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Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
78910
Bewertung vom 27.11.2018
Tödlicher Irrtum
Burow, Patrick

Tödlicher Irrtum


sehr gut

Der alkoholkranke Professor Heckscher wird, da er oftmals unangenehm auffällt, zum Vorstand des neu gegründeten Instituts für Justiz-Irrtümer abkommandiert. Er holt sich die beiden Studenten Saskia und Florian zu Hilfe. Als sie beim Durchforsten alter Akten einen sehr interessanten Fall finden, wird aus der ursprünglichen Verlegenheitslösung eine kompetente Ermittlergruppe.


"Tödlicher Irrtum" von Patrick Bredow ist bereits der zweite Fall rund um die Jurastudenten Saskia und Florian. Ich kenne zwar das vorherige Buch nicht, hatte aber sofort einen Draht zu den Protagonisten. Auch wenn mir nicht alle sofort sympathisch waren. Mit Heckscher z.B. musste ich erst warm werden, denn seine kauzige Art war für mich anfangs doch gewöhnungsbedürftig. 


Der Autor hat einen lebendigen und angenehmen Schreibstil. Die kurzen, knappen Kapitel halten die Spannung von Anfang an auf einem durchgehend hohen Niveau und sorgen dafür, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der subtile Humor, viele ironische Einsprengsel und vor allem die fundierte Recherche runden das Ganze ab. Der Autor, der selbst Jurist ist und auf dem Gebiet der Justizirrtümer äußerst bewandert ist, weiß sehr gut, wovon er spricht. Das macht den Roman, dem zudem noch einige wahre Begebenheiten zugrunde liegen, noch authentischer und sehr lebensnah. Die Protagonisten sind wie aus dem echten Leben entnommen, denn sie haben Ecken und Kanten und ihre Macken, so wie die Menschen in der Realität. 


Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem, weil sich sowohl Plot, als auch Ermittlertruppe, von den gewohnten Krimis angenehm unterscheiden. Ich würde gerne noch mehr von der Abteilung für Justizirrtümer lesen. 

Bewertung vom 15.11.2018
Die Unsterblichen
Benjamin, Chloe

Die Unsterblichen


ausgezeichnet

New York 1969, Ferienzeit in der Lower East Side. An einem heißen Sommertag lassen sich Varya, 13, Daniel, 11, Klara, 9 und Simon, 7, die vier Geschwister der Familie Gold, von einer Wahrsagerin ihren Todestag vorhersagen. Eine Auskunft, die ihr Leben komplett verändert. Simon und Klara, deren Lebenserwartung am geringsten ist, beginnen jede Minute auszukosten und zu genießen. Sie verlassen New York und ziehen nach San Francisco. Varya und Daniel dagegen bleiben bei ihrer verwitweten Mutter.

Chloe Benjamin schreibt so fesselnd und spannend, dass ich vom ersten Moment an gefangen war. Der einprägsame Schreibstil, der voller Emotionen ist, ohne jedoch ins Kitschige abzudriften, geht tief unter die Haut. Ich persönlich würde meinen Todestag nie wissen wollen, denn ich hätte zu viel Angst davor, dass mein Leben dann völlig anders verläuft, als es das Schicksal mit mir plant. Den vier Geschwistern scheint es ebenso zu gehen. Sie hätten es besser nicht gewusst. Denn diese Nachricht hängt über ihnen, wie ein Damoklesschwert. Ihr Leben ist nicht mehr so leicht und unbeschwert, wie es vorher war. Zwar geht jeder anders mit dem Wissen um, aber jeder ändert etwas in seinem Leben, ob mit oder ohne Absicht. Das Buch ist für mich sehr lesenswert und absolut lebensbejahend. Ein Roman mit viel Tiefgang, der zum Nachdenken einlädt und sicher lange im Gedächtnis bleibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


sehr gut

Rachels Childs Leben ist beherrscht von Ängsten. Seit einer Recherchereise in ein Krisengebiet, lassen sie diese nicht mehr los und sie erleidet immer öfter Panikattacken. Als sie Brian, ihren zukünftigen Ehemann kennenlernt, scheint sich ihr Leben wieder zu normalisieren.

Dennis Lehanes Buch hat mich sehr angesprochen. Ein tolles Cover, das viele Fragen aufwirft und ein Plot, wie man ihn sich als Thriller-Leser nur wünschen kann. Jetzt am Ende der Lektüre bin ich hin und her gerissen. Denn mir scheint, als hätte ich zwei Bücher gelesen, die in meinen Augen ziemlich verschieden sind.

