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Top-Rezensenten Übersicht

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Vanessa W.
Wohnort: 
Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Der Auftakt einer neuen isländischen Krimireihe: In Akranes kennt jeder jeden, man führt ein beschauliches Leben. Doch dann wird am Leuchtturm eine Frauenleiche gefunden. Polizistin Elma, die erst kürzlich aus Reykjavík in die Heimat zurückgekehrt ist, soll den Fall aufklären. Schon bald merkt sie, dass die Ursachen dieses Mordes Jahrzehnte zurückreichen, dass Akranes keineswegs so ist, wie es scheint, und dass hier nicht wenige Personen sehr dunkle Geheimnisse haben ...

Der Stil der Autorin gefiel mir auf Anhieb, lässt er sich doch angenehm flüssig lesen und sorgt für eine düstere, mysteriöse und bedrohliche Grundstimmung. Ebenso sind die Figuren gezeichnet, und so entfaltet dieses Werk schnell eine gewisse Sogwirkung.

Man kommt zunächst einmal in Akranes an, lernt die Figuren und Orte genau kennen, und doch wird es schnell sehr fesselnd und spannend und interessant, gerade auch in psychologischer Hinsicht. Es gibt viele offene Fragen, alles bleibt undurchsichtig, der Leser kann miträtseln. Zunächst gibt es auch einige Personen, die als TäterIn in Frage kommen, doch letztlich deutet dann zu früh zu vieles auf eine bestimmte Person hin. Man kann zwar nach wie vor über weitere Personen nachdenken, doch im Ergebnis spricht sehr viel für diese eine Person. Zwar werden Details erst im letzten Abschnitt bekannt, doch ist diese Aufklärung für den Leser keine riesige Überraschung mehr. Besser wäre es gewesen, mit Hinweisen auf diese Person noch sparsamer umzugehen; dann wäre noch mehr noch länger rätselhaft geblieben, hätte das Bild sich noch langsamer zusammengesetzt, wäre die Sogwirkung noch größer gewesen.

Der letzte Abschnitt hat dann leider ziemlich geschwächelt und konnte mich nicht mehr so sehr fesseln und begeistern wie seine Vorgänger. Zu vieles wirkt hier konstruiert und damit nicht ganz glaubhaft, und zu vieles bleibt hier im Nebel. Ich hätte mir Antworten auf die noch offenen Fragen gewünscht. So bleiben teilweise Fragezeichen. Ich bin als Leser nicht ganz zufrieden nach der Lektüre der letzten Seite.

Fazit: Ein Auftakt, der leider zum Ende hin schwächelt und somit noch Luft nach oben hat. Abgesehen davon habe ich ihn aber gerne gelesen, da mir Stil, Atmosphäre, Figuren und gerade auch die psychologische Spannung gefallen haben. Liebhaber isländischer Krimis werden sicher Gefallen daran finden.

