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Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2020
Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3
Schütz, Lars

Rache, auf ewig / Grall und Wyler Bd.3


gut

„Rache, auf ewig“ ist Band 3 der Grall-und-Wyler-Thrillerreihe von Lars Schütz. Zuvor sind Band 1 „Der Alphabetmörder“ und Band 2 „Rapunzel“ erschienen. Im neuesten Thriller ist ein Psychopath auf Rachefeldzug.

Auf Sylt wird ein Vorstandschef grausam ermordet. Der Beginn einer Serie von Mordfällen. Es gibt keine Spuren, nur eine seltsame Beobachtung. Die Profiler Jan Grall und Rabea Wyler werden als externe Berater engagiert. Ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt.

Sylt als Handlungskulisse für ein Horrorszenario. Skurrile Tötungsmethoden stehen im Fokus dieses Thrillers. Worin liegt das Motiv des Täters? Eine ausweglose Situation und erschütternde Entwicklung stellen Fragen auf. Leider fesselt der Erzählstil nicht. Es gibt kein Entkommen. Dem übermächtigen, manipulativen Täter wird kaum etwas entgegengesetzt. Es gibt über lange Strecken keine effektvollen Wendungen und Überraschungen. Eine mögliche spannende Szene wird viel zu kurz abgehandelt. Bei den Profilern stehen zu sehr die Traumata aus der Vergangenheit im Mittelpunkt. Die Charaktere haben keine Konturen und Tiefe. Es fehlt das Mitfiebern mit den Ermittlern. Allein Bundeskriminalhauptkommissar Kolja Wiebusch sticht etwas heraus. Eine Schlüsselfigur hätte für fesselnde Momente und Aktionen sorgen können. Es ist trotz versuchter Erklärungen nicht nachvollziehbar, warum sie sich fast durchgehend defensiv verhält. Gesunder Menschenverstand, Gewissen und Mitleid lassen sich nicht komplett ausschalten. Das Tempo ist viel zu langsam. Die aktuellen Hintergründe werden zu überzogen und sehr unglaubwürdig dargestellt. Eine Tat schockiert mehr als alle Foltermethoden und brutal ausufernden Grausamkeiten. Diese Kurzschlussreaktion des Täters ist nicht nachvollziehbar und will auch nicht ins Profil und Gesamtbild passen. Im letzten Buchdrittel steigt zwar die Spannung zeitweise etwas an und das Tempo nimmt zu, aber die Story wirkt mit Auflösung und Showdown immer abgedrehter.

Der Titel zieht die Blicke aufs Buch. Das in Szene gesetzte Detail passt zum Inhalt. Die blutrote Hintergrundfarbe lässt die weiße Schrift hervortreten. „Rache, auf ewig“ enttäuscht leider. Psychologische Winkelzüge und Raffinesse fehlen. Die Grausamkeiten sind schwer zu ertragen. Das Spannungspotential kommt nicht in Fahrt, und es mag keine fesselnde Atmosphäre aufkommen.

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Bewertung vom 03.10.2020
Die geheime Werkstatt / Lillys magische Schuhe Bd.1
Luhn, Usch

Die geheime Werkstatt / Lillys magische Schuhe Bd.1


sehr gut

„Lillys magische Schuhe – Die geheime Werkstatt“ bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe von Autorin Usch Luhn. Inzwischen ist Band 2 „Lillys magische Schuhe – Die verbotenen Stiefel“ erschienen.

Florentine Fox ist mit ihren Eltern zu Großtante Amanda gezogen. In der Schule Freunde zu finden, erweist sich als schwierig. Die Enttäuschung ist groß. Eine seltsame Entdeckung weckt Florentines Neugierde. Was geht gegenüber in Haus Nr. 7 vor?

