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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2020
Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


ausgezeichnet

In ihrem literarischen Debüt „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ nimmt Andrea Petković den Leser mit auf eine Reise durch ihr bisheriges (Tennis-)Leben und erzählt amüsant, selbstironisch und ab und an auch sehr berührend von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und den besonderen Momenten auf und außerhalb des Tennisplatzes.

Einmal angefangen zu lesen, haben mich die Erzählungen nicht mehr losgelassen. Dieses Buch ist viel mehr, als die Autobiografie einer ehemaligen Top-Ten-Spielerin. Es geht nicht nur um großartige Erfolge und schmerzhafte Niederlagen, um Herausforderungen, Durchhaltevermögen und ständig wiederkehrende Trainingseinheiten. Es geht vor allem um die Dinge, die Andrea Petković über die Jahre hinweg als Mensch beschäftigt und bewegt haben. Sie erzählt in vielen kleinen Episoden von fröhlichen Zeiten, dunklen Tagen und emotionalen Krisen. Von dem Schwanken zwischen Selbstüberschätzung und Selbstzweifeln. Von ihrer Begeisterung für Literatur und ihrer Liebe zur Musik. Und von der Einsamkeit eines Tennisprofis auf der Tour und wie wichtig es ist, sich auf Familie und Freunde als Stütze verlassen zu können.

Genauso wie es mir immer Spaß gemacht hat bzw. Spaß machen wird, Andrea Petkovićs Matches auf den großen und kleinen Tennisbühnen der Welt im TV zu verfolgen, hat es mir auch riesigen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Die vielfältigen Einblicke in Petkovićs Leben lassen „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ sowohl für Tennisfans wie auch für Nicht-Tennisfans zu einem kurzweiligen Lesevergnügen werden.

Bewertung vom 27.10.2020
Tage voller Weihnachtszauber
Marschall, Anja

Tage voller Weihnachtszauber


ausgezeichnet

Heimleiterin Henriette Jonas ist verzweifelt – sie braucht für die anstehende Weihnachtsfeier im Kinderheim dringend einen Weihnachtsmann. Ihre letzte Hoffnung ist der polizeibekannte Alt-Rocker Manni, doch der wehrt sich mit Händen und Füßen, bis er im Schuppen hinter dem Heim sein Traum-Motorrad entdeckt: Eine Triumph Thunderbird! Henriette und Manni kommen ins Geschäft…

Findelkind Lena ist fast fünf und lebt wieder im Kinderheim, weil ihre Pflegemutter schwer erkrankt ist. Lena wünscht sich vom Weihnachtsmann nichts sehnlicher, als dass er ihre leibliche Mama ausfindig macht. Aushilfsweihnachtsmann Manni verspricht es der Kleinen, hat allerdings keine Ahnung, wie er das Versprechen halten soll…

Erzieher Lukas hat Clara vor drei Jahren das Leben gerettet und sie dann aus den Augen verloren. Seid er vor kurzem entdeckt hat, dass Clara in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses Kohlstedt arbeitet, hinterlässt er heimlich kleine Geschenke für sie und wünscht sich, die junge Frau näher kennenzulernen, wagt es aber nicht, sie anzusprechen. Auch hier hat der bärbeißige Manni eine Lösung parat…

Anja Marschall hat einen frischen, humorvollen Schreibstil und wartet in „Tage voller Weihnachtszauber“ mit einer zauberhaften Wohlfühlgeschichte auf – eine tolle Mischung aus Humor, Spannung, Romantik, Weihnachtsatmosphäre und einer Prise Magie.

Die Akteure haben alle ihre Eigenarten und Besonderheiten und sorgen durch ihr turbulentes Zusammenspiel für beste Unterhaltung - es ist amüsant und herzerwärmend zugleich, Lena, Henriette, Manni, Clara und Lukas auf ihren Wegen zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten. Da Anja Marschall im lockeren Wechsel jeden ihrer Protagonisten zu Wort kommen lässt, kann man prima verfolgen, was der Einzelne über die jeweilige Situation denkt und fühlt und so bestens mit allen mitfiebern.

