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Krimihexe
Wohnort: 
Hamm Westfalen

Bewertungen

Insgesamt 280 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


ausgezeichnet

Der Ringfingermörder läuft immer noch frei rum und hat wieder zugeschlagen. Vor einigen Jahren ist es Kommissar Elias Blom und seinem Kollegen Mats nicht gelungen den Mörder zu fassen. Im Gegenteil, alle bisherigen Erfolge sind vergessen, als ein Journalist die Polizei verhöhnt und Tatortfotos veröffentlicht. Elias wird in die Abteilung Einbruchsdelikte verlegt und Mats verfällt dem Alkohol. Für den neuen Fall ist Elias wieder im Team, sehr zum Ärger der Kollegen.

Noah Klingenberg erwacht schwer verletzt in der Wohnung der ermordeten Nachbarin Emma Falk, während seine Frau Linda nebenan schläft. Er war abends noch auf dem Trockenbogen wegen der Wäsche und ist dort von dem Ringfingermörder überrascht worden, der ihn mit vorgehaltenem Messer gezwungen ihn zu seiner Frau zu bringen. Noah schließt statt seiner eigenen Wohnung die der Nachbarn auf, da diese sich in Urlaub befinden. Am nächsten Tag ist Emma tot und Noah ein unglaubwürdiger Zeuge.

Der Schreibstil ist toll. Die Story nimmt nach und nach richtig Fahrt auf. Es wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt und am Anfang ist alles klar, aber dann ist doch alles anders. Jeder hat etwas zu verbergen, wer lügt und wer sagt die Wahrheit ? Es kommen immer interessantere Details ans Licht. Ein unterhaltsames Verwirrspiel beginnt und das Ende ist eine absolute Überraschung und keinesfalls vorhersehbar.

Das Buch hat mir großartig gefallen und ist jetzt schon das Highlight des Jahres. Ich werde auf jeden Fall alle weiteren Bücher von Henri Faber lesen.

Bewertung vom 02.07.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Frank Petersen ist Strafrichter mit Leib und Seele. Über die Jahre hat er viele Urteile gefällt und das Gesetzt ist für ihn heilig. Nun gerät sein Leben ins Wanken, seine Frau verlässt ihn, da sie ihn für selbstherrlich hält und seine Urteile anzweifelt, vor allem als er wegen eines Rechtsspruchs heftig in die Kritik gerät.

Sein Trauma ist Corinna Meyer, die vor Jahren den Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal erschoss. Er muss sein Leben, seine Einstellung und seine Urteile neu überdenken.

Ich hatte mir das Buch ganz anderes vorgestellt, im Fokus steht Frank Petersen und erst nach und nach in Rückblicken wird auf den zurückliegenden Fall von Corinna Meyer eingegangen. Die Geschichte verbindet 2 bekannte Gerichtsfälle miteinander und ist absolut spannend. Die Story ist wie ein Sog, nach jeder Seite muss man immer weiter lesen und kann nicht mehr aufhören, bis die letzte Seite gelesen ist.

Der Autor führt gekonnt ohne erhobenen Zeigefinder durch die Geschichte. Das Thema Selbstjustiz und Fremdenhass wird von allen Seiten beleuchtet und ist absolut erschreckend. Das Buch hallt bei mir noch lange nach und ich werde mir den Autor merken und alle weiteren Bücher von ihm lesen

Bewertung vom 22.06.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


weniger gut

Hedda Laurant liegt im Sterben und möchte nochmal ihre ganze Familie um sich haben. Alle 4 Kinder reisen an mit Partner und Enkel. Es handelt sich um eine abgeschiedene Insel in der Nähe von Berlin. Auch ihr Mann und ihr Bruder sind anwesend, auch Theo, ein professioneller Pokerspieler, der seit 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie ist vom Haus-Notar gebeten worden zu kommen. Nachdem Hedda verstorben ist, hat der Notar ein Spiel für die Familie vorbereitet. Es müssen Aufgaben erfüllt werden und der Gewinner kann jeweils Punkte sammeln, derjenige, der am Schluss die meisten Punkte gesammelt hat, erbt alles, es geht um ca. 60 Millionen Euro. Die Aufgaben werden immer bizarrer, fängt es an mit - wer singt am schönsten, geht es weiter mit – wer kann am längsten seine Hand auf der heißen Herdplatte lassen usw. Es dauert nicht lange, da wird die erste Leiche gefunden und das soll nicht die einzige sein.

