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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2017
Wolfstanz / Julia Sommer Bd.2
Hahnenberg, Ursula

Wolfstanz / Julia Sommer Bd.2


sehr gut

Ein verhängnisvoller zweiter Fall für die Försterin Julia Sommer

Im Ebersberger Forst wird ein freilaufender Wolf gesichtet, der die Bewohner des kleinen Dorfes Grafenried in Angst und Schrecken versetzt. Und obwohl niemand weiß, ob das unter Naturschutz stehende Tier überhaupt eine Gefahr darstellt, verlangen sie, dass es getötet wird. Zur gleichen Zeit verschwindet die sechszehnjährige Leonie spurlos, und als ihre Leiche kurz darauf mit verdächtigen Bissspuren am Hals aufgefunden wird, nimmt eine wilde Hetzjagd ihren Lauf. Von nun an haben die Försterin Julia Sommer und ihr Chef, der Waldbesitzer Tom, alle Hände voll zu tun, um den Mörder des Mädchens zu finden und dem Wolf das Leben zu retten.

„Wolfstanz“ ist der zweite Fall der Försterin Julia Sommer, die bereits schon einmal einem perfiden Mörder das Handwerk legen konnte. Damals allerdings, um ihre eigene Haut zu retten, da sie selbst als Hauptverdächtige in einer Mordermittlung galt. Diesmal nun geht es um einen Wolf, der ausgerechnet dann im Ebersberger Forst auftaucht, als ein Mädchenmörder dort sein Unwesen treibt. Ein verhängnisvoller Kriminalroman, der wunderbar lebensnah in Erscheinung tritt und neben einem kniffligen Fall viele wissenswerte Details über den Beruf der Försterin und, wie sollte es anders sein, zu den Verhaltensweisen eines Wolfes vermittelt. Aber nicht nur die Realitätsnähe und der mit Herzblut geführte Kampf um einen Wolf verstehen es, den Leser in den Sog der Ereignisse zu ziehen. Auch die Einschübe aus dem früheren Leben von Julias Oma Martha stellen sich als interessant und in ihrem Verlauf sehr spannend heraus und vermitteln trotz ihrer knappen Schilderung ein gutes Bild der damaligen Ereignisse und der Widrigkeiten, der die sympathische Frau ausgesetzt war.

Kurze Kapitel, ein flüssiger Schreibstil und eine sich stetig steigernde Spannung sorgen dafür, dass das Buch regelrecht verschlungen wird. Dabei sind es eher die sehr menschlichen Reaktionen der verängstigten Dorfbevölkerung und der zunächst aussichtslose Kampf der Försterin, die diesem Krimi eine spürbare Dynamik verleihen, die in ihrem Verlauf unberechenbar ist. Deshalb hofft der Leser, dass die beunruhigenden Geschehnisse ein gutes Ende nehmen, merkt aber schnell, dass er damit auf dem Holzweg ist. Eine bedrohliche Stimmung, die Ursula Hahnenberg ganz allmählich und mit einfachen Mitteln aufbaut und die ihre Wirkung bis zum Schluss nicht verfehlt.

Fazit:
„Wolfstanz“ ist trotz seines gemächlichen Einstiegs ein spannender Kriminalroman, der mit gut gezeichneten Figuren und einem interessant erdachten Fall gut zu unterhalten weiß.

Bewertung vom 26.05.2017
Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1
Gallert, Peter;Reiter, Jörg

Glaube Liebe Tod / Martin Bauer Bd.1


sehr gut

Ein gelungener erster Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer

Menschen, die in Notlagen stecken, gehören zu Martin Bauers Job. Deshalb ist der Polizeiseelsorger auch vor Ort, als ein Polizist von der Duisburger Rheinbrücke springen will, um sich das Leben zu nehmen. Doch Bauers Bemühungen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Und plötzlich ist er es, der springt mit dem Ziel, dass der lebensmüde Polizist nun ihn retten muss. Eine ungewöhnliche Methode, die ihm zwar viel Ärger einbringt, dessen Ergebnis sich aber sehen lassen kann. Allerdings nicht lange. Nur Stunden später ist der Duisburger Polizist tatsächlich tot, nachdem er vom Deck eines Parkhauses gesprungen ist. Ein merkwürdiger Fall, der Bauer keine Ruhe lässt und so beginnt der einstige Gemeindepfarrer auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und gerät dabei selbst in Gefahr.

