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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2021
Der letzte Mensch
Shelley, Mary Wollstonecraft

Der letzte Mensch


gut

Beschreibung

Der junge Engländer Lionel Verney ist politisch interessiert und sieht sich im 21. Jahrhundert mit seiner Schwester, seiner Familie und seinen Freunden der Pest, einer tödlichen Pandemie gegenüber, die sich weltweit ausbreitet und die Menschheit in eine Krise stürzt. Schon bald herrschen in dem organisierten Land verheerende Zustände und den Überlebenden bleibt nur die Flucht in eine ungewisse Zukunft…

Meine Meinung

Mary Shelley ist heute vor allen Dingen für ihren Roman »Frankenstein« bekannt, doch im Hinblick auf die andauernde Corona-Pandemie erregt auch ein weiteres Werk der Autorin Aufmerksamkeit, welches sie selbst für eines ihrer wichtigsten erachtete.

»Der letzte Mensch« wurde von Shelley 1826 publiziert und gilt als allererste Dystopie der Weltliteratur, denn in diesem Roman wirft die Autorin einen Blick auf das 21. Jahrhundert und zeichnet ein Bild, dass durch die katastrophalen Folgen der neuartigen Pest geprägt ist. Doch ansonsten wirkt der Roman nicht wie ein Zukunftsroman, denn die Lebensverhältnisse gleichen denen des 19. Jahrhunderts und weisen keinen Fortschritt in Technik oder Gesellschaft auf.

In drei Abschnitten berichtet der Ich-Erzähler Lionel Verney von seiner apokalyptischen Geschichte als letzter Mensch auf Erden, wobei sich der Roman viel mehr als ein Beziehungsroman lesen lässt als man darin eine Dystopie erahnen könnte. Dennoch setzt sich Mary Shelley mit vielen philosophischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen, die im Anblick einer weltweiten Pandemie an Wichtigkeit gewinnen, genauestens auseinander und führt diese in einem ausschweifenden Stil aus.

Der blumige und gefühlsbetonte Erzählstil, der zuweilen durchaus schwülstig daherkommt, versetzte mich direkt in Mary Shelleys Zeit und entfaltete eine beeindruckende Poesie. Allerdings hatte ich einfach etwas anderes von diesem Roman erwartet und mir eine genauere Auseinandersetzung mit der Pest, eine noch deutlichere Einsetzung von Elementen der Schauerliteratur und etwas mehr Zukunftsfantasie erhofft.

Wer sich genauer mit Mary Shelleys Biographie befasst hat, wird wohl auch tiefgehend fündig werden, denn wie man im Nachwort des Romans erfahren kann wurden Lionel Verney nach dem Vorbild ihres früh verstorbenen Ehemanns Percy Shelley und Adrian nach dem Vorbild ihres engen Freundes Lord Byron entworfen.

»Der letzte Mensch« ist ein düsterer Roman über Freundschaft, Politik und die Menschheit im Angesicht einer alles verzehrenden Krankheit, die vor keinem Stand und keinem Alter halt macht.

Fazit

Ein erzählerisches Kleinod, doch inhaltlich hatte ich etwas mehr Dystopie und Apokalypse erwartet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 12.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Penelopes zwei Leben
Vanistendael, Judith

Penelopes zwei Leben


sehr gut

Meine Meinung

Die belgische Comicautorin und Zeichnerin Judith Vanistendael besuchte das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos und veröffentlichte darüber eine Comicreportage, um auf die verheerende Lage vor Ort und das Versagen der Politik aufmerksam zu machen. Dort begegnete sie einer Ärztin, die sie zu ihrem Comic »Penelopes zwei Leben« inspirierte.

Dieser Comic zeigt auf beachtliche Weise das zerrissene Leben einer Ärztin auf, die sich dafür entschieden hat, Gutes zu tun und in Syrien Leben zu retten. Dafür lässt sie einen liebenden Ehemann und eine reizende Tochter in Brüssel zurück. Judith Vaninstendael zeigt anhand diverser alltäglicher Szenen den kontrastreichen Unterschied zwischen dem Alltag in Brüssel, wo ihre Tochter zum ersten Mal ihre Tage bekommt und bei Oma um Rat bittet, und Lager in Aleppo wo ihre Mutter Penelope um das Leben von oftmals jungen Menschen kämpft.