„Tage voller Weihnachtszauber“ hat mir sehr gut gefallen – genau das

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2020
Das Tartarus-Projekt
Schilddorfer, Gerd

Das Tartarus-Projekt


ausgezeichnet

München/Grünwald. Gregory Winter, erfolgreicher Unternehmer und Neu-Milliardär, hat zu einer Party in seine luxuriöse Villa geladen. Inmitten der hochkarätigen Gesellschaft befinden sich auch der aktuell wenig erfolgreiche Autor und Journalist Michael Landorff sowie die professionelle Pokerspielerin Alexandra Buschmann. Beide kennen den Gastgeber nicht und haben keine Ahnung, warum sie auf der Gästeliste stehen. Am Morgen nach der Feier wird Winter in seinem Arbeitszimmer tot aufgefunden – brutal ermordet. Landorff und Buschmann beginnen Nachforschungen anzustellen; sie recherchieren, stellen Fragen und suchen nach Hintergründen und Querverbindungen. Dabei geraten sie unversehens in die Welt der Geheimdienste und das Gerangel um Tartarus – einem geheimen Projekt, in dem es um die Entwicklung von KI-gesteuerten Kampfdrohnen geht…

Gerd Schilddorfer lässt diesen Thriller zunächst einmal in sehr ruhigen Bahnen verlaufen. Man bekommt unterhaltsame Einblicke in die Schickeria-Party und erlebt mit, wie Landorff von einer äußerst zielstrebigen Marketing-Agentin unter die Fittiche genommen und seine gewinnbringende Vermarktung als Autor geplant wird.

Mit Bekanntwerden der Ermordung Winters nimmt die Handlung dann Fahrt auf – die Geschichte wird Seite um Seite rasanter und spannender. Immer neue Ereignisse, Überraschungen und Wendungen halten das Geschehen lebendig und sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Thrillers bis zum Schluss nicht abreißt.

Es gelingt Gerd Schilddorfer ganz ausgezeichnet, die Grenze zwischen dem realen Entwicklungsstand in puncto autonome Waffensysteme und Science-Fiction verschwimmen zu lassen, so dass man sich als Leser fragt, was heutzutage tatsächlich möglich ist. Es ist beängstigend, wie weit die militärische Roboterentwicklung bereits fortgeschritten ist und besonders die Vorstellung, dass diese Technologien terroristisch missbraucht werden könnten, kommt einer Horrorvision gleich.

„Das Tartarus-Projekt“ hat mir sehr gut gefallen – ein spannender Thriller, der mit einem hochbrisanten Thema und einer rasanten Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 20.10.2020
Ringelpietz mit Abmurksen
Minck, Lotte

Ringelpietz mit Abmurksen


ausgezeichnet

Loretta ist seit ihrer Trennung von Pascal Single. Das muss sich unbedingt ändern, finden ihre Freunde und ziehen alle Register, um Loretta an den Mann zu bringen. Diana überredet sie zur Partnersuche auf einem einschlägigen Portal im Internet und Frank und Bärbel schenken Loretta Gutscheine für Dating-Veranstaltungen. Alles sehr ernüchternd, muss Loretta schon nach kurzer Zeit feststellen. Online konnte nur „Robin Hood“ ihr Interesse wecken und beim Speed-Dating ist ihr außer dem charmanten Mike niemand wirklich sympathisch. Ein weiteres Treffen mit Mike bei einem zweiten Speed-Dating soll Klarheit bringen, ob man sich näher kennenlernen möchte, doch noch bevor die Veranstaltung zu Ende ist, ist Mike mausetot…

Mit „Ringelpietz mit Abmurksen“ macht Lotte Minck das Dutzend voll – bereits zum zwölften Mal schickt sie ihre gewiefte Hobby-Ermittlerin und deren nicht minder clevere Einsatztruppe auf Verbrecherjagd.

