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Marianne
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Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 476 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2022
2084: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschheit
Lennox, John

2084: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschheit


sehr gut

In diesem Buch zeigt der Mathematiker John Lennox, was die Entwicklung von künstlicher Intelligenz für uns Menschen bedeutet. Er geht auf grundlegende Fragen des Menschenseins ein und sucht sowohl in der Wissenschaft als auch in der Bibel nach Antworten. Einige der Fragen, die er in diesem Buch beantwortet, sind: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was bedeutet es Mensch zu sein? Welche Auswirkungen wird künstliche Intelligenz auf unsere Arbeitsplätze, Privatsphäre und Freiheit haben? Werden wir eines Tages in der Lage sein, Menschen unsterblich zu machen?

Im ersten Teil des Buchs erklärt Lennox, was genau künstliche Intelligenz ist. Er zeigt die geschichtliche Entwicklung auf und erklärt welche Fortschritte in der Zukunft zu erwarten sind. Eine drängende Frage ist ja, inwieweit Roboter uns ersetzen werden und vor allem, ob sie uns zur Bedrohung werden können. Sachlich und präzise gibt der Autor auf diese Fragen Antwort. Dabei wird vor allem klar, wie wichtig es ist, einen Maßstab für ethische und moralische Entscheidungen zu haben. Denn wonach soll sich der Mensch richten, wenn es keine letztgültige Instanz gibt, die das festlegt?

Lennox schreibt, „KI-Computer-Systeme haben kein Gewissen, und ihre Moralvorstellungen, wenn sie Entscheidungen treffen, spiegeln die Moralvorstellungen ihrer Programmierer wider – und genau hier beginnen die Probleme. Wie können wir sicher sein, dass die Programmierer moralische Grundsätze einspeisen, die human sind und dem Menschen guttun?“

Im zweiten Teil zeigt der Autor, was die Bibel über uns Menschen und über unsere Zukunft sagt. Er erklärt, wie Menschen schon immer durch das Böse verführbar waren, wie Jesus das Böse überwunden hat, und welche Hoffnung es nun für uns Menschen gibt. Anstatt einer technischen Entwicklung, die den Tod ausschaltet, haben Christen etwas Besseres – eine Ewigkeitshoffnung. Anschließend geht er auf biblische Zukunftsvoraussagen ein. Zum Schluss überlegt er, wie Christen sich angesichts der momentanen Entwicklungen verhalten sollen, wobei Daniel ihm als Beispiel dient.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre, aber die Mühe lohnt sich. Sachlich und fundiert geschrieben, nimmt der Autor Angst vor der Macht der Forscher, indem er auf die Hoffnung des christlichen Glaubens hinweist.

Fazit: Eine wertvolle Auseinandersetzung mit den Grenzen und Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, verknüpft mit einer Apologetik des christlichen Glaubens. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 27.11.2022
Die Tochter der Hungergräfin
Spratte, Annette

Die Tochter der Hungergräfin


ausgezeichnet

Ernestine ist erst zehn, als ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt wird. Das 1626 geborene Mädchen muss mit ihrer Mutter und Schwester heimlich fliehen, denn ihr Bruder ist gestorben. Da der Vater schon seit Jahren nicht mehr lebt, sicherte dieser männliche Nachkomme den Grundbesitz der Familie. Gleich nach seinem Tod drohen Verwandte der Familie ihre Besitztümer zu entreißen.

Ernestines Mutter kämpft erbittert für ihr Land. Das macht sie nicht aus eigennützigen Gründen, sondern weil sie die Landbevölkerung vor einem gemeinen Herrn schützen will. Dieser Kampf dauert lange und führt unter anderem dazu, dass Ernestine und ihre Familie hungern müssen, da sie sich in ihrer Burg verschanzen.

Dieser Roman wird aus der Sicht Ernestines erzählt und beginnt mit dem Tod ihres Bruders. Die Stimme dieses Kindes ist authentisch, wenn sie von den Entbehrungen erzählt, die für sie als verwöhnte Adlige neu sind.

