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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1584 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2024
Britt-Marie war hier
Backman, Fredrik

Britt-Marie war hier


ausgezeichnet

Fast ihr ganzes Leben lang hat Britt-Marie das gemacht, was sie am besten kann: sich um ihren Mann Kent, seine Kinder und das gemeinsame Zuhause gekümmert. Ordnung und Sauberkeit standen dabei immer ganz oben auf ihrer Liste. Und Listen sind für Britt-Marie enorm wichtig. Nun steht allerdings ein anderer Punkt ganz oben auf einer dieser Listen. Denn Britt-Marie hat Kent verlassen, ist nun ganz auf sich gestellt und sucht beim Arbeitsamt nach einem Job. Da Hartnäckigkeit sich bekanntlich auszahlt, bekommt Britt-Marie tatsächlich eine Stelle. Es verschlägt sie und ihre Putzmittel nach Borg. Dort wird ein Hausmeister für das Jugendzentrum benötigt. Britt-Marie krempelt die Ärmel hoch und beginnt dort richtig aufzuräumen.....

Wer bereits "Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid" aus der Feder von Fredrik Backman kennt, wird sich sicher nur allzu gut an die pedantische Meckerziege Britt-Marie erinnern. Denn es ist eigentlich unmöglich, diese Protagonistin und ihre "passiv-aggressive" Art zu vergessen. Vorkenntnisse aus diesem Buch sind allerdings nicht nötig, um dem Handlungsverlauf von "Britt-Marie war hier" zu folgen. Denn in dem anderen Buch war Britt-Marie nur Randfigur, doch in dem aktuellen steht sie im Mittelpunkt und läuft zur Höchstform auf.

Zugegebenermaßen fällt es nicht ganz leicht, spontane Sympathie für Britt-Marie zu entwickeln, denn dafür ist sie einfach zu speziell. Doch wenn man sich an sie gewöhnt hat und nachvollziehen kann, warum Britt-Marie so ist, wie sie ist, dann wächst sie einem schnell ans Herz. Schon bald hat man sich ganz auf sie eingestellt und kann den wunderbaren Schreibstil von Fredrik Backman genießen. Er schafft es auch in diesem Buch wieder, Humor und Ironie einzustreuen, aber auch zum Nachdenken und Mitfühlen anzuregen.

Das war bereits das dritte Buch, das ich von Fredrik Backman gelesen habe und ich habe jede Seite davon genossen. Der ganz eigene Schreibstil und die lebendigen Charaktere konnten mich wieder voll und ganz begeistern. Britt-Maries Geschichte regt zum Nachdenken an und strotzt dabei nur so von Humor und Ironie. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.02.2024
Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
Backman, Fredrik

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid


sehr gut

Elsa ist sieben Jahre alt, eigentlich sogar fast acht. Mit Gleichaltrigen kommt sie nicht so gut aus. Denn sie ist sehr reif für ihr Alter, obwohl das nur eine etwas nettere Beschreibung dafür ist, dass sie vorlaut, naseweis und neunmalklug ist. Elsa liebt Wikipedia und hat ein absolutes Faible dafür, andere zu korrigieren. Elsas einzige Freundin ist ihre Oma. Die ist chaotisch und treibt nicht nur die Mitglieder der Hausgemeinschaft in den Wahnsinn. Für Elsa ist Oma eine richtige Superheldin, die immer an ihrer Seite steht und ein offenes Ohr für sie hat. Doch jetzt ist Elsa richtig sauer auf Oma. Denn Oma stirbt. Doch eine echte Superhelden-Oma ist auch auf solche
Situationen vorbereitet. Und deshalb schickt Oma Elsa auf eine außergewöhnliche Schatzsuche.....

Schon vom ersten Moment an, in dem man im Buch zu lesen beginnt, taucht man in eine andere Welt ab. Und zwar in die Welt von Elsa und Oma. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man sich die siebenjährige Besserwisserin lebhaft vorstellen kann. Elsa wirkt echt und meistens sehr sympathisch. Sie ist unheimlich schlagfertig und ihr Umgang mit Oma, bzw. die Wortgefechte der beiden, zaubern einem das ein oder andere spontane Lächeln ins Gesicht. Um allerdings die feinen Nuancen und Stimmungen zwischen den Zeilen wahrzunehmen, sollte man das Buch mit großer Aufmerksamkeit lesen, denn sonst könnte es leider passieren, dass einem etwas entgeht.