Die Idee hinter der Geschichte erinnert ein bisschen an – Zehn kleine Negerlein – von Agatha Christie in Neuzeit. Sicher hätte man aus der Geschichte was richtig Gutes machen können. Die Story ist wirr, was zu Teil den vielen Zeitsprüngen geschuldet ist. Die Figuren bleiben blass und ich konnte zu niemandem eine Beziehung aufbauen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was das ganze noch verwirrender macht. Hier wäre insgesamt weniger mehr gewesen.

Bewertung vom 09.06.2021
Pension Herzschmerz
Below, Christin-Marie

Pension Herzschmerz


ausgezeichnet

Lous Freundin Anna braucht ihre Hilfe, als diese von dem Seitensprung ihres Freundes erfährt. Als die beiden Frauen dann erfahren, dass ihre Freundin Kim im fernen Norderney sich den Fuß gebrochen hat und ihr Wellness-Studio nicht weiterführen kann, beschließen die Frauen ihr zu helfen und fahren kurz entschlossen am nächsten Tag los. Lous Lebensgefährte findet das nicht witzig und trennt sich von ihr. So sind alle drei Frauen einmal zur gleichen Zeit Single. Nach anfänglichen Tränen und Liebeskummer finden sie Gefallen an der Insel und seinen Bewohnern. Anna und Lou finden sogar eine Möglichkeit Kim zu ihren Kunden zu kutschieren. Als sie hören, dass das Haus, wo Kims Wellnessbereich untergebracht ist, verkauft werden soll, bewerben sich die drei Frauen spontan, um eine Pension für Menschen mit Liebeskummer zu eröffnen.



Was für eine süße Geschichte, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Die sympathischen Protagonisten machen das Buch zu einem Genuss. Die Idee eine Pension zu eröffnen, die Menschen mit Kummer wieder etwas Freude zu vermitteln ist echt schön. Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte leicht ohne zu oberflächlich oder kitschig zu sein.

Ich würde gern einen zweiten Teil lesen, um zu sehen, wie es mit den Mädels weitergeht. Ich hoffe, die Autorin plant eine Serie aus dieser schönen Idee.

Bewertung vom 01.06.2021
Die kleine Bücherei in der Church Lane
Lucas, Rachael

Die kleine Bücherei in der Church Lane


gut

Lucy ist gestresst von ihrem Job als Lehrerin und entschließt sich zu einem 6-monatigen Sabbatical, den sie in einem Cottage in den Cotswolds verbringen möchte. Sie konnte das Cottage günstig mieten mit der Auflage, dass sie sich ein bisschen um die in 96-jährige Nachbarin Bunti kümmert. Little Maudley entpuppt sich als wunderschönes Dörfchen mit charmanten Bewohnern. Besonders der Nachbar Sam mit der Teenager-Tochter hat es Lucy angetan, was sie sich lange nicht eingestehen wollte.

Der Schreibstil ist okay. Aber ich hatte mir was anderes vorgestellt, vor allem die alte Telefonzelle, die zur Bücherei umgebaut wird, findet im Buch kaum Erwähnung, nur so ganz nebenbei. Die Geschichte ist holprich und die Figuren bleiben blass. Die Liebesgeschichte ist ganz nett, das ist aber auch alles. Da ist viel verschenktes Potential, das geht auch viel besser.