Der Einstieg mit einem unverschämten Drachen hat Humor. Die Bewohner von Haus Nr. 7 sind herrlich skurril. Ungewöhnliche Hauptfiguren stimmen auf eine abenteuerliche Geschichte ein. Handlungswechsel, die Neue in der Klasse kommt bei ihren Mitschülern nicht gut an. Florentines Versuche, Freunde zu finden, schlagen fehl. Warum sind ihre Klassenkameraden zu abweisend? Rettung kommt von ungeahnter Seite. Lilly aus Haus Nr. 7 erinnert an Pippi Langstrumpf. Sie ist genauso frech, forsch und hat Selbstbewusstsein und Persönlichkeit. Ihre Freunde sind ebenfalls außergewöhnlich. Die Ideen zu Protagonisten, geheimer Werkstatt und liebevollen Details sind originell und verleihen der Geschichte Magie. Der Drache hätte noch ein paar mehr witzige Eigenarten haben können. Französische Sprache und Akzent bremsen seinen Unterhaltungswert und lassen ihn etwas konservativ erscheinen. Die beiden anderen Freunde dagegen sind speziell und gut durchdacht. Es lässt sich erahnen, wie sich die Geschichte entwickelt. Das Abenteuerliche kommt trotz auftauchender Gegner zu kurz. Florentine und ihre Familie sind sympathisch. Das Thema „Freundschaft“ wird gut in Szene gesetzt. Wunderschön und unterhaltsam beschrieben ist die Entstehung der Schuhe. „Sich die passenden Schuhe auszusuchen, heißt vielleicht auch, die Richtung zu ändern, sagt Lilly. „Das will, nicht jeder.“ Der Wunsch nach eigenen Wunder-Schuhen aus der geheimen Werkstatt kommt auf. Zu schnell steuert die Geschichte aufs Ende zu. Hier wurde zu sehr an Seiten gespart. In jedem Band steht anscheinend eine neue, zweite Hauptfigur im Mittelpunkt. Der Abschluss enttäuscht etwas. Die Geschichte wirkt nicht richtig rund, trotz der Erklärungen.

Das Cover fängt die verzaubernde Atmosphäre der geheimen Schuhwerkstatt ein. Titel, Hauptfiguren und Details ziehen die Blicke aufs Buch. Auch die Farbwahl ist sehr gelungen. „Lillys magische Schuhe – Die geheime Werkstatt“ spricht besonders Mädchen ab 8 Jahren an. Plot und letztes Buchdrittel lassen noch Luft nach oben. Trotzdem eine empfehlenswerte Buchreihe, die die eigene Phantasie befeuert.

Bewertung vom 30.09.2020
Wings of Fire 1
Sutherland, Tui T.

Wings of Fire 1


ausgezeichnet

„Wings of Fire 1 – Die Prophezeiung“ von Autor Tui T. Sutherland bildet den Auftakt zur Drachen-Saga. Inzwischen sind „Wings of Fire 2 – Das verlorene Erbe“, „Wings of Fire 3 – Das bedrohte Königreich“, „Wings of Fire 4 – Die Insel der Nachtflügler“, „Wings of Fire 5 – Die letzte Königin“, „Wings of Fire 6 – Das Erwachen des Mondes“, „Wings of Fire 7 – Winters Wandlung“, „Wings of Fire 8 – Perils Flucht“ und „Wings of Fire 9 – Klauen der Macht“ erschienen.

„Fünf Eier, geschlüpft in der hellsten Nacht, fünf Drachlinge, geboren zu Ende der Schlacht. Dunkelheit steigt auf und bringt Licht an die Macht. Die Drachlinge kommen ...“ Die Gegner der Nachtflügler-Prophezeiung setzen alles daran, dass sie nicht in Erfüllung geht. Sie profitieren vom Krieg und wollen keinen Frieden.

