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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2020
Die Liebe gibt Pfötchen / Lichterhaven Bd.4
Schier, Petra

Die Liebe gibt Pfötchen / Lichterhaven Bd.4


sehr gut

"Schiss?" Empört runzelte sie die Stirn. "Wovor? Doch nicht vor Ihnen!" "Vielleicht nicht vor mir, aber davor, dass Ihnen meine Gesellschaft nicht so unangenehm sein könnte, wie Sie gerade hoffen."

Seit ihr Mann Axel von 6 Jahren bei einem Unfall starb und ihr nicht nur einen Haufen Schulden, sondern auch seinen großen Traum, ein Wellenbad, hinterlassen hat, hatte die 2-fach Mama noch keine Zeit ihre Trauer zu verarbeiten und schon gar keinen Kopf für andere Männer. Doch da hat sie die Rechnung ohne Thorsten gemacht, der schon lange ein Auge auf die kurvige Rothaarige geworfen hat - bislang aber immer gnadenlos abgeblitzt ist. Mit ein wenig Hilfe durch Hund Capone will er jetzt endlich einmal Nägel mit Köpfen machen....

Dies ist bereits der vierte Band der Lichterhaven-Reihe, der aber ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, da alle Geschichten in sich abgeschlossen sind. Ich bin schon lange ein großer Fan der Weihnachts(Hunde)Romane von Petra Schier und jetzt spontaner Quereinsteiger in Lichterhaven, wo sich natürlich auch ein Vierbeiner zu Wort meldet. Mudi Capone ist herzerfrischend goldig und sorgt für so manchen Schmunzler. Das liebe ich so sehr an diesen Romanen von Petra Schier.

Ihre Charaktere sind aus dem Leben gegriffen, wie du und ich, mit all ihren Ecken, Kanten und Unsicherheiten. Prinzipiell gefällt mir das immer richtig gut, bei Thorsten hat allerdings genau das zu kleinen Startschwierigkeiten zwischen uns geführt, da seine Hartnäckigkeit anfangs schon hart an der Grenze zu übergriffig war und ich auch das lange Gesietze zwischen den beiden Hauptprotagonisten, nur schwer nachvollziehen konnte. Aber letztendlich haben wir uns doch angefreundet und er hat mich sehr positiv mit seiner Art überrascht. Auch Martina ist nach außen hin ein starker Charakter, die an den Umständen gewachsen ist, innerlich allerdings noch oft viele Selbstzweifel hat, vor allem um ihre Figur macht sie sich ständig Sorgen.

Die Nebencharaktere bestehen aus einem bunten, sympathischen Haufen Lichterhavener (Restaurantbesitzer, Friseure, Freunde und Familie), die den Meisten schon aus den Vorbänden näher bekannt sein werden und die einfach Spaß machen.

"Die Liebe gibt Pfötchen" ist ein schöner Wohlfühlroman, mit sommerlicher Atmosphäre, einem angenehmen Schreibstil, tollem Humor und einer langsamen, realistischen Liebesgeschichte.

Bewertung vom 24.02.2020
Das Gerücht
Kara, Lesley

Das Gerücht


ausgezeichnet

"Nur aus Interesse", werfe ich ein, "hat eine von ihnen schon mal von Sally McGowan gehört?"

Noch bevor sie richtig darüber nachdenkt, ist Joanna dieser Satz schon über die Lippen gerutscht. Dieses dumme Gerücht, dass die Kindermörderin unter einer neuen Identität in ihrer idyllischen Kleinstadt am Meer lebt, tritt eine Lawine los.

Als ich von diesem Buch hörte, hatte ich sofort die Geschichte einer englischen Kindermörderin im Kopf und von ihr findet sich auch tatsächlich viel in Sally McGowan wieder. Das hat es für mich noch authentischer und interessanter gemacht. Aber auch ganz ohne diesen Hintergrund ist "Das Gerücht" Spannung pur.

Die Story fesselt von der ersten Seite an und dabei fängt es recht harmlos an. Joanna ist mit ihrem Sohn Alfie in die Kleinstadt Flinstead gezogen, um ihm einen Neustart in der Schule zu ermöglichen. Aber auch hier schafft er es nicht so richtig Freundschaften zu schließen, denn es regieren die Mütter über Spielenachmittage, Einladungen zu Parties etc. Und so versucht sich Joanna wohl oder übel bei diesen Frauen beliebt zu machen und sei es - aus purer Verzweiflung - auch mit dem Befeuern eines Gerüchts....

