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Benutzername: 
Fannie
Wohnort: 
Oelsnitz/Erzgebirge

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 07.06.2014
Radiergummitage
Pielhau, Miriam

Radiergummitage


sehr gut

Zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken

Neu unter den Autoren ist Moderatorin Miriam Pielhau ("taff") keineswegs: Nach ihrer Brustkrebserkrankung 2008 schrieb sie das vielbeachtete Buch “Fremdkörper”. Mit "Radiergummitage" legt die 39-Jährige nun ihren ersten Roman vor. Schon das Cover ist ein echter Hingucker – ein knallrotes strukturiertes Strickherz, mit Liebe selbstgemacht von Sarah Kuttner ("Mängelexemplar"). Doch der Inhalt des Buchs ist mindestens genauso schön: Maja Pauly ist Schauspielerin am Braunschweiger Theater, Single und hat eine absolute Hass-Zahl: Die 35. Unschön, dass sie in Kürze ausgerechnet ihren 35. Geburtstag feiert. Sie beschließt, jeden Monat eine ganz besondere Mission zu absolvieren, um der gefürchteten 35 dennoch ein wenig Gutes abzugewinnen: Neues wagen, etwas, das sie vorher noch nie ausprobiert hat. Darunter sind vergleichsweise einfache Dinge, wie etwas zu säen, aber auch echt harte Prüfungen stehen ihr bevor. Wie gut, dass Maja mit ihrer Adoptiv-Omi Lina eine kluge und liebenswerte Freundin an ihrer Seite weiß, denn die 85-Jährige lehrt Maja eine ganze Menge über das Leben.

Zugegeben, es hat ein wenig gedauert, bis ich mit dem Buch im Allgemeinen und Hauptakteurin Maja im Besonderen warm geworden bin. Miriam Pielhau schreibt außergewöhnlich – mit einer großen Portion Umgangssprache, zuweilen rotzig und temporeich. Aber irgendwann platzte bei mir der berühmte Knoten – ich hatte mich an den Schreibstil gewöhnt und konnte "Radiergummitage" so richtig genießen. Miriam Pielhau pflastert ihre Geschichte mit teilweise schrillen Charakteren, aber auch mit Personen, die man sofort ins Herz schließt – allen voran die betagte Lina Abendstern. Einzigartig und unverwechselbar sind sie jedenfalls alle. Viel Humor und allerhand aberwitzige Begebenheiten unterhalten den Leser wunderbar. Vor allem aber birgt dieser Roman eine ebenso simple wie eindrucksvolle Botschaft in sich: Nämlich, dass man sich die Neugier auf das Leben bewahren sollte. "Radiergummitage" hat mich überrascht, denn hinter diesem Buch steckt keine seichte Unterhaltungsliteratur. Miriam Pielhau erzählt, verborgen hinter Witz und Kurzweil, gekonnt eine kluge Story, die nachdenklich macht.

Die Missionen, die Maja sich vornimmt, hat Miriam Pielhau übrigens alle selbst absolviert. Und es mag auch mehr als ein Zufall sein, dass die Protagonistin die selben Initialen wie die Autorin trägt. Wie autobiografisch "Radiergummitage" also ist, weiß allein Miriam Pielhau. So oder so hat sie jedenfalls einen warmherzigen Roman geschrieben, den ich gern allen weiterempfehle, die beim Lesen ebenso gerne lachen wie weinen.

Bewertung vom 14.03.2014
Abgründig
Strobel, Arno

Abgründig


sehr gut

Spannung für sämtliche Altersklassen: Der erste Jugendthriller von Erfolgsautor Arno Strobel

Im Bergcamp Grainau trifft Tim aus Saarbrücken auf den selbstbewussten Ralf (18) aus München. Dieser überredet Tim und ein paar andere Teilnehmer dazu, aus dem Camp abzuhauen und eine ganz private Bergtour in Richtung Zugspitze zu unternehmen – mit ihm als Bergführer. Früh am Morgen machen sich die Teenager auf den Weg und betreten über die Höllentalklamm die Berge. Doch plötzlich schlägt das Wetter um. In den aufkommenden Sturm mischt sich peitschender Regen und schließlich ein Gewitter. In einer einsamen Berghütte finden die Jungen und Mädchen zwar Unterschlupf vor dem bedrohlichen Unwetter. Aber dort wartet eine neue, viel perfidere Bedrohung auf sie…

