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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2022
Love and Lies
Jonson, Jo; Schönenberg, Philip

Love and Lies


gut

Solide Unterhaltung

Das Cover ist ansprechend gestaltet und obwohl ich nach wie vor nicht auf realistische Menschendarstellungen auf Covern stehe, muss ich schon zugeben, dass dieses hier mich magisch in seinen Bann gezogen hat und einer der Gründe war, dieses Buch überhaupt zu lesen.
Zum Inhalt: Leben von Samantha Carstairs scheint perfekt, weshalb niemand vermuten würde, dass es sich bei ihr um eine gesuchte Kunstdiebin handelt. Ihr größter Coup endet jedoch katastrophal. Sie wird geschnappt und des Doppelmordes verdächtigt. Um ihre Unschuld zu beweisen, tut sich mit Detective Derrick Graves zusammen. Doch kann das gutgehen?
Das Buch ließ sich flüssig lesen. Aufgrund seiner Kürze eignet es sich perfekt, um an einem Nachmittag am See oder bei schlechtem Wetter auf der Couch verschlungen zu werden. Dazu tragen auch die wechselnden Erzählperspektiven beider Protagonisten bei, die das Lesen unterhaltsam gestalten. Auch wenn ich den Krimiplot sehr durchsichtig und wenig überraschend fand, konnte mich die Geschichte selbst dennoch fesseln und es fiel mir schwer, sie aus der Hand zu legen. Bei der Ermittlungsarbeit merkt man außerdem die kreative Freiheit ziemlich deutlich, was ich hier nur mal mit einem Augenzwinkern ergänzen möchte.
Die Charaktere hatten überraschend viel Tiefe und sind ziemlich detailliert ausgearbeitet. Auch wenn deren Erzählperspektiven guten Einblick in ihre Gefühlswelten geben und mir beide Protagonisten grundsätzlich sympathisch waren, blieb aber trotzdem eine gewisse Distanz bestehen, die mich jedoch nicht daran gehindert hat, mit ihnen mitzufiebern. Samanthas doppelte Identität wurde besonders gut umgesetzt, ebenso wie die Aufbereitung von Derricks beruflichen Lasten, wodurch beide realistisch wirken.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten. Wer eine gelungene Mischung aus Krimi und Lovestory mit glaubwürdigen Charakteren für zwischendurch oder den Ausweg aus einer Leseflaute sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 15.07.2022
Yinka, wo bleibt dein Date? (eBook, ePUB)
Blackburn, Lizzie Damilola

Yinka, wo bleibt dein Date? (eBook, ePUB)


