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Jackiistz
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2022
Baumschläfer
Duda, Christian

Baumschläfer


ausgezeichnet

Der Roman „Baumschläfer“ von Christian Duda ist für mich mal ein völlig anderes Buch gewesen. Es behandelt ein ernstes Thema unserer Gesellschaft, bei dem wir auch heute wirklich noch nacharbeiten müssen. Der Roman ist so erschreckend wahr geschrieben, dass man es an manchen Stellen gar nicht fassen kann.

Der 24. Januar soll für Marius der Tag sein, an dem sich sein Leben komplett verändern soll. Und das nicht zum Positiven. Denn an diesem Tag stirbt Marius Mutter. Ihr Tod ist kein normaler Tod, denn sie wurde kaltblütig ermordet. Von ihrem eigenen Ehemann und Vater ihrer Kinder. Marius versucht noch mit allen Mitteln ihr zu helfen und sich gegen den Vater zu wehren, doch seine Mühe ist vergebens. Auch er wird bei dieser Attacke schwer verletzt und schafft es gerade noch sich in eine Versicherungsfirma in seiner Straße zu schleppen. Für seine Mutter kommt jedoch jede Hilfe zu spät. Von diesem Tage an sind seine Schwester Esther und er auf sich allein gestellt. Sein Vater geht für dieses Verbrechen ins Gefängnis und die Verwandtschaft schert sich nicht groß um die beiden. So landen sie gemeinsam in einer Wohngruppe/einem Heim, das besonders für Marius keine große Hilfe darstellt. Immer mehr kapselt er sich ab, versucht den blöden Sprüchen der anderen Kinder zu entgehen und reißt sich dann letztendlich komplett los und lebt auf der Straße. Dort ergeht es ihm nicht gut und er erfährt, was es heißt obdachlos zu sein.

Als ich zuerst den Klappentext las, sprach mich das Buch ein bisschen an. Wenn man nur diesen liest und das Cover sieht, erscheint das Buch nicht besonders aufregend. So ging es mir jedenfalls. Der Leseprobe wollte ich trotzdem eine Chance geben und muss gestehen, dass sie mich schon gepackt hatte. Vor allem, als ich dann realisierte, dass ich den Inhalt des Buches bereits kenne… Denn auch wenn hier die Namen der Protagonisten fiktiv sind, handelt es sich doch um eine wahre Begebenheit. Dies gibt dem Ganzen natürlich einen faden Beigeschmack, denn was die Story aussagt ist schon wirklich heftig. Aufmerksam wurde ich im letzten Jahr auf den Fall, der sich bereits vor einigen Jahren zugetragen hat, durch einen bekannten True Crime Podcast. Dieser behandelte in einer Folge den Fall des Marc S., dessen Leben anders als geplant verlief und mit gerade einmal 17 Jahren ein jähes Ende fand. Seine Mutter wurde, wie in Christian Dudas Geschichte auch, mit 33 Messerstichen von seinem Vater getötet. Danach lief für den jungen Mann gar nichts mehr gut und er lebte letztendlich auf der Straße. Der Fall ist wirklich grausam, da man immer im Hinterkopf diesen einen Gedanken hat. Wieso hilft diesem jungen Menschen niemand aus seiner Notlage? Man merkt auch in diesem Buch direkt, dass der Junge einfach zu wenig Hilfe und Unterstützung bei der Aufarbeitung dieser schlimmen Erlebnisse erhalten hat. Es hätte vieles anders laufen können und vielleicht hätte das „Marius“ (in diesem Fall) irgendwie geholfen sein Leben wieder in die richtige Bahn zu bringen. Der Schreibstil Dudas in diesem Buch ist etwas gewöhnungsbedürftig, macht aber auch die Situation rund um Marius deutlich. Man taucht sehr oft in dessen Gedanken ein, die meist wirr und unzusammenhängend sind. Dass Gefühl, dass Marius sich nach und nach selbst verliert, ist fast zu greifen. Er verliert sich und seinen Versand immer ein Stückchen mehr.

Für mich war das Buch, welches ich in nicht einmal zwei Tagen durchgelesen hatte, sehr interessant, aber auch sehr verstörend. Da ich den Fall rund um diesen armen Jungen bereits kannte, hatte ich ein gewisses Vorwissen und habe mir im Nachhinein auch noch einmal die Podcastfolge dazu angehört.

Das Buch hat mich total gefesselt und ich kann es wirklich empfehlen. Auch wenn es sich hierbei um etwas schwerere Kost handelt. Geschichten, die auf wahren Begebenheiten basieren, hinterlassen bei mir immer einen Klang, den ich auch Tage später nicht so leicht losbekomme.

Bewertung vom 12.07.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


weniger gut

Der Roman „Freizeit“ von Carla Kaspari machte mich zu Beginn nach dem Lesen des Klappentextes doch sehr neugierig. Es handelt von einer Frau, Franziska, die es bereits geschafft hat sich in jungen Jahren selbst zu verwirklichen. Sie lebte eine Zeit lang in Paris, hatte schon eine ernsthafte Beziehung, die sie sehr erwachsen beendet hat und hat nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium ein gutes Einkommen. Sie braucht sich also eigentlich keine Gedanken zu machen. Eigentlich, denn Franziska hat in ihrem Inneren doch ein paar Konflikte und Kämpfe auszutragen.

