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Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2020
In den Schuhen einer anderen
Austin, Lynn

In den Schuhen einer anderen


sehr gut

England. Audrey Clarkson und Eve Dawson sind zwölf Jahre alt, als sie sich im Jahr 1931 zum ersten Mal im Wald von Wellingford Hall begegnen und Freundschaft schließen. Während Audrey aus reichem Hause stammt und entsprechend ein luxuriöses, aber aufgrund der strengen Regeln und Traditionen in Adelskreisen sehr herzloses, einsames Leben führt, wächst Eve in einfachen, aber äußerst liebevollen Verhältnissen auf. Die beiden Mädchen ergänzen sich gut und lernen voneinander bis sie nach einiger Zeit aufgrund unterschiedlicher Lebensziele wieder auseinanderdriften. Ein schwerer Schicksalsschlag im vom Krieg gebeutelten London festigt das Band zwischen den mittlerweile jungen Frauen 1940 wieder. Gemeinsam melden sie sich freiwillig beim Frauenkorps der britischen Armee - nicht ahnend, dass mit dieser Entscheidung die Weichen für ihr zukünftiges Leben ganz neu gestellt werden…

Lynn Austin erzählt diese Geschichte sehr anschaulich. Sie versteht es ganz ausgezeichnet, Figuren zum Leben zu erwecken und facettenreich darzustellen, Handlungsorte bildhaft zu beschreiben und Ereignisse spannend und abwechslungsreich zu schildern.

Die Autorin hat das Leben ihrer beiden Protagonistinnen eng mit den historischen Gegebenheiten und den Herausforderungen der damaligen Zeit verwoben. Man bekommt nicht nur einen guten Einblick in die gesellschaftliche Struktur Englands in den 1930er und 40er Jahren und lernt die unterschiedlichen Gepflogenheiten und Werte von Aristokratie und Arbeiterklasse kennen, es werden auch viele reale Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sehr eindringlich geschildert - neben den verheerenden Luftangriffen auf London im September 1940 werden zum Beispiel auch die Unterbringung von Stadtkindern auf dem Land, die Evakuierung der britischen Truppen aus Dünkirchen und der unermüdliche Einsatz der Mitglieder des Frauenkorps bei den Rettungsdiensten thematisiert.

Auch nach Ende des Krieges hören die Turbulenzen im Leben von Audrey und Eve nicht auf. Die Freundschaft der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, als Eve beschließt, eine Chance, die Audrey vorschnell wegwirft, für sich zu nutzen - dies ist der Punkt, an dem die bisher großartig erzählte Geschichte leicht ins Stolpern gerät. Es sind vor allen Dingen für mich nicht nachvollziehbare Reaktionen und Entscheidungen einiger Akteure, die die Handlung in den letzten Kapiteln schwächeln lassen.

Der christliche Glaube spielt in diesem Roman eine wichtige Rolle – besonders Eve vertraut immer wieder darauf, dass der Gute Hirte sie auf ihren Wegen beschützt und behütet. Auch die Frage, warum Gott den Krieg und die damit einhergehenden Schrecken zulässt, wird diskutiert.

„In den Schuhen einer anderen“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen – eine mitreißend erzählte Geschichte über Freundschaft, Verrat und Vergebung, die zum Schluss leider ein wenig an Kraft verliert.

Bewertung vom 15.12.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3


sehr gut

„Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph“ ist der dritte und abschließende Band rund um die aus Berlin stammende Chemikerin Sophia Krohn, die sich auf der Suche nach ihrem persönlichen und beruflichen Glück in die Welt der Kosmetikköniginnen Helena Rubinstein und Elizabeth Arden begibt.

Da die Ereignisse in „Sophias Triumph“ auf die Geschehnisse in den vorherigen Bänden aufbauen, halte ich es für unbedingt ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Corina Bomann hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder gefesselt von den vielfältigen Ereignissen in Sophias Leben und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

Auf die zielstrebige Sophia warten wieder einige Herausforderungen und Schicksalsschläge – ganz unerwartet steht ihre Freundin Henny schwer erkrankt vor ihrer Tür; die Beziehung zu ihrer großen Liebe Darren steht nach einigen glücklichen Jahren plötzlich wieder auf wackeligen Füßen und auch die Frage, ob ihr angeblich bei der Geburt verstorbener Sohn Louis womöglich doch noch am Leben sein könnte, beschäftigt Sophia neben einem Doppelstudium und der Arbeit für Madame Rubinstein unaufhörlich.

Corina Bomann hat die Höhen und Tiefen, die sie ihre Protagonistin durchmachen lässt, mit einer großen Portion Zeitkolorit verwoben – so sind neben der aufstrebenden Kosmetikbranche und dem als „Puderkrieg“ bezeichneten legendären Konkurrenzkampf zwischen Rubinstein und Arden auch die Weltausstellung 1939 in New York und der alles verändernde Zweite Weltkrieg Themen, die Sophia beschäftigen und bewegen.

