul zurück zum Boot bringt, ist eine Legende geboren. Ein Zeichen der Götter, so wird es verstanden, das fortan das Leben der Familie prägt – dieses Etwas schwebt über jedem Familienmitglied und lässt sie nie ganz los. Die Geschichten über Götter, indigene Mythen und Erzählungen, das Gefühl von Familie und Heimat treffen auf die Realität. Zunächst auf Hawaii, dann auf dem Festland, wo es die drei Kinder hin verschlägt, in der Hoffnung, endlich aus der Spirale aus Armut, Rassismus und nacktem Überleben rauszukommen. Doch irgendwas ist da, etwas, das sie nicht loslässt, das sie immer wieder zurückkehren lässt. Am Ende ist alles rund und die Figuren (und auch die Leser:innen) beginnen, dieses Etwas zu verstehen, ohne es wirklich erklären zu können.

Bewertung vom 05.09.2022
Die neue Wildnis
Cook, Diane

Die neue Wildnis


weniger gut

Es ist ein bisschen wie ein Fluch, seit ich meine Masterarbeit über Dystopien geschrieben habe, kann ich keine mehr lesen ohne sie analytisch auseinanderzunehmen. Deshalb lese ich sie auch nicht mehr so häufig wie früher, aber „Die neue Wildnis“ klang super vielversprechend. Jetzt sitze ich hier ein bisschen ratlos. Warum wurde dieses Buch 2020 für den Booker Prize nominiert? Mir fehlen Aussage, Struktur und Identifikationsmöglichkeiten.
Amerika in der Zukunft. Die Menschen leben in Der Stadt (eine?) ein tristes Leben in Dauersmog. Viele Kinder werden deshalb todkrank. So auch die kleine Agnes. Ihre Mutter Bea schließt sich deshalb 20 Pionieren an, die für eine „Studie“ in der letzten Wildnis, eine Art geschützter Nationalpark, wie Nomaden leben sollen. Auch hier haben sie Regeln einzuhalten, die von der Willkür von Rangern überwacht wird.
Das dystopische Worldbuilding ist so gut wie non-existent. Die Stadt, die Regierung. Mehr erfährt man nicht. Die Beschreibung der Wildnis ist sehr detailliert, ebenso die Überlebenstechniken der Pioniere. Ich dachte, wenn ich es eher als Abenteuerroman lese, spricht es mich mehr an, aber es war nur eine Abfolge von der immer gleichen Wanderschaft der Pioniere. Die Protagonisten sind entweder super unsympathisch oder bleiben eindimensional, deshalb war es auch echt schwer, eine Verbindung aufzubauen. Dominant war das Thema der Mutterschaft. Allerdings könnte ich nicht wirklich sagen, was die Autorin damit sagen wollte. Ebenso verpasst sie es, einen aussagekräftigen Kommentar zu Themen Gesellschaft und dem Umgang der Menschen mit Natur zu geben, was sich natürlich anbieten würde. Dafür bleibt der Roman aber zu oberflächlich. Gleichzeitig ist er zu lang, 150-200 Seiten und weniger Zeitsprünge bei den Figuren, die ohne Zeitgefühl unterwegs sind, hätten gut getan. Schade, die nächste Dystopie, die mich nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 01.09.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


sehr gut

Ein wirklich gelungenes Debüt!
Ein beeindruckendes Debüt und ein toller Coming-of-Age Roman! Debbie ist 18 und wurde am Trinity College in Dublin genommen. Doch statt sich ganz auf die Uni konzentrieren zu können, ist sie auch zuhause gefordert: jeden Tag pendelt sie je eine Stunde hin und zurück, um ihre Familie zu unterstützen. Ihr Onkel führt einen kleinen Milchbauernhof, aber seine Melancholie und der Alkohol spielen eine deutlich größere Rolle in seinem Leben als die Kühe. Ihre Mutter, gerade einmal 36, konnte sich nie richtig um die Tochter kümmern, da sie in einer Art Traumwelt lebt. Auch Debbie selbst hat Träume, die ihr Angst machen. Vor allem aber hat sie Angst, so zu werden, wie die Mutter. In Dublin ist sie nur das Landei und an der Uni plötzlich nicht mehr die Klügste, wie sie es zuvor in der Schule gewöhnt war.
Neben dem ganz normalen Alltag einer 18-Jährigen, die zum ersten Mal in fremder Umgebung auf sich allein gestellt ist, spielen psychische Erkrankungen in Snowflake eine große Rolle. Nicht nur, was sie mit den betroffenen Personen selbst machen, sondern auch wie sie sich auf Beziehungen, innerhalb der Familie und Freundschaften, auswirken. Die vermeintliche ländliche Idylle wird von Louise Nealon genauso vorgeführt wie die schillernde Großstadt. Die Geschichte, die sie geschaffen hat, ist berührend, manchmal beklemmend und manchmal muss man einfach laut lachen. Ein wirklich fast perfektes Debüt.

