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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2021
Tod auf Madeira / Comissário Torres Bd.1
Bento, Tomás

Tod auf Madeira / Comissário Torres Bd.1


sehr gut

Es ist nicht das, wonach es aussieht – Es ist nicht so, wie du denkst – Es ist doch nur Sex –

Drei Klischees die die Autorin Laura Fleming in ihren Büchern nie verwenden würde, hörte sie im realen Leben, als sie ihren Ehemann mit einer seiner Studentinnen im Ehebett erwischte.

Wütend nimmt sie das kurzfristige Angebot ihrer Freundin an, den Platz ihres verhinderten Ehemanns auf einer Gruppenreise nach Madeira einzunehmen. Seit Jahren fahren die 4 Paare, die Frauen sind Schulfreundinnen, gemeinsam zum Wandern und Relaxen in das gleiche Hotel. Doch dann wird Laura Zeugin eines Mords, der als Unfall getarnt wurde und beginnt sich einzumischen. Sehr zum Verdruss des ermittelnden Comissário Mauricio Torres, der Laura wider Willen auch noch sehr gut gefällt.

Der Krimi beginnt sehr turbulent und ist schon zu Beginn geschickt aufgebaut. Da Laura der Neuling ist, wird sie mit allen bekannt gemacht und dadurch werde ich auch gleich mit der ganzen Gruppe und ihren unterschiedlichen Charakteren vertraut. Denn so freundschaftlich und so homogen wie sie auf den ersten Blick erscheint, ist der Truppe gar nicht. Es gibt feindselige Zwischentöne, als Scherze getarnte Boshaftigkeiten und diverse Animositäten. Das wird sehr schön beschrieben und diese genaue Personenzeichnung hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Natürlich lässt sich Laura nicht abwimmeln und funkt immer bei den Ermittlungen dazwischen, das mag ich auch sehr, wenn ich einen Krimi mit privaten Ermittlern lese. Und als Hauptfigur sind Laura und auch Torres richtige Sympathieträger.

Der spannende Plot ist sehr schön in die Landschaft eingebunden, mit den Ermittlern sucht der Leser die Höhepunkte der Insel auf und die Beschreibungen fand ich richtig anregend und weckte natürlich eine gehörige Portion Reiselust.

Im Genre der Landschafts- und Urlaubskrimi ist der erste Fall von Tomás Bento eine gute Empfehlung.

Bewertung vom 09.06.2021
Die Richterin und das Ritual des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.4 (eBook, ePUB)
Fontaine, Liliane

Die Richterin und das Ritual des Todes / Mathilde de Boncourt Bd.4 (eBook, ePUB)


gut

Wieder einmal muss Mathilde de Boncourt in ihrer Eigenschaft als Madame le Juge ermitteln. In einem Eliteinternat starb eine vielversprechende Schülerin. Doch es ist kein Reitunfall, wie der erste Anschein vermuten ließ, Patricia wurde erschlagen.

Im Internat stoßen Mathilde und ihr Kollege Kommissar Rachid Bouraada auf eine eingeschworene Clique um den charismatischen Schüler Paul. Ihnen ist klar, dass die Schüler etwas verschweigen, aber sie können die Gruppe nicht knacken. Als ihnen bekannt wird, dass bereits vor einem Jahr ein Schüler verstarb und auch über diesen Tod nur geschwiegen wird, ahnt Mathilde, dass hinter der Fassade des Internats etwas faul ist.

Mein vierter Band um Mathilde, der mich wieder in die sonnige Provence entführt. Mathilde kommt aus einer bekannten Winzerfamilie und verbringt ihre Freizeit im Familienchateau und lässt sich von Odile mit köstlichen provenzalischen Spezialitäten verwöhnen. Ein guter Freund ist der deutsche Reiseschriftsteller Martin hat in der Nachbarschaft ein Zuhause gefunden. Mit Rachid verbindet Mathilde etwas mehr als Kollegialität, eine unausgesprochene Anziehungskraft ist zu spüren.

