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Verena

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2022
Neues von Lady Whistledown / Bridgerton Bd.9
Quinn, Julia

Neues von Lady Whistledown / Bridgerton Bd.9


gut

Zwei Kurzgeschichten aus der Feder von Bridgerton Autorin Julia Quinn. Sie spielen zur gleichen Zeit wie die Briderton Romane, aber die Figuren haben nichts mit der Familie zu tun, außer, dass sie sich im ton in denselben Kreisen bewegen und daher auch in Lady Whistledowns Kolumne auftauchen. Während die beiden Geschichten wie bei Julia Quinn üblich gewohnt charmant geschrieben waren, konnten sie mich nicht so packen, wie ihre Romane. Vor allem zu der ersten der beiden Kurzgeschichten habe ich nicht wirklich Zugang gefunden. Die zweite jedoch, die Geschichte von Tillie und Peter, mochte ich viel lieber und hätte gerne mehr Zeit mit den Figuren verbracht. Alles in allem ist „Neues von Lady Whistledown“ eine nette, kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, kommt aber nicht an die full-length Romane der Autorin ran.

Bewertung vom 20.09.2022
Haie in Zeiten von Erlösern
Washburn, Kawai Strong

Haie in Zeiten von Erlösern


gut

3,5 Sterne

Eine Familien-Saga aus Hawaii… die mich ein bisschen ratlos zurück lässt: wie mir das Buch als Ganzes gefallen hat, kann ich schlecht sagen. Es waren Passagen dabei, die unglaublich zäh waren und dann gab es wieder Teile, in denen ich Kapitel um Kapitel verschlungen habe, in denen mich der Autor regelrecht mitnehmen konnte nach Hawaii; Passagen in denen ich als Leserin wirklich eintauchen konnte dank der atmosphärischen Beschreibungen, in denen sowohl die Natur der Inseln als auch das Innenleben der Protagonist:innen greifbar wurde. Mitte der 90er lernt man die Familie Flores kennen und begleitet sie bis ins Jahr 2009. Hawaii ist für sie nicht das touristische Paradies, die Familie kämpft gegen die Armut, nachdem die Jobs in der Zuckerrohrindustrie wegbrechen. Doch dann passiert etwas Außergewöhnliches: bei einem Bootsausflug fällt der 7 Jahre alte Nainoa ins Wasser, wo sich eine Gruppe von Haien aufhält. Alle befürchten das Schlimmste, doch als ein Hai das Kind sanft im Maul zurück zum Boot bringt, ist eine Legende geboren. Ein Zeichen der Götter, so wird es verstanden, das fortan das Leben der Familie prägt – dieses Etwas schwebt über jedem Familienmitglied und lässt sie nie ganz los. Die Geschichten über Götter, indigene Mythen und Erzählungen, das Gefühl von Familie und Heimat treffen auf die Realität. Zunächst auf Hawaii, dann auf dem Festland, wo es die drei Kinder hin verschlägt, in der Hoffnung, endlich aus der Spirale aus Armut, Rassismus und nacktem Überleben rauszukommen. Doch irgendwas ist da, etwas, das sie nicht loslässt, das sie immer wieder zurückkehren lässt. Am Ende ist alles rund und die Figuren (und auch die Leser:innen) beginnen, dieses Etwas zu verstehen, ohne es wirklich erklären zu können.