Der direkte Einstieg mit einer schicksalhaften Flucht zieht in die abenteuerliche Geschichte. Friedensstifter sind im Untergrund aktiv. Drei Drachen haben die Aufgabe, die Drachlinge der Prophezeiung in einem geheimen Versteck groß zu ziehen. Eine Mission geht nicht glatt. Die kleinen Helden sind anders als erwartet. Gerade deswegen erobern sie das Leserherz. Sie sind nicht perfekt, auf ihre ganz eigene Weise besonders und sehr gegensätzlich. Der Größte von ihnen, Clay, fühlt sich als Beschützer seiner Freunde, hat ein großes Herz und kann nicht sonderlich gut kämpfen. Für ihre Erzieher sind die Drachlinge herbe Enttäuschungen. Es lässt sich erahnen, dass nicht nur in Tsunami Heldenmut schlummert. Der Name passt perfekt zum klugen, wilden Drachenmädchen mit ausgeprägtem Kampfgeist. Bald schon müssen sich die Fünf gefährlichen Herausforderungen stellen. Die Bedrohung wächst, und die Lage scheint aussichtslos. Es fällt leicht, mit den fünf Freunden mitzufiebern.Sie wachsen über sich hinaus. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Intrigen und Verrat. Die Idee zu den Außenseitern, unterschiedlichen Drachenstämmen mit Vorlieben und Talenten ist originell. Wendungen sind gut in Szene gesetzt. Das Abenteuerliche und die zunehmenden Gefahren steigern die Spannung. Hinterhältige Grausamkeiten passen zu den boshaften und kaltblütigen Gegnern, schockieren aber immer wieder. „Was sollen wir tun? Was können wir tun? Was kann ich tun? Wir haben keine Zeit. Wie kann ich sie retten?“ Clay ist die Hauptfigur in Band 1. Gehen seine Träume und Sehnsüchte in Erfüllung? Der Epilog hat eine erschütternde Entwicklung parat und schürt die Neugierde auf Band 2.

Der Titel, Untertitel und Drache Clay haben magische Anziehungskraft. Etwas farbenfroher und effektvoller hätte das Cover sein können. „Wings of Fire – Die Prophezeiung der Drachen“ überzeugt mit fünf Drachen, die erst noch die Welt erkunden und die eine oder andere Wahrheit erfahren müssen. Ihre Freundschaft berührt. So manche Unerfahrenheit hat zusätzlichen Unterhaltungswert.

Bewertung vom 24.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

In „Ihr Königreich“ von Autor und Musiker Jo Nesbø kocht ein ungelöstes Rätsel aus der Vergangenheit wieder hoch. Was ist damals geschehen?

Os, Norwegen, nach zwanzig Jahren kehrt Carl zurück. Er ist verheiratet mit Shannon Alleyne. Die Beiden quartieren sich auf dem Berghof bei Bruder Roy ein. Erinnerungen kehren zurück und mit ihnen verschüttete Geheimnisse.

Der Prolog fesselt mit einem tragischen Ereignis, das zwei Brüder prägt und zusammenschweißt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Roy erzählt. Sein jüngerer Bruder Carl ist die Schlüsselfigur. Das Rätsel aus der Vergangenheit bildet den roten Faden. Etwas Unterschwelliges, Lauerndes schwingt mit. Nur ganz langsam kommen Wahrheiten ans Licht. In Roys Kindheitserinnerungen wird der Schatten von damals deutlich. Der Fokus liegt auf den zwei gegensätzlichen Brüdern. Einerseits der charismatische, gutaussehende Carl, dessen Leben immer wieder aus dem Ruder läuft und andererseits der sympathische, ältere Bruder Roy, der ihm immer wieder aus der Patsche hilft. Die Dramatik nimmt zu. Eine lange Lunte, die abbrennt. Wie nebenbei tritt Schockierendes zu tage. Es geht um Schuld, Verrat, Betrug, Intrigen und Liebe. Die Verwicklungen, Ereignisse und Details sind sehr gut konstruiert. Zeitweise ist das Tempo langsam. Der norwegische Ort Os und der Berghof eignen sich perfekt für Wendungen und Überraschungen. Wer hat etwas zu verbergen? Wem gehen die Nerven durch? Jeder Charakter hat seine speziellen Eigenarten und ist sehr realistisch gezeichnet. Drahtseilakt und drohende Gefahren, der Leser wird nah ans Geschehen katapultiert. Ahnungen verdichten sich. Roy ist eine faszinierende Hauptfigur. Er durchschaut die Menschen wie kein anderer, hat eine besondere Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Szenenweise nimmt das Tempo zu. Enthüllungen sind raffiniert und effektvoll platziert. Grenzen werden überschritten. Makabere Details lassen den Atem stocken. Humor entschärft das Grauen. Die Spannung spitzt sich zu. Völlig abgefahren geht es im letzten Buchdrittel zu. Ein filmreifer Krimi, der einige Seitenhiebe parat hat und mehr und mehr zum Staunen bringt.

