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Benutzername: 
Gela
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Niedersachsen
Über mich: 
Ob Krimi, Belletristik, Biografie oder Dokumentation. Ich mag Bücher und reise gerne mit ihnen in andere Welten.
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2017
Geheimzutat Liebe / Taste of Love Bd.1
Anderson, Poppy J.

Geheimzutat Liebe / Taste of Love Bd.1


sehr gut

Mit seinem Bostoner Restaurant hat der smarte Koch Andrew Knight großen Erfolg, doch daran erfreuen kann er sich nicht. Er fühlt sich leer und ohne Elan. Ungeplant nimmt er sich vom Alltag frei und landet nach einem Autoschaden an seinem SUV in einem kleinen Küstenort in Maine. Brooke Day vermittelt ihm ein Gästezimmer über ihrem Restaurant, obwohl sie den angeberischen Städter eigentlich nicht leiden kann. Nicht nur die Kochkünste von Brooke können Andrew begeistern. Nur leider macht es ihm diese schlagfertige Frau nicht leicht.

Der Auftakt der kulinarischen Liebesroman-Serie "Taste of Love" beginnt frisch und unterhaltsam. Poppy J. Anderson bleibt ihrem schwungvollen Schreibstil treu, sodass man mit dem Lesen nicht mehr aufhören mag. Ein Rahmen aus Neuenglands kulinarischen Köstlichkeiten, die die beiden Hauptprotagonisten kochen, umfasst die Handlung und lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Autorin hat folgendes Rezept verwendet:

• Zwei Herzen voller Liebe
• Ein Berg voller Missverständnisse
• Buchseiten voller Charme und Elan
• Eine Prise Mitgefühl
• Jede Menge kulinarischer Köstlichkeiten

vermischt mit zwei wunderbar unterhaltsamen Charakteren ♂+♀, die frech und charmant miteinander verrührt werden.

Der "Kampf" zwischen Andrew und Brooke ist einfach erfrischend und temporeich geschrieben. Man sieht förmlich die Funken sprühen. Zwar ist es nicht überraschend, dass die beiden sich finden werden, aber der Weg dorthin macht Spaß.

Am Ende hätte ich gern etwas mehr Zeit zum Eintauchen in die Handlung erhalten, die Szenen überholen sich fast, bis es zum gelungenen Finale kommt.

Andrew und Brooke muss man einfach mögen. Ein toller Gute-Laune-Liebes-Roman, der Lust auf mehr Lesestoff und neugierig auf weitere Kochrezepte macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2016
Das Heulen der Wölfe / Animox Bd.1
Carter, Aimée

Das Heulen der Wölfe / Animox Bd.1


ausgezeichnet

Als Außenseiter, der mit Tieren spricht, hat es der 12-jährige Simon in New York eigentlich schon schwer genug. Doch als ihn ein alter Adler vor Gefahr warnt und eine Ratteninvasion Jagd auf ihn macht, beginnt ein spektakuläres Abenteuer für den Jungen. Auf der Flucht verlieren sich Onkel, Mutter und Simon aus den Augen und es bleibt keine Zeit für Erklärungen. Um so überraschter ist Simon, als er erfährt, dass er ein Animox ist, ein Mensch, der sich in ein Tier verwandeln kann.

Aimée Carter hat eine Kinderbuch-Reihe für die Lesegruppe ab 10 Jahren geschrieben. Um so überraschter war ich, als ich meinem Sohn zuliebe, das Buch las und nicht mehr aufhören konnte. Eigentlich sage ich nichts zu Covern. Doch hier muss ich eine Ausnahme machen. Der Wolf zieht einen magisch und und haptisch ist es ein Erlebnis, das Cover zu streicheln. Sehr gelungen.
Magisch, spannend und fesselnd geht es in der Welt der Animox zu. Eigentlich gehören alle Tierreiche zusammen: die Säuger, Reptilien, Insekten, Vögel und Wassertiere. Doch ein alter Kampf zwischen Gut und Böse hat sie entzweit.