Arno Strobel war bisher für Erwachsenenthriller bekannt, die die Bestsellerlisten im Sturm eroberten – wie beispielsweise “Der Sarg” und zuletzt “Das Rachespiel”. Mit “Abgründig” legt der Erfolgsautor aus dem Saarland nun seinen ersten Jugendthriller vor. Die Geschichte spielt in den Bergen Garmisch-Partenkirchens. Bildgewaltig beschreibt Arno Strobel die Gebirgslandschaft und das heraufziehende Unwetter. Durch seine detaillierten Schilderungen findet sich der Leser quasi mitten im Geschehen wieder. Die jugendlichen Protagonisten sind unterhaltsam-bunt zusammengewürfelt und charakterlich sehr verschieden. Das führt immer wieder zu Konflikten und Auseinandersetzungen, die für die Story das Salz in der Suppe sind. In einem gutem Tempo geht die Geschichte voran: Langeweile Fehlanzeige! Bis zum Schluss hält Arno Strobel die Spannung aufrecht. Dadurch, dass der Autor den Spannungsbogen auf der psychologischen Ebene anstelle von blutigem Gemetzel aufbaut, eignet sich der Thriller bestens für unter 18-jährige Jugendliche. Trotzdem werden erwachsene Thriller-Fans sich von “Abgründig” ebenso gut unterhalten fühlen – auch, wenn die drastischen Szenen gegenüber den bisherigen Büchern von Arno Strobel um einiges entschärft sind.

Bewertung vom 11.03.2014
Roadtrip mit Guru
Kruse, Timm

Roadtrip mit Guru


ausgezeichnet

Amüsant, erschreckend, autobiografisch: Von Erleuchtung und Verblendung

Er kam als NDR-Journalist und ging als Jünger in spe – angefüllt mit purer Faszination: Der gebürtige Westfale Timm Kruse besucht vor einigen Jahren ein Esoterik-Festival, auf dem er einem Guru begegnet, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Bald darauf lässt der Wahl-Kieler Lebensgefährtin, Familie sowie Job hinter sich und folgt dem Gottgleichen in dessen indischen Ashram. Yoga, der Genuss von Ingwertee, schweißtreibende Arbeiten auf dem Grundstück, allerhand interessante Mitbewohner und philosophische Gesprächsrunden füllen dort seine Tage aus. Nach kurzen Abstechern in die deutsche Heimat geht Timm Kruse mit dem Guru auf Tournee: Seine Weisheit versprüht der geheiligte Zottelbart sowohl quer über Europa als auch in Kanada und den USA. Doch in die anfängliche Ergebenheit der Anhänger mischen sich immer mehr Zweifel – völlig zu Recht, wie sich schließlich herausstellen soll…

In „Roadtrip mit Guru“ erzählt Timm Kruse von seinen Erfahrungen auf der Suche nach Erleuchtung und innerem Frieden. Was er dabei erlebt hat, ist amüsant und erschreckend zugleich. Mit lockerem Zungenschlag und viel Humor berichtet Timm Kruse von abstrusen Begebenheiten, unverwechselbaren Charakterköpfen und gewaltigen kulturellen Unterschieden. Außerdem wirft er mehr als nur einen flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel auf das Elend in Indien.

Man kommt nicht umhin, schon nach den ersten Seiten eine enorme Sympathie für den Autor zu entwickeln. Sein Schreibstil ist so einnehmend und persönlich, dass man meinen könnte, Timm Kruse säße dem Leser bei einem Glas Rotwein zum gemütlichen Plausch gegenüber. Schon allein die Vielfalt der Bezeichnungen für seinen Meister („Der Gebenedeite“, „Der Heiland“) sorgt stets für ein Schmunzeln. Im Laufe seines äußerst kurzweiligen Buchs trifft Timm Kruse wirklich immer den richtigen Ton. Vollkommen mühelos und authentisch wechselt er von gelöster Heiterkeit hin zu bitterem Ernst.

„Roadtrip mit Guru“ ist eine ganz besondere und durchweg unterhaltsame autobiografische Erzählung über vermeintliche Erleuchtung und tatsächliche Verblendung, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2014
Töchter des Nordlichts
Kabus, Christine

Töchter des Nordlichts


sehr gut

*Wortgewaltige Familiensaga*

Die Kindergärtnerin Nora lebt in Oslo und will nach fünfunddreißig Jahren endlich ihren Vater kennenlernen. Sie erfährt, dass ihre Wurzeln hoch oben in Norwegen liegen, bei einem Nomaden-Volk, das noch bis in die heutige Zeit hinein um seine Anerkennung kämpfen muss: Die Sami. Für die Großstädterin Nora ist ihre Reise in die schneereiche Finnmark ein Schritt in eine völlig neue Welt: Die Menschen hier leben gänzlich anders als in der norwegischen Hauptstadt. Nora steht plötzlich zwischen zwei Kulturen – und wird schließlich mit vielen Überraschungen sowie einem lang gehüteten Familiengeheimnis konfrontiert…

