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Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2022
Mittsommernachtsküsse
Engel, Cornelia

Mittsommernachtsküsse


ausgezeichnet

Seelenheimat

„Liebe ist immer kompliziert, sonst wäre es nämlich keine Liebe.“

„Mittsommernachtsküsse“ ist der erste Band der „Liebe auf Shetland“-Dilogie von Cornelia Engel. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Mara erbt unverhofft eine kleine Pension auf Shetland. Kurzerhand fliegt sie auf die Insel, um die Pension auf Vordermann zu bringen und eine Leitung für diese zu suchen. Auf Shetland angekommen trifft sie jedoch auf ihre Jugendliebe Gavin und schnell werden ihre ursprünglichen Pläne durcheinandergewirbelt…

Der neue Roman von Cornelia Engel begann für mich irgendwie etwas zäh und wenig emotional. Ich habe mich zunächst sehr schwergetan, in die Geschichte zu finden und mich auf die Figuren einzulassen. Auch der Schreibstil war zunächst etwas abgehackt und gerade das Wort „Aufriss“ (von jemanden „aufreißen“) tauchte mir einmal zu oft auf und störte mich irgendwie sehr. Glücklicherweise gab sich dies aber im Laufe der Handlung vollständig. Der Schreibstil wurde flüssiger, die Handlung spannender und auch die Emotionen waren mehr und mehr greifbar.
Mara habe ich zunächst als eher unsicher und träumerisch empfunden, sie freut sich zwar, Shetland wiederzusehen, richtig zu freuen scheint sie sich aber nicht. Dabei hat die Insel so einiges zu bieten und alleine landschaftlich muss man sich einfach sofort in das wunderschöne Land verlieben. Mit der Zeit gewinnt sie aber an Selbstbewusstsein, lässt ihre Gefühle zu und ergreift die Chancen, die sich ihr bieten. Dennoch steht ihr aber die größte Entscheidung für ihre Zukunft noch bevor: Soll sie ihre Zelte in München abbrechen und auf Shetland bleiben oder den ursprünglichen Plan weiterverfolgen und langfristig nach München zurückkehren?
Die Inselbewohner sind unglaublich freundlich und offen, man fühlt sich schnell zu Hause und in die Gemeinschaft aufgenommen. „Wir halten zusammen“ ist das gängige Motto und wo eine helfende Hand gebraucht wird, ist diese auch nicht weit…
Wenn da nicht Marjoleen wäre, die Mutter von Gavin und gleichzeitig diejenige, der das Nachbarhotel zu Maras Pension gehört. Entgegen dem allgemeinen Charme der Inselbewohner ist Marjoleen kalt und gehässig, gerade Mara gegenüber kommt eine wahre Hexe ans Tageslicht. Der Grund dafür liegt zum einen in der gemeinsamen Vergangenheit, aber es scheint auch noch mehr dahinter zu stecken, denn auch Agnes, die Vorbesitzerin der Pension, hatte Probleme mit Marjoleen…
Insgesamt habe ich aber alle Figuren sehr ins Herz geschlossen, sie sind niedlich charakterisiert und absolut authentisch dargestellt. Gerade Lowrie mag ich sehr gern.
Das letzte Drittel des Romans hat mir dann schließlich unglaublich gut gefallen. Die Spannung wird hier sehr gut aufgebaut und enthält einen sehr guten Plottwist. Ich habe spätestens hier wirklich mit Mara mitgefiebert und so sehr auf ein Happy End gehofft – ob es eins gibt? Tja, dafür müsst ihr den Roman wohl selber lesen...
Ich freue mich nun sehr auf den nächsten Band der Reihe, denn man bekommt bereits eine Idee, um wen es in diesem Teil gehen könnte…

Mein Fazit: Nach einem etwas schwierigen Einstieg konnte mich der Roman vollständig überzeugen und mitreißen. Ich habe mich in die Figuren und das Setting verliebt und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 01.12.2022
Die letzte Fehde an der Havel
Elzner, Silke

Die letzte Fehde an der Havel


sehr gut

Fehdewesen

„Du wirst ihn nicht töten, weil du ihn liebst. Du liebst Dietrich von Quitzow wie einen Vater.“