Bewertung vom 19.01.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


ausgezeichnet

Band 2 der Gut Erlensee-Reihe: Diesmal steht die junge Cäcilia im Mittelpunkt. Im Jahre 1922 ist sie endlich Lehrerin. Doch ihr Traumberuf bringt auch Schattenseiten mit sich, denn obwohl der Lehrerinnenzölibat bereits im Jahre 1919 durch die Weimarer Reichsverfassung abgeschafft wurde, soll dieser wieder eingeführt werden, und schon in der Zwischenzeit sollen im Falle steigender Arbeitslosenzahlen nur noch Männer beschäftigt werden.
Cäcilia ist dies zunächst egal, denn Ehe und Kinder gehören ohnehin nicht zu ihren Lebensplänen.
Doch dann begegnet sie auf dem Gut ihrer Familie dem Physiker Jakob Kaltenbrunner, der eine Villa im Dorf bezogen und sein Pferd auf Gut Erlensee eingestellt hat. Die beiden verlieben sich ineinander, doch es ist eine Liebe, die unmöglich zu sein scheint, wenn Cäcilias Studium nicht umsonst gewesen sein soll ...
******
Die Lektüre dieses zweiten Gut Erlensee-Bandes fühlte sich an wie ein Nachhausekommen.
Der Stil der Autorin ist gewohnt gut, überaus atmosphärisch und bildhaft, und lässt sich stets herrlich angenehm und flüssig lesen.
Cäcilia hat man im ersten Band bereits kennengelernt, und so hat man schon eine Verbindung zu ihr aufgebaut und kann gleich mit ihr mitfühlen und -fiebern.
Überhaupt sind Juliana Weinbergs Figuren wie bereits im ersten Band überaus gut gezeichnet und gelungen; keine bleibt oberflächlich, blass oder distanziert! Und die meisten von ihnen schließt der Leser (erneut) schnell sehr ins Herz.
Schön ist auch, dass die Hauptfiguren des Auftaktbandes keineswegs verschwinden, sondern noch durchgehend präsent sind. Hoffentlich wird das auch im dritten und leider schon letzten Band so sein!
Es ist eine schöne Mischung aus historischem Roman, Familiensaga und Liebesgeschichte, die dem Leser wundervolle Lesestunden schenkt. Ich habe diesen Band wie bereits den ersten Band innerhalb weniger Stunden regelrecht verschlungen! Er ist wie sein Vorgänger so toll geschrieben, so spannend, auch dramatisch, und wunderschön, dass man ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen kann und will.
Es gibt durchaus unerwartete, brisante Entwicklungen in der Familie, sodass nicht nur die Figur der Cäcilia selbst viel Potenzial bietet.
Lediglich die Sache mit dem Lehrerinnenzölibat und der Weimarer Reichsverfassung kam mir persönlich etwas zu kurz; hierzu hätte ich gerne etwas mehr gelesen, über historische Hintergründe und Entwicklungen erfahren.
Insgesamt aber eine tolle Fortsetzung, die mit einem Cliffhanger endet und den Leser den im Juli 2023 erscheinenden dritten Band dadurch mit noch mehr Spannung und Vorfreude erwarten lässt!

Bewertung vom 19.01.2023
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Das Privatleben der Notärztin Kate North verläuft alles andere als glücklich, sie braucht dringend Abstand und einen Tapetenwechsel. Da kommt das Angebot, für eine Weile auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis zu leben, gerade recht. Kate soll die Nachfolgerin des Arztes Jean-Luc sein, dessen Tod angeblich ein trauriger und dramatischer Unglücksfall im Eis war. Doch schon bald zweifelt Kate an dieser Theorie und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Und je mehr Kate forscht und fragt, desto größer wird die Gefahr - nicht nur für sie selbst, sondern für die gesamte Station ...
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Ein Locked-Room-Thriller, der vom Inhalt und auch schon vom Cover her perfekt in die kalte und dunkle Jahreszeit passt; daher wollte ich ihn unbedingt lesen.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich stets angenehm und flüssig lesen.
Die Figuren könnten teilweise noch besser ausgearbeitet sein, bleiben manchmal zu blass, oberflächlich und distanziert.
Ich hätte mir auch noch mehr Atmosphäre gewünscht.
Die ersten 200 Seiten wiesen zwar keine extremen Längen auf, doch ich persönlich empfand sie als recht langweilig; dieser Thriller kam eher langsam in Gang. Doch ab Seite 200, spätestens ab Seite 250, als alle, die den Umständen von Jean-Lucs Tod auf die Spur kommen wollen, in große Gefahr geraten, wurde es dann richtig und zunehmend spannend und gefährlich, sodass dieser Thriller dann auch endlich seine Sogwirkung entfalten konnte.
Auch die Auflösung war durchaus überraschend, da ich den tatsächlichen Täter gar nicht so sehr im Verdacht hatte.
Fazit: Nicht der beste, aber doch ein solider Thriller, den man durchaus lesen kann, gerade in der dunklen Jahreszeit.

Bewertung vom 17.12.2022
Lightlark Bd.1
Aster, Alex

Lightlark Bd.1


ausgezeichnet

"Lightlark" ist wirklich tolle Fantasy, die sogar mich als Leserin, die dieses Genre nicht zu ihren Favoriten zählt und somit extrem wählerisch ist, komplett begeistert hat!
Alex Aster´s Stil gefiel mir auf Anhieb; er lässt sich toll lesen, ist stets extrem atmosphärisch und bildhaft. Die Kulisse ist wunderschön, die Figuren sind komplex, es wird immer spannender und gefährlicher. Einige überraschende Wendungen machen das Leseerlebnis perfekt.
Es ist ein Buch, das ich in einem Rutsch gelesen habe - was bei mir in Sachen Fantasy wirklich selten vorkommt.
Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung, denn eigentlich wirkt dieser erste Band in sich geschlossen. Ich war überrascht, als ich gelesen habe, dass es sich um eine Reihe handelt. Dennoch freue ich mich sehr auf die Fortsetzung.
Alex Aster ist definitiv eine Fantasy-Autorin, deren Namen man sich merken sollte!