Bewertung vom 25.08.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


weniger gut

Gibt es eigentlich noch irgendjemanden, der/die dieses Buch noch nicht gelesen hat? Schon die englische Ausgabe habe ich ständig gesehen und seit die deutsche Übersetzung herauskam, ist sie auch überall präsent. Dieses Buch hat sich also wirklich in mein Regal ge-influenced. Leider hat es mich letztendlich enttäuscht. Während ich durchaus erwartet hatte, dass etwas Dramatisches passieren wird, so war es mir letztendlich doch zu viel Trauma Porn. Die Protagonistin wurde durch das Leiden ihrer besten Freundin, die dabei relativ eindimensional blieb, „interessanter“ gemacht. Auch die im Klappentext wie auch zu Beginn des Romans angedeutete Beziehung zu Aaron war angesichts der eigentlich vorherrschenden Thematik irgendwie fehl am Platz. Weil alles so dick aufgetragen war, hat mich das Ganze nicht mal wirklich berührt. Schade, denn eigentlich fand ich den Roman sprachlich richtig gut, nur inhaltlich eben leider gar nicht.

Bewertung vom 04.08.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


weniger gut

Langatmig

Becca und Charlie können sich nicht ausstehen. Ihr verbindendes Element ist Ally, Beccas beste Freundin aus Kindertagen und Charlies Verlobte. Ally stirbt zu Beginn der Geschichte. Obwohl sie beide trauern ist für Becca und Charlie klar, dass sie sich nach der Beerdigung nie wieder sehen müssen. Doch Ally macht ihnen einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihre Bucketlist hinterlässt. All die Dinge, die sich nicht mehr umsetzen konnte, sollen nun Becca und Charlie für sie machen und dabei ein bisschen ihrer Asche verstreuen. Jedes Jahr soll ein Punkt abgearbeitet werden.
Es ist klar, was passieren wird, but hey, here for the ride. Über die Jahre, beim Abarbeiten der Bucketlist, legen die beiden irgendwann ihre Feindseligkeiten ab und finden schließlich zueinander. Allerdings ist das seeeeehr langatmig. Der Roman hätte gerne 100-150 Seiten kürzer sein dürfen. Außerdem mag ich es nicht, wenn wichtige Dinge außerhalb des Erzählten stattfinden und dann einfach berichtet werden. In diesem Fall war das der Umgang mit Trauer um Ally und die Weiterentwicklung der zentralen Figuren. Vor allem Becca ist bis ungefähr 20 Seiten vor Schluss ziemlich selbstzerstörerisch unterwegs und dann gibt’s direkt das Happy End, beruflich wie privat. Viele Leser:innen stört so etwas immer nicht, aber ich finde das immer sehr schade.

Bewertung vom 29.07.2022
Fast bis zum Nordkap
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


sehr gut

Authentische Lovestory

In einem Rutsch durchgelesen! Ich mochte die Geschichte von Bea und Per richtig, richtig gerne. Sie kam ohne die üblichen Übertreibungen und Dramatisierungen des Genres aus und die Figuren, auch die meisten Nebenfiguren, wirkten dadurch total authentisch.
Beas Situation, in der sie sich zu Anfang befindet, kenn ich leider nur zu gut. Schwindelattacken, der schier unendlich lange Weg zur „Tür nach draußen“, man sitzt hungrig vor einer leckeren Pizza und kriegt einfach nichts runter, weil da ständig dieser Kloß im Hals ist, das seltsame Unglücklichsein, obwohl man doch eigentlich alles hat, trotz einer unendlichen Müdigkeit schläft man Nacht um Nacht nicht ein – die typischen Symptome eines Burnouts konnte die Autorin gut rüberbringen. Auch Pers Alltag als alleinerziehender Vater zweier kleiner Mädchen, der zudem noch selbstständiger Handwerker ist, wirkte real. Ich mochte, wie Bea und Per sich langsam annähern und erkennen, dass sie ihre Probleme nicht alleine mit sich ausmachen müssen. Natürlich sollte klar sein, dass ein Umzug nach Schweden und eine (neue) Beziehung keine tiefersitzenden psychischen Probleme lösen können, aber ansonsten war es echt eine süße Lovestory mit tollem Setting, daher 4,5 Sterne.

Bewertung vom 23.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


gut

Konnte mich leider nicht überzeugen

Der Bestseller aus Italien konnte mich leider nicht überzeugen. Über viele Generationen hinweg wird anhand einzelner Familienmitglieder die Geschichte der Familie Casadio, die immer wieder Träumer hervorbringt, erzählt. Der interessanteste Teil ist dabei, wie Ereignisse der Weltgeschichte schlau eingearbeitet werden. Die „großen Träume“ der Protagonist:innen bleiben dabei meist recht banal. Ich war auch gespannt, wie/ob die Autorin mit Antiziganismus umgeht – gar nicht (wird die Debatte in Italien nicht geführt?). In der deutschen Übersetzung taucht das Z-Wort tatsächlich nicht einmal auf, man verwendet einfach kursiv gedruckt den italienischen Ausdruck. (Ich weiß nicht, was von dieser Lösung zu halten ist.) Die die sieben Generationen, deren Geschichte erzählt wird, gehen aus der Verbindung von Giacomo und Viollca hervor, die sich gegen alle Widerstände Anfang des 19. Jahrhunderts verlieben. Viollca zieht sich auch durch die Erzählung und die Biografien ihrer Nachkommen wie ein roter Faden, aber obwohl die Figur durchaus positiv konnotiert wird, werden negative Eigenschaften der Familienmitglieder immer auf „das fahrende Volk“, also Viollcas Gene, zurückgeführt. Überhaupt wird viel mit Stereotypen gearbeitet, sowohl mit abwertenden als auch mit romantisierenden. Neben den Charakterzügen betrifft dies auch stark die Äußerlichkeiten der Figuren. Da hatte ich mehr erwartet.