Sie ist nicht ganz glücklich und weiß nicht, woran das genau liegen könnte. Nachdem sie mit ihrem französischen Freund Cyril Schluss gemacht hat, zieht es sie zurück in die Heimat, nach Deutschland. Dort trifft sie auch wieder auf ihre alten Freunde von damals und erkennt schnell, dass das Zusammensein mit diesen nicht mehr so ist, wie sie es gewohnt war. Sie hinterfragt sich selbst und auch ihre Freunde und weiß nicht so wirklich, wie diese Situation zwischen ihnen entstehen konnte. Eifersucht nagt dazu noch an ihr und die Vergangenheit ist immer präsent und allgegenwärtig. Es scheint fast so, als würde Franziska sich nach der Vergangenheit zusammen mit ihren Freunden und auch der Familie regelrecht sehnen. Und ich glaube, dass es wirklich vielen Menschen so geht. Wird man älter, entwickelt man sich oft in eine andere Richtung und dann kann es passieren, dass man das vergangene mehr zu schätzen merkt und es vermisst. Nur scheint es mir hier so, als würden Franziska nichts dafür tun wollen diesen Umstand zu ändern. Generell erscheint sie mir eher unsympathisch und ich komme beim Lesen nicht richtig an sie heran. Sie ist zwar sehr zielstrebig und das mag ich persönlich, allerdings hat sie eine gewisse Art an sich, mit der ich im realen Leben nicht könnte. Da sind mir sogar ihre Freunde emotional nähergekommen, als Franziska selbst. Und dass, obwohl auch diese für mich nicht wirklich Gestalt annehmen konnten. Die Charaktere in dieser Geschichte sind für mich eher blass und man findet kaum Bezug zu ihnen. Sie werden immer nur kurz angerissen und man erfährt nicht allzu viel über sie.

Ich muss generell gestehen, dass ich mir mehr von diesem Buch erhofft hatte. Der Klappentext ließ sich gut lesen und ich hatte mir etwas mehr Spannung vorgestellt. Das Thema an sich ist ja auch nicht schlecht gewählt und da ich ungefähr im gleichen Alter wie Franziska und ihre Freunde bin, hätte ich diese Geschichte bestimmt gefühlt. Jedoch ist hier emotional bei mir nichts passiert und ich konnte mich einfach nicht in die Geschichte hineinversetzen. Zwischendurch wird nicht nur über Franziskas Leben erzählt, sondern auch kleine Teile aus ihrem eigenen Buch (an dem sie gerade schreibt) eingefügt. Auch diese Textstücke haben mich nicht gepackt und erschienen mir oft zusammenhangslos. Auch, dass im Klappentext ein unabgeschlossenes Kapitel in Franziskas Leben angesprochen wurde, machte mich neugierig auf die Story. Leider ist auch das meiner Meinung nach zu kurz gekommen und wurde nur etwas angerissen.

Mein Fazit: Die Story an sich hätte viel Potential gehabt, aber die Geschichte ist meiner Meinung nach nicht so gut umgesetzt worden. Ich hätte mir mehr Tiefe in allem gewünscht.

Bewertung vom 05.07.2022
Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


sehr gut

In dem Roman „Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen“ von Claire Paulin geht es, wie der Name schon schnell erahnen lässt, um eine Monet. Allen sollte der Name des berühmten Malers Claude Monet ein Begriff sein. Jeder Mensch kennt seine Werke und es gibt auch heute noch viele Bewunderer. Er hat den Impressionismus geprägt und ist ein wahrer Revolutionär gewesen. So viel wusste auch ich vor diesem Buch über den Maler Monet. Doch wie sah es in seinem Leben genau aus?

Auch wenn der Roman sich um Blanche Monet, geborene Hoschedé, dreht, erfährt man doch einiges über das bewegte Leben des Claude Monet. Doch nun erst einmal zur jungen Blanche Monet und wie sie zu ihrem berühmten Nachnamen kam.