Im zweiten Teil trifft der Leser auf die mittlerweile 14jährige Ernestine. Noch immer ist die Frage nach den Eigentumsrechten der Familie nicht geklärt. Sie reist mit ihrer Mutter nach Regensburg und wird dabei in die Gesellschaft eingeführt, da sie sich mit vierzehn im heiratsfähigen Alter befindet.

Am Anfang des dritten Teils ist Ernestine achtzehn und übernimmt immer mehr Verantwortung als Junggräfin. In diesem und im nächsten Teil geht es vor allem darum, wie Ernestine am Beispiel ihrer Mutter lernt selbstlos für die Bedürfnisse der ihr Anvertrauten zu sorgen.

Der innere Kampf um Selbstlosigkeit ist ein Hauptthema dieses Buchs. Schon als Kind überlegt Ernestine, „Was für ein Mensch wollte ich sein? Eine Herrin, die es sich auf Kosten ihrer Untertanen gut gehen ließ? Oder jemand wie meine Mutter, der das Wohlergehen ihres Volkes am Herzen lag?“ Als junge Erwachsene beschließt sie, „Ich wollte mein Bestes geben, weil diese Menschen mir nicht egal waren. Ich wollte mein Bestes geben, weil ich sie liebte, und plötzlich verstand ich, dass das der Kern einer göttlichen Berufung war: Die Liebe Gottes sprang über auf ein menschliches Herz und trieb es an.“

Ein großes Plus dieses Buchs sind die gutgezeichneten Charaktere. Ihre Persönlichkeit wird so gut wiedergegeben, dass man beim Lesen meint sie zu kennen. Die Lebensumstände in dieser längst vergangenen Zeit kennenzulernen, macht den Reiz dieses Buchs aus. Einmal angefangen, fällt es schwer mit dem Lesen aufzuhören. Dazu beruht diese Geschichte auf Tatsachen, was sie noch faszinierender macht.

Fazit: Eine interessante Erzählung über den Kampf einer Gräfin für ihr Erbe, zu einer Zeit, in der Frauen wenig zu sagen hatte. Die Wandlung eines selbstsüchtigen Kindes zu einer Frau, die das Wohl der anderen sucht, wird spannend wiedergegeben. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die historische Erzählungen lieben.

Bewertung vom 24.11.2022
Wenn Kinder andere Wege gehen
Lehmann, Regula;Vollkommer, Nicola

Wenn Kinder andere Wege gehen


ausgezeichnet

Wenn Eltern von ganzem Herzen Jesus nachfolgen wollen und ihre Kinder sich von diesem Glauben abwenden, tut das sehr weh. Es geht dabei nicht nur um das Gefühl das Wichtigste im Leben nicht mit den eigenen Kindern teilen zu können, es geht auch um die Ewigkeitshoffnung. Und manchmal geht es nicht zuletzt um den Ruf in der Gemeinde, vor allem wenn Eltern dort sehr engagiert sind.

Dieses Buch enthält viele Erfahrungsberichte von Eltern und Kindern, die mit der Frage um einen gemeinsamen Glauben ringen. Dabei gibt es mehrere hoffnungsvolle Geschichten von erwachsenen Kindern, die nach Jahren der Rebellion zurückgekehrt sind zu dem, was ihre Eltern ihnen vorgelebt haben. Neben diesen positiven Berichten stehen Zeugnisse von Eltern, die auch nach Jahren die Hoffnung auf eine Umkehr nicht aufgegeben haben. Die zerstörerisches Verhalten ihrer Kinder beobachten, aber einfach nur weiterhin beten und lieben können. Und vertrauensvoll loslassen, in dem Wissen, dass Gott seinen Weg mit ihren Kindern geht.