Der ganze Hintergrund hat mir wieder sehr gut gefallen, die Autorin hat eine sehr charmante Arte zu schreiben und kann mich immer wieder mit Haut und Haaren in die Provence versetzen. Der Kriminalfall konnte mich dagegen dieses Mal nicht so ganz mitnehmen. Schon aus dem Prolog war mir die Richtung klar und deshalb erschienen mir die Ermittlungen nicht immer sehr fesselnd. Zwar baut Frau Fontaine immer wieder Drehs ein, die der Handlung und den Verdachtsmomenten eine andere Richtung geben und auch der Auflösung war überraschend. Nichts desto trotz fand ich den Plot nicht so originell wie sonst.

Die bekannten Figuren haben mich wieder überzeugt, auch wenn Mathilde ein wenig zu oft ihre Nikotinsucht und ihre geliebten Gauloise blond verteidigen muss.

Ich hoffe, dass Mathilde bei ihrem nächsten Fall wieder eine größere Herausforderung bestehen muss und vergebe hier 3,5 Sterne.

Bewertung vom 07.06.2021
Perchtoldsdorfer Schweigen
Schleifer, Christian

Perchtoldsdorfer Schweigen


ausgezeichnet

Die Winzerin und Ex-Polizistin Charlotte Nöher hat in ihrem neuen Beruf Erfüllung gefunden. Die Neuerungen, die sie auf dem Familiengut eingeführt hat, sind erfolgreich. Allerdings hat sie sich damit nicht nur Freunde gemacht. Viele Traditionalisten beobachten sie mit Misstrauen. Als im Hof des Weinguts ein Toter gefunden wird, ist das eine üble Überraschung. Kurz danach kommt der Winzer Herbert Zaitler, ihr Erzfeind und Konkurrent, beim traditionellen „Hiataeinzug“ ums Leben. Ein tragischer Unfall wie es scheint. Doch Charlotte wäre nicht Charlotte, wenn sie sich damit zufrieden gäbe. Ihre frühere Profession schlägt durch und sie beginnt an der Seite des örtlichen Polizisten zu ermitteln. Nur gut, dass der auch ihr Cousin ist und Charlottes Riecher schätzt.

Perchtoldsdorf hat nicht nur seine Weinvergangenheit, auch im düsteren Kapitel der neueren Geschichte gibt es Dinge, die nicht ans Licht kommen sollen. Diese Verknüpfung des Krimis mit der Vergangenheit bringt viel Spannung ins Geschehen und bezieht die ganze Familie Nöher mit ein. Wer wusste vom geheimen Weltkriegsbunker in den Weinbergen und wer möchte mit allen Mitteln das Geheimnis wahren? Familienehre, Gier und Hass sind starke Motive mit denen sich Charlotte konfrontiert sieht und die Auswirkung auf ihre Familie haben.

Auch der zweite Band um die umtriebige Winzerin hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine in sich geschlossene Geschichte, die keine Vorkenntnisse voraussetzt. Für mich war es ein gelungenes Treffen mit bekannten Figuren aus dem ersten Band, die sich weiter entwickelt haben und ihren Platz im Kosmos des Weinguts gefunden haben. Ja, ich fand die Fortsetzung noch besser als den ersten Teil, besonders der geschichtliche Handlungsstrang und seine Einbindung in die Gegenwart ist sehr gut eingebunden.

So ist der Krimi von der ersten Seite an fesselnd und hat mich richtig gepackt. Da die Geschichte noch nicht auserzählt ist, trotz der schlüssigen Auflösung, lässt mich auf weitere Fälle mit Charlotte hoffen.

Bewertung vom 04.06.2021
Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14
Maurer, Jörg

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.14


sehr gut

Ein Jogger findet einen Toten. Die Spurenlage ist so vielfältig, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Kommissar Jennerwein mit seinem Team den Fall gelöst hat. So scheint es jedenfalls. Es wäre aber kein Krimi von Jörg Maurer, wenn es den Lesern so einfach gemacht würde.

Denn am Nachmittag steht Jennerwein auf, verlässt das Kommissariat und kehrt nicht mehr zurück. Als im Hotel Barbarossa ein weiterer Toter gefunden wird, beschreibt der Portier den mutmaßlichen Mörder sehr genau: es ist Jennerwein!

