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Ritja
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Deutschland
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Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 761 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


gut

Nicolas Mathieu hat einen wunderbaren Schreibstil. Gerade im ersten Drittel des Buches findet man immer wieder Zeilen, die sehr genau den Nerv treffen und mitfühlen lassen.

Doch der Schreibstil allein macht leider kein spannende, interessante und mitziehende Geschichte. Hélènes innere Unruhe und Zerrissenheit, ihre Wut und ihre Sehnsucht werden richtig gut beschrieben, aber teilweise leider auch sehr langatmig und zäh. Der Wechsel zwischem dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit war zwar durchaus interessant, um die Beziehungen besser verstehen zu können, aber ich verlor im Laufe des Lesens zwischendurch immer mal wieder die Lust an der Geschichte. Ich hatte des Öfteren das Gefühl auf der Stelle zu treten und mich nach dem Sinn der Geschichte zu fragen.

Die Charaktere sind mir nicht so richtig nah gekommen. Ich konnte für keinen der Charakter wirklich Symphatie empfinden und hatte dadurch auch immer eine Distanz zu der Geschichte.

Aufgrund des wunderbaren Schreibstils würde ich wahrscheinlich noch einmal ein Buch von Nicolas Mathieu lesen. Immer in der Hoffnung, dass die Geschichte dann besser zu mir passt.

Bewertung vom 26.10.2022
In 80 Büchern um die Welt

In 80 Büchern um die Welt


ausgezeichnet

Das ist kein Buch, welches man lesen sollte, wenn der SUB-Abbau ansteht. Man sollte es auf keinen Fall lesen, wenn man keinen neuen Input möchte oder Wissenswertes über Büchern erfahren will.

Alle anderen Lesenden und Buchliebenden können und sollen gern zugreifen und abtauchen. Es geht in diesem Buch um Reisen. Aber es geht nicht um Reisebücher und Traveltipps, sondern um literarische Werke, die eine Reise beinhalten, die zu realen Orten führen. Man steigt in eine Art Zeitmaschine und reist von um 750 v. Chr. bis ins Jahr 2021. Um den Leser nicht zu verwirren, findet die Reise durch die Werke und über die Kontinente chronologisch statt.

Zu jedem Werk werden Fakten, Daten und Besonderheiten erzählt. Die Handlungen werden kurz angerissen und zudem wird oft auf die politische und wirtschaftliche Lage, in der die Handlungen spielen bzw. die Autor:innen diese Geschichten geschrieben haben, näher eingegangen. Auch problematische Formulierungen, Ansichten und Bilder werden aufgezeigt und erklärt. Zu allen Büchern werden die Originalcover, Holzschnitte, Kunstwerke, Karikaturen, Portraits der Autor:innen und andere unterstützende Bilder gezeigt.

Ich fand die Mischung aus Literatur, Politik, Reisen und Geschichte sehr gelungen. Durch die vielen Zusatzinformationen wurde manche (Wissens-)Lücke geschlossen, kleine Missverständnisse beseitigt und die Neugier auf die (noch unbekannten) Bücher geweckt. Einige Bücher hatte ich schon gelesen, von anderen Büchern hatte ich nur etwas gehört und einige Bücher kannte ich überhaupt nicht, was dazu führte, dass ich nun wieder ein paar Bücher mehr auf meinem Wunschzettel habe.

Für mich ist es ein Buch, welches man immer wieder zur Hand nehmen kann und man entdeckt stets etwas Neues. Die liebevolle Gestaltung des Buches zeigt, dass auch die Autor:innen viel Spaß an der Umsetzung der Idee hatten. Wem die 80 Bücher nicht reichen, der kann sich auf den letzten Seiten noch weitere Tipps zum Weiterlesen und noch mehr Informationen über die Autor:innen holen.

Für mich ist es ein Lesehighlight für das Jahr 2022.

Bewertung vom 23.10.2022
Alte Sorten
Arenz, Ewald

Alte Sorten


sehr gut

Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.

Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte gezeigt, dass man nicht ständig reden und analysieren muss. Manchmal reicht es zu schweigen und die Stille auch auszuhalten. Manchmal reicht es einfach nur in der Nähe zu sein, keine Erklärungen zu verlangen und den anderen Menschen atmen zu lassen.

