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a.n.
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Insgesamt 129 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2016
Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt
Schnoy, Sebastian

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt


gut

Hand aufs Geldtäschchen, wer träumt nicht davon, reich zu sein oder zumindest genug Geld zu haben, verbindet man doch damit schon über Jahrhunderte hinweg Zufriedenheit, gesellschaftlichen Aufstieg, Macht und sogar Glück. Arm und Reich, getrennt durch die Verhältnisse, verbindet doch dieses uralte und vielleicht auch ewige Streben. Wider besseren Wissens, so scheint es. Geld macht definitiv nicht glücklicher. Im Gegensatz dazu ist leider ebenso wahr, dass Geld die Welt regiert. Alles hat seinen Preis.
Vielversprechend schon das Kapitelverzeichnis. Schulden bei der GEZ, der Zins im Islam, die Abschaffung des Bargeldes, die reichsten Menschen der Welt, Schwarze Freitage, was kostet die Liebe, unverkäufliche Dinge beispielsweise sollen näher betrachtet werden. Das Feld ist weit und unübersichtlich. Doch Schnoy bahnt sich einen für uns recht unterhaltsamen Weg hindurch – bis an den Horizont, und darüber hinaus. Grenzen, Möglichkeiten und Moral werden dabei gewollt überschritten, die sich gegenseitig immer wieder anstoßende Wechselwirkung zwischen Ursache und Ertrag werden historisch fundiert, psychologisch erklärt und philosophisch unterfüttert.
Ja, es geht nur um den schnöden Mammon. Dennoch hat man beim Lesen der teils witzigen aber immer anspruchsvollen Lektüre das angenehme Gefühl, sich selbst für einen Augenblick der Jagd zu entziehen und genüsslich andere bei ihrer Hatz zu beobachten.
Wohin wird das alles führen? Wie lange kann das noch gut gehen? Eine alte Weissagung der Indianer besagt: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Keiner von uns wird sich zwar daran beteiligt fühlen, doch genau das ist mit im Gewinn enthalten, von dem ja jeder etwas (mehr, mehr, mehr) abhaben will. Hinzu kommt, dass Geiz geht schon geil genug ist. Ich bin reich! Oder doch besser: Es reicht?
So weit und so kritisch geht das Buch bei Weitem nicht, das ist auch nicht das Anliegen des Autors. Zwar geht Schnoy wirklich unparteiisch und unvoreingenommen ans Werk, doch wirkt seine Abhandlung damit bisweilen auch unbeteiligt und oberflächlich. Eine echte Analyse findet nicht statt, aber immerhin eine sehr umfangreiche Bestandsaufnahme, die etwas andere Daseinsinventur. Man sollte das Buch daher zwar ernst nehmen, dennoch mit Humor betrachten. Andere Länder, KEINE anderen Sitten. Was oder besser wer macht das Treiben wirklich verrückt?
Immens viele Fakten, Meinungen, Sachverhalte, Machenschaften und Zitate aus verschiedenen Epochen und Kulturen stehen sich gegenüber und bauen aufeinander auf. Durch das ständige Switchen zwischen den geschichtlichen und gesellschaftlichen Bereichen, der Arbeitswelt und dem Privaten lässt keine Tiefenschürfung zu. Es bleibt zwar durchweg informativ und unterhaltsam, doch manches hätte ich eben doch gerne noch etwas genauer gewusst. Ein riesiger Background, doch keine Abrechnung, kein Ergebnis.
Die persönliche Meinung zum Thema Geld, dem Haben und Wollen, das damit verbunden ist, wird das Lesen des Buches nicht verändern. Und auch so wird alles bleiben, wie es ist. Aufrechnen und heimzahlen kann man ja bekanntlich auch ohne Geld. Und umgekehrt kann man auch mit Geld Schuld(en), Verluste oder etwas gut haben.
Ich stimme dem Autor zu – es gab eine Welt vor dem Geld und es wird eine nach dem Geld geben. Übrig aber bleiben in jedem Falle wir. Jeder ist mit im großen Hamsterrad, doch das Tempo und die Intensität des Mitstrampelns können wir ein gutes Stück weit doch immer noch selbst bestimmen. Und so soll der Hund ruhig auf den großen Haufen gehen, ich erfreue mich an meinem Kleinvieh und lächle dem sich mühsam ernährenden Eichhörnchen zu. Es zwinkert zurück.