Oma und Elsa haben sich ein Märchenreich erschaffen. Diese sagenumwobene Welt nimmt einen großen Teil der Erzählung ein. Im Lauf der Handlung beginnen sich Märchenwelt und Realität zu mischen. Man stellt fest, dass mehr hinter den Märchen steckt, als zunächst vermutet. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, den Bezug zur Realität zu finden und die Übersicht über die unterschiedlichen Märchenwelten und -gestalten zu behalten. Leider bremst das den Lesefluss ein wenig aus.

Die Geschichte von Oma und Elas ist eine besondere Geschichte, über ganz besondere Menschen. Besonders zu sein ist die beste Art, anders zu sein. Diese Botschaft trägt einen durch das Buch und wirkt auch nach dem Lesen noch lange nach. Fredrik Backman hat auch in diesem Roman wieder wunderbare Charaktere zum Leben erweckt, mit denen man einfach mitfühlen muss.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Allerdings muss ich zugeben, dass mich "Ein Mann namens Ove" ein Stückchen mehr begeistern konnte. Elsas und Omas Märchenwelt hat mich leider stellenweise ein wenig ausgebremst, sodass ich ein Bewertungssternchen abziehe.

Bewertung vom 09.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


gut

Ausuferndes Bargespräch!

Eine von der Außenwelt abgeschnittene Insel, sieben Personen, drei Schüsse und eine Leiche. Das sind die Schlagworte, die neugierig auf den Inhalt der Geschichte machen, die Elliot Chase aus seiner Sicht erzählt. Elliot stellt gleich anfangs klar, dass es sich bei seiner Erzählung nicht um einen Krimi handelt, bei dem man sich die Frage "Wer war es?" stellen sollte, sondern lieber "Warum ist es passiert" hinterfragen muss. Und Elliot muss es schließlich wissen, da er zu den sieben Personen gehört, die tatsächlich auf der Insel waren. 

Man sollte allerdings bedenken, dass Elliot von Beruf Dramatiker ist. Bevor er mit seiner Erzählung beginnt, lädt er einen dazu ein, sich gedanklich mit ihm an eine Theke zu begeben und sich gemeinsam auf zwei Barhocker zu setzen. Dann schiebt er einen Drink rüber und fordert dazu auf, es sich damit auf dem Hocker bequem zu machen. Dadurch fühlt man sich perfekt eingestimmt, nippt am Drink und hofft auf spannende Momente. 

Doch diese lassen leider lange auf sich warten. Elliot führt die Charaktere ausführlich ein, schildert die Ereignisse, schwadroniert, nähert sich langsam den Momenten, auf die man hinfiebert, um dann allerdings zurückzublicken und neue Erkenntnisse, die bisher von ihm verschwiegen wurden, einzustreuen. Man muss sich wirklich zwingen, nicht gelangweilt vom Barhocker zu rutschen. Die Versuchung, einen vorgetäuschten Aufenthalt in den Waschräumen der Bar zu nutzen, um heimlich zu verschwinden, ist zugegebenermaßen groß. Zwar kommt es durch die neuen Blickwinkel, die Elliot einbringt, zu Überraschungen, aber dennoch hat man nicht das Gefühl, dass der dramatische Erzähler überhaupt noch auf den Punkt kommt.

Doch nach fast 270 Seiten überrascht Elliot. Plötzlich ist man wieder hellwach und lauscht gebannt seinen Worten, da die Ereignisse sich zuspitzen und einen unerwarteten Verlauf nehmen. Man mag kaum glauben, dass er tatsächlich eine spannende Geschichte zu erzählen hat und klebt förmlich an seinen Lippen. Am Ende angekommen stellt man fest, dass Elliots Art, die Ereignisse zu schildern, wirklich passend ist. Bis dahin muss man sich allerdings zum Durchhalten zwingen und der Versuchung widerstehen, einfach zu verschwinden und ihn alleine an der Bar seinem Schicksal zu überlassen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2024
It happened one Summer / Bellinger Schwestern Bd.1
Bailey, Tessa

It happened one Summer / Bellinger Schwestern Bd.1


gut

Piper Bellinger ist eine erfolgreiche Influencerin. Sie ist als Partyqueen bekannt und mit einem normalen Leben eher wenig vertraut. Als ihr Freund mit ihr Schluss macht, versucht sie ihr Gesicht zu wahren und feiert eine ausgelassene Party. Doch leider endet die spontane Aktion für Piper im Gefängnis. Ihr Stiefvater dreht ihr deshalb den Geldhahn zu und schickt sie in den Küstenort Westport. Von dort stammt Pipers leiblicher, bereits verstorbene Vater, der ihr und ihrer Schwester eine Bar hinterlassen hat. Kaum dort angekommen, gerät sie auch schon mit dem grummeligen, aber sehr attraktiven Fischer Brendan aneinander. Er glaubt nicht daran, dass Piper lange in Westport durchhält. Doch Piper ist fest entschlossen, das Beste aus ihrer Zeit zu machen und es allen zu beweisen....