„Die letzte Fehde an der Havel“ ist ein historischer Roman von Silke Elzner. Er erschien im Oktober 2022 im Gmeiner Verlag.
Carl wächst in einem kleinen Dorf in Brandenburg auf. Sein Lebensweg scheint klar, er wird Bauer und irgendwann den Grund seiner Familie übernehmen. Eines Tages wird das Dorf jedoch überfallen und ausgeraubt. Carl selbst wird bei dem Überfall entführt und schließt sich nach einiger Zeit des Widerstands seinem Entführer Dietrich von Quitzow an. Gemeinsam mit ihm zieht er als Waffenknecht durch die Lande, seinen Hass gegen Dietrich vergisst er jedoch nie…

Als Carl von Dietrich von Quitzow und seinen Kumpanen entführt wird, ist er voller Hass und Angst. Sein einziger Gedanke ist Flucht, doch obwohl er es mehrfach versucht, will es ihm nicht gelingen, sich aus den Fängen des Ritters zu befreien. Nach einiger Zeit der Gefangenschaft gibt er schließlich auf und aus dem einstigen Feind wird eine Art Vaterfigur oder sogar Freund. Carl beginnt sich in Dietrichs Haushalt wohlzufühlen. Aus dem Bauern wird ein starker Kämpfer und ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte. Tatsächlich vergisst Carl seinen Hass zwischenzeitlich vollständig und wäre da nicht Mette, Magd in Dietrichs Haushalt und seine Geliebte, würde ihm wohl auch die schließliche Flucht nicht gelingen…
Carl ist für mich ein Protagonist, mit dem ich absolut nicht warmwerden konnte. Ich empfinde ihn als naiv, feige und unehrenhaft. Natürlich muss er sich zunächst aus Zwang dem Haushalt von Dietrich anschließen und tatsächlich hat er es dort auch nicht immer leicht - Dietrich ist exzentrisch und reizbar, man sollte sich bei ihm nie zu sicher sein und schlussendlich ist er sich selbst der Nächste. Was Carl allerdings an Dietrich verachtet, ist meiner Meinung nach ein Wesenszug, denn er selbst ebenso in sich trägt und der während der gesamten Handlung auch immer wieder zum Vorschein kommt. Carl hat eigentlich kein Ziel im Leben. Er hängt sein Fähnchen in den Wind und lässt sich treiben. Er ist ein Verräter und ein Feigling – selbst Freunde hintergeht er, ohne mit der Wimper zu zucken. Lediglich am Ende des Romans beweist er etwas Mut, wobei auch hier sein Handeln wenig gnädig ist.
Deutlich besser als Carl haben mir die Nebenfiguren gefallen. Mette ist eine interessante Person, die deutlich klüger als Karl zu sein scheint und die für sich selbst einsteht und kämpft. Auch die Quitzow-Brüder als historische Figuren fand ich authentisch dargestellt und gut charakterisiert.
Die Handlung selbst fand ich insgesamt spannend. Die Taten von Dietrich und seinem Bruder basieren auf wahren Begebenheiten und das Fehdewesen des Mittelalters war mir in diesem Ausmaß bislang unbekannt. So war das Lesen auf keinen Fall langweilig. Die Handlung umfasst mehrere Jahre, überspringt dabei aber immer wieder größere Zeitabschnitte, und konzentriert sich somit auf die wesentlichen Inhalte.
Leider konnte ich mich aber mit Carl absolut nicht identifizieren. Obwohl sein Handeln vielleiht durchaus menschlich zu sein scheint und natürlich nicht jede Figur ein Held sein kann, haben mich ob seiner Handlungen meist einfach nur wütend gemacht. Zudem hatte ich arge Schwierigkeiten mit seiner Sprachweise, bei der meistens die Pronomen fehlen. Dies hat ihn für mich noch dümmer erscheinen lassen, als er vielleicht sein sollte und genervt hat es mich außerdem.

Mein Fazit: Die Romanidee finde ich gut, den historischen Kontext gelungen. Insgesamt liest sich der Roman flüssig und leicht. Da ich aber mit Carl als Protagonist leider überhaupt nicht warm werden konnte und ich ihn einfach nicht mag, fällt es mir sehr schwer eine gute Bewertung abzugeben. Ich vergebe daher nur 3,5 von 5 Sternen und empfehle euch, euch ein eigenes Bild über den Roman zu verschaffen! Nur weil er mir mit diesem Protagonisten nicht lag, heißt es nicht, dass er nicht lesenswert wäre!

