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Arabella
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Pirmasens

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2020
Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6
Slupetzky, Stefan

Im Netz des Lemming / Lemming Bd.6


ausgezeichnet

Er kann es einfach der Slupetzky. Leopold "Lemming" Wallisch wird Zeuge eines schrecklichen Suizids: Ein Junge wirft sich von einer Brücke - direkt in eine heranrollende U-Bahn. Was hat den kleinen Mario in den Tod getrieben? Der Lemming ist schon ein ganz besonderer Fall. Und man kann ihm nur wünschen, dass er nicht doch irgendwann final fällt, denn plötzlich sind sein Foto und sein Name überall. Für Medien und virtuelle Öffentlichkeit ist die Sache klar, der Mann der zuletzt mit Mario gesprochen hat, muss Schuld haben an seinem Selbstmord. Ein tragischer Suizid und ein Nachtwächter in Bedrängnis. Der Lemming versteht sie nicht mehr, die Welt. Und noch weniger versteht er das Kauderwelsch aus Internet-Sprache und Englisch, das sein Sohn Ben mit seinem Freund Mario spricht. Als der Lemming sich mit eben diesem Mario durch Zufall eine Straßenbahn teilt, passiert das Unfassbare: Auf Marios Handy-Display erscheint eine offenbar schockierende Nachricht, der Bub rennt unvermittelt aus der Bahn und springt von einer Brücke in den Tod.
Der Lemming ist fassungslos, er und sein Freund Chefinspektor Polivka machen sich auf die Suche nach der Wahrheit. Schon bald laufen sie in Gefahr, sich in verschiedensten Netzen zu verfangen: Im World Wide Web, in den Verstrickungen korrupter Politiker und in den tückischen Schlingen, die die Boulevardpresse legt .........
Slupetzky legt den Finger in die Wunden der Gesellschaft. Jeder Satz passt in diesem Kriminalroman, jedes Wort trifft – Stefan Slupetzky ist ein Sprachkünstler, der es versteht, mit viel Feinsinn Bilder entstehen zu lassen, die sich einprägen. Nichts ist schwarzweiß, jeder hat eine Geschichte, stets hat es einen Grund, warum einer da ist, wo er heute ist. Slupetzky schaut ganz genau hin, wenn er seine Figuren zeichnet, und so manche wird einem bekannt vorkommen. Da ist der kleine Bub, der es unter den Schulkollegen so schwer hat, dass ihn eine Aura der Traurigkeit umgibt, da ist der frühere Neonazi, der sich für seine Tätowierungen schämt. Da ist jener Lehrer, der einmal Idealist gewesen ist, bevor ihm die Realität den Antrieb genommen hat, und der ehemalige Polizist, der jetzt nachts im Tierpark arbeitet und erst mehrere rauschhafte Nächte braucht, bevor er seinem Freund Polivka das Du anbieten kann. Leopold „Lemming“ Wallisch ist ein stiller, feinfühliger Charakter mit trockenem Humor und Gespür für seine Mitmenschen und deren Realitäten.
Grausig-komisch, witzig, skurril, abgründig, melancholisch – eine süchtig machende Wiener Mischung, ein Krimi, wie ihn nur ein Österreicher schreiben kann. Mit viel Feinsinn und genauem Blick für die Missstände unserer Zeit lässt Stefan Slupetzky seinen Lemming durch die Wiener Nächte wandeln, mit Lust am Wortspiel und in einen Fall, der ebenso spannend wie beklemmend aktuell ist, ohne dabei jemals seine Leichtigkeit zu verlieren. Mit famosen Schnörkeln, fein absurd und schön böse, wo es sein muss. Ein bisschen wie "Brenner" (Wolf Haas) auf Speed. Nur noch vielschichtiger, absurder und fieser. Ein herrlich spannend-witzig-schräges Lesevergnügen aus Wien. Spannend-schräge Krimikost, dieser Wien-Krimi ist wie Metropolenliteratur in Zeitlupe mit Alltagskomik. Ein Buch, das man nicht weglegen kann. Bis zur letzten Seite. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 08.01.2020
Knochengrab / Sayer Altair Bd.2
Cooper, Ellison

