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Quincyliest

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
78910
Bewertung vom 04.03.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


sehr gut

Der Debütroman "Der Zopf" der Autorin Laetitia Colombani war großartig geschrieben, entsprechend hoch fielen meine Erwartungen aus.
In ihrem Roman "Das Haus der Frauen" gibt es zwei Erzählebenen: zum einen wird die Geschichte von Solene erzählt, die als erfolgreiche Rechtsanwältin durch ein dramatisches Ereignis traumatisiert ist und sich fortan als Schreiberin in einem Frauenhaus engagiert, auch um sich selbst zu therapieren. Die verschiedenen Schicksale der Frauen werden nur angerissen, man erfährt zu wenig und dadurch berührt der Text nicht tiefgreifend.
Auch die Geschichte der Begründerin des Frauenhauses Blanche Peyron bleibt zu sehr an der Oberfläche, auch liest sie sich recht sachlich und dokumentarisch.
Trotz dieser Kritik gefällt mir die Idee zu diesem beachtenswerten Buch. Literatur, die den Blick auf soziale Ungerechtigkeiten lenkt, ist wichtig.

Bewertung vom 27.02.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


sehr gut

"Nach Mattias" ist ein bewegendes und nachdenklich stimmendes Buch darüber, wie Menschen mit Verlust und Trauer umgehen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, was bleibt an Spuren von einer Person, wenn man nicht mehr ist.
In kleinen Geschichten von Verwandten oder Freunden aus dem Umfeld von Mattias fügen sich die verschiedenen Perspektiven und Porträts zu einem Gesamtbild. Der Leser erfährt Stück für Stück wie ihn Menschen wahrgenommen haben, was für ein Mensch er war und wie unterschiedlich Personen mit Trauer umgehen.
Der Schreibstil des niederländischen Autors ist authentisch und realitätsnah. Es ist ein sensibles und einfühlsames Buch der leisen Töne. Klug komponiert der Autor die einzelnen Geschichten und dem Leser erschließt sich allmählich ein Abbild des Protagonisten.

Bewertung vom 24.02.2020
Die Bagage
Helfer, Monika

Die Bagage


ausgezeichnet

Die österreichische Autorin Monika Helfer erzählt in diesem schmalen, aber intensiven Buch ihre eigene Familiengeschichte. Die Großeltern Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern in ärmlichen Verhältnissen am Rande eines Bergdorfes. Es ist das Jahr 1914, Josef wird zur Armee eingezogen. Maria bleibt allein mit den Kindern zurück. Maria ist eine Schönheit und Männer suchen ihre Nähe. Als die kleine Grete geboren wird und Josef zurückkehrt, kann er sich nicht sicher sein, ob das Kind wirklich von ihm ist. Er wird mit Grete kein Wort wechseln. Margarete ist die Mutter der Autorin.
M. Helfer präsentiert eine außergewöhnliche und einzigartige Familiengeschichte. Liebevoll und schonungslos porträtiert sie Lebenswege einzelner Familienmitglieder und erwärmt mit diesem großartigen Roman das Leserherz.

Bewertung vom 08.01.2020
Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
Skybäck, Frida

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse


sehr gut

Die in Schweden lebende Charlotte erbt unerwartet eine kleine Buchhandlung in London von ihrer Tante Sara. Diese Nachricht stellt ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Charlotte ist eine junge Witwe und besitzt ein Kosmetikunternehmen in Schweden, deswegen reist sie nach London, um das Haus mit der Buchhandlung zu begutachten bzw. zu verkaufen. Doch dann ist sie beim ersten Anblick des Riverside Bookshop verzaubert. Sie bezieht die Wohnung ihrer Tante über der Buchhandlung und bleibt. Leider muss sie feststellen, dass der Buchladen nicht gut läuft und beschließt ein Rettungsprogramm. Sie ist neu in der Branche und muss viel lernen, doch sie erfährt Unterstützung von liebenswerten Menschen.
In dem atmosphärischen Roman geht es um Verlust, Freundschaft, auch um ein Familiengeheimnis und natürlich um die Liebe zu den Büchern. Es ist eine leichte Unterhaltung für entspannte Lesestunden. Etwas mehr Spannung wäre toll gewesen.

Bewertung vom 08.01.2020
Laufen
Bogdan, Isabel

Laufen


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich wirklich überrascht, es kommt so unscheinbar daher mit dem einfachen Titel "Laufen" und doch ist es voller Tiefgang.
Die Ich-Erzählerin ist 43 Jahre alt, ohne Kinder und beginnt ein Jahr nach dem Tod ihres Partners mit dem Laufen - als Ablenkung vor dem Schmerz, dem Verlust, aber auch zur Überwindung und Verarbeitung des Verlustes. Ganz allmählich findet die Protagonistin in ihr Leben zurück.
Laufen ist ein originelles, ungewöhnliches und gut geschriebenes Buch, glaubhaft und berührend. Es geht um vielmehr als nur um das Laufen im eigentlichen Sinne, "Laufen" ist ein starker und gelungener Roman über Verlust und Trauer, aber auch über die Überwindung von Schmerz und einen Neuanfang.