„Glaube, Liebe, Tod ist der erste Einsatz für den Polizeiseelsorger Martin Bauer. Ein Geistlicher, der keine Mühe scheut, um anderen zu helfen und dabei alles auf eine Karte setzt. Dass ihn sein Wagemut oft in Bedrängnis führt, nimmt er billigend in Kauf und riskiert sogar, dass sein Privatleben den Bach runtergeht. Doch nicht nur er beweist, dass ein Beruf auch Berufung sein kann. Auch die Polizistin Verena Dohr ist mit vollem Einsatz dabei, obwohl es auf ihrem Kommissariat einige Störenfriede und Neider gibt. Zwei Figuren, die weder sympathisch, noch unsympathisch sind und die, trotzdem sie den Fortgang der Handlung in großem Maße bestimmen, in ihrer charakterlichen Darstellung etwas flach geraten sind.

Dafür aber überzeugt der Plot mit einem spannenden Verlauf und mit immer wieder auftauchenden Actionszenen, was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass beide Autoren im Drehbuchbereich zu Hause sind. Hinzu kommen interessante Wendungen, die das Geschehen zusätzlich beleben, ein undurchsichtiger Dschungel aus Korruption und Verbrechen und wie sollte es anders sein, die leidigen privaten Probleme. Eine flüssige Schreibweise und die Einbindung regionaler Gegebenheiten sorgen dafür, dass der Leser stets am Ball bleibt. Und obwohl einige begonnene Handlungsfäden nicht konsequent zu Ende geführt werden und sogar auftauchende Personen irgendwann ins Nirvana verschwinden, ist ein dramatischer Fortgang des Krimis garantiert.

Fazit:
Mit dem Polizeiseelsorger Martin Bauer haben die Autoren Peter Gallert und Jörg Reiter eine gut funktionierende und erfrischend andere Ermittlerpersönlichkeit ins Krimigenre gebracht, auf deren weiteren Fälle man gespannt sein kann.

Bewertung vom 25.04.2017
Phoebe / New York Diaries Bd.3
Taylor, Ally

Phoebe / New York Diaries Bd.3


ausgezeichnet

Eine amüsante Liebesgeschichte

Penibel gefaltete Hemden, korrekt gestapelte Anzughosen und systematisch sortierte Socken. Die Redakteurin Phoebe Stuard ist entsetzt, als sie ihren Koffer auspacken will. Denn das, was sie nach dem Öffnen des Deckels vor sich sieht, sind nicht etwa die am Flughafen noch schnell gekauften und in den Koffer gestopften Dessous, sondern die akribisch angeordneten Sachen eines Mannes.
Zur gleichen Zeit öffnet der Schriftsteller David im Büro des Literaturagenten Harry seinen Koffer, um ein überarbeitetes Manuskript zu entnehmen. Doch anstatt die Vorarbeit für einen neuen Bestseller unter seiner Kleidung hervorzuziehen, starrt er voller Entsetzen auf ein ungewohntes Chaos, das aus Spitzenunterwäsche und neonfarbenen Sportschuhen besteht.

„New York Diaries" ist eine kurzweilige und mit einem ganz eigenen Zauber einhergehende Reihe von Liebesromanen, die die deutsche Autorin Anne Freytag unter ihrem Pseudonym Ally Taylor im Wechsel mit ihrer Kollegin Adriana Popescu alias Carrie Price schreibt. Angesiedelt im Zentrum von New York City, wo ein ziemlich abgewracktes Wohnhaus namens Knights Building steht, spielen die einzelnen Episoden, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Hier leben eine Reihe von Frauen, die einen neuen Anfang wagen oder einfach nur ungestört ihrem Tagwerk nachgehen. Von ihnen und ihren Träumen, von unerfüllten Hoffnungen und aufregenden Erlebnissen wird in den amüsanten und turbulenten Geschichten erzählt und von ihrem Glück, einen zu ihnen passenden Menschen zu finden.

Phoebe ist eine liebenswerte Figur, die hoffnungslos chaotisch ist, als Literaturagentin aber den richtigen Riecher für interessante Storys besitzt. Deshalb zögert sie auch nicht lange, als sie in dem fremden Koffer ein Manuskript entdeckt, das ihre Neugierde weckt. Doch wer glaubt, dass nur Frauen gern in fremden Sachen stöbern, der irrt. Auch der Schriftsteller David, der als das Gegenstück von Phoebe das Geschehen bestimmt, beginnt im Tagebuch der unbekannten Fremden zu lesen, das ganz persönliche Gedanken an einen Mann namens Leo hält. So lernen sich die beiden unbekannten Menschen langsam kennen und beginnen sich plötzlich nach dem jeweils anderen auf den Straßen New Yorks umzusehen.