Der Autor hat zwei starke und innerlich sehr zerrissene Frauen erschaffen. Beide haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Ganz langsam und immer nur in kleinen Stücken erfährt der Lesende, was passiert ist. Schicht um Schicht wird offengelegt, was die Frauen erlebt haben und wie sie bisher damit umgegangen sind. Man wird hinein- und mitgezogen. Der große Knall, der indirekt angekündigt wurde, fehlte mir etwas. Für mich war das Ende nicht so ganz stimmig, aber trotzdem ein wunderbares und lesenswertes Buch.

Bewertung vom 19.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Wenn es kracht, dann richtig. Auch für Hanna Ahlander, die kurz vor Weihnachten einige Rückschläge einstecken muss. Um sich wieder zurecht zu finden, ihre Wunden zu lecken und einen Plan B zu entwickeln, zieht sie in das Ferienhaus der Schwester. In dem kleinen Skiort Åre verschwindet ein junges Mädchen. Hanna beteiligt sich bei der Suche und wird dabei ganz langsam in den Fall mit hineingezogen.

Viveca Sten hat bereits in ihrer ersten Krimi-Serie bewiesen, dass sie gute Geschichten erzählen kann. Sie verzichtet auf allzu blutrünstige und grausame Details und erzählt lieber in einer ruhigen und sehr bildlichen Art die Geschichte. Die Spannung wird durch die vielen Details, die wiederum Wendungen in der Geschichten auslösen, aufrechterhalten. Auch die verschiedenen Perspektiven und sehr realitätsnahen Begebenheiten sorgen dafür, dass der Lesenden schnell in die Geschichte eintauchen kann. Durch die vielen kleinen Kapitel kommt man zusätzlich noch in einen Lesesog, der mich so manche nächtliche Stunde Schlaf gekostet hat.

Mir hat der Start der neuen Serie gut gefallen. Es war ein gelungener Auftakt für Hanna Ahrlander und dem örtlichen Polizeiteam. Ich hoffe auf weitere gute Fälle und auf das ein oder andere dunkle Geheimnis, welches die Charaktere bisher noch versteckt halten.

Bewertung vom 16.10.2022
Die Odyssee
Williams, Lara

Die Odyssee


weniger gut

Nach dem Lesen habe ich die Buchdeckel irritiert und ein wenig frustriert zugeklappt, denn mir ist bis zum Schluss nicht klar geworden, was die Autorin mir mit ihrer Geschichte erzählen will.

Das Positive an diesem Buch kommt zuerst. Der Schreibstil war sehr gut und gut zu lesen. Der Inhalt war jedoch teilweise nicht nachvollziehbar, verstörend und nicht greifbar.

Für mich war das Kreuzfahrtschiff eine auf dem Meer schippernde Sekte, die ihre Mitglieder:innen ausnutzt und erniedrigt. Manche Vorgänge auf dem Schiff sind einfach nur unterirdisch und man kann nur hoffen, dass die Geschehnisse sehr weit weg von Realität sind. Auch das Verhalten der Crewmitglieder untereinander war für mich irritierend. Ingrid spielte mit ihren zwei Freunden das Spiel „Mutter-Vater-Kind“. Im Kindesalter sicherlich ein bekanntes Spiel im Erwachsenenalter eher etwas schwierig. Auch das Förderprogramm vom Schiffskapitän war sehr fragwürdig und ohne ersichtlichen Mehrwert für die teilnehmende Person. Die Amputation von Gliedmaßen kann für mich keine Selbstoptimierung darstellen. Dass Ingrid viele Päckchen mit sich herumschleppt und fast daran zerbricht, wird schnell klar. Wie die Autorin die Themen bearbeitet bzw. gehandhabt hat, fand ich schwierig und leider auch nicht gelungen.

Bewertung vom 09.10.2022
Todesrache / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.7 (1 MP3-CD)
Gruber, Andreas

Todesrache / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.7 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Maarten S. Sneijder is back.
In voller Pracht und Arroganz.
Welch Glück.

Nachdem der sechste Fall mich etwas enttäuscht hatte, zieht Andreas Gruber in seinem siebten Sneijder-Fall alle Register.

Sneijder steht nach dem letzten Fall fast allein da. Sein Team wurde beim letzten Einsatz ausgelöscht. Bis er einen Anruf erhält und an der Stimme sein "Eichkätzchen" erkennt. Sofort setzt er alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden. Parallel wird ein ehemaliger Richter mit seiner Frau entführt. Aber nicht nur sie, sondern auch die Tochter von dem Kripoermittler Walter Pulaski.