Die Autorin lässt den Leser intensiv an den Gedanken und Gefühlen der Chemikerin teilhaben, so dass man durchweg mit ihr mitleiden und mitfiebern kann, dennoch hat mich dieser dritte Band nicht so fesseln können, wie es die vorherigen Bände getan haben. Grund dafür sind einige Passagen, die mir zu langatmig erzählt werden. Auch gibt es kaum noch Überraschendes, alles läuft auf einen zwar runden, aber eben auch erwarteten Abschluss hinaus.

Bewertung vom 30.10.2020
Wonderlands

Wonderlands


ausgezeichnet

„Wonderlands“ ist ein reich bebildertes Nachschlagewerk, das einen facettenreichen Überblick über fantastische Welten quer durch 3000 Jahre Literatur bietet. Eingeteilt in fünf Rubriken – beginnend mit uralten Sagen und epischen Heldenabenteuern bis hin zu den Geschichten des Computerzeitalters - werden fast 100 bekannte und auch weniger bekannte Werke vorgestellt und näher beleuchtet.

Nach einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung wird ausführlicher auf das jeweilige Werk eingegangen und man erfährt allerlei Wissenswertes über die Entstehung - von was und durch wen der Autor inspiriert wurde, wie die geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklung und die politischen und wissenschaftlichen Hintergründe den Autor beeinflusst haben und welche Intention der Autor mit seinem Werk verfolgt.

Nicht nur die jeweils zwei bis sechs Seiten langen Abhandlungen haben mich begeistert, auch die Aufmachung des Buches ist hervorragend gelungen. Die gut verständlichen Inhalte werden ansprechend präsentiert und sind mit zahlreichen Fotos, Illustrationen sowie Abbildungen von Covern der Erstausgaben versehen.

„Wonderlands“ hat mir sehr gut gefallen - ein genauso unterhaltsames wie informatives Buch, das den Leser auf eine Reise durch zahlreiche imaginäre Reiche der Weltliteratur mitnimmt.

Bewertung vom 30.10.2020
Gans Ernst von Jimmy Kimmel
Kimmel, Jimmy

Gans Ernst von Jimmy Kimmel


ausgezeichnet

„Gans Ernst“ ist ein spaßiges Mitmach- und Vorlesebuch, das bestens dazu geeignet ist, schlechte Laune zu vertreiben.

Zunächst einmal stellt US-Moderator und Comedian Jimmy Kimmel die Gans Ernst vor. Und schnell wird deutlich, dass diese Gans ein echter Miesepeter ist, nichts scheint ihr auch nur das kleinste Lächeln zu entlocken.

Die witzigen Illustrationen und kurzen Texte spornen den Leser mit jeder Seite mehr an, die Gans aus der Reserve zu locken – ungefähr in der Mitte des Buches dann der Clou: ein Spiegel! Hier können Groß und Klein sich im Grimassenschneiden üben, um aus Gans Ernst doch noch eine lustige Giggel-Gans zu machen. Ob sich die Bemühungen gelohnt haben, erfährt man in der zweiten Hälfte des Buches.

„Gans Ernst“ hat uns sehr gut gefallen, wir haben viel gelacht. Ein Kinderbuch, das zum Faxenmachen und Spaßhaben einlädt.

Bewertung vom 27.10.2020
Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


ausgezeichnet

In ihrem literarischen Debüt „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ nimmt Andrea Petković den Leser mit auf eine Reise durch ihr bisheriges (Tennis-)Leben und erzählt amüsant, selbstironisch und ab und an auch sehr berührend von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und den besonderen Momenten auf und außerhalb des Tennisplatzes.

Einmal angefangen zu lesen, haben mich die Erzählungen nicht mehr losgelassen. Dieses Buch ist viel mehr, als die Autobiografie einer ehemaligen Top-Ten-Spielerin. Es geht nicht nur um großartige Erfolge und schmerzhafte Niederlagen, um Herausforderungen, Durchhaltevermögen und ständig wiederkehrende Trainingseinheiten. Es geht vor allem um die Dinge, die Andrea Petković über die Jahre hinweg als Mensch beschäftigt und bewegt haben. Sie erzählt in vielen kleinen Episoden von fröhlichen Zeiten, dunklen Tagen und emotionalen Krisen. Von dem Schwanken zwischen Selbstüberschätzung und Selbstzweifeln. Von ihrer Begeisterung für Literatur und ihrer Liebe zur Musik. Und von der Einsamkeit eines Tennisprofis auf der Tour und wie wichtig es ist, sich auf Familie und Freunde als Stütze verlassen zu können.