Jedes der zwölf Kapitel verbindet Erfahrungsberichte, oft in Form von Interviews, und Schlussfolgerungen. Der Grundton des Buchs ist verständnisvoll, denn, so wie es in einer Kapitelüberschrift heißt, „selbst beste Väter haben verlorene Söhne“. Neben Tipps für Eltern, erfahren Leser auch wie Gemeinde für Jugendliche attraktiv sein kann. Besonders hilfreich in diesem Buch ist die immer wieder gestellte Frage, „Was würdest du heute anders machen?“

Zu den Ratschlägen, die Leser in diesem Buch bekommen, gehört das Stichwort „vorleben“, denn ein Glaube, der sich an Traditionen und Glaubenssätzen festmacht, aber wenig Raum im Alltag findet, ist für Teenager nicht ansprechend. Interessant sind die Schlüsse, die die Autorinnen in Bezug auf Konsequenz ziehen. So bemängeln sie ein Aufweichen von Werten und Maßstäben, um sich den Kindern anzupassen. Auch die Berichte der Kinder machen deutlich, dass ihre Achtung für Eltern steigt, wenn Mama und Papa zu dem stehen, was sie glauben. Diese Beispiele verdeutlichen, wie praktisch und hilfreich die vielen Anregungen in diesem Buch sind.

Fazit: Ein wertvoller Ratgeber für Eltern, deren Kinder vom Glauben abdriften oder bereits auf einem anderen Weg unterwegs sind. Zu den Stärken dieses Buchs zählen die Offenheit der Betroffenen und die vielen Erfahrungsberichte. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 21.11.2022
Flieh, mein Sohn
Rwizibuka, Pappy Orion

Flieh, mein Sohn


ausgezeichnet

Pappys Familie lebt zwar in einfachen Verhältnissen, doch er hat eine glückliche Kindheit im Kongo, damals Zaire. Jäh endet diese friedliche Zeit. Verschiedene Rebellengruppen morden, entführen und vergewaltigen in den Dörfern und Städten Kongos. Schon als kleiner Junge muss Pappy Grauenhaftes mitansehen.

Pappys Vater will auf keinen Fall, dass sein ältester Sohn als Kindersoldat kämpfen muss, darum bereitet er alles für seine Flucht vor. Pappy hat keine Wahl als mit zwölf Jahren seine Familie zu verlassen und ins Ungewisse aufzubrechen.

Seine Reise führt ihn durch sechs andere afrikanische Länder. Unterwegs trifft er einige Jungen, die aus demselben Grund aus ihrer Heimat fliehen, und sie werden ihm zu einer neuen Familie. Doch die Sehnsucht nach seiner eigenen Familie trägt er immer als dumpfen Schmerz mit sich.

Er reist mit seinen Freunden immer weiter nach Süden, bis sie am südlichsten Punkt Afrikas sind. Dort schlagen sie sich mehr schlecht als recht durch, indem sie ihre Dienste als Parkplatzwächter anbieten oder betteln. Als Pappy eines Tages von zwei freundlichen jungen Männern zu einem christlichen Zentrum eingeladen wird, beginnt seine Reise zu dem liebenden Vaterherz Gottes. Sein Leben beginnt neu, mit der Zeit heilen seine inneren Verletzungen, und er beginnt seine Gaben einzusetzen, um anderen zu dienen.

Dieser Lebensbericht ist spannend erzählt und gibt gut die Gefühle eines einsamen jungen Mannes auf der Flucht wieder. Todesangst, Hunger, Durst, Ausweglosigkeit – all das beschreibt Pappy so gut, dass man als Leser während der gesamten Reise mitfiebert und unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Im letzten Drittel beschreibt der Autor, wie er eine christliche Lebensgemeinschaft kennenlernt. Zuerst willigt er ein dort zu leben, weil er verzweifelt Nahrung und einen Dach über den Kopf braucht. Aber als seine wichtigsten Bedürfnisse gestillt sind, nimmt er wahr, wie besonders die Gemeinschaft in seinem neuen Zuhause ist. Er kann nur staunen über die gelebte Liebe, die er hier miterlebt. Pappy schreibt, „Mich überkam eine unbändige Freude. Ich strahlte übers ganze Gesicht. Zum ersten Mal, seit ich von zu Hause weggegangen war, fühlte ich mich frei. In dieser Gemeinschaft zu sein bewegte nicht nur meinen Körper. Auch in mir veränderte sich allmählich etwas, das ich nicht in Worte fassen konnte.“ Das zu lesen ist berührend und fordert Christen heraus tatsächlich so zu leben, dass andere diese Liebe spüren können.