Dieser Blick hinter die Kulissen, hinter das soziale Geflecht des Kleinstadtlebens ist Lesley Kara hervorragend gelungen. Mit Joanna kann sich wahrscheinlich jede Frau identifizieren. Sie ist nicht bösartig, im Gegenteil, sie hadert mit sich und versucht sogar noch Schadensbegrenzung zu betreiben, ist aber in gewisser Weise auch in ihrer Situation und Hilflosigkeit gefangen. Die Autorin schafft es, dass man ihr sehr nahe kommt, durch ihre ehrlichen Gedanken und Emotionen. Die Liebe zu ihrem Sohn und der mütterliche Beschützerinstinkt stehen im Vordergrund. Aber sie recherchiert auch viel über den Fall Sally McGowan, was die Autorin in Form von Zeitungsauschnitten und Online-Artikeln mit aufnimmt. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder kurze Einschübe von Sally und ihre Gedanken zu dem was grade wieder geschieht.

Diese Stilmittel gepaart mit dem packenden Schreibstil der Autorin haben mir unheimlich gut gefallen. Die Spannung baut sich Seite um Seite immer mehr auf, die Atmosphäre verdichtet sich und irgendwann wird einem bewusst, dass man jeden kritisch beäugt und selbst Kleinigkeiten plötzlich ein unproportionales Gewicht bekommen.

Die komplette Geschichte ist einfach absolut spannend aufgebaut und überrascht mit so mancher Wendung. Selbst auf der heißesten Spur, gab es noch die ein oder andere Überraschung, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Und damit hat man mich ja.

Fazit: Ein Spannungsroman, der es in sich hat und sich zu einem absoluten Pageturner entwickelt. Aber auch ein Buch, das zum Nachdenken anregt, über Mobbing, Verleumdung, die Macht von Worten und Neuanfänge.

Bewertung vom 21.02.2020
Raffael - Das Lächeln der Madonna
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


ausgezeichnet

= Eines Tages werde ich so unangreifbar sein wie Leonardo, versprach er sich. Was immer dafür nötig ist, was immer es kostet. Kein Petrucci und kein anderer wird mir je wieder einfach nehmen können, was ich liebe. =

Ein lebendiger, farbenprächtiger historischer Roman, der Raffael von seiner Jugend bis zu seinem viel zu frühen Tod begleitet. Dennoch ist es keine Biografie, sondern eine fiktive Geschichte, die an ein paar Eckdaten und historischen Figuren angelehnt ist (was im Anhang präzise aufgeschlüsselt wird).

Einen großen Part der fiktiven Seite nimmt Raffaels lange Zeit unerfüllte Liebe zur Bäckerstochter Margarethe, der Frau eines Petrucci, ein. Aber auch Leonardo da Vinci und Michelangelo finden sich an seiner Seite.
Doch es dreht sich nicht alles nur um die Kunst. Es geht um Rivalität, Intrigen und Machtspielchen. Man bekommt tiefe Einblicke in Politik und Kirche. Es ist die Zeit der Borgias auf dem Papstthron und ihrer legendären Feldzüge, aber auch der Umbrüche, Neuwahlen, Korruption und Geldnot der Päpste. Das ist schon sehr spannend.

Durch den lebendigen und bildhaften Schreibstil taucht man sofort in die Renaissance ein. Und auch wenn es, wie in historischen Romanen üblich, eine Vielzahl an Personen, Familien und Zusammenhängen gibt, stellt das kein Problem dar und man braucht das umfangreiche Personenregister nicht unbedingt. Die Charaktere sind so vielschichtig und authentisch angelegt, dass man sie konkret vor Augen hat. Sie sind präsent und damit auch sofort zugeordnet. Das macht den Roman sehr angenehm und flüssig zu lesen. Noah Martin hat mich mit Raffaels Geschichte völlig in seinen Bann gezogen und einmal angefangen ließ sich das Buch nur schwer wieder aus der Hand legen. Manchmal nur, um sich Raffaels Gemälde anzuschauen, denn die damaligen Maltechniken und Bilder der Künstler sind so akribisch recherchiert und beschrieben, dass man gar nicht anders kann.

Fazit: Ein großartiges Debut, das die Zeit der Renaissance und ihre Maler wieder lebendig werden lässt. 600 Seiten, die ich regelrecht verschlungen habe.

Bewertung vom 20.02.2020
Das Geheimnis meiner Schwestern
Chase, Eve

Das Geheimnis meiner Schwestern


ausgezeichnet

Als Hardcover unter dem Titel "Die Schwestern von Applecote Manor" erschienen.