Der Name der Hauptprotagonistin Penelope kommt nicht von Ungefähr, Vanistendael spielt damit auf Homers Odyssee an, dreht zugleich die Geschichte kurzerhand um und stellt damit die gängigen Rollenbilder auf den Prüfstand.

Als Penelope nach Hause zurückkehrt, lassen sie die schrecklichen Verluste nicht mehr los und aufgrund ihrer häufigen Abwesenheit scheint sie keinen richtigen Platz im Brüssler Familienleben innezuhaben. Die Zerrissenheit der Mutter und Ärztin wird in den aquarellierten Bildern von Vanistendael überaus deutlich dargestellt und führt zu der bewegenden Frage, welches Handeln in einer solchen Situation richtig ist. Eine Antwort liefert die Autorin uns nicht direkt, allerdings lässt sie Penelope nochmals nach Syrien fliegen, da sie von ihrem unvollendeten Werk getrieben ist und zu Hause keine Ruhe findet.

Fazit

Die bewegende Geschichte einer Ärztin und Mutter die zwischen zwei Leben und dem starken Willen zu helfen zu bersten droht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 11.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Später
King, Stephen

Später


sehr gut

Beschreibung

Von klein auf kann Jamie Conklin die Geister verstorbener Menschen sehen und mit ihnen reden, bevor diese allmählich verblassen. Seiner alleinerziehenden Mutter Tia steht Jamie sehr nahe und ist die einzige Person, die von seiner Begabung weiß und dieses Geheimnis gut hütet. Doch als die Finanzkrise Tias Literaturagentur in Bedrängnis bringt und all ihre Hoffnung auf dem Abschlussband der Saga ihres rentabelsten Autors ruht, stirb dieser ohne das Buch vollendet zu haben. Tia weiht ihre Lebensgefährtin Liz Dutton, die bei NYPD arbeitet, in das Geheimnis ein und zusammen mit Jamie gelingt es ihnen die Details der Geschichte in Erfahrung zu bringen, denn die Geister müssen Jamies Fragen immer ehrlich beantworten. Zwar sind Jamie und Tia nun dem finanziellen Ruin entkommen, doch ›später‹ wird die Offenbarung von Jamies Gabe ungeahnte Ereignisse nach sich tragen…

Meine Meinung

Der neue Roman »Später« von Schriftsteller-Legende Stephen King zählt mit gerade einmal dreihundert Seiten zu seinen dünneren Werken und wirkt wie eine moderne Mischung aus einer klassischen Gothic Novel und einem nervenaufreibenden Thriller. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des neunjährigen Jamie Conklin, der mit seiner lockeren Jugendsprache einen besonderen Touch beisteuert.

Die Geschichte über einen Jungen der Geister sehen und mit ihnen reden kann ist an sich nichts grundlegend neues und erinnerte mich sogleich an den erfolgreichen Psychothriller »The Sixth Sense« aus dem Jahre 1999. Doch Stephen King wäre nicht Stephen King, wenn er eine ganz eigene abgefahrene Mystery-Geschichte zu Papier bringen würde.

Der große Star von »Später« ist in meinen Augen der unvergleichliche Erzählstil, denn durch diesen hat man das Gefühl direkt in der Haut des jungen Hauptprotagonisten zu stecken. Einfach grandios, wie King es immer wieder gelingt solch authentische Charaktere zu erschaffen und sich in diese hineinzuversetzen, denn sogar im Erzählstil merkt man das Älterwerden des Ich-Erzählers an.

Der Horror von »Später« setzt sich aus subtilen Andeutungen und schockierenden Ereignissen zusammen, wobei King nicht an brutalen Einzelheiten spart, wenn z. B. Jamie von Liz dazu gezwungen wird, mit einem toten Bombenleger zu sprechen, um den Ort seines letzten deponierten Sprengkörpers in Erfahrung zu bringen. Diese Begebenheit hat zwar auf den ersten Blick das edle Ziel Leben zu retten, doch die Beweggründe dahinter sind von menschlichen Sorgen und Ängsten geprägt.

