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buecherwurm_01
Wohnort: 
Heinsberg

Bewertungen

Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2022
Galatea (eBook, ePUB)
Miller, Madeline

Galatea (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Mythos – neu erzählt

Von Wünschen, deren Umsetzung und dem eigenen Willen einer Frau.

Es fällt mir nicht leicht, dieses Buch zu rezensieren, denn es ist so ganz anders als das, was ich sonst so lese. Das Streben nach einem eigenständigen Leben ist in der heutigen Zeit für Frauen selbstverständlich, aber noch immer wird es Männer geben, die sich in dieser Geschichte wiederfinden können. Die Statue aus der griechischen Mythologie erhält durch die Worte der Autorin neben einer Stimme vor allem einen Namen und eine Persönlichkeit.

Die Illustrationen sind sehr treffend, durch sie wird das Buch etwas verlängert, denn der eigentliche Text ist schon ziemlich kurz. Dennoch hat mir nichts gefehlt, denn das Wesentliche wurde erzählt. Zudem sind die anderen Teile: das Vorwort der Autorin, eine Übersetzung der Pygmalion-Geschichte von Ovid und ein Nachwort des Philologen Andreas Knabl informativ und tragen zum besseren Verständnis bei; sie runden das Ganze ab. Ich finde es sehr interessant, die Sagenwelt modern zu gestalten und eine Verbindung zur Neuzeit zu schaffen. Das ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Bewertung vom 06.10.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


gut

Seichte Lektüre

Im Vordergrund steht die Liebesgeschichte, leider zu wenig Tiefgang hinsichtlich der Fliegerei und den historischen Aspekten.

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern gehören Marlene 50% des Familienunternehmens, das vor dem Krieg Wasserflugzeuge baute; sehr zum Leidwesen ihres Cousins, der deutlich weniger Anteile hält. Das Ferienhaus an der Ostsee bei Lübeck bietet ihr Rückzugsmöglichkeiten. Dem Unternehmen geht es in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg schlecht und Marlenes Idee zur Rettung der Firma stellt sie vor einige Herausforderungen. Zudem lernt sie einen mysteriösen Schwimmer kennen, der ihr Herz erobert. In allen Belangen stehen Probleme ins Haus.

Aufgrund des Klappentextes hatte ich etwas anderes als eine oberflächliche Liebesgeschichte erwartet. Deutlich mehr Details zum Flugzeugbau und dem Dasein einer Pilotin zur Zeit des Wirtschaftswunders hätten für den Tiefgang gesorgt, den ich doch sehr vermisst habe. Die Geschichte vereint viele Problematiken der damaligen Zeit, mir war das leider etwas zu viel. Der Schreibstil lässt sich flüssig und schnell lesen. Wer einen Liebesroman in der Welt des Wirtschaftswunders sucht, der für kurzweilige Stunden am Kamin sorgt, ist hier richtig.

Bewertung vom 03.10.2022
Die Farben der Welt
Wild, Johanna von

Die Farben der Welt


sehr gut

Einblick in ein Künstlerleben

Die Bedeutung der Kunst für eine Frau, die sich in der von Männern dominierten Welt durchzusetzen weiß.

Schon sehr früh verwaist, nimmt ihr Onkel sie auf und ermöglicht Ida eine gute Schulbildung. Schnell kommt sie mit Neid und Missgunst in Kontakt; diese Charakterzüge von Mitmenschen einschließlich unschöner Konsequenzen begleiten sie durchs Leben. Sie schließt aber auch eine Freundschaft, die durch Höhen und Tiefen Bestand hat. Ihre große Liebe wird die Malerei. Um ihr Talent zu verfeinern, führt ihr Weg sie nach Florenz; eine Stadt, die im 16. Jahrhundert schon die Künste zu schätzen und zu fördern wusste. Zurück in ihrer Heimatstadt, erhält sie die Chance, sich malerisch zu betätigen und Vorarbeiten für das Buch "Hortus Eystettensis" zu leisten. Aber auch alte Wunden werden aufgerissen.