Simon ahnte von all dem nichts, denn seine Mutter hat ihn bewusst fern der Animox bei seinem Onkel aufwachsen lassen. Zusammen mit Simon entdeckt der Leser die Welt der Gestaltwandler mitten in New York. Ein wenig erinnert die Szenerie an Harry Potter auf tierische Art. Es gibt eine Schule, die die zukünftigen Herrscher der Tierreiche auf ihre Rolle vorbereitet. Gespannt verfolgt man Kämpfe, in denen sich Jungen und Mädchen in ihren Tierrollen messen. Die Charaktere sind lebendig und bildhaft beschrieben, bergen aber auch Geheimnisse, die erst am Ende offenbart werden.

Plötzlich hat Simon eine große Familie, deren Mitglieder nicht alle von seinem Erscheinen begeistert sind. Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, wer auf Simons Seite steht. Das Geheimnis seiner Familie wird erst nach und nach gelüftet und nur durch Hilfe neuer Freunde findet Simon seinen Weg. Man fiebert mit ihm mit und bangt ein ums andere Mal, ob er der Gefahr die ihm droht, entkommen kann.

Bis zum Ende bleibt es spannend und abwechslungsreich. Denn erst der letzte Satz birgt eine der größten Überraschungen.

Ein gelungener Auftakt für eine magische Kinderbuch-Reihe, die sicherlich viele Leser in ihren Bann ziehen wird. Unsere Familie wartet schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 05.10.2016
Das Geheimnis der Mittsommernacht
Kabus, Christine

Das Geheimnis der Mittsommernacht


gut

Auf dem Weg in ein neues Leben begleitet 1895 Clara Ordal ihren Ehemann in dessen norwegische Heimatstadt Røros. Durch ein Unglück ist Clara in der fremden Stadt allein auf sich gestellt und stößt als Katholikin überall auf Ablehnung. Nur ihr kleiner 6-jähriger Sohn Paul gibt ihr den Halt weiterzumachen. In Røros lebt Sofie, die Tochter des Bergwerksbesitzers Ivar Svartstein. Sie leidet unter dem harten Regiment, das ihr Vater nach dem Tod der Mutter führt. Eine heimliche Liebe zu einem adeligen Deutschen scheint ihr Ausweg zu sein.

Die Bücher von Christine Kabus erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, lassen Figuren lebendig werden und Landschaften und Orte bildlich hervortreten. Auch hier im Norwegen des 19. Jahrhunderts hat man gleich das Gefühl die kleine Bergwerksstadt Røros wahrhaftig zu betreten. Durch detaillierte Beschreibungen, wie z. B. der Kleidung der Protagonisten, kann man sich ein Bild machen.

Zwei Frauenschicksale werden in aufeinander zulaufenden Handlungssträngen betrachtet. Clara Ordal muss fern ihrer deutschen Heimat in Norwegen fast mittellos als Witwe einen Neuanfang wagen. Trotz Sprachschwierigkeiten findet sie eine Anstellung und die fehlende Unterstützung der Familie ihres Mannes ersetzt ihre sympathische Vermieterin.
Sofie Svartstein wächst wohlhabend und behütet auf. Durch den Tod ihrer Mutter muss sie sich der Realität stellen. Vater und ältere Schwester geben die strengen gesellschaftlichen Regeln vor, wie das zukünftige Leben der jungen Frau aussehen soll. Sofie wehrt sich dagegen und hadert mit ihrem Schicksal.

Politische Hintergrundinformationen, technische Beschreibungen wie Druckmaschinen und Bergwerksarbeit werden als Einschübe in die Handlung eingeflochten, wollen aber nicht immer zum leichten Schreibstil passen. Besonders die immer wiederkehrende Erwähnung der Arbeiterbewegung, die sich gegen die Übermacht des Bergwerksbesitzers auflehnt und langsam an Gewicht gewinnt war, für mich nicht genug in die Handlung eingebunden. Der Charakter Per hätte besser herausgearbeitet werden müssen. Das Anliegen der Autorin war aber dennoch spürbar.