Bewertung vom 12.11.2022
Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3 (eBook, ePUB)
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hochzeit und Freiheit

„Ich will kein ruhiges Leben – doch, schon. Aber kein Leben, das fremdbestimmt wäre. Ich will ich sein.“

„Ulla und die Wege der Liebe“ ist der dritte Band der Familiensaga „Eine Familie in Berlin“ von Ulrike Renk. Der Roman kann grundsätzlich unabhängig von den ersten beiden Teilen gelesen werden, ich würde dies aber eher nicht empfehlen. Er erschien im August 2022 im Aufbau Verlag.
Hamburg, 1919 – Der Krieg ist zu Ende, Heinrich endlich zurück. Doch er ist nicht mehr derselbe wie zuvor und auch Ulla ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie ihn wirklich heiraten möchte. Schließlich will sie auch Künstlerin bleiben und ist man in einer Ehe nicht eher Ehefrau und Mutter als Künstlerin…?

Ulla ist nach wie vor ein Freigeist und etwas Besonderes. Sie liebt die Kunst, muss immer Zeichnen und geht vollständig in Farben auf. Gleichzeitig ist sie aber auch unglaublich empathisch und verständnisvoll. Sie kann die Gefühle anderer gut einschätzen und verstehen, was ihr gerade in der komplizierten Dehmel-Familie immer wieder zugutekommt und ihr die Rolle des Vermittlers einbringt. Ich bewundere sie für diese ruhige und besonnene Art.
Immer noch ist sie eng mit Vera Dehmel befreundet und steht auch dem Rest der Dehmel-Familie nahe. Auch mit Richard Dehmel hat sie mittlerweile keine Berührungsängste mehr und als absehbar ist, dass er sterben wird, steht sie ihm und seiner Frau Ida eng mehr zur Seite. Dabei hat sie eigentlich eigene Sorgen, denn Heinrich ist verändert aus dem Krieg zurückgekehrt. Die Gefühle zueinander sind anders als zuvor und auch die Frage, ob Ulla nach einer Hochzeit überhaupt noch Künstlerin sein kann, beschäftigt sie sehr.
Im dritten Band der Familiensaga stehen Heinrich und Ulla im Fokus, wobei auch gerade der Tod von Richard Dehmel eine zentrale Rolle einnimmt. Der Roman gibt die Ereignisse von 1919 bis 1924 wieder, wobei die ersten drei Jahre sehr eingängig und fast schon langatmig beschrieben werden, die letzten zwei Jahre dann aber plötzlich in großen Zeitsprüngen abrupt abgehandelt werden. Dies fand ich ein bisschen schade, denn es wirkte fast so, als ob das Buch nun endlich zu Ende sein sollte und viele wichtige Punkte zu Heinrich und Ulla werden in diese Seiten fast schon lieblos heruntergerattert.
Der Rest des Romans ist deutlich langsamer und ausführlicher, wobei es trotzdem nicht langweilig wird. Ulrike Renk schafft es, die Szenen und die herrschende Atmosphäre äußerst bildlich darzustellen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und leicht, die Ereignisse plätschern teilweise etwas langsam vor sich hin, gelangweilt habe ich mich aber zu keiner Zeit.
Durch die personale Erzählperspektive aus Ursulas Sicht erfahren wir ihre persönlichen Ansichten zu den Ereignissen und Situationen und können mir ihr als Protagonistin sehr gut mitfühlen. Insgesamt werden Figuren und Ereignisse authentisch dargestellt und gut in den historischen Kontext eingearbeitet. Das sehr persönlich Nachwort der Autorin rundet die Geschichte, die auf der wahren Familienchronik der Familie Dehmel basiert, vollends ab und hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Mein Fazit: Für diesen Band der Buchreihe gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen. Ich freue mich auf die nächsten Teile!

Bewertung vom 12.11.2022
Herbstzeitleuchten
Römer, Lotte

Herbstzeitleuchten


ausgezeichnet

Zeitschenker

„Es galt, jeden Moment zu leben, nichts zu verzögern.“

„Herbstzeitleuchten“ ist der erste Band der „Liebe in den Bergen“ Dilogie von Lotte Römer. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Jassy ist Influencerin – 24/7 ist sie online und lebt für Likes und Follower. Als sie auf dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes den naturverbundenen Kenneth kennenlernt, sagt sie spontan zu, ihn auf einer Eselwanderung durch die Berge zu begleiten. Ihre Zunge war schneller als ihr Gehirn, doch ein Zurück gibt es nicht, sodass die gemeinsame Tour Jassy zurück in ihre Heimat führt, die sie eigentlich hinter sich lassen wollte…