Der Roman glänzt durch seine tollen Beschreibungen. Seien es die Städte Nürnberg und Florenz, die vor dem inneren Auge auftauchen oder auch die Protagonisten in ihren jeweiligen Lebensumständen, denen man nahe ist; die lebendige Sprache ist beeindruckend. Insbesondere rund um die Malerei, ihre Entstehung und fertig gestellten Bildern entstehen förmlich vor den Augen des Lesers. Die Geschichte ist in sich schlüssig und detailreich aufgebaut. In Anbetracht des Titels und, wie ich dachte, Hauptthemas des Buches, kam mir die Malerei leider etwas zu kurz. Ich kann aber natürlich eine Leseempfehlung aussprechen, denn ich habe das Buch gerne gelesen.

Bewertung vom 25.09.2022
Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2
Schier, Petra

Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung der Reise ins Mittelalter

„Das Geheimnis des Pilgers“ ist der zweite Band einer Trilogie, die uns im 14. Jahrhundert nach Koblenz und Umgebung entführt.

Von der ersten Seite an begegnet man alten Bekannten, genauso fühlt es sich an. Die Geschichte rund um das Leben der Freunde Palmiro und Conlin mit ihren Familien gibt einen für mich authentischen Einblick in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, mit seinen typischen und auch nicht oft angesprochenen Aspekten. Neue Charaktere ergänzen die Vielfalt der Themen und sorgen für Abwechslung. Es gibt wieder verschiedene Erzählstränge, die gut miteinander verwoben sind und Intrigen, Familienbande, ein wenig Mystik sowie reichlich Gefühl zeigen.

Die aufgezeigten Szenarien überzeugen mich ebenso wie der bewährte Schreibstil der Autorin; aufgelockert durch humorvolle Formulierungen zaubert er beim Lesen oft ein Lächeln ins Gesicht. Die bildhafte Sprache schafft es, die einzelnen Szenen vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen und sich mitten im Geschehen wieder zu finden.

Das ausführliche Personenregister zu Beginn des Buches ist sehr hilfreich in Anbetracht der Vielzahl der Charaktere. Wie schon den ersten Band, empfehle ich die Fortsetzung auch gerne, würde jedoch vorschlagen, den Start in die Trilogie zuerst zu lesen, um allen Erzählsträngen problemlos folgen zu können.

Bewertung vom 13.09.2022
Jahre mit Martha (eBook, ePUB)
Kordic, Martin

Jahre mit Martha (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Weg zum Erwachsen werden

Die Erzählung eines Migranten, der in Deutschland Fuß fassen möchte und eine ungewöhnliche Freundschaft pflegt.

Ein 15jähriger Junge mit Migrationshintergrund namens Željko lernt eine 40jährige deutsche Professorin kennen und verliebt sich in sie. Der Einfachheit halber wird er Jimmy genannt. Schnell werden die kulturellen wie sozialen Unterschiede sichtbar. Sie hat, was er sich wünscht: Bücher, Bildung, Wohlstand. Über viele Jahre verlieren sie sich nicht aus den Augen. Hauptsächlich wird jedoch sein Weg in die Welt der Erwachsenen skizziert; er geht seinen Weg, auch wenn er auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft einige Umwege nimmt.

Diese außergewöhnliche Geschichte thematisiert soziale Ungleichheit, Migration und Bildungschancen in Verbindung mit einer Liebesgeschichte, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, aus heutiger Sicht aber durchaus als gewöhnlich bezeichnet werden kann. Der flüssige Schreibstil schafft eine teils idyllische teils tiefgründige Atmosphäre. Einfühlsam erzählt der Autor aus Sicht des männlichen Protagonisten eine erdrückende Wirklichkeit und die Möglichkeiten, daraus auszubrechen. Er schafft es, mit seiner meist direkten, manchmal humorvollen Sprache ein Mitgefühl zu erzeugen, aber auch eine kurzweilige Unterhaltung. Ich halte dieses Buch für sehr lesenswert.

Bewertung vom 10.09.2022
Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
König, Mina

Mademoiselle Oppenheim - Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst


ausgezeichnet

Tolles Porträt einer interessanten Frau

Intensive Beschreibung der Kunstszene im Paris der 1930er Jahre am Beispiel einer leider fast vergessenen Künstlerin.