Bewertung vom 23.05.2021
Eine perfekte Ehe
McCreight, Kimberly

Eine perfekte Ehe


ausgezeichnet

Lizzie Kitsakis arbeitet in einer renommierten Anwaltskanzlei in New York und kommt allein für den Lebensunterhalt für sich und ihrem alkoholkranken Ehemann Sam auf. Eines Abends bekommt sie einen Anruf von ihrem Studienfreund Zach, den sie seit Jahren weder gesehen noch gesprochen hat. Er sitzt in Rikers und steht unter dem Verdacht seine Ehefrau Amanda umgebracht zu haben. Amanda ist von ihrem Ehemann zu Hause gefunden worden, nachdem beide eine Party bei Freunden besucht hatten, die sie zu unterschiedlichen Zeiten verlassen haben. Lizzie möchte den Fall gar nicht übernehmen und Strafrecht ist auch nicht ihr Thema, sondern Wirtschaftsrecht, die Kanzlei jedoch verspricht sich von dem Fall gute Presse, da Zach einen großen Bekanntheitsgrad hat. Lizzie übernimmt den Fall und findet sich aus einem Geflecht von Lügen, Intrigen und Ehedramen wieder.

Die Geschichte spielt auf 2 Ebenen, einmal die Gegenwart und dann fängt es an mit 5 Tage vor der Party, dann 4 Tage davor usw.

Man lernt die unterschiedlichen Hauptakteure kennen, deren unterschiedliche Blickwinkel in diesen 5 Tagen und bei den anschließenden Befragungen dargestellt werden. Zach arbeitet viel und sieht seine Frau kaum, der 10jährige Sohn ist den Sommer über wie auch die Kinder der befreundeten Ehepaare, im Feriencamp. Amanda ist bildschön und hält die Fassade der glücklichen sorglosen Ehefrau aufrecht, tief im Innern schlummern alte Verletzungen und ein tiefes Trauma.

Der Schreibstil ist fesselnd und es kommen immer wieder neue Dinge an die Oberfläche, die den Fall in einem anderen Licht erscheinen lassen. Ein clever konstruierter Gerichtskrimi/Ehedrama auf hohem Niveau, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Die Autorin sollte man sich unbedingt merken.

Bewertung vom 15.05.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


ausgezeichnet

Die Insel Platteoog ist sehr familiär, hier kennt jeder jeden und die Hilfsbereitschaft ist groß und das Ideenreichtum der Bewohner umso größer, wenn es Probleme zu bewältigen gibt. In diesem Idyll wächst der hochbegabte Adam auf, er hat Probleme im Sozialverhalten und liebt die Zahl sieben, für jede Lebenslage werden von ihm Listen erstellt, die ihm bei der Bewältigung des Alltags helfen. Umsorgt wird er von seiner Mutter, der Radiomoderatorin Oda und von seinem Vater Hubert, der als Leuchtturmwärter erst vor ein paar Jahren zugezogen ist. Seine herzensgute tschechische Großmutter Leska hat für jede Gelegenheit Unmengen an süßen und herzhaften Speisen vorrätig. Als Adam 13 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater spurlos, alle Versuche von sämtlichen Bewohnern der Insel, Hubert ausfindig zu machen, bleiben erfolglos. Adam wird erwachsen, studiert und zieht nach Berlin, wo er als Professor für Sprachwissenschaft an einer Uni arbeitet.

Als Oda zufällig in einer Buchhandlung einen Hinweis auf den verschwundenen Hubert findet und daraufhin zusammenbricht, begibt sich Adam mit detektivischem Gespür auf die Suche nach seinem Vater.
Die Geschichte spielt auf 2 Ebenen, die Gegenwart, da ist Adam 32 Jahre alt und wohnt in Berlin und nimmt auf Anraten seiner Großmutter an einer Speed-Dating-Veranstaltung teil. Die andere Ebene beginnt, als sich Adams Eltern kennenlernen.

Die Autorin hat eine Gabe mit Sprache umzugehen, es ist ein Genuss diese charmante Geschichte zu lesen. Meine Lieblingsfigur ist Leska, die oft unfreiwillig komisch die deutsche Sprache anwendet. „Sei nicht so stirnengig“ ist nur ein Beispiel für die zauberhaften Aussprüche der Tschechin.

Die Bewohner von Platteoog sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich habe viel gelacht und geschmunzelt, allerdings geht es auch um viele traurige verschenkte Jahre. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und die Geschichte mitunter etwas ausschweifend und das Verhalten der Menschen nicht immer logisch, aber es lohnt sich dranzubleiben.