Bewertung vom 13.12.2022
Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1
Hotel, Nikola

Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1


sehr gut

Ich lese gerne Dark Academia, und "Dark Ivy" klang toll und vielversprechend: die dunkle Vergangenheit der Protagonistin, ein Studium an einer traditionsreichen Akademie auf einer atmosphärischen Insel, ein Millionenerbe, das Knistern zwischen beiden ...
Leider erweist sich dieser Auftakt aber als ziemlich enttäuschend. "Dark Ivy - Wenn ich falle" bietet vor allem einen stets flüssig und damit sehr angenehm zu lesenden Stil. Durch viel mehr kann dieses Werk aber leider nicht glänzen.
Das Buch hält nicht das, was es verspricht, denn es ist nicht wirklich Dark Academia. Die entsprechende Atmosphäre kommt nur stellenweise ganz kurz auf - vor allem, wenn die Figuren sich per Fähre oder Ruderboot vom Festland auf die Insel begeben, es dunkel und neblig ist ... das passiert genau zwei Mal. Viel zu wenig, um diese Atmosphäre wirklich aufkommen lassen, geschweige denn halten zu können!
Auch das, was sonst noch Dark Academia ausmacht, sucht man vergeblich ... die Bibliothek spielt kaum eine Rolle, die Vorlesungen könnten nicht seltsamer und ferner von jeglicher Realität sein, auch sonst ist das Wetter super, man kann sogar am Strand feiern, es gibt keinerlei düstere, mysteriöse Grundstimmung, keinerlei düstere, mysteriöse Figuren, keine Geheimbünde, wie man sie bspw. aus "Four Houses of Oxford" kennt, keine Verbrechen, keine Spannung, keine Gefahr ... nichts dergleichen.
Es passiert über knapp 400 Seiten kaum etwas. Es plätschert alles dahin. Es gibt Liebe, Freundschaft, Sex. Das ist "Dark Ivy - Wenn ich falle" in a nutshell.
Es ist nicht wirklich ein Geheimnis, dass und wie ihr bester Freund starb. Man vermutet es schnell, es gibt schnell viele Andeutungen und sogar Hinweise, und nach der Hälfte der Seiten wird schon alles aufgelöst diesbezüglich. An "Dark Ivy - Wenn ich falle" ist somit eigentlich so gar nichts dark.
Bis Seite 404 fand ich dieses Buch dann auch total langweilig und war sicher, dass ich den zweiten Band daher auch nicht lesen will und werde.
Erst auf den allerletzten paar Seiten passiert dann wieder was und es gibt einen wirklichen Cliffhanger, der dazu führt, dass man die Reihe doch weiter verfolgen und erfahren möchte, wie es weitergehen, was mit Eden und William passieren, wie es ihr nach diesem Vorfall ergehen wird.
Aber ich rechne auch bei Band 2 mit keinem Highlight, sondern eher damit, dass er wie sein Vorgänger ziemlich langweilig, durchschnittlich und vorhersehbar sein wird. Sein Klappentext deutet es schon an ...
Fazit: ein paar Stunden nette Unterhaltung zwischendurch, aber leider nicht mehr - das ist "Dark Ivy - Wenn ich falle". Sehr durchschnittlich, auch voraussehbar, nicht wirklich Dark Academia, geschweige denn gute Dark Academia. Es ist so eine Reihe, die man lesen kann - aber definitiv nicht lesen muss.