Ehrlich gesagt hatte die Autorin mich bereits innerhalb der ersten 30 Seiten vollkommen begeistert. Der Roman ist in einem lockeren und flüssigen Schreibstil geschrieben und das Setting in den Bergen sowie die liebe- und humorvolle Einbindung des Esels Momo haben mich einfach sofort gefesselt.
Die anfängliche Begegnung von Kenneth und Jassy – Jasmin – sowie ihre erste gemeinsame Zeit der Wanderung sind locker, oberflächlich und an vielen Stellen sehr humorvoll. Ich habe häufig geschmunzelt, gerade über die Eseldame Momo sowie die Charakterisierung und Beschreibung dieser. Daher hatte ich mich auf einen lockeren und eher oberflächlichen Liebesroman eingestellt, Lotte Römer hat mich dann aber im Laufe der Handlung ein weiteres Mal positiv überrascht. Hinter Jassys Influencer-Fassade steckt nämlich deutlich mehr, als man ahnt und die Wanderung in den Bergen, bei der irgendwie die Zeit stehen bleibt, konfrontiert Jassy nicht nur mit ihren persönlichen Ängsten, sondern auch mit ihrer Familie und damit mit ihrer Vergangenheit.
In Kenneth findet sie einen unerwarteten Halt, unglaublich viel Verständnis und Unterstützung. Denn auch er hat ein Päckchen zu tragen und musste seinen persönlichen Weg mit großen Schwierigkeiten finden. Auch zarte Gefühle branden zwischen den beiden auf und es war wunderschön zu lesen, wie sie sich miteinander entwickeln und ihren Gefühlen mehr und mehr Raum geben.
Insgesamt wird der zunächst unglaublich locker wirkende Liebesroman durch die Einbindung von Jassy Vergangenheit und ihren damit verbundenen Problemen deutlich tiefgründiger und authentischer. Die Beschreibung der Gefühle und die transportierten Gefühle sowie die Atmosphäre am Berg sind unglaublich gut gelungen und waren für mich nahezu greifbar.
Mein Favorit ist natürlich Momo, aber auch Kenneth und Jassy mochte ich als Protagonisten sehr gerne. Gefallen hat mir zudem die Einbindung des Buchtitels in die Geschichte.

Mein Fazit: Ein lockerer und leichter Liebesroman mit unglaublich gutem Unterhaltungswert und einer fesselnden Geschichte vor atemberaubender Kulisse! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 26.10.2022
Das verborgene Paradies
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


ausgezeichnet

Vereint

„Wir sind zum Fliegen geboren. Vergiss das nicht. Lass dir niemals die Flügel stutzen.“

„Das verborgene Paradies“ ist ein historischer Roman von Luca Di Fulvio, übersetzt von Elisa Harnischmacher. Er erschien September 2022 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
1633: Susanna Berna, als Hexe und Mörderin vor dem Inquisitionsgericht. Doch ist sie wirklich schuldig? Kann Daniele, ihr Jugendfreund, ihre Unschuld beweisen oder landet sie tatsächlich auf dem Scheiterhaufen…?