Der Roman „Töchter des Nordlichts“ von Christine Kabus ist nach „Im Land der weiten Fjorde“ bereits das zweite Buch, in dem sich die deutsche Autorin dem rauen Charme Norwegens widmet. Sie lässt sich viel Zeit beim Erzählen einer faszinierenden Geschichte, die sich in zwei unterschiedliche Handlungsstränge aufteilt: Kapitelweise und damit kurzweilig für den Leser wechseln sich das Leben von Hauptperson Nora im Jahr 2011 und das des zu Anfang 9-jährigen Sami-Mädchens Àilu anno 1915 ab. Christine Kabus fliegt mühelos zwischen den beiden Epochen hin und her. Stets findet sie die richtigen Worte, um die jeweilige Zeit und die spezielle Stimmung eindrucksvoll wiederzugeben. Mit ihrer atmosphärischen Erzählweise sorgte sie in meinem Fall dafür, dass sich schon bald das Fernweh und die Neugier auf das mystische Nordlicht einstellten. Für ihre Protagonisten hält sie überraschende Wendungen bereit. Hin und wieder baut die Autorin regelrechte Cliffhanger zwischen den einzelnen Kapiteln ein, die für allerhand Spannung sorgen. Die Vielzahl der Charaktere und deren Beziehungsgeflecht stiftet mitunter ein wenig Verwirrung. Als recht hilfreich erweist sich dabei der Familienstammbaum zu Beginn des Buches. Geschichtliche Ereignisse rund um Norwegen und eindrucksvolle Einblicke in die ursprüngliche Lebenswelt der Sami runden diesen emotionalen Roman ab.

Auch, wenn sich in „Töchter des Nordlichts“ die ein oder andere Liebesgeschichte entspinnt, ist dieses Buch keinesfalls einem kitschigen Liebesroman gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich hier um eine wortgewaltige und tiefgründige Familiensaga, die den Leser mit einer Fülle an Eindrücken aus dem Norwegen von heute und früher zurücklässt.

Bewertung vom 10.02.2014
Schneetreiben
Gladow, Sandra

Schneetreiben


ausgezeichnet

Dieser Krimi hat es in sich!

Lübeck in der Vorweihnachtszeit: Mitten im geschäftigen Trubel fällt den Passanten in einer Einkaufsstraße eine Frau vor die Füße, herabgestürzt von einem Balkon. Alles deutet auf Selbstmord hin. Furchtbare Wahnvorstellungen und Psychosen scheinen der verzweifelten Hanna Frombach keinen anderen Ausweg geboten zu haben. Doch im Zuge der Ermittlungen werden Zweifel laut: Könnte es sein, dass hinter dem Sturz ein Mord steckt?

„Schneetreiben“ ist bereits der dritte Kriminalroman von Autorin und Staatsanwältin Sandra Gladow. Für mich war ihr aktuelles Buch allerdings eine Premiere. Und was für eine! Dieser Krimi hat es wirklich in sich! Schaurige Momente und das stimmungsvolle winterliche Lübeck lassen den Leser frösteln und führen dazu, dass man sich unweigerlich fester in die Sofadecke kuschelt. Die Figuren wirken unglaublich lebendig – in erster Linie das ungleiche, aber zutiefst amüsante Ermittler-Duo Theodor „Teddy“ Braun und Ben Bendt. Wobei angemerkt werden muss: Amüsant, aber keinesfalls albern! Die Hauptfigur, Staatsanwältin Anna Lorenz, wirkte beruflich ein wenig unnahbar. Sympathiepunkte konnte sie sich bei mir aber durch ihre verletzliche Seite im Privatleben erwerben.

Besonders beeindruckt hat mich der intelligente und wohlüberlegte Plot. An keiner Stelle erscheint die Geschichte unglaubwürdig oder inszeniert. Spätestens bei der Danksagung am Ende des Buches wird klar, warum: Sandra Gladow hat hervorragend recherchiert. Sie verzichtet auf Räuberpistolen aller Art und lässt dadurch die Krimihandlung authentisch wirken. Die Autorin hat eine ruhige, nüchterne, aber dennoch enorm fesselnde Schreibweise, die dazu führt, dass ausschließlich höhere Gewalt eine Lesepause rechtfertigt. Wer „Schneetreiben“ liest, wird sich auf gar keinen Fall langweilen. Das ist einerseits durch die Vielfalt begründet, die dieser Krimi bietet und andererseits dem zielstrebigen und temporeichen Erzählstil von Sandra Gladow zu verdanken.

