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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Was für ein schönes Buchcover!
Was für ein gelungenes Thriller-Debüt!
Wobei... so ein klassischer Thriller ist es ja eigentlich nicht, was ich persönlich ja sowieso besser finde. Also wer so ein Vermittler-Duo-Ding braucht: nope hier nicht.

Es brauchte keine 10 Seiten um völlig in den Bann gezogen zu werden. Es kommen viele Personen zu Wort und jedes Kapitel ist aus einem anderen Blickwinkel, was aber nicht lange verwirrend ist, man bekommt bald einen guten Überblick wer wer ist. Diese extrem düstere Stimmung ist es, was mich von Anfang an völlig einnimmt. Und obwohl es irgendwann klar ist, dass es wohl in Deutschland spielt, ist das Setting so vage, dass es irgendwo in den Bergen der USA genauso spielen könnte, wie in Skandinavien, in der Schweiz oder sonstwo.
Jede der Figuren ist gut herausgearbeitet und handelt und spricht authentisch, das habe ich besonders gemocht, da man zu keinem Zeitpunkt aus dem Lesefluss gerät und der Roman sich zum absoluten Pageturner entwickelt und spannend bis zur letzten Seite bleibt.

Bravo! Ich freue mich schon auf mehr Lesestoff von Vera Buck!

Bewertung vom 06.03.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Ein schmales Büchlein voller Emotionen und Liebe - vor allem Liebe.
Ich gebe es zu: zuerst hat mich das Buchcover sehr angesprochen und danach haben mich ein paar böse Rezensionen komplett neugierig gemacht. Aber ich kann diese Kritiken nicht teilen. Ich mochte an dem Buch alles: den Erzählstil, die Figuren und vor allem die Beziehung der Figuren untereinander… so voller schöner Momente und doch so tragisch. Traurig, aber nicht hoffnungslos.

Es ist die Geschichte dreier Menschen zwischen Liebe, Freundschaft und Trauer über fehlende Bezugspersonen.
Besonders aufgefallen ist mir das langsame Tempo und die teilweise wunderbaren Beschreibungen von Begebenheiten und Örtlichkeiten.
Wer ruhige Romane voller Emotionen ohne triefenden Kitsch mag, dem sei dieses wunderbare Buch empfohlen - toll übersetzt von Elina Baumbach.

Bewertung vom 26.12.2022
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


ausgezeichnet

Ich war sehr glücklich als der zweite Band der Bloomsbury Trilogie endlich erschien, bereits der erste Band konnte mich total überzeugen.

Nochmal zur Erinnerung: die Bloomsberries waren eine moderne und junge Künstlergruppe im Londoner Stadtteil Bloomsbury, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts um die Schwestern Virginia Woolf und Vanessa Bell gegründet hat.
In der Trilogie erfahren wir vom Leben Virginia Woolfs bevor sie eine bekannte Literatin wurde. In diesem Band steht ihre malende Schwester Vanessa Bell im Fokus.
Nicht nur dass die Thematik und der Zeitgeist enorm interessant ist, Martin schreibt einfach überzeugend und recherchiert sehr genau. Es hat mir viel Freude bereitet, nebenher nach Fotos zu googeln, die das Gelesene noch untermauern. Es ist toll wenn ein Gemälde oder eine Person so detailliert beschrieben wird, dass man diese auf einem Foto sofort wiedererkennt.
Stefanie H.Martin schreibt so wunderbar, dass man ohne ständige Hinweise, immer weiss wann man sich befindet… die Atmosphäre der Zeit ist immer greifbar, ganz ohne „Produktplatzierung“.
Dass alles historisch exakt ist, ist für mich mittlerweile leider keine Selbstverständlichkeit mehr, deshalb will ich das nochmal betonen.
Danke für diese wunderbare Fortsetzung, jetzt hoffe ich, dass die Wartezeit zum dritten Band schnell vergeht!