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos, da der Schreibstil der Autorin locker und leicht ist. Außerdem kommt es immer wieder zu Situationen, bei denen man unverhofft schmunzeln muss. Der Küstenort wird eindrucksvoll beschrieben, wodurch man alles spontan vor Augen hat. Gemeinsam mit Piper lernt man die Bewohner kennen. Diese Protagonisten wirken sehr lebendig und sorgen damit dafür, dass man früh beginnt, sich in dem kleinen Ort wohlzufühlen. 

Piper und Brendan, die beiden Hauptcharaktere, scheinen auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben. Man kann das Knistern zwischen den beiden aber von Anfang an spüren. Deshalb beobachtet man die Annäherung gespannt. Dabei kommt es zu humorvollen Situationen, aber auch zu Momenten, in denen man zum Nachdenken angeregt wird. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse. Doch leider plätschert die Geschichte später stellenweise sehr gemächlich vor sich hin. 

Die Dialoge zwischen Brendan und Piper wirken anfangs erfrischend und leicht. Doch Brendan mutiert im Verlauf der Ereignisse zum Macho und erinnert zuweilen an einen Steinzeitmenschen. Obwohl er eigentlich ein guter Kerl ist, kostet ihn das einige Sympathiepunkte. Zum Ende hin laufen die Handlungsfäden erwartungsgemäß und ohne große Überraschungen zusammen. 

Kann man lesen - aber definitiv kein Muss. 

Bewertung vom 03.02.2024
Dunkelwald / Hanna Duncker Bd.3
Mo, Johanna

Dunkelwald / Hanna Duncker Bd.3


sehr gut

Eines Nachts schreckt Hanna Duncker aus dem Schlaf hoch. Ihr Haus brennt lichterloh. Im letzten Moment kann sie den Flammen entkommen. Hanna ahnt, dass der wahre Täter, der für den Mord verantwortlich ist, für den Hannas Vater im Gefängnis saß, den Brand gelegt hat. Doch ihr fehlen die Beweise, um ihn zu überführen. Mit genaueren Nachforschungen kann sie sich momentan dennoch nicht befassen, da das Skelett eines jungen Mannes, der bereits vor Jahren verschwand, gefunden wurde. Können Hanna und ihr Team den alten Fall nach all den Jahren aufklären? 

"Dunkelwald" ist bereits der dritte Fall für die Kriminalpolizistin Hanna Duncker, die auf Öland ermittelt. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ermittlungen auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil dieser Serie gelesen hat. Allerdings zieht sich der Handlungsstrang um Hannas Vater durch die Reihe. Dieser sollte chronologisch verfolgt werden. 

Dieses Mal haben es Hanna und ihr Partner mit einem Cold Case zu tun. Es gilt deshalb, einige Zeugen zu befragen. Doch schon bald hat man den Verdacht, dass nicht alle die Wahrheit sagen und dass sie wichtige Details verschweigen. Hanna und ihr Partner verfolgen allerdings hartnäckig jede Spur. Die Ermittlungen wirken authentisch und laden dazu ein, eigene Überlegungen anzustellen. In einer weiteren Perspektive beobachtet man den letzten Tag des ermordeten jungen Mannes. Nach und nach nähert man sich dabei der Wahrheit. Dabei kommt es zu überraschenden Wendungen. 

Durch die Brandstiftung und den Verlust ihres Hauses, wirkt Hanna zuweilen abgelenkt. Denn sie ist fest entschlossen, den Täter, der wahrscheinlich den Mord begangen hat, für den Hannas Vater im Gefängnis saß, zur Rechenschaft zu ziehen. Dieser Handlungsstrang gibt dem Krimi einen zusätzlichen Reiz. 