Die enge Beziehung zwischen Jamie und seiner Mutter ist ein zentraler Punkt, denn ich bin mir sicher, dass sich der Junge ohne den starken Rückhalt nicht ganz so souverän mit seiner Gabe und der brutalen Entwicklung der Geschichte geschlagen hätte. So ist sie zu etwas ganz natürlichem geworden, mit dem ohne Angst umgegangen werden kann, bis aus einem Geist plötzlich mehr wird…

Sicherlich hätte King noch viel mehr aus dieser Geschichte herausholen können und nur zu gerne hätte ich noch weitere hundert Seiten an der Seite des sympathischen Jungen, der mit den Toten reden kann, verbracht, doch auch in dieser Kürze hat der Autor wieder einmal Themen angeschnitten, die einen noch nach dem Lesen beschäftigen. Welches Recht nehmen sich z. B. Menschen heraus, die jemanden für ihre Zwecke benutzen, und wo ist die Grenze? Außerdem wird hervorragend aufgezeigt, dass der Missbrauch von Alkohol und Drogen niemals eine Lösung sein kann.

Fazit

Ein solider King-Roman der für mitreißende Unterhaltung sorgt, aber gerne noch etwas ausschweifender daherkommen hätte können.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 09.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Bis zum bitteren Ende
Félix, Jérôme

Bis zum bitteren Ende


ausgezeichnet

Meine Meinung

Letztes Jahr habe ich mich zum ersten Mal dem Genre Western mit dem wunderbaren Comic »Wild West – Calamity Jane« angenähert und wurde damit angenehm überrascht, sodass ich mir auf Empfehlung nun auch den kürzlich erschienenen Einzelband »Bis zum bitteren Ende« von Jérôme Félix und Paul Gastine zur Hand genommen habe.

Der französische Comicautor Jérôme Félix legt eine mitreißende Story vor, die sich mit dem Ende der Cowboy-Ära beschäftigt und den Scheinwerfer auf die brisanten Gesichtszüge dieser Zeit legt, in der zahlreiche Viehtreiber durch den Ausbau der Eisenbahn in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden. Im Mittelpunkt der Handlung steht der eingefleischte Cowboy Russell mit seinem Ziehsohn Bennett, den er trotz Handicap über alles liebt und sich ein gutes Leben für ihn, der seine Eltern so früh verloren hat, wünscht.

Bei seinem letzten Auftrag liegen die Nerven blank, was auch der heranwachsende Bennett zu spüren bekommt, doch Russells rechte Hand Kirby fühlt sich ebenfalls verantwortlich und kümmert sich um den jungen Burschen. Durch diesen Einstieg hat Félix bereits eine starke emotionale Bindung zwischen Leser*innen und den Charakteren geschaffen, die einen umso mehr bei den kommenden Ereignissen und dem Schicksal der Protagonisten mitfiebern lassen.

Als die Cowboys einen Zwischenstopp in dem Städtchen Sundance einlegen müssen, wird das Personal um weitere Protagonisten erweitert, anhand derer das Leben der Menschen in dieser Umbruchszeit auf den Punkt gebracht wird. Ein jeder versucht sein Glück und hofft auf eine goldene Zukunft, so auch der Bürgermeister von Sundance, der in Aussicht gestellt bekommt, als Standort für einen Umschlagbahnhof auserwählt zu werden.

Doch als der gutmütige Bennett in Sundance tot aufgefunden wird, droht diese Zukunftschance aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Um das zu verhindern, beharrt der Bürgermeister auf einen Unfall. Der alte Cowboy Russell will jedoch Antworten und holt sich Verstärkung, um diese zu bekommen. Aus dieser Situation entwickelt sich ein explosiver und dramatischer Showdown, der moralischen und ethische Fragen aufwirft und somit zum Nachdenken anregt.

Die großartigen Zeichnungen von Paul Gastine versprühen adäquaten Western-Flair und beeindrucken mit einem fein gezeichneten Minenspiel der Protagonisten. Grandios ist die stimmungsvolle Kolorierung der Panels, die für eine zusätzliche emotionale Tiefe sorgen.

»Bis zum bitteren Ende« ist ein absolut empfehlenswerter Spätwestern, der soviel mehr bietet als sinnlose Revolverduelle und Machtspielchen, denn es werden tiefgreifende Fragen thematisiert, die Schattenseiten der am Rande lebenden Gesellschaft aufgezeigt und eine mutige Frau ins Rennen geworfen, die diesen Comic lange im Gedächtnis nachhallen lassen. Außerdem eignet sich die abgeschlossene Geschichte auch für Comic-Einsteiger.