1959
Die vier Schwestern Flora, Pam, Margot und Dot verbringen zum ersten Mal wieder einen Sommer auf Applecot Manor. 5 Jahre sind vergangen, seit ihre damals 12-jährige Cousine Audrey dort spurlos verschwand.

2009
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Jessie das in die Jahre gekommene Applecote Manor erblickt. Sie überredet ihren Mann das Anwesen auf dem Land zu kaufen, um mit ihrer Stieftochter Bella und der gemeinsamen Tochter Romy einen Neuanfang zu wagen. Doch das Haus ist wie ein böses Omen, Bella ist fasziniert von der Vergangenheit und statt zusammenzuwachsen driften sie nur noch weiter auseinander. Und was hat es mit der alten Frau auf sich, die dort herumschleicht und das Haus ganz genau zu kennen scheint?

Ich habe schon "Black Rabbit Hall" von Eve Chase sehr gemocht und "Das Geheimnis meiner Schwestern" hat mich fast noch stärker in seinen Bann gezogen.

Es ist eine Familiengeschichte. Dabei geht es gar nicht mal in erster Linie um die Spannung und Dramatik, die natürlich auch sehr präsent ist, sondern um die Familie, die Hinterbliebenen. Wie verändern sich Menschen, nach einem Verlust.

Der Schreibstil ist dem jeweiligen Jahrzehnt angepasst. Bildhaft, lebendig und absolut in den Bann ziehend. Man fühlt sich direkt in die 60-iger Jahre versetzt und sieht das Anwesen und die Umgebung naturgetreu vor sich.

Eve Chase erzählt die Geschichte zweier Familien, Familien, die beinahe untergehen, aber aneinander die Kraft und den Halt finden um zu überleben. Das ist schon großartig geschildert, insbesondere in den 60-igern, da hier die Charaktere noch tiefer ausgearbeitet sind, als in der Gegenwart - aber auch Jessies Geschichte überzeugt!

Fazit: Ich liebe Eve Chase`s Häuser und Geschichten. Auch Applecote Manor hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich hoffe, noch viel von ihr lesen zu dürfen.

Bewertung vom 18.02.2020
Hold me now
Chapel, Julie

Hold me now


sehr gut

= Ich hätte es cool gefunden, wenn er sich gestern oder heute ins Auto gesetzt und mich spontan besucht hätte. Einfach so, wo ich schon mal frei habe. Spontan. So spontan, wie ich ihn auf die Bahamas oder zu einer Aufnahme begleitet habe - weshalb ich nun dieses Kackjahr wiederholen muss. =

Ja, sie muss nicht nur bald ihr letztes Highschooljahr wiederholen, sondern ihre Eltern schicken sie auch für 2 Monate nach Orange Beach, wo sie als Zimmermädchen in einem Hotel arbeiten muss - ohne Kreditkarte, versteht sich.

Jazz macht es einem anfangs nicht grade leicht, sie zu mögen und trotzdem spürt man - genau wie Noah - dass sich jemand ganz anderes hinter der abweisenden, arroganten Fassade verbirgt. Und das habe ich an diesem Buch wirklich sehr gemocht: Zu sehen, wie Jazz reflektier und langsam erkennt, wie sie sich verändert hat, was für was für ein Leben sie geführt und wie hoch der Preis dafür war. Sie macht eine tolle, glaubwürdige Entwicklung durch.

Die Charaktere, insbesondere auch die Nebenfiguren aus dem Hotel und Jazz Eltern, sind klasse ausgearbeitet und überzeugen. Nur Noah fand ich zum Ende hin nicht mehr ganz so authentisch, aber das nimmt wahrscheinlich jeder anders wahr.

Das Setting ist herrlich sommerlich, was nicht nur am Strandhotel und dem Beachclub liegt, sondern auch das Tauchtraining von Noah und Jazz trägt dazu bei. Obwohl mir persönlich die Tiefe Angst macht, war es traumhaft die Unterwasserwelt mit den Beiden zu erkunden.

"Hold me now" ist eine romantische und witzige Geschichte übers Erwachsenwerden, sich verlieren und wiederfinden; über wahre Freundschaft, Sex und Liebe.

Bewertung vom 13.02.2020
Je länger die Nacht / Gärtnerin Mags Blake Bd.4
Fox, Mary Ann

Je länger die Nacht / Gärtnerin Mags Blake Bd.4


ausgezeichnet

Band 4 der Wolfühl-Krimihappen, bei dem es diesmal mehr um Kunst und Familie geht und die Gärten dabei ein klein wenig in den Hintergrund rücken. Tatsächlich wird endlich das Geheimnis um Mags Mutter gelüftet und das hat mich auf ganzer Linie überrascht.