Blanche Hoschedé wächst gut behütet mit ihren Geschwistern und ihren Eltern auf einem wunderschönen Anwesen auf. Die elfjährige hat keine Sorgen zu fürchten, denn ihr Vater besitzt ein Vermögen. Er ist unter anderem Kunstsammler und so passiert es, dass er einen aufstrebenden Künstler in sein Haus einlädt, Claude Monet. Blanches Vater glaubt fest an dessen Talent und beauftragt ihn mit einigen Kunstwerken. Bis die Stimmung im Hause Hoschedé immer bedrückter wird und die Familie am Ende das Anwesen räumen muss. Denn Blanches Vater hat sich hoch verschuldet und kann für den Unterhalt der Familie alleine nicht mehr aufkommen. Glücklicherweise erklärt sich Claude Monet bereit seinem einstigen Gönner zu helfen und nimmt dessen komplette Familie bei sich auf. Auch er und seine Frau Camille haben selbst nicht viel. Er will es sich jedoch nicht nehmen lassen, sich um die Frauen (und auch um den einzigen Sohn der Hoschedés, Jaques) der Familie Hoschedé zu kümmern. Über die Jahre erleiden beide Familie herbe Schicksalsschläge und scheinen nicht aus dieser unglückseligen Situation herauszukommen. Und in all dieser Zeit entwickelt sich eines der Hoschedé Kinder künstlerisch weiter: Blanche liebt das Malen und schaut Monet stundenlang dabei zu. Außerdem assistiert sie ihm so oft es geht um dabei von ihm zu lernen und künstlerisch zu wachsen. Für Blanche gibt es nichts schöneres als die Malerei und eines Tages möchte sie so erfolgreich wie Monet werden. Es soll jedoch der Tag kommen, an dem sie nicht nur Liebe für die Malerei empfindet… Auch in Gestalt eines amerikanischen Künstlers erscheint sie ihr. Diese Liebe wird jedoch nicht von jedem so akzeptiert und es kommt, wie es kommen muss und Blanche muss sich entscheiden, was sie lieber mag.

Der Roman ist interessant geschrieben und liest sich sehr gut. Vor allem gefällt mir hierbei sehr, dass man viel über Claude Monet erfährt, auch wenn es in erster Linie hierbei um die eher unbekannte Blanche Hoschedé, spätere Monet geht. Auch Blanche hat viele Qualitäten im Bereich des Malens und bringt auch im Laufe ihrer „Karriere“ einige, fantastische Kunstwerke zustande. Diese lachen sich später auch für gutes Geld verkaufen. Sie hat also wirklich gut aufgepasst und einiges von Monet gelernt. Sie mochte er von allen Hoschedé Kindern immer am liebsten, so Monets Frau Camille immer.
Blanche ist auch die einzige, deren Charakter mir in diesem Buch am greifbarsten war. Natürlich erfährt man auch vieles über ihre Geschwister und die Eltern. Allerdings sind sie mir nie so nahegekommen und wurden meiner Meinung nach nur ein klein wenig angerissen. Charakterzüge und Eigenarten ließen sich jedoch auch bei den Nebencharakteren schnell ausmachen. Ich hätte mir trotzdem ein wenig mehr Tiefe für die einzelnen Charaktere gewünscht. Alles in allem war der Roman doch sehr unterhaltsam und vor allem konnte ich mit ihm mein Wissen über Claude Monet ein wenig aufbessern.

Für mich war es spannend etwas über Claude Monet, mehr über seine Kunst und auch Blanche zu erfahren. Wie sie zu ihrem späteren Nachnamen „Monet“ kommt, möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt: Es handelt sich nicht nur um einen Künstlernamen.

Bewertung vom 21.06.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


ausgezeichnet

Im Roman „Die Champagner Fürstin“ von Annette Fabiani geht es um gleich zwei sehr starke Frauen, die sich im 18. Jahrhundert gegen die Männerwelt und auch den in Frankreich herrschenden Kriege behaupten müssen. Sowohl die Witwe Barbe-Nicole Cliquot, als auch die erst kürzlich zur Witwe gewordene Jeanne Pommery sind in ihren Leben fest mit dem Weingeschäft verwurzelt. Diese Gemeinsamkeit verbindet die beiden Frauen sehr. Besonders in einer Zeit, in der Frauen eigentlich noch nicht die Führung von Unternehmen übernommen haben.

ACHTUNG SPOILER! BITTE AB HIER NICHT WEITERLESEN; FALLS DER INHALT DES BUCHES UNBEKANNT BLEIBEN SOLL.

Jeanne Pommery ist erst seit kurzem Witwe. Ihr geliebter Mann Alexandre verstarb recht unerwartet und hinterlässt ihr nun sein Unternehmen, welches sich voll und ganz auf den Wein- und Champagnerhandel spezialisiert hat. Keine leichte Aufgabe für eine so junge Witwe, die auch nicht wirklich etwas vom Geschäft versteht. Die Frage, die sich doch immer mehr aufdrängt, lautet nun: Wird sie das Geschäft ohne ihren Mann weiterführen und alles übernehmen? Jeanne ist sich unsicher, bekommt dann aber von ganz unerwarteter Seite Hilfe und Unterstützung. Die sogenannte „Champagner Fürstin“. Barbe-Nicole Cliquot sucht die junge Witwe auf und erzählt ihr alles, was sie über das Geschäft weiß. Denn auch Barbe-Nicole erlebte vor so vielen Jahren das Gleiche, was nun auch Jeanne durchmachen muss: Sie verlor ihren Mann Francois auch als recht junge Frau und führte dann sein Unternehmen in seinem Namen weiter. Die ältere Frau spricht der Jüngeren gut zu und ermutigt sie sogar das Geschäft weiterzuführen (auch wenn die beiden dann Konkurrentinnen wären). Natürlich klärt sie sie auch über die schwierigen Seiten des Geschäftslebens auf und macht ihr klar, dass es ohne einen starken Willen und die richtigen Menschen in ihrem Leben schwer werden kann. Sie beleuchtet nicht nur die schönen Seiten, den Ruhm und den Erfolg, den die junge Jeanne erlangen kann, sondern auch die Schattenseiten. Was hat Barbe-Nicole alles für Geschichten zu erzählen? Und wie wird Jeanne Pommery sich am Ende entscheiden?