Meret Oppenheim rebellierte gegen das ländliche Leben im Südwesten Deutschlands und reist nach Paris, um dort ihre künstlerische Ader auszuleben. Zuerst noch unterstützt von ihren Eltern, steht sie peu à peu auf eigenen Beinen. Der Weg ist steinig, aber sie findet Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen ohne sich allzu sehr verbiegen zu müssen. Sie war eine starke Persönlichkeit, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Die Autorin zeichnet eine fiktive Geschichte im Rahmen ihrer nur unzulänglich bekannten Biographie. Geprägt und unterstützt wird die Protagonistin durch ihre in der Schweiz lebende Großmutter mütterlicherseits, die sie versteht, da sie selbst künstlerische Ambitionen hatte. Das Buch behandelt einen kurzen zeitlichen Ausschnitt aus dem Leben von Meret Oppenheim; eine Zeit, in der in Deutschland die politische Situation auch für ihre Eltern bedrohlich wird, denn ihr Vater ist Halbjude

Das Zitat „Die Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie nehmen.“ beschreibt Merets Lebenseinstellung auf eine direkte Art und Weise, und dazu äußerst treffend.

Mina Königs Schreibstil schafft eine realistische Atmosphäre rund um eine außergewöhnliche Künstlerin, die ihren Weg konsequent geht. Tolle bildhafte Beschreibungen, sowohl von Situationen als auch der Stadt Paris und der Personengruppe, mit der sie sich umgibt sorgen für eine Leseerlebnis. Sie zeichnet lebendige Charaktere. Dieses Buch ist aber auch ein Porträt der Kunstwelt und ihrer Künstler in den 1930er Jahren, insbesondere der Surrealisten. Sie bewegte sich im Kreise auch heute noch bekannter Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dali, Joan Miró, Alberto Giacometti, André Breton, Marcel Duchamp und Max Ernst. Gerne gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.08.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Ein jüdisches Leben

Das Porträt eines Mannes, von seinen ärmlichen Anfängen in Galizien bis zu seinem bitteren Lebensende im Wien der Nazizeit.

Die Lebensgeschichte von Dr. Isidor Geller: geboren im ärmlichen Galizien hat er hart gearbeitet, um im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts anerkannt und respektiert zu werden. Er führte als Kommerzialrat und Berater des österreichischen Staates ein angenehmes Leben in den oberen Kreisen der Stadt und verlor nie den Kontakt zur ebenfalls emigrierten Familie jüdischen Glaubens. Als die Nationalsozialisten auch in Österreich stark werden, sind seine Errungenschaften schnell vergessen und verloren. Sein Leben findet ein brutales Ende.

Die Autorin mit israelischen Wurzeln hat ihre Familiengeschichte erforscht und widmet ihrem Urgroßonkel dieses Buch. Ein Stück Zeitgeschichte wird anhand eines Einzelschicksals eindrucksvoll erzählt. Ihre Recherche mit Zugang zu interessanten Unterlagen in Archiven und familieneigenen Belegen ist sehr fundiert, sicherlich war hier ihre Tätigkeit als Journalistin hilfreich. Ich finde den Schreibstil sehr gefühlvoll und angenehm zu lesen.

Dieses gelungene Debüt über eine schillernde Person, mit bewegenden Worten erzählt, ist sehr lesenswert. Den Stammbaum zum Ende des Buches gibt einen guten Überblick über Isidors Familie. Gerne empfehle ich die Lektüre dieser nahegehenden Geschichte.

Bewertung vom 25.08.2022
Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2
Bott, Ingo

Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2


sehr gut

Interessanter Plot mit Bezug zum Strafrecht

Anton Pirlo, eigenständiger Rechtsanwalt mit Fachgebiet Strafrecht, ist in Düsseldorf ansässig. Zusammen mit seiner Kollegin Sophie Mahler wird er von einem Clanmitglied engagiert, das verdächtig wird, den Chef einer Rockergruppe aus dem Nazimilieu ermordet zu haben. Ein interessanter Plot, der einen tiefen Einblick in beide Milieus gewährt. Erzählt aus Sicht des Strafverteidigers, werden im zweiten Band der Reihe ein eigenwilliger Rechtsanwalt und seine clevere Kollegin in den Mittelpunkt gestellt. Das Privatleben der beiden nimmt viel Platz ein, hat aber plausibel mit den Fall verwoben. Wer Düsseldorf kennt, findet sich anhand der Beschreibungen gut in der Stadt zurecht.