Beide Fälle sind verworren, nicht durchschaubar und doch beeinflussen sie sich. Sneijder stellt sich ein neues Team zusammen, welches wieder unter anderem einen starken eigenwilligen Charakter enthält. Zusammen mit Pulaski ermitteln sie in Sachsen und kommen den Täter:innen immer näher.

Der Anfang ist etwas verwirrend, da Andreas Gruber immer in der Zeit zurückspringt und zusätzlich noch die verschiedenen Jahre (1989,1995,1999,2005,2010,2015) im Osten näher beleuchtet. Was geschah in den Jahren im Osten? Welche alten Seilschaften gibt es noch und welchen Einfluss haben sie nach dem Fall der Mauer noch?

Wenn man sich die Zeit nehmen kann, sollte man möglichst lange Abschnitte anhören, um schnell in die Geschichte hinzukommen. Auch diesmal wird das Buch hervorragend von Achim Buch, dessen Stimme ich ewig zuhören könnte, gelesen. Durch ihn werden die Charaktere lebendig und zum Greifen nah, so dass man in manchen Situationen Gänsehaut bekommt. Dank des Epilogs kann man sich schon auf den nächsten Fall freuen, denn natürlich gibt es offene Punkte, die noch geklärt werden müssen.

Für alle Maarten S. Sneijder Fans macht euch einen Vanille-Tee und genießt die Show.

Bewertung vom 07.10.2022
Die Spur der Mädchen / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.1
Strobel, Arno

Die Spur der Mädchen / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.1


ausgezeichnet

Kurze Triggerwarnung: Im Buch wird der sexuelle Missbrauch von Kindern thematisiert.

Der Thriller ist hart, nah an der Realität und grausam. Ich musste ein paar Mal schlucken und tief durchatmen als bestimmte Gewaltszenen beschrieben wurden. Immer wieder tauchte bei mir die Frage auf: "Wie schaffen es die Ermittler:innen diese Bilder und das Leid zu verarbeiten?"

Auch Max Bischoff und die ermittelnden Beamt:innen werden an ihre Grenzen gebracht. Wem kann man glauben? Wer lügt und warum? Es werden im Laufe der Ermittlungen immer mehr Details ans Tageslicht gebracht. Keine schönen Informationen, sondern Grausamkeiten, die das Bild, welches man im Kopf sich zurecht gebastelt hatte, noch einmal durcheinander wirbelt.

Der Autor fesselt und bindet den Lesenden an die Geschichte. Obwohl das Thema sehr schwer ist, will man dranbleiben und wissen, wer der Täter oder die Täterin war. Die Charaktere sind gelungen und auch glaubhaft. Der sehr gute Schreibstil sorgt dafür, dass man direkt in der Geschichte ankommt und mitgezogen wird.

Mein erstes Buch von Arno Strobel, aber definitiv nicht mein letztes Buch von ihm.

Bewertung vom 07.10.2022
Die geheimen Gärten von Wien
Gayl, Georg Frhr. von

Die geheimen Gärten von Wien


gut

Ich reise sehr gern nach Wien und entdecke dort die einzelnen Bezirke. Mit dem Buch hatte ich gehofft, Anregungen für die nächste Reise nach Wien zu bekommen. Das Buch zeigt in mehreren Kapiteln die Gärten von Wien.

Neben den romantischen Gärten, repräsentativen Gärten und Stadtgärten werden auch die klassischen Gärten und die Dachgärten gezeigt. Gerade die kleinen privaten Hinterhöfe und Dachgärten sind am schönsten und strahlen pure Individualität aus. Nichts ist perfekt, sondern ganz eigen und einzigartig. Diese Gärten haben mir am besten in diesem Buch gefallen. Leider kann man sie nicht besuchen, da sie privat sind.

Was mir an diesem Bildband bzw. Buch nicht so richtig gefallen hat, war die Aufmachung. Sie erinnerte mich an die Bildbände aus den 90iger Jahren. Das Design und der Aufbau der Bilder wirken leider wenig ansprechend und altmodisch.