Titel und Szene ziehen die Blicke aufs Buch und stellen Fragen auf. Der Riss weist auf Bedrohung und Eskalationen hin. „Ihr Königreich“ erzählt eine ungewöhnliche Kain-und-Abel-Geschichte, die sich mehr und mehr zu einem Drahtseilakt entwickelt. Sehr gelungen sind die Vogel-Metaphern. Frauen sorgen für Zündstoff. Es lohnt sich, in diesen Krimi mehr Lesezeit zu investieren. Carl und besonders Roy lassen einen nicht mehr los.

Bewertung vom 17.09.2020
Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! / Das Superschurken-Handy Bd.1
Bertram, Rüdiger

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! / Das Superschurken-Handy Bd.1


sehr gut

„Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ ist Band 1 der „Das Superschurken-Handy“-Kinderbuchreihe von Autor Rüdiger Bertram. Zu seinen Werken zählt auch die „Coolman und ich“-Reihe.

Seit zwei Jahren wünscht sich Franzi nichts sehnlicher als ein eigenes Handy. Der erste Schultag an der neuen Schule verläuft anders als erwartet. Franzis Eltern lassen sich endlich erweichen. Franzi ist überglücklich über ihr erstes Smartphone. Plötzlich fängt es an zu sprechen.

Zu teuer und lenkt nur ab. Die Argumente der Eltern gegen ein Handy sind hieb und stichfest. Franzi lässt trotzdem nicht locker. Das macht sie sympathisch. Sehr unterhaltsam sind die Eigenarten der Eltern. Dagegen ist Franzis Strichlisten-Angewohnheit fast ottonormal. Die Illustrationen von Ka Schmitz sind nicht nur Beiwerk sondern erzählen jeweils eine Szene der Geschichte weiter. Text und Zeichnungen ergänzen sich auf humorvolle Weise. Die Geschichte wirkt so lebendiger und pfiffiger. Dandy Smart ist ein treffsicherer Name für den Smartphone-Schurken. Er heckt gerne Verbotenes aus, ist vorlaut und bringt Franzi in peinliche Situationen. Ein bisschen wird auch die Technikvorliebe der Menschen und so manche damit verbundene Angewohnheit auf die Schippe genommen. Die Idee des Superschurken-Handys ist sehr originell. Dandy Smart hat besondere Talente und Möglichkeiten. Seine Schwächen sind ebenfalls schlüssig. Die Geschichte befasst sich auch mit den Themen „Mobbing und Einsamkeit“. Franzi hat keine Freunde. Bald raufen sich Franzi und Dandy zu einem ungewöhnlichen Team zusammen und kriegen es mit einem Superschurken-Gegner zu tun. Es geht immer abenteuerlicher zu. Geht Dandys Plan auf? Dem Superschurken-Handy unterlaufen auch mal Fehler. Die beiden Hauptfiguren tragen die Geschichte. Erzählstil und Dialoge haben Unterhaltungswert. Der Wunsch nach einem eigenen Superschurken-Handy kommt auf. Ein Lesespaß nicht nur für Smartphone-Besitzer.

Der Titel fällt ins Auge ist kreativ und humorvoll. Die Coverszene weckt die Neugierde auf das ungewöhnliche Team. „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!“ spricht Mädchen ab 8 Jahren und die ganze Familie an. Das Kinderbuch hat u.a. eine Botschaft parat: Es muss nicht teuer und supermodern sein. Ein Gebrauchtes tut es auch.

Bewertung vom 14.09.2020
Groß genug, die Welt zu retten
Kirby, Loll

Groß genug, die Welt zu retten


ausgezeichnet

„Groß genug, die Welt zu retten“ von Grundschullehrerin und Waldschulpädagogin Loll Kirby macht Kindern wie Erwachsenen Mut, Dinge zu bewegen und sich für den Natur-, Umwelt- und Tierschutz zu engagieren.