Der Roman hat einen schönen Schreibstil, der sich trotz der oft altertümlichen Sprache, gut lesen ließ. An manchen Punkten habe ich zwar gestockt, da viele Begriffe des Krieges und natürlich auch der französischen Sprache dabei waren. Alles in allem, kam ich aber gut durch den Text und hatte das Buch mit 523 Seiten innerhalb von zwei Tagen durchgelesen. Die Geschichte hinter Barbe-Nicoles Erfolg und dann auch später Jeanne Pommerys Werdegang, sind sehr spannend zu verfolgen und geben einen guten Einblick in das Frankreich und generell Europa im 18. Jahrhundert. Sehr interessant fand ich vor allem den geschichtlichen Teil des Buches. Es wurde viel über den Krieg zwischen den Franzosen mit Napoleon und den Mächten in Preußen, Österreich und Russland gesprochen. Für mich ein spannendes Thema, welches ich so gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Da ist aus dem Geschichtsunterricht wohl nicht mehr so viel hängengeblieben. Für die kleine Auffrischung war ich somit sehr dankbar. Der Krieg damals ist auch einer der Gründe, warum es für die beiden Frauen so schwer wurde ihre Geschäfte richtig und erfolgreich zu führen.

Alles in allem ist dieses Buch sehr erfrischend gewesen und ich bin dankbar einen kleinen Einblick in das Geschäftsleben in Frankreich im 18. Jahrhundert bekommen zu haben. Wer es eher etwas historischer mag, aber auf eine gute Geschichte nicht verzichten möchte, sollte sich „Die Champagner Fürstin“ auf jeden Fall einmal genauer ansehen.

Bewertung vom 03.06.2022
Haie in Zeiten von Erlösern
Washburn, Kawai Strong

Haie in Zeiten von Erlösern


sehr gut

Der Roman „Haie in Zeiten von Erlösern“ von Kawai Strong Washburn behinhaltet nicht nur die Geschichte einer hawaiianischen Familie, sondern auch viele Sagen, Mythen und die Erzählungen über alte Götter aus Hawaii.

Nainoa ist gerade einmal sieben Jahre alt, als ihm etwas sehr Seltsames passiert. Er ist mit seiner Familie auf einer Bootstour und fällt dabei ins Meer. Voller Sorge sehen seine Familie und die anderen Menschen auf dem Boot dabei zu, wie der kleine Junge zu ertrinken droht. Dazu soll es aber nicht kommen, denn er wird von einem ganzen Schwarm Haien wieder sicher zum Boot zurückgebracht. Der größter der Haie trägt ihn in seinem Maul ganz sanft und vorsichtig zu seiner Mutter zurück ohne dem Jungen dabei nur ein Haar zu krümmen. Seit dieser Begebenheit hält man Noa für ein ganz besonderes Kind. Dies liegt nicht nur an der Tatsache, dass ihn die Haie verschonten, sondern auch daran, dass er besondere Fähigkeiten entwickelt hat. Er kann Menschen in Not helfen und lindert deren Schmerzen und Verletzungen. Bald schon kommen immer mehr Menschen in das Haus seiner Familie und wollen etwas von dem Wunder erfahren, welches Nainoa vollbringen kann. Dass dies einen enormen Druck mit sich bringt, merkt auch Nainoa ganz schnell. Mit der Zeit kommen immer weniger Nachbarn und Bekannte vorbei und schließlich hören die Besuche ganz auf. Schlecht für seine Familie, denn mit seinen Wundern hat er sie finanziell immer über Wasser gehalten. Als Nainoa und seine Geschwister Dean und Kaui immer älter werden, möchten sie weg von ihrer hawaiianischen Insel und rauf auf’s Festland. Alle drei Kinder haben unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie möchten erfolgreich sein in dem was sie tun und etwas bewirken. So verliert sich Dean weiter im Basketball, Kaui studiert an der Universität und Nainoa wird Rettungssanitäter. Die drei verfolgen weiterhin ihr Ziel im Leben, während ihre Eltern Malia und Augie auf der Insel zurückgeblieben sind. Es kommt jedoch der Tag, an dem bei allen drei Kindern etwas schief zu laufen scheint und sie von ihrem Weg abdriften. Es zieht sie auch wieder nach Hause und dort bekommen sie auch alle ihre „eigene, spezielle Aufgabe“ im Leben.