Knochengrab / Sayer Altair Bd.2


ausgezeichnet

Was für ein Thriller, dieser neue Fall für Neurowissenschaftlerin und FBI-Agentin Sayer Altair. Spannungsgeladener Pageturner. Unvorhersehbare Wendungen inklusive... Im Shenandoah Nationalpark wird eine Grube voller menschlicher Knochen entdeckt. Das Alter der Knochen: fast 20 Jahre. Doch manche scheinen jüngeren Datums zu sein. Erst vor Kurzem verschwanden eine Mutter und ihrer Tochter aus der Gegend. Gibt es hier einen Zusammenhang?
Ein Fall für Senior Special Agent Sayer Altair vom FBI, die Expertin für Serienmörder. Nachdem eine Schussverletzung sie zum Dienst hinterm Schreibtisch zwang, ist sie endlich wieder im Einsatz. Um herauszufinden, was die alten Knochen mit dem aktuellen Fall verbindet, muss Altair unkonventionelle Wege beschreiten. Eine brillante Wissenschaftlerin jagt einen Serienkiller. Sie beherrscht ihren Job wie keine andere. Doch ihre Ermittlungen werden sabotiert. Der zweite Fall für Sayer Altair – Brillante Wissenschaftlerin und schonungslose FBI-Agentin. Sie sucht nach dem Ursprung des Bösen in den verborgensten Winkeln des menschlichen Gehirns. Um Abstand vom Tod ihres Verlobten zu gewinnen, stürzt sie sich in ihre Forschung an den Gehirnen von Serienkillern. Dieser neue Thriller ist nicht nur von Spannungsfaktor fesselnd er zeigt auch die Neugierde und Intelligenz der Protagonistin birgt einiges Potenzial. Nervenkitzel und Hochspannung. Ich bin begeistert. Genau nach meinem Geschmack!!! Ein Lesegenuss für Fans der psychopathischen Mörder und Thriller! Düster und mitreißend. Nichts für Zartbesaitete, aber der Leser wird bis zum bitteren Ende lesen.

Bewertung vom 27.12.2019
Die Zeit der vergessenen Kinder
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


ausgezeichnet

Großartig !! Dieser Roman ist Zeitgeschichte und Familiengeschichte in einem. Dabei in einer Sprache vorgetragen, die ihresgleichen sucht. Ausgezeichnete Literatur.
1941: In der Nacht war Schnee gefallen, der am Morgen dort, wo die einfallenden Strahlen der Sonne einen Weg in den Wald fanden, gelb leuchtete. Rubina stapfte allein zwischen den Bäumen voran, fort von dem Lager und dem warmen Feuer. Ihre mageren Beine waren blau vor Kälte, bis zu den Knien versanken sie im Schnee. Das Roma-Mädchen Rubina floh mit ihrer Familie vor der drohenden Deportation in die tiefen Wälder des Sauerlandes. Dort lernte sie, Hunger, Kälte und Entbehrungen zu trotzen. Als nun ihr kleiner Bruder stirbt, scheint Rubina daran zu zerbrechen. Sie hatte gelernt, mit der Kälte und dem Hunger zu kämpfen, aber den Tod würde sie nicht besiegen können, vor dem Tod würde sie Mario nicht retten können. Trotzig trat sie mit dem Fuß auf. Wie sollte sie Mario helfen? Sie bückte sich, mit einer Handvoll Schnee wusch sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann lief sie weiter, auf die Sonne zu, die weit vorn zwischen den Stämmen der Bäume stand. Doch sie ist stark – vielleicht sogar stärker als der Tod…
Gegenwart. Martin, Rubinas Sohn, geht nach einer gescheiterten Ehe ganz in seinem Beruf als Zeitungsredakteur auf. Als er Claudia begegnet und sich sofort in sie verliebt, gerät sein geordnetes Leben aus den Fugen. Beide verbindet der Kampf mit unheilvollen Erinnerungen an ihre Kindheit und eine Familiengeschichte, die sie zutiefst geprägt hat. Doch genau diese Gemeinsamkeiten scheinen es unmöglich zu machen, ganz zueinander zu finden. Denn je mehr sie sich aneinanderklammern, desto härter wird ihre Liebe auf die Probe gestellt. Wer kennt die Vergangenheit der eigenen Familie? Dieser Roman ist wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das am Beispiel von Generationen außergewöhnlicher Frauen das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt. Tolle Spannungsbögen, klasse Familiengeschichte. Dieses Buch bewegt und bringt die Geschichte Europas aus Roma Sicht zum Leser. Es verstört und geht zu Herzen. Eine Geschichte zum Freuen und zum Leiden, Lachen und zum Weinen ...sie ist jedoch dramatisch, atmosphärisch und hoch spannend. Mit großer Erzählkunst verwebt die Autorin reale Begebenheiten und Fiktion. Eine wunderschöne und poetische Geschichte von großer Intensität. Ein unvergessliches, überwältigendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 26.12.2019
Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Barry, Jessica

Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod


ausgezeichnet

Wer glaubt, niemand erinnert sich an die Wahrheit? Der irrt ... Ein Roman wie ein Tanz auf dem Hochseil. Berauschend, emotional - ein Thriller von unglaublicher Kraft und echter Tiefe. Jessica Barrys Debütroman beginnt mit Höchstgeschwindigkeit und wird keinen Augenblick langsamer ............ Ein Flugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, einzige Überlebende ist die dreißigjährige Ally. Völlig auf sich gestellt, muss sie sich durch die Wildnis kämpfen. Doch jemand ist hinter ihr her – jemand, der finster entschlossen ist, dass niemand überleben wird. Allys Kampf ums Überleben wird zu einem Wettlauf gegen einen mörderischen Verfolger.
Als Allys Mutter Maggie, tausende von Kilometern entfernt, von dem Absturz erfährt, plagen sie Schuldgefühle – sie hatte keinerlei Kontakt mehr zu ihrer Tochter und jetzt kann sie nicht an ihren Tod glauben. Sie versucht, möglichst viel über Allys Leben herauszufinden, doch was sie dabei erfährt, hätte sie sich niemals träumen lassen. Ally führte ein glamouröses Leben in der Welt der Reichen und Schönen, immer nah am Abgrund. Wie viel davon war echt und was war nur Fassade? Während sie dem gefährlichen Geheimnis, das Ally aufdecken wollte, immer näher kommt, gerät sie selbst in größte Gefahr. Lügen, die ein Leben zerstören könnten, und eine Wahrheit, tief verborgen in der Vergangenheit … Eine spannende Jagd nach der Wahrheit beginnt.
Irgendwie anders.. Aber einer der verstörendsten Thriller, die ich seit Jahren gelesen habe. Eine obsessive Liebe, ein rasanter Plot und so viele Fragen... Man muß sich ein paar Stunden Zeit nehmen, bevor man dieses Buch öffnet, denn wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat, wird man nicht mehr aufhören wollen. Wir haben hier eine ziemlich spannende Geschichte über eine junge Frau die als Überlebende eines Flugzeugabsturzes trotz schwerer Verletzungen mit einer unglaublichen Kraft um ihr Leben kämpft. Doch wovor hat sie Angst? Was verbirgt sie? Was ist mit ihr passiert? Anstelle von Antworten bekommt der Leser das Gefühl mit immer mehr Fragen konfrontiert zu werden! Ein Topthriller, in der besonderen Zone zwischen Spannung und Literatur, mit einer Sprache wie Satin, ein Glücksfall für den Leser.. Fazit: Psychothriller der besonderen Art.

Bewertung vom 30.11.2019
Draußen
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Draußen