Fazit: Eine Lebensgeschichte, die den Leser in seinen Bann zieht. Authentisch, emotional und sehr berührend. Dieses Buch ist sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.11.2022
Live No Lies
Comer, John Mark

Live No Lies


sehr gut

Was ist Wahrheit? Auf jeden Fall nicht das, was uns die Medien tagtäglich präsentieren! So viele Informationen werden uns andauernd schmackhaft dargeboten. Und letztlich wollen wir ja manche Lügen glauben, versprechen sie doch unsere innere Sehnsucht zu stillen.

In diesem Buch bezeichnet Pastor John Mark Comer unser Leben als Kampf, und er benennt drei Feinde von Menschen, die Jesus nachfolgen wollen; den Teufel, das Fleisch und die Welt. Das klingt altmodisch und fromm, und diese drei Gegner haben tatsächlich eine lange Geschichte, sind sie doch sowohl in der Bibel als in Texten von alten Kirchenvätern zu finden. Doch Comer zeigt, dass diese Feinde auch in unserer gegenwärtigen Welt eine große Rolle spielen.

Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt. Im ersten Teil untersucht Comer, was die Bibel über den Teufel sagt. Er spricht von seinen Strategien und schlägt eine Taktik vor, um siegreich gegen seine Angriffe vorzugehen. Im zweiten Teil geht es um unsere Leidenschaften. Der Autor zeigt, dass wir uns durch Lügen verführen lassen, wenn diese Lügen die Erfüllung unserer Wünsche versprechen. Wir sehnen uns nach etwas, das unsere innere Leere wegnimmt, suchen aber an der falschen Stelle. Im dritten Teil geht es um unsere Kultur, und wie sie uns prägt. In einem Anhang gibt Comer Anregungen, um Lügen im eigenen Leben aufzudecken. Dazu zeigt er Wege auf, diesen Lügen Wahrheit entgegenzusetzen.

Die Gestaltung dieses Buchs ist sehr schön, und ein nützliches Plus ist das Lesebändchen. Der Inhalt ist hilfreich und herausfordernd. Die Überlegungen Comers dienen als Augenöffner, denn wir leben in einer Blase, besser gesagt, einer Filterblase. Wir sind durch die Medien so sehr von Gedanken umgeben, die dem Reich Gottes widersprechen, dass wir sie kaum noch als solche wahrnehmen.

Die vorgeschlagenen Taktiken, um in der Wahrheit zu leben, sind wertvoll und herausfordernd. Der Autor berichtet dabei offen von seinen eigenen Schwierigkeiten, was dem Geschriebenen wert verleiht. Allerdings kann es deutsche Leser etwas irritieren, dass sich mehrere Beispiele auf amerikanische Verhältnisse beziehen. An manchen Stellen scheint auch der Autor sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Doch trotz dieser geringen Mängel steckt in diesem Buch sehr viel Weisheit, das gerade in der heutigen Zeit dringend benötigt wird. Der große Vorzug dieses Buchs ist, dass der Autor nicht bei der Beschreibung des Problems bleibt, sondern, dass er konkrete, praktische Schritte aufzeigt, um einen neuen Weg einzuschlagen.

Fazit: Ein wertvolles Buch, das zur Heiligung aufruft, indem es Lügen aufzeigt, die uns von dem bestmöglichen Leben, das Gott uns bieten will, weglocken wollen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 13.11.2022
Anatomie eines Wunders
Glaeser, Marianne

Anatomie eines Wunders


sehr gut

Marianne und ihre Familie leben schon seit Jahren in Afrika, als sie im Rahmen ihrer Arbeit als Therapeutin zwei außergewöhnliche Menschen kennenlernt. Beide wurden unsagbar gequält und sind selbst jetzt nicht in Sicherheit. Verfolgt werden sie deshalb, weil sie sich für andere Menschen eingesetzt haben.