Fazit

Ein mitreißender Spätwestern der mit emotionaler Tiefe und spannenden Themen aufwartet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Bloody Mary
Gehrmann, Kristina

Bloody Mary


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die Hamburger Illustratorin Kristina Gehrmann legt mit »Bloody Mary: Die Geschichte der Mary Tudor« eine über dreihundert Seiten starke Comic-Biographie über das Leben der englischen Königin Mary I. vor.

Gehrmann hat die königliche Biographie in vier Abschnitte aufgeteilt, der Erste beginnt mit der Vermählung ihrer Eltern, König Henry VIII. und Katharina von Aragon im Jahr 1518 und der Geburt von Mary. In diesem ersten Kapitel wird das Augenmerk besonders auf den König mit seinen Frauengeschichten und der Not um einen männlichen Thronfolger gelegt, dem ihm seine erste Frau Katharina schuldig bleibt.

Die Aufhebung der Ehe mit Marys Mutter wird von König Henry gegen die Autorität des Papstes durchgesetzt, er lässt sie als ungültig erklären und ernennt sich selbst zum Oberhaupt der Kirche. Kurz darauf ehelicht er seine Konkubine Anne Boleyn, die ihm eine Tochter schenkt, bevor er sie des Ehebruchs bezichtigt und hinrichten lässt. Mary wird nach der Trennung aus der Thronfolge ausgeschlossen und muss miterleben wie ihr Vater die Reformation Englands vorantreibt, zudem wird sie als Kindermädchen für ihre Halbschwester und später für ihren Halbbruder eingesetzt, um sie im Blick zu behalten.

Im zweiten und dritten Abschnitt des Comics werden außer der persönlichen Situation von Mary auch die politische Lage in Europa, der Unmut der Bürger*innen und die weiteren Eheschließungen von Henry VIII. beleuchtet. Erst im vierten und letzten Kapitel wird die fromme und stoische Mary zur Königin Englands erklärt und unter dem Beifall ihrer Untertanen gekrönt.

Da sich Kristina Gehrmann vor allen Dingen ausgiebig mit der Zeit vor der Krönung beschäftigt, wirft das ein deutliches Licht auf die leidenschaftliche Katholikin und die Hintergründe, die schließlich zu den blutigen Taten führten, die Mary I. als Oberhaupt, in dem Glauben die Reformation ihres Vaters rückgängig machen zu können, verübte.

»Bloody Mary: Die Geschichte der Mary Tudor« ist eine gut recherchierte Comic-Biographie, die Leben und Beweggründe Englands Blutkönigin in anschaulichen Bildern erzählt. Die historische Geschichte wurde von Kristina Gehrmann in übersichtliche Panels gegossen, sodass sicherlich auch Comic-Einsteiger ihre Freude an diesem Werk haben werden.

Dieses hübsche Buch ist genau das richtige, wenn man sich für Englands Geschichte interessiert und dabei nicht zu einem trockenen Geschichtsbuch greifen möchte. Die ausdrucksstarken Illustrationen von Kristina Gehrmann veranschaulichen den historischen Stoff und durch die atemberaubende Aquarell-Kolorierung wird gekonnt das stimmungsvolle Bild der damaligen Zeit vollendet. Von mir gibt es daher eine ausdrückliche Leseempfehlung!

Im Zusatzmaterial wird das Schicksal einiger wichtiger Persönlichkeiten aufgezeigt und im Making-of erhält man einen kurzen Einblick zur Entstehungsgeschichte des Comics sowie in die Arbeitsweise der Illustratorin. Außerdem wird bereits verraten, dass es einen Nachfolgeband mit dem Titel »Gloriana – Die Geschichte von Elizabeth I.« geben wird.

Fazit

Die bewegende Geschichte von Mary Tudor in einem atmosphärisch illustrierten Comic-Band.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 06.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Lodernde Schwingen / Legenden der Grisha Bd.3
Bardugo, Leigh

Lodernde Schwingen / Legenden der Grisha Bd.3


ausgezeichnet

Beschreibung

Den verheerenden Kampf gegen den Dunklen hat Alina nur mit wenigen Grischa aus ihrer Armee überlebt. Nun muss sie ihre Kräfte für einen endgültigen Sieg erneut sammeln. Doch in der Obhut des Asketen und dem heiligen Kult um Alina als Sonnenkriegerin, tief unter der Erde, kann sie ihre Macht nicht aufrufen. Mit Geschick gelingt es ihr jedoch mit ihren Verbündeten zu entkommen und so setzt sie alle Hoffnung in die Suche nach dem Feuervogel und dem Prinzen Rafkas, der hoffentlich noch unter den Lebenden weilt…

Meine Meinung

Im Abschlussband der »Lodernde Schwingen« schöpft Leigh Bardugo aus den Vollen und bietet neben geheimnisvollen russischen Sagen aus ihrem Grishaverse einen actionreichen sowie spannungsgeladenen Handlungfaden, der das Buch zu einem richtigen Pageturner macht.