Handlungsorte und Charaktere werden lebendig beschrieben, wodurch man alles vor Augen hat und sich auf die Handlung einlassen kann. Das Privatleben der Ermittler fließt ausgewogen ins Geschehen ein und drängt sich nicht zu sehr in den Vordergrund. Im Gegenteil, denn die Hauptprotagonisten wirken dadurch noch authentischer. 

Der Fall selbst ist durchgehend interessant und lädt zum Miträtseln ein. Am Ende verknüpfen sich die unterschiedlichen Handlungsstränge schlüssig miteinander. Dieser Band endet allerdings mit einem Cliffhanger, der dafür sorgt, dass man sofort zum nächsten Teil der Reihe greifen möchte. 

Bewertung vom 02.02.2024
Vöglein schweigt
Haller, Elias

Vöglein schweigt


ausgezeichnet

Die Sonderermittlerin Nora Rothmann vom LKA ist für ihre Hartnäckigkeit bekannt. Diese treibt sie auch dazu an, weiterhin nach den Personen zu suchen, die die geheimnisvolle Grimm-Gruppe bilden und dort die Verbindung zu ihrer vor Jahren ermordeten Familie zu finden. Unterstützung aus den eigenen Reihen bekommt sie nicht. Im Gegenteil, man versucht, sie mit harmlosen Ermittlungen abzulenken. Doch Nora lässt sich nicht beirren und stellt weiterhin Nachforschungen an. Dabei ahnt sie nicht, dass ein sadistischer Mörder Frauen entführt, in einen Käfig sperrt und die Haut seiner Opfer mit schwarzen Federn ausstattet. Die Frauen erleiden dabei unvorstellbare Qualen...

"Vöglein schweigt" ist nach "Rotkäppchen lügt" der zweite Band der Grimm-Thriller-Trilogie. Zum besseren Verständnis der Gesamthandlung sollte man unbedingt die Reihenfolge einhalten. Die aktuelle Handlung knüpft beinahe nahtlos an das Ende des ersten Teils an. Elias Haller streut wichtige Hintergrundinformationen ins Geschehen ein, wodurch der erneute Einstieg in die komplexe Handlung problemlos gelingt. 

Auch in diesem Band wird von Anfang an ein hohes Tempo angeschlagen. Relativ kurze Kapitel, die häufig an entscheidenden Stellen stoppen und dann zur nächsten Szene wechseln, sorgen dafür, dass man früh in den Sog der Ereignisse gerät. Geheimnisvolle Chat-Protokolle laden außerdem dazu ein, eigene Überlegungen anzustellen. 

Der Fall und Noras Nachforschungen haben es in sich. Da der sadistische Killer mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich umgeht und ihnen einiges zumutet, sollte man beim Lesen nicht zu zartbesaitet sein. Denn Elias Haller versteht es wieder hervorragend, diese Szenen so anschaulich zu beschreiben, dass man sie beim Lesen vor Augen hat.

​​​​​​​Man wird dazu angeregt, eigene Vermutungen anzustellen. Doch der Autor legt seine Spuren so geschickt aus, dass es kaum möglich ist, die Zusammenhänge zu erkennen. Deshalb weiß man nicht, wem man vertrauen oder glauben kann. Dieser mittlere Band der Trilogie hält einiges an Spannung bereit. Es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen, wodurch sich dieser Thriller quasi von selbst liest. Das Ganze gipfelt in einem nervenaufreibenden Finale, das man atemlos verfolgt. 

Eine spannende Fortsetzung, die dafür sorgt, dass man dem finalen Band entgegenfiebert. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2024
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


sehr gut

An ihrem 50. Geburtstag klingelt ein Mann an der Tür der Psychologin Liv Bentele. Obwohl er einen langen schwarzen Umhang trägt und eine Sense dabei hat, wirkt er äußerst attraktiv. Es stellt sich allerdings heraus, dass er sich in der Tür geirrt hat und eigentlich zwei Etagen höher, zu Elisabeth Keller, einer älteren Dame, die ebenfalls im Haus wohnt, wollte. Als die Dame tot aufgefunden wird, schrillen bei Liv die Alarmglocken. Sie lässt ihre Beobachtungen nicht auf sich beruhen und als sie den Mann das nächste Mal trifft, stellt sie ihn zur Rede. Er verrät Liv, dass er Thanatos, der Gott des sanften Todes ist und sich für Psychologie interessiert, da er Hilfe für "einen Freund" benötigt. Liv kommt gedanklich zu einem ganz anderen Schluss. Doch dann häufen sich merkwürdige Todesfälle und andere grenzwertige Ereignisse...