„Lerne zwölf Jungen und Mädchen kennen, die sich für unseren Planeten einsetzen, und finde heraus, was du tun kannst, um die Welt zu retten!“

Das Vorwort „Aufruf an alle Aktivisten!“ stammt von Anna Taylor, die mit zwölf Jahren anfing, sich für den Umweltschutz zu engagieren und seitdem Klimastreiks an Schulen organisiert. Es folgt eine Übersicht über die zwölf Kinder aus unterschiedlichen Ländern, denen das Buch gewidmet ist. Auffällig ist die Gestaltung mit den großflächigen, märchenhaften, exotischen Illustrationen von Adelina Lirius. Sie stellen u.a. die bunte, artenreiche, friedliche und gesunde Welt da, die sich Kinder wie Erwachsene wünschen. Anhand der farbenfrohen Zeichnungen taucht der Betrachter in die jeweilige Welt des jungen Aktivisten ein. Die Illustrationen zeigen Problem und Veränderung auf. Kurze, kindgerechte, verstreute Erklärungen beleben das Bild. Rechts unten auf den Doppelseiten lässt sich Name, Land und Ziel nachlesen. Etwas haben alle jungen Aktivisten gemeinsam: Sie zeigen früh ein großes, leidenschaftliches Engagement und setzen sich mit Leidenschaft für die Natur und eine bessere Welt ein. Ihre Ideen und ihr Erfolg findet viele Nachahmer. Sie sind der beste Beweis dafür, dass sich jeder, egal wie alt, für eine gute Sache einsetzen kann. Ihr Mut und ihr ehrgeiziger Wille, Veränderungen erst im Kleinen und dann im Großen umzusetzen, ist bewundernswert. Adeline Tiffanie Suwana hat mit 12 Jahren die Organisation „Freunde der Natur“ gegründet. Ihr ist zu verdanken, dass Mangrovenbäume wieder angepflanzt und Schutzgebiete im Meer geschaffen wurden. Ein verstoßenes Nashornbaby gab den Auslöser, dass sich der siebenjährige Hunter in seiner Heimat Südafrika und weltweit für den Schutz von Wildtieren einsetzt. Jedes einzelne Porträt imponiert. „Was kannst du zur Rettung der Welt beitragen?“ Am Ende des Buches lassen sich zehn Tipps und eine Liste mit hilfreichen Internetseiten finden.

Der Titel fasst den Inhalt perfekt zusammen und animiert dazu, sich ebenfalls zu engagieren. Die tierreiche Illustration setzt die Faszination Natur treffend in Szene und weckt den Impuls, zum Buch zu greifen. „Groß genug, die Welt zu retten“ spricht Kinder ab 4 Jahren und die ganze Familie an. Das Kinderbuch rüttelt mit Aktualität und Herzenswärme auf und bewegt. Die Illustrationen ziehen nicht nur Kinder magisch an. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 05.09.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

„Der falsche Preuße“ von Autorin Uta Seeburg bildet den Auftakt zur Münchner Krimireihe um Offizier Gryszinski. Das Debüt der promovierten Literaturwissenschaftlerin entführt ins späte 19.Jahrhundert.

1894, Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinksi, Sonderermittler der Münchner Polizeidirektion, bekommt es mit einem rätselhafter Mordfall zu tun. Wer ist das Opfer und worin liegt das Motiv des Täters? Die Spuren geben skurrile Aufschlüsse.

