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drachenzahn

Bewertungen

Insgesamt 100 Bewertungen
78910
Bewertung vom 29.08.2023
Auf der Suche nach Emily McCrae
Longmuir, Fiona

Auf der Suche nach Emily McCrae


sehr gut

Spannender Krimi für Kinder

Das Buch „Auf der Suche nach Emily McCrae“ von Fiona Longmuir ist ein unterhaltsamer Krimi im Stile von Enid Blytons Abenteuerbüchern, der einen durchweg mitfiebern und rätseln lässt, und für Mädchen und Jungen ab 10 Jahre geeignet ist.

Die zwölf Jahre alte Lily zieht in die ihrer Meinung überaus langweilige Kleinstadt Edge am Meer. Sie kann sich weder mit der Gegend noch mit den Leuten richtig anfreunden, bis sie eines Tages per Zufall über ein seltsames Museum stolpert, dass einer gewissen Emily gewidmet ist. Auf der Suche nach diesem Mädchen findet sie neue Freunde, gerät aber auch in mehr als eine gefährliche Situation.

Das Buch ist durchweg sehr spannend erzählt. Es macht Spaß zu lesen und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Kapitel sind zudem recht kurz, sodass man jederzeit eine Pause einlegen könnte. Die Charaktere sind sympathisch und wurden facettenreich mit Ecken und Kanten dargestellt. Die Geschichte schreckt des Weiteren nicht davor zurück, auch diverse Themen miteinzuarbeiten. So hat Lilys Freundin Sam zwei Väter und ihre Lieblingslehrerin Miss Hanan ist Muslimin und trägt einen Hijab.

Ich hätte dem Buch auch sehr gerne fünf Sterne gegeben, aber das Ende war mir dann doch einfach zu realistisch und albern. Eigentlich hätte man einfach die letzten zwei Kapitel weglassen können. Ich persönlich mag zudem nicht, dass die Polizei durchweg als inkompetent dargestellt wird. Zum einen untersuchen die verschiedenen Beamten weder von sich aus bestimmte Ereignisse noch reagieren sie angemessen auf Hinweise. Das geht sogar so weit, dass die Protagonisten im Buch, statt aktiv gegen den Verbrecher vorzugehen, lieber komplizierte Rätsel und Geheimnisse erstellen bzw. lösen sollen, um ihre Familie wieder zusammenzuführen. Das ist schon irgendwie absurd.

Insgesamt ist die Geschichte dennoch äußerst kurzweilig und hält einen mit seiner Spannung in den Bann. Man sollte allerdings nicht allzu sehr den Sinn des Ganzen hinterfragen.

Bewertung vom 07.08.2023
Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit
Pfeiffer, Marikka

Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit


sehr gut

Spannende, aber unlogische Abenteuergeschichte

„Memory Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit“ ist ein durchaus unterhaltsames Buch für Kinder ab 10 Jahre, die ein Interesse an Abenteuer und Mystik mitbringen. Die Geschichte ist spannend erzählt und lädt zum Miträtseln ein. Leider ist die sich nach und nach eröffnende Lösung eher unlogisch. Schade.

Holly freut sich schon sehr auf das Wiedersehen mit ihrer Tante Claire. Doch als sie schließlich auf Memora Castle ankommt, wird sie keineswegs warmherzig in Empfang genommen. Ihre Tante scheint verschwunden zu sein und niemand weiß, wo sie ist oder wann sie wiederkommt. Aber nicht nur deren Abwesenheit sorgt für viele Fragezeichen. Auch der plötzlich lebendig werdende Kuckuck aus der Standuhr und ein seltsamer Ring bieten jede Menge Geheimnisse. Zusammen mit ihrer Cousine Ilana und deren Stiefbruder Janko will Holly der Sache auf den Grund gehen.

Die Protagonisten sind allesamt recht sympathisch und man kann sich schnell mit ihnen identifizieren. Die Autorin Marikka Pfeifer vermittelt sehr gut die Einsamkeit und Sehnsucht der Hauptfigur Holly nach einem richtigen Zuhause. Selbst die zickige Ilana macht Spaß zu lesen, und auch Janko mit seinem Filmwahn mag man auf Anhieb. Während diese drei Charaktere sehr gut ausgearbeitet sind, wirkt der Rest eher flach. Insbesondere Claire und der Bösewicht waren für mich eine Enttäuschung. Erstere ist so gutmütig und leichtgläubig, dass sie schon fast dumm wirkt, es tut mir leid. Den Schurken erkennt man des Weiteren sehr schnell. Allerdings ergeben seine Motive und Handlungen in meinen Augen nur wenig Sinn und sind mitunter irrational.