Bewertung vom 11.12.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


gut

Griechische Mythologie neu erzählt - das klang gut, und so, wie dieses Buch beworben wurde, waren die Erwartungen natürlich sehr hoch.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass diese Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Zunächst einmal geht es keineswegs nur um Elektra, sondern stehen auch zwei weitere Frauen, Klytaimnestra und Kassandra, im Mittelpunkt, und die Geschichte wird immer abwechselnd aus der Perspektive dieser Frauen erzählt. Erst spät begehrt Elektra auf und wird wirklich zur Hauptfigur.
Der Stil ist gut, aber durchaus anspruchsvoll. Man muss sehr genau und konzentriert lesen, eine Sekunde Unaufmerksamkeit rächt sich sofort. Tatsächlich fand ich diesen Stil bei aller Qualität auch bald ziemlich anstrengend zu lesen. Aus meiner Sicht ist dies auch eher ein Buch für Erwachsene; ich könnte mir vorstellen, dass der Stil viele Jugendliche ermüdet und frustriert.
Die Figuren blieben leider oftmals allzu blass und distanziert. Auch diesbezüglich fand ich dieses Werk leider enttäuschend. Am ehesten punktete es für mich noch durch seine Atmosphäre.
Eine Neuinterpretation ist in Saint´s Roman leider nicht zu sehen, doch kommt Geschichte hier in einem neuen, frischen Gewand daher, und zumindest Leser, die noch nicht so viele Kenntnisse in Sachen griechische Mythologie haben und bei der Lektüre ihr Wissen bilden bzw erweitern wollen, könnten durchaus Gefallen an "Elektra, die hell Leuchtende" finden.
Ich fand es reizvoll, das Ganze aus Sicht der Frauen geschildert zu lesen, muss insgesamt aber leider sagen, dass dieses Buch hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist.

Bewertung vom 03.12.2022
Isengrim
Görg, Christoph

Isengrim


ausgezeichnet

"Isengrim" ist der dritte Roman aus der Feder von Christoph Görg, gleichzeitig sein erster historischer Kriminalroman. Auch in dessen Mittelpunkt steht Niki Wolff, der knapp zwei Jahre zuvor durch einen Sturz von der Mauer der Burgruine Dürnstein im späten 12. Jahrhundert gelandet ist. Die ersten beiden Bände, "Troubadour" und "Reliquiae", erzählen unter anderem diese Vorgeschichte, doch lässt sich "Isengrim" auch problemlos ohne Kenntnis der ersten beiden Bände und somit unabhängig von ihnen lesen, verstehen und genießen.

Im November 1194 werden in Krems mehrere Bademägde ermordet und übel zugerichtet. -So übel, dass die Menschen glauben, dass Isengrim zurück sein muss - Isengrim der Werwolf, weil alle sagten, dass kein menschliches Wesen so etwas tun könne ... Isengrim tötete knapp zwei Jahrzehnte zuvor mehrere Mädchen und Frauen auf diese Weise. Doch Niki weiß, dass es Werwölfe nicht gibt und sehr wohl ein Mensch diese Taten verübt haben muss, und so besorgt er sich zusammen mit seinem Schwager eine Vollmacht, um selbst ermitteln und den Mörder überführen zu können. Das Unterfangen erweist sich als noch schwieriger und gefährlicher als gedacht, da Niki plötzlich selbst zum Verdächtigen wird und auch seine große Liebe Engeltrud auf der Liste des Mörders steht. -Wie gut, dass er aus dem Jahr 2017 im Mittelalter gelandet ist, viel Arthur Conan Doyle und Agatha Christie gelesen, dadurch viel von Sherlock Holmes und Hercule Poirot gelernt hat und dem Wissen und den Methoden des Mittelalters weit überlegen ist!

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"Isengrim" war mein erster Roman aus der Feder von Christoph Görg, aber ganz sicher nicht mein letzter! "Troubadour" und "Reliquiae" werden schnellstmöglich gelesen, denn "Isengrim" hat mich absolut begeistert und überzeugt.

Die Geschichte ist toll geschrieben, lässt sich absolut flüssig lesen, ist bildhaft, überaus atmosphärisch und authentisch, sodass der Leser sich sofort ins Mittelalter versetzt fühlt.

Obwohl sich zu Beginn noch ruhigere mit temporeicheren Kapiteln abwechseln und sich die Ereignisse erst im weiteren Verlauf überschlagen, empfand ich das Werk als von Anfang an absolut fesselnd und spannend und konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, sondern habe es in einem Rutsch verschlungen.