Wunderbar flüssig und herrlich romantisch erzählt, weiß die Geschichte von Phoebe den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite fiebert er mit und hofft, dass es mit den beiden sympathischen Hauptfiguren ein gutes Ende nimmt. Dabei trifft er erneut auf Figuren, die er aus den Vorgängerromanen kennt, und erfährt ein wenig von Zoe, die als junge Möchtegernschauspielerin ihren ersten Auftritt im Folgeband hat. Voller Leben und schicksalhafter Ereignisse steckt dieses Buch, das ein wenig verträumt, ein wenig surreal und ein wenig witzig ist. Eine gute Mischung, die angenehm unterhält und schöne Lesestunden beschert.

Fazit:
Eine märchenhafte Lovestory in einer faszinierenden Stadt, die sich niemand der zauberhafte Geschichten mag, entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 22.04.2017
Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1
Cole, Daniel

Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1


ausgezeichnet

Ein rasanter und nervenaufreibender Thriller mit einem raubeinigen Ermittler
Kaum ist Detective William Oliver Layton-Fawkes nach seiner Suspendierung in den Dienst zurückgekehrt, erhält er einen neuen Fall, der sehr heikel ist. Eine Flickenpuppe aus sechs menschlichen Leichenteilen wurde kunstvoll drapiert in einer Wohnung entdeckt, die genau gegenüber seiner derzeitigen Bleibe liegt. Ein Zufall, der so nicht beabsichtigt war oder ein Zeichen des Mörders, der ein perfides Spiel mit ihm spielt? Noch bevor der Londoner Detective Vermutung anstellen kann, erhält seine Exfrau einen Brief, in dem eine Todesliste des Killers steckt, auf der ganz am Ende auch sein Name steht.

„Ragdoll“ ist ein rasanter und nervenaufreibender Thriller mit einem raubeinigen Ermittler, der nicht viel von Vorschriften hält. Mit seinem aufbrausenden Temperament und dem Hang, aufkommende Probleme im Alleingang zu lösen, eckt er regelmäßig an, vor allem, wenn er sich wieder einmal körperlich an seinen Widersachern vergreift. Doch trotz seiner Unberechenbarkeit steht Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, hoch im Kurs, da er der beste Mordermittler ist, den die Londoner Polizei zu bieten hat. Diesmal allerdings beißt auch er sich die Zähne aus im Kampf gegen einen Mörder, der hochintelligent und gut vorbereitet ist.

Daniel Cole versteht es, seine Leser von der ersten Seite an zu packen. Ohne Vorgeplänkel oder irgendwelche Erklärungen abzugeben, katapultiert er sie in eine Kette von Ereignissen hinein, deren dramatischer Verlauf kaum Zeit zum Luft holen lässt. So lernen sie gleich zu Beginn den draufgängerischen Detective in einer actionreichen Szene kennen und merken schnell, dass er es ist, der das Tempo bestimmt. Aber nicht nur das. Auch seine Vorgehensweise legt er eigenmächtig fest und sorgt dafür, dass der Verlauf der Handlung unberechenbar wird. Wie auch der unbekannte Killer, der ebenfalls einen großen Anteil daran hat, dass die Spannung auf einem hohen Level bleibt und niemand vorhersehen kann, was als Nächstes geschieht.

Neben zwei so übermächtigen Charakteren hat kein weiterer mehr Platz, könnte man meinen, irrt allerdings. Denn Daniel Cole ist es gelungen, weitere starke Figuren in die chaotisch verlaufende Handlung einzubauen, die sich hier gut etablieren. Da gibt es zum einen Wolfs Kollegin Emily Baxter, die genau wie Wolf gravierende persönliche Probleme hat, sich aber an Gesetzlichkeiten hält, zum anderen lernt der Leser den ihr zugeordnete Assistenten Alex Edmunds kennen, der sich als ungemein vorausschauend und fleißig entpuppt und zuguterletzt spielt auch Wolfs Ex-Frau Andrea eine wichtige Rolle, die als Reporterin mitten in diesem Wahnsinn bestehen muss. Figuren, die überspitzt gezeichnet sind, dafür aber einen hohen Unterhaltungswert besitzen.