Auch in diesem Ruhrpott-Abenteuer kann die Autorin wieder mit einer humorvollen Handlung, spannenden Ermittlungen und außergewöhnlichen Charakteren punkten. Neben zahlreichen, recht skurril anmutenden potentiellen Partnern lernt Loretta auch Käthe und Cäcilie kennen – zwei entzückende ältere Damen, die die Ereignisse begeistert verfolgen und Loretta bei ihren Ermittlungen sogar ein wenig unterstützen. Der lässige Umgangston zwischen den Akteuren und die zum Teil in Mundart geschriebenen Dialoge geben dem Krimi dabei reichlich Schwung und lassen das Geschehen durchweg echt und lebendig wirken.

Am Ende kann Loretta nicht nur den Täter dingfest machen, sie muss auch feststellen, dass das Glück manchmal dort lauert, wo man es am wenigsten erwartet.

Das Lesen und Mitermitteln hat wieder großen Spaß gemacht - „Ringelpietz mit Abmurksen“ bietet von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung. Ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 14.10.2020
Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7
Rademacher, Cay

Verlorenes Vernègues / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.7


gut

Anfang Januar in der Provence. Capitaine Blanc und Lieutenant Tonon werden in den frühen Morgenstunden von Schäfern alarmiert – ein Rudel Wölfe hat mehrere Schafe gerissen. Die Nachricht verbreitet sich schnell und versetzt die Bewohner der Gegend in Angst und Schrecken. Während Bürgermeister, Jäger und Schäfer dafür sind, Jagd auf die unter strengstem Naturschutz stehenden Wölfe zu machen, gibt es auch andere Stimmen. Schnell kochen die Gemüter über. Als in den Ruinen von Vieux Vernègues ein Toter gefunden wird, soll der Bedrohung mit einer Treibjagd ein Ende gemacht werden…

„Verlorenes Vernègues“ ist bereits der siebente Fall für Capitaine Roger Blanc – für mich war dieser Einsatz in Vernègues der erste, bei dem ich dem sympathischen Ermittler über die Schulter schauen durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände ist mir der Einstieg leicht gefallen und ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Cay Rademacher hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und wartet mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Neben intensiven Landschaftsbeschreibungen stehen lokale Begebenheiten sowie das Thema Wölfe und die Angst der Bewohner von Vernègues vor den Tieren im Mittelpunkt des Geschehens.

Die eigentliche Krimihandlung verläuft für meinen Geschmack in zu ruhigen Bahnen. Man lernt mehrere Bürger des Städtchens kennen und trifft auf ganz unterschiedliche Menschen mit zum Teil recht ungewöhnlichen Hobbys und Interessen - Capitaine Blanc bekommt es mit einem Ufologen, einer Seismologin oder auch einem Nostradamus-Experten zu tun. Wolfsgegner und Wolfsfürsprecher prallen immer wieder aufeinander und sorgen für eine aufgeheizte Stimmung. Nachdem ungefähr in der Mitte des Buches ein Toter zu beklagen ist, gewinnt die Geschichte durch Capitaine Blancs Ermittlungen zwar an Spannung, aber so richtig packen konnte mich die Geschichte dennoch nicht.

„Verlorenes Vernègues“ hat mir insgesamt gut gefallen, konnte mich aber nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.

Bewertung vom 13.10.2020
Waidmannsruh
Bleyer, Alexandra

Waidmannsruh


ausgezeichnet

Mölltal. Während Revierinspektor Martin Schober und seine Kollegen von einer Diebstahlserie in Atem gehalten werden, hat Aufsichtsjäger Sepp Flattacher ganz andere Probleme: In der Hubertusrunde gibt es Zank, weil Walter Liebetegger seinem Waidkameraden Vinzenz Hinteregger den begehrten Einserhirsch vor der Nase weggeschnappt bzw. weggeschossen und dabei gegen das Jagdgesetz verstoßen hat. Bevor Sepp zwischen den Streithähnen schlichten kann, ist einer von beiden tot. Für die Polizei scheint der Fall klar, doch Sepp ist anderer Meinung und beginnt mit tatkräftiger Unterstützung seines Nachbarn Heinrich Belten zu ermitteln…