Eine fieberhafte Suche beginnt, keiner im Team will auch nur eine Sekunde glauben, dass der Chef die Fronten gewechselt hat, aber die Indizien werden immer drückender.In der Zwischenzeit ist Jennerwein verzweifelt auf der Flucht vor seinen Kollegen, er muss ihnen seine Unschuld beweisen und ist dabei völlig auf sich gestellt.

Ich bin bei jedem Band auf’s Neue erstaunt, welche Ideen der Autor in seinen Krimis verarbeitet und wie er es schafft, jeden noch so absurden Einfall schlüssig einzubauen. Natürlich darf das Stammpersonal seine Auftritte haben, ob es die Graseggers sind, der seit langem in Italien lebende Joey Ostler oder gar der Pate, der in einem der ersten Bände Jennerweins Gegenspieler war. Für die langjährigen Fans ist das ein Bonus, ob Neuleser das ebenso witzig finden, kann ich nicht beurteilen. Aber wahrscheinlich gibt es eh nur Fans der Serie.

Es gibt ein witziges durchlaufendes Motto des Buches: es sind die Heldentaten des Herkules und ebenso schwierig, ja grade zu übermenschlich, sind die Herausforderung für Jennerwein und seine Kollegen. Und wieder wachsen sie über sich hinaus.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass Jörg Maurer mit seinem Buch polarisiert. Der Leser, der einen klassischen Alpenkrimi erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Wer sich aber darauf einlässt, den wird auch der 14. Band des Meisters des abgründigen bayrischen Humors überzeugen.

Bewertung vom 03.06.2021
Am Horizont das Meer
Beer, Anika

Am Horizont das Meer


gut

Im Leben von Sofia gab es immer eine Leerstelle. Aber den Mut ihr auf den Grund zu gehen, bringt sie nicht richtig auf. So begnügt sie sich mit Träumen und der Sehnsucht nach dem Meer. Erst als ihre Großmutter stirbt, bei der sie aufwuchs, kommt sie ihrem Geheimnis auf die Spur. Das führt sie in ein kleines Fischerdorf an die Costa Brava und zurück zu einem einschneidenden Erlebnis in ihrer Kindheit.
Das Buch beginnt fast wie ein Märchen: die Geschichte eines kleinen, an den Strand gespülten Meermädchens und die Verzauberung die die Kinder ein Leben lang in sich bewahrten. Und erst nach Jahren der tristen Realität löst sich das Rätsel.
Anfangs gefiel mir die bildreiche Sprache sehr gut und ich freute mich auf diese unterhaltsame Sommergeschichte. Zumal ich die Gegend, in der sie angesiedelt ist, sehr gut kenne. Aber leider konnte mich die Protagonistin nicht überzeugen. Sie blieb mir einfach fremd, zu blass und viel zu zickig, als dass ich Sympathie für sie entwickeln konnte. Und ähnlich erging es mir auch mit den anderen Figuren des Romans.
Mich störte, dass die fast märchenhaften Begebenheiten und die späteren Handlungsweisen nicht recht zusammenpassten. Ohne zu spoilern kann ich das jetzt nicht näher erläutern, aber scheint es realistisch, dass ein 10jähriges Mädchen ein so einschneidendes Erlebnis vergisst oder später nicht versucht die Erinnerungslücken zu schließen?
Aber abgesehen davon, ist es eine leicht zu lesende Sommerlektüre mit zauberhaften Meeresszenen.

Bewertung vom 03.06.2021
Kretisches Schweigen / Michalis Charisteas Bd.3
Milonás, Nikos

Kretisches Schweigen / Michalis Charisteas Bd.3


ausgezeichnet

Eine uralte Legende auf Kreta besagt, dass Ende Mai im Morgengrauen die Seelen der tapferen Krieger, die Drousolites, sich aus dem Sand erheben und in Richtung Frangokastello ziehen. Immer sammeln sich eine Menge Touristen um dieses Schauspiel zu erwarten. Doch dieses Jahr finden sich keine Seelen, sondern Knochen, als sich einige Zuschauer einen Windschutz in den Sand graben möchten.