ausgezeichnet

Klüpfel/Kobr mal ganz anders. Irgendwo in einem Waldgebiet in Brandenburg halten sich drei Menschen versteckt. Warum, ist erst einmal völlig unklar. Als "Draußen", der neue Roman von Volker Klüpfel und Michael Kobr, beginnt, ist der Anführer des Trios gerade als Ausbilder in einem Survivalcamp engagiert. Allerdings stellt sich bald heraus, dass der muskelbepackte Mann, dessen Gesicht von Narben entstellt ist, zu hartgesotten ist für die Kursteilnehmer.
Für den Mann, der sich Stephan nennt, ist das Ende seines Engagements allerdings kein Problem. Viel lieber ist es ihm, mit seinen beiden jugendlichen Schützlingen, dem Mädchen Cayenne und dem Jungen Joshua, in völliger Abgeschiedenheit zu leben. Die drei fühlen sich verfolgt und ziehen schon seit Längerem von Versteck zu Versteck. Und tatsächlich scheinen sie bedroht, denn Cayenne wurde schon überfallen und ist dabei nur knapp mit dem Leben davongekommen.
Parall zu diesem Handlungsstrang erzählt der Roman eine andere Geschichte. Jürgen Wagner, ein Lobbyist der Energiewirtschaft, verfolgt seine persönlichen und politischen Ziele im Berliner Politikbetrieb. Dabei wird schnell klar, dass er keinerlei Skrupel kennt und auch vor Erpressung und anderen schmutzigen Tricks nicht zurückschreckt, auch nicht vor Mord.
Wie diese beiden Handlungsstränge zusammenpassen, bleibt lange unklar, zumal immer wieder eine weitere Erzählebene auftaucht. Ein jüngerer Mann schildert in seinem Tagebuch von den Härten, die er als Rekrut in der französichen Fremdenlegion durchmacht. Lange Zeit bleiben diese Erzählstränge getrennt voneinander und werden sogar noch durch weitere Episoden getrennt. Aber schon in ihren Kluftinger-Romanen haben Klüpfel und Kobr ihr Talent gezeigt, ihre Themen aufzufächern und dann wieder zusammenzubringen. Auch in "Draußen" kommen die Handlungsstränge schließlich zusammen. Letztlich ist es ein Foto, das die tatsächlich existierenden Verfolger auf die Spur der drei Zivilisationsflüchtlinge bringt. Mitten in einem gewaltigen Sturm, der das Stromnetz zum Kollaps und Jürgen Wagner zur Verzweiflung bringt.
Die Suche nach Stephan und den Jugendlichen nutzen die Autoren zu einigen ironischen Kommentaren über Menschen, die sich im brandenburgischen Wald auf den Zusammenbruch der Zvilisation vorbereiten: "Eines war klar. Hier hatte jemand die Welt ausgesperrt und den Schlüssel weggeworfen." Allerdings sind diese Menschen nicht lustig. Im Gegenteil. Ein Vertreter der Prepperszene ist einer der gefährlichsten Figuren im Buch.
Mitten im Chaos, als die Zeit für die Prepper gekommen zu sein scheint, erreicht der Roman seinen Höhepunkt. Es gelingt den Verfolgern tatsächlich, Stephan, Cayenne und Joshua auf die Spur zu kommen. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod, in dem Cayenne immer stärker in den Mittelpunkt gerät. Erst ganz zum Schluss des Romans werden die Zusammenhänge deutlich. Es wird klar, wer wer ist und warum die Einzelnen so seltsam handeln. Und die beiden Autoren haben tatsächlich die unterschiedlichen Handlungsstränge so zusammengeführt, dass die Rätsel um die Figuren gelöst sind.
"Draußen" ist eine Überraschung. Bislang waren die Romane von Volker Klüpfel und Michael Kobr in erster Linie duch ihre Mischung aus Humor und Spannung gekennzeichnet. "Draußen" setzt ganz auf Spannung, und das durchaus überzeugend. Ein wenig augenzwinkender Humor ist allerdings auch dabei, und sogar der legendäre Kommissar Kluftinger taucht auf. Ein ungewöhnlicher Krimi – äußerst wendungsreich und mit einem überraschenden Ende. Spannend, unter die Haut gehend, schockierend, perfide und mit genug Platz für das eigene Kopfkino. Das Autorenduo hat mit "Draußen", einen frischen Plot mit aktuellen Bezügen verfasst. Der Roman ist ein spannender Fall mit komplexem Hintergrund, kombiniert mit fantastischen Figuren, die perfekte Thrillerlektüre! Unerwartet anders und gut.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2019
Verhängnisvolle Provence
Åslund, Sandra