sehr gut

Anders als erwartet

Das Cover ist ansprechend gestaltet, auch wenn mich der Titel deutlich mehr angezogen hat als die Bildgestaltung. Das liegt aber einfach daran, dass realistische Menschendarstellungen auf Covern generell nicht ganz meins sind. Nichtsdestotrotz ist dieses Cover ein Eyecatcher, dessen Farben auch super zum Genre passen.
Zum Inhalt: Yinka möchte sich unbedingt verlieben. Zum einen, weil sie Druck von ihrer Familie bekommt, zum anderen weil sie eine Begleitung zur Hochzeit ihrer Cousine braucht. Also macht Yinka auf die Suche nach dem Einen.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen. Was mich begeistert hat, sind die kulturellen Einblicke in Yinkas nigerianische Großfamilie und Yinkas alltäglicher Umgang mit ihren britisch-nigerianischen Einflüssen. Ich hatte mir eine witzige, unterhaltsame Geschichte erhofft, wurde in dieser Hinsicht jedoch ein klein wenig ernüchtert. Ich hatte eher mit einer leichten, durchweg humorvollen Herangehensweise an das Thema gerechnet. Allerdings haftete der Handlung streckenweise auch eine gewisse Verzweiflung und Düsternis an, was sie sehr viel ernster wirken ließ. Dazu tragen natürlich auch ernste und aktuelle Themen rund um Yinkas soziale und kulturelle Herkunft bei, beispielsweise Mobbingerfahrungen, die hier sehr einfühlsam aufgearbeitet werden. Gleiches gilt für Diskussionen rund um Yinkas Glauben, die hier mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Respekt behandelt wurden.
Die Geschichte ist zwar nah am Leben entworfen und jede Singlefrau, die zur heutigen Zeit auf Dates oder Partnersuche geht, wird sich wohl irgendwo wiederfinden können und auch die Familiendynamiken innerhalb der Großfamilie wirken authentisch und lassen den familiären Druck spürbar werden, aber trotzdem hat mich Yinkas Story nicht voll für sie einnehmen können. Sie ist zwar eine realistische dargestellte Protagonistin mit Schwächen und Selbstzweifeln, aber lange Zeit auch einem unbändigen Drang, Anderen zu gefallen bzw. die Erwartungen Anderer zu erfüllen, was mich ziemlich genervt hat. Deshalb war ich zwischenzeitlich auch eher gewillt, dem Buch noch einen Stern bei der Bewertung abzuziehen, jedoch konnten mich die letzten Seiten dann doch noch stärker emotional berühren und mir fast eine Träne entlocken. Allerdings hätte ich mir zwischendurch mehr Spannung und weniger zähe Phasen gewünscht.
Der Fokus der Geschichte liegt zwar auf Yinka, allerdings geht es auch viel um ihre Freundinnen, weshalb mich die Story zwischenzeitlich an Sex and the City, Valeria oder The Bold Type erinnert hat – hier nur abzüglich jedweder expliziten Szene. Drama nach Machart einer romantischen Komödie hält diese Geschichte definitiv ausreichend bereit.
Toll ist, dass auch eine queere Protagonistin Einzug in die Geschichte gefunden hat. Generell waren mir Yinkas direkte, selbstbewusste, ehrgeizige Freundinnen und Cousinen fast noch sympathischer als die Protagonistin selbst. Yinka wirkt manchmal fast schon unglaubwürdig naiv und unerfahren im Umgang mit anderen Menschen, dafür dass sie eine intelligente Frau ist, die in einer Metropole wie London lebt, wobei ich mir übrigens auch mehr vom austauschbar wirkenden Setting versprochen hatte.
Insgesamt hat mich die Geschichte solide unterhalten, aber mehr als 3,5 Sterne sind leider echt nicht drin. Ich hatte mir einfach noch etwas mehr erhofft. Wer auf romantische Komödien mit Tiefgang, einem interessanten kulturellen Background, aber auch allerlei Drama und Zickenkrieg steht, sollte hier einmal reinlesen.

Bewertung vom 09.07.2022
Wie man sich einen Lord angelt (MP3-Download)
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt (MP3-Download)


sehr gut

Unterhaltsames Hörvergnügen

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt sowohl zum historischen Setting als auch zum Genre eines Liebesromans.
Zum Inhalt: Kitty Talbot muss ihre vier Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern allein durchbringen. Doch damit nicht genug: Ihr Vater hat ihnen noch dazu einiges an Schulden hinterlassen. Kittys letzte Chance liegt in der Suche nach einem Ehemann. Dafür begibt sich inmitten der Londoner Ballsaison und der gesellschaftlichen Oberschicht. Kann sie dort bestehen und finden, wonach sie sucht?
Die Sprecherin des Hörbuchs macht einen fantastischen Job und ich bin wahnsinnig froh, diese Geschichte gehört und nicht gelesen zu haben. Tanja Fornaro liest die Charaktere äußerst abwechslungsreich, haucht ihnen damit gekonnt Leben ein und sorgt so für ein gefühlvolles, aber auch sehr unterhaltsames Hörerlebnis. Sie könnte nach dieser Performance glatt in den Kreis meiner liebsten Sprecherinnen aufsteigen.
Zu den Charakteren: Kitty erschien mir über weite Teile des Hörbuchs leider als absolut unsympathische, berechnende Protagonistin, bei der ich zwischendurch gehofft hatte, dass sie doch bitte absichtlich satirisch angelegt sein möge, denn es war größtenteils ziemlich anstrengend, ihre Erzählperspektive zu verfolgen. Glücklicherweise macht sie dann doch noch eine – recht wundersam schnelle – Wandlung durch, was das letzte Drittel deutlich angenehmer gestaltete und dazu führte, dass ich das Ende in einem Rutsch verschlungen habe. Allerdings wird Kitty dennoch nicht mehr meine Lieblingsfigur.
Lord Radcliffe war mir da schon deutlich sympathischer. Gezeichnet von traumatischen Erlebnissen sucht er nach dem richtigen Umgang mit seiner neuen Rolle als Familienoberhaupt und ist wohl auch gewissermaßen auf der Suche nach sich selbst. Aus seiner Perspektive hätte ich gerne noch mehr gehört. Wer einen reichlich ernsten, nachdenklichen und zuweilen mürrischen Protagonisten als love interest sucht, dürfte hier fündig werden.
Letztlich verbindet das Hörbuch gelungen eine historische Liebesgeschichte rund um eine selbstbestimmte Protagonistin mit zeitgenössischen Skandalen, Intrigen und sogar ein paar Actionszenen, womit insgesamt dank herausragender Schlagabtausche ein fesselndes Gesamtwerk mit einer guten Prise Humor entsteht. Die beschriebene Annäherung geht allerdings recht dezent und unterschwellig, aber deshalb nicht weniger romantisch oder glaubhaft vonstatten.
Wer auf der Suche nach einer unterhaltsamen und kurzweiligen historischen Liebesgeschichte voll amüsanter Wortgefechte ist, die sich perfekt zum Abschalten nach einem stressigen Tag eignet, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 04.07.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys (eBook, ePUB)
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Klare Leseempfehlung