Nachdem sich Alina und Maljen im letzten Band voneinander entfernt haben, wird die Distanz zwischen den Liebenden nun wieder geschmolzen und sie ziehen an einem Strang, um zu einem vernichtenden Schlag gegen den Dunklen auszuholen und Ravka von seiner dunklen Herrschaft und der Schattenflur zu befreien. Laut Morozows Aufzeichnungen ist ein dritter Kräftemehrer aus dem Feuervogel ihre größte Chance und da sie zahlenmäßig der Armee des Dunklen und seinen aus Merzost erschaffenen Nitschewo’ja unterlegen sind, hoffen sie den freibeuterischen Prinzen Rawkas lebendig anzutreffen.

Neben der fantasievollen Gestaltung dieser magischen Welt, fand ich Alinas Kampf mit sich selbst am spannendsten. Zwischen dem Druck der auf ihr als Erlöserbildnis lastet und dem starken Drang nach einem weiteren Kräftemehrer und mehr Stärke kann sie nur mit dem Rückhalt von Maljen und ihren Freunden bestehen ohne daran zu zerbrechen.

In »Lodernde Schwingen« verkehrt sich mit dem veränderten Handlungsort auch der aufgerissene Abgrund zwischen Alina als Grischa und Maljen als normalen Menschen. Während sich Maljen im Palast überflüssig und minderwertig fühlte und seine Erfahrungen in Alkohol zu ertränken versuchte, kämpft er sich nun wieder in mein Leserherz zurück, da er durch die Zeit unter der Erde und auf der Suche nach dem Feuervogel zu einer wahren Kämpfernatur aufblüht. Das romantische Knistern zwischen ihm und Alina wird dadurch wieder entfacht und wirkt genau passend abgestimmt auf die durchgehend mitschwingende Spannungskurve.

Leigh Bardugo baut in diesem finalen Trilogie-Band auch die Brücke zwischen der Vergangenheit von Alina und Maljen und ihrem gegenwärtigen Schicksal und gibt auch in Bezug auf den Dunklen und seine Figur Antworten, die der Geschichte einen runden Schliff verleihen.

Mit »Lodernde Schwingen« lässt Bardugo keine Wünsche offen und präsentiert zusätzlich zu ihrer tollen Welt und den dynamischen Charakteren auch noch einen aufregenden Showdown, der den Puls in die Höhe schnellen lässt.

Fazit

Das furiose Finale einer mitreißenden, märchenhaften und nervenaufreibenden Trilogie.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 05.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Eisige Wellen / Legenden der Grisha Bd.2
Bardugo, Leigh

Eisige Wellen / Legenden der Grisha Bd.2


sehr gut

Beschreibung

Nachdem sich Alina in einem verheerenden Kampf gegen den Dunklen behaupten konnte, gelingt ihr zusammen mit Maljen die Flucht aus Ravka. Sie verbergen sich so gut wie möglich, doch der mächtige Grisha verfügt nach dem Gefecht über außergewöhnliche Kräfte, mit denen ihm es gelingen könnte seine finsteren Pläne in die Tat umzusetzen doch dafür benötigt er die Sonnekriegerin und schon bald bringt er Alina und Maljen wieder in seine Fänge.

Der Dunkle will Alina mit einem zweiten Kräftemehrer noch mehr Stärke verleihen und verbündet sich auf der Suche nach der Meeresgeißel mit dem zwielichtigen Freibeuter Sturmhond. Doch dessen Loyalität stehen auf einem ganz anderen Blatt…

Meine Meinung

Mit »Eisige Wellen« knüpft Leigh Bardugo direkt an die Ereignisse des ersten Bandes an und führt tiefer in ihre magische Welt ein. Außerdem wird das Personal ihrer Geschichte mit weiteren interessanten Charakteren angereichert.