Bewertung vom 05.09.2022
Die neue Wildnis
Cook, Diane

Die neue Wildnis


weniger gut

Es ist ein bisschen wie ein Fluch, seit ich meine Masterarbeit über Dystopien geschrieben habe, kann ich keine mehr lesen ohne sie analytisch auseinanderzunehmen. Deshalb lese ich sie auch nicht mehr so häufig wie früher, aber „Die neue Wildnis“ klang super vielversprechend. Jetzt sitze ich hier ein bisschen ratlos. Warum wurde dieses Buch 2020 für den Booker Prize nominiert? Mir fehlen Aussage, Struktur und Identifikationsmöglichkeiten.
Amerika in der Zukunft. Die Menschen leben in Der Stadt (eine?) ein tristes Leben in Dauersmog. Viele Kinder werden deshalb todkrank. So auch die kleine Agnes. Ihre Mutter Bea schließt sich deshalb 20 Pionieren an, die für eine „Studie“ in der letzten Wildnis, eine Art geschützter Nationalpark, wie Nomaden leben sollen. Auch hier haben sie Regeln einzuhalten, die von der Willkür von Rangern überwacht wird.
Das dystopische Worldbuilding ist so gut wie non-existent. Die Stadt, die Regierung. Mehr erfährt man nicht. Die Beschreibung der Wildnis ist sehr detailliert, ebenso die Überlebenstechniken der Pioniere. Ich dachte, wenn ich es eher als Abenteuerroman lese, spricht es mich mehr an, aber es war nur eine Abfolge von der immer gleichen Wanderschaft der Pioniere. Die Protagonisten sind entweder super unsympathisch oder bleiben eindimensional, deshalb war es auch echt schwer, eine Verbindung aufzubauen. Dominant war das Thema der Mutterschaft. Allerdings könnte ich nicht wirklich sagen, was die Autorin damit sagen wollte. Ebenso verpasst sie es, einen aussagekräftigen Kommentar zu Themen Gesellschaft und dem Umgang der Menschen mit Natur zu geben, was sich natürlich anbieten würde. Dafür bleibt der Roman aber zu oberflächlich. Gleichzeitig ist er zu lang, 150-200 Seiten und weniger Zeitsprünge bei den Figuren, die ohne Zeitgefühl unterwegs sind, hätten gut getan. Schade, die nächste Dystopie, die mich nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 01.09.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


sehr gut

Ein wirklich gelungenes Debüt!
Ein beeindruckendes Debüt und ein toller Coming-of-Age Roman! Debbie ist 18 und wurde am Trinity College in Dublin genommen. Doch statt sich ganz auf die Uni konzentrieren zu können, ist sie auch zuhause gefordert: jeden Tag pendelt sie je eine Stunde hin und zurück, um ihre Familie zu unterstützen. Ihr Onkel führt einen kleinen Milchbauernhof, aber seine Melancholie und der Alkohol spielen eine deutlich größere Rolle in seinem Leben als die Kühe. Ihre Mutter, gerade einmal 36, konnte sich nie richtig um die Tochter kümmern, da sie in einer Art Traumwelt lebt. Auch Debbie selbst hat Träume, die ihr Angst machen. Vor allem aber hat sie Angst, so zu werden, wie die Mutter. In Dublin ist sie nur das Landei und an der Uni plötzlich nicht mehr die Klügste, wie sie es zuvor in der Schule gewöhnt war.
Neben dem ganz normalen Alltag einer 18-Jährigen, die zum ersten Mal in fremder Umgebung auf sich allein gestellt ist, spielen psychische Erkrankungen in Snowflake eine große Rolle. Nicht nur, was sie mit den betroffenen Personen selbst machen, sondern auch wie sie sich auf Beziehungen, innerhalb der Familie und Freundschaften, auswirken. Die vermeintliche ländliche Idylle wird von Louise Nealon genauso vorgeführt wie die schillernde Großstadt. Die Geschichte, die sie geschaffen hat, ist berührend, manchmal beklemmend und manchmal muss man einfach laut lachen. Ein wirklich fast perfektes Debüt.

Bewertung vom 25.08.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


weniger gut

Gibt es eigentlich noch irgendjemanden, der/die dieses Buch noch nicht gelesen hat? Schon die englische Ausgabe habe ich ständig gesehen und seit die deutsche Übersetzung herauskam, ist sie auch überall präsent. Dieses Buch hat sich also wirklich in mein Regal ge-influenced. Leider hat es mich letztendlich enttäuscht. Während ich durchaus erwartet hatte, dass etwas Dramatisches passieren wird, so war es mir letztendlich doch zu viel Trauma Porn. Die Protagonistin wurde durch das Leiden ihrer besten Freundin, die dabei relativ eindimensional blieb, „interessanter“ gemacht. Auch die im Klappentext wie auch zu Beginn des Romans angedeutete Beziehung zu Aaron war angesichts der eigentlich vorherrschenden Thematik irgendwie fehl am Platz. Weil alles so dick aufgetragen war, hat mich das Ganze nicht mal wirklich berührt. Schade, denn eigentlich fand ich den Roman sprachlich richtig gut, nur inhaltlich eben leider gar nicht.