Fazit:
In „Ragdoll“ erlebt der Leser einen dramatischen Wettlauf gegen die Zeit, mit Figuren, die dicht am Limit und fernab jeglicher Legalität agieren, einem Killer, der brutal und genial in einem ist und einer Atmosphäre, die ausnehmend düster erscheint.

Bewertung vom 16.04.2017
Die letzte Farbe des Todes / Jerusalem Schmitt Bd.1
Reinartz, Philipp

Die letzte Farbe des Todes / Jerusalem Schmitt Bd.1


ausgezeichnet

Ein Krimi, der genauso eigenwillig ist, wie sein Ermittler.

Im Berliner Westhafen wird ein toter Mann in einem Matrosenanzug gefunden, der sich bei näherer Betrachtung als der erfolgreiche Hotelier Hans Pohl entpuppt. Pohl, der gemeinsam mit einer Jugendfreundin eine gut gehende Hotelkette führt, ist weder bekannt dafür, dass er Feinde hat, noch gibt es Hinweise darauf, dass in der Firma etwas nicht läuft. Auch ein seltsamer lilafarbener Punkt in seinem Nacken liefert keinen Anhaltspunkt, warum er ermordet wurde. Erst eine zweite Tote mit einem orangefarbenen Punkt im Nacken bringt Bewegung in die Ermittlungen, allerdings auf eine Art, die sehr merkwürdig ist.

„Die letzte Farbe des Todes“ ist der erste Einsatz der neunten Berliner Mordkommission. Einer neu gegründeten Polizeieinheit für besondere Fälle, an deren Spitze der international ausgebildete und hochintelligente Jerusalem Schmitt steht. Schmitt, der von Bekannten und Kollegen nur Jay genannt wird, ist in seinen Ermittlungsmethoden eigenwillig und unkonventionell, eckt dadurch aber auch öfter einmal an. Allerdings geben ihm seine Erfolge recht. Etwas, das im privaten Bereich anders aussieht. Hier hat sich seine Freundin von ihm getrennt, um mit einer Frau zusammen zu sein. Ein unerwarteter Einschnitt, der ordentlich am Ego kratzt und den der professionelle Ermittler nur schwer verwinden kann..

Kurze Kapitel, abwechslungsreiche Handlungsstränge, gut gezeichnete Figuren und ein kniffliger Kriminalfall sorgen dafür, dass der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Lediglich der nüchterne Schreibstil, der mit einer schnörkellos knappen Sprache und eine Anhäufung von Fakten daherkommt, bedarf anfänglich der Gewöhnung, wird aber nach einigen Kapiteln kaum noch bemerkt. Denn dann schreitet die Handlung stetig voran und der Leser ist genau wie Jay und sein Team damit beschäftigt, den mysteriösen Mordfällen auf den Grund zu kommen und einen lange Zeit im Dunkeln agierenden Täter zu stellen.

Fazit:
Ein Krimi, der genauso eigenwillig ist, wie sein Ermittler und ein Verwirrspiel, das durchgängig spannend unterhält. Ein Debüt, bei dem sich das Lesen lohnt.

Bewertung vom 11.04.2017
Mord auf Shetland - Staffel 1
Mord Auf Shetland

Mord auf Shetland - Staffel 1


ausgezeichnet

Typisch englischer Krimigenuss mit viel Atmosphäre

In einer Ausgrabungsstätte auf den britischen Shetlandinseln werden die Überreste eines menschlichen Skeletts entdeckt. Bevor allerdings geklärt werden kann, wie alt die Gebeine sind, ist die Besitzerin des Grundstücks tot und der Verdacht steht im Raum, dass sie von ihrem Kaninchen jagenden Nachbarn erschossen wurde. Doch sie ist nicht die einzige Bewohnerin der Insel, deren Ableben unter merkwürdigen Umständen geschieht. Auch ein zu Recherchezwecken auf der Insel weilender Journalist, eine siebzehnjährige Babysitterin und eine anerkannte Vogelkundlerin werden Opfer eines Verbrechens, das geahndet werden muss.