Auf der Flucht vor dem Dunklen muss Alina ihre Gabe verstecken, was sie unheimlich schwächt, zugleich aber ihrer großen Liebe Maljen näherbringt. Doch schon nach kurzer Zeit endet diese Episode und die beiden finden sich wieder in der Gewalt des Dunklen und setzten Segel mit dem Freibeuter Sturmhond auf der ›Wahren See‹. Als sie auf die ›Knochenrinne‹ zusteuern, um die mystische Meeresgeißel für einen weiteren Kräftemehrer zu finden ist Alina zunächst geschockt, doch als sie die neue Macht durchfließt, setzt langsam eine unausweichliche Veränderung ein, die schon bald für einen Keil zwischen ihr und Maljen sorgen wird.

Nachdem Verzicht auf ihre Gabe zurückzugreifen blüht Alina bei jedem Aufruf ihrer Macht zusehends auf und diese gewaltige Fähigkeit will weiße genutzt werden. Die Sonnenkriegerin wird zum Spielball zwischen den Fronten, wobei sie nicht auf ihr Innerstes hören kann und von dem Glauben das Richtige zu tun beherrscht wird.

Mit dem Piraten Sturmhond erscheint ein charismatischer und geheimnisvoller Protagonist auf der Bildfläche, der sich mit seiner furchtlosen Verwegenheit und einem waghalsigen Plan, Rawka vor den Machenschaften des Dunklen zu retten, sofort in mein Leserherz gestohlen hat.
Für alle die noch nicht »King of Scars« gelesen haben (und sich damit selbst gespoilert haben) gibt es eine phänomenale Wendung, die für brisante Spannung sorgt und für den weiteren Verlauf der Geschichte essenziell ist. In »Eisige Wellen« liefert Leigh Bardugo wieder absolut mitreißenden Lesestoff mit einem rasanten Plot. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass Bardugo etwas mehr Zeit für die Tiefe ihrer Welt aufwendet, denn die Geschichte ist angereichert durch eine faszinierende Mythologie, welche ich gerne etwas ausführlicher behandelt gesehen hätte.

Fazit

Eine temporeiche und unheimlich spannende Fortsetzung, die aber nicht ihr ganzes Potential ausgeschöpft hat.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 05.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Goldene Flammen / Legenden der Grisha Bd.1
Bardugo, Leigh

Goldene Flammen / Legenden der Grisha Bd.1


ausgezeichnet

Beschreibung

Alina und Maljen sind schon seit ihrer Kindheit im Waisenhaus unzertrennliche Freunde und dienen nun der Ersten Armee des Zaren von Ravka, Alina als Kartografin und Maljen als einer der erfolgreichsten Fährtenleser. Als sie ein Auftrag zum ersten Mal durch die furchteinflößende Schattenflur führt und ihr Gruppe angegriffen wird, zeigt sich Alinas Macht zum ersten Mal. Von nun an ändert sich alles für Alina, denn als Grisha gehört sie vortan der magischen Elite Ravkas an und wird ins Trainingslager im Palast des Zaren versetzt, wo ihr die Aufmerksamkeit einer der mächtigsten Grisha sicher ist. Schon bald zeigt sich jedoch, dass der »Dunkle« seine eigenen finsteren Ziele verfolgt…

Meine Meinung

Im ersten Band der magischen Fantasy-Trilogie »Die Legenden der Grisha«, der den Titel »Goldene Flammen« trägt, baut Leigh Bardugo die Grundpfeiler ihrer faszinierenden Welt auf. Die ersten Kapitel stecken voller Informationen, die man erst einmal ordnen muss, danach entfaltet sich aber eine absolut fesselnde Welt vor dem geistigen Auge, der man sich nicht mehr so schnell entziehen kann. Toll ist natürlich, dass eine schöne Karte abgedruckt wurde anhand derer man sich während des Handlungsverlaufs auch visuell in Bardugos Welt orientieren kann.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptprotagonistin Alina Starkow erzählt, welche als unscheinbare Waise nach ihrer Erziehung im Heim der Armee des Zaren als Kartenzeichnerin dient. Heimlich ist sie in Maljen, ihren besten Freund seit Kindertagen und der einzige, der für sie so etwas wie Familie ist, verliebt. Der romantische Aspekt, der sich aus dieser Konstellation heraus ergibt, liegt jedoch nicht im Fokus der Erzählung, vielmehr dienen die Gefühle Alinas als Katalisator um die Geschichte in Gang zu bringen und die Welt der magisch Begabten Grisha zu betreten.