Das Cover passt perfekt zur Geschichte und ihren Charakteren. Die fröhlichen Farben stechen sofort ins Auge, allerdings ist es für meinen Geschmack etwas zu viel und wirkt leicht überladen.
Zum Inhalt: Yadriel möchte von seiner Familie endlich als Brujo akzeptiert werden. Als trans Junge verweigert man ihm allerdings das traditionelle Aufnahmeritual, weshalb er sich kurzerhand mit der Hilfe seiner Cousine Maritza selbst daran macht, einen Geist zu beschwören, um seine Kräfte zu beweisen. Doch was, wenn jener Geist nicht wieder gehen möchte?
Anfangs hatte ich leichte Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Das legte sich aber spätestens bei Julians erstem Auftritt. Danach bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Diese Geschichte ist so viel mehr als Urban Fantasy. Sie vereint außerdem Krimielemente und eine coming-of-age-story, was das Lesen ungemein abwechslungsreich gestaltet. Was die Spannungselemente angeht, konnte ich die Entwicklung recht schnell vorhersehen, was meiner Lesefreude in dem Fall aber keinen Abbruch getan hat.
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, was mich so berühren konnte und lange keine Protagonisten kennengelernt, die mir so unter die Haut gegangen sind. Die queere Repräsentation und die damit im Zusammenhang stehenden realistisch beschriebenen, ungeschönten Spannungsverhältnisse überzeugen auf ganzer Linie und sorgen dafür, dass die Geschichte eine gigantische emotionale Bandbreite - von lachen, weinen, schmachten und einer großen Portion Hoffnung war alles dabei - bereithält.
Die Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgearbeitet und bieten ein breites Spektrum zur Identifikation. Die Protagonisten muss man einfach gernhaben. Julian ist ein draufgängerischer Wirbelwind mit großem Herzen und gewissermaßen das komplette Gegenteil zu Yadriels ruhigem, zurückgezogenem, ehrgeizigem Charakter. Daneben steht Maritza als beeindruckend starke, selbstbewusste junge Frau. Die drei als sich ergänzendes Team zu verfolgen, war ein wahrer Lesegenuss.
Auch der kulturelle Hintergrund der Geschichte ist großartig ausgearbeitet worden. Durch den bildhaften Schreibstil kann man sich nicht nur die Feierlichkeiten rund um den Día de Muertos in all seiner Farbenpracht vorstellen, man bekommt auch ein Gefühl für möglicherweise fremde Kulturen und einen respektvollen Umgang mit menschlicher und kultureller Vielfalt allgemein. Zudem haben mich die spanischen Gesprächsteile besonders gefreut, die den Dialogen noch einmal das gewisse Etwas und schlichtweg mehr emotionale Tiefe verleihen.
Im englischen Sprachraum hat dieses Buch schon reichlich Aufmerksamkeit bekommen und was soll ich sagen, ich finde, dieses Buch hat seinen Hype völlig verdient. Es ist absolut lesenswert, spricht furchtlos wichtige Dinge an, gibt der LGBTQ+ Community eine würdige Stimme und trägt damit hoffentlich auch zu mehr gesellschaftlichem Verständnis bei. Auch wenn sich die Geschichte vielleicht prinzipiell eher an Jugendliche/junge Erwachsene richtet, ist sie für jede Altersklasse geeignet.
Wer ein fesselndes, ergreifendes Fantasy-Leseerlebnis voller Diversität sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen!