[Vorsicht milde SPOILER: Obwohl er per Zufall in eine andere Zeit gerät, scheint er sofort zu wissen, was mit ihm geschehen ist und weiß, wie die „Zeitmaschine“ funktioniert. Ironischerweise erkennt das die Person, die die Maschine tatsächlich benutzt hat, keineswegs. Zudem wird dem Leser erklärt, dass alle Zeitreisenden, wenn sie zu lange in einer falschen Zeit feststecken, ihre Erinnerungen an ihre eigentliche Zeit verlieren. Beim Bösewicht ist das jedoch seltsamerweise nicht der Fall. Er weiß durchgehend über alles Bescheid. Es fehlt ihm lediglich ein gewisses Schmuckstück.

Warum er aber überhaupt wieder in der Zeit herumreisen möchte, wird nie erklärt. In seine Zeit zurück will er aber anscheinend auch nicht. Zeitreisen sind grundsätzlich eher paradox und schwierig, sinnvoll darzustellen, aber einige Varianten sind in diesem Text eher albern - zum Beispiel, als eine in die Vergangenheit gereiste Person meint, sie würde diesen Zeitpunkt in der Geschichte als ein Déjà-vu erleben, weil sie ja schon so lange hier festhängt. Naja. SPOILER ENDE]

Das Buch ist dabei nicht schlecht. Es ist unterhaltsam geschrieben, man rätselt gerne mit und ich denke, 10-jährige werden bei Weitem nicht so kritisch die Story und deren Logik hinterfragen wie eventuell ein Erwachsener. Wenn man den eher fragwürdigen Hintergrund der Zeitreise und das Verhalten mancher Nebencharaktere ignorieren kann, bekommt man dennoch eine spannende und kurzweilige Geschichte geboten.

Bewertung vom 30.07.2023
Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1
Vogel, Maja von

Mit der Queen ne Kutsche kapern / Plötzlich wach! Bd.1


ausgezeichnet

Charmante Fantasiegeschichte

Bei „Plötzlich wach! Mit der Queen 'ne Kutsch kapern “ handelt es sich um den ersten Band einer neuen Fantasiereihe. Die Geschichte ist kurzweilig und kann sowohl Kinder als auch junggebliebene Erwachsene mit Humor und Herz überzeugen.

Annemies Plan für den Tag war einfach nur, nicht vor Langeweile zu sterben. Wie sich herausstellte, sollte das tatsächlich kein Problem werden, da die Queen aus dem Wachsfigurenkabinett ihrer Oma Fritz urplötzlich verschwunden ist. Dafür lief aber nun eine alte Dame in königlicher Verkleidung herum, die überall ihre Orden und andere Kostbarkeiten verschenkte. Annemie konnte das nicht einfach auf sich beruhen lassen und möchte diesen kuriosen Vorkommnissen umgehend nachgehen. Mit auf der Jagd ist der gleichaltrige Leo. Zusammen erleben sie einen spannenden Tag, der alles andere als langweilig ist.

Die Geschichte hat ein hohes Tempo und lebt von zahlreichen kreativen Einfällen. Besonders die Charaktere schließt man sofort ins Herz. Sie sind etwas verrückt, liebenswert und herrlich unperfekt. Man kann sich schnell mit ihnen identifizieren. Maja von Vogels Buch beschäftigt sich mit der Thematik Andersartigkeit, ohne aber die Moralkeule zu schwingen. Die Problematik wird im Gegenteil äußerst charmant herübergebracht. So liebt Annemie Märchen, insbesondere die Geschichte vom „Aschenbrödel“, und Klatschzeitungen. Leo hingegen leidet unter einigen eher untypischen Phobien. Beide machen sich aber nie übereinander lustig, sondern nehmen den anderen so, wie er ist.