Trotz eines Geheimnisses, das die Familien Ordal und Svartstein umgibt, konnte mich die Handlung nicht fesseln. Schon recht früh hatte ich das Gefühl die Schicksale der beiden jungen Frauen zu kennen. Man ahnt, in welche Richtung Sofies Rebellion sie bringt und auch Claras Schicksal ist nicht überraschend, als ein gutaussehender Mann auf der Bildfläche erscheint.

Nebencharaktere wie die Samin Siru, die als Hirtin in den Wäldern lebt oder der alte Knecht, der Clara hilfreich auf dem Hof zur Seite steht, wirken weitaus sympathischer als die Hauptprotagonistinnen.

Auch wenn am Ende der Spannungsbogen deutlich steigt und das Geheimnis der Mittsommernacht überraschend gelüftet wird, konnte mich die Autorin diesmal nicht wie gewohnt begeistern.

Für Fans von historischen Liebesromanen sicherlich ein Lesegenuss, mir fehlte Tiefgang.

Bewertung vom 08.04.2016
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Jules Moreau ist 11 Jahre alt, als seine Eltern tödlich verunglücken. Zusammen mit seinen beiden Geschwistern lebt er zukünftig in einem Internat, seiner Einsamkeit allein überlassen. Jules Lebensgeschichte zeigt, wie er versucht, das Schicksal zu überwinden und sich im Leben zurechtzufinden. Die Freundschaft mit Alva gibt ihm dabei Halt und zieht ihn gleichzeitig in ein Gefühlschaos.

Benedict Wells zeichnet gefühlvoll und unaufdringlich die Lebensgeschichte von Jules über einen Zeitraum von 35 Jahren. Jules ist der Erzähler seiner eigenen Geschichte. Anhand von Jahreszahlen, die den Kapiteln vorangestellt werden, kann man sich gut orientieren. Zeitsprünge im Buch lassen dem Leser Zeit, eigene Gedanken zur Handlung zu entwickeln. Metaphern, wie ein immer wiederkehrender Baum mit abgesägten Ästen, sind ein besonderes Stilmittel. Man spürt beim Lesen, dass es sich um echte Gefühle handelt und möchte sich ganze Passagen herausstreichen, weil sie so wirklich sind.

"Es war, als müsste ich für jdes Wort einen Spaten in einen gefrorenen Acker rammen."

Der Zusammenhalt der Geschwister ist ganz deutlich zu spüren. Obwohl Liz, Marty und Jules im gleichen Internat leben, haben sie keinerlei Berührungspunkte, leben in unterschiedlichen Welten, gehen getrennte Wege. Ihr Schicksal verbindet sie trotzdem über all die Jahre und auch im Erwachsenenalter treffen sie sich immer wieder, um einander beizustehen.

Ein zentrales Thema ist die Beziehung zwischen Jules und Alva. Eine leise Jugendfreundschaft, die geprägt durch Ängste und unausgesprochene Worte, sich nicht entfalten kann. Jules Verlustängste werden sehr deutlich herausgearbeitet. Er hat nie den Mut gehabt, sie für sich zu gewinnen, sondern nur Angst sie zu verlieren.

"Einmal musste sie beim Lesen lachen, und da fühlte ich mich wie auf einer nächtlichen Straße, auf der schlagartig alle Laternen angegangen waren."

"Ihre Bemerkung versank in mir wie ein Stein, den man in einen See fallen ließ".

Schicksalschläge, Abschiede, Begegnungen und bewegende Szenen, die teilweise fast schon poetisch geschildert werden, skizzieren das Leben von Jules.

Diese Geschichte benötigt Zeit, um Gedanken reflektieren zu können, begeistert mit einer wundervollen Stimmung und authentischen Schilderungen. Obwohl die Melancholie überwiegt, ist es ein sehr lebensbejahender Roman, der mich begeistert hat.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2015
Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2 (Restexemplar)
Löwenberg, Nele

Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2 (Restexemplar)


gut

Sheridan Grant befindet sich auf dem Weg nach New York, um als Sängerin durchzustarten. Doch bevor es dazu kommt, wird die 17-jährige wie eine Schwerverbrecherin von der Polizei zurück nach Nebraska gebracht. Ihr Bruder Esra hat in einem Amoklauf mehrere Familienmitglieder getötet und verletzt. Sheridan wird von der Presse und ihrer Stiefmutter Rachel Grant dafür verantwortlich gemacht. Als einziger Ausweg bleibt für sie nur die Flucht in ein anderes Leben.