Die Auszüge aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen usw. am Anfang der Kapitel sorgen für einen stilvollen, zeitweise ironischen Start. Schriftstellerin Uta Seeburg beweist bei Erzählstil und detaillierten Beschreibungen eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe basierend auf ihren umfangreichen, akribischen Recherchen. Der Leser wird in eine Zeit des Fortschritts und der Neuerungen im altehrwürdigen München katapultiert. Die historische Atmosphäre nimmt sofort gefangen. Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinki trägt die Geschichte mit preußischem Charme, sympathischer Beharrlichkeit, Intelligenz, Kombinationsgabe und ausgeprägtem Improvisationstalent. Er bringt sich bei seinen Ermittlungen mehr als einmal in brenzlige Situationen. Seine Eigenarten, stets ohne Waffe und Begleitung unterwegs zu sein, steigern die Spannung. Für einen hohen Unterhaltungswert sorgt „Bayerns beste Einschleicherin“, die in seinem Haushalt arbeitet. Humor, Lokalkolorit und urige Typen, der Auftakt reißt mit und lässt alles um sich herum vergessen. Von den Kulissen über die Charaktere bis zum Kulinarischen wirkt alles realitätsnah und lebensecht. Eine filmreife Erzählung! Das Undurchsichtige bleibt lange erhalten. Der Plot zeigt Raffinesse und hat temporeiche Wendungen parat. Ein preußischer Kriminalist, der Waffengewalt hasst, muss sich einiger Tricks bedienen. Interessant ist die damalige, aufwendige Art der Spurensicherstellung und Untersuchungen. Der Gerichtsmediziner erweist sich als kriminalistischer Pionier. Alle Protagonisten haben eine einzigartige Persönlichkeit und wirken dadurch sehr greifbar. Eine Marotte wird dem Hauptmann zum Schluss fast zum Verhängnis. Es geht bis zuletzt turbulent und abenteuerlich zu. Epilog und historische Notiz bilden einen passenden Ausklang. Es fällt schwer, das Buch zuschlagen und Abschied von Wilhelm und Co zu nehmen, bis zum nächsten Mal.

Das kreative Cover setzt Zeit, Hauptfigur und Handlungsort perfekt in Szene. Der Titel hat Humor. „Der falsche Preuße“ toppt die Erwartungen um Längen. Eine Krimireihe, die sich von der Masse abhebt und vom Auftakt an süchtig macht. Band 2 wird fieberhaft erwartet. Ein sehr empfehlenswerter Pageturner für Krimi-Liebhaber, Historien-Fans und alle, die ungewöhnliche Geschichten mit einer ausgefeilt unterhaltsamen Prise Humor lieben.

Bewertung vom 30.08.2020
Arthurs wildes Hundeleben
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


gut

In „Arthurs wildes Hundeleben“ von Werbetexterin und Autorin Heike Abidi geht ein sehnlicher Wunsch auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung. Neben Kinder- und Jugendbüchern veröffentlicht Heike Abidi auch Unterhaltungsromane und Sachbücher.

Alle in der Tischtennismannschaft haben ein Haustier, nur Arthurs sehnlichster Wunsch nach einem Hund geht nicht in Erfüllung. Gerade hat sich Arthur jede Menge Argumente zurechtgelegt, da überraschen ihn seine Eltern mit einer Idee. Er soll Hundesitter für Lucky spielen. Dummerweise mag der keine Kinder.

Mit seinem Wunsch nach einem Hund spricht der 10 ½ jährige Arthur vielen Kindern aus dem Herzen. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Hund Lucky empfindet die Begegnung mit Arthur alles andere als euphorisch. Herrchen und Frauchen ist anscheinend entgangen, dass Lucky Angst vor Kindern hat. Die fehlende Hundeerfahrung von Arthur erschwert das Zusammenraufen. Mit dem Aufeinandertreffen Kind und Hund und den Missverständnissen auf beiden Seiten entsteht der Eindruck, dass das Kinderbuch hauptsächlich lehrreich sein und auf die Empfindungen des Hundes hinweisen möchte. Das wilde Abenteuer tritt erst mit einem seltsamen Erwachen und dem Körpertausch ein. Der Erzählstil ist nicht so unterhaltsam wie erwartet und reißt nicht richtig mit. Lucky wirkt mit seinen 4 Jahren etwas zu altklug und Arthur nicht sehr lernwillig. Bei den skurrilen Herausforderungen kommt die Situationskomik nicht rüber. Sympathisch ist Luckys Zuneigung zu einer Hündin. Die Illustrationen von Barbara Fisinger haben Humor und setzen die Geschichte unterhaltsam in Szene. Hund Lucky und seine Emotionen sind herrlich realitätsnah getroffen. Wie schaffen es Arthur und Lucky zurückzutauschen? Die Suche nach einer Lösung und andere Widrigkeiten halten beide auf Trab. Auflösung und Ende sind gelungen. Als Nebenfigur sticht Arthurs bester Freund heraus. Alle Charaktere kommen zu kurz und hätten mehr Persönlichkeit haben können.