Annemies Erzählton ist locker, angenehm zu lesen und lädt hier und da zum Schmunzeln ein. Ich war mir zunächst unsicher, wie geschmackvoll die verstorbene Königin von England dargestellt werden kann. Aber Maja von Vogel gelingt dies problemlos. Die Autorin bemüht sich dabei wenig um eine realistische Darstellung, dennoch wirkt ihre Figur immer königlich, sympathisch und für eine Wachsfigur überaus menschlich.

Das Buch eignet sich aufgrund der größeren Schrift für Leseanfänger im Alter von ca. 8 Jahren, aber auch aus als Vorlesegeschichte für Jüngere. Die Kapitel sind zudem recht kurz, weshalb es immer wieder die Gelegenheit für sinnvolle Leseunterbrechungen gibt. Zudem findet man im Text große und kleine Schwarzweiß-Zeichnungen, die die lockere und amüsante Grundstimmung perfekt einfangen.

Insgesamt ist „Plötzlich wach!“ ein sehr empfehlendes Buch, das Klein wie Groß kurzweilig zu unterhalten weiß. Des Weiteren wird eine größere Hintergrund-Geschichte über eine Schwesternschaft angedeutet. Dies und die Idee mit den lebendig werdenden Wachsfiguren laden zu vielen weiteren Bänden ein. Das zweite Buch in der Reihe ist in jedem Fall bereits erschienen und befindet sich in meiner Leseliste.

Bewertung vom 26.07.2023
October, October
Balen, Katya

October, October


ausgezeichnet

Eine wilde Geschichte voller Poesie

Bei „October, October“ handelt es sich um ein einfühlsames, poetisches Werk, dessen Sprache einzigartig und für ein Kinderbuch recht ungewöhnlich ist. Katya Bahlen ist eine begabte Autorin, die es versteht mit Worten zu spielen und sicher nicht nur Kinder mit ihrer Geschichte mitreißen kann. Wer allerdings mit Poesie generell nichts anfangen kann, sollte vielleicht lieber um das Buch einen Bogen machen.

Das Mädchen October wächst zurückgezogen im Wald bei ihrem Vater auf. Ihre Mutter hat der Natur und damit auch ihrer Familie den Rücken zugekehrt, als October 4 Jahre alt war. Das konnte October ihr nie verzeihen und hat jeden Kontaktversuch abgeblockt. Das Mädchen liebt jedoch ihr freies, ungebundenes Leben und die Wildheit der Natur. Es stört sie nicht, dass sie außer ihrem Vater niemand um sich hat. Dort fühlt sie sich sicher, während die Stadt für sie fremd ist und bedrohlich wirkt.

Doch dann geschieht an ihrem elften Geburtstag ein Unglück, das ihre ganze Welt zum Erschüttern bringt. Ihr Vater wird verletzt und sie ist gezwungen, bei „der Frau, die ihre Mutter ist“ (so nennt October sie durchweg) zu bleiben. Sie ringt mit ihren Schuldgefühlen, sucht nach der Wildheit in ihr und in der kalten neuen Umgebung. Dabei klammert sie sich verzweifelt an ihrer Findel-Schleiereule und einen gefundenen alten Poesie-Ring, während sie hilflos und wütend ihre neue Umgebung erkundet.

Man merkt recht schnell, dass es sich bei October um ein besonderes Mädchen handelt. Sie ist nicht wie jede andere und zeigt deutlich autistische Züge. Bei zu lauten Geräuschen oder Helligkeit hält sie sich die Ohren zu oder schreit in Situationen, die sie emotional überfordern. Es fällt ihr schwer, mit anderen zu kommunizieren und sich zu öffnen. Um so faszinierender ist es, dass die Geschichte lediglich aus ihrer Gedanken- und Erlebniswelt heraus beobachtet und erzählt wird.

October nimmt die Welt auf eine ganz spezielle Weise wahr. Sie erkennt in den kleinsten Dingen Geschichten und sucht die Wildheit und die Geheimnisse dahinter. Dabei webt sie all dies zu einem Erzähl-Flickenteppich. Da allein aus ihrer inneren Erlebniswelt geschrieben wurde, handelt es sich bei dem Buch quasi um eine Art endlosen Monolog. Das könnte mühsam und langweilig sein, aber durch Octobers besonderen Blick und die beeindruckende Sprache von Katya Bahlen, wird man einfach mitgerissen.