Bewertung vom 19.12.2022
Ein langes Wochenende
Macmillan, Gilly

Ein langes Wochenende


ausgezeichnet

Endlich wieder ein Buch, das mich aus der Leseunlust geholt hat.
Was für eine aufregende Geschichte. In der ersten Hälfte des Buches lernen wir ausführlich den bunt zusammengewürfelten Freundeskreis kennen und blicken langsam hinter die Fassaden, wo es nicht so schön aussieht, wie man anfangs annehmen sollte. So ziemlich jeder der Protagonisten, ist irgendwie komplett durch und ich muss zugeben, dass ich ganz zu Anfang gerade die weiblichen Protagonisten ziemlich nervig und unsympathisch fand. Das änderte sich zwar nicht wirklich, aber man versteht plötzlich warum die alle so sind, wie sie sind.
Ab der Mitte nimmt die Story richtig Fahrt auf und eskaliert gegen Ende völlig... genial geschrieben, da man der Geschichte aus den verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten folgt und der Wechsel immer rasanter wird. Ist gut zu lesen und nicht verwirrend, man weiss immer genau, wo man sich gerade befindet und irgendwie kann man auch das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Macmillan kann so herrlich "psycho" schreiben, da ist permanent eine bedrohliche Grundstimmung, Paranoia und wachsendes Misstrauen in alle Richtungen.
Wer bei jedem Buch diverse Triggerwarnungen braucht, der sollte die Finger davon lassen, wer sich spannend unterhalten lassen will, dem sei das Buch wärmstens ans Herz geleget.
Übersetzt von Sabine Schilasky.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2022
Die Stimme meiner Mutter
Baronsky, Eva

Die Stimme meiner Mutter


ausgezeichnet

Als große Bewunderin der Callas - tatsächlich die einzige Opernsängerin, die ich stimmlich immer erkenne - hatte ich Angst vor diesem Buch und habe es mit gewaltiger Skepsis zu lesen begonnen.
Aber wow! Und nochmals WOW... was für eine positive Überraschung.
Allein sprachlich ist dieser Roman ein Leckerbissen und der kreative Kunstgriff, die Geschichte den ungeborenen Sohn der Callas und Onassis erzählen zu lassen: Hut ab, das hat perfekt funktioniert, denn dadurch entsteht eine emotionale Nähe zu Maria Callas, die bei einer Biografie nicht möglich wäre, ohne obsessiv zu wirken.
Natürlich ist es Fiktion, es ist nicht einmal verbrieft, dass die beiden je ein Kind erwartet haben - lediglich ein hartnäckiges Gerücht hält sich. Aber es ist eine Fiktion die so nah an der Realität ist, wie es nur möglich ist und zeigt eine menschliche, verletzliche Callas, nicht die Künstlerin, sondern die Frau, die so sehr verstanden und geliebt werden möchte.
Wir begleiten Maria Callas (und ihren ungeborenen Sohn) eigentlich nur eine kurze Zeitspanne, eben jene die nötig ist, um die Möglichkeit zu ebnen ein Kind zu zeugen, die Zeugung eines Kindes und das Austragen eines Kindes, und es ist eine gut gewählte Zeitspanne. In dieser Zeit als sie auf Onassis trifft, die große Liebe ihres Lebens, ist ihre künstlerische Karriere eigentlich schon fast am Ende. Es ist also eine Zeit des großen Umbruchs.
Man taucht in die Welt der Reichen der 50/60er Jahr ein und hat das eine oder andere bekannte Foto und Gesicht vor Augen. Es macht auch viel Spaß beim Lesen immer wieder nach den Fakten zu googeln und sie im Einklang mit dem Buch zu bringen.
Eva Baronsky ist mit diesem Roman ein wahres Meisterwerk gelungen, das ich voll und ganz empfehlen kann.