Luca Di Fulvio schreibt mit seinem neuen Roman erneut ein Meisterwerk! Obwohl mir der Einstieg ins Buch zunächst schwerfiel – der Schreibstil ist hier noch sehr gewöhnungsbedürftig – riss mich die Geschichte letztlich vollständig vom Hocker!
Dabei geht es hier um so viel mehr als einen Roman. Der Autor beschreibt die Stellung der Frau und lässt einen darüber nachdenken. Die Handlung spielt im 17. Jahrhundert - Hexenprozesse, die Inquisition, Aberglaube und Scheiterhaufen sind an der Tagesordnung. Die Frau ist höchstens Ehefrau und Mutter, aber kein Mensch: „Ist das nicht ein schöner Traum? […] dass wir Frauen ebenso Menschen sein können?“ Die Kirche wird über alles gestellt, das „Wort Gottes“ in die Welt getragen. Angst und Schrecken leiten die Handlungen der Menschen und dies bekommt auch Susanna zu spüren, als sie als Hexe und Mörderin angeklagt wird. Dabei ist doch eigentlich gerade der Anbruch einer neuen Zeit, denn die Wissenschaft beginnt das Weltbild der Kirche infrage zu stellen…
Daniele, geschlagen mit seiner eigenen Vergangenheit, voller Zweifel und dennoch stark, ist sich sicher, dass Susanna unschuldig ist. Doch kann er es beweisen? Was ist in Wirklichkeit passiert?
Wir begleiten die beiden auf ihrem Weg in einen ungleichen Kampf. Die Handlung wird in mehreren Zeitebenen beschrieben, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und bilden so nach und nach ein komplettes Bild der Figuren und Ereignisse.
Alle Personen sind dabei wahnsinnig gut und authentisch charakterisiert. Charakterzüge sind bildlich beschrieben und greifbar. Sympathien und Antipathien sind eindeutig und so manche Figur lässt Einen eine Gänsehaut bekommen, wenn sie auftritt. Dabei hat mich gerade die Entwicklung von Daniele hat mich begeistert, denn er findet im Laufe der Handlung seine innere Stärke, die er lange suchte…
Tief wurde ich eingesogen in die Geschichte und konnte mich der Handlung kaum entziehen. Nicht im Traum hätte ich mir denken können, wie es schließlich enden würde. Der zunächst schwierige Schreibstil wird im Laufe der Handlunge einfacher und angenehmer.
Ich möchte aber gar nicht zu viel verraten und sage nur: Lest den Roman!
Es geht um die Stellung der Frau, um Freundschaft, Liebe und Freiheit aber auch um die Wissenschaft sowie um zwei außergewöhnliche Personen und das verborgene Paradies... Luca Di Fulvio begeistert mit einem einzigartigen Schreibstil, einer fulminanten Geschichte und rundum gelungenen Figuren!

Mein Fazit: Obwohl ich am Anfang des Buches skeptisch war, hat mich der neue Roman von Luca Di Fulvio schließlich vollkommen begeistert! Ich halte „Das verborgene Paradies“ für eins seiner besten Bücher, vergebe 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.10.2022
Im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.1
Thannbach, Lea

Im Land der Weihnachtssterne / Weihnachtsstern-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Poinsettia

„Ehe du dich versiehst, hast du dich in mein Land verliebt, in die Wunder, die in den Bergen, wilden Flüssen und der Unendlichkeit stecken.“

„Im Land der Weihnachtssterne“ ist der erste Band der Weihnachtsstern-Saga von Lea Thannbach. Er erschien im September 2020 im Ullstein Verlag.
Mit dem Tod ihrer Mutter ist für Stella eine Welt zusammengebrochen. Außer ihrer Mutter hatte sie keine Familie und nun steht sie alleine mit Studium, der Gärtnerei und den Schulden für diese… Doch dann findet Stella eine Einladung ihrer Mutter für einen Ball in Kalifornien und erfährt, dass sie mehr Familie hat, als sie ahnte. Kurzerhand begibt sie sich ins Flugzeug, um mehr über die unbekannte Familie zu erfahren…

Der Roman von Lea Thannbach spielt in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart begleitet der Leser Stella, die sich nach dem Tod ihrer Mutter mit deren Vergangenheit auseinandersetzt und ihre bisher unbekannte Familie in Kalifornien besucht. In der Vergangenheit lernen wir Stellas Urgroßmutter Feli kennen, welche mit ihrer Familie 1911 von Deutschland nach Kalifornien in eine neue Zukunft ausreist…
Beide Zeitebenen sind wunderbar miteinander verknüpft, denn die Familie verbirgt offensichtlich ein Geheimnis, welches zum Zerwürfnis mit Stellas Mutter geführt hat. Natürlich möchte Stella wissen, um was es hier geht, sodass ihre Großmutter Lizzy ihr die Geschichte Stück für Stück erzählt.
Zentrales Thema ist dabei auch die Geschichte des Weihnachtssterns, welche auf wahren Begebenheiten beruht. Jeder von uns kennt wohl die kleine Pflanze, die jedes Jahr zu Weihnachten in die Häuser zieht… Bis es jedoch soweit war, wuchs sie in der kalifornischen Weite und musste erst dazu gebracht werden, im Topf zu gedeihen.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig. Die Handlung ist gespickt mit humorvollen, aber auch mit ausreichend ernsten Szenen. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen und haben mit den Figuren gelacht und gelitten. Ein wenig lieber war mir die Handlung in der Vergangenheit, da hier die Ereignisse doch zentraler und spannender waren. Aber auch die Gegenwart ist herzerwärmend beschrieben und fügt sich gut in die Geschichte ein.
Am Ende des Romans bleiben noch einige Fragen offen, was große Lust auf den zweiten Band der Buchreihe macht.