Nele Löwenberg hat mit "Straße nach Nirgendwo" die Fortsetzung der Sheridan-Grant-Serie geschrieben. Den ersten Band "Sommer der Wahrheit" kenne ich nicht. Die Hinweise auf die Vorgeschichte werden gut erläutert, so dass man auch ohne Vorkenntnisse gut in die Handlung hineinkommt. Der Schreibstil ist einfach gehalten und dadurch flott zu lesen. Dank eines anhängenden Personenregisters läuft man trotz der vielen Namen auch nicht Gefahr, den Überblick zu verlieren.

Der Anfang des Romans wirkt eher wie ein Krimi. Erst nachdem sich die blutigen Wogen um das Attentat auf der Ranch gelegt haben, wird der Focus mehr auf Sheridan gelenkt. Neben diesem Handlungsstrang begleitet man den Polizisten Jordan Blystone, der sich mit der Aufklärung des Grant-Falles beschäftigt.

Die Zerrissenheit und das Gefühlschaos in dem Sheridan lebt, kommen gut zur Geltung. Aufgedeckte Geheimnisse um ihre Adoption und ihre Herkunft lassen erahnen, was dieses Mädchen durchgemacht haben muss. Dennoch gibt es für mich zu viele unglaubwürdige Momente im Buch. Scheinbar hat jeder Mensch, dem Sheridan begegnet und vertraut eine schwarze Seite. Dabei wirkt sie recht naiv und unerfahren, was ihrer bewegten und dramatischen Vorgeschichte widerspricht.

Ermittler Jordan Blystone wirkt sehr sympathisch, ruhig und überlegt. Ohne Vorurteile nähert er sich der Familie Grant. Über Jahre begleitet er den Fall und hilft dabei, das Familiengeheimnis aufzudecken. Dabei sind mir besonders die Nebendarsteller positiv aufgefallen. Viele Details lassen die Grants glaubwürdig erscheinen. Doch auch die Person Blystone erlebt eine Wandlung, die unwahrscheinlicher nicht sein kann. Mich konnte die Veränderung nicht überzeugen.

Das Ende wird bewusst auf eine Forsetzung hin aufgebaut. Man wünscht Sheridan in ihrem neuen Leben fern der Familie endlich Ruhe zu finden. Doch die Hinweise deuten daraufhin, dass ihr Glück wieder nicht von Dauer sein soll.

Dieser Roman wurde für mein Empfinden am Reißbrett entworfen.
Zutaten: Familienstreit, Geheimnisse, Liebe, Hass und eine Prise amerikanischer Pathos.

Fazit: Lese-Fastfood für ein verregnetes Wochenende.

Bewertung vom 21.10.2015
Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt
Weger, Nina Rosa

Trick 347 oder Der mutigste Junge der Welt


ausgezeichnet

Der elfjährigen Tom ist von dem plötzlichen Umzug nach Hannover gar nicht begeistert. Seine Mutter hat ein tolles Jobangebot in der Arktis angenommen und er soll in der Zwischenzeit bei seiner Oma wohnen. Zufällig findet er in einem Umzugskarton eine alte Zirkus-Eintrittskarte, die einen Hinweis auf seinen verstorbenen Vater enthält. Sollte etwa der berühmte Arthur Merlini, der einen Zirkus in der Stadt betreibt, sein Vater sein? Tom will es natürlich herausfinden und nimmt Akrobatikunterricht, um unauffällig Nachforschungen anzustellen.