Das Cover versprüht gute Laune und steigern die Erwartungen an ein lustiges Abenteuer. Illustration und Titel wecken die Neugierde auf die Geschichte. „Arthurs wildes Hundeleben“ ist nicht der Lesespaß, aber für zukünftige Hundebesitzer ab 8 Jahren eine tierische Lektüre. Ein sanfterer Umgang mit Vierbeinern kommt als Luckys Botschaft rüber. Arthur lernt dazu und gewinnt einen Freund. Das Buch macht Kindern Mut, seine Wünsche zu äußern und animiert dazu, sich mit der Tierhaltung und anstehenden Aufgaben zu befassen.

Bewertung vom 29.08.2020
Elfie und das magische Eichhörnchen
Rauchhaus, Susanne

Elfie und das magische Eichhörnchen


ausgezeichnet

In „Elfie und das magische Eichhörnchen“ von Kinder- und Jugendbuch-Autorin Susanne Rauchhaus macht Elfie eine überraschende Entdeckung. Ein turbulentes Abenteuer beginnt.

Zu ihrem 10. Geburtstag wünscht sich Elfie nichts sehnlicher als einen Hund. Stattdessen wartet am Beste-Freundinnen-Ort ein seltsames Geschenk auf sie. Es bleibt rätselhaft, woher es so plötzlich kommt. Mit einem sprechenden Eichhörnchen hat Elfie auch nicht gerechnet.

Die persönliche Ansprache an den Leser und ein Geheimnis ziehen in die Geschichte. Was Elfie andeutet ist einfach unglaublich. Die Idee zu Elfies neuem Kumpel ist originell. Freundin Maya hält Elfies Erzählungen für Quatsch. Der Leser ist ihr voraus. Nicht so gelungen sind die Dialoge zwischen Elfie und dem Eichhörnchen. Sie wirken holprig und nicht echt. Der Erzählstil hat einen hohen Unterhaltungswert. Elfie glaubt erst an einen Traum. Mit Maya kriselt es bald, weil die sich veräppelt fühlt. Die Hauptfigur und ihre Familie sind sympathisch. Schön ist der Hintergrund zu ihrem vollständigen Namen. Elfie ist ein normales Mädchen und doch etwas Besonderes. Es fällt leicht, mit ihr mitzufühlen. Originelle Ideen und Bezeichnungen fließen in die Geschichte ein. Nur das Eichhörnchen hätte einen pfiffigeren Spitznamen verdient. Unterhaltsam sind die Aussprüche des Waldbewohners. Sehr gerne mehr davon! Elfie und ihre Freunde müssen ein paar Herausforderungen bestehen und kniffelige Rätsel lösen. Der Plot ist gut gedacht und hat kleine Wendungen parat. Was steckt hinter Elfies Entdeckung und dem eigenwilligen Eichhörnchen? Das ist der rote Faden der Geschichte und wird erst spät aufgelöst. Es stehen gleich mehrere Missionen an, und es gibt natürlich auch Widersacher. Irrungen und Wirrungen sind gut inszeniert. Das Abenteuerliche wird durch sehr gegensätzliche Tiere und eine unheimliche Kulisse unterstrichen. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es bei den Kommentaren des Eichhörnchens. Auch das Verhalten könnte noch mehr Unterhaltungswert haben. Eine spannende Aktion und die Auflösung zum Schluss sind gelungen.

Das Cover stimmt auf eine ungewöhnliche und abenteuerliche Geschichte mit einem ganz besonderen tierischen Akteur ein. Die tollen Illustrationen von Samuel Glättli untermalen vor jedem einzelnen Kapitel den Spaßfaktor und passen perfekt zum Abenteuer. „Elfie und das magische Eichhörnchen“ bildet den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe mit einem mitreißenden Team. Für Mädchen ab 8 Jahren und die ganze Familie ein empfehlenswerter Lesespaß, der die Phantasie anregt und Magisches in den Alltag bringt.