Verhängnisvolle Provence


ausgezeichnet

Ein heißer und trockener Sommer in der Provence.....ein unterhaltsamer Frankreich-Krimi mit einer außergewöhnlichen Ermittlerin, der den Leser mitten in die atmosphärische Provence entführt. Atmosphärisch und spannend zugleich: Der neue Fall für Kommissarin Hannah Richter. In einem Kölner Park wird ein Toter gefunden, erschossen aus nächster Nähe. In den frühen Morgenstunden hatte ein junges Pärchen den Fund des Toten bei der Polizei gemeldet. Zunächst hatten sie gedacht, der Mann sei gestürzt, vielleicht in betrunkenem Zustand. In der Dunkelheit hatten sie die Schussverletzung erst bemerkt, als sie sich zu ihm hinuntergebeugt hatten. Schnell stellt sich heraus, dass der Mann Franzose war und für ein provenzalisches Kosmetikunternehmen namens COSVINECO Beauté bei Vaison-la-Romaine gearbeitet hat. Kommissarin Hannah Richter, die sich dank eines früheren Austauschprogramms in Vaison bereits auskennt, macht sich sofort auf den Weg, um vor Ort zu ermitteln. Zum Glück ist auf dem Weingut ihrer Freundin Penelope immer ein Zimmer für sie frei. Gemeinsam mit den Kollegen aus der Region nimmt Hannah den Familienbetrieb für Naturkosmetik unter die Lupe, für den das Opfer tätig war. Dabei kommt sie bald dahinter, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Als eine weitere Leiche auftaucht, gerät die örtliche Polizei unter Druck … Nichts ist mehr wie es war. Verdächtige gibt es jede Menge, so dass der Leser immer wieder auf eine falsche Spur gelockt wird und das Mitraten große Freude macht. Mörderische Provence. Frankreich-Krimis gibt es ja mittlerweile so einige auf dem Buchmarkt. Hier herauszustechen ist nicht mehr einfach, doch Sandra Åslund ist das gelungen. Mit leichter Feder geschriebener Krimi aus der Provence, der spannend ist, jedoch nicht so blutrünstig, dass man Alpträume bekommen könnte....Ein Roman, der Spannung mit Urlaubsgefühlen packend verbindet und in schöne Zeilen gießt. Bildreich geschriebener Krimi in toller Umgebung mit provencialischem Flair. Mal ein nicht ganz so gemütlicher Frankreichkrimi und der ist äußerst gelungen mit glaubwürdigen Charakteren, aber auch einigen detaillierten, gruseligen Szenen. Allerbeste und spannende Unterhaltung, und Urlaubsfeeling á la Provence inklusive! Statt "laissez-faire" ein verzwickter Fall. Kurzum eine tolle Lektüre!