In Mags Leben scheint grade alles in die richtigen Bahnen zu laufen, denn Sam ist zu ihr in die Gärtnerei gezogen. Nur der Unfall ihres Vaters und das Geheimnis um die Mutter, lässt sie nicht zur Ruhe kommen.

Plötzlich taucht ein anonymer Brief auf, der besagt, dass es kein Unfall sondern Mord war. Und bei einem Besuch im Watergate Museum spricht Mags jemand mit dem Namen "Anna" an, um dann panisch vor ihr zu fliehen. Als sie ihn am nächsten Tag zur Rede stellen will, finden sie ihn tot in seinem Büro. Der Mensch, der höchstwahrscheinlich ihre Mutter gekannt hat, wurde ermordet. Aber so schnell gibt Mags nicht auf.

Die Spurensuche ist sehr interessant und spannend. Und auch dieser Teil lebt von seiner tollen Wohlfühlatmospäre, recht unblutigem Krimiplot und seinen sympathischen, liebenswerten Charakteren. Man trifft alle alten Bekannten wieder, wie Sergeant Mary Shifter, Inspector Eric Johnson und natürlich Miss Clara und Jim.

Die Romane sind mit ihren rund 230 Seiten recht schlank und haben wunderschöne, aufeinander abgestimmte Cover. Perfekt für die kleine Auszeit.

Fazit: Ein weiterer toller Cozy Krimi mit einer sympathischen Heldin und atemberaubend schönem Setting. Ich liebe diese Cornwall-Serie und freue mich nicht nur auf den 5. Band, sondern hoffe auf viele weitere.

Bewertung vom 07.02.2020
Die Frauen von Richmond Castle
Rees, Tracy

Die Frauen von Richmond Castle


gut

3 Frauen - 1 Jahr.

"Die Frauen von Richmond Castle" ist in 5 Abschnitte unterteilt: Sommer, Herbst, Winter, Frühling, Sommer und wird wechselnd aus Sicht von Blue, Delphine und Midge erzählt. Drei sehr unterschiedliche Frauen. Während Midge, Blues Stiefmutter, mit ihrer eigenen Unsicherheit und ihrem Platz an der Seite ihres beliebten Mannes, zu kämpfen hat, verkündet der wiederum in einer Schnapslaune, auf dem Geburtstag seiner Tochter, sie würde sich aufgrund anonymer Briefe, in denen man um sie werben könne, im nächsten Jahr an dieser Stelle verloben. Doch Blue hat ganz andere Ziele. Sie möchte arbeiten und träumt von einer Karriere als Journalistin. Die Dritte im Bunde ist Delphine, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, liebevoll von der Familie aufgenommen wird.

500 Seiten und spannende Themen - habe ich gedacht.

Ich hatte noch nichts von Tracy Rees gelesen, aber meine Erwartungen waren allein vom Hörensagen recht hoch. Vielleicht ist dies ein eher schwächerer Roman von ihr - so richtig überzeugen konnte er mich nicht, aber ich würd dennoch gern mehr von ihr lesen.

Hier fehlte es mir an Tiefe, Emotionen und dem Flair der Zeit. Der Roman spielt 1925 und die junge Blue ergattert einen Vertretungsjob als Journalistin. Sie arbeitet ein halbes Jahr dort - zu der Zeit eine Männerdomäne. Leider erfährt man nur oberflächlich von ihrer Arbeit; keine Recherchen und auch nicht wirklich, wie sie sich dort behauptet. Es scheint allein einen Kollegen zu geben, der eine große Klappe hat. Schade, grade dieses Thema hätte so viel Potential gehabt.

Ähnlich erging es mir mit Delphine und ihrem Ehemann.... Allein Midge hat mich sehr bewegt. Die übrigen Charaktere sind sympathisch, trotzdem sind sie mir nicht nahe gekommen, ich habe keinen wirklichen Zugang zu ihnen gefunden.

Es gab Szenen, die haben mich abgeholt, doch der Rest plätscherte eigentlich so vor sich hin und zog sich oft relativ ereignislos in die Länge.

Wahrscheinlich sollen die kurzen Schlagzeilen um Blue`s Verehrer und ihre Briefe, die Geschichte auflockern, aber das gelingt nur bedingt. Es fehlt die Leichtigkeit und das Augenzwinkern. Dabei ist Tracy Rees Schreibstil sehr angenehm und flüssig.

Alles in allem war der Roman nett und schnell ausgelesen, aber er wird mir wohl nicht lange in Erinnerung bleiben. Dennoch bin ich sehr gespannt auf ihre älteren Romane.