Bewertung vom 10.05.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


ausgezeichnet

Lexi gelingt die Flucht aus ihrem Elternhaus, wo sie und ihre Geschwister unterernährt, schmutzig in ihren Betten auf verschimmelten Matratzen liegend und angekettet ihrem Dasein fristen. Der Vater, ein religiöser Fanantiker ist, auch wenn er nicht im Haus ist, immer präsent. Die Mutter ist ohne ihn hilflos und kann oder will nicht reagieren.

Der Vater begeht Selbstmord bevor die Polizei die anderen Kinder befreien kann und die Mutter wird angeklagt und kommt ins Gefängnis. Ein gefundenes Fressen für die Presse, die Fotos vom Horror-Haus veröffentlicht und jedes wahre oder erfundene Detail veröffentlicht.

Lexi bleibt lange im Krankenhaus, wo sie Girl A genannt wird. Als die Mutter stirbt, ist Lexi längst erwachsen und arbeitet als Anwältin in lebt in New York, weit weg von dem Ort in dem sie aufgewachsen ist. Sie wird zur Testamentsvollstreckerin ernannt und muss mit den anderen Geschwistern Kontakt aufnehmen, weil da ist ja immer noch das Horrorhaus und das haben alle Geschwister, die jeder in einer anderen Familie untergekommen sind, gemeinsam geerbt.

Der Schreibstil ist nicht ganz so flüssig und daher nicht einfach zu lesen, ich habe etwas gebraucht um einzutauchen, aber es hat sich gelohnt. Ich habe wegen der vielen Rückblenden manchmal nicht gewusst in welcher Zeit ich mich befinde, da viele Personen sowohl in der Gegenwart und in der Vergangenheit vorkommen, das wird dann allerdings immer sehr schnell aufgeklärt. Lexi ist die Hauptakteurin und um sie dreht sich alles, ich habe mit ihr gefühlt und mit ihr gelitten. Die Geschichte beginnt mit einer mehr oder weniger normalen Familie und die Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen und geht immer tiefer. Als Leser ahnt man schon, wie es irgendwann enden wird und kann es kaum aushalten.

Die Autorin verzichtet auf brutale Details, vieles wird angedeutet und man kann sich vorstellen, was passiert. Ich war angewidert und habe die Story atemlos verfolgt, kurz vor Schluss hatte ich eine Gänsehaut, die lange nicht wegging. Nicht nur für Fans von True-Crime-Storys geeignet.

Bewertung vom 30.04.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


sehr gut

Der Beamte Nicolas Nölting verlässt am Sonntagmorgen die Wohnung um das Frühstück bei der nahe gelegenen Bäckerei zu besorgen. Dann schlägt einen Polizeibeamten nieder und entwendet ihm die Waffe, anschließend geht er in die Bäckerei und schießt auf drei Menschen, einer davon fällt tödlich getroffen zu Boden. Klarer Fall von Mord oder war es doch anders ? Anja Nölting, die Ehefrau des Täters bittet den Anwalt Roco Eberhardt, ihrem Mann zu helfen. Eberhardt vermutet, dass doch nicht alles so ist, wie es scheint und beginnt zu recherchieren.

Der Schreibstil ist flüssig und man kann sofort folgen. Die Figuren sind klar charakterisiert und man kann diese sofort einordnen. Eberhardt legt sich für seine Mandanten ins Zeug und bekommt dann auch Unterstützung von dem Gerichtsmediziner Dr. Justus Jarmer, der in dieser Geschichte aber bisher nur eine Nebenrolle spielt.

Die Kriminalstory ist auch klar und bringt kaum Überraschungen, alles scheint vorhersehbar. Einzig die Wendungen der Gerichtsverhandlung könnte noch eine Wendung bringen. Spannung ist kaum vorhanden, die Charaktere sind aber so sympathisch, dass ich den zweiten Teil dieser neuen Serie auf jeden Fall noch lesen würde.