An sich kam ich ganz gut durch das Buch und fand auch die Geschichte über alte, hawaiianische Götter sehr spannend. Es gab allerdings viele hawaiianische Begriffe, über die ich ein um’s andere Mal gestolpert bin. Diese werden ganz hinten im Buch zwar genau erklärt und erläutert, aber während des Lesens des Buches wollte ich nicht immer nach hinten blättern und die Begriffe suchen. Dadurch lief das Lesen leider nicht so flüssig. Erzählt wurde die Geschichte rund um Nainoa und seine Familie jedoch ganz gut. Man hat in den schwierigen Situationen der Protagonisten schon mitgelitten und sich gefragt, wie das ganze jetzt für sie ausgehen wird. Das Ende des Buches fand ich sehr gelungen und man blieb mit diesem gewissen, magischen Gefühl zurück, welches solche Inseln auf einen haben können. Die alten Götter und Mythen werden hier perfekt aufgegriffen und man mag fast selbst an sie glauben.

Bewertung vom 25.04.2022
Sei stärker als die Angst
Fleisch, Sabrina

Sei stärker als die Angst


sehr gut

Das Buch "Sei stärker als die Angst" von Sabrina Fleisch ist kein Buch aus den Kategorien Roman, Krimi oder Fantasy, die ich normalerweise lese. Bei diesem Buch bin ich ganz unvoreingenommen an die Sache herangegangen und habe mich den Methoden und Aufgaben gestellt. Hierbei handelt es sich nämlich um ein Buch, mit welchem man seine eigenen Ängste bewältigen oder im ersten Schritt zumindest daran arbeiten kann. Da ich doch oft viele, verschiedene Ängste habe und das schon von klein auf, wollte ich dieses Experiment ausprobieren und habe mich auf die verschiedenen Übungen eingelassen.

Das Buch gibt viele, verschiedene Aufgaben vor, bei denen man beispielsweise etwas zu sich selbst, den eigenen Gefühlen oder Wahrnehmungen eintragen kann. Ganz genau, in das Buch kann geschrieben werden. Dort ist immer ein wenig Platz für ein, zwei Sätze oder eine Zeichnung. Je nachdem, was verlangt wird. Da mir persönlich aber manches Mal der Platz gefehlt hat um alles auszudrücken, was ich fühle oder mit vorstelle, empfiehlt es sich extra Blätter bereitzuhalten. So kann man die eigenen Gedanken noch ausführlicher und ein klein wenig besser niederschreiben (ich habe meine Antworten auf die einzelnen Seiten gequetscht, sodass ich sie später sicher nicht mehr so gut entziffern kann).

Wie es auch im Buch empfohlen wird, würde ich auch sagen, dass man das Buch auf keinen Fall in einem durcharbeiten sollte. Das werdet ihr auch selbst merken, denn ich fühlte mich oft müde, schlapp und etwas verwirrt nach einigen, erledigten Aufgaben. Ihr müsst nicht jeden Fall in das Buch schauen, nur immer dann, wenn ihr Zeit und auch die Muse dazu habt. Hierbei bringt es wirklich nichts, die Übungen einfach nur durchzuarbeiten, damit das Buch schnell fertig ist. Gut Ding will Weile haben und das gilt für dieses Buch mit dieser Message auf jeden Fall! Auch ich selbst habe es noch nicht ganz zu Ende gebracht und arbeite immer noch ab und an daran. Immer nur dann, wenn ich mich danach fühle.

Alles in allem finde ich dieses Buch einen guten Anfang für das Thema „Angstbewältigung“. Hierbei kommt es aber auch immer darauf an, um welche Ängste es sich handelt (finde ich zumindest). Man lernt auf jeden Fall etwas mehr über sich selbst und auch mehr in sich selbst hinein zuhören und den Ängsten auf den Grund zu gehen.

Bewertung vom 25.04.2022
Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1
Gray, Gloria;Felder, Robin

Zurück nach Übertreibling / Vikki Victoria Bd.1


gut

In dem Krimi „Zurück nach Übertreibling – Vikki Victorias erster Zwischenfall“ von Gloria Gray geht es drunter und drüber. Es wird super schrill und der Buchtitel passt in jedem Fall auf den Inhalt des Buches: übertrieben ist hier nämlich so einiges.

Vikki Victoria wird eines Morgens mit der Nachricht über den Gefängnisausbruch ihres Erzfeindes geweckt. Schleunigst packt sie das Nötigste zusammen und macht sich mit ihrem Kumpel/Teilzeit-Lover Wolf auf den Weg, raus aus ihrer Wohnung. Denn niemand geringeres als Toni Besenwiesler ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und sinnt nach Rache. Vikki bekommt auf ihrer Flucht nämlich schon zahlreiche SMS-Nachrichten einer unbekannten Nummer, die alles andere als nett sind. Da die Transfrau und Ikone des Münchner Nachtlebens Vikki aber nicht zur Polizei gehen möchte, versucht sie selbst dahinter zu kommen, wo sich Toni gerade aufhält. Um dies herauszufinden landet sie auch beim Münchner Clanchef Achmed, der irgendwie auch in die Sache verwickelt zu sein scheint. Auch ihm wird im Laufe der Geschichte übel mitgespielt und es wird immer irrer und wirrer in München und Übertreibling. Es folgenden weitere SMS-Nachrichten, Besuche bei alten Bekannten und Verwandten sowie einer echten Entführung über Social Media. Wilde Rocker, wütende Clanmitglieder und eine leicht überforderte Vikki Victoria müssen letztendlich entdecken, dass hinter all dem etwas Anderes steckt, als es am Anfang scheint.