Octobers Gedanken sind nicht klar und linear, besonders in Situationen, in denen sie vom Geschehen überwältigt wird. Somit gibt es Passagen, in denen es weder Punkte, noch Komma gibt und sich die Ideen, Gefühle und Gedanken regelrecht überschlagen. Eindrucksvoll gibt der Text so über die Sprache das Erleben der Protagonistin wieder. Man findet auch zahlreiche Gedichte, deren Bedeutung schon durch die Anordnung der Wörter oder Sätze, teilweise sogar bei Wörtern (wie bei „springen“) bildlich dargestellt bzw. untermalt wird. Es gibt im ganzen Buch keinen einzigen richtigen Dialog. Gespräche werden meist eher deskriptiv zusammengefasst und nur einzelne Aussagen in Kursivschrift als eine Art Zitat entsprechend hervorgehoben - eben die Sätze, die für October tatsächlich von Belang sind.

Die Charaktere wirken allesamt authentisch, haben Ecken und Kanten. Keiner ist perfekt. Selbst die Mutter, die ja ihr eigenes Kind verlassen hat, wird keineswegs von der Autorin als böse oder herzlos dargestellt. Zudem ist die Botschaft des Textes am Ende wirklich sehr ergreifend sowie poetisch.

„October, October“ ist ein wirklich wunderschönes Buch, dessen Geschichte „weit hinaufsteigt“ und noch lange nachhallt. Wirklich empfehlenswert!

Bewertung vom 18.07.2023
Der Pakt / Schatten Bd.1
Parvela, Timo

Der Pakt / Schatten Bd.1


ausgezeichnet

Gruselige Weihnachten

Das Buch "Schatten - Der Pakt" vom finnischen Kinderbuchautor Timo Parvela ist ein fesselnde Fantasiegeschichte zum Thema Weihnachten mit zahlreichen gruseligen und mythischen Elementen. Da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, endet die Geschichte zunächst mit einem Cliffhanger.

Schon im ersten Kapitel wird man von der düsteren Stimmung des Buches sofort in den Bann gezogen. Pete ist verzweifelt. Seine Freundin ist lebensbedrohlich krank und kein Arzt kann ihr helfen. In seiner Ausweglosigkeit wendet er sich schließlich an den Weihnachtsmann. Er wird schließlich tatsächlich von einem gruseligen Wichtel namens Elpiö erhört, der als Gegenleistung Petes Schatten einfordert. Das Versprechen wird eingelöst, aber Pete merkt schnell, dass ein Leben ohne Schatten ein Leben in völliger Leere bedeutet. Wie kann er den Pakt umkehren, ohne aber gleichzeitig seine Freundin zu verlieren?

Es gibt einen zweiten Handlungsstrang, der im Weihnachtsland der Wichtel stattfindet und der Schattenstrickerin Uudit folgt. Sie kann unsichtbar machende Gewänder aus Schatten kreieren und ihr sehnlichster Wunsch ist es, sich der Wichtelgilde anzuschließen. Leider verläuft das Aufnahmegespräch anders als erhofft.

Das Buch bleibt spannend bis zur letzten Minute und weiß geschickt mit Horrorelementen zu spielen, ohne dass es für (die meisten) 10-Jährigen zu gruselig sein wird. Zudem wartet die Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen auf. Man kann nie genau wissen, was als Nächstes passiert. Die finstere Atmosphäre wird durch die großformatigen dunklen Bilder perfekt untermalt. Die Schatten sind praktisch in allen Zeichnungen spürbar. Zum Gänsehautfaktor trägt auch die Sprache der Wichtel bei, die die Kinder grundsätzlich in der dritten Person ansprechen.

Etwas unklar bleibt jedoch die Definition „Schatten“. Anfangs ist damit die Seele gemeint, dann später bekommt auch die Hülle/der Körper die Bezeichnung Schatten zugewiesen. Die eingetauschten Seelen wiederum werden ebenfalls mal als Schatten oder bloße Hüllen bezeichnet. Diese Verwirrung könnte sich durch die Übersetzung eingeschlichen haben, oder der Autor war sich selbst nicht sicher, was nun genau Hülle, Schatten oder Seele ist.

Problematisch finde ich auch, dass die Seelen-/Schattenlosen und deren Verhalten nicht konsequent gleich dargestellt wurden. So scheinen sie in der ersten Hälfte des Buches lediglich von Wut und Hass getrieben zu sein. In der zweiten Hälfte tauchen dann aber Charaktere auf, die diese Gefühle anscheinend verbergen und sogar mitfühlendes, kooperatives Verhalten zeigen können. Das erscheint mir unlogisch.