Im ersten Teil hat man eine tiefgehende Charakterstudie der Protagonistin, die detailliert ihre ganze Entwicklung darstellt. Rachel ist immer auf der Suche nach ihrem Selbst. Sie hatte nie einen Vater, eine sehr problematische Beziehung zu ihrer Mutter und konnte deshalb keine tiefergehende Bindung eingehen. Die daraus resulitierenden Ängste und Panikattacken, ausgelöst durch grausame Erlebnisse in einem Krisengebiet, in dem sie als TV-Reporterin unterwegs war, beherrschten ihr ganzes Leben. Diese sind meiner Meinung nach sehr detailliert und realistisch dargestellt.

Dann im zweiten Teil wendet sich das Blatt. Sie lernt Brian kennen. Er heiratet sie und scheinbar wendet sich ihr Leben zum Guten. Mit seiner Hilfe überwindet sie die Angstmomente. Aber das ging so rasend schnell, dass es für mich mehr und mehr unglaubwürdig wurde. Rachels rasante Entwicklung zu einer Frau ohne Angst und mit viel Risikobereitschaft war für mich nicht nachvollziehbar. So hat das Buch im zweiten Teil für mich ziemlich an Glaubwürdigkeit verloren. Ich hatte fast das Gefühl in einem anderen Film zu sein.

Dass meine Bewertung dann doch so gut ausfällt, hat damit zu Tun, dass Lehane einfach meisterhaft schreibt. Man ist gefesselt und gebannt und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Mein Fazit: Ein durchaus spannender Pageturner. Wer jedoch großen Wert auf realistische Szenarien legt, ist hier schlecht bedient, wer es aber gerne actionreich und "amerikanisch" mag ist hier genau richtig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2018
Tel Aviv by Neni
Molcho, Haya

Tel Aviv by Neni


ausgezeichnet

Haya Molcho, geboren in Tel Aviv, hat mit ihren vier Söhnen das NENI gegründet. Ein kleines Lokal auf dem Wiener Naschmarkt. Mittlerweile ist daraus ein ganzes Imperium geworden. Zu den vielen Restaurants sind auch einige Kochbücher gekommen. Das neueste Werk heißt "Tel Aviv" und beschäftigt sich mit der Küche dieser pulsierenden Stadt.

So, wie auch in Tel Aviv die unterschiedlichsten Menschen leben, so ist auch dieses Buch, das nicht nur ein einfaches Kochbuch ist, ein Sammelwerk unterschiedlichster Kulturen. Mit viel Liebe und Herzblut werden Menschen, die in Tel Aviv leben, portraitiert und ihre Rezepte vorgestellt. So lernt man neben einem Restaurantbesitzer, auch Fischer, Barkeeper, Friseure, sogar einen Taxifahrer kennen, der uns gerne die besten Lokale der Stadt weiter empfiehlt. Die dazu gehörigen Gerichte sind wunderschön bebildert. Man findet auch viele weitere Fotos, die uns Tel Aviv und seine Bewohner zeigen und uns so einen guten Eindruck dieser lebendigen und quirligen Metropole geben. Man spürt, dass Haya Molcho diese Stadt ganz besonders am Herzen liegt, denn sie hat ein außergewöhnliches Buch geschaffen. Die wunderschöne Optik, die interessanten Geschichten, die richtig Lust auf eine Reise machen und natürlich die tollen Rezepte machen das Buch zu einer sinnlichen Angelegenheit. Es macht viel Spaß darin zu blättern und zu lesen. Und natürlich die wunderschönen Gerichte nachzukochen. Das einzige, was mir fehlt, ist das, bei Büchern des Brandstätter Verlags, gewohnte und geliebte Lesebändchen (hier hätte sich ein zartes Türkis angeboten ;-)), aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau.

Bewertung vom 14.11.2018
Die Welt war so groß
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


sehr gut

Amerika in den 50er Jahren. Daphne, Emily, Chris und Annabel haben es geschafft. Sie studieren am bekannten Radcliffe College, für Frauen zu damaliger Zeit nicht der normale Werdegang, sondern fast nur den wohlhabenden Kreisen zugänglich. Normalerweise gab es für eine Frau nur eine Karriere als Hausfrau und Mutter. Und auch diese vier jungen Damen sehnen sich, trotz aller Möglichkeiten, vor allem nach einer Familie und sehen die Collegezeit nur als letzte Freiheit und die Suche nach dem passenden Heiratskandidaten. Nach zwanzig Jahren treffen sie sich die Vier bei einem Klassentreffen wieder. Haben sich ihre Träume erfüllt?