Vorab kann ich sagen, dass ich dieses Buch recht schnell durchhatte, da es auf seine eigene Art und Weise doch unterhaltsam war. Leider fiel es mir zu Anfang doch sehr schwer in die Geschichte herein zu finden. Der Schreibstil es sehr gewöhnungsbedürftig (was nicht nur am bayerischen Dialekt liegt, der ab und an natürlich zu lesen ist). Mir machten vielmehr die vielen Gedankensprünge Vikki Victorias zu schaffen. Denn sie kommt gerne einmal von Ästchen auf Stöckchen und landet in ihren Gedanken dann ganz wo anders. So hat man zwar viele Hintergrundinformationen zu ihr und ihrem Leben bekommen, aber einige dieser Informationen hätte es für mein Dafürhalten nicht gebraucht. Generell ist dieser Krimi auch etwas zu drüber und mir persönlich zu schrill. Ich mag klare Linien und bevorzuge bei Krimis eher eine Geschichte, die näher an der Realität ist. Am Ende wurde die ganze Sache dann doch etwas zu wild für mich, obwohl der Fall an sich sehr spannend war. Ich kann generell sagen, dass der Krimi am Ende gut aufgelöst und der Täter auch gefasst wurde. Da ich mich bei diesem Buch doch unterhalten gefühlt habe, vergebe ich einen Stern mehr, als ich es vom Gesamteindruck eigentlich vorgehabt hatte.

Bewertung vom 11.02.2022
Als wir Tanzen lernten
Yoon, Nicola

Als wir Tanzen lernten


sehr gut

Der Roman „Als Wir Tanzen Lernten“ von Nicola Yoon handelt über die Liebe, das Tanzen und die Freundschaft in Evies Leben.

Evie ist eine junge Frau, die jetzt schon mit der wahrhaftigen Liebe abgeschlossen hat. Da sie hautnah miterlebt hat, wie sich ihre Eltern trennten, kann sie einfach nicht mehr an die Liebe für’s Leben glauben. Ihre Eltern waren doch so perfekt zusammen und so glücklich! Dass es auch anders, als in ihren geliebten Liebes-Romanen laufen kann, bewegt sie dazu diese kurzerhand zu verschenken. Sie möchte die ganzen Geschichten über die wundervolle Liebe nur noch loswerden und beschließt in diesem Moment auch gar nicht mehr an diese zu glauben. Als sie sich ihrer alten Liebes-Romane entledigt, bekommt sie jedoch etwas Neues, Seltsames. Sie erhält nämlich die Fähigkeit den Verlauf der Beziehungen anderer vor ihrem inneren Auge zu sehen. Und meist verlaufen diese Beziehungen nicht gut und es gibt oft ein unschönes Ende. All das sieht Evie, sobald sich das entsprechende Paar küsst. Dann zieht der Beginn derer Beziehungen bis hin zum Ende an ihr vorbei. Auch wenn Evie drei gute und enge Freunde hat, vertraut sie sich nur ihrem besten Freund Martin an. Dieser rät ihr dazu sich auch mal auf etwas einzulassen.

Gesagt, getan und nichtsahnend steht Evie dann in einem Tranzstudio, in welchem sie zusammen mit einem ihr fremden Tanzpartner ein Turnier tanzen soll, um das Studio ein wenig bekannter zu machen. Dieser Tanzpartner ist niemand geringeres als X, der Enkel der beiden Inhaber des Tanzstudios, Maggie und Archibald. X ist vom ersten Moment interessiert an Evie, doch die weist ihn zurück. Denn wir wissen ja, dass Evie es nicht mehr mit der großen Liebe hat und sich auch auf keine Beziehung mehr einlassen möchte. Dem Charme von X kann sie aber nicht lange widerstehen und so verliebt auch sie sich in ihn.

Neben den Proben für das große Turnier, aufkommendem Streit zwischen ihren Freunden und den Gefühlen zu X, kommt dann auch noch ihr Vater dazu, der sich wieder neu verliebt hat. Evies Leben ist ein komplettes Gefühlschaos und ich fühle wirklich so mit ihr!

Das Buch ist wirklich sehr gut geschrieben und lies sich leicht und flüssig lesen. In Evie konnte ich mich komplett hineinversetzen und ihre Gefühle verstehen. Sie fühlte sich betrogen, belogen und ungerecht behandelt. Dass sie sich trotz dieser Gefühle auf eine neue Beziehung einlassen kann, bewundere ich sehr. Auch X stelle ich mir sehr sympathisch vor und hätte mich selbst bestimmt auch in seinem Charme verloren. Die anderen Charaktere wie Evies Freunde Martin, Cassidy und Sophie haben auch alle ihre eigenen Charakterzüge bekommen und wurden meiner Meinung nach gut dargestellt.