Genauso wie es mir immer Spaß gemacht hat bzw. Spaß machen wird, Andrea Petkovićs Matches auf den großen und kleinen Tennisbühnen der Welt im TV zu verfolgen, hat es mir auch riesigen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Die vielfältigen Einblicke in Petkovićs Leben lassen „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ sowohl für Tennisfans wie auch für Nicht-Tennisfans zu einem kurzweiligen Lesevergnügen werden.

Bewertung vom 27.10.2020
Tage voller Weihnachtszauber
Marschall, Anja

Tage voller Weihnachtszauber


ausgezeichnet

Heimleiterin Henriette Jonas ist verzweifelt – sie braucht für die anstehende Weihnachtsfeier im Kinderheim dringend einen Weihnachtsmann. Ihre letzte Hoffnung ist der polizeibekannte Alt-Rocker Manni, doch der wehrt sich mit Händen und Füßen, bis er im Schuppen hinter dem Heim sein Traum-Motorrad entdeckt: Eine Triumph Thunderbird! Henriette und Manni kommen ins Geschäft…

Findelkind Lena ist fast fünf und lebt wieder im Kinderheim, weil ihre Pflegemutter schwer erkrankt ist. Lena wünscht sich vom Weihnachtsmann nichts sehnlicher, als dass er ihre leibliche Mama ausfindig macht. Aushilfsweihnachtsmann Manni verspricht es der Kleinen, hat allerdings keine Ahnung, wie er das Versprechen halten soll…

Erzieher Lukas hat Clara vor drei Jahren das Leben gerettet und sie dann aus den Augen verloren. Seid er vor kurzem entdeckt hat, dass Clara in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses Kohlstedt arbeitet, hinterlässt er heimlich kleine Geschenke für sie und wünscht sich, die junge Frau näher kennenzulernen, wagt es aber nicht, sie anzusprechen. Auch hier hat der bärbeißige Manni eine Lösung parat…

Anja Marschall hat einen frischen, humorvollen Schreibstil und wartet in „Tage voller Weihnachtszauber“ mit einer zauberhaften Wohlfühlgeschichte auf – eine tolle Mischung aus Humor, Spannung, Romantik, Weihnachtsatmosphäre und einer Prise Magie.

Die Akteure haben alle ihre Eigenarten und Besonderheiten und sorgen durch ihr turbulentes Zusammenspiel für beste Unterhaltung - es ist amüsant und herzerwärmend zugleich, Lena, Henriette, Manni, Clara und Lukas auf ihren Wegen zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten. Da Anja Marschall im lockeren Wechsel jeden ihrer Protagonisten zu Wort kommen lässt, kann man prima verfolgen, was der Einzelne über die jeweilige Situation denkt und fühlt und so bestens mit allen mitfiebern.

„Tage voller Weihnachtszauber“ hat mir sehr gut gefallen – genau das

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2020
Das Tartarus-Projekt
Schilddorfer, Gerd

Das Tartarus-Projekt


ausgezeichnet

München/Grünwald. Gregory Winter, erfolgreicher Unternehmer und Neu-Milliardär, hat zu einer Party in seine luxuriöse Villa geladen. Inmitten der hochkarätigen Gesellschaft befinden sich auch der aktuell wenig erfolgreiche Autor und Journalist Michael Landorff sowie die professionelle Pokerspielerin Alexandra Buschmann. Beide kennen den Gastgeber nicht und haben keine Ahnung, warum sie auf der Gästeliste stehen. Am Morgen nach der Feier wird Winter in seinem Arbeitszimmer tot aufgefunden – brutal ermordet. Landorff und Buschmann beginnen Nachforschungen anzustellen; sie recherchieren, stellen Fragen und suchen nach Hintergründen und Querverbindungen. Dabei geraten sie unversehens in die Welt der Geheimdienste und das Gerangel um Tartarus – einem geheimen Projekt, in dem es um die Entwicklung von KI-gesteuerten Kampfdrohnen geht…

Gerd Schilddorfer lässt diesen Thriller zunächst einmal in sehr ruhigen Bahnen verlaufen. Man bekommt unterhaltsame Einblicke in die Schickeria-Party und erlebt mit, wie Landorff von einer äußerst zielstrebigen Marketing-Agentin unter die Fittiche genommen und seine gewinnbringende Vermarktung als Autor geplant wird.

Mit Bekanntwerden der Ermordung Winters nimmt die Handlung dann Fahrt auf – die Geschichte wird Seite um Seite rasanter und spannender. Immer neue Ereignisse, Überraschungen und Wendungen halten das Geschehen lebendig und sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Thrillers bis zum Schluss nicht abreißt.

Es gelingt Gerd Schilddorfer ganz ausgezeichnet, die Grenze zwischen dem realen Entwicklungsstand in puncto autonome Waffensysteme und Science-Fiction verschwimmen zu lassen, so dass man sich als Leser fragt, was heutzutage tatsächlich möglich ist. Es ist beängstigend, wie weit die militärische Roboterentwicklung bereits fortgeschritten ist und besonders die Vorstellung, dass diese Technologien terroristisch missbraucht werden könnten, kommt einer Horrorvision gleich.