Nina Weger hat ein wundervolles Kinderbuch geschrieben, dass auch Erwachsene nicht aus der Hand legen können. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 bis 12 Jahren. Die Autorin entführt den Leser in die magische Welt des Zirkuslebens. Dabei steht hier nicht der große glamouröse Wanderzirkus, sondern ein Aufenthaltsort für gestrandete Artisten, im Vordergrund. Die Mischung aus aufregenden und mitreißenden Momenten, wie auch berührenden, nachdenklichen Szenen ist gekonnt abgestimmt. Dabei merkt man, dass hier mit sehr viel Herzblut und Leidenschaft für den Zirkus erzählt wird. Im Anhang findet man ein "Kleines Lexikon der Zirkuswörter", in denen Begriffe wie "Kaskadeur" kindgerecht erklärt werden.

Liebenswerte Charaktere mit Ecken und Kanten lassen die Geschichte so lebendig erscheinen. Besonders Tom wächst einem schnell ans Herz. Seine Sehnsucht nach einem Vater und die Enttäuschung über die Lüge seiner Mutter ist deutlich spürbar. Sein großes Vorbild wird der Artist Arthur Merlini, dem er nacheifert und heimlich hofft, dass er sein Vater sein könnte. Zusammen mit den neu gewonnen Freunden Coco und Mia versucht Tom den Zirkus zu retten und besteht dabei einige Abenteuer.

Wichtig sind die kleinen versteckten Botschaften, die lehrreiche Tipps zum Umgang mit Ängsten, Vorurteilen und Einsamkeit geben. Sehr einfühlsam wird z.B. die Depression des Zirkusdirektors beschrieben. Tom versteht, dass Arthur in "ein schwarzes Loch" gefallen ist und er ihm heraushelfen muss.

Besonders gefallen hat unserer Familie das gelungene Ende.

Wir sind begeistert von diesem humorvoll, spannenden und zum Nachdenken anregendem Kinderbuch.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2015
Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe
Gutteridge, Rene

Mr. Walsh und die vergessene Kunst der Liebe


gut

Ein leerer Tank ist für Amber das Zeichen, wieder ein neues Zuhause gefunden zu haben. Über dem Antikladen von Clay Walsh bezieht sie eine Wohnung und auch für den Ladenbesitzer interessiert sie sich. Seine strengen Ansichten, die ein Kennenlernen fast unmöglich machen, können sie nicht schrecken. Seine Vergangenheit scheint beiden im Weg zu stehen und fast wäre es für die Liebe zu spät.

Rene Gutterige hat das Buch zum Film "Old fashioned" geschrieben und man merkt, das die Autorin hier eher eine Geschichte wiedergibt, als eine eigene zu erzählen. Obwohl die beiden Hauptcharaktere Clay und Amber Potential für viel Gefühl bieten, konnte ich mich nur schwer auf sie einlassen.

Unverkennbar fühlen sich beide voneinander angezogen. Für Amber überraschend, dass ein so zurückhaltender Mann sie interessiert. Clays Ansichten wie man sich kennenlernen sollte, sind so anders als alles was sie bisher kennengelernt hat. Ihr wird klar, dass sie seine Regeln anerkennen muss, um sich ihm nähern zu können.

Clay verschließt sich vor sich selbst und läßt Nähe nur schwer zu. Seine Wandlung vom Partygänger ohne Skrupel zum religiösen Menschen mit hohen moralischen Werten war mir zu oberflächlich erklärt.
Auch Ambers Glaubensfindung war zu filmreif dargestellt. Alles ging plötzlich so schnell. Kurz wird in der Bibel geblättert, dann ein "reinigendes" Bad in der Wanne und schon erkennt sie den richtigen Weg.

Positiv fallen hier mehr die Nebendarsteller auf. Clays sympathische alte Tante, die für ihn eine wichtige Gesprächspartnerin und Beraterin ist. Die Serviererin im Imbiss, die ihre Kunden besser kennt als sie sich selbst und der alte Antiquitätenverkäufer, der erst spät erkennt, was Liebe wirklich bedeutet.