Bewertung vom 21.06.2022
The Stories we write (MP3-Download)
Dade, Olivia

The Stories we write (MP3-Download)


gut

Hatte mehr erwartet

Das Cover ist zwar schlicht und eher unauffällig als ein Eyecatcher, gefällt mir aber ganz gut.
Zum Inhalt: Marcus Caster-Rupp, nach außen hin überaus attraktiver aber etwas dümmlich wirkender Schauspieler, hat ein Geheimnis. Er schreibt Fanfiction, die ihn seine Karriere kosten könnte. April Whittier, Fan von Marcus‘ Serie und der Buchvorlage, schreibt nicht nur Fanfiction, sondern kreiert auch eigene Kostüme zum Fandom. Als sie Fotos davon postet, bekommt sie aufgrund ihrer Figur die Negativseiten des Internets zu spüren. Doch dann passiert das Unmögliche, denn Marcus bittet sie doch tatsächlich um ein Date…
Mein Highlight des Hörbuchs war die Leistung der Sprecherin. Sie macht einen wirklich guten Job und hat eine sehr angenehme Sprechstimme, mit der sie wenigstens etwas mehr Gefühl und Tiefe in die Geschichte bringt. Womit wir gleich mal zum Schreibstil beziehungsweise einem meiner größten Kritikpunkte kommen: Nichts gegen explizite Szenen, wenn sie voll prickelnder Atmosphäre sind und nicht erzwungen wirken, was hier nur so halb der Fall ist. Allerdings besteht diese Geschichte in jedem Kapitel zumindest in Andeutungen, manchmal aber auch sehr detailliert, aus Sex, was logischerweise nicht viel Platz für sonstige Handlungsstränge und somit auch eine Menge lose Fäden offenlässt. Zum Beispiel wird Aprils Arbeit am Anfang detailliert thematisiert, dann verschwindet ihr Arbeitsalltag aus dem Fokus. Auch ihr anfänglich zu Wort kommender Lieblingskollege scheint einfach nicht mehr zu existieren. Sobald sie Marcus trifft, dreht sich ihre Welt nur noch um ihn. Das ist total schade.
Was mir hingegen gut gefallen hat, vor allem mit dem inhaltlichen Fokus auf Bücher, Verfilmungen und Fanfiction, ist die Einbeziehung anderer Medien und Textformen, wie Drehbücher oder Chatnachrichten. Leider konnten diese humorvollen Einlagen, auch nicht mehr Spannung in die schon reichlich vorhersehbare Handlung bringen.
Zu den Protagonisten: Mit April hatte ich so meine Probleme. Sicher sie ist klug, stark, sinnlich und kreativ, allerdings definiert sie sich nervigerweise zunehmend über Marcus, was etwas ungesund erscheint und dazu führt, dass sie ihre Individualität verliert. Auch die Hauptmessage der Geschichte, die sich ja um Body Positivity drehen sollte, verschenkt ihr Potenzial, indem das Thema immer mal wieder hochkocht und kurz problematisiert wird, nur um dann plötzlich gar keine Rolle mehr zu spielen. Marcus war mir etwas sympathischer und der Blick hinter seine Fassade war ziemlich spannend. Wo April fehlerhaft und menschlich wirkt, scheint Marcus jedoch fast etwas zu perfekt.
Ich kam nicht wirklich an die Protagonisten heran. Was daran liegen könnte, dass die beiden Ende 30 und damit deutlich älter als ich sein sollten – wobei sie sich nicht wirklich ihrem angeblichen Alter entsprechend verhalten. Zudem wirkt das Hauptdrama zwischen den Protagonisten stark künstlich geschürt, weil es sich eigentlich so leicht aus der Welt räumen ließe.
Insgesamt wurden meine Erwartungen eher enttäuscht. Dennoch habe ich Hoffnungen für den zweiten Band, dessen Protagonisten uns hier schon begegnen und deren Unterhaltungswert ich momentan als ziemlich hoch einschätze. Wer eine herausragend gesprochene, unaufgeregte, seichte Liebesgeschichte mit Romcom-ähnlichem Drama sucht, sollte trotzdem einmal reinhören.