"Jetzt ist Sense" ist ein unterhaltsames, zuweilen sehr humorvolles Buch, das allerdings auch ernste Themen anspricht und zum Nachdenken anregt. Um das Leben wertzuschätzen, ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass "irgendwann" irgendwann zu spät sein könnte. Denn keiner weiß, wann der Sensenmann an der eigenen Haustür klingelt.

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Der Autor versteht es hervorragend, die Szenen so lebendig zu beschreiben, dass man sie spontan vor Augen hat. Dadurch kann man sich von Anfang an auf die Geschichte einlassen und misstrauisch beobachten, was der geheimnisvolle Fremde wirklich von Liv möchte. Besonders humorvoll wirken die Momente, in denen er verzweifelt versucht, der Psychologin zu vermitteln, dass er tatsächlich ein Gott ist. 

Auch wenn einige Klischees bedient werden, kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Im Gegenteil, denn es gelingt Hans Rath mühelos, das flotte Tempo durchgehend zu halten. 

Ein humorvolles Buch, das aber dennoch zum Nachdenken anregt. 

Bewertung vom 27.01.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Rosalyn Quest, genannt Ross, entstammt einer legendären Diebesfamilie. Ross wurde von Kindesbeinen an darauf trainiert, die größten Coups durchzuziehen und dabei eventuelle Risiken einzukalkulieren. Als Ross die Einladung zum Thieves' Gambit erhält, hat sie nicht vor, an diesem Wettbewerb, bei dem Nachwuchsdiebe gegeneinander antreten, teilzunehmen. Denn Ross hat ganz andere Pläne: Sie will dem Familienunternehmen den Rücken kehren und unter Gleichaltrigen leben. Doch ausgerechnet beim letzten Coup läuft alles aus dem Ruder. Ihre Mutter wird dabei gefangen genommen. Um sie zu retten, nimmt Ross die Einladung zum Wettbewerb schließlich doch noch an, denn dem Gewinner wird ein Wunsch erfüllt. Allerdings hat Ross keine Ahnung, auf was sie sich einlässt....

„Thieves' Gambit“ ist ein echter Pageturner, den man, einmal angefangen, kaum aus der Hand legen mag. Die Handlung wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Ross, geschildert. Ross wirkt vom ersten Moment an sympathisch, wodurch man sich gerne auf ihre Erzählung einlässt. Und die hat es wirklich in sich. Denn als ein vermeintlich harmloser Coup völlig aus dem Ruder läuft, wird Ross dazu gezwungen, ihre eigenen Pläne über den Haufen zu werfen, um am geheimnisvollen Gambit teilzunehmen. Genau wie Ross, weiß man nicht, wie der Wettbewerb ablaufen wird. Denn alles wirkt sehr geheimnisvoll. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse. 

Gemeinsam mit Ross versucht man die anderen Teilnehmer einzuschätzen. Doch das ist schier unmöglich, da sich keiner in die Karten schauen lässt. Dass alle gewinnen wollen und einige bereit sind, dafür alles zu tun, wird jedoch schnell klar. Dass ausgerechnet Noelia, die aus einer weiteren angesehenen Diebesfamilie stammt und es seit Kindertagen auf Ross abgesehen hat, dabei ist, macht den Wettbewerb nicht leichter. Der charismatische Devroe lässt allerdings keine Zweifel daran, dass Ross ihm mehr als sympathisch ist. Doch kann sie ihm wirklich trauen? 

Die verschiedenen Aufgaben haben es wirklich in sich. Da die Szenen äußerst lebendig beschrieben werden, hat man alles mühelos vor Augen und fiebert mit. Das ständige Misstrauen, mit dem man die Teilnehmer betrachtet, gibt diesem spannenden Lesevergnügen einen zusätzlichen Reiz. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse geradezu, wodurch der Abschluss etwas zu abrupt wirkt. Allerdings wird dadurch die Hoffnung auf eine Fortsetzung geweckt. 

Ein echter Pageturner, den man kaum aus der Hand legen kann. 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2024
Der stille Vogel / Karlstad-Krimi Bd.3
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der stille Vogel / Karlstad-Krimi Bd.3


sehr gut

In einem Vogelnest wird ein menschlicher Knochen gefunden. Die Untersuchungen ergeben, dass der Knochen zum Skelett eines Kindes gehören muss. Sofort werden Erinnerungen an den Fall der verschwundenen Brodin-Zwillinge wach. Die beiden Brüder verschwanden vor dreißig Jahren von einem Spielplatz und wurden nie gefunden. John Adderley beginnt den alten Fall neu aufzurollen. Nicht ahnend, welche Kette von Ereignissen damit in Gang gesetzt wird...