Die Sprache ist kurz und knapp gewählt, dadurch lässt sich das Buch angenehm lesen. Es wird ausgiebig geflucht, manchmal war mir das zu überzogen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ein Gericht so einige Verhaltensauffälligkeiten ungestraft lassen würde. Daher bin ich bezüglich der angekündigten Nähe zur Realität doch etwas skeptisch. Da ich den ersten Band (noch) nicht gelesen habe, fehlten mir trotz kurzer Rückblenden einige Bezüge. Ich würde daher die vorherige Lektüre des ersten Bandes nahe legen. Generell habe ich mich gut unterhalten gefühlt und möchte diesen unaufgeregten Justizkrimi gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 13.08.2022
Die Arena
Djavadi, Négar

Die Arena


gut

Sittengemälde einer Stadt

Eine Studie, die eine etwas andere Seite von Paris aufzeigt, authentisch und vielschichtig, leider auch etwas langatmig.

Ein verloren gegangenes Handy ist der Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die ein Brennpunktviertel von Paris in den Mittelpunkt stellt. Schier unendlich erscheinende Perspektiven mit einer Vielzahl an Protagonisten zeigen eine unbekannte Seite der Stadt der Liebe. Aufgewachsen im Problemviertel hat Benjamin es in die höheren Sphären der Gesellschaft geschafft. Der Verlust seines Mobiltelefons bringt ihn zurück in seine Jugend. Dort haben sich zwischenzeitlich diverse Gesellschaftsgruppen niedergelassen, die für beängstigende Szenarien sorgen. Die Themenvielfalt ist in diesem Buch ungewöhnlich groß. Neben der Welt der Streaming-Dienste tauchen wir ein in die Arbeit der Polizei, die Probleme von Migranten und Geflüchteten, das Gangmilieu und nicht zuletzt das Vorgehen der Politiker, wobei die sozialen Medien eine sehr große Rolle spielen. Diese Bandbreite erfordert die ganze Aufmerksamkeit seiner Leserschaft.

Die Welt der Streaming Dienste ist nicht die meine, daher hat dieser Teil mit seinen tiefgehenden Details mich sehr angestrengt. Ebenso die Vielzahl der Charaktere, die in abwechselnden Perspektiven ihren Part erzählen. Themen wie verpfuschte Träume, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit, gesellschaftliche Missstände werden in einer passenden, fast provokativen Sprache ungeschönt dargestellt. Dies ist einerseits bedrückend, andererseits beeindruckend. Das Lesen hat sich dadurch für mich zeitweise sehr schwierig gestaltet. Die Gesellschaftskritik ist schon sehr gut auf dem Cover eingefangen, was mir wirklich gut gefällt. Wer tief in die Gesellschaft eintauchen möchte, ist bei diesem Buch genau richtig.

Bewertung vom 09.08.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1 (eBook, ePUB)
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Beutekunst – Vergangenheit und Gegenwart

Beutekunst der Nazis aus den letzten Kriegsjahren wird bis heute in der Kunstszene thematisiert.

Ein Kunsthistoriker der Gegenwart wird auf zwei andere Zeitebenen geführt, die ihn nicht nur in Gefahr bringen, sondern auch Familiengeheimnisse aufklären lassen. Ein Ereignis im Kriegsjahr 1943, die Nachkriegszeit in den 1960er Jahren und die Gegenwart zeigen auf, wie die Kunstszene sind entwickelt und verändert. Und doch hängen alle Zeitstränge eng zusammen. Mehrere Familien sind generationsübergreifend in die Angelegenheit verwickelt. Die fesselnde Geschichte ist logisch entwickelt und vor allem kunsthistorisch interessant. Man erfährt viel über berühmte Maler und Maltechniken. Allerdings muss man ob der Zeitwechsel die vielen Charaktere gut nachverfolgen, um nicht den Überblick zu verlieren.

Das Thema Raubkunst wird aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchtet, auch der Umgang mit der Beutekunst der Nazis in der heutigen Zeit wird aufgezeigt. Das hat mir gut gefallen und hatte für mich auch einen Lerneffekt. Der Schreibstil passt sehr gut und ist flüssig zu lesen. Dieses Thema in einen Kriminalfall einzubinden ist ideal. Die Spannung wird über die ganzen Seiten aufrecht erhalten und die Auflösungen einzelner Erzählstränge finde ich gelungen. Gerne empfehle ich dieses Buch Krimilesern und Kunstinteressierten.