Bewertung vom 19.06.2022
Die Knochen-Schiffe
Barker, R. J.

Die Knochen-Schiffe


gut

Solider Einstieg mit Ausbaupotenzial

Das Cover sowie die weitere äußere Gestaltung stellen für mich ein absolutes Highlight des Buchs dar. Die Einbandgestaltung und die Zeichnungen zu Beginn jedes Kapitels sind großartige Details, die die Stimmung der Geschichte perfekt einfangen und das Auge erfreuen.
Zum Inhalt: Zwei Nationen bekämpfen sich seit geraumer Zeit. Als dann zum ersten Mal seit Generationen ein Drache gesichtet wird, dessen Knochen als Ressource für das wichtigste Kriegsgerät dienen, beginnt ein Kampf um die Vormachtstellung in der andauernden militärischen Auseinandersetzung.
Der Erzählstil hat mich, ähnlich wie das ganze Buch, etwas zwiegespalten zurückgelassen. Am Anfang fiel es mir wahnsinnig schwer, in die Geschichte reinzukommen und das lag nicht nur am High Fantasy Genre. Schachtelsätze und wenig Dialoge haben mir den Einstieg erschwert. Mit der Zeit kam ich flüssiger voran, aber die Geschichte konnte mich leider nie richtig in ihren Bann ziehen. Spannung kam nur in ein paar Actionszenen auf, von denen ich mir auch etwas mehr erhofft hatte. Die Atmosphäre stellte für mich jedoch einen großen Pluspunkt dar. Die Enge und Eintönigkeit auf dem Schiff, die Ausweglosigkeit und drohende, schwelende Gefahr sind greifbar darstellt. Daneben mochte ich viele kleine Details, beispielsweise die Seemannslieder, die aber letztlich eben nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmachten.
Zu den Charakteren: Dem Buch mangelt es nicht an außergewöhnlichen und potenziell unterhaltsamen Charakteren innerhalb des diversen und heterogenen Casts. Hier wurde meiner Meinung nach jedoch einiges an Potenzial verschenkt. Ich verstehe, wieso der Autor uns die Geschichte nur aus der Sicht Jorons bereitstellt, allerdings hätte ich mir gerne mehr Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt andere Charaktere gewünscht. So blieben sie mir jedoch größtenteils fremd und wirkten unnahbar, wodurch auch das Potenzial eigentlich liebenswürdiger Nebencharaktere - wie dem Gullaime oder verschiedenen Mannschaftsmitgliedern des Flottenschiffs - teilweise bis ganz verschenkt wurde.
Joron ist als Protagonist jedoch clever ausgewählt. Er ist jung, unerfahren und formbar, teilweise auch voller Vorurteile. Glücklicherweise macht er eine glaubwürdige Entwicklung durch, die es auch dem Leser ermöglicht, sich schrittweise in der Welt zurechtzufinden. Richtig sympathisch wurde Joron mir jedoch nie so ganz, weshalb ich eben auch nur bedingt mitfiebern konnte.
Das einzigartige Worldbuilding, die Magieformen, die von einem Matriarchat geprägten Gesellschaftsstrukturen mit einer außergewöhnlichen Kultur und die politischen Verwicklungen sind wahnsinnig interessant und bieten noch viel Entwicklungspotenzial für die Folgebände. Hier hat der Autor ungemein viel Kreativität bewiesen und mich definitiv beeindruckt.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten, auch wenn meine zugegebenermaßen hohen Erwarten nicht erreicht wurden. Ich habe in den letzten Tagen lange hin- und herüberlegt und werde dem zweiten Band der Trilogie wohl noch eine Chance geben.
Wer atmosphärische High Fantasy mit starkem Fokus auf Charakterentwicklung und eher langsam voranschreitender Handlung vor maritimem Setting mag, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 07.06.2022
Das wahre Motiv / Offizier Gryszinski Bd.2
Seeburg, Uta