Bewertung vom 05.02.2020
Tiefer Fall / Doggerland Bd.2
Adolfsson, Maria

Tiefer Fall / Doggerland Bd.2


sehr gut

Der zweite Fall für Karen Eiken Hornby. Eigentlich noch krankgeschrieben, nutzt sie die Gelegenheit, an den Feiertagen ihrer Mutter und Freunden zu entkommen, um für eine Ermittlung nach Doggerland zu reisen. Der kleinen Insel, auf der noch heute ein Teil ihrer Familie wohnt - der Teil, für den man seine Hand nicht ins Feuer legen würde.

Ja, das Privatleben, Freunde und Familie, nimmt sehr viel Raum ein. Mir hat das auf der einen Seite schon irgendwie gefallen, denn Karen und ihre Art wächst einem schnell ans Herz und ihr Umfeld ist sehr interessant, allerdings bremst es den Krimipart ganz schön aus. Dessen sollte man sich bewusst sein.

"Doggerland - Tiefer Fall" ist so gesehen ein Art Wohlfühlkrimi, mit einer unheimlich dichten Atmosphäre und sehr bildhaften Schilderungen von Land und Leuten. Der Krimipart ist glaubwürdig, solide und überrascht am Schluss, aber er steht nicht immer im Vordergrund und die Ermittlungen laufen auch eher gemächlich. Dafür geht es auch hier sehr detailliert zu. So erfährt man, welche Spuren die Ermittler auf einen Mord, statt, wie erst angenommen, einen Unfall schließen lassen u.ä. Und auch das Banden- und Familiengeflecht sowie das ganze zwischenmenschliche und Miteinander auf dieser kleinen Insel, hat mir richtig gut gefallen.

Maria Adolfsson hat starke, authentische Charaktere erschaffen und mit Doggerland einen fiktiven Kosmos in der Nordsee, der außergewöhnlich und doch so real erscheint, dass man ganz oft vergisst, dass diese Inselgruppe nicht wirklich existiert.

Fazit: Eine entspannte, solide Krimi-Reihe, die trotz des Privatlebens unabhängig voneinander gelesen werden kann (ich bin z.B. mit dem zweiten Band begonnen) und mit seiner Umgebung und Charakteren punktet.
Einziges kleines Manko für mich, die Schrift ist ungewöhnlich klein, das hätte mich fast abgeschreckt - zum Glück nur fast.

Bewertung vom 04.02.2020
Marianengraben
Schreiber, Jasmin

Marianengraben


ausgezeichnet

Sascha Lobo bringt es auf den Punkt Eigentlich kann man gar kein Buch schreiben, das vom Sterben handelt, gleichzeitig sehr lustig und tieftraurig ist, sich aber anfühlt wie ein Roadmovie. Wie gesagt: Eigentlich. Denn Jasmin Schreiber beweist allen grade das Gegenteil.

Die Autorin arbeitet ehrenamtlich als Sterbebegleiterin und Sternenkinderfotografin und das fließt hier mit ein. Das ist es, was diesen Roman, trotz aller Schrulligkeit des alten Herrn, so authentisch und greifbar macht. Man kann es gar nicht richtig in Worte packen.

Es geht um Verlust, Schuldgefühle und Depressionen, aber auch ums Weitermachen, wieder aufstehen und die letzte Reise.

Paula hat ihren kleinen Bruder Tim verloren und trifft nachts auf dem Friedhof auf Helmut, der grade seine Helga ausbuddelt, um sie in den Bergen zu verstreuen. Helmut ist alt, ein Eigenbrötler und nur bedingt sozial kompatibel. Aber vielleicht ist es genau das, was Paula grade braucht. Den beiden steht auf jeden Fall eine abenteuerliche Reise bevor.

Ich habe mitgefühlt und mitgelitten, aber, und das ist das Schöne, auch ganz oft vor mich hin geschmunzelt. Und der Humor ist nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich einfach so.

Jasmin Schreiber hat einen herausragenden Schreibstil; sehr tiefsinnig, dabei oft humorvoll und er lässt einen nachdenklich innehalten.

Auch die Charaktere haben mir unheimlich gut gefallen. Paula, in die sich wahrscheinlich jeder hineinversetzen kann und Helmut, der sich nur schwer hinter seine Fassade blicken lässt und den man trotz all seiner Härte und Schrulligkeit, irgendwie lieb gewinnt.

Fazit: Es gibt solche Bücher, die möchte man einfach jedem ans Herz legen. "Marianengraben" ist eins davon und meine absolute Leseempfehlung.