Überhaupt sind manche Verhaltensweisen wenig schlüssig. Offensichtlich ist Uudit als Schattenflickerin von großer Bedeutung für die Wichtelgilde, dennoch wird sie von ihnen aufgrund ihres Gnom-Vaters rassistisch angefeindet und mit dem Tode bedroht. Ich finde es aber grundsätzlich gut, dass Themen wie Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Überhöhung von materiellen Dingen und fehlende Empathie im Buch angesprochen werden.

Insgesamt handelt es sich bei dem Buch um eine tolle Mischung aus Gruselgeschichte, mythischen Verweisen auf den Weihnachtsmann und den Sinn des Lebens sowie den Wert von Freundschaft. Es bleiben noch viele Fragen offen und ich habe die Hoffnung, dass sich meine Kritikpunkte vielleicht in den nächsten beiden Büchern in Wohlgefallen auflösen. Ein Buch mit Gänsehautgarantie!

Bewertung vom 14.07.2023
Mein Leben als einsamer Axolotl
Bondestam, Linda

Mein Leben als einsamer Axolotl


ausgezeichnet

Intelligentes Buch zum Klimawandel

„Mein Leben als einsamer Axolotl“ von Linda Bondestam ist so aktuell wie kaum ein Kinderbuch. Es setzt sich in beeindruckender Weise mit dem Thema Klimawandel auseinander. Dabei wird diese Problematik aber keineswegs mit erhobenem Zeigefinger aufgegriffen, sondern eher als Hintergrund für die Lebensgeschichte des kleinen Axolotls genutzt. Allerdings fragt man sich schon, warum gerade so ein Buch unbedingt in einer Plastikhülle eingeschweißt werden muss. Unnötig und paradox!

Der kleine Axolotl wird inmitten des Klimawandels geboren. Er ist völlig allein und wahrscheinlich der einzige seiner Art. Die furchtbaren Auswirkungen der Umweltverschmutzung und der sorglosen Lebensweise der Menschen („Plumpiane“ genannt) sind allgegenwärtig. Und obwohl alles hoffnungslos erscheint, sieht dieser sympathische, fröhliche Schwanzlurch überall etwas Schönes und Lebenswertes. Den Müll der Menschen betrachtet er als „spannende Schätze“, das weggeworfene Handy ist „magisch“ und verseuchtes Wasser ein toller Whirlpool.

Zunächst ist die Welt des Axolotls völlig in Ordnung. Er hat Freunde, geht zur „Schule“ und weiß die „Gaben“ der Menschen zu nutzen. Doch dann verlassen ihn die Tigersalamander und der Axolotl steht völlig allein da. Seine zunehmende Einsamkeit und Traurigkeit werden dabei sehr einfühlsam dargestellt. Eines Tages wird dann das Wasser heiß, die Erde brennt und eine Monsterwelle droht alles zu überfluten.

Das Buch erzählt sehr clever von all diesen negativen Entwicklungen ohne die Gründe dafür jedoch direkt anzusprechen. Man sieht die Auswirkungen des Klimawandels im Grunde nur im Bild, und manches muss man sich sogar selbst herleiten, z.B. dass es sich bei dem von dem Axolotl so geschätztem Whirlpool um verseuchtes Wasser handelt. Die Geschichte bietet zahlreiche interessante Gesprächsanlässe und wird bei Kindern sicherlich viele Fragen wecken. Allein werden 4-Jährige diese Vielfalt an versteckten Bedeutungen jedoch nicht herleiten können. Insofern würde ich das Buch eher für Grundschüler empfehlen.

Die dunkel gehaltenen Bilder entsprechen eigentlich nicht meinem persönlichen Geschmack. Ich finde jedoch, dass sie perfekt die Hässlichkeit des Klimawandels und der Umweltzerstörung unterstreichen. Süße Zeichnungen in Pastelltönen wären hier völlig fehl am Platz. Das Buch wird zudem von zwei wunderschönen Gedichten am Anfang und Ende gerahmt, die zum Nachdenken anregen.

