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Johannes Fidanza
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München
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Lesen - Lernen

Bewertungen

Insgesamt 1192 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2011
Ein säkulares Zeitalter
Taylor, Charles

Ein säkulares Zeitalter


ausgezeichnet

Mit Recht hat Charles Taylor für dieses Buch den höchsten Preis bekommen, den die philosophische Wissenschaft zu vergeben hat. Taylor beschreibt nichts weniger als die Entwicklung hin zum heutigen Selbstverständnis und Bewusstsein westlicher Gesellschaften. Anders ausgedrückt: Es ist die Geschichtsphilosophie, die als Bedingung hinter der Aufklärung und deren Voraussetzungen steht. Für Taylor ist die Aufklärung bis heute im Gange, und treibt die Säkularisierung weiter voran. Was allerdings genau Säkularisierung bedeutet wird erstmal ausgiebig auf ein paar hundert Seiten ausgeführt.
Taylor ist ein Theoretiker der sich darin gefällt, Phänomene mit neuen Begriffen originell zu benennen, und als Leser darf man hier von der Fülle der neu eingeführten Namen nicht den Faden verlieren. Auch ist manches redundant, denn so einige Satzbausteine begegnen einen in den 1300 Seiten immer wieder. Macht aber nichts.
Für Taylor, der wie viele kluge Menschen der katholischen Kirche anhängt, ist das heute säkuläre Bewusstsein fundiert in der christlichen Reformbewegung des 13ten Jahrhunderts - die heutige Distanz zur Kirche damit selbst Ausfluss christlichen Denkens. Die heutige religionsfeindliche Grundstimmung unserer Kultur ist damit christlichem Denken geschuldet, welches die direkte Gott-Mensch Beziehung fordert. Die fortwährende Reformation in die nichtreligiösen Bereiche der Gesellschaft als radikalisierte Katholizität sozusagen.
Im letzten Viertel des Buches gesteht Taylor, dass viele der von ihm formulierten Grundgedanken von Ivan Illich inspiriert sind. Wem die 1300 Seiten zu lang sind, möge darum zum folgenden Buch von Ivan Illich greifen: "In den Flüssen nördlich der Zukunft" ISBN 9783406542145. Das, was Taylor intellektuell brilliant auf 1300 ausformuliert, findet sich bei Illich auf 280 Seiten weniger wissenschaftlich aufgeladen gesagt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2011
Mylo Xyloto
Coldplay

Mylo Xyloto


ausgezeichnet

Ich bin Coldplay-Fan und sage: Nicht die beste CD von Chris Martin & Co. aber immer noch 'ausgezeichnet'!

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2011
In der Mitte des Lebens
Käßmann, Margot

In der Mitte des Lebens


ausgezeichnet

Ganz toll dass der Herder-Verlag MARGOT dazu bewegen konnte, Ihr Buch selbst zu lesen (obwohl sie sicherlich sonst ganz viel zu tun hat). Ich höre ihr Stimme so gern. Mir ist danach immer, als hätte ich etwas Heilung von den Verletzungen erfahren, die einem in dieser Welt von den Menschen so zugefügt werden.
Früher habe ich meine Spiritualität auf Krafttiere ausgerichtet, aber seitdem ich die Schriften von MARGOT studiere weiß ich, dass es nicht Krafttiere sind, die einen wieder aufrichten sondern Texte dieser Qualität.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2011
Geschichte der römischen Republik
Bringmann, Klaus

Geschichte der römischen Republik


ausgezeichnet

Klasse Buch und erstaunlich leicht zu lesen. Nach der Lektüre hat man den Eindruck vollumfassend und auf dem neuesten Wissensstand über die römische Republik informiert worden zu sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2011
Unter Ketzern
Brummer, Arnd

Unter Ketzern


schlecht

In der kostenlosen Zeitschrift Chrismon gab es Auszüge des Buches vorab zu lesen (schon prima wenn man als Chefredakteur in der eigenen Zeitschrift 7 Seiten lang Werbung für sein eigenes Buch machen kann):
Neben den üblichen Polemiken gegen Heilige/Papst/Ohrenbeichte/Marienfrömmigkeit (ein besonderes Problem der Generation des Autors wie es sich hier wieder mal zeigt) findet sich eine Passage die ich als Verleumdung der katholischen Kirche empfinde und welche die Redlichkeit des Autors und damit die Qualität dieses Buches generell in Frage stellt.
Dort geht es um Harry - den Berber - der ein "Mitglied auf Augenhöhe" in der evangelischen Kirchengemeinde war/ist. Zitat: "Sonntags kam er in die Kirche und ging zum Abendmahl, reichte seinen Nachbarn links und rechts zum Friedensgruß die Hand. Mancher rümpfte die Nase, im wörtlichen Sinne. Denn Harry roch manchmal streng nach Schweiß, Zigaretten und Bier. Doch er gehört eindeutig zu uns."
Diese wenig spannende Geschichte wird nur deswegen erwähnt, weil so subtil suggeriert wird, dass die Katholische Kirche (noch besser böse Amtskirche) solche Berber nicht in den Reihen hat oder auch nicht sehen will. Als Katholik empfinde ich das als Verleumdung denn dem ist nicht so - Punkt! Wie soll man ein Buch unvoreingenommen lesen, wenn es der Autor schon nicht ist? Derartig voreingestellte Propaganda ist schlicht altmodisch. Das Buch möge der lesen den es bedient.

