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A. Jürgens

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Bewertung vom 14.07.2012
Magersucht ist kein Zuckerschlecken
Schwarz, Mara

Magersucht ist kein Zuckerschlecken


ausgezeichnet

Das Thema fordert zunehmend Raum u. wird gleichzeitig heruntergespielt. Egal ob Adipositas, Bulimie o. Anorexie – d. Allgemeinheit denkt bei krankhaften Essstörungen bedauerlicherweise viel zu oft, dass es doch recht einfach sein müsste, so etwas in den Griff zu bekommen. Dennoch leiden immer mehr Betroffene darunter. Der Leidensdruck ist enorm u. d. Chancen, bspw. v. Magersucht geheilt zu werden, sind gering. Laut Statistik finden nur etwa 20 % den Weg aus d. Suchtspirale. Fast genau so viele sterben jedoch daran, auch weil d. Betroffenen teilw. nicht einsehen, wie krank sie sind.
Die Autorin zeigt, dass d. Weg zurück in ein halbwegs normales Leben bei Weitem nicht einfach ist. d. Buch entstand aus d. Aufarbeitung v. Tagebucheinträgen aus d. Zeit d. bisherigen Höhepunkts ihrer Krankheit. Einer Zeit, in d. ihr Zustand mehr als einmal lebensbedrohlich war, in d. zur Anorexie ein massives Alkoholproblem kam, in d. sie kurz davor war, endgültig zu zerbrechen. Einer d. Auslöser für ihre Krankheit war ein traumatisches Erlebnis. Es weckte den Wunsch in ihr, nicht fraulich zu sein, nicht erwachsen zu werden. Im Gegensatz zu den Auslösern ist d. etwas, dass sie gewissermaßen kontrollieren kann. Ihr Leben besteht fortan nur noch aus Zwängen u. Kämpfen. Obwohl sie quasi alles kontrollieren muss, tut sie alles dafür, dass ihr eben diese Kontrollmöglichkeit genommen wird. d. Großteil d. Buches handelt v. Zwangsernährung u. Aufenthalten in d. Psychiatrie. Ob d. Suche nach Ursachen tatsächl. größtenteils nicht stattgefunden hat o. v. d. Autorin lediglich nicht so wahrgenommen wurde, mag dahingestellt sein. Vorwiegend behandelt wurden ihrem Empfinden nach jedenfalls d. durch d. Magersucht hervorgerufenen körperlichen Auswirkungen.
Das Buch lässt sich trotz d. Thematik überraschend leicht lesen. Es zieht einen förmlich hindurch, obwohl diverse Passagen auch innehalten lassen, weil es fast zu viel wird. Es verstört, weil d. Lösung einfach scheint, aber eben tatsächlich nicht einmal andeutungsweise so ist. Es erschüttert, weil es schwer zu ertragen ist, unbegreiflich, dass jemand hungernd den eigenen Tod in Kauf nimmt. Es wühlt auf, weil Mara Schwarz sich nicht allem verschließt, sondern bei aller Verzweiflung u. Wut durchaus empathisch d. Hilflosigkeit d. Behandler fühlt u. wiedergibt. Es berührt, wie d. Autorin beispielsweise in ihren Gedichten ihr Leiden in Worte fasst. d. Erzählungen, Gedichte und Zeichnungen offenbaren einen Menschen, den man am liebsten in d. Arme schließen u. trösten, gleichermaßen schütteln u. aufrütteln möchte. Kreativ, liebenswert, aggressiv und uneinsichtig, stark und schwach. Schwarz pocht nicht auf einen Opferstatus, weist nicht anderen d. Schuld zu, sondern weiß, dass sie selbst für ihren augenblicklichen Zustand verantwortlich ist. Sie zeigt sich genau wie alle Anorektiker als überaus willensstark im Bezug auf ihre Krankheit u. schafft es dennoch irgendwie zu überleben. Momentan steht sie n. eig. Angaben mit dem Rücken zum Meer am Strand. Sie weiß, dass d. Krankheit wie ein Kraken im Hintergrund lauert. Dass sie nur einen Schritt vom Abgrund beziehungsweise vom Fall ins Wasser u. damit in d. Arme d. Kraken entfernt ist. Doch sie hebt auch den Kopf u. sieht, dass sie nicht alleine ist.
Ihr Buch ist nicht einfach nur eins zum Zeitvertreib, keine einfache (Lese-)Kost. Es ist ein aufwühlender Einblick in d. Gefühlsleben d. Autorin. In eine Krankheit, d. vielfältige Auslöser hat u. die, sofern d. Betroffenen keinen Ausweg finden, unaufhaltsam u. lebensbedrohlich verläuft. d. in d. Isolation führt u. – wie bereits eingangs erwähnt – zunehmend um sich greift, weil junge Menschen unter dem Druck (des Lebens) zerbrechen. Ein Buch, d. betroffenen Angehörigen u. Freunden weiterhelfen kann, weil es Einblicke in d. krankhaft veränderte Denken Magersüchtiger preisgibt. Ein Buch, in dem sich vermutlich mehr als ein(e) betroffene(r) Magersüchtige(r) wiedererkennt.

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