Detective Inspector Jimmy Perez, der ursprünglich von den Shetlandinseln stammt, kehrt nach dem frühen Tod seiner Frau auf die landschaftlich karge Inselgruppe zurück. Hier möchte er gemeinsam mit seiner Stieftochter Cassie einen Neuanfang wagen, obwohl diese nicht begeistert von dem tristen Leben und von einigen seltsam agierenden Bewohnern ist. Denn immer wieder werden sie misstrauisch beäugt und wie Fremde ausgegrenzt und das vor allem, weil ihr mit den Mordermittlungen betrauter Stiefvater tief in die Geheimnisse ihrer eingeschworenen Gemeinschaft dringt. Unterstützt wird er dabei von dem Dorfpolizisten Sandy Wilson, dem der erste Fall persönlich schwer zu schaffen macht und von Detective Sergeant Alison McIntosh, die ihm als Einheimische so manchen Weg ebnet.

Die vier in sich abgeschlossenen Fälle befinden sich auf jeweils einer DVD und umfassen eine Gesamtlaufzeit von 480 Minuten. Basierend auf den Kriminalromanen der Bestsellerautorin Ann Cleeves zeichnen sie sich vor allem durch ihre Realitätsnähe und stimmungsvolle Atmosphäre aus. Hinzu kommen eine Vielzahl von Figuren, die genauso kühl in Erscheinung treten, wie die Landschaft selbst und ein Handlungsverlauf, der voller schwelender Konflikte steckt. Ein Krimigenuss, der ruhig in Erscheinung tritt, es aber ordentlich in sich hat.

Optisch weiß die eher nüchtern wirkende Produktion mit unverfälscht in Szene gesetzten Landschaften und natürlichen Farben zu überzeugen. Gut verständliche Dialoge, unaufdringliche Nebengeräusche und eine zur Atmosphäre passende Hintergrundmusik runden die stetig voranschreitende Handlung gekonnt ab. So kommt die Ruhe und Abgeschiedenheit der abgelegenen Insel gut zum Tragen, die zu einem großen Teil verantwortlich für die verschlossene und raue Art der Bewohner ist, ohne die den Fällen innewohnende Dramatik abzudrängen.

Fazit:
"Mord auf Shetland" überzeugt mit gut erdachten und in sich logischen Fällen, die mit akribischer Ermittlungsarbeit einhergehen und einen unverfälschten Einblick in die Eigenheiten der Shetland-Bewohner gewähren. Eine Empfehlung für alle Fans typisch englischer Krimis, die auch ohne Action und Effekthascherei sehenswert sind.

Bewertung vom 10.04.2017
Killerfrauen
Harbort, Stephan

Killerfrauen


ausgezeichnet

Das Phänomen Serienkillerin

Eine Krankenschwester, die Patienten tötet, eine Mutter, die ihre Babys umbringt und eine Frau, die aus Habgier zur Mörderin wird. Verbrechen, die zwar selten sind, dafür aber umso mehr schockieren. Doch warum geschieht es, dass Frauen Gewalt anwenden und anstatt fremde Leben zu achten, diese zerstören? Eine Frage, der Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort in seinem Buch “Killerfrauen“ nachgeht und dabei die Verbrechen von sieben Frauen beleuchtet, die in der jüngeren Vergangenheit im deutschsprachigen Raum begangen wurden.

Wer kennt es nicht das Sprichwort, das besagt: „Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst.“ Aber leider schreibt das Leben nicht nur die schönsten Geschichten, sondern auch die grausamsten. So berichtet der Serienmordexperte Stephan Harbort, der mit mehr als 50 Serienmördern und Serienmörderinnen gesprochen hat von einer Frau, deren schweren Persönlichkeitsstörung dazu führte, dass sie Lust am Töten und Erschrecken empfand. Ihre Opfer sind drei Frauen, die sie wahllos wählte und niederstach, weil sie diese für schwach und verachtenswert hielt. Hinzu kommen mehr als 40 Brandstiftungen, die sie in der Schweiz beging und das alles ohne Reue zu empfinden. Eine hochgefährliche Frau, die bereits mit 18 Jahren zur Mörderin wurde.

Mit einem Schreibstil, der nüchtern und sachlich ist, präsentiert Stephan Harbort dem Leser die notwendigen Fakten, erzählt von der Kindheit und Jugend der Mörderinnen, von ihren Wünschen und Träumen und von ihrem Leben, das nicht so verlaufen ist, wie sie es wollten. Dazu wirft er einen prüfenden Blick in ihre Familien, rollt ungünstige Einflüsse und Entwicklungen auf und benennt verheerende Umstände, die zum Aufbau von unbeherrschbaren Konflikten führten. Und dabei wird allmählich klar. Eine fehlende soziale Kompetenz, ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl und die Unfähigkeit, mit Problemen umzugehen, bilden den Grundstein für die Taten der an sich unscheinbaren „Killerfrauen“.