„Waidmannsruh“ ist bereits der fünfte Fall für den kauzigen Endsechziger Sepp Flattacher, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Es ist Alexandra Bleyer wieder einmal ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik, scharfzüngige Sprüche und bissige Kommentare in Kärntner Mundart sowie eine abwechslungsreiche Krimihandlung sorgen für kurzweiliges Lesevergnügen und bieten zudem viel Platz zum Mitgrübeln und Miträtseln. Es macht einfach Spaß, den querköpfigen Sepp und den treudoofen Heinrich zu begleiten und ihnen beim Sammeln von Hinweisen und messerscharfen Kombinieren wie auch bei ihren privaten Angelegenheiten über die Schultern zu schauen.

„Waidmannsruh“ hat mir sehr gut gefallen - ein schwarzhumoriger Krimi, der von ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 12.10.2020
Heidehexen
Kroon, Klaas

Heidehexen


ausgezeichnet

Lüneburg. Kriminalkommissarin Marie Gläser wird von ihrem Chef Stephan Weide zu einem Tatort in einer Autowerkstatt in Goseburg-Zeltberg beordert. Ein Mann wurde auf bestialische Weise ermordet. Schnell ist klar, dass es sich bei dem Toten um den wohlhabenden Finanzberater Reinhold Kohl handelt. Während Marie und ihr Team im Umfeld Kohls ermitteln, geschieht ein weiterer Mord und ein dritter Mann verschwindet spurlos…

In einer Nebenhandlung wird Stephan Weide von einem alten Fall eingeholt, den er aufgrund einer aus früherem Alkoholmissbrauch hervorgehenden Gedächtnisstörung nur nachlässig bearbeitet hatte…

„Heidehexen“ ist bereits der dritte Fall für Marie Gläser - für mich war dieser Einsatz in Lüneburg der erste, den ich mit der sympathischen Kommissarin und ihren Kollegen erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Ermittlern gut vertraut zu sein.

Klaas Kroon wartet in diesem Krimi mit einem sehr fesselnden Thema auf: es geht um Selbstjustiz. Jemand, der Schreckliches durchgemacht hat, will Vergeltung für das erlittene Unrecht und startet einen grausamen Rachefeldzug, weil die Justiz in seinen Augen niemals für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen wird. In Deutschland sind für die Bestrafung von Verbrechen die Gerichte zuständig, das Gesetz „in die eigenen Hände nehmen“ ist eine daher Straftat und muss geahndet werden – keine Frage! Und doch konnte ich am Ende des Krimis ein Stück weit Verständnis für den Täter aufbringen und nachvollziehen, warum es aus seiner Sicht keinen anderen Weg gab.

Die Ermittler haben mir allesamt gut gefallen - wobei mir Stephan zu sehr mit seinen persönlichen Problemen beschäftigt war und wenig professionell auf mich gewirkt hat. Marie ist eine Polizistin, die es versteht, die richtigen Fragen zu stellen. Sie wirkt cool und lässig, behält aber ihr Ziel immer fest im Blick. Besonders gut gefallen hat mir, dass sie nicht als unfehlbar dargestellt wird, sondern auch mal eine falsche Entscheidung trifft. Unterstützt werden Marie und Stephan von Irina Schostakova vom LKA Hannover. Die Ü-Sechzigerin bringt mit ihrer besonderen Art zusätzlichen Schwung in die Handlung und hat mich damit fasziniert, wie sie die Umgebung eines Tatortes aufnimmt und ihre Schlüsse daraus zieht.

Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers im Verlauf der Handlung in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motiv, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

„Heidehexen“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mit einem interessanten Thema, einer fesselnden Handlung und sympathischen Ermittlern zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 01.10.2020
Du darfst nicht sterben
Nagele, Andrea

Du darfst nicht sterben


ausgezeichnet

Die Zwillinge Anne und Lili gleichen sich äußerlich wie ein Ei dem anderen, ihre Charaktere könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein: Anne ist aufgeschlossen und keck, knüpft schnell Kontakte und steht gerne im Mittelpunkt; Lili dagegen ist schnell verunsichert und wirkt langweilig und weltfremd. Zusammengehalten haben die beiden dennoch immer – bis sie während eines gemeinsamen Urlaubs den charismatischen Paul kennenlernen und beide eine Beziehung mit ihm beginnen. Während Paul für Anne nur ein kurzes Intermezzo ist, verliebt sich Lili in ihn und ist überglücklich, als Paul sich tatsächlich für sie entscheidet. Als Anne durchschaut, welch boshaftes Spiel Paul treibt, warnt sie ihre Schwester, doch Lili glaubt ihr nicht…

Andrea Nagele beweist in diesem fesselnden Psychothriller einmal mehr, dass sie ein ausgesprochen gutes Händchen für psychologisch ausgefeilte Geschichten hat - es ist äußerst spannend, die Akteure dieser verhängnisvollen Dreiergeschichte zu beobachten und Pauls skrupellose Spielchen mitzuerleben; wie er einen Keil zwischen die Schwestern treibt, wie er Lili mit Schmeicheleien und Fürsorge manipuliert und sie mit Lügen, Intrigen und schließlich sogar Mord von ihrer Familie und ihren Freunden abschottet.

Andrea Nagele erzählt diese Geschichte nicht chronologisch, sondern beginnt den Thriller mit einer Messerattacke von Paul, die sich mehrere Jahre nach dem Tag ereignet, an dem Lili endlich Pauls wahres Gesicht erkannt hat und mit Annes Hilfe geflüchtet ist. Ein kleines Verwirrspiel darüber, welche Schwester Paul mit dem Angriff lebensgefährlich verletzt, sorgt hier für zusätzliche Spannung. Erst nach diesem fesselnden Einstieg erfährt der Leser in einer langen Rückblende, wie die Schwestern Paul kennengelernt haben und was er alles angestellt hat, um Lili an sich zu binden. Ein weiterer Zeitsprung katapultiert den Leser danach wieder zu den aktuellen Ereignissen, die dann richtig Fahrt aufnehmen.

Durch die Zeitsprünge entwickelt die Handlung einen enormen Sog. Man bleibt durchweg neugierig auf die weiteren Ereignisse und rauscht mit großer Geschwindigkeit durch das Buch, immer begierig darauf zu erfahren, ob die Schwestern sich irgendwann endgültig aus Pauls Fängen befreien können.

„Du darfst nicht sterben“ hat mich durchweg begeistert – ein raffiniert gestrickter Psychothriller randvoll mit nervenkitzliger Spannung.

Bewertung vom 23.09.2020
Das Geheimnis der Reformatorin
Lausen, Bettina

Das Geheimnis der Reformatorin


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Geheimnis der Reformatorin“ nimmt Bettina Lausen den Leser ein weiteres Mal mit in das 16. Jahrhundert nach Köln und setzt damit die Geschichte rund um die Erlebnisse der Brauerstochter Jonata von Menden fort. Die Handlung dieses Romans ist auch ohne Kenntnis des vorherigen Bandes bestens verständlich, obwohl natürlich das Wissen um die Ereignisse aus „Die Reformatorin von Köln“ den Lesegenuss der Fortsetzung noch erhöht.

Seit Jonatas Flucht aus Köln ist einige Zeit vergangen. Sie lebt mittlerweile glücklich mit ihrem Mann Simon und ihrer Tochter Ells in Wittenberg. Als sie erfährt, dass ihr Vater Bechtolt ermordet wurde, macht sie sich ungeachtet der Tatsache, dass sie in Köln immer noch als Ketzerin gesucht wird, auf in ihre Heimatstadt…

Figen arbeitet als Magd im Hause von Menden und eröffnet in der leerstehenden Schenke der Brauerei eine geheime Mädchenschule. Für den Unterricht verwendet sie Luthers Schriften und gerät damit in das Visier der Inquisition…

Jonatas im Kloster lebender Bruder Enderlin ist nach Jonatas Flucht bei seinem Prior in Ungnade gefallen und all seiner Ämter enthoben worden. Er hat deshalb noch immer die feste Absicht, seine Schwester vor das Inquisitionsgericht zu bringen und setzt alles daran, ihren Aufenthaltsort herauszufinden…

Bettina Lausen erzählt sehr anschaulich und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Obwohl es schon längere Zeit her ist, dass ich den ersten Band gelesen habe, war ich ruckzuck wieder mit Jonata und ihrem Umfeld vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt.