Trotzdem haben mir einige der vorgstellten Gärten gut gefallen. Fantastisch fand ich den Gemeinschaftsgarten in Penzing. Gut gefallen hat mir auch der Dschungel am Stephansdom. Interessant fand ich die Texte zu den Gärten. In diesen erfährt man, warum der Garten so gestaltet wurde, welche Pflanzen man darin finden kann und was die Motivation für die Art der Gestaltung war. Je wilder und freier der Garten war, umso mehr hat mir der Garten gefallen. Die Liebe zum Garten und den Pflanzen kann man jedoch in jedem Garten wiederfinden.

Bewertung vom 26.09.2022
Stille blutet
Poznanski, Ursula

Stille blutet


gut

Der Klappentext war vielversprechend. Eine Moderatorin kündigt ihren eigenen Tod an und stirbt tatsächlich kurz darauf. Und schon geht im Netz der Irrsinn los. Mittendrin versuchen Fina und ihr Kollege den Mörder zu finden und den Überblick zu behalten.

Der Anfang war gut gelungen. Spannend und interessant, doch je weiter die Geschichte, die leider kein Thriller war, voranschritt, desto langsamer und langatmiger wurde es. Die Charaktere waren teilweise sehr klischeebehaftet und nach dem bekannten Strickmuster aufgebaut. Junge Polizistin, die sich gegen den skeptischen Kollegen durchsetzen muss. Die Macken der Ermittelnden sind auch nicht neu und spannend. Die Fehler, die Tibor macht, sind leider vorhersehbar und teilweise auch nicht nachvollziehbar.

Ich mochte den Schreibstil der Autorin und blieb deshalb auch dran. Begeistert hat mich das Buch leider nicht so richtig, obwohl am Ende die Geschichte wieder an Fahrt aufgenommen hatte und sich dadurch auch wieder etwas mehr Spannung aufbauen konnte.

Schade, ich war bisher von Ursula Posnanskis Bücher begeistert gewesen.

Bewertung vom 11.09.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Das Buch habe ich von einer Freundin empfohlen bekommen. Ich war anfangs wirklich skeptisch, ob ich mit dieser Frauengeschichte warm werden würde. Doch die Autorin hatte mich bereits nach wenigen Seiten an ihre Geschichte gefesselt und so bin ich mit ihr und Lakshmi durch Indien in den 50iger Jahren gereist.

Ich fand, dass die 50iger Jahre weniger von Bedeutung waren, denn vieles ist noch heute so, wie die Autorin es beschreibt. Das Kastensystem ist bis heute vorhanden, wenn auch nicht mehr so dominant wie in den 50iger Jahren, die arrangierten Ehen und der enorme gesellschaftliche Druck auf die Frauen sind ebenfalls noch vorhanden.

Die Autorin erzählt von einer starken jungen Frau, die sich durch Flucht aus der Ehehölle befreit hat. Sie muss hart und sehr viel arbeiten, einige Demütigungen aushalten und ihren Stolz oft zurückstellen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Sie schafft es und wird in ihrem Kundinnenkreis geachtet und wertgeschätzt. Auch ihre Kenntnisse in der Kräuterheilkunde werden sehr geschätzt. Jedoch sind diese nicht öffentlich und werden nur unter der Hand bestellt und gekauft.

Durch Lakshmi erhält der Lesende einen kleinen Einblick in die Traditionen und Rituale indischer Familien. Man erfährt, wer was darf, wer zurückstecken muss, wessen Meinung über den anderer Menschen steht. Aber man erfährt auch viel über die Hennakunst, die indischen Leckereien und über die Kräuterheilkunde. Die Autorin hat mit Lakshmi einen starken Charakter erschaffen. Mit Malik hat sie einen treuen Freund und Helfer an ihrer Seite. Dessen Klugheit und Charme (obwohl erst ca. 8 Jahre, er weiß es selbst nicht) mich manchmal amüsiert und überrascht hat, aber er passte gut in diese Geschichte. Radha hingegen bringt ihre ganze Arbeit und ihren Ruf ins Wanken. Diesen Charakter empfand ich als schwierig und wenig sympathisch. Ich habe manchmal mit der Figur gehadert und mich gefragt, warum sie Lakshmi so in den Rücken fällt. Jedoch darf man die Zeit, die Naivität und die Vergangenheit von Radha nicht aus den Augen verlieren.

Insgesamt war es eine leicht zu lesende, spannende und unterhaltsame Geschichte, die mich nach Indien mit den vielen Ritualen, Traditionen und Regeln gebracht hat.