Auch wenn man schon geahnt hat, dass es ein HappyEnd geben wird, ist die Schlussszene doch gelungen und wieder filmreif in Szene gesetzt.

Für mich war die Geschichte nicht genug durchdacht. Die religiösen Aspekte spielen anfangs nur eine untergeordnete Rolle und werden am Ende übergewichtig in den Vordergrund gesetzt.

Bewertung vom 21.10.2015
Liebe, M.A. (eBook, ePUB)
Barold, Lina

Liebe, M.A. (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Masterarbeit und ihr zukünftiges Arbeitsleben lassen Germanistik-Studentin Sira eigentlich keine Zeit für Gefühlsdinge. Doch obwohl sie von Silvan, ihrem ehemaligen Professor, getrennt ist, kehren ihre Gedanken immer wieder zu ihm zurück. Als sie sich zufällig über den Weg laufen, sind alle guten Vorsätze dahin. Leidenschaftlich, doch nicht mehr unüberlegt, hofft Sira auf eine Beziehung mit ihm. Doch auch der sympathische Erik scheint immer wichtiger für sie zu werden.

Hinter der Autorin Lina Barold verbergen sich die Literaturübersetzerin Nina Restemeier und die Kulturpädagogin Anna L. Schmidt. Ihrem unterhaltsamen, humorvollen Schreibstil, der mit einem Hauch Erotik durchsetzt ist, ist man schnell verfallen. "Liebe, M.A." ist die Forsetzung von "Studium Emotionale" und schließt direkt an die Handlung des ersten Teils an. Auch ohne Vorkenntnisse findet man sich schnell in die Handlung hinein, den vollen Lesespaß erlebt man aber erst, durch beide Teile.

Gleich im Prolog wird man von Details aus Siras Zukunft überrascht, die einem während des Lesens immer wieder durch den Kopf gehen. Man versucht die fehlenden Puzzleteile zu entdecken, ist neugierig auf die Auflösung.

Wie schon im ersten Teil ist Sira immer noch voller Leidenschaft für Goethe und dessen Werke entbrannt. Durch seine Worte findet sie Trost und Halt. Doch auch Inhalte aus populären Filmen finden hier ihren Platz. Wer Star Wars, Harry Potter u.a. kennt, wird amüsiert zwischen den Zeilen lesen.

"Ich reiße die Augen auf – ich bin ein Rätsel für Silvan? Na prima, dann bin ich wohl Bella, er ist Edward – und damit bin
ich die Einzige, deren Gedanken er nicht lesen kann, und das macht den Reiz des Ganzen aus."

Nicht nur Sira, sondern alle Charaktere entwickeln viel Ausstrahlung, ob nun positiv oder negativ. So ist der Großunternehmer Bräuer sicherlich nicht die sympathischste Figur, er besticht aber durch seine direkte, unverschämte Art. Liebenswert sind Siras Freundinnen Ama und Vicka, die ihr tatkräftig zur Seite stehen, wenn auch nicht immer kritiklos.

Im Mittelpunkt steht Siras Gefühlschaos. Entscheidungen sind zu treffen und diesmal muss sie ganz allein ihren Weg finden. Hier geht es um mehr, als sich für einen Mann zu entscheiden.

"Es sind nicht zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen. Es ist nur
eines, und das sieht nicht gut, es sieht in verschiedene Richtungen. Goethe ist nicht nur in meinem Kopf, in meinen Gedanken,
in meinem Leben. Er ist in meinen Gefühlen. Mein Herz hat den Goethe-Blick."

Besonders gefallen hat mir der offene Umgang mit dem Begriff Liebe. Es gibt so viele Facetten und jeder muss selbst herausfinden, wie und wen er liebt.

Die Mischung aus klassischer Literatur, Blogbuster-Zitaten und Alltagssituationen ist einzigartig und macht Spaß beim Lesen.