Ich bin begeistert von diesem Kriminalroman, der in einzelnen Sequenzen echte Thriller-Qualitäten aufweist. Schon nachdem ich etwa bei der Hälfte des Buches angelangt war, habe ich meinen literarischen Wunschzettel aufgestockt: Mit „Eiswind“ und „Gewitterstille“ muss ich unbedingt die beiden Vorgängerromane von „Schneetreiben“ lesen, in denen die Staatsanwältin Anna Lorenz die Hauptrolle spielt.

Bewertung vom 04.02.2014
Das Rachespiel
Strobel, Arno

Das Rachespiel


ausgezeichnet

Wenn man beim Lesen das Atmen vergisst: Nervenkitzel pur!

Vier Freunde, ein dunkles Geheimnis. Sie waren noch Kinder. Ihr Schwur lautete, niemandem je auch nur ein Wort zu erzählen. Jahrzehnte später holt ihre Vergangenheit sie ein. Sie müssen büßen…

Der erfolgreiche Software-Unternehmer Frank Geissler ist verheiratet, Vater einer Tochter und führt ein Leben wie aus dem Bilderbuch. Die Erinnerung an einen grauenhaften Nachmittag in seiner Kindheit verdrängt er, so gut es geht. Da platzt mitten in die scheinbare Idylle der Familie Geissler ein USB-Stick mit verstörendem Inhalt. Frank ahnt Schreckliches. Und seine Ahnungen sind nur ein Bruchteil dessen, was ihn wenig später tatsächlich erwartet…

Arno Strobels neuem Thriller „Das Rachespiel“ habe ich lange entgegengefiebert. Meine unbändige Vorfreude wurde nicht enttäuscht: Fans von Psychothrillern werden nämlich - wie ich - begeistert von diesem Buch sein. Auf 352 Seiten voller anhaltender Spannung stellt Arno Strobel unter Beweis, dass er der Meister der Cliffhanger ist. Oft kann man es kaum erwarten, umzublättern, um endlich zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Erst nach und nach, ähnlich wie bei einem Puzzle, wird das Rätsel um die Schatten der Vergangenheit der einstigen Freunde Frank, Manuela, Torsten und Jens gelöst. Eingängig, ohne Längen und sehr anschaulich beschreibt der Autor den Albtraum, in den die vier mittlerweile über 40-Jährigen hineingeraten. Auch ich war vollkommen in der Geschichte gefangen und ertappte mich sogar dabei, dass ich parallel zu Hauptakteur Frank die Luft in einer besonders brenzligen Situation angehalten habe.

Bemerkenswert fand ich den gelungenen Schnitt zwischen den beiden Welten des Frank Geissler: Heraus aus der Idylle des schmucken Einfamilienhauses mit sauber geschnittener Hecke und urplötzlich hinein in die völlige Dunkelheit eines abgeschiedenen Labyrinths… Die Rückblenden in die Kindertage der vier Freunde verleihen der Story die besondere Würze.

Da es sich bei den Thrillern von Arno Strobel nicht um eine Serie handelt, kann man getrost mit „Das Rachespiel“ beginnen – auch, wenn man zuvor noch kein Buch des Autors gelesen hat.

Freunden des Nervenkitzels kann ich „Das Rachespiel“ nur empfehlen. Ich jedenfalls habe es in Rekordzeit gelesen und muss mich jetzt bis zum Frühjahr 2015 wieder einmal in Geduld üben. Dann erscheint der nächste Psychothriller des Autors, der in der Nähe von Trier lebt, bei FISCHER Taschenbuch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2014
Mit zwei Pampelmusen auf den Himalaya
Wolf, Tina

Mit zwei Pampelmusen auf den Himalaya


ausgezeichnet

Ernstes Thema liebevoll verpackt

Lisa und Bob sind ein echtes Traumpaar. Der Fotografin und dem Unternehmensberater fehlt allerdings eins zum vollkommenen Glück: Ein Baby. Aber der Kindersegen will sich auch nach Jahren des „Probierens“ einfach nicht einstellen. Das frustriert beide zunehmend, denn sie wünschen sich sehnlichst Nachwuchs. Nach vielen erfolglosen Unterfangen bleibt nur noch ein Weg – und der führt sie direkt in die Kinderwunschklinik. Ob der Storch dort endlich zubeißt?

