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Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Was mir an diesem Werk sofort auffiel ist das schöne Cover mit der exotischen Abbildung des Affen der mit Schmuck und in bunt schillernden Farben sofort ins Auge sticht. Man fühlt sich sofort in eine andere Welt versetzt und das passt auch perfekt zum Inhalt des Buches in dem der Leser ins ferne China versetzt wird.
In diesem Roman geht es zwar um Schuhe – der Vater hat eine Schuhfabrik die der Sohn übernehmen soll – doch auch weit darüber hinaus. Eigentlich bildet der Autor die chinesische Gesellschaft ab. Mal in mehr oder weniger sarkastischen Ton. Dabei wird vor allem die Gesellschaftshirachie und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten thematisiert. Auch seine Zugehörigkeit zum Judentum und das Verhältnis von Vater und Sohn spielt eine größere Rolle. Dabei tauchen immer wieder Schuhe als Metapher in ganz unterschiedlichen Formen auf, was der Handlung einen roten Faden gibt und mir gut gefallen hat.
Das Thema des Romans ist so exotisch wie interessant. Jedoch hat der Autor eine distanzierende Schreibweise, so dass mir sämtliche Personen nicht nahekommen konnten. Beim Lesen wirkte es immer wie ein ferner beschreibender Blick von außen auf die Handelnden ohne dass ich mich wirklich mit ihnen identifizieren oder mich in diese hineinversetzen konnte, was das Weiterlesen an öfters mal etwas schwierig machte. Schade, ich finde das Buch hätte Potenzial noch etwas mehr aus der Geschichte zu machen.

Bewertung vom 29.06.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


weniger gut

Emmy hat mit Sicherheit ein spannendes Leben vorzuweisen. Der Roman mag für lange kalte Abende auch recht kurzweilig sein. Tiefgang darf man dabei allerdings nicht erwarten. Eher handelt es sich um eine seichte Familienerzählung. Also ein typischer sogenannter Frauenroman. Während die Sprünge in die Vergangenheit Emmys noch einigermaßen Informationsgehalt einer uns heute nicht mehr ganz so vertrauten Realität besitzen, bestehen die Gegenwartserzählungen größtenteils aus Nonsens. Lediglich der ominöse Aktenordner sorgt hier für etwas Aufsehen. Emmys Vergangenheit ist zudem von allerlei klischeehaften Verhaltensweisen geprägt. Mich konnte das Buch insgesamt nicht überzeugen. Nach der Inhaltsbeschreibung hätte ich mir etwas anderes vorgestellt. Lediglich ein gewisses Sprachgefühl kann man der Autorin zugestehen. Und auch das Cover ist gut gelungen.

Bewertung vom 29.06.2021
Wenn Haie leuchten
Schnetzer, Julia

Wenn Haie leuchten


gut

Das Sachbuch sieht mit seinem Cover mit den beiden Haien sehr schön aus. Auch inhaltlich kann man so einiges Wissenswertes über das Leben im Meer lernen. Dabei kombiniert die Autorin eine sehr saloppe Sprache mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, was auch das Lesen für nicht Meeresbiologen leicht verständlich macht und nicht sofort ermüdet.
Was mich an dem Buch gestört hat, ist die für mich scheinbar etwas willkürliche Zusammenstellung des Inhaltes. Hier springt die Autorin z. B. von dem Thema der fluoreszierenden Meerestieren zu der Vermüllung der Meere über die Sinnestäuschungen und -wahrnehmungen von Fischen zu Vieren im Meer. Ein logischer Zusammenhang zwischen diesen Bereichen erschließt sich mir nicht. Fazit: Das Buch vermittelt auf anschauliche und umgangssprachliche Weise komplexe Abläufe im Meer. Es fehlt jedoch der rote Faden im Gesamtzusammenhang.