Das wahre Motiv / Offizier Gryszinski Bd.2


sehr gut

Überzeugender Folgeband

Das Cover ist äußerst gelungen gestaltet und gefällt mir sehr. Es verweist auf das Setting, die Farbgebung passt perfekt zum Genre eines historischen Krimis und der Titel wird gekonnt in Szene gesetzt.
Zum Inhalt: München im Jahr 1895: Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski bekommt es mit einem neuen Fall, einem Mörder im Künstlermilieu, der sich Motiven der klassischen Mythologie bedient, zu tun. Als der Täter erneut zuschlägt, wird deutlich, wie sehr die Zeit drängt. Wird es Gryszinski gelingen, den Mörder zu schnappen?
Der gut lesbare Schreibstil hat mich auch in diesem Teil der Reihe erneut überzeugt. Man fliegt nur so durch die Seiten, die vor Lokalkolorit, einer feinfühligen Zeichnung der Gesellschaft und Atmosphäre nur so strotzen. Dadurch wird das historische Setting wieder lebendig und man kann sich sehr gut in die Zeit hineinversetzen. Beim Anblick eines willkommenen Details, der Zitate am Anfang eines jeden Kapitels, ist mein Historikerherz einmal freudestrahlend auf und ab gehüpft.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und charakterisiert. Gryszinski selbst ist furchtbar sympathisch und wirkt durch seine liebevolle Beziehung zu seiner Familie sowie seine kleinen Schwächen im Umgang mit gutem Essen unglaublich nahbar. In diesem Zusammenhang haben mir auch die modern anmutende Komponente rund um seine Frau als starkem, beeindruckendem Vorbildcharakter und ihre zentrale Rolle innerhalb der Handlung sehr gut gefallen. Dadurch gewinnt die Geschichte trotz historischem Setting eine gewisse Aktualität. Doch nicht nur die herzlichen, intelligenten Protagonisten, auch die Nebenfiguren, beispielsweise die Haushälterin oder die beiden Wachtmeister, wissen zu überzeugen und zauberten mir beim Lesen ein Lächeln aufs Gesicht.
Im Vergleich zum ersten Teil fand ich die Tätersuche in diesem Band noch etwas spannender und undurchsichtiger. Langeweile kam auch dank des herrlichen Humors generell nicht auf und das filmreife Finale hat mich sprachlos zurückgelassen. Richtig gut gefällt mir nach wie vor die Einflechtung des kriminalistischen Fortschritts sowie technischer Neuerungen in die Ermittlungsarbeit.
Die Kenntnis des ersten Bandes der Reihe ist nicht unbedingt erforderlich, kann aber vielleicht dennoch hilfreich sein, um die Charakterentwicklung und die Beziehungen zwischen den Protagonisten besser einordnen zu können.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und würde jederzeit weitere Bände dieser Reihe lesen. Wer unterhaltsame historische Krimis mag, Interesse an der Geschichte der Münchner Kunstszene hat oder einfach nur eine neue Krimireihe mit einnehmenden und liebenswürdigen Charakteren sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 23.05.2022
Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich (eBook, ePUB)
Marsh, Julie

Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsame Liebesgeschichte vor historischem Setting