Während sich in „Kein Kind ist auch (k)eine Lösung”, dem ersten bei Heyne erschienenen Roman von Tina Wolf, alles um die Frage Baby: "Ja oder nein" – also um das „Ob“ – dreht, steht in „Mit zwei Pampelmusen auf den Himalaya“ das "Wie" im Vordergrund. Diesmal ist nicht Charly Schönberg die Protagonistin, sondern die liebenswerten jungen Eheleute Lisa und Bob aus Hamburg. Humor wird in diesem Buch großgeschrieben. Einige wirklich ulkige Charaktere sorgen für jede Menge Witz und verrückte Situationen. Sogar Schauspieler Sky du Mont hat einen Gastauftritt! Doch was mich wirklich an diesem Buch berührt hat, ist die Tatsache, dass Tina Wolf es im Handumdrehen schafft, im Gegensatz dazu auch eine ganz andere, ernste Atmosphäre aufzubauen. Monat für Monat habe ich mit Lisa gelitten, wenn der Schwangerschaftstest mal wieder negativ ausfiel. Das „wilde Treiben“ nach Terminkalender ist alles andere als lustvoll. Die Spannungen, die sich dadurch zwischen Bob und Lisa mit der Zeit aufbauen, sind für den Leser schon fast mit den Händen greifbar. Tina Wolf lässt wirklich nichts unversucht, um ihren beiden Helden babytechnisch auf die Sprünge zu helfen: Unterstützung aus der Apotheke, Fruchtbarkeitsyoga und Untersuchungen von Ei- und Spermazellen – doch damit ist die Liste keineswegs vollständig und der Traum vom Baby noch lange nicht erfüllt. Schließlich bleibt Lisa und Bob nichts anderes übrig, als eine Kinderwunschklinik aufzusuchen.

„Mit zwei Pampelmusen auf den Himalaya“ ist ein charmanter Roman, der vor Witz und Liebe sprüht. Gleichzeitig erzählt dieses Buch einfühlsam und tiefgründig die Geschichte eines unerfüllten Kinderwunschs. Auf der Gefühlsskala schlägt Autorin Tina Wolf von herrlich heiter über nachdenklich bis hin zu tieftraurig alle verfügbaren Töne ehrlich und glaubhaft an. Mit lockerem Schreibstil widmet sie sich einem ernsten Thema und bereichert das Genre Frauenliteratur dadurch ungemein.

Bewertung vom 30.11.2013
Die Stunde des Löwen
Köhl, Alexander

Die Stunde des Löwen


ausgezeichnet

*Liebe “Tatort”-Drehbuchautoren: Bitte nachmachen!*

Bad König in der hessischen Provinz: Der private Ermittler Jonas Fremden ist vor vier Wochen verstorben. Nun sieht sich sein gleichnamiger Neffe im Haus des Onkels um und wird dort vom Geschäftsführer des Bestattungsunternehmens Bruckner aufgesucht. Letzterer nimmt an, er habe Jonas Fremden senior vor sich und betraut ihn mit einem Auftrag: Bruckner will den Tod seines Vaters aufgeklärt wissen, den er keineswegs für einen Unfall hält. Er stellt eine hübsche Summe Geld in Aussicht und der chronisch klamme Fremden willigt schließlich ein.

Etwa zur gleichen Zeit werden die Frankfurter Kommissare Ludger Born und Jula Mannfeld in ein Hotelzimmer am Frankfurter Flughafen gerufen: Dort ist eine Seniorin umgebracht worden. Kurz darauf wird die Leiche einer weiteren älteren Dame auf dem Lohrberg gefunden. Born und Mannfeld ahnen nichts Gutes: Haben sie es hier mit einer Mordserie zu tun?

Eins vorweg: Von Regionalkrimis aus dem Hause emons: wurde ich noch nie enttäuscht. Auch "Die Stunde des Löwen" von Alexander Köhl hat mich begeistert - und zwar so sehr, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Passend zur Frankfurter Skyline ist in diesem Kriminalroman alles hoch: Die Charaktere - hochinteressant. Der Plot - hochintelligent. Die ganze Geschichte - hochspannend.

Der Autor kombiniert mehrere auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Handlungsstränge und Fälle wirklich clever miteinander. Nichts an diesem Kriminalroman ist an den Haaren herbeigezogen oder gar unlogisch - im Gegenteil: Der Leser darf sich an einer intelligenten und stets gut durchdachten Story freuen. So mancher "Tatort"-Drehbuchautor sollte sich von Alexander Köhls Können eine gehörige Scheibe abschneiden. Vor Tabuthemen schreckt der Autor nicht zurück und er hat darüber hinaus "Die Stunde des Löwen" mit einer ganz speziellen Ausstrahlung versehen: Rau, abgründig, düster, faszinierend. So geht ein Fünf-Sterne-Krimi!