Bewertung vom 07.04.2021
Gefangen und frei
Sheff, David

Gefangen und frei


sehr gut

Das Buch handelt von Jarvis Masters, einem nicht harmlosen Verbrecher aber dennoch nicht gerechtfertigt zu Tode verurteilt. Über Jahrzehnte verbringt er sein Leben in Haft und findet dort unter den widrigsten Bedingungen schließlich Erlösung im Buddhismus.
Gleich zu Beginn des Romans beginnt die Berichterstattung wie Masters zum Buddhismus gelangte. In vier Kapiteln werden die einzelnen „Edlen Wahrheiten“ über das Leiden vorgestellt. Wir lernen als Leser diese Wahrheiten kennen indem wir mit Masters den Fortgang seiner seelischen Entwicklung durch die Auseinandersetzung mit sich selbst und mithilfe von Meditationen erleben. Zwischendurch erfahren wir immer wieder etwas über die schwierige Kindheit Masters sowie über seine Erlebnisse in Haft.
Jarvis Masters ist ein außergewöhnlicher Mensch und seine Geschichte und Werdegang äußerst beeindruckend. Doch das Buch selbst habe ich als sehr sachlich empfunden. Ich hatte mir unter diesem Roman eine tiefgreifende Biographie vorgestellt, hatte jedoch eher den Eindruck einen Ratgeber zu lesen, was den Roman leider trotz seiner ergreifenden Ereignisse etwas trocken wirken lässt.

Bewertung vom 07.04.2021
Sprich mit mir
Boyle, T. C.

Sprich mit mir


ausgezeichnet

Sam ist ein Affe – nein ein Schimpanse würden Aimee die „Babysitterin“ Sams und Guy, Professor für Spracherwerb sagen. Er selbst weiß das allerdings nicht. Denn er wurde seiner Mutter kurz nach der Geburt entrissen und wie ein Mensch aufgezogen. Mit Gebärden erlernte er die menschliche Sprache und kann sich damit beachtlich gut verständigen. Doch immer wieder bricht das wilde Tier aus ihm heraus, dann zerlegt er zum Beispiel Einrichtungsgegenstände.
Ob Tier oder Mensch darum geht es in diesem Roman. Hat der Mensch in Bezug auf das Erlernen einer komplexen Sprach ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Lebewesen auf unseren Planeten oder sind auch andere Spezies hierzu in der Lage. Steht der Mensch als intelligentes Wesen über allen anderen Lebensformen? Lässt sich daraus der Anspruch ableiten Tiere nach Lust und Laune zu benutzen, ihnen Schmerz und Leid zuzufügen?
Als Aimee den Schimpansen Sam mit seinem Halter Guy im Fernsehen sieht erkennt sie ihre Bestimmung. Sie will bei dem Professor arbeiten und sich fortan um dieses einzigartige Wesen kümmern. Diesen Plan setzt sie in die Tat um. Sie baut zu Sam eine einzigartige Beziehung auf und liebt in durch und durch wie ein Kind. Guy ist Sprachforscher und Sam sein Forschungsobjekt. Sein Leitspruch lautet: „Verliebe dich nie in dein Forschungsobjekt“. So ganz gelingt im das nicht. Aber im Vordergrund seines Handeln steht, trotz der unbestreitbaren Sympatie zu Sam, seine berufliche Karriere und seine Selbstdarstellung. Dann gibt es noch den Besitzer von Sam, Professor Moncrief, der Sam nur an Guy ausgeliehen hat. Er sieht den Schimpansen so wie alle seine anderen 40 Schimpansen als reine Forschungsobjekte die er auch schon mal an die pharmazeutische Forschung weiterverkauft wo sie u.a. mit Aids infiziert werden. Zwischen diesen Polen bewegt sich die Handlung. Selbstlose Liebe, Profitgier, missverstandene Tierliebe und Selbstprofilierung stehen sich unversöhnlich gegenüber. Aber auch Sam kommt zur Sprache, seine Sicht der Dinge unterscheidet sich von denen aller menschlichen Protagonisten ist aber nicht weniger interessant.
Ein aufwühlender, trauriger Roman, der wütend macht und nach der Legitimierung der Selbstherrlichkeit der Menschen und all ihrer damit beanspruchten Vorrechte fragt.