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2011
Melville
Delbanco, Andrew

Melville


ausgezeichnet

Eine ausgesprochen gute Biographie über den Autor von Moby Dick ist dieses Buch. Über Melville wird immer wieder kolportiert, dass wenig über sein Leben und Werdegang beklannt ist, was von Delbanco mit diesem Buch aber widerlegt wird.
Die wirklich Stärke des Buch ist aber die Verbindung von Biographie und Zeitgeschichte. Melville und seine einzelnen Werke sind ohne den Aufstieg New Yorks und seiner eigenen Erfolglosigkeit in der amerikanischen Literaturszene nicht erklärlich. Darüber hinaus gelingt es Delbanco Melville als den Analysator der US-Amerikanischen Mentalität darzustellen, was heute noch seine Aktualität ausmacht. Sehr kurzweilig und lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2011
Jakob der Knecht
Singer, Isaac Bashevis

Jakob der Knecht


ausgezeichnet

Ich muss mich korrigieren. Bislang hatte ich behauptet, dass 'Das Landgut' Singers bester Roman ist. Nachdem ich jetzt 'Jakob der Knecht' gelesen habe, revidiere ich dieses Urteil und empfehle jedem diesen Roman als Ersten von Singer in die Hand zu nehmen.
'Jakob der Knecht' ist ein in sich geschlossener Roman mit nur wenig verschiedenen Charaktären die aber schlüssig in ihrer Entwicklung beschrieben werden. Auch Raum und Zeit (Polen im 17ten Jahrhundert) werden plausibel dargestellt. Wer einen Sinn für jüdische Spiritualität hat wird von dieser Liebesgeschichte hingerissen sein.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.06.2011
Ein Tag des Glücks
Singer, Isaac Bashevis

Ein Tag des Glücks


ausgezeichnet

Ich war begeistert von diesem Buch. Von den Kurzgeschichtensammlungen Isaac Singers die ich bislang gelesen habe, hat mir dieses Buch am besten gefallen, weil Geschichten aus dem 'Schtetl' und 'Aus der neuen Welt' gleichermaßen vertreten sind. Die Beschreibung des Tiefsinns der heute nicht mehr exisitierenden jiddischen Welt des Ostjudentums und seiner Überbleibsel in Amerika ist beeindruckend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2011
Als unsere Welt christlich wurde (312 - 394)
Veyne, Paul

Als unsere Welt christlich wurde (312 - 394)


ausgezeichnet

Dies ist ein gut zu lesendes und lehrreiches Buch, welches im Fließtext mehr den Charakter eines Essays hat, aber dennoch mit einer Menge an informativen Fußnoten aufwartet.
Paul Veyne versucht gar nicht den Anschein zu erwecken neutral zu sein, denn seine Sympathie für das Christentum und Konstantin ist nicht zu verbergen. Dem Leser soltle das vorab klar sein. Mental voreingestellte Kirchenkritikaster werden mit diesem Buch nicht zurandekommen und irgendwas von 'Neutralität der Wissenschaft' vorbringen. Veyne vergleicht seine positive Bewertung des Christentums als ebenso wissenschaftlich gerechtfertigt wie die historische Bewertung der Renaissance als Höhe der Kunst.
Insgesamt: Sehr empfehlenswert, wenngleich Veyne sich das letzte Kapitel über den Monotheismus und Nichtmonotheismus des antiken Judentums während des Königszeit hätte ersparen können - das paßt nicht zum Thema und als ausgewiesener Experte hierüber zeigt sich Veyne nicht gerade.

Bewertung vom 09.06.2011
Max, der Schlawiner
Singer, Isaac Bashevis

Max, der Schlawiner


ausgezeichnet

Dieser Roman aus dem Nachlass von Isaac Singer ist ein für sein Oeuvre typisches Werk. Inhalt: Im Jahr 1906 kehrt ein erfolgreicher, sexuell frustrierter Jude aus Argentininen nach Warschau zurück und begegnet - na klar - eine Reihe von Frauen. Das Buch ist flüssig zu lesen, mitunter spannend, allerdings nichts weltbewegendes.
Für Singer-Fans (like me) eine empfehlenswerte Lektüre. Da das Buch allerdings sehr stark auf den Protagonisten zugeschnitten ist, würde ich als Einstieg zu Singer andere Romane empfehlen, die eine größeres Panorama über mehrere Handlungsträger und - orte entwickeln. (z.B. das Landgut oder die Familie Moschkat).