Rona Jaffe, Jahrgang 1932, hat ihren Roman bereits vor über 40 Jahren geschrieben, aber trotzdem ist er in meinen Augen immer noch aktuell. Er wirkt weder altbacken, noch antiquiert und liest sich wunderbar modern. Ich habe die Lebensgeschichten der vier Frauen sehr gerne gelesen und wurde in dieser Zeitreise in eine mir unbekannte Welt entführt. Auch das wunderbare Cover strahlt diese große Lebensfreude aus, die man in jungen Jahren noch uneingeschränkt spürt und die auch ganz deutlich in diesem Buch zu finden ist. Jedes dieser vier Mädchen hat seine eigenen Träume und Wünsche und seine kleinen Geheimnisse. Welche dieser Träume dann letztendlich in Erfüllung gehen ist fraglich. Auch diese vier Frauen müssen das erkennen und in ihrem Leben einige Kompromisse schließen.

Die Autorin beschreibt die Lebenswege sehr authentisch und mit einer schönen, fast poetischen Sprache, die sich herrlich leicht lesen lässt. Man fühlt sich, als wäre man direkt dabei gewesen.

Bewertung vom 14.11.2018
Ich komme mit
Waldis, Angelika

Ich komme mit


sehr gut

Lazy und Vita. Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die beiden leben in einem Mietshaus und kennen sich nur flüchtig. Lazy ist jung und hat Leukämie. Vita ist alt und des Lebens überdrüssig. Als Lazy Hilfe braucht nimmt sich Vita seiner an und beide beschließen noch ein letztes Mal zu reisen, erst in die Welt und dann in den Tod.

Die Geschichte von Lazy und Vita ist ungewöhnlich. Die beiden trennen Welten und Jahre und eigentlich interessieren sie sich gar nicht füreinander. Leben schon jahrelang zusammen in einem Mietshaus und kennen sich nur vom Treppenhaus. Erst als Lazy schwer krank wird, entwickelt sich eine innige und tiefe Freundschaft zwischen den beiden.

Im Buch kommen die zwei Protagonisten abwechselnd zu Wort und schildern dem Leser ihre ganz eigenen Überlegungen, was für sie "Leben" ausmacht. Dies ist oft sehr berührend, aber auch witzig und sogar ein wenig poetisch. Als Lazy merkt, dass seine Chancen auf Heilung schwinden, beschließt er eine letzte Reise anzutreten und Vita kommt mit.

Das Buch ist trotz des schweren Themas eine positive und heitere Lektüre. Eine Geschichte von Freundschaft und Hoffnung, von Liebe und Zuversicht. Mich hat es sehr bewegt und ich kann es nur weiter empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2018
Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1
Daugherty, Christi

Echo Killer / Polizeireporterin Harper McClain Bd.1


sehr gut

Als Harper McClain, Polizeireporterin in Savannah, zu einem Mordfall gerufen wird, wird sie an ein grausames Ereignis in ihrer eigenen Kindheit erinnert. Vor fünfzehn Jahren wurde ihre Mutter in der Küche erstochen und damals von der zwölfjährigen Harper gefunden. Der Mörder wurde nie gefasst und Harper kämpft heute noch mit den Dämonen. Obwohl von Seiten der Polizei ein Zusammenhang dementiert wird, kann Harper nicht aufhören in der Sache nachzuforschen und bringt sich dabei selbst in Gefahr.

Christi Daugherty ist vielen wohl schon durch ihre Jugendbücher bekannt. für mich war es das erste Buch dieser Autorin.

Der Krimi ist spannend, fesselnd und er liest sich richtig schnell. Die Protagonisten, allen voran Harper und Luke sind sehr sympathisch und authentisch dargestellt. Man bekommt einen tiefen Einblick in das Privatleben der Charaktere, das macht sie so real. Die Autorin baut schnell eine große Spannung auf, was auch an den kurzen, knappen Kapiteln und an den vielen Rückblenden in Harpers Jugend liegt. Die zarte Liebesgeschichte ist genau richtig dosiert, für mich ist die Mischung stimmig. Das Verbrechen wird schlüssig aufgeklärt, mit sehr unangenehmen Folgen für die junge Reporterin. Am Ende gibt es noch eine offene Frage, die dafür sorgt, dass die Spannung weiter bestehen bleibt. Da dürfen wir sicher auf eine Fortsetzung hoffen. Ich freue mich schon darauf, zu erfahren wie es weitergeht