Bewertung vom 07.04.2021
Die Erfindung von Alice im Wunderland
Hunt, Peter

Die Erfindung von Alice im Wunderland


ausgezeichnet

Alice im Wunderland ist mit Sicherheit eines der bekanntesten und am meisten gelesenen Bücher weltweit. Zahlreiche Ausgaben und Verfilmungen zeugen davon. Seit seiner Entstehung vor gut 150 Jahren zieht es ununterbrochen große und kleine Leser in seinen Band. Es läutete die Entwicklung der modernen Kunstmärchen ein und steht damit als Vorbild für eine ganze literarische Sparte. Das Sachbuch von Peter Hunt beleuchtet die Entstehung samt der Hintergründe um dieses einzigartige Werk. Zahlreiche Zeichnungen aus dem ursprünglichen Originalwerk sind in dem Buch ebenso zu finden wie zeitgenössische Fotographien die in Zusammenhang mit Alice stehen. Für alle Liebhaber der Nonsenceliteratur ein wahrer Schatz, der die Wurzeln dieser Literaturrichtung unter die Lupe nimmt.

Bewertung vom 07.04.2021
King Eddi und das Monster von Krong
Riley, Andy

King Eddi und das Monster von Krong


ausgezeichnet

King Eddi ist noch ein Kind, aber schon König, dementsprechend „regiert“ er auch sein kleines Reich Eddiland, unterstützt wird er dabei von der Ministerin Jill. Mit von der Partie sind noch das Pferd Colin und die Hofnärrin Megan. Da erschein Baxter und bittet King Eddi ein unheimliches Monster zu vertreiben. Ein unbeschreiblich witziges Abenteuer nimmt nun seinen Lauf.
King Eddi und das Monster von Krong ist sowohl im Text als auch in den Illustrationen ein überaus humorvolles Buch. Man kommt aus dem Schmunzeln und Lachen gar nicht mehr raus. Da bekommen auch kleine Lesemuffel Lust aufs Schmökern und sogar als Erwachsener kommt man auf seine Kosten. Ganz nebenbei werden etliche wertvolle pädagogische Tipps vermittelt, so muss Eddi beispielsweise täglich seine verordnete Ration an Gemüse zu sich nehmen, denn das ist ja gesund. Fazit: Unbedingter Lesetipp für Klein und Groß.

Bewertung vom 07.04.2021
Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1
Kempen, Sarah M.

Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1


sehr gut

Die Akademie Fortuna ist eine Schule für angehende Wahrsager*innen. Unterteilt in verschiedene Bereiche unterscheiden sich die Schüler je nachdem ob sie aus der Natur, den Händen, einer Kristallkugel, den Sternen oder dergleichen die Zukunft lesen können. Sorry, die Hauptdarstellerin des Romans, unterscheidet sich von den anderen jedoch auch dadurch dass ihre Wahrsagetalente nicht allzu weit reichen und ausgerechnet ihre Mutter ist auch noch Schulleiterin und die Schwester Jahrgangsbeste. Da erscheint an ihrem ersten Schultag auch noch Ben, der eine bereits ausgestorbene und geächtete Disziplin der Wahrsagekunst beherrscht und Aufnahme in die Schule fordert.
Ein liebevoll erzählter Kinderroman. Aufgrund der Charaktere und Darstellungen wahrscheinlich eher etwas für Mädchen. Was mich an dem Roman stört ist die doch recht starke Anlehnung an Harry Potter, etwas mehr eigenständige Ideen wären gut gewesen. Insgesamt jedoch ein schönes Werk mit Spannung und Humor. Die schönen Bilder im Innenteil und das Cover runden den Roman ab und machen Lust aufs Lesen.