Bewertung vom 23.09.2019
Otto
Suffrin, Dana von

Otto


sehr gut

Dana von Suffrin hat mit ihrem Debütroman eine unterhaltsame und anrührende Familiengeschichte geschrieben. Die Autorin erzählt von einem Vater, nämlich Otto, ein pensionierter Ingenieur, der inzwischen alt und pflegebedürftig geworden ist. Otto ist ein unerträglicher Tyrann und hat konkrete Vorstellungen und Erwartungen, ja sogar Forderungen gegenüber seinen beiden Töchtern Timna und Babi. Er kommt in kein Pflegeheim, sondern wird mit Hilfe einer Haushälterin Zuhause gepflegt. Recht machen, kann ihm natürlich niemand etwas, schon gar nicht seine Töchter. Er verlangt die volle Aufmerksamkeit, ist selbst anderen gegenüber aber nicht empathisch oder mitfühlend.
Der Leser erfährt bruchstückhaft, warum Otto zu dem Menschen geworden ist, der er ist. Es werden Geschichten und Episoden aus der Vergangenheit erzählt. Es ist eine spezielle Familiengeschichte, die Dana von Suffrin geschrieben hat. Das Buch ist an einigen Stellen amüsant, dann auch wieder etwas traurig. Es liest sich flott und ist gut geschrieben, dennoch habe ich an der ein oder anderen Stelle etwas Tiegang vermisst.

Bewertung vom 18.09.2019
Auf Erden sind wir kurz grandios
Vuong, Ocean

Auf Erden sind wir kurz grandios


sehr gut

Es ist keine typische Einwanderergeschichte mit einem happy end, die hier eindringlich von Ocean Voung erzählt wird. Im Gegenteil, Voung schreibt über die Probleme, die er als Halbvietnamese mit seiner Mutter in den USA erfährt... Billigjobs und Armut sind die Realität. Hinzu kommt, dass die Mutter schwer vom Vietnamkrieg traumatisiert ist, Gewalt ihrem Sohn gegenüber wird zur traurigen Realität. Das Buch ist stilistisch großartig, schon allein die Idee, dass der Sohn seine Gedanken in Briefform der Mutter schreibt, die ihn allerdings nie wird lesen können, da sie Analphabetin ist....der Text ist in einer poetisch anmutenden Sprache geschrieben. Schon allein dadurch konnte das Buch überzeugen. Thematisch ist es oft eine schwere Lektüre, melancholisch, düster und doch sehr lesenswert.

Bewertung vom 18.09.2019
Letzte Rettung: Paris
deWitt, Patrick

Letzte Rettung: Paris


gut

Der Roman "Letzte Rettung: Paris" von Patrick DeWitt beschreibt die sonderbare Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Frances war einst eine vermögende Frau. Als ihr Mann stirbt, ändern sich jedoch ihre finanziellen Verhältnisse drastisch. Sie ist pleite und muss alles verkaufen. Sie zieht mit ihrem Sohn Macolm und dem Kater "Kleiner Frank", den sie für die Reinkarnation ihres Ehemannes hält, nach Paris....Die Beziehung der Mutter zu ihrem Sohn lässt sich als schräg und merkwürdig bezeichnen. Am Ende der Geschichte bleibt noch einiges offen. Insgesamt ist das Buch unterhaltsam, extravagant und an der ein oder anderen Stelle auch amüsant, vorausgesetzt, man mag schwarzen Humor. Dennoch hätte ich mehr erwartet.

Bewertung vom 18.09.2019
Ein anderer Takt
Kelley, William Melvin

Ein anderer Takt


ausgezeichnet

Der Roman "Ein anderer Takt" von William Melvin Kelley wurde bereits vor 60 Jahren veröffentlicht und nun wiederentdeckt. Der Roman spielt in einem kleinen Ort in den Südstaaten der USA. 1957 versalzt der afroamerikanische Farmer Tucker Caliban seine Felder, tötet sein Vieh und brennt sein Haus nieder, anschließend verlässt er den Ort mit den übrigen Bewohner, aber WARUM??? Diese Frage stellt sich die weiße Bevölkerung und spekuliert über mögliche Gründe. Es ist die Weigerung der Afroamerikaner als Unterdrückte leben zu wollen. Das Thema der Rassendiskrimierung ist leider nach wie vor aktuell.
In einem ausführlichen Vorwort erfährt der Leser viel über den Roman und auch über den Autor. Bsp. wird angemerkt, dass Kelley nach einer anfänglichen Phase des Erfolgs bereits zu Lebzeiten in Vergessenheit geriet. Völlig zu Unrecht, denn sein Roman ist hervorragend geschrieben.

Bewertung vom 18.09.2019
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Delia Owens ist ein großartiges Romandebüt gelungen. Ihr Roman vereint grandiose Naturbeschreibungen mit Elementen eines Kriminalromans, ist zugleich auch ein Liebesroman und ein Buch über das Erwachsenwerden. Und vor allem ist der Roman eins: ein tolles Lesevergnügen. Die Hauptfigur des Buches Kya wächst im Marschland an der Küste North Carolinas auf, sie kennt die Eigenheiten der Landschaft, sie weiß, was man zum Überleben braucht. Sie ist das jüngste von insgesamt fünf Kindern. Der Vater ist ein brutaler und gewaltätiger Trinker, der die Mutter schlägt. Armut spielt eine große Rolle. Die Familie lebt in einem schäbigen Haus. Als die Mutter und die Geschwister verschwinden, lebt sie ein Jahr mit dem Vater allein. Sie ist eine Außenseiterin, das Marschmädchen und auf sich allein gestellt. Doch sie ist klug und lernt zu überleben. Sie verkauft Muscheln und Fisch und kauft von dem Geld Lebensmittel und Benzin. Sie überlebt allein in der Wildnis.
Der Autorin gelingt es, ein Gefühl von Einsamkeit und von der Schönheit der Landschaft beim Leser zu erzeugen - ohne jeglichen Kitsch. Owens kann auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, denn sie erforschte Jahre zuvor die Natur Afrikas und schrieb Sachbücher über Tiere. Mit ihrem Roman jedoch ist ihr etwas Einmaliges gelungen.

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