Es handelt sich hierbei um eine faszinierende Geschichte, die gleichzeitig vor der Klimakatastrophe warnt, aber auch ein wenig Hoffnung für den Planeten weckt. Wirklich lesenswert!

Bewertung vom 01.07.2023
Meck und Schneck. Ein Löwe ist kein Kuscheltier
Engler, Michael

Meck und Schneck. Ein Löwe ist kein Kuscheltier


sehr gut

Eine Schnecke auf Löwenjagd

Das Buch „Meck & Schneck – Ein Löwe ist kein Kuscheltier“ ist eine herzerwärmende Geschichte, um eine kleine Schnecke, die ihre große Angst vor praktisch allem überwinden möchte. Natürlich ist der logistischte Weg dafür, einen Löwen zu fangen. Auf ihrer Reise begleitet sie Meck, der ihr mit Wort und Tat zur Seite steht. Zusammen können sie einfach alles schaffen – bestimmt auch einen Löwen zähmen.

Die Charaktere Meck und Schneck sind kindgerecht und liebevoll dargestellt. Es fällt nicht schwer, die beiden ins Herz zu schließen und sich mit ihnen zu identifizieren. Die Geschichte kommt in leisen Tönen daher, die hin und wieder zum Schmunzeln einlädt. Es gibt kaum wirklich gefährliche Situationen und selbst diese werden sowohl im Bild als auch im Text eher harmlos und spannungsarm dargestellt. Das Buch verzichtet komplett auf Schreckensmomente. Sollte die Schnecke einmal Furcht verspüren, wird sie sofort an die Hand genommen und sicher weitergeleitet. Die Botschaft der Geschichte ist klar: Gemeinsam kann man alle Hindernisse und Ängste überwinden.

Das Buch wird durchgehend von zahlreichen großen und auch kleineren Zeichnungen begleitet. Diese werden in zarten Pastelltönen gehalten und unterstreichen dadurch perfekt den ruhigen Ton der Geschichte. Auf jedem Bild sind stets eine oder später beide Hauptpersonen zu sehen. Der Hintergrund wird kaum detailliert ausgearbeitet, sondern eher weich schattiert. Der Fokus liegt damit auf Schneck und Meck. Alle Zeichnungen sind überaus charmant und warmherzig.

Einerseits finde ich die Moral des Buches wirklich wunderschön, andererseits muss ich gestehen, dass ich bei dem Untertitel „Ein Löwe ist kein Kuscheltier“ dann doch etwas anderes erwartet hatte. Der Löwe selbst steht komplett im Hintergrund und ist mehr Mittel zum Zweck als tatsächlich ein in der Geschichte agierender Charakter. Er kommt auch nie vollständig in Erscheinung.

In den Bildern werden bewusst nur Ausschnitte von ihm gezeigt und er interagiert kein einziges Mal mit den beiden Helden. Das ist an sich okay, weil er sonst wahrscheinlich die ruhige und warmherzige Grundstimmung durch seine wilde Art zerstören würde. Allerdings hätte ich mir an dieser Stelle dann doch etwas mehr Witz und einen gewissen Pepp gewünscht. Irgendwie hatte ich am Ende des Buchs das Gefühl, es fehlt etwas.

Mecks und Schnecks charmante Reise ist dennoch ein wundervolles Kinderbuch darüber, wie man seine Ängste überwinden kann, und durchaus empfehlenswert. So viel Herz findet man nicht immer in einer Geschichte.

Bewertung vom 28.06.2023
Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1
Rosslow, Barbara

Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1


sehr gut

Ein tierisches Abenteuer mit Herz

Bei „Cosmo Zauberkater – Der Fluch der magischen Pfote“ handelt es sich um eine bezaubernde Fantasiegeschichte mit vielen sympathischen Charakteren, die man einfach ins Herz schließen muss. Das Buch ist ab 9 Jahre geeignet und behandelt im Kern die Themen Freundschaft und wie man seine Ängste überwinden kann.

Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen, die zunächst separat voneinander verlaufen, und erst in der Mitte schließlich zusammengeführt werden. Der erste Strang folgt dem jungen Straßenkater Cosmo, der sich von nichts so einfach unterkriegen lässt. Mutig stellt er sich allen Gefahren. Doch irgendwie passieren in seiner Nähe häufig seltsame Ereignisse. Ist er etwa verflucht?