Marianne nimmt das Schicksal dieser beiden Menschen sehr mit. Mit Kräften setzt sie sich für sie ein und versucht diesen übergangenen Geflüchteten Gehör zu verschaffen. Ihr Umgang mit ihnen berührt sie auf eine unerwartet persönliche Weise. Sie begreift nicht, wie diese Menschen an Gott festhalten können, der sie anscheinend in Stich gelassen hat. Selbst ist sie katholisch aufgewachsen und muss feststellen, dass der Glaube ihrer Kindheit nicht mehr zu ihr passt. Sie ringt darum zu verstehen, wie diese bedrängten Menschen an einen guten und allmächtigen Gott glauben können, obwohl er zulässt, dass sie leiden.

In diesem Buch geht es nicht nur um die Situation der Flüchtenden, die Marianne betreut. Es ist gleichzeitig eine Geschichte darüber, wie es einer österreichischen Familie in ihrer neuen afrikanischen Heimat geht, und außerdem ein Mit-Hineinnehmen in die Überlegungen einer Therapeutin, die so gut wie möglich sowohl für ihre Patienten als auch für ihre Familie da sein will.

Die Beschreibung dieses Buchs könnte vermuten lassen, dass es bei dieser Geschichte vor allem um Flüchtlinge und Korruption geht, doch mindestens genauso viel Raum nehmen die Erfahrungen der Autorin als Therapeutin ein. Immer wieder geht es um einen therapeutischen Ansatz der Autorin, das Lebenshaus.

Der Leser erfährt Interessantes und Hilfreiches über den Umgang mit Schwierigkeiten und Emotionen, über das Gebet, und über die afrikanische Kultur. Gut und herausfordernd bei dieser Geschichte ist die Überlegung, dass jeder Teil einer Wunderkette sein kann, wenn er seinem Gewissen folgt.

Fazit: Nicht nur eine Geschichte über Flüchtlinge, sondern auch die Erzählung einer persönlichen Reise hin zum Glauben, durch das Erleben von Gottes Eingreifen bei leidenden Menschen. Empfehlenswert für Menschen, die sich für menschliche Schicksale und für den Glauben interessieren.

Bewertung vom 10.11.2022
Ein Zuhause in Afrika
Joubert, Irma

Ein Zuhause in Afrika


ausgezeichnet

Der kleine Charles wächst zwar behütet aber mit wenig Liebe in London auf. Als die Lage in der Stadt immer bedrohlicher wird, schickt sein Vater ihn zu seiner Großtante nach Schottland. Das ist für den 6jährigen Jungen zuerst einmal schrecklich. Die Verwandte ist sehr alt, er versteht die Sprache nicht, und in der Schule hat er große Schwierigkeiten. Doch er lebt sich schnell ein und genießt dann das Leben auf dem Land. Schon bald hängt er mit ganzem Herzen an seine liebevolle Großtante. Sie hat stets ein ermutigendes Wort für ihn. Bei ihr fühlt er sich geborgen.

Der adlige Deutsche Oswald ist überzeugt, dass sein Volk die Welt erobern wird, und er ist gewiss, dass er als Offizier zu diesem großen Erfolg beitragen wird. Damit wird er auch endlich seinem Vater beweisen, dass er etwas taugt. Doch dann geschieht das Unglaubliche: Stalingrad. Und danach verzweifelte Jahre der Kriegsgefangenschaft.

Charles und Oswald haben viel gemeinsam, trotz dem Altersunterschied und der Tatsache, dass sie im Krieg auf verschiedenen Seiten stehen. Beide verlieren im Krieg fast alle Familienangehörige, beide verlassen Europa und finden auf dem afrikanischen Kontinent ein neues Zuhause, beide lieben die Landwirtschaft, und beide sehnen sich nach Liebe und Geborgenheit.