Bewertung vom 21.10.2015
Die Tochter des Malers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.2
Goldreich, Gloria

Die Tochter des Malers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.2


sehr gut

Zusammen mit ihren Eltern lebt die 19-jährige Ida Chagall 1935 in Paris. Ihr berühmter Vater Marc nutzt jede Gelegenheit Ida als Modell zu malen. Doch die innige Beziehung von Vater und Tochter bekommt einen ersten Riss, als Ida sich heimlich mit dem Studenten Michel trifft. Die Besatzung Frankreichs durch die Deutschen zwingt die Familie zur Flucht. Doch Marc will die Bedrohung nicht sehen und bringt damit die Familie in tödliche Gefahr. Ida bleibt ihrem Vater auch in Amerika weiter verbunden und organisiert Ausstellungen und Verkäufe. Ihr eigenes Leben spielt dabei nur eine Nebenrolle, bis jemand anderes die Fäden in die Hände nimmt.

Gloria Goldreich hat sich an die schwierige Aufgabe gemacht, einen biografischen Roman über das Leben von Ida Chagall zu schreiben. Von 1935 an begleitet man das Leben der jungen Frau, das durch die Dominanz ihres berühmten Vaters Marc Chagall geprägt wurde. Der Schreibstil wirkt dabei beobachtend, leise und eher begleitend. Es gibt interessante Einblicke in die Arbeit des Malers und die Schaffung verschiedener berühmter Gemälde. Eine emotionale Nähe zu den Figuren konnte ich als Leser jedoch nicht aufbauen. Man ist dennoch fasziniert und berührt von der außergewöhnlichen Lebensgeschichte.

Die Welt der Künstlerfamilie findet abgeschottet von der übrigen Welt in einem eigenen Kosmos statt. Alles richtet sich nach den Regeln und Launen des Malers. Ida soll nach seinem Empfinden immer die reine Tochter bleiben. Ihre ungewollte Schwangerschaft trübt die Verbindung von Vater und Tochter. Die Kriegswirren führen die Familie an unterschiedliche Orte und als eine Flucht aus Frankreich unausweichlich ist, verschlägt es einem den Atem als Marc Chagall das Leben seiner Familie geringer einschätzt als die Rettung seiner Bilder:

"Marcs Geschichte barg keine Frage in sich, es war eine Feststellung, und die Bestimmtheit, mit der er gesprochen hatte, war erschreckend. Er hatte Michels Frage beantwortet. Ja, hatte er gesagt, seine Bilder waren wichtiger als ihrer aller Leben."

Obwohl Marc mit Arroganz und fehlender Anerkennung nicht geizt, bleibt er Idas Lebensmittelpunkt. Ihre Beziehungen zu anderen Männern können der Dominanz des Vaters nicht standhalten. So ist denn auch ein Bild, dass Ida zur Hochzeit von ihrem Vater geschenkt bekam, ihr ständiger Begleiter. Der Hochzeitsthron symbolisiert für mich ihre Einsamkeit und die Verbundenheit zu ihrem Vater. Das Bild kann man sich hier http://www.artclon.com/images/201008/goods_img/38050_G_1283276402881.jpg anschauen.

Idas Ängste werden durch immer wiederkehrende Träume verdeutlicht. Die Poesie der hier verwendeten Sprache entspricht den Bildern Chagalls:

"Sie gleiten, alle drei, werden wie Zephire auf sachten Brisen getragen, sanft gebettet auf Wolken, hoch oben über den brennenden Dörfern und den dunklen Reihen der Soldaten, die durch das Land marschieren, das sie einst das ihre nannten."

Trotz der Intensität der Geschichte, gibt es einige Längen, die das Lesevergnügen schmälern. Besonders der stille Kampf zwischen Ida und Virginia, der neuen Gefährtin von Marc, wird sehr oft erwähnt.

Leider endet Idas Geschichte mit der Geburt ihrer Zwillinge. Ihr weiterer Lebensweg bis zum Tod im Jahre 1994 findet keine Erwähnung mehr.

Der Roman besticht durch die tiefen Einblicke in das Familienleben von Ida Chagall mit all seinen traurigen und überraschenden Facetten. Die biografische Nähe und die historischen Fakten wecken die Neugier sich weiter mit dem Thema "Chagall" zu beschäftigen.