Nachdem die städtischen Gewaltdiener sich als wenig kompetent erwiesen haben, beschließen Jonata und Figen, auf eigene Faust nach Bechtolts Mörder zu suchen. Eine Suche, die sich als außerordentlich schwierig entpuppt, weil es kaum Hinweise auf den Täter gibt und Jonata auf ihren Wegen durch die Straßen Kölns stets Gefahr läuft, erkannt und festgesetzt zu werden.

Die Figuren, die Bettina Lausen ins Rennen schickt, wirken allesamt echt und glaubwürdig. Sie haben Ausstrahlung, zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenarten – es war sehr spannend, Jonata und ihre Weggefährten durch die für sie sehr aufregende Zeit zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Das Geheimnis der Reformatorin“ hat mir sehr gut gefallen – eine gelungene Mischung aus Historie und Spannung, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 21.09.2020
Mississippi Melange
Rademacher, Miriam

Mississippi Melange


ausgezeichnet

Esbjerg/Dänemark. Smiljan Sandhus führt ein überschaubares, in ruhigen Bahnen verlaufendes Leben – bis zu dem Tag, als Hasso Maiberg vor seiner Tür steht und ihn als Aufpasser für sein Mündel Katalie engagiert. Was zunächst nach einem einfachen Job und leicht verdientem Geld klingt, erweist sich schnell als anstrengende Aufgabe, die Smiljans Alltag gewaltig ins Trudeln bringt.

Katalie Skjóldal ist eine junge Frau mit einem ganz speziellen Charakter. Die 23-Jährige wirkt durch ihre Art und ihr Verhalten um einiges jünger und erscheint auf den ersten Blick recht sonderbar. Sie vertritt die These, dass alles Denkbare bereits gedacht wurde und man für die Lösung eines Problems nur wissen muss, welche Geschichte sich gerade wiederholt.

Katalie und Smiljan machen sich auf die Suche nach dem vermissten Tom Sawbarn und schlittern dabei unversehens in einen Kriminalfall, in dem eine verkohlte Leiche am Gammelgab-Strand Rätsel aufgibt und ein Mann zur Strecke gebracht werden muss, der mit einer Injektionsspritze Amok durch Esbjergs Straßen läuft. Katalie beharrt auf ihrer These und tatsächlich lassen sich schon nach kurzer Zeit immer mehr Parallelen zu einem Klassiker der Weltliteratur feststellen.

Miriam Rademacher erzählt diesen Krimi mit viel Pep und Schwung und präsentiert eine lebhafte Hauptfigur, die mich mit ihrer Andersartigkeit und ihrer eigentümlichen Betrachtungsweise der Dinge schnell in ihren Bann gezogen hat - Katalie ist
eine faszinierende Person, die man einfach mögen muss.

Es ist der Autorin ganz hervorragend gelungen, Humor und Spannung miteinander zu verknüpfen. Situationskomik, lockere Sprüche und eine abwechslungsreiche Krimihandlung sorgen durchweg für kurzweiliges Lesevergnügen – es macht großen Spaß, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten und die originelle Ermittlungsmethode zu verfolgen.

„Mississippi Melange“ hat mir sehr gut gefallen – ich konnte mit Katalie & Co. mitfiebern und miträtseln und wurde zudem durch den stets mitschwingenden Humor bestens unterhalten. Wer amüsante Krimis mit einer skurrilen Hauptfigur und einer außergewöhnlichen Herangehensweise an die Aufklärung eines Kriminalfalls mag, kommt hier voll auf seine Kosten.