Bewertung vom 23.10.2022
Was uns bleibt, ist jetzt
Cornelsen, Ella

Was uns bleibt, ist jetzt


ausgezeichnet

Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier Geschwister, die einander ein wenig aus den Augen verloren haben und durch die gemeinsamen Tage Annäherung erfahren, als sie mehr oder weniger viele Dinge "wie früher" machen: gemeinsam essen, spielen und letztendlich auch reden.
Was für ein aussergewöhnlich feinfühliger und liebevoller Roman, in dem Menschen miteinander agieren, wie im echten Leben. Gerade wenn man selbst Geschwister hat - mit größerem Altersunterschied, mit normalen Entfremdungen die das Leben so mit sich bringt - gibt es viele Momente, die unter die Haut gehen. Und wie sie allesamt mit der Mutter im fortgeschrittenen Demenzstadium umgehen, ist herzerwärmend.
Dazu noch der besondere Schreibstil, der mal poetisch anmuted, mal witzig und wortgewandt daher kommt - ganz großes Kino!

Ein ganz wunderbarer Herbstroman, mitten aus dem Leben gegriffen, da möchte man gerne eine Schwester sein und dabei sitzen. Das war wirklich ein tolles Leseerlebnis.

Bewertung vom 19.10.2022
Heldinnen werden wir dennoch sein
Wünsche, Christiane

Heldinnen werden wir dennoch sein


ausgezeichnet

Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, um Entwicklungen, die anders hätten verlaufen können... um das pure Leben, ungeschönt mit allen Schmerzen.
Auf der einen Seite begleiten wir sechs Teenager, die sich Ende der 70er zu einer Clique zusammenfinden und befreundet sind, bis Mitte der 80er Jahre etwas passiert, das die eingeschworene Gruppe empfindlich stört.
Im Hier und Heute gibt es nur noch vier der einstmals sechs Freunde und der Freitod des einen ehemaligen Freundes erschüttert sie in ihren Grundfesten und läßt die alten Zeiten wieder im Geiste lebendig werden, mit allen schönen und unschönen Erinnerungen.

Die Protagonisten waren mir nicht immer sympathisch, aber sie waren authentisch und ehrlicherweise konnte ich mich selbst sehr oft in ihren Gedanken und Handlungen wiederfinden, was nicht immer angenehm war.
In diesem Roman menschelt es gehörig, es gibt kein schwarz/weiß, die Personen sind mit all ihren Makeln und Irrungen beschrieben.
Der Zeitgeist der 70er und 80er Jahre ist großartig eingefangen und ich konnte Vieles aus meiner Kindheit/Jugend wiedererkennen (bin auch nur ein Jahr jünger als die Protagonisten). Aber auch viele unangenehme Themen aus dieser Zeit kommen auf den Tisch... nein, früher war sicher nicht alles besser und schöner.
Insgesamt ist die Erzählung kein Wohlfühlbuch, das will es auch nicht sein, es will Denkanstösse geben... wir sollten einfach mehr miteinander reden, richtig reden und zuhören.

Die Atmosphäre dieses Buches wird mich sicher noch eine Weile begleiten und beschäftigen.

Bewertung vom 13.09.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


ausgezeichnet

Dieses Buch lief mir als Rezension (durchgehend positiv) mehrmals über den Weg. So oft, dass ich mich genötigt gefühlt habe, es kaufen zu müssen... und ich habe es keine Sekunde bereut.
Emily Henry ist für mich ein Paradebeispiel, dass man leichte Lektüre schreiben kann, die aber witzig, unterhaltsam und intelligent ist.
Klar weiß man von Anfang an wie es ausgehen wird, aber der Weg dahin war unheimlich kurzweilig und ich mochte die humorigen Dialoge sehr. Es gibt AutorInnen, die können keine Dialoge schreiben, aber dann gibt es jene, die es definitiv können, die genau wissen, wie Menschen sich untereinander unterhalten.

Sympathische Protagonisten, diverse Settings (weil viele Reisen) die man gerne selbst besuchen möchte und Szenen in denen man regelrecht drin steckt, mitfühlt und mitfiebert und besagte Dialoge, die einen teilweise laut auflachen lassen.