Das Cover ist ansprechend gestaltet, passt gut zum historischen Hintergrund und dank der fröhlichen Farben auch zum romantischen Teil der Geschichte.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1807 muss Emma sich plötzlich allein durchschlagen. Sie findet eine Anstellung als Gesellschafterin, wobei sie sich auf die Jagd nach einer guten Partie für die Tochter ihrer Arbeitgeberin konzentrieren soll. Doch kann das Spiel mit der Liebe so einfach sein?
Der Erzählstil ist ganz große Klasse. Ich habe das Buch dank seiner exzellenten Lesbarkeit nur so verschlungen. Einmal begonnen fiel es mir wirklich schwer, die Geschichte wieder aus der Hand zu legen, weshalb es sicher auch geeignet ist, um die Liebe zum Lesen wieder zu entfachen und aus einer Leseflaute herauszuhelfen. Auch der Humor hat mir sehr gut gefallen. Der Geschichte haftet auch bei ernsten Themen durchweg eine gewisse Leichtigkeit an, was sie zur perfekten Frühlings- und Sommerlektüre macht oder auch einfach nur Hoffnung und gute Laune verbreiten lässt.
Zu den Charakteren: Unsere Protagonistin ist gemäß ihrer zeitgenössischen Erziehung anfangs naiv, gutgläubig und gewissermaßen weltfremd. Das hat zwar für unterhaltsame Einlagen gesorgt, es mir aber anfangs erschwert, mich wirklich in sie hineinversetzen zu können. Glücklicherweise entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte aber zu einer immer selbstbewussteren und eigenständigeren Frau, behält dabei jedoch stets ihr gutes Herz. Richtig gut hat mir auch die überspitzte Darstellung beispielsweise Lady Darlingtons als Vertreterin der gesellschaftlichen Elite gefallen. Ambrose blieb mir allerdings stellenweise etwas zu blass, zum Beispiel was die Auseinandersetzung mit seinen familiären Konflikten angeht.
Die Wendungen und Enthüllungen der Story empfand ich als sehr vorhersehbar. Dafür haben mich die teilweise modernen Sicht- und Verhaltensweisen der Charaktere rund um weibliche Rollenbilder und die Emanzipation von Frauen überzeugen können, vor allem, weil sie die Handlung trotz ihres historischen Settings zeitgemäß wirken lassen und die Identifikation mit den Protagonisten ermöglichen. Dabei veranschaulichen sie außerdem exemplarisch die Panik einiger gesellschaftlicher Schichten vor dem allgegenwärtigen Wandel der Zeit.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten. Wer eine gut lesbare, amüsante Liebes- und Wohlfühlgeschichte vor historischem Setting mit einer guten Prise Humor im Stil von Jane Austen und Julia Quinn sucht, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 02.05.2022
Papyrus (eBook, ePUB)
Vallejo, Irene

Papyrus (eBook, ePUB)


gut

Informativ aber oberflächlich

Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und passt perfekt zu Titel und Inhalt des Buches. Für mich ist es ein echter Eyecatcher, der mich im Buchladen magisch angezogen hätte.
Inhaltlich dreht sich Papyrus um Buchgeschichte. Der zeitliche Fokus liegt in der Antike - ausgehend von der Bibliothek von Alexandria bis hin zum Ende des Römischen Reiches. Dabei treten beispielhaft Personengruppen in den Vordergrund, die in irgendeiner Form mit Büchern interagierten.
Ich habe vor meiner Lektüre mehrfach lesen können, dass dieses Sachbuch sich wie ein Roman lesen ließe. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Der Anfang war wahnsinnig stark und eindrucksvoll, aber danach fiel es mir stellenweise immer schwerer, durch das Buch zu kommen. Dabei lese ich auch beruflich viel schwer lesbare, trockene Fachliteratur und bin so etwas eigentlich gewohnt. Was mich dabei wohl am meisten gestört hat, ist die Fülle an Informationen und die Art, wie diese strukturiert und weitergegeben wurden. Es fühlte sich manchmal wie bei einem mündlichen Vortrag an, bei dem jemand den roten Faden aus den Augen lässt und sich stattdessen von einem Detail im Nächsten verirrt. Dadurch dürfte es schwer sein, allzu viel vom ersten Lesen zu behalten. Dieses Buch eignet sich eher zur stückweisen Lektüre oder als Nachschlagewerk für das Bücherregal, um später noch einmal gezielt auf Einzelheiten zurückzukommen.
Trotzdem hatte der Schreibstil auch Stärken, so musste ich beispielsweise auch hin und wieder schmunzeln. Vor allem aber merkt man der Autorin stets ihre Liebe zu Büchern und ihre Leidenschaft für deren Geschichten an.
Ich wollte das Buch so gerne mögen und vielleicht wurden mir genau diese Erwartungen zum Verhängnis. Für Leute mit viel Hintergrundwissen in den Bereichen Buchgeschichte und Geschichte der Antike erscheint dieses Buch definitiv zu oberflächlich. Für mich konnte das Buch somit leider wenig Neues bereithalten. Ich habe eher Wissen wiederholt. Logischerweise verhindert allein die bereits erwähnte Informationsfülle, bei vielen Aspekten mehr in die wissenschaftliche Tiefe gehen zu können.
Papyrus ist somit eher für literaturbegeisterte Laien mit großem Interesse an Geschichte geeignet, die ihr Allgemeinwissen erweitern möchten. Und im Hinblick auf solche Leser macht die Autorin tatsächlich einen fantastischen Job. Immer wieder greift sie beispielsweise Elemente aus der heutigen Populärkultur auf, um Vergleiche zu ziehen, Parallelen zur Vergangenheit aufzuzeigen und ganz allgemein deren Verständnis zu erleichtern. Mit anderen Worten: Dieses Sachbuch ist eine Liebeserklärung an die Bücherwelt und vermag es dabei, Interesse an Geschichte zu wecken.