Zwar sind einige Szenen vielleicht nichts für allzu zartbesaitete Leser, doch machen auch sie dieses Werk so authentisch.

"Isengrim" überzeugt durch viele Verdächtige und Motive, sodass der Leser fleißig mitermitteln kann, komplexe Figuren, überraschende Wendungen, viel Atmosphäre, Spannung und Gefahr sowie durch das Zeitreiseelement auch viel Humor, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Auflösung ist schließlich so unvorhersehbar wie logisch und überzeugend und erfolgt in bester Agatha Christie-Manier.

Niki und Bertram sind ein ebenso ungewöhnliches wie geniales Ermittlerduo; ich möchte unbedingt mehr von den beiden lesen!

Insgesamt ist "Isengrim", abgesehen von absoluten Klassikern wie Arthur Conan Doyle, Agatha Christie und anderen vergleichbaren klassischen Krimi-Autoren dieser Zeit sowie aktuellen Autoren wie Anthony Horowitz, Sophie Hannah oder Colleen Cambridge, die strikt in dieser Tradition schreiben, sicher der beste historische Kriminalroman, den ich seit langer Zeit gelesen habe.

Bewertung vom 22.11.2022
Die Tochter der Hungergräfin
Spratte, Annette

Die Tochter der Hungergräfin


ausgezeichnet

In ihrem neuen historischen christlichen Roman beleuchtet Annette Spratte das Leben der Gräfinnen von Sayn und Wittgenstein, vor allem das der Mutter Louise Juliane und das ihrer ältesten Tochter Ernestine, während der Jahre 1636-1652.
Der Vater starb schon früh, doch es gab noch einen kleinen Sohn und Bruder. Mit dessen Tod endet aber die männliche Erbfolge und mit ihr auch das Leben, das die Familie bis dahin kannte.
Louise überschreibt die Grafschaft an Graf Ludwig Casimir - ein folgenschwerer Fehler. Die Gräfinnen sind nun für viele Jahre auf der Flucht, Angst, Gefahr, Gefangenschaft und Hunger ständige Begleiter, und der juristische Kampf um die Grafschaft und das Erbe der Töchter zieht sich ebenso lange hin. Auch eine Zwangsheirat Ernestines scheint nötig zu sein ...
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Wie alle bisherigen historischen christlichen Romane aus der Feder von Annette Spratte hat mich auf "Die Tochter der Hungergräfin" absolut begeistert und überzeugt.
Ihr Stil ist stets angenehm und flüssig lesbar, sehr authentisch und atmosphärisch. Auch ihre Figuren sind stets sehr gelungen gezeichnet, und so fühlt man sich schnell ins 17. Jahrhundert und in diese Grafschaft versetzt und lebt, leidet, hofft und bangt mit diesen starken und bewundernswerten Frauen.
Der Roman ist, obwohl er düster und dramatisch ist, auch kurzweilig und schön zu lesen. Die Geschichte ist nicht vorhersehbar, es bleibt bis zuletzt spannend.
Ich kannte die Grafen und die Grafschaft bisher nur dem Namen nach, habe nach der Lektüre aber den Eindruck, viel gelernt und ein vollkommenes Bild von der Persönlichkeit und dem Leben dieser Frauen bekommen zu haben. Sicher liegt das auch daran, dass Annette Spratte sehr dicht an der Realität blieb, sehr viel und gut recherchiert hat.
Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass man juristisch noch etwas mehr ins Detail geht, man mehr über das Recht, die Prozesse, die Gerichte dieser Zeit erfährt.
Ansonsten lässt "Die Tochter der Hungergräfin" aber keine Wünsche offen. Annette Spratte lässt mit diesem Werk Geschichte lebendig werden.
Eine klare Empfehlung für alle Liebhaber historischer Romane!

Bewertung vom 01.11.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


gut

Eine moderne Madame Bovary, die ihre Fesseln abstreift ... so wurde dieser Roman angekündigt.
Im Mittelpunkt steht die fast vierzigjährige Hélène, die die Dinge hat, von denen viele andere Menschen träumen: Karriere, Mann, Kinder, Haus ... Sie hat ihren Geburtsort, ihre Herkunft hinter sich gelassen, ist gesellschaftlich aufgestiegen - doch glücklich ist sie noch immer nicht. Sie liebt ihren Mann nicht, sie wird von Depressionen geplagt ... da trifft sie Christophe wieder, in den sie in ihrer Jugend sehr verliebt war. Mit ihm entflieht sie ihrer Realität ... doch ob es für diese beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, eine Zukunft geben kann?