Michalis Charisteas wird mit seinem Kollegen nach Sfakia geschickt und trifft auf eine misstrauische, schweigende Bevölkerung. Die Abneigung gegen den Staat und alle seine Organe ist greifbar und wenn nicht der örtliche Revierleiter Alekos Tatsopoulos einen guten Draht zu den Männern hätte, wäre eine ordentliche Untersuchung kaum möglich gewesen.

Aber natürlich sind es nicht die Überreste der mythischen Kämpfer, auch wenn die stolzen Kreter das gerne glauben würden, es ist viel profaner. Die Skelette sind viel jünger und weisen Schussverletzungen auf. Auf Charisteas und Koronaios warten schwierige Ermittlungen.

Tolle Landschaftsbeschreibungen gibt es in vielen Krimis. Aber der Autor hat bei seinen Kreta-Romanen ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht nur, dass er kenntnisreich und liebevoll über die Insel berichtet und viele historische Detail einfließen lässt, er bringt auch die besonderen Charakterzüge der Kreter dem Leser nahe. Das wirkt auf mich sehr authentisch und schlüssig. Wenn eine männerdominierte Gesellschaft über Generationen gewöhnt ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und Konflikte auf ihre eigene Art zu lösen, kann schon eine Parallel-Justiz entstehen. Athen ist weit und die griechischen Regierungen hatten nicht immer das Wohl ihrer Bürger im Auge, das hat sich fest in den Kretern verankert und macht die Arbeit für Charisteas nicht einfach.

Dazu kommt ein privater Konflikt. Er und seine deutsche Freundin Hannah wissen nicht, wo sie ihren Lebensmittelpunkt haben werden. Hannah, als promovierte Kunsthistorikerin findet auf Kreta kein Wirkungsfeld und so sehr sie die Insel liebt, auch die Familie Charisteas in ihr Herz geschlossen hat, kann sie sich ein Dasein nur als Hausfrau und Mutter nicht vorstellen. Michalis will Hannah entgegenkommen, aber er ist Kreter durch und durch und kann sich für seinen Teil nicht vorstellen in einem anderen Teil der Welt heimisch zu werden. Selbst bei Besuchen bei Hannah in Berlin vermisst er schon bald sein heimisches Umfeld. Auch hier stoßen Tradition und Moderne aufeinander. Aber man wäre nicht in Griechenland, würde man dafür nicht auch eine Lösung finden.

Ein verzwickter Fall mit viel Spannung und viel zwischenmenschlichen Konflikten, der sehr gut aufgebaut ist und mich in Bann zog. Nikos Milonás ( Frank D. Müller) hat seine Liebe zu Kreta in einem sehr guten Kriminalroman zum Ausdruck gebracht und sticht auch deshalb aus der Menge der Landschafts-und Urlaubskrimis heraus.

Bewertung vom 01.06.2021
Wattenmeermord / Der Inselpolizist Bd.1
Lund, Katja;Stephan, Markus

Wattenmeermord / Der Inselpolizist Bd.1


gut

an Benden arbeitet da wo andere Urlaub machen: auf der Insel Pellworm. Er und seine Frau Laura haben nach gefährlichen Einsätzen als Kriminalbeamte beschlossen, einen Gang zurückzuschalten. Laura hat eine Pension eröffnet und Jan arbeitet als Inselpolizist.

Doch dann sitzt eines Tages eine Leiche auf einer Bank am Deich und Jan bekommt es wieder mit einem Mordfall zu tun. Unterstützt wird er vom Inseloriginal Tamme. Der sieht sich nämlich als geborenen Sherlock und Jan ist viel zu nett, um ihm diese Illusion zu nehmen.

Doch die Frage, wer den harmlosen pensionierten Arzt, der auf der Insel mittelmäßige Bilder malt, getötet hat, beschäftigt Jan, auch wenn längst Kriminalbeamte vom Festland die Ermittlungen übernommen haben.

Watt, Meer und Pellworm – was will man mehr. Man meint die Nordseebrise zu spüren, die die schönen Landschaftsbeschreibungen heraufbeschwören. Das hat mir an diesem Buch wirklich gut gefallen. Das Inselfeeling ist perfekt eingefangen. Der Krimiplot selbst schien mir zu beschaulich und ließ wenig richtige Spannung aufkommen.