Mein Fazit: Ich kann den Roman von Lea Thannbach nur wärmstens empfehlen. Obwohl Weihnachten natürlich ein Thema ist, ist er kein klassischer Weihnachtsroman, sondern kann zu jeder Jahreszeit gelesen werden. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 18.10.2022
Wild Green (eBook, ePUB)
Kleinewig, Lurleen

Wild Green (eBook, ePUB)


sehr gut

Auszeit

„Egal, wie nett oder attraktiv er ist. Ich bin hier, um mein Buch zu schreiben. Genau das werde ich tun. Und sonst nichts.“

„Wild Green – Eine Liebe in Irischgrün“ ist ein Liebesroman von Lurleen Kleinewig. Er erschien im April 2022 im Zeilenfluss Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Natascha nimmt sich eine Auszeit, um einen Roman zu schreiben. Um den Handlungsort besser in die Geschichte einarbeiten zu können, zieht es sie dafür von Deutschland nach Irland. Dort begegnet ihr der attraktive Fi, doch eine Beziehung kommt für Nat nicht in Frage, immerhin muss sie nach Deutschland zurück, oder…?

Nataschas Entscheidung, sich für das Romanschreiben eine Auszeit in Irland zu nehmen, finde ich persönlich äußerst mutig. Ähnlich geht es wohl ihr selber, denn natürlich ist es immer ein großer Schritt etwas Neues auszuprobieren. In Irland angekommen knüpft Nat aber schnell Kontakte und gerade der attraktive Fi lässt sie alles andere als kalt. Obwohl Nat klar ist, dass eine Beziehung keine Zukunft haben kann, kann sie dem Charme des Iren nur schwer widerstehen. Die Annäherung der beiden ist dabei sehr schön und gefühlvoll beschrieben, wenn auch insgesamt etwas vorhersehbar.
Natürlich gibt es, neben den unterschiedlichen Wohnorten, weitere Hindernisse die eine Beziehung der beiden eher schwierig gestalten. Dadurch wird die Handlung noch einmal deutlich interessanter und Nats Umgang mit den Schwierigkeiten ist absolut bemerkenswert!
Die Geschichte ist insgesamt unkompliziert und leicht lesbar. Der Schreibstil ist flüssig und auch die Handlung hat einen angenehmen Verlauf, sodass keine Langeweile aufkommt. Gestört haben mich allerdings die Abkürzungen der Vornamen der Protagonisten. Weder „Nat“ noch „Fi“ kommen mir leicht über die Lippen, zumal ich bei beiden Abkürzungen irgendwie eher negative Assoziationen zur „Natter“ und „Vieh“ habe – dies ist aber vermutlich einfach Geschmackssache…
Die Charaktere selbst sind gut beschrieben und liebevoll gestaltet. Gerade die Nachbarin Mae habe ich sehr ins Herz geschlossen. Mit Nat selbst bin ich leider insgesamt nicht recht warm geworden, wobei ich ehrlich gesagt nicht genau sagen kann, woran es genau liegt. Vielleicht ist sie mir etwas zu glatt und ohne echte Ecken und Kanten… Fi hingegen, als klassischer Naturbusche mit einem sehr soliden und geerdeten Auftreten hat mir unglaublich gut gefallen. Ich mag sein meist ruhiges Wesen, das aber gerade beim Surfen auch sehr waghalsig sein kann sowie seinen harmonischen Umgang mit den Pferden.
Sehr gefallen hat mir auch das Setting des Romans. Die irische Kulisse sowie das Gestüt von Fi und seiner Schwester sind einzigartig und wunderschön! Auch das überraschende, wenn auch etwas unrealistische Ende, hat mich überzeugt!

Mein Fazit: Insgesamt lies sich der Roman sehr gut lesen und ist definitiv leicht, unkompliziert und etwas fürs Herz. Er birgt keine größeren Überraschungen, überzeugt aber mit toller Kulisse und niedlichen Figuren. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für einen klassischen Feel-Good-Roman.