Bewertung vom 04.08.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


weniger gut

Langatmig

Becca und Charlie können sich nicht ausstehen. Ihr verbindendes Element ist Ally, Beccas beste Freundin aus Kindertagen und Charlies Verlobte. Ally stirbt zu Beginn der Geschichte. Obwohl sie beide trauern ist für Becca und Charlie klar, dass sie sich nach der Beerdigung nie wieder sehen müssen. Doch Ally macht ihnen einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihre Bucketlist hinterlässt. All die Dinge, die sich nicht mehr umsetzen konnte, sollen nun Becca und Charlie für sie machen und dabei ein bisschen ihrer Asche verstreuen. Jedes Jahr soll ein Punkt abgearbeitet werden.
Es ist klar, was passieren wird, but hey, here for the ride. Über die Jahre, beim Abarbeiten der Bucketlist, legen die beiden irgendwann ihre Feindseligkeiten ab und finden schließlich zueinander. Allerdings ist das seeeeehr langatmig. Der Roman hätte gerne 100-150 Seiten kürzer sein dürfen. Außerdem mag ich es nicht, wenn wichtige Dinge außerhalb des Erzählten stattfinden und dann einfach berichtet werden. In diesem Fall war das der Umgang mit Trauer um Ally und die Weiterentwicklung der zentralen Figuren. Vor allem Becca ist bis ungefähr 20 Seiten vor Schluss ziemlich selbstzerstörerisch unterwegs und dann gibt’s direkt das Happy End, beruflich wie privat. Viele Leser:innen stört so etwas immer nicht, aber ich finde das immer sehr schade.

Bewertung vom 29.07.2022
Fast bis zum Nordkap
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


sehr gut

Authentische Lovestory

In einem Rutsch durchgelesen! Ich mochte die Geschichte von Bea und Per richtig, richtig gerne. Sie kam ohne die üblichen Übertreibungen und Dramatisierungen des Genres aus und die Figuren, auch die meisten Nebenfiguren, wirkten dadurch total authentisch.
Beas Situation, in der sie sich zu Anfang befindet, kenn ich leider nur zu gut. Schwindelattacken, der schier unendlich lange Weg zur „Tür nach draußen“, man sitzt hungrig vor einer leckeren Pizza und kriegt einfach nichts runter, weil da ständig dieser Kloß im Hals ist, das seltsame Unglücklichsein, obwohl man doch eigentlich alles hat, trotz einer unendlichen Müdigkeit schläft man Nacht um Nacht nicht ein – die typischen Symptome eines Burnouts konnte die Autorin gut rüberbringen. Auch Pers Alltag als alleinerziehender Vater zweier kleiner Mädchen, der zudem noch selbstständiger Handwerker ist, wirkte real. Ich mochte, wie Bea und Per sich langsam annähern und erkennen, dass sie ihre Probleme nicht alleine mit sich ausmachen müssen. Natürlich sollte klar sein, dass ein Umzug nach Schweden und eine (neue) Beziehung keine tiefersitzenden psychischen Probleme lösen können, aber ansonsten war es echt eine süße Lovestory mit tollem Setting, daher 4,5 Sterne.

Bewertung vom 23.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


gut

Konnte mich leider nicht überzeugen

Der Bestseller aus Italien konnte mich leider nicht überzeugen. Über viele Generationen hinweg wird anhand einzelner Familienmitglieder die Geschichte der Familie Casadio, die immer wieder Träumer hervorbringt, erzählt. Der interessanteste Teil ist dabei, wie Ereignisse der Weltgeschichte schlau eingearbeitet werden. Die „großen Träume“ der Protagonist:innen bleiben dabei meist recht banal. Ich war auch gespannt, wie/ob die Autorin mit Antiziganismus umgeht – gar nicht (wird die Debatte in Italien nicht geführt?). In der deutschen Übersetzung taucht das Z-Wort tatsächlich nicht einmal auf, man verwendet einfach kursiv gedruckt den italienischen Ausdruck. (Ich weiß nicht, was von dieser Lösung zu halten ist.) Die die sieben Generationen, deren Geschichte erzählt wird, gehen aus der Verbindung von Giacomo und Viollca hervor, die sich gegen alle Widerstände Anfang des 19. Jahrhunderts verlieben. Viollca zieht sich auch durch die Erzählung und die Biografien ihrer Nachkommen wie ein roter Faden, aber obwohl die Figur durchaus positiv konnotiert wird, werden negative Eigenschaften der Familienmitglieder immer auf „das fahrende Volk“, also Viollcas Gene, zurückgeführt. Überhaupt wird viel mit Stereotypen gearbeitet, sowohl mit abwertenden als auch mit romantisierenden. Neben den Charakterzügen betrifft dies auch stark die Äußerlichkeiten der Figuren. Da hatte ich mehr erwartet.