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Um eine moderne Madame Bovary sollte es sich hier handeln - das klang sehr vielversprechend, und so wollte ich "Connemara" unbedingt lesen.
Rückblickend muss ich leider sagen, dass mich dieser Roman nicht annähernd so sehr wie Flauberts Werk fesseln und begeistern konnte.
"Connemara" besticht vor allem durch Nicolas Mathieu´s Stil, denn sprachlich ist "Connemara" wirklich herausragend und absolut lesenswert.
Leider weist dieser Roman, der abwechselnd aus Sicht von Hélène und Christophe sowie abwechselnd aus der Gegenwart und aus der Vergangenheit heraus erzählt wird, aber auch deutliche Längen auf. So hätte Hélènes Erzählstrang etwa und vor allem bezüglich ihres Berufes deutlich gestrafft werden können. Vieles davon hat mich überhaupt nicht interessiert. Und auch Christophes Leben erzählt Nicolas Mathieu viel zu langatmig und er verliert sich auch hier in allzu vielen unbedeutenden Details. Auch hier hat mich vieles einfach nicht interessiert. Das führte bei mir dazu, dass ich "Connemara" immer wieder als ziemlich anstrengend empfand und immer wieder Pausen einlegen musste.
Auch der Aufbau des Romans insgesamt hat mich nicht so recht überzeugt: Während bis auf das Ende oftmals alles viel zu viel Raum einnimmt, kommt dieses Ende viel zu abrupt. Wenn Nicolas Mathieu dem Ende auch nur annähernd so viel Raum gegeben hätte wie dem Rest, dann wäre das Verhältnis noch irgendwie ausgewogen gewesen. Aber so kommt dieses Ende viel zu plötzlich, wird viel zu schnell abgehandelt, lässt den Leser dadurch völlig unbefriedigt zurück.
Christophe blieb für mich als Frau distanziert und blass, doch Hélène gefiel mir als Figur ziemlich gut. Viele Leserinnen werden sich sehr gut mit ihr identifizieren können.
Fazit: Ein Roman, der zwar Längen aufweist und inhaltlich nicht komplett fesseln, begeistern und überzeugen kann, der aber wichtige und aktuelle Themen aufgreift und sprachlich brillant ist. Vor allem frankophile Leser werden Freude an diesem Roman haben.

Bewertung vom 04.10.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


gut

In ihrem neuesten Roman "Violeta" erzählt Isabel Allende das bewegte hundertjährige Leben von Violeta del Valle; dies geschieht, indem Violeta einen Brief an ihren Enkel schreibt, der mit ihrer Geburt während der Grippepandemie im Jahre 1920 beginnt und mit ihrem letzten Atemzug zu Beginn der Coronapandemie im Jahre 2020 endet.
Natürlich geht es hauptsächlich um Violeta, um ihr Leben, um die Menschen, die sie umgaben. Doch auch in historischer und politischer Hinsicht erfahren wir von Anfang bis Ende sehr viel.
"Violeta" besticht vor allem durch den Stil, denn Isabel Allende kann einfach großartig schreiben. Man kann in ihren Worten, in ihren Sätzen schwelgen.
Der Inhalt an sich lässt mich leider zwiegespalten zurück - teilweise fand ich ihn sehr spannend und fesselnd, sodass ich ihn sehr gerne gelesen habe, teilweise empfand ich ihn als sehr langweilig und langatmig.
Stellenweise habe ich auch die Tiefe vermisst.
Als die letzte Seite gelesen war, wusste ich nicht, ob die Lesezeit nicht verschwendet war, ob ich sie nicht besser in ein anderes Buch investiert hätte. Letztlich kann man "Violeta" zwar lesen, aber man muss es sicher nicht.
Ich bleibe enttäuscht zurück, da es andere Werke aus der Feder von Isabel Allende gibt, die weitaus besser sind. "Violeta" konnte mich nicht fesseln und begeistern, und ich glaube leider auch nicht, dass dieser Roman lange nachklingen wird ...