Dieser ruhige Familienroman zeichnet den Weg dieser zwei jungen Männer nach. Als in der zweiten Hälfte des Buchs von ihrem neuen Leben in Südafrika berichtet wird, tauchen liebgewordene Figuren aus anderen Romanen der Autoren auf. Doch obwohl dieses Buch das dritte Teil einer Trilogie ist, steht die Geschichte für sich allein da.

Dieses Buch ist ein Buch, in dem man sich verlieren, sich als Teil dieser zusammengeflickten südafrikanischen Familie fühlen kann. Wichtige Themen sind Familie und Zusammenhalt, Geborgenheit und Krieg. Es wird deutlich, wie sinnlos und zerstörerisch Krieg ist. Auch wenn Oswald in seinem Kriegseifer zu Beginn der Geschichte unsympathisch ist, ist es interessant durch Charles und Oswald die beiden Seiten des Kriegs in einer Geschichte nebeneinander zu sehen; Opfer und Befürworter des Kriegs, oder Opfer der Streitereien und Opfer der Ideologie. Das Tragische am Krieg drückt ein Lehrer von Charles so aus, „Wenn ich im letzten Weltkrieg eins gelernt habe, dann ist das, dass sich jeder nach dem Frieden sehnt, aber keiner den Krieg verlieren will.“

Fazit: Ein gefühlvoller und ruhiger historischer Roman, der den Weg einzelner heimatlosen Menschen nachgeht und zeigt, wie sie füreinander Familie werden. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die gern historische Familiengeschichten lesen.

Bewertung vom 10.11.2022
Meine drei Leben
Grabe, Christiane

Meine drei Leben


sehr gut

1959 kommt Christiane Grabe als Wunschkind zur Welt. Doch obwohl ihre Eltern nach der Geburt ihres älteren Bruders eigentlich noch Nachwuchs wollten, wächst Christiane in einem lieblosen Elternhaus auf. Vielleicht liegt das an den Spuren, die der Zweite Weltkrieg im Leben ihrer Eltern gelassen hat. Auf jeden Fall sucht die Autorin schon früh bei anderen Menschen die Geborgenheit, die ihr fehlt.

Das ist wohl auch der Grund, warum sie schon mit fünfzehn Jahren unverhofft schwanger ist. Sie selbst hat wenig Entscheidungsfreiheit, ihre Mutter kümmert sich darum, dass das Kind abgetrieben wird. Die Beziehung zu ihrem Freund zerbricht bald danach. Erneut ist Christiane orientierungslos und nun auch todunglücklich und voller Schuldgefühle.

Während ihrer Ausbildung als Augenoptikerin geht es aufwärts. Hier hört sie von Kollegen, dass es Gott gibt, und dass er Anteil an unserem Leben nimmt. Nun setzt sie sich mit allen Weltreligionen auseinander und kommt zu dem Ergebnis, dass nur das Christentum Sinn macht. Schließlich lässt sie sich auf ein Leben mit Gott ein. Das bringt Freude und Hoffnung in ihr Leben.

Als nach einem schweren Unfall klar ist, dass sie unmöglich überleben kann, beten ihre Freunde eindringlich für sie. Und dann geschieht das Wunder!

Diese kurze Autobiografie ist schnell gelesen, denn die Erlebnisse von Christiane sind gutgeschrieben und spannend. Über die Zeit nach ihrem Unfall berichtet ihr Mann, da sie selbst keine Erinnerung daran hat.

Die Schilderungen beschränken sich auf die wichtigsten Ereignisse in ihrem Leben. So geht es vor allem um ihre Kindheit und Jugendjahre, ihre Ausbildung und das Wunder nach ihrem Unfall. Ihre Hinwendung zum christlichen Glauben wird ausführlicher beschrieben und könnte eine Hilfe sein für Menschen, die auf der Suche nach Gott sind. Positiv ist, dass sie offen sagt, dass sie nicht alle Antworten weiß, zum Beispiel auf die Frage, warum es Leid gibt. Sie erklärt, dass Gott nicht Gott wäre, wenn wir ihn vollkommen verstehen könnten, und das genügt ihr als Antwort.