"Der stille Vogel" ist bereits der dritte Fall für John Adderley. Obwohl die Bände in sich abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten. Denn John Adderley ist ein ehemaliger FBI-Agent, der unter falschem Namen im schwedischen Karlstadt ermittelt und sich im Zeugenschutzprogramm befindet. Die genauen Hintergründe, die dazu geführt haben, erfährt man in den ersten Teilen der Serie.

Der aktuelle Fall startet zunächst eher gemächlich. Adderley rollt nicht nur die alten Ermittlungen auf, sondern hat außerdem Schwierigkeiten mit seiner neuen Vorgesetzten. Darüber hinaus muss er sich Gedanken über das Zusammenleben mit seiner Nichte Nicole machen.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Man beobachtet nicht nur die Nachforschungen im Cold Case, sondern bekommt außerdem einen Einblick in das Leben von Torgny und Beatrice und weiteren Bewohnern, die die Familie der damals verschwundenen Zwillinge kannten. Zunächst ist nicht klar, wie sich diese Stränge miteinander verbinden werden. Doch das Autorenduo verknüpft die Fäden nach und nach gekonnt. Denn plötzlich hat es das Team um Adderley nicht nur mit dem alten Fall zu tun, sondern mit einer weiteren Leiche. Die Zeugen sind, sowohl im alten, als auch im neuen Fall, wenig verlässlich. Dadurch weiß man nicht, was man glauben soll oder wem man vertrauen kann. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen. Da es oft zu Überraschungen kommt, muss man diese oft überdenken. Auch wenn erfahrene Krimileser den Täter des aktuellen Mordes früh auf dem Schirm haben dürften, gelingt es den Autoren hervorragend, die Spuren geschickt auszulegen, wodurch man zu zweifeln beginnt. Die Spannung wird dadurch durchgehend gehalten und steigt zum Ende hin nochmals an.

Ein Krimi, der durch überraschende Wendungen überzeugt und die Neugier auf den weiteren Verlauf der Reihe weckt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Chefinspektor Bernhard Krammer versteht die Welt nicht mehr. In der Wohnung seiner Kollegin Roza Szabo liegt eine männliche Leiche und von Roza fehlt jede Spur. Sollte Krammer sich so in Roza getäuscht haben? Krammer will das nicht glauben und beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Da es einige Spuren gibt, die nach Deutschland führen, wird er von Oberkommissarin Alexa Jahn unterstützt. Der Fall wird immer verzwickter. Doch schon bald haben Krammer und Alexa Jahn das Gefühl, dass die Zeit drängt....

"In den Tiefen der Schuld" ist bereits der vierte Band Grenzfall-Serie, in der die deutsche Oberkommissarin Alexa Jahn und der österreichische Chefinspektor Bernhard Krammer ermitteln. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen sicher auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil dieser Reihe gelesen hat. Allerdings gibt es in dieser Reihe private Nebenhandlungen, die man chronologisch verfolgen sollte.

Der neue Fall knüpft nahezu nahtlos an das Ende des vorherigen Teils an. Oberkommissarin Alexa Jahn und ihr Kollege Florian Huber befinden sich deshalb noch in Österreich und bieten Krammer sofort ihre Unterstützung an, als die Leiche in Roza Szabos Wohnung gefunden wird. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet, wobei man Alexa Jahns und Krammers Nachforschungen beobachtet. Außerdem gibt es immer wieder Einschübe, die man zunächst nicht zuordnen kann. Diese regen dazu an, nach einer Verbindung zu suchen. Allerdings ist das nicht so einfach, da dieser Fall äußerst rätselhaft ist. Gemeinsam mit Krammer und Jahn überlegt man, welche Rolle Roza spielt. Da es immer wieder überraschende Wendungen gibt, gerät man früh in den Sog der Ereignisse. Jeder Handlungsstrang bietet Spannung und regt dazu an, eigene Überlegungen anzustellen. Zum Ende hin spitzt sich die Lage dramatisch zu, wodurch man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Ein Fall, der dazu anregt, eigene Überlegungen anzustellen und durch konstante Spannung überzeugt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.