Bewertung vom 21.04.2021
Nachhaltig gibt's nicht!
Diesenreiter, Cornelia

Nachhaltig gibt's nicht!


ausgezeichnet

Was für ein informatives und sympathisches Buch. Die tolle Autorin räumt mit Mythen und Halbwahrheiten rund um das Thema Nachhaltigkeit auf. Ich bin so dankbar für dieses Buch, bin ich doch jetzt um einige Informationen reicher.
Hat sich schon mal jemand überlegt, warum einiges an Obst und Gemüse in Plastik verpackt ist, nein, genau, weil wir Käufer immer daran rumdrücken, werden diese Früchte/Gemüse schnell schlecht und unansehnlich und niemand kauft diese mehr und die Einzelhändler müssen große Mengen wegwerfen, was sie eh schon tun.
Schwere Glasflaschen von A nach B zu transportieren verbrauchen viel mehr CO2 als die bösen Plastikflaschen, das sind nur einige Beispiele für die super Aufklärung, die in diesem Buch geleistet wird. Wir erfahren nat. nur das was wir erfahren sollen. Auch Marken und Siegel sind sehr undurchsichtig und absolut schwer zu durchschauen.

Wir können uns als Verbraucher gar nicht auskennen, da es unmöglich ist alles bis ins Detail zu recherchieren.
Einige Beispiele sind diese Fragen
Sind Weichmacher in meinem Waschmittel ?
Wie viel Grad heize ich mein Schlafzimmer ?
Welche Bohnen verwende ich für meinen Kaffee ?
Nehme ich lieber regionalen Biozucker oder lieber fair gehandelten aus dem Globalen Süden ?
Kaufe ich Kuhmilch im Tetra Pak oder in der Ein- oder Mehrweg-Glasflasche ?
Wenn ich eine pflanzliche Alternative verwende, nehme ich Sojamilch aus Brasilien, Mandelmilch aus Kalifornien oder doch lieber Dinkelmilch aus Östereich ?
Wer bringt unter welchen Bedingungen die Zeitung ?
Ist das Obst in meinem Smoothie regional, saisonal und biologisch ?
Hat meine Hautpflege hormonell aktive Inhaltsstoffe ?
Aus welchem Material ist meine Zahnbürste und wo wurde sie produziert ?
Wie oft kaufe ich ein neues Handy ?
Wer hat meinen Modeschmuck oder meine Armbanduhr gebastelt ?
Drehe ich beim Verlassen der Wohnung die Heizung zurück ??
Wer hat wo meine Kleidung unter welchen Umständen genäht ?

Fragen über Fragen, die gar nicht so einfach zu beantworten sind.

Ein großes Problem ist die Entsorgung von so vielen Lebensmitteln, jeder Verbraucher wirft so viel weg, da zu viel eingekauft wurde oder das Verfalldatum gerade überschritten wurde. Der Landwirt wirft Tonnen von Obst und Gemüse weg, weil es entweder zu groß oder zu klein oder nicht die richtige Farbe für den Einzelhandel hat, beim Lesen standen mir teilweise die Haare zu Berge.

Jeder so gut er kann würde ich sagen, die Autorin spricht mir aus der Seele, wenn sie sagt, dass ich auch ohne schlechtem Gewissen mal Lebensmittel wegwerfen darf, es ist einfach nicht alles machbar. Ich mache mein Waschmittel und Putzmittel (Zauberspray) und meine Hafermilch selbst, verzichte seit 15 Jahren auf Weichspüler, kauf nur das ein, was ich verbrauchen kann, kaufe gebrauchte Kleidung, nehme seit Jahren keine Plastiktüten mehr usw. diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen, was bedeutet das für meine Nachhaltigkeit ??? Wahrscheinlich nichts, aber ich bemühe mich und lerne dazu.

Zitat der Autorin
Selbstverständlich habe ich wie alle Menschen auch andere essentielle Bedürfnisse für die ich keine nachhaltige Lösung finde. Auch ich stecke manchmal in kleineren und größeren Krisen, die Kraft von mir beanspruchen, die ich normalerweise gern für ein nachhaltigeres Leben aufbringe. Wenn ich zu Hause immer nur fair gehandelten Biokaffee trinke, dann will ich im Falle eines Mangels an nachhaltigen Alternativen im Urlaub trotzdem einen Kaffee genießen können, auch wenn er vom Teufel persönlich geröstet wurde. Auch ich möchte ohne Druck und schlechtem Gewissen die süßen Momente des Lebens genießen, denn ansonsten wird man als Mensch bitter.