Fazit:
“Killerfrauen“ ist ein Buch, das sich mit den Taten von sieben Serienmörderinnen beschäftigt, mit Hintergründen und Motiven, mit Persönlichkeitsprofilen und Lebensumständen und mit wissenswerten Details, die am Ende des Buches tabellarisch zusammengefasst worden sind. Eine ernüchternde und erschreckende Lektüre weitab von medienträchtiger Effekthascherei.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2017
Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


ausgezeichnet

Ein spannender Kriminalroman mit einer tollen Atmosphäre

In der nordfriesischen Küstenstadt Husum geschehen merkwürdige Dinge. Erst taucht ein längst verschollenes Schiffswrack im Wattenmeer auf, dann stürzt ein Bauer vom Scheunenboden in den Tod, während sich kurz darauf ein Mann im Leuchtturm erhängt. Kommissar Theo Krumme, der erst einen Monat zuvor aus der Hauptstadt in das idyllisch gelegene Touristenstädtchen gezogen ist, wittert schnell ein Verbrechen. Doch dem Neuen im Team wird nicht geglaubt und deshalb steht er mit einer jungen Polizeischulabsolventin alleine da und beginnt ohne den Rückenhalt seiner Kollegen zu ermitteln.

„Küstenfluch“ ist der dritte Fall für den Berliner Kommissar Theo Krumme und sein erster Einsatz für die Husumer Polizei. Ein eigensinniger Ermittler, der merkt, wenn sich etwas zusammenbraut und nicht locker lässt, bis er weiß, was es ist. Dass ihm dieses Verhalten zum Verhängnis werden kann, nimmt er billigend in Kauf, obwohl er bei seinen Alleingängen schon gefährlich verletzt worden ist. An seiner Seite und noch völlig unbedarft agiert die junge Polizeiabsolventin Pat, mit der er nicht viel anfangen kann. Denn diese beschäftigt sich lieber mit neumodischer Technik, als mit herkömmlicher Ermittlungsarbeit. So jedenfalls glaubt es der Krumme und befindet sich damit ordentlich auf dem Holzweg.

Neben dem Berliner Kommissar und der zurückhaltenden Jungpolizistin gibt es in dem undurchsichtigen Kriminalroman auch noch eine Handvoll weiterer interessanter Figuren. Da ist zum einen ein aufgeweckter Junge, der sich mit ganz besonderen Fähigkeiten herumplagen muss, zum anderen lernt der Leser einen griesgrämigen Großbauern kennen, der in seiner Funktion als Familienoberhaupt dem Kommissar ordentlich zu schaffen macht und dann gibt es noch eine bildschöne Witwe, die einen viel zu lockeren Umgang mit ihrem Schwager hegt.

Eine tolle Atmosphäre, eine ordentliche Portion Lokalkolorit und ein ereignisreicher Handlungsverlauf sorgen dafür, dass der Leser das Buch nicht aus der Hand legen kann. Und während sich die Unfälle häufen und eine spürbare Bedrohung die Küste erfasst, geschieht es, dass keiner mehr dem anderen traut. Ein spannender Kriminalroman mit sympathischen Ermittlern, einem kniffligen Fall, etwas Mystik und ein wenig Humor.

Fazit:
Unbedingt lesen! Es lohnt sich!

Bewertung vom 07.04.2017
The Couple Next Door
Lapena, Shari

The Couple Next Door


gut

Ein wendungsreicher und kurzweiliger Thriller mit wenig Tiefgang

Als Ann und Marco von einer Party bei den Nachbarn nach Hause kommen, ist ihre kleine Tochter Cora verschwunden. Dabei hatten sie das Babyfon dabei, sind regelmäßig nach ihr schauen gegangen und waren sich sicher, dass sie tief und fest schläft. Nun aber ist das Bettchen leer und von dem Baby gibt es keine Spur. Detective Rasbach, der den Fall übernimmt, geht jedem noch so kleinen Hinweis nach, merkt aber schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn nicht nur Marco hat Probleme, die er geschickt zu vertuschen versucht. Auch Ann und ihre Eltern verschweigen etwas. Und dann ist da noch die charmante Nachbarin, die mehr als nur Freundschaft mit Marco will.