„Das Tartarus-Projekt“ hat mir sehr gut gefallen – ein spannender Thriller, der mit einem hochbrisanten Thema und einer rasanten Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 20.10.2020
Ringelpietz mit Abmurksen
Minck, Lotte

Ringelpietz mit Abmurksen


ausgezeichnet

Loretta ist seit ihrer Trennung von Pascal Single. Das muss sich unbedingt ändern, finden ihre Freunde und ziehen alle Register, um Loretta an den Mann zu bringen. Diana überredet sie zur Partnersuche auf einem einschlägigen Portal im Internet und Frank und Bärbel schenken Loretta Gutscheine für Dating-Veranstaltungen. Alles sehr ernüchternd, muss Loretta schon nach kurzer Zeit feststellen. Online konnte nur „Robin Hood“ ihr Interesse wecken und beim Speed-Dating ist ihr außer dem charmanten Mike niemand wirklich sympathisch. Ein weiteres Treffen mit Mike bei einem zweiten Speed-Dating soll Klarheit bringen, ob man sich näher kennenlernen möchte, doch noch bevor die Veranstaltung zu Ende ist, ist Mike mausetot…

Mit „Ringelpietz mit Abmurksen“ macht Lotte Minck das Dutzend voll – bereits zum zwölften Mal schickt sie ihre gewiefte Hobby-Ermittlerin und deren nicht minder clevere Einsatztruppe auf Verbrecherjagd.

Auch in diesem Ruhrpott-Abenteuer kann die Autorin wieder mit einer humorvollen Handlung, spannenden Ermittlungen und außergewöhnlichen Charakteren punkten. Neben zahlreichen, recht skurril anmutenden potentiellen Partnern lernt Loretta auch Käthe und Cäcilie kennen – zwei entzückende ältere Damen, die die Ereignisse begeistert verfolgen und Loretta bei ihren Ermittlungen sogar ein wenig unterstützen. Der lässige Umgangston zwischen den Akteuren und die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge geben dem Krimi dabei reichlich Schwung und lassen das Geschehen durchweg echt und lebendig wirken.

Am Ende kann Loretta nicht nur den Täter dingfest machen, sie muss auch feststellen, dass das Glück manchmal dort lauert, wo man es am wenigsten erwartet.

Das Lesen und Mitermitteln hat wieder großen Spaß gemacht - „Ringelpietz mit Abmurksen“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung. Ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 14.10.2020
Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7
Rademacher, Cay

Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7


gut

Anfang Januar in der Provence. Capitaine Blanc und Lieutenant Tonon werden in den frühen Morgenstunden von Schäfern alarmiert – ein Rudel Wölfe hat mehrere Schafe gerissen. Die Nachricht verbreitet sich schnell und versetzt die Bewohner der Gegend in Angst und Schrecken. Während Bürgermeister, Jäger und Schäfer dafür sind, Jagd auf die unter strengstem Naturschutz stehenden Wölfe zu machen, gibt es auch andere Stimmen. Schnell kochen die Gemüter über. Als in den Ruinen von Vieux Vernègues ein Toter gefunden wird, soll der Bedrohung mit einer Treibjagd ein Ende gemacht werden…

„Verlorenes Vernègues“ ist bereits der siebente Fall für Capitaine Roger Blanc – für mich war dieser Einsatz in Vernègues der erste, bei dem ich dem sympathischen Ermittler über die Schulter schauen durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände ist mir der Einstieg leicht gefallen und ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Cay Rademacher hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und wartet mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Neben intensiven Landschaftsbeschreibungen stehen lokale Begebenheiten sowie das Thema Wölfe und die Angst der Bewohner von Vernègues vor den Tieren im Mittelpunkt des Geschehens.

Die eigentliche Krimihandlung verläuft für meinen Geschmack in zu ruhigen Bahnen. Man lernt mehrere Bürger des Städtchens kennen und trifft auf ganz unterschiedliche Menschen mit zum Teil recht ungewöhnlichen Hobbys und Interessen - Capitaine Blanc bekommt es mit einem Ufologen, einer Seismologin oder auch einem Nostradamus-Experten zu tun. Wolfsgegner und Wolfsfürsprecher prallen immer wieder aufeinander und sorgen für eine aufgeheizte Stimmung. Nachdem ungefähr in der Mitte des Buches ein Toter zu beklagen ist, gewinnt die Geschichte durch Capitaine Blancs Ermittlungen zwar an Spannung, aber so richtig packen konnte mich die Geschichte dennoch nicht.

„Verlorenes Vernègues“ hat mir insgesamt gut gefallen, konnte mich aber nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.