Bewertung vom 27.11.2019
Missing Boy
Fox, Candice

Missing Boy


ausgezeichnet

Das fulminante Finale der phänomenalen Trilogie um zwei Ausgestoßene der Gesellschaft die ein ungewöhnliches Team als Privatermittler bilden. Für Ted hätte der Auftrag jedoch nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Zwei Jahre zuvor hatte ihn eine falsche Anschuldigung seine Karriere, seine Reputation und seine Ehe gekostet, nun aber ist gerade seine junge Tochter Lillian auf dem Weg zu ihm nach Crimson Lake, seinem nordaustralischen Refugium. Er muss die übelsten Typen der Gegend aufspüren, um den vermissten Jungen zu finden – und könnte dabei sein eigenes Kind in tödliche Gefahr bringen …Als der achtjährige Richie Farrow scheinbar spurlos aus einem Hotelzimmer verschwindet, übernehmen die Ermittler Ted Conkaffey und Amanda Pharrell die Suche nach dem vermissten Jungen da seine Mutter kein Vertrauen in die Fähigkeiten der örtlichen Polizei hat. Richie's Verschwinden gibt Rätsel auf: Er und seine drei Freunde befanden sich in einem Zimmer auf der 5. Etage des White Caps Hotel, während ihre Eltern im hoteleigenen Restaurant unten zu Abend aßen. Als Sara Farrow um Mitternacht nach den Kindern sieht, ist ihr Sohn Richie weg. Die anderen drei Jungs schwören, dass sie in ihrem Zimmer geblieben sind, und die Aufzeichnungen der Hotel-Überwachungskameras bestätigen, dass Richie das Gebäude tatsächlich nicht verlassen hat. Dabei begiebt sich das Ermittlerduo Ted Conkaffey und Amanda Pharrell selbst in große Gefahr … Bald stehen für Amanda und Ted ihr Leben und ihre Existenz auf dem Spiel. Mit Candice Fox`Charakteren ist nicht immer gut Kirschen essen, aber der Ich-Erzähler dieses neuen Thrillers kann einem zuerst nur leid tun. Der Ex-Ermittler, ehemals gut situiert mit Frau und Baby, hat zwar vor Gericht aus Mangel an Beweisen keine Verurteilung bekommen, aber die Gesellschaft sieht das anders. Und Amanda ist schräg bis durchgeknallt, hat selbst wegen Mordes im Gefängnis gesessen und ist in ihrer mitleidlosen Art genau das Richtige für ihren Partner. Candice Fox macht daraus einen Plot mit Sogeffekt. Jedenfalls sind die beiden "Outsider" die sympathischen Hauptprotagonisten, die Polizei eher Nebensache. Auch an dieser Fortsetzung von Crimson Lake kommt man nicht vorbei. Down Under mit stimmiger Aufgabe der beiden ungleichen Kleinstadt-Ermittler. Man lebt, leidet und ermittelt mit ihren überzeugenden Protagonisten - erneut hat Fox es geschafft, mich zu fesseln - das Ende ist stimmig. Ziemlich perfekte Kriminalliteratur in jeder erdenklichen Weise, diese Geschichte ist auch diesmal wieder einfach grandios erzählt! Frischer, lebendiger Stil, der keine Schocks scheut. Auch der Abschluss der Crimson Lake-Trilogíe der Australierin Candice Fox mit der morbiden Ader, ist nicht von schlechten Eltern. Definitiv etwas für Leser mit guten Nerven und einem Gespür für gute Geschichten und reizvollen Charakteren. Man sollte als Leser schon einiges aushalten können. Es ist ein wahrer Rausch zum Lesen.

Bewertung vom 10.11.2019
Die Wanderschriftsteller
Lorentz, Iny

Die Wanderschriftsteller


ausgezeichnet

In "Die Wanderschriftsteller" nehmen die beiden Autoren ihre Leserinnen und Leser mit auf ihre Recherchereise. Nah und persönlich gewähren sie Einblicke, wie ihre Bestseller entstehen. Woher kamen die Ideen für "Die Wanderhure"? Auf welchen Pfaden wandelte "Die Pilgerin"? Wie entwickelte sich der Plot für "Die Goldhändlerin"? Und last but not least erzählen Iny und Elmar die spannende Geschichte, wie sie zum erfolgreichsten Autorenduo Deutschlands wurden. Zwischen Apulien und dem Nordkap, zwischen Pyrenäen und dem östlichsten Polen waren sie mit ihrem Wohnwagen unterwegs. Auf den Spuren ihrer Pilgerin sind Iny und Elmar durch Frankreich gezogen, haben im Vatikan für die "Töchter der Sünde" recherchiert. Die Pfade, die Marie in den Wanderhuren-Romanen zwischen dem Schwarzwald, Konstanz und Böhmen gewandert ist, sind sie nachgereist. Die Wanderhure, die Kastratin, die Pilgerin: Hinter diesen Bestsellern von Iny Lorentz steckt das Autoren-Ehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Die Inspiration zu ihren Geschichten erhalten die beiden in erster Linie auf ihren Reisen mit ihrem Campingwagen. Dieser autobiografische Reisebericht nimmt uns mit auf die Entstehungsreise ihrer meistgelesenen historischen Romane. Er liefert authentische und vor allem persönliche Einblicke in das Leben und Denken der Autoren, die dem Leser helfen, ihre Romane noch besser zu verstehen. Ein Muss für jeden Iny-Lorentz-Fan! Interessant, süffig, spannend und Herz geschrieben beschreibt Iny Lorentz in ihren Romanen die Vergangenheit, so dass man als Leser sehr gut eintauchen kann sowohl in die Zeit, als auch in die Perspektiven der Personen. Als Leser verschlingt man die Werke förmlich, weil sie einen so in den Bann ziehen. Historischer Lesestoff, der mich immer gefesselt hat bis zum Ende. Nach bewährtem Iny Lorentz-Muster und absolut spannend. Ein Buch, das sich lohnt für jeden Iny Lorentz-fan. Das Autorenduo beschreibt nicht nur seine Reiseziele, die Landschaften und Kulturen auf die sie trifft, sondern lässt auch auf zwischenmenschlicher Ebene tief blicken. Ein schönes Werk, das mit viel Ehrlichkeit verbunden ist. Offen und ehrlich werden Abenteuer erzählt, welche faszinierende Begegnungen enthalten, die aufregend, berührend oder einfach schön sind. Aus der Reise ins Unbekannte wurden unvergessliche Begegnungen mit berührenden Geschichten und viel Raum für spontane Abenteuer. Ein Reisetagebuch der besonderen Art, weckt die eigene Reiselust! Gute Geschichte mit guten Stil und Spannung. Tolle Bilder, der Schreibstil ist wunderbar und man hat das Gefühl, als würden Freunde von ihrem großen Abenteuer berichten. Ein fantastisches Buch. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.11.2019
Die Dame hinter dem Vorhang
Peters, Veronika