„The Couple next Door“ ist ein Thriller, der geschickt mit den Geheimnissen seiner Figuren spielt. Jeder hat etwas zu verbergen und tut gut daran, es für sich zu behalten. Bis auf den ermittelnden Detective, dessen Aufgabe es ist, tief in das Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten zu dringen und herauszufinden, was in der Partynacht geschehen ist. Aber nicht nur er lernt die beteiligten Personen und ihre Makel immer besser kennen, sondern auch der Leser, der stets an seiner Seite ist. Nur dass er auch in die Köpfe von Ann und Marco schauen kann und ihre Gedanken und Vermutungen erfährt. Deshalb gelingt es ihm beizeiten, das Verbrechen zu durchschauen, obwohl er dadurch lange noch nicht weiß, wie alles enden wird.

Erzählt werden die verhängnisvollen Ereignisse geradlinig hintereinander weg, während es durch die Gedankenwelt der Figuren immer wieder Einblicke in die Vergangenheit gibt. Kurze Kapitel und ein flüssiger Schreibstil und sorgen dafür, dass der Thriller in einem Rutsch gelesen werden kann und trotz seiner Oberflächlichkeit gut unterhält. Nur Sympathien für die handelnden Personen wird der Leser nicht entwickeln und wenn dann nur für den ermittelnden Detective. Denn er ist der Einzige, dessen Verhaltensweisen durchschaubar sind, während alle anderen entweder manipulieren oder in ihren Reaktionen einfach nicht zu verstehen sind.

Fazit:
„The Couple next Door“ ist ein wendungsreicher und unterhaltsamer Thriller, der leider zu wenig Spannung und Tiefgang besitzt. Wer aber ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht und undurchsichtige Verbrechen mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Bewertung vom 07.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


ausgezeichnet

Ein wunderbar fesselnder Thriller

Die dreizehnjährige Tessa Gibson verschwindet nach dem Besuch bei einer Freundin spurlos. Eingeleitete Suchmaßnahmen und umfangreiche Ermittlungen bringen nicht den gewünschten Erfolg. Die Spülerin bleibt verschwunden und keiner weiß, was mir ihr geschehen ist. Zwanzig Jahre danach wird im zuständigen Polizeirevier die längst fällige Sondereinheit „Cold Cases“ gegründet, allerdings nicht um alte Fälle neu aufzurollen, sondern um zwei ausrangierte Ermittler unterzubringen. Diesen jedoch genügt es nicht, die archivierten Akten nach neuen Anhaltspunkten durchzusehen. Schon bald ermitteln sie auf eigene Faust und stoßen dabei auf Tessa Gibsons Fall. Doch kaum haben sie eine erste Spur entdeckt, werden sie von einem Killerkommando massiv bedroht.

„Die Grausamen“ ist der erste Thriller des US-amerikanischen Autors John Katzenbach, in dem es nicht um psychopathische Serienkiller und ihre perfiden Spielarten geht, sondern um klassische Ermittlungsarbeit. Dazu hat er ein Duo ins Rennen geschickt, das aufgrund schwerwiegender Probleme ruhiggestellt werden muss, um weiteren Ärger zu vermeiden. Denn während Assistant Deputy Chief Gabriel Dickinson nach einem privaten Unglücksfall dem Alkohol verfallen ist, hat Marta Rodriguez-Johnson einen Polizisten erschossen. Zwei Aussätzige, die sich vor allem wegen ihrer Schwächen und Eigenarten die Sympathie des Lesers zu erkämpfen wissen und wegen ihrer zutage tretenden Verbissenheit.

Die anfänglich ruhig verlaufenden, dann aber immer rasanter in Erscheinung tretenden Ereignisse werden aus der Sicht der beiden Cold-Case-Ermittler erzählt. Dadurch erhält der Leser einen guten Einblick in ihre emotionale Entwicklung, die trotz einiger Rückschläge positive Tendenzen aufweist und in ihre Bemühungen, den undurchsichtigen Fall zu klären. Ein stetiges Auf und Ab, das durch unvorhersehbare Wendungen spannend unterhält und auf ein Finale zusteuert, das überrascht. Dabei wird der Leser durch den in ihm verwendeten flüssigen Schreibstil regelrecht mitgerissen, während bildhafte Beschreibungen dafür sorgen, dass eine düstere und eindringliche Atmosphäre entsteht.

Fazit:
Ein fesselnder Thriller, der alles hat, um ihn in einem Rutsch zu verschlingen.