Ich muss gestehen, dass ich zwischen Anfang und Mitte des Buches etwas verwirrt war, was die Story angeht. Für mich verlor sich der Zusammenhang der Geschichte von hellseherischen Fähigkeiten und dem Lernen des Tanzes etwas. Das besserte sich jedoch zum Ende des Buches hin wieder und ich war die letzten Seiten total gefesselt von der Story. Auch wenn sich mir am Ende des Buches doch noch die ein oder andere Frage stellt (da ein paar Dinge im Buch angedeutet, aber nicht aufgeklärt wurden), fand ich es alles in allem sehr gut. Vor allem das Ende hat mir sehr zugesetzt und mich einfach nochmal komplett überrascht. Mit diesem Twist hätte ich so nicht gerechnet und deshalb konnte ich dann auch das ein oder andere Tränchen nicht zurückhalten. Die Lektion, die man aus dem Buch mitnehmen kann und auch sollte ist, dass es bei der Liebe nie um das Ende geht. „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ ist eine Floskel, die wir alle aus sämtlichen Märchen kennen. Dabei ist es doch so viel wichtiger zu wissen und zu erleben, was dazwischen passiert. Die Message ist am Ende doch deutlich und gut rübergebracht worden. Aus diesem Grund kann ich das Buch guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 13.10.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


gut

Der Roman „Wildtriebe“ von Ute Mank behandelt das Thema der Familie mit all ihren gemeinsamen Eigenarten und all ihren Mitgliedern und deren eigenen Eigenarten. Ein schönes Buch, um wieder einmal mehr zu sehen, dass verschiedene Generation einer Familie nicht immer den gleichen Weg einschlagen müssen.

Auf dem Betches Hof wurde von Anbeginn der Zeit immer schon hart gearbeitet. Auch die Frauen packten kräftig mit an, sodass der Betches Hof einer der größten und reichsten Höfe im Dorf wurde. Für Lisbeth war es immer so gewesen und sie war der festen Überzeugung, dass es auch für ihre nachfolgenden Generationen so sein würde. Denn in der Regel ist es so, dass eine Frau auf den Hof ihres zukünftigen Mannes einheiratet. Oder wie bei Lisbeth der Mann auf den Hof der Frau. Zusammen mit ihrem Mann Karl hatte Lisbeth ein paar sehr schöne Jahre und mit ihrem Sohn Konrad sollte der Hof einen Erben und der Fortbestand gesichert sein. Auch Konrad geht auf dem Hof voll auf uns erledigt die Arbeiten, so wie es seit jeher gemacht wird. Nur als auch er endlich heiratet, kommt eine Frau auf den Hof, für die das alles eine ganz neue Welt ist. Marlies möchte sogar selbst in der Stadt arbeiten gehen. Ein Unding für eine Frau, die auf einen Hof eingeheiratet hat- Dort hat sie andere Pflichten und der Mann verdient das Geld. Aber Marlies ist anders. Sie möchte ihre eigenen Träume leben, arbeitet hart und fleißig in einem Modegeschäft und macht sogar ihren Jagdschein. Das Geschwätz im Dorf ist natürlich sehr groß, ganz zum Leidwesen von Lisbeth. Trotzdem werden die Kämpft der beiden Frauen zu Hause im Stillen ausgetragen. Wer setzt sich durch? Als Marlies‘ Tochter Joanna geboren wird, kommt mit ihr eine weitere Frau auf den Betches Hof. Und die Kämpfe zwischen Lisbeth und Marlies hören nicht auf. Denn Lisbeth mischt sich auch in die Erziehung von Joanna ein. Denn Joanna soll es einmal besser als ihre Mutter machen. Sie soll die Zukunft des Betches Hof sein. Deshalb wird sie von ihrer Großmutter schnell an das Leben auf dem Hof gewöhnt, ihre Mutter jedoch möchte, dass sie ihren eigenen Weg geht. Doch dieser wird nachher ein ganz anderer sein, als es sich die beiden Frauen je vorstellen konnten.

Das Buch ist gutgeschrieben. Ein flüssiges Lesen ist hier gar kein Problem. Ich finde es persönlich sehr spannend zu erfahren, welchen Weg die Enkelin, Joanna, auf dem Hof einschlagen wird. Dieser Teil der Geschichte war für mich am spannendsten und wird auch wirklich erst so richtig gegen Ende aufgeklärt. Es ist auch immer wieder krass zu sehen, wie sich manche Generationen voneinander unterscheiden können. Da ist zum einen Lisbeth mit ihrem konservativen Bild einer Frau. Sie ist ihr ganzes Leben lang in der Rolle dieser Frau geblieben und man wird es vermutlich auch nicht mehr aus ihr herausbekommen. Und zum anderen gibt es da Marlies, die eine junge, emanzipierte Frau, die gerne ihr eigenes Geld verdient und sich auch für ihre Tochter ein Leben fernab des Hofes wünscht. Identifizieren kann ich mich persönlich natürlich besser mit Marlies. Jedoch liegt die Geschichte des Betches Hof schon viele Jahre zurück, weshalb ich auch verstehen kann, wie schwer es für Lisbeth sein muss, einen solchen Wandel der Frau zu beobachten. Die Männer im Buch spielen meiner Meinung nach eher Nebenrollen. Karl ist immer sehr ruhig und hält sich mit Aussagen zurück. Auch Konrad wirkt auf mich eher so, als würde der Konflikte vermeiden wollen. Alles in allem fand ich dieses Buch nicht schlecht. Auch wenn ich mir ein paar Aussprachen oder kleinere Konflikte gewünscht hätte. Mit Reden hätte man vielleicht das ein oder andere Problem aus dem Weg schaffen können.