Bewertung vom 18.10.2022
Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1
Langenbach, Clara

Zeit für Träume / Senfblütensaga Bd.1


ausgezeichnet

Würze

„Wissen Sie, wie es ist, jemanden zu treffen und nicht zu ahnen, dass diese Begegnung Ihr ganzes Leben verändern wird?“

„Zeit für Träume“ ist der erste Band der Senfblütensaga von Clara Langenbach. Er erschien im April 2021 im Fischer Verlag.
Emmas Eltern sind in Geldnöten und wünschen sich, ihre Tochter gut zu verheiraten, damit es ihr an nichts mangelt. Emma hingegen hat andere Träume, sie möchte studieren und von Männern und Hochzeit nicht viel hören. Da das Studieren für Frauen in dieser Zeit jedoch eher die Ausnahme ist und zudem das nötige Kleingeld fehlt, bleibt eben doch nur die Heirat. Carl, der Sohn des Fuhrunternehmers Seidel, scheint ein geeigneter Kandidat. Unerwartet fühlen sich die beiden jungen Leute sogar zueinander hingezogen, wäre da nicht noch Antoine, Carls bester Freund, der Emma irgendwie durcheinander bringt…

Emma ist schlagfertig, klug und wissbegierig. Sie kann mit dem typischen damaligen Frauenbild als Hausfrau und Mutter nicht viel anfangen und wünscht sich sehnlichst zu studieren. Dies ist am Anfang des 20 Jahrhunderts für Frauen jedoch noch nicht so einfach, sodass sie nicht nur bei ihren Eltern auf Unverständnis stößt, sondern auch an der Universität nicht recht ernst genommen wird. Trotzdem bleibt ihr Traum bestehen und obwohl Carl, der Sohn des Fuhrunternehmers Seidel, ihr gar nicht unsympathisch ist, ist die die Ehe für sie ein Konstrukt, das jegliche Eigenständigkeit zerstört… Dennoch hängt sie ihr Herz an den jungen Mann, der ebenfalls Träume verfolgt, die seine Eltern nicht billigen. Er träumt von einer eigenen Senffabrik, doch seine Eltern haben Angst um ihm und sein schwaches Herz. Bisher hat er sich stets gebeugt, doch mit Emmas Unterstützung erkennt er schließlich, dass man manchmal für sich selbst kämpfen muss, wenn man glücklich werden will…
Emma und Carl, Carl und Emma – alles scheint so einfach und ist doch kompliziert. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und trotzdem liegen ihnen viele Steine im Weg. Zum einen ist da Antoine, der Emma irgendwie immer durcheinanderbringt, zum anderen die Meinung von Emmas Eltern, die einen anderen Heiratskandidaten bevorzugen… Außerdem die Unsicherheit, die Missverständnisse zwischen Emma und Carl, die sie immer wieder zweifeln lassen. Kurzum, obwohl Emma und Carl füreinander bestimmt zu sein scheinen, ist es alles andere als klar, dass sie einen Weg finden werden.
Clara Langenbach beschreibt die Geschichte der beiden in einem unglaublich mitreißenden und flüssigen Schreibstil. Die Worte saugen einen regelrecht in die Geschichte ein, die mit einer Bildhaftigkeit, einer Emotionalität und einer Authentizität geschrieben ist, die ihresgleichen sucht. Die Figuren des Romans sind unglaublich gut charakterisiert. Neben Emma und Carl sind auch die weiteren Personen sehr detailliert beschrieben. Eigenschaften und Persönlichkeiten kommen eindeutig beim Leser an, Gedanken und Gefühle werden durch die wechselnde personale Erzählperspektive umfangreich beschrieben und greifbar.
Unglaublich gut gelungen ist auch die Einsortierung in den historischen Kontext sowie die Darstellung der Rolle der Frau und der damaligen Spannungen zwischen den verschiedenen Kulturen nach dem deutsch-französischen Krieg. Abgerundet wird dies mit einer entsprechenden Erklärung am Romanende. Gefallen hat mir zudem, dass die fiktionale Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht.

Mein Fazit: Ich bin absolut begeistert vom Auftaktband der Senfblütensaga und freue mich auf die nächsten Bände der Reihe! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und klare 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 17.10.2022
Inselblüten und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselblüten und Meer


sehr gut

Lächeln der Liebe

„Es gibt sie, die echt, ehrliche Liebe, auch wenn man den anderen kaum kennt.“

„Inselblüten und Meer“ ist der dritte Band der Mallorca-Sehnsucht-Reihe von Anja Saskia Beyer. Er erschien im August 2022 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und kann unabhängig von den anderen Bänden der Reihe gelesen werden.
Teresa ist vor einigen Jahren nach Mallorca gezogen und betreibt dort ihren eigenen Laden, in dem sich alles um Blumen dreht. Mit Blumen gekocht hat sie das letzte Mal für ihre Mutter, die wenig später verstarb. Als nun der attraktive Simon Teresa als Blütenköchin engagieren will, kommen so manche Gefühle wieder ans Licht. Darunter sind jedoch auch Gefühle für Simon, doch wieso ist dieser immer wieder so distanziert? Was verbirgt er und gibt es eine Chance für die beiden?