Die Charakterisierung der Figuren, hier besonders Tamme, konnte mich nicht immer überzeugen. Gezeichnet als etwas einfältiges Inseloriginal, passte es im Verlauf der Geschichte immer weniger. Nach meinem Eindruck ist der Krimi ein wenig zu unentschieden, ob es eher in die humorvolle Regio-Richtung gehen oder in einen Ermittlerkrimi münden soll.

Aber es gab genügend gute Szenen und Ansätze die das Lesen unterhaltsam machten und vor allem die Atmosphäre ist so gut getroffen, dass es die ideale Urlaubslektüre ergibt.

Wer sich durch das gelungene Cover – man achte auch auf kleine Details – zu diesem Buch verführen lässt, hat sicher keinen Fehlgriff gemacht.

Bewertung vom 31.05.2021
Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1


sehr gut

In den letzten Kriegsmonaten ist der deutschstämmige Philipp Gerber als GI ins Rheinland gekommen. Nun, 8 Jahre später ist er immer noch hier und sehnt sich nach einem zivilen Leben in Harvard. Es stehen Wahlen an und die Gerüchte verdichten sich, dass auf einen hochrangigen SPD-Politiker ein Attentat verübt werden soll. Der Chef des neu gegründeten BKA ist bereits einem Anschlag zum Opfer gefallen .Die Amerikaner fürchten, dass es dadurch zu einem Mitleidsbonus für die SPD kommen könnte und nur die erzkonservative CDU unter Führung von Adenauer scheint ihnen ein Garant für eine Weiterführung der Politik, die den ihnen genehm ist.

Der kalte Krieg ist in vollem Gang und so wie die Amerikaner rechtskonservative Gruppen unterstützen, machen es die Sowjets mit kommunistischen Bünden. Sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, dann doch bitte auf deutschem Boden.

Eine zynische Sichtweise, die wohl der Wahrheit entspricht, aber Gerber unangenehm ist. Aber dann überträgt ihm sein Chef und väterlicher Freund Colonel Anderson einen schwierigen Auftrag. Er soll mit einem deutschen Pass die Stelle des Getöteten beim BKA einnehmen. Die kommunistische Journalistin Eva Herden verfolgt zwar ihre eigenen Ziele, aber eine Zusammenarbeit ist beiden dienlich.

Ohne Frage, der Politkrimi ist sehr spannend und – ich habe zwar nicht alles nachgeschlagen – scheint sich nah an die historischen Ereignisse zu halten. Allerdings hatte ich immer das Gefühl, dass die Historie nur eine farbige Tapete für diesen Krimi ist. Das Tempo ist wirklich hoch und auch wenn ich Philipp Gerber gut gezeichnet fand, erschien er mir manchmal wie ein Vorgänger von James Bond. Verführungskünste eingeschlossen. Die anderen Figuren bleiben dagegen ziemlich blass. Eva Herden als überzeugte Kommunistin erscheint mir einfach nur zickig und ziemlich überzogen portraitiert.

Der Autor mischt reale historische Personen und Geschehnisse mit seinem fiktiven Plot und das gibt eine stimmige Handlung. Er schreibt gekonnt und hat mich mit diesem Krimi durchaus überzeugt.

Bewertung vom 30.05.2021
Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1
Giovanni, Margherita

Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1


sehr gut

Ende der Fünziger Jahre war ein Italien-Urlaub ein Traum für Deutsche. So machen sie auch die jungen Frauen Elke und Sonja mit ihrem Motorroller auf den Weg. Als sie sich verfahren und dann auch noch das Benzin knapp wird, stranden sie in Pesaro del Monte. Aber der charmante Signor Rossi überzeugt sie vom kleinen unbekannten Ort und in der hübschen Pension der Signora Pellegrini finden sie eine günstige Unterkunft.
Doch dann wird Signor Rossi tot an einem Feldweg gefunden und gleich mehrere Dorfbewohner geraten unter Verdacht. Als dann noch in Federica Pellegrinis Schuppen ein Glas mit Rattengift gefunden wird, beschließt sie, selbst ein wenig zu schnüffeln und sich nicht allein auf Commissario Garibaldi zu verlassen.
An diesem Krimi hat mir vor allem der ganze Hintergrund gefallen. Die Frühzeit des Tourismus in Italien, Urlauber aus Deutschland, die misstrauisch Spaghetti beäugen und ihnen dann mit Messer und Gabel zu Leibe rücken. Rückständige Dorfbewohner die jede Neuerung ablehnen und den aufkeimenden Tourismus mit Sorge sehen und die anderen, die da das große Geschäft wittern. Rossi war ein Landschaftsschützer und offensiv gegen Ausbaupläne, vielleicht auch ein Motiv für seinen Tod oder war doch eher sein Ruf als Verführer?
Die Autorin – der italienische Name ist das Pseudonym einer deutschen Schriftstellerin – hat dieses Dorf und seine Bewohner fabelhaft ausgestaltet. Man findet jeden Typ: den gerissenen Geschäftsmann, den schmachtenden Jüngling, das schüchterne junge Mädchen, ein frustriertes spätes Mädchen und eine ganze Reihe klatschsüchtiger Matronen, vor denen nichts verborgen bleiben kann. Federica Pellegrini ist die Außenseiterin, sie ist Witwe, stammt aus dem Süden und trägt Hosen! Kein Wunder, dass alle sie gern als Täterin sähen.
Der Krimi selbst entwickelt sich eher langsam. Ein typischer Cosy Crime, der eher unterhalten, als durch atemlose Spannung auffallen möchte. Das sorgte bei mir für einen kleinen Durchhänger in der Mitte des Buches, allerdings wird das durch die tolle Stimmung aufgefangen. Die Auflösung ist durchaus überraschend und sehr menschlich.
Elke und Sonja werden um einige Erfahrungen reicher aus dem Urlaub zurückfahren. So wie sie mit dem Beginn des Buches auftauchen, entschwinden sie am Ende auch wieder. Den gelungen gewählter Untertitel sollte man nicht überlesen.
Ein schöner Sommerkrimi, unterhaltsam und stimmungsvoll.

Bewertung vom 27.05.2021
Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter
Schwarzkopff, Marie

Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter


sehr gut

„Wenn die Kinder aus dem Haus und der Hund tot, fängt das Leben an…..“ Ist diese Volksweisheit wirklich richtig? Morten und Anna machen eine ganz andere Erfahrung. Haben sie sich auf diese Zeit gefreut, ist ihre Beziehung plötzlich aus den Fugen geraten. Missverständnisse, Ärger und die Frage „Lieben wir uns eigentlich noch?“ stehen im Raum. Auch ein Paartherapeut trägt nicht zur Lösung der Frage bei.

Doch dann soll ein gemeinsamer Sommer auf einer kleinen dänischen Insel die Beziehung retten. Es wird ein turbulenter Sommer, der Anna und Morten vor viele Fragen und Probleme stellt.

Auch wenn der Titel und die Inhaltsbeschreibung amüsant und unterhaltend klingen und dieses Versprechen auch hervorragend eingelöst wird, habe ich sehr viel Wahres und Tiefgang in der Geschichte gefunden. Bei so mancher Szene konnte ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen, musste mir aber gleichzeitig auch an die eigene Nase fassen.

Ja, die Autorin hat sehr Lebenserfahrung und Empathie in ihrem Roman verarbeitet und weil sie es auf so eine unterhaltsame, leichte Art macht, fühlt man sich in diesem Buch so richtig wohl. Die kleine, fiktive Insel scheint wie ein Sehnsuchtsort zu sein, an dem man wieder zu sich und zu seiner Liebe findet. So fiktiv wie Insel, soll auch der Roman sein – aber ganz ehrlich – das haben schon viele Paare so erlebt und sie werden alle sagen, so ist das wirkliche Leben.

Wer Unterhaltung möchte und auch gern einmal spontan über Szenen lachen kann und dennoch einen gewissen Anspruch an ein Buch hat, findet hier genau die richtige Lektüre.

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