Als sich herausstellt, dass sich in Alina eine einzigartige Grisha verbirgt wird sie von einem der mächtigsten ihrer Art, der von allen nur der »Dunkle« genannt wird, in Obhut genommen und an den Hof des Zaren gebracht. Nach und nach lernt man das System der verschiedenen Orden der Grisha (Korporalki, Ätheralki und Materialki), die traditionelle Robe welche sich Kefta nennt und die Bedeutungen der Farben und Stickereien dieser Kleidung kennen.

Ravka ist durch die gefährliche Schattenflur von wichtigen Handelsposten getrennt und offensichtlich ist Alina die einzige Grisha, die über die Macht verfügt, diese zu zerstören und damit die Gefahr zu bannen. Doch nicht alle möchten Ravka befreit sehen und so sieht sich die junge Grisha einer äußerst gefährlichen Mission gegenüber.

Leigh Bardugo hat mit diesem Auftaktband die Grundsteine für eine grandiose Fantasy-Reihe gelegt und kann vor allen Dingen durch eine fein gezeichnete Welt und interessante Charaktere begeistern. Spannung, Emotionen und ein temporeicher Handlungsverlauf lassen keine Langeweile aufkommen, was »Goldene Flammen« zu einem echten Pageturner macht. Da einige Strukturen des Grishaverse hier jedoch noch nicht bis ins Detail ausgeführt wurden, ist die Neugier auf die weiteren Bände der Reihe natürlich noch gestiegen. (Am besten hat man also schon den nächsten Band zum Lesen bereit liegen!)

Fazit

Ein vielversprechender Reihenauftakt mit viel Magie, etwas Liebe und einem spannenden Kampf um Freiheit.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 05.04.2021

Bewertung vom 15.06.2021
Mythen der Antike: Antigone (Graphic Novel)
Ferry, Luc;Bruneau, Clotilde

Mythen der Antike: Antigone (Graphic Novel)


sehr gut

Meine Meinung

Der neunte Comic aus der Reihe »Mythen der Antike« greift die ergreifende Tragödie um Ödipus Tochter »Antigone« auf und wird von Luc Ferry und Clotilde Bruneau, wie gewohnt, in einer leicht zugänglichen Erzählweise dargeboten. Die Illustrationen steuert der italienische Zeichner Guiseppe Baiguera bei.

Die Geschichte beginnt mit der Rückkehr von Antigone nach Theben, die zuvor ihren Vater Ödipus auf seinem Weg bis zu seinem Tod begleitete. Seine Söhne Polyneikes und Eteokles haben Anspruch auf seinen Thron und einigen sich darauf, die Macht im jährlichen Wechsel zu teilen.

Als jedoch das erste Jahr der Herrschaft durch Eteokles zu Ende ist, weigert sich dieser, den Thron für seinen Bruder zu räumen und es kommt wie es kommen musste. Polyneikes ist außer sich vor Wut und zieht in die Schlacht, um sich sein Recht auf die Regentschaft Thebens mit Blut zu holen.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf als Eteokles und Polyneikes im Kampf gegeneinander umkommen und ihr Onkel Kreon als „neuer“ Regent, der nur das Beste für die Stadt Theben im Sinne hat, die Geschäfte leitet. Kreon sieht Polyneikes als Verräter an und verweigert die Bestattung seines Leichnams, er stellt sogar die Todesstrafe aus, auf jeden der gegen seine Anordnung Polyneikes vor den Stadttoren verrotten zu lassen, verstößt.

Antigone sind jedoch die Gesetze der Götter heilig und so lässt sie sich nicht davon abhalten ihren Bruder Polyneikes zu begraben, sodass dieser in das Reich der Toten übergehen kann. Für ihr Vergehen wird sie von Kreon bei lebendigem Leibe in einer Felsenhöhle eingemauert. Die Tragik dieser dramatischen Sage wird noch weiter gesteigert, denn ihr Verlobter ist kein Geringerer als der Sohn von Kreon und dieser vertritt nun gegenüber seinem Vater den Standpunkt seiner Geliebten und plädiert für ihre Freilassung.