Bewertung vom 22.07.2021
Freiflug
Drews, Christine

Freiflug


sehr gut

In dem Roman „Freiflug“ von Christine Drews geht es um eine junge Frau, die für ihr Recht kämpft und alles dafür gibt, um ihren großen Traum leben zu können: Pilotin bei der Lufthansa zu sein! Dabei erhält sie Unterstützung von einer anderen, starken Frau, die auch lange für ihren Traum kämpfen musste. Den Traum einmal eine eigene Kanzlei als Anwältin zu führen. In den 70er Jahren sind das alles andere als realistische Träume für Frauen.

Rita Maiburg ist geschockt, als sie die Absage der Lufthansa auf ihre Bewerbung hin erhält. Viele Jahre tat sie alles für ihren Traum um selbst Pilotin zu werden. Die vielen Flugstunden, der sehr teure Flugführerschein und der Spott und Hohn anderer (vor allem der, der Männer) waren der Preis, den sie dafür zahlen musste. Und nun das. Die Begründung? Nun, heute wohl undenkbar, in den 70er Jahren harte Realität: Die Lufthansa stellt generell keine Frauen als Piloten ein. Diese Ungerechtigkeit möchte sich Rita allerdings nicht gefallen lassen und verbündet sich mit einer anderen Frau, welcher ihrer Karriere auch viele Steine in den Weg gelegt wurden. Katharina Berner kommt aus gutem Hause, wollte aber schon immer alles anders machen als ihre beiden Schwestern Hanna und Eva. Die haben nämlich gut geheiratet und verbringen ihr Dasein als Mütter. Gar keine Option für Katharina! Sie will Anwältin werden und hat es letztendlich auch geschafft. Auch dieser Preis war hoch, schon im Studium wurde sie von ihren Kommilitonen belächelt und von ihren Professoren dazu angehalten aufzugeben. Nach dem sehr erfolgreichen Studium startete sie ihre Karriere in einer Kanzlei, in welcher sie auch immer nur belächelt wurde. Schließlich wagt sie den großen Schritt und macht sich selbstständig. Rita Maiburg und Katharina Berner finden sich und auch Katharina ist der Meinung, dass man bei der Absage der Lufthansa nicht tatenlos zusehen sollte. Sie gehen es an und verklagen die Lufthansa. Ein großer Schritt zu dieser Zeit und viele Menschen glauben nicht daran, dass die beiden Frauen etwas bewirken können. Ob Rita die Klage gegen die Lufthansa am Ende gewinnen wird, verrate ich an dieser Stelle nicht.

Das Buch hat mich wirklich sehr gefesselt. Eigentlich nicht mein Genre, allerdings konnte ich es einfach nicht aus der Hand legen. Ich schwankte viel zwischen dem totalen Entsetzen über die Zustände in den 70er Jahren und der Bewunderung für Katharina Berner und Rita Maiburg. Mir war gar nicht so bewusst gewesen, wie Frauen in den 70ern noch behandelt wurden. Kaum eine Frau arbeitete in einem anderen Beruf, als die für sie „vorgesehenen Berufe“, wie beispielsweise Kassiererin, Krankenschwester oder Stewardess. Den meisten schien das auch recht zu sein. Oft werden Katharina und Ria von anderen Frauen konfrontiert und gefragt, warum sie überhaupt diesen Aufwand betreiben. Als Hausfrauen und Mütter wären sie mit einem guten Mann doch prima aufgehoben. Furchtbar entsetzt war ich auch darüber, dass es in diesen Jahren noch hieß „Vergewaltigung in der Ehe gibt es nicht“. Ein Gesetzt dazu wurde erst einige Jahre später eingeführt. Für mich wirklich ein großer Schock. Ich dachte wir wären in der Gesellschaft zu dieser Zeit schon weiter… Generell erfährt man viel über diese Zeit, was sehr interessant ist. Wie die Familien so lebten und was sich gehörte und was nicht. Dieses Buch basiert auf einer wahren Geschichte, was es für mich umso stärker und intensiver gemacht hat. Ich bewundere beide Frauen gleichermaßen und wüsste nicht, ob ich selbst damals zu dieser Zeit den Mut für diesen Schritt gehabt hätte. Das Buch mit seinen 350 Seiten lässt sich gut und flüssig lesen. In erster Linie gefällt mir selbst die Geschichte um das Recht der Frauen zu dieser Zeit am besten. Es kommt aber auch ein wenig Liebe und Freundschaft dazu, die das Buch noch abrunden. Das Ende war für mich wirklich ein kleiner Gänsehautmoment, da ich weiß, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt. Das Buch ist wirklich empfehlenswert!