Der zweite Handlungsstrang wird aus der Perspektive von dem Mädchen Aywa erzählt, das so gar nicht erfolgreich zaubern kann. Auf ihr lastet jedoch ein großer Erwartungsdruck, da ihre Mutter eine berühmte Lichtzauberin ist. Auch sie muss sich ihren Ängsten stellen.

Das Buch begeistert vor allem durch seine liebenswerten Charaktere wie der anfangs etwas schroff wirkende Straßenkater, das überängstliche Flughörnchen Cliff oder die schusselige Aywa. Keine der Figuren ist wirklich perfekt. Ihre Zweifel und Nöte machen sie greifbar und Kinder können sich gut mit ihnen identifizieren. Barbara Rosslow erzählt zudem mit Humor und Warmherzigkeit. Zahlreiche amüsante Schwarz-Weiß-Zeichnungen begleiten den Text.

Allerdings war ich vom Bösewicht am Ende dann doch etwas enttäuscht. Die Person wurde kaum vorgestellt, wirkte eindimensional und konnte – zumindest meiner Meinung nach – kaum Spannung erzeugen, da es den Protagonisten dann doch erzählerisch etwas zu leicht gemacht wurde. Kinder im Alter von ca. 9 Jahren sehen das aber vielleicht auch anders.

Insgesamt ist das Buch jedoch absolut lesenswert und wird bei Klein wie Groß Begeisterung wecken können. Der Epilog deutet zudem stark an, dass mindestens ein weiterer Band geplant ist. Ich denke, ich werde mir diesen auf jeden Fall holen.

Bewertung vom 21.06.2023
Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)
Thilo

Lenny Hunter - Die magische Sanduhr (Bd.1)


sehr gut

„Es riecht nach Abenteuer.“

„Lenny Hunter – Die magische Sanduhr“ ist ein wunderschön gestaltetes Abenteuerbuch mit interaktiven Elementen, das viele Kinder sicherlich begeistern wird.

Die „Mystery Crew“ besteht aus dem Waschbären Lenny, dem Maulwurf Marvin und der Hamsterin Cleo. Sie erhalten von Lennys Opa Romulus den Auftrag, ein mystisches Artefakt vor dem Schurkenteam „Rote Pfote“ zu beschützen. Die magische Sanduhr ermöglicht Zeitreisen, weshalb sie in den falschen Händen großes Unheil anrichten kann. In diesem Fall möchte die „gefährlichste Verbrecherbande der Welt“ Oma Wuff aus dem Gefängnis befreien. Dafür haben sie einen Plappagei entführt, der den Aufenthaltsort der Sanduhr kennt. Die Mystrey Crew setzt jedoch alles daran, um diesen bösen Plan zu vereiteln.

In der Beschreibung steht, dass es sich um ein Buch für Kinder ab drei Jahren handelt. Ich denke jedoch, dass es eher für 5- bis 7-Jährige geeignet ist. Die Themen Verbrecherjagd und Schatzsuche ganz im Sinne von „Indiana Jones“ sind meiner Meinung nach für die ganz Kleinen etwas zu komplex, zumal das Buch regelrecht von einer Actionszene zur nächsten hastet. Sicherlich werden sie auch einige Jokes nicht wirklich nachvollziehen können. Außerdem ist der Text ziemlich lang und die wenigsten werden mit drei Jahren genug Geduld dafür aufbringen können.

Die Geschichte bietet jedoch eine gute Mischung aus Geheimnissen und Abenteuern. Die Kinder können mitfiebern, ohne dass es je zu spannend wird. Im Grunde wird jedes Problem beinahe augenblicklich gelöst. Das ist für Grundschüler wahrscheinlich zu langweilig, für Jüngere aber genau richtig. Die Schurken werden auch nicht zu böse dargestellt und es gibt keinerlei Gewaltszenen oder verbale Entgleisungen.

Das Beste an dem Buch ist allerdings die großartige Gestaltung. Die farbigen Zeichnungen auf jeder Seite sind detailreich, farbenfroh und stellen die einzelnen Charaktere und Landschaften unverkitscht natürlich dar. Einzelne großformatige Abbildungen – etwa vom Arbeitszimmer – sind regelrechte Wimmelbilder, auf denen es zahlreichen Dinge zu entdecken gibt.