Die Dame hinter dem Vorhang


ausgezeichnet

Wow, was für eine Geschichte, spannend von Anfang bis Ende. Zwei Frauen, zwei Welten, eine Epoche im Wandel. Dieser Roman rund um die exzentrische Dichterin Edith Sitwell begeistert mit Stil und schrägen Details über den englischen Adel. Sie kam 1887 auf einem Adelssitz zur Welt und durfte doch nie Prinzessin sein. Mit zwölf steckte man sie auf Geheiß ihres Vaters für mehrere Monate in eine Streckapparatur, um sie dem Schönheitsideal der Zeit anzupassen. Erfolglos. Edith Sitwell hat geliebt, aber nie geheiratet. Sie wuchs zu einer spitzzüngigen Dichterin und Schriftstellerin heran, lebte ein selbstbestimmtes Leben und machte aus sich ein in Brokat, Seide und Samt gehülltes Gesamtkunstwerk. Reisen führten sie nach Berlin, Paris, Hollywood und New York. Überall wollte man sie sehen, alle Welt wollte mit ihr sprechen. In ihrem bewegten Leben spiegelt sich das Bild einer Epoche, die sowohl in politischer wie in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht von tiefen Brüchen und Umbrüchen geprägt war.
An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.
Eine wunderschöne und zutiefst berührende Geschichte über zwei Frauen, zwei Welten, und eine Epoche im Wandel. Der Roman verknüpft das Leben der historischen Figur Edith Sitwell mit den fiktiven Lebensgeschichten von Emma und Jane Banister, Tochter und Enkelin des obersten Gärtners von Renishaw Hall, dem Familiensitz der Sitwells.
Emma Banister war bereits seit gemeinsamen Kindertagen mit der jungen Edith befreundet und arbeitete dann eine Zeit lang als Hausmädchen auf Renishaw. Ihre Tochter Jane, die Erzählerin des Romans, begleitete Edith Sitwell in den späteren Jahren als Bedienstete und Vertraute und blieb bis zu ihrem Tod an ihrer Seite.
Die Geschichte lässt einen nicht einfach wieder los. Der Schreibstil von Veronika Peters hat einen hohes Niveau, die Protagonisten, vor allem die Hauptcharaktere sind authentisch und mit vielen Tiefen ausgearbeitet. Hier vermischen sich bravourös Fiktion und Geschichte. Ein großartig geschriebener Roman, spannend, Geschichte wird greifbar. Mir hat das Buch aufgrund seiner Vielschichtigkeit außergewöhnlich gut gefallen. Die Geschichte hat mich beeindruckt, gefesselt und zum Nachdenken angeregt. Ein spannender und gleichzeitig sachkundiger Romanstoff mit mutigen und interessanten Charakteren. Eine beeindruckende anschauliche Geschichtsstunde. Absolut lesenswert! Liebevoll ausgestattete Ausgabe mit Leinenrücken und Lesebändchen und eine klare Leseempfehlung für alle, die keine einfache Romanze erwarten.