Bewertung vom 11.11.2018
Mulans Töchter
Vriesekoop, Bettine

Mulans Töchter


sehr gut

Die niederländische Sinologin Bettine Vriesekoop hat hier ein spannendes kleines Büchlein über Emanzipation und das Leben als Frau in China vorgelegt. Eingebunden in eine Art Reisebericht lässt sie unterschiedliche chinesische Frauen in Form von Interviews zum Thema Sexualität zu Worte kommen. Die Berichte sind schön zu lesen und haben mich, auch, wenn ich manches Verhalten nicht nachvollziehen konnte, sehr fasziniert. In der Rahmenhandlung erfährt man viel über die chinesische Geschichte und die Traditionen Chinas. Schade, dass es sich durch die Bank nur um Frauen aus der Mittelschicht handelt, die noch dazu alle aus Peking stammen. So lernt man nicht die gesamte Frauenschicht des Landes kennen, sondern nur einen kleinen Teil davon. Momentan befindet sich China in einem Wandel, der ein solches Werk erst möglich macht. Für mich als Europäerin war vieles neu und sehr interessant zu lesen, wie man als Frau im heutigen China (über)lebt. 
Auch wenn man sicher noch viel mehr hätte schreiben können, hat mir das Buch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 08.11.2018
Stern des Nordens
John, D. B.

Stern des Nordens


ausgezeichnet

Ein Strand in Südkorea im Juni 1998. Die 18-jährige Soo-min, Zwillingsschwester von Jenna Williams, verschwindet spurlos. Man geht von einem Ertrinken aus. Doch die Indizien häufen sich, dass die junge Frau von Nordkorea aus entführt wurde. Jenna, inzwischen Expertin für Nordkorea, sucht nach zwölf Jahren immer noch nach der Wahrheit und lässt sich als CIA-Agentin ins Land einschleusen.

In Nordkorea wird immer mehr Widerstand gegen das Regime laut. Bäuerin Moon, die, wie alle anderen, unter der massiven Hungersnot leidet, findet im Wald ein südkoreanisches Hilfspaket, dessen Inhalt sie heimlich am Markt verkauft. Sie beschließt, sich um einen eigenen Marktstand zu bewerben, der nach anfänglichen Schwierigkeiten bald gut läuft. Als eine der Marktfrauen verhaftet wird, zeigt Moon ihre Furchtlosigkeit und erhebt ihre Stimme gegen die Regierung, was schreckliche Folgen für sie hat.

In Pjöngjang wird die Herkunft von Parteifunktionär Cho und dessen Bruder, beides Adoptivkinder, durchleuchtet. Denn die "Saat der Klassenfeinde muss bis in die dritte Generation ausgerottet" werden. Als herauskommt, wer die wirklichen Eltern sind, beginnt Cho an seiner Linientreue zu zweifeln und gerät selbst in die Aufmerksamkeit der Regierung. Bei einer Veranstaltung lernt er Jenna kennen, die ihm zu vertrauen beginnt.

 

"Stern des Nordens" ist ein Buch, das mich sehr erschüttert hat. Es wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. D.B. John, der selbst lange Zeit in Südkorea gelebt hat und sogar als Tourist Nordkorea bereisen durfte, hat in seinen Recherchen unglaubliche Dinge über dieses Land erfahren. In seinem Buch, das in weiten Zügen auf Tatsachen beruht, kommen diese ganzen grausamen Details zu Tage. Schonungslos berichtet der Autor von Folterungen, Polizeigewalt, Unterdrückung, dem Dahinvegetieren in Konzentrationlagern... Das ist oftmals nur schwer zu ertragen, aber all das muss gesagt werden, denn sonst wird es nie ein Ende finden. Was hier den Menschen angetan wird, ist grausam und einfach nur unvorstellbar. 

Der Autor verbindet geschickt die drei Handlungsstränge miteinander. Die relativ kurzen Kapitel erzeugen eine hohe Spannung, die sich im Laufe des Buches noch weiter steigert. Die detailreiche Sprache sorgt dafür, dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Die typische Action darf natürlich auch nicht fehlen, das gehört wohl zu einem Thriller dazu. Hier hätte ich sie nicht unbedingt gebraucht, denn das "normale" und reale Geschehen in Nordkorea ist schon spannend genug. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn das Buch ist packend, erschütternd und vom Autor wirklich perfekt zu einem gelungenen Gesamtpaket geschnürt.

78910