Die Geschichte ist berührend und brutal zugleich, denn hier stehen sich mit Antigone und Kreon zwei Parteien gegenüber, deren Handeln vollkommen nachvollziehbar und aus ihrem jeweiligen Standpunkt betrachtet auch rechtmäßig scheint. Warum das schlimme Ende dieses Konfliktes genau so kommen musste, verrät Luc Ferry im Anhang, denn hier bringt er die Texte des Philosophen Hegel ein und beleuchtet Sophokles Drama mit einigen Auszügen und Erklärungen.

An dieser in sich geschlossenen Geschichte aus der griechischen Mythologie werden auch Comic-Einsteiger ihre Freude haben. Die klaren Zeichnungen von Guiseppe Baiguera kommen in übersichtlich angeordneten Panels zur Geltung und machen es einem leicht in die Antike einzutauchen.

Fazit

Sophokles familiär-politisches Drama um Antigone in einer wundervollen Comicfassung aufbereitet und in berührenden Bildern erzählt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 31.03.2021

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2021
Alte Feinde / Die Meisterin Bd.3
Heitz, Markus

Alte Feinde / Die Meisterin Bd.3


ausgezeichnet

Beschreibung

Die letzte Erbin der Scharfrichter-Dynastie Cornelius und Vatikan-Polizist Alessandro Bugatti möchten in einer kleinen Auszeit klären, was zwischen ihnen steht. Doch da wird Geneves Schülerin Dara bei einem schrecklichen Zwischenfall schwer verletzt und Geneve muss zurück nach Leipzig, denn ein mächtiger Dämon treibt dort sein Unwesen und will sich die gesamte Schattenwelt unterwerfen. Alleine kann die erfahrene Heilerin jedoch nichts gegen den Dämon Molaris ausrichten und hofft auf Unterstützung durch den geheimnisvollen Bestatter Korff und seinen Kontakten…

Meine Meinung

Im Anschluss auf »Die Meisterin – Der Beginn« und »Die Meistern – Spiegel und Schatten« folgte nun Markus Heitz‘ finaler Band »Die Meisterin – Alte Feinde«. Der Plot bei jedem einzelnen Buch dieser Trilogie ist in sich abgeschlossen, sodass man die Geschichten einzeln lesen könnte, allerdings ergibt es, gerade mit Augenmerk auf die Protagonisten und die Beziehungen unter diesen, ein besseres Gesamtbild, wenn man alle Bände hintereinander liest.

Auch in diesem Band wird die Geschichte, die munter zwischen den Ebenen Gegenwart und Vergangenheit wechselt, von den Erzählungen des Geistes von Geneves Mutter Catharina Cornelius eingerahmt. Dank dieser Struktur findet man sich leicht zurecht und bekommt zudem noch allerlei Wissenswertes über die historischen Hintergründe des Henkerdaseins präsentiert.

Markus Heitz legt in diesem Abschlussband ein ordentliches Tempo vor, actionreiche Szenen vermischen sich mit dämonischer Gruselatmosphäre und es werden viele Liter Blut vergossen. Für schwache Gemüter sind die brutalen Szenen sicherlich nicht geeignet. Wer sich von so etwas nicht abschrecken lässt und düstere Dämonenspiele mag, sollte aber auf jeden Fall zugreifen.

Die Meisterin Geneve wird mit dem Auftauchen des bösen Dämonengeschöpfes Molaris auf eine harte Probe gestellt, die nicht einmal sie mit ihrem jahrhundertealten Wissen zu bezwingen vermag. Gut für Heitz Fans, denn so wird eine Allianz mit Persönlichkeiten, die schon aus anderen Werken bekannt sind, unabdingbar. Neben atemberaubender Spannung und geschickter Verquickung von Gegenwart und Vergangenheit lässt Heitz auch noch ein paar Fäden, übergreifend zu seinen anderen Dark Fantasy Geschichten, zusammenlaufen – ein wirklich tolles Goodie!

Molaris ist eine unglaublich starke Schöpfung, eine Verschmelzung eines Priesters und einer gefährlichen Dämonin, deren Bestimmung sich genauso stark unterscheidet wie es ihr Äußeres abbildet. Das Wesen ist nämlich mit einer ebenen und schöne Seite sowie einer verwesenden Seite gezeichnet und ließ mir bereits bei der bildlichen Vorstellung einen Schauer über den Rücken laufen. Besonders nervenaufreibend wird es durch ihre undurchsichtigen Pläne, die sich einem erst nach und nach offenbaren.

Fazit

Ein absolut spannendes und nervenaufreibendes Finale!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 30.03.2021