Fazit: Ein ermutigender Bericht über die Hinwendung einer jungen Frau zum Glauben und über Gottes Wirken in ihrem Leben. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die gern Glaubenszeugnisse lesen.

Bewertung vom 02.11.2022
Adam
Nouwen, Henri J. M.

Adam


ausgezeichnet

Henri Nouwen ist auch heute, lange nach seinem Tod, als bedeutender geistlicher Schriftsteller bekannt. Seine Hauptthemen sind Liebe und Barmherzigkeit. Und er weiß, wovon er spricht, denn der holländische Priester und Psychologe war selbst ein Dienender. Mit 53 Jahren verließ er eine angesehene Stelle als Dozent in Harvard, um sich einer Arche-Gruppe in Kanada anzuschließen, einer Lebensgemeinschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben.

Das ist eine große Umstellung für den verkopften Professor. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger wird ihm nämlich ein junger Mann zugeteilt, den er zwei Stunden am Tag versorgen soll. Adam spricht nicht, er kann nicht selbstständig essen, laufen oder sich anziehen. Der unbeholfene Intellektuelle fühlt sich vollkommen überfordert. Er hat Angst Adam zu verletzen oder etwas falsch zu machen. Angespannt beginnt er mit der Arbeit; zum Glück gibt es viele Menschen in der Lebensgemeinschaft, die ihm bei der Pflege mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Es vergehen Monate bis Nouwen sich an seine neue Aufgabe gewöhnt. Doch schließlich merkt er, dass diese zwei Stunden der Pflege zur wichtigsten Zeit seines Tages geworden sind. Andächtig versorgt er Adam, dabei wird ihm immer mehr klar, dass er bei dieser Aufgabe selbst den größten Gewinn hat. Denn er erkennt in dem hilflosen Adam Jesus. Das ruhige Wesen dieses eingeschränkten Mannes verändert auf tiefgreifende Weise das Leben Nouwens und vieler anderen.

Nouwens Wunsch eine leicht verständliche Erklärung zum Glaubensbekenntnis zu schreiben nimmt mit dem Tod Adams Gestalt an. Er sieht im Leben und Sterben seines Freundes ein Bild für unseren Glauben an Christus. So vergleicht er in diesem Buch die einzelnen Stationen im Leben von Adam mit dem Leben von Jesus. Denn, „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Diese wunderschöne Liebesgeschichte zeigt, wie Nouwen von seinem stummen Lehrer Adam lernt, was es heißt von Gott geliebt zu sein. Adam kann nach menschlichen Maßstäben nichts bieten, er ist sogar in den Augen vieler eine Last. Und doch drückt sein Leben die befreiende Botschaft aus, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, und darum wertvoll. Nouwen macht in diesem Buch sehr deutlich, wie wichtig es ist von den Schwächsten in unserer Gesellschaft zu lernen, und wie lebensverändernd der Umgang mit ihnen sein kann.

Als evangelikale Christin sind mir manche Gedanken dieses katholischen Priesters fremd, doch das kann ich als andere Glaubenserfahrung stehen lassen und mich von den Gedanken herausfordern lassen, die in meiner Denkweise zu kurz kommen – das Wertschätzen von jedem Menschen, unabhängig von Stellung, Nationalität, Aussehen, Status, Intelligenz oder sonstigen Merkmalen, die uns oft so wichtig sind. Dieses Buch stellt mich in Frage: Nehme ich die Worte Jesu wirklich ernst, dass ich im Dienst am Geringen in Wirklichkeit ihm diene? Bin ich bereit meine übernommenen Einstellungen darüber, was einen Menschen wertvoll macht, zu überdenken?

Fazit: Die berührende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft: Ein gelehrter Professor lernt Entscheidendes über Jesus von einem Mann mit starken Einschränkungen. Sehr empfehlenswert!

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