Bewertung vom 07.04.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Eine steinalte Frau die bereits Generationen von Kindern als Amme diente findet weit abgelegen in der Wildnis ein ausgesetztes Baby. Das Baby ist durch und durch sonderbar, es hat eine Missbildung am Mund, weshalb es zunächst nicht von allen Bewohnern des Dorfes akzeptiert wird. Außerdem umschwirrt den kleinen Jungen stets ein Schwarm von Bienen. Doch die ausgediente Nana Reja, die das Kind aufnimmt wie ihr eigenes, wird von allen der Umgebung geliebt und geachtet. Einst kam sie selbst als Fremde mit ihrem erfrorenen Sohn in das Dorf. Viel dunkler als die Einheimischen wurde auch sie zuerst mit Vorsicht aufgenommen. Doch die Liebe, die sie ihren Pflegekindern entgegenbrachte, öffneten schnell die Herzen der Dorfgemeinschaft. Und so darf sie den Jungen behalten.
Mit dem märchenhaften Charakter der Handlung reiht sich der Roman gut in die Tradition der traditionellen südamerikanischen Literatur mit ihrem magischen Realismus ein. Sonderbare Dinge erscheinen wie selbstverständlich, wie die alte Reja die so viele Jahrzehnte als Amme tätig war, so dass sie sogar die Kinder der einstigen Stillkinder annahm oder den Bienenschwarm der unlösbar mit dem Waisenjungen verbunden zu sein scheint. Die Charaktere sind wirklich wunderbar beschrieben. Vor allem Reja erscheint ihre Bestimmung gefunden zu habe indem sie alle ihr anvertrauten Kinder wie selbstverständlich als ihre eigenen aufnimmt.
Neben der eigentlichen Geschichte über Nana Reja und den sonderbaren Jungen wird von der Autorin auch auf die sozialen und politischen Verhältnisse in Mexiko am Anfang des vergangenen Jahrhunderts, in der die Geschichte spielt, eingegangen. Etwas schwierig ist es zwischen den vielen Perspektivwechseln immer den Überblick zu behalten. Teilweise weiß man gar nicht so recht aus welcher Sicht gerade erzählt wird.
Insgesamt ein großartiger Roman, verträumt und etwas märchenhaft, versetzt er den Leser in eine andere Welt

Bewertung vom 25.02.2021
Der Zirkus von Girifalco
Dara, Domenico

Der Zirkus von Girifalco


ausgezeichnet

Weit im Süden Italiens liegt Girofalco. Eine Stadt in der es meistens sehr warm ist. So auch am Tag an dem der Roman beginnt. Diesen Tag erfahren wir aus der Sicht einer handvoll unterschiedlicher Personen. Alle mit ihrem ganz eigenen Charakter und Erfahrungen. Wir erfahren auch etwas über deren Vorfahren und ihren Geburtstag, allerdings ohne Jahresangabe. Alle haben ihre Laster, unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte – außer einer, Roro, sie ist das Glückskind der Stadt und sticht aus der Menge.
An diesem besonders heißen Tag der nach Rosmarin duftet verirrt sich unerwarteter Weise auch ein Zirkus nach Girofalco. Der Direktor beschließt seine Zelte in dem Ort aufzubauen und das beschauliche Leben der Bewohner scheint wie von Zauberhand aus seinen Fugen zu geraden.
In Daras Roman scheint alles mit allem zusammenzuhängen. Wie die Planeten auf ihrer vorbestimmten Umlaufbahn durch das Sonnensystem ziehen, verläuft auch das Leben der Menschen auf der Erde, so die immer wieder herangezogene Erklärung. Stilistisch wechseln sich kurze Abschnitte – jeweils mit einer Überschrift gekennzeichnet – miteinander ab. In jedem dieser Abschnitte wird die Geschichte einer der handelnden Personen weitererzählt. Erzählstränge knüpfen an andere an, erzählen eine angefangene Geschichte weiter oder stellen die Sicht einer anderen der handelnden Personen vor. Wir erfahren nach und nach von den geheimen Wünschen und Abgründen der einzelnen Bewohner. Die Erzählstruktur erinnert dabei etwas an „Die fabelhafte Welt der Amelié“. Und genauso zauberhaft wirkt auch die gesamte Handlung dieses Romans. Wie ein Märchen. Eine Geschichte wie aus einem andern Leben. Doch Zufalle und Ausnahmen bestätigen die Regel und durchbrechen die gleichbleibenden Bahnen der Planeten und so scheinen sich diese Zufälle im Laufe der Handlung zu häufen. Beginnend mit dem tragischen Schicksal Roros. Zweifel und gar Bosheiten befallen die Bewohner nach und nach und alles scheint sich immer weiter dem Zerfall zuzuwenden.
Domenico Daras Roman erscheint als modernes Märchen. Eine verzauberte Welt, scheinbar bekannt und doch so fern. Einfach wunderbar. Leicht zu lesen und traumhaft schön. Eins der besten Romane die ich kenne.