Der dritte Band der Mallorca-Sehnsucht-Reihe startet mit dem besseren Kennenlernen von Teresa, der Protagonistin dieses Bandes. Sie ist eine emphatische und freundliche junge Frau, die Blumen liebt, ihre Leidenschaft aber in letzter Zeit eher auf Blütenmuster als auf echte Blumen ausgedehnt hat. Das Kochen mit Blumen hat sie vernachlässigt, da der Tod ihrer Mutter einige Wunden hinterlassen hat und die Blüten untrennbar damit verbunden sind.
Erst als Simon bei ihr im Laden steht und sie als Blütenköchin engagieren will, bemerkt sie, dass die Blumen ihr gefehlt haben. Simon und dessen Mutter wühlen die Vergangenheit dann noch weiter auf, denn Simons Mutter war mit Teresas Mutter in der Reha und hat einige Botschaften in Form von Briefen für Teresa aufbewahrt.
So begibt sich Teresa auf eine Reise durch die Vergangenheit, aber auch durch die Gegenwart und Zukunft, denn ihre Mutter schickt sie mit einer Bucket List auf die Suche nach ihren eigentlichen Wünschen. Nebenbei entdeckt sie auch Gefühle für Simon, doch der gibt sich einerseits sehr distanziert, anderseits aber auch interessiert. Was steckt bloß dahinter und kann es überhaupt eine Chance für die beiden geben…?
Die Handlungsidee des Romans hat mir sehr gut gefallen. Als Leser lernt man viel über die Wirkungsweisen von Blumen und hat sofort Lust, selber einiges auszuprobieren. Teresas Geschichte ist wechselhaft und bunt, genauso wie die Blumen mit denen sie kocht. Der Schreibstil ist insgesamt leicht und locker, nur an manchen Stellen etwas hölzern: Gespräche werden nämlich teilweise etwas monoton beschrieben „gab ihm recht“ - „pflichtete ihr bei“ - „gab ihr recht“… Trotzdem kann man den Roman einfach und unkompliziert lesen, die eingearbeiteten Nachrichten von Teresas Mutter sind sehr persönlich und emotional.
Weniger gefallen hat mir Teresas negative Einstellung zum Singleleben, sie hat mit Mitte 30 mehr oder weniger Torschlusspanik und glaubt, dass sie niemals einen Partner finden wird. Ich finde es sehr schade, dass das Singleleben häufig so negativ betrachtet wird und die Partnerschaft als das Ideal herausgestellt wird. Natürlich sind die Liebe und die aufkommende Beziehung der Kern eines Liebesromans, aber hier war es mir teilweise doch etwas zu gewollt. Auch Teresas teilweise etwas dramatische Reaktionen fand ich ein wenig anstrengend. Möglicherweise sollen diese auf ihre mehrfach angesprochene Hochsensibilität hinweisen, ihr Charakter passt für mich aber insgesamt nicht in das Bild von hypersensiblen Menschen. Vielleicht ist sie sensibler als andere, was Gefühle anderer Personen angeht, aber auch das kommt für mich nicht stark genug hervor, um sie als „hochsensibel“ zu beschreiben. Dieses Beschreibungsmerkmal ist für mich daher etwas unpassend gewählt.
Insgesamt ist Teresas und Simons Geschichte aber dennoch niedlich und romantisch ohne langweilig zu werden. Gefallen hat mir zudem, dass man die Figuren der vorherigen Bände wiedertrifft und die Protagonistin des nächsten Bandes bereits deutlich besser kennenlernt. Zudem ist das Inselsetting einfach wieder wunderschön und lässt einen gedanklich direkt auch die Sehnsuchtsinsel Mallorca reisen.

Mein Fazit: Ich vergebe 4 von 5 Sternen für „Inselblüten und Meer“. Es ist eine unterhaltsame und unkomplizierte Liebesgeschichte mit toller Kulisse und schönen Figuren. An manchen Stellen waren mir die Reaktionen etwas zu dramatisch und der Schreibstil etwas zu zäh. Insgesamt habe ich den Roman aber gern gelesen und mich nach Mallorca geträumt.