Bewertung vom 23.07.2022
Gartenglück mit Seeblick
Forst, Johanna

Gartenglück mit Seeblick


weniger gut

Nette Idee mit viel Luft nach oben

Gartenglück mit Seeblick war eine nette Unterhaltung für zwischendurch, wenn man denn über einige inhaltliche Aspekte, die wirklich schlecht geschrieben waren, hinwegsehen kann. Der Berufsalltag der Protagonistin ist komplett an den Haaren herbeigezogen – ich bin selbst in dem Bereich tätig und da Marlenes Job eben doch einen wichtigen Teil der Handlung einnimmt, hat es mich sehr gestört, dass das nun wirklich komplett fernab der Realität war. Deutlich besser war es dann beim Gartenwissen, auch wenn die Timeline etwas off wirkt. Es fühlt sich an, als würde alles in ein paar Wochen stattfinden, aber ein richtiges Gespür für die Zeit, die in der Geschichte wirklich vergeht, kommt nicht auf. Man kann es sich nur denken, wenn man weiß, wie lange die einzelnen Gemüsesorten brauchen, um reif zu werden. Was mich auch ziemlich gestört hat: Marlene bekommt einen Anruf ihrer Eltern, die beschließen, dass sie – eine erwachsene, eigenständige Frau Anfang 30 – sich ab sofort um den geerbten Garten kümmern muss, damit die Familie ihn später meistbietend verkaufen kann. Geerbt von einer Person, von deren Existenz sie noch nie gehört hat. Ausgewählt deshalb, weil sie als Freiberuflerin ja eh nichts zu tun hat. Das Schlimmste: Marlene kommt der Aufforderung nach, ohne irgendwelche Rückfragen zu stellen. Das Ensemble an Personen – Kerle, die sie dated, Freundin, Team auf der Arbeit, Familie, die anderen Hobbygärter:innen – hätte kleiner sein sollen, dann wären die einzelnen Figuren nicht so oberflächlich geblieben. Grundsätzlich eine nette unterhaltsame Idee, aber bei der Geschichte wäre viel Luft nach oben gewesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2022
Das Lied des Waldes
Jahn, Klara

Das Lied des Waldes


gut

Der Wald macht etwas mit dem Menschen. Man fühlt sich plötzlich ganz klein und in Verbundenheit mit der Natur. Ohne ihn könnten wir auch nicht leben, aber dennoch wird er überall auf der Weld zerstört.
Auf zwei Zeitebenen und in zwei grob miteinander verbundenen Perspektiven wird hier von der Weisheit des Waldes erzählt. In der Jetztzeit ist die Protagonistin Veronika. Die Tochter ausgezogen, die Ehe zerbrochen, kehrt sie nach dem Tod der Mutter zurück in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald. Obwohl sie hier, mitten im Wald als Tochter des Försters aufgewachsen ist, will sie nichts weiter als Haus und Waldstück so schnell wie möglich zu verkaufen. Die zweite Protagonistin ist Anna Stromer und lebte Ende des 14. Jahrhunderts ebenfalls in Nürnberg. Als Kind musste Veronika ein Referat über die Stromers halten, die für ihren Pioniergeist bekannt wurden. Damals schon wurde erkannt, dass die Menschen zu viel vom Wald nehmen, ohne etwas zurückzugeben und dass das daraus resultierende Ungleichgewicht sich irgendwann bemerkbar machen würde.
Ein spannendes und hochaktuelles Thema. Obwohl ich drei Jahre in der Nähe von Nürnberg gelebt habe, habe ich noch nie zuvor von den Stromers gehört. Ob es wirklich Anna war, die die Ideen hatte, wie der Wald geschützt werden kann, konnte ich nicht rausfinden, aber dennoch ist diese Zeitebene die weitaus interessantere. In Veronikas Teil der Geschichte jagt leider ein Klischee das nächste, die unsympathisch, weil unreflektierte Protagonistin hat ihren Moment der Katharsis in einem seltsam actionreichen Finale, das gar nicht zum Rest der Geschichte passt. Stattdessen hätte ich gerne noch mehr über die Familie Stromer erfahren. Grundsätzlich war das Buch, grade auch wegen der vielen Klischees, mindestens 100 Seiten zu lang.