Bewertung vom 29.04.2022
Eine Frage der Chemie (MP3-Download)
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie (MP3-Download)


sehr gut

Zeitgemäß und emotional

Das Cover kann mich verglichen mit anderen internationalen Ausgaben nur bedingt überzeugen. Realistisch dargestellte Personen auf dem Cover sind einfach nicht ganz meins, wobei dieses Cover immerhin noch auf den historischen Hintergrund der Story anspielt.
Zum Inhalt: Elisabeth Zott polarisiert. Mitte des letzten Jahrhunderts ist sie eine studierte Chemikerin, die ganz und gar nicht bereit ist, sich schlicht den gesellschaftlichen Normen unterzuordnen, die die Zeit von ihr verlangt. Doch kann das gut gehen?
Die Sprecherin war mir für mich wohl das größte Highlight der ganzen Geschichte. Luise Helm liest auf eine einnehmende Art und Weise, mit scheinbar größtem Feingefühl für die Emotionen der Geschichte, die gerade deswegen hervorragend zum Ausdruck kommen.
Auch der Schreibstil selbst kann grundsätzlich überzeugen und bietet die perfekte Balance zwischen Ernst und humorvollen Einlagen, wodurch auf die stellenweise düsteren Schicksalsschläge stets auch wieder Hoffnung und eine gewisse Leichtigkeit folgen, die das Hören nicht zu schwer gestalten. Hin und wieder hätte ich schon gerne das Buch zur Hand gehabt, um Formulierungen zu markieren beziehungsweise aufzuschreiben. Leider hat mir allerdings Spannung gefehlt. Ich hatte nie diesen inneren Drang weiterhören zu müssen.
Zu den Charakteren: Elisabeth Zott stellt die wohl stärkste Frauenfigur dar, die mir je in einem Roman begegnet ist und allein damit hat sie einen Platz unter meinen liebsten Protagonisten sicher. Sie erscheint fast schon wie eine moderne Romanheldin. Durch ihre Selbstbestimmtheit wirkt sie jedoch fast schon zu stur, was zu einigen Konflikten führt. Diese Fehlbarkeit lässt sie aber auch unglaublich menschlich wirken. Daneben gibt es noch großartige Nebencharaktere, wie Elisabeths ganz besonderen Hund, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.
Der Roman spielt zwar vor einigen Jahrzehnten, könnte aber trotzdem nicht aktueller wirken. Es geht um ernste Themen wie Emanzipation, Frauenfeindlichkeit, Gleichberechtigung, Mutterschaft, Verlust und Trauer aber auch um die kräftigende Wirkung von Liebe, Freundschaft und Familie. Damit steckt die Geschichte nicht zuletzt auch voller Gesellschaftskritik. Ich wage einfach zu behaupten, dass sich wohl fast jede Frau an der einen oder anderen Stelle in dieser Geschichte wiederfinden und Trost in dem quasi geteilten Leid erfahren kann, und das macht diesen Roman zu etwas unglaublich Wichtigem.
Insgesamt hat mich das Hörbuch, vor allem dank der grandiosen Sprechleistung, gut unterhalten. Wer starke Frauenfiguren, pointierte Aussagen und eine herzerwärmende Handlung mit Tiefgang sucht, sollte unbedingt einmal in dieses Hörbuch reinhören.