Ein Wohlfühlbuch mit absoluter Leseempfehlung, übersetzt von Katharina Naumann.

Bewertung vom 07.09.2022
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Ich muss ehrlich zugeben: nach ein paar Seiten habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt das richtige Zielpublikum bin und die Handlung mich in irgendeiner Weise tangiert.
Das Setting - ländlich, Bauernhof;
die Thematik - Menschen, die ohne Kommunikation untereinander einfach ihre Arbeit erledigen und sich einsam und unverstanden fühlen.
Irgendwann habe ich allerdings nicht mehr darüber nachgedacht, war in der Story drin und habe mich in die Gedankenwelt der Frauen fallen lassen.
Da gibt es Lisbeth, die Bäuerin des Hofes, die fest in Traditionen verankert ist, nicht viel hinterfragt und so lebt, wie viele Frauen vor ihr. Und ihre Schwiegertochter Marlies, die als Teenager die ersten Hippies bewunderte und als Nichtbäuerin auf den Hof kommt, sich bevormundet fühlt und nicht angenommen - heimatlos auf einmal.
Zuletzt kommt die dritte Generation dazu, Joanna, Marlies Tochter und Lisbeths Enkeltochter, die sich keinen Zwängen unterwirft und, geboren in einer modernen Zeit, ganz andere Wege für sich und dem Miteinander findet.
Das Buch hat stellenweise heftig geschmerzt, weil all die ungesagten Dinge so viel Platz einnehmen und die Protagonistinnen so sehr leiden: unter den Missverständnissen, dem nicht anerkannt werden, der inneren Einsamkeit. Man schwankt zwischen Mitgefühl und Verständnislosigkeit - sieht sich mal der einen, dann wieder der anderen verbunden.
Ute Mank hat eine schlichte Sprache gewählt, die gut zum bäuerlichen Ambiente passt und auch unterstreicht, dass wir es hauptsächlich mit Gedanken zu tun haben, unausgesprochene Dinge, oftmals nicht zu Ende gedachte Sätze.
Letztlich fand ich das Buch sehr eindringlich und einnehmend und es hat mich sehr oft zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 06.09.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


ausgezeichnet

Schon das Buchcover ist einfach zu verlieben, ein Gemälde wie von Hopper, stimmungsvoll und passend zum Roman.
Dieser beginnt mitten im Ersten Weltkrieg und wir lernen Sylvia Beach, eine junge literaturbegeisterte Amerikanerin kennen, die in Paris eine Buchhandlung betritt und sich sofort verliebt. Nicht nur in das Flair des Ladens, sondern auch in die Besitzerin Adrienne Monnier.

Die Erzählung ist keine erfundene Geschichte, sondern handelt von der Begründerin der "Shakespear and Company" Buchhandlung in Paris und somit der ersten Herausgeberin, des damals in den Staaten verbotenen Schriften "Ulysses" von James Joyce. Und um die Problematiken, die die Erstauflage, diese heute so verehrten Wälzers, begleiteten und um die schwierige Beziehung zwischen ihr und Joyce, aber auch um die Höhen und Tiefen des Ladens geht es vornehmlich. Kerri Maher versteht es, dieses Ereignis unheimlich lebendig und liebevoll zu schildern. Wir begegnen in dieser wundervollen Buchhandlung vielen literarischen Berühmtheiten, bevor sie dazu wurden. Maher hält sich dabei eng an die Fakten und haucht den Protagonisten liebevoll Leben ein, sie kommen mit Stärken, Schwächen und ab und zu auch mit Schrullen daher.

Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich das eine oder andere alte Buch auf meine Wunschliste gesetzt habe, im Internet nach Fotos der Protagonisten suchte und tauchte völlig ab in diese Zeit.

Ein Muss für Literatur- und Historienfreunde, die viel Freude mit diesem Buch haben werden, dass von Claudia Feldmann übersetzt wurde.