Toll sind des Weiteren die zwei interaktiven Elemente im Buch. So befindet sich auf einer Seite das Notizbuch von Romulus, in dem man tatsächlich herumblättern und sich über die Sanduhr und die Plappageien informieren kann. Ein nettes Gimmick ist auch die Wasserfall-Klappe, hinter der sich eine geheime Höhle verbirgt.

Besonders gefallen mir die collagenhaften Einband-Innenseiten. Es handelt sich um eine Art Pinnwand mit Steckbriefen, Zeitungsausschnitten, Fotos, Notizzetteln, einem unterschriebenen Eid und einer Karte. Durch diese Vielzahl an Textsorten erhält man einen lebendigen Einblick in das Leben der alten Mystery Crew und deren Fall rund um den Mammutgrizzly. Zudem lernen wir die „Rote Pfote“ kennen.

An sich ist die Geschichte wirklich niedlich und es gibt viele witzige Ideen – wie zum Beispiel Rusty, das sprechende Flugzeug, oder die Steckbriefe der Bösewichte. So gibt es die Katze Ka-Tze, die Karate und Blockflöte kann. Ich finde es jedoch sehr schade, dass die Charaktere der Mystrey Crew selbst kaum näher vorgestellt werden. Man bekommt fast den Eindruck, als würde der Autor voraussetzen, dass die drei Helden dem Leser bereits aus anderen Büchern bekannt sind. Zumindest bei mir ist das nicht der Fall. Überhaupt hätte man etwas Tempo aus der Geschichte nehmen und dafür mehr Zeit in die einzelnen Charaktere und deren Beziehung zueinander stecken können. Das kommt für mich leider zu kurz.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Buch jedoch um ein gelungenes Abenteuer, mit dem Vorschüler ihre Freude haben werden.

Bewertung vom 28.05.2023
Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
Fabisch, Alexandra

Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren


ausgezeichnet

Die Geschichte „Elfe Ella und der Einhorn-Schnupfen“ hat alle Elemente, die kleine Mädchen- und auch Jungen-Herzen höherschlagen lassen: Niedliche Zeichnungen, witzige Ideen und liebevolle Charaktere.

Das Einhorn Keks hat sich erkältet und seine besten Freundin Ella versucht alles, um ihm zu helfen. Ihre Methoden (z.B. Knoblauchtee, Zwiebelbad) stoßen dabei nicht unbedingt auf Gegenliebe und bleiben zunächst erfolglos. Leider hat die Erkrankung des Einhorns einen direkten Einfluss auf das Wetter. Es regnet und regnet. Die Pflanzen drohen unter den Fluten allmählich zu ertrinken. Es muss also schnellstens eine Lösung her.

Die drei Charaktere sind durchweg sympathisch und machen es jedem Kind einfach, sich mit ihnen zu identifizieren. Im Buch gibt es zahlreiche amüsante Einfälle wie etwa der lila Schnodder, eine wärmende Socke am Ohr oder das Einhorn, als es sich im Schrank versteckt.

Die Zeichnungen von Daniela Kunkel sind farbenfroh und detailverliebt. Sie untermalen die einzelnen Seiten und machen es auch Leseanfängern einfach, den Inhalt nachzuvollziehen. Zudem liefern sie zusätzliche Ideen, die nicht direkt im Text enthalten sind und zum Schmunzeln einladen. So wird auch die enge Verbundenheit zwischen Keks, Ella und deren Omi noch deutlicher veranschaulicht.

Das Buch ist durch die große Schrift, den einfachen Wortschatz und die kurzen Sätze perfekt für Erstleser geeignet. Die vier Kapitel bieten zudem die Möglichkeit, dass man die Lektüre an passenden Stellen unterbrechen und sich eine Pause gönnen kann. Auf diese Weise werden Anfänger nicht überfordert. Zumal das Lesen von bestimmten Abschnitten sowie das Lösen von Aufgaben mit Raben-Aufklebern belohnt wird. Die Rätsel am Ende stellen des Weiteren sicher, dass das Gelesene auch wirklich verstanden wurde.

Ich kann diese Geschichte allen Kindern zwischen fünf bis acht Jahren nur empfehlen. Vielleicht findet sich zudem der ein oder andere Tipp, den man tatsächlich zu Hause ausprobieren möchte, um eine lästige Erkältung loszuwerden. So oder so: Mit diesem Buch macht Gesundwerden Spaß.

78910