Bewertung vom 10.09.2016
Life changing Food
Fischer, Eva

Life changing Food


ausgezeichnet

Du bist, was du isst, wie wahr ist dieser Spruch. Gehören doch vor allem Wille, Einsicht und Motivation dazu, um eine Veränderung herbei zu führen – im Leben, in der Person, im Denken und bei den Essgewohnheiten. Man muss sich auf dieses Buch einlassen, Zeit haben und ein gewisses Grundbedürfnis, vielleicht auch eine Art Leidensdruck verspüren, bisheriges verändern zu wollen. Der Klappentext ist zusätzlich sehr viel verheißend. In den Ausführungen ist von Verjüngung, Ausstrahlung, Leistungsfähigkeit und Schlankheit die Rede. Jeder kommt früher oder später einmal an einen Punkt, an dem er sich sagt „so kann es nicht weitergehen“. Für Eva Fischer war es die Diagnose Zöliakie, die sie dazu bewog, sich intensivst mit dem Thema Ernährung auseinander zu setzen. Inwieweit das Koch- und, ja, auch Lebenshilfebuch tatsächlich ein Weg zum Glück ist, hängt allerdings von jedem selbst ab. Doch der Glaube versetzt ja gewöhnlich auch Berge. Die Autorin ist überzeugt von ihrer Methode. Zusammen mit ihren zahlreichen Tipps, eigenen sehr persönlichen Erfahrungen und neuesten wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, ist sie sehr glaubwürdig und wirkt auf den Leser außerdem sehr verständnisvoll und vor allem motivierend, es selbst einmal zu versuchen. Ein Buch als täglicher Begleiter, das man nicht einfach aufmacht, etwas daraus kocht und dann wieder schließt. Es ist ein Sammelsurium aus Dingen, die einen Großteil des Lebens abdecken. Nicht nur „das Buch und ich“, nein, wenn man in ihm liest, ist es, als befindet man sich in einer Gruppe Gleichgesinnter, steht also nicht allein mit seinem Problem da. Hat man das Anliegen der Autorin, ihre Ideen und ihre Anleitungen verinnerlicht, stellt die LCF – Methode eine gesunde Alternative dar, die erheblich länger nachwirkt als 21 Tage, vielleicht sogar ein Leben lang. Es ist erstaunlich, wie alles zusammen hängt. Behutsam führt Eva Fischer an die Thematik heran. Sie hat auch sonst an alles gedacht – Mahlzeiten, die den gesamten Tag abdecken, auch das „kleine Hüngerchen“ oder die vielleicht eintretende Motivations-Flaute behält sie gekonnt im Blick. Die Zutaten sind mitunter neu, weil ja bisher auch selten oder nie verwendet. Eine Beschaffung selbiger, u.a. was die verschiedenen Nussarten und Gewürze betrifft sollte im Zeitalter des Internet keine Hürde darstellen. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. In diesem Fall ist es die Liebe zu sich selbst; in rein positivem Sinne versteht sich. Dieses Buch bietet die Möglichkeit, um aus der Spirale einen Kreis zu machen, der sich endlich schließt.

Bewertung vom 08.09.2016
König Laurin
Thilo

König Laurin


sehr gut

Obwohl die Handlung einsetzt, als man den 16jährigen Thronfolger Theodor gerade auf einer Streckbank malträtiert, ist dies kein wirklicher Grund zur Besorgnis. So bitterböse ist in diesem bezaubernden Märchen nämlich niemand, zumal die Anfangsprozedur auch nur eine von den Ideen Theos Vaters, des Königs, ist, um seinen angeblich weichlichen Sohn zu einem richtigen Ritter und ehrwürdigen Nachfolger zu machen. So richtig aus seiner Rüstung kann im Mittelalter scheinbar auch schon niemand. Es ist gar so leicht, ein Held zu werden. Und Theo würde auch alles tun, damit sein Vater endlich stolz auf ihn ist. Doch das, was gefordert wird, hat er beim besten Willen leider (noch) nicht zu bieten. Seine guten Charaktereigenschaften wie Tierliebe, Gerechtigkeitssinn oder ein wirklich guter Freund sein, sind eben nun einmal nicht die Paradeeigenschaften eines Furcht einflößenden zünftigen Herrschers.
Doch damit nicht genug. Über dem Reich ziehen dunkle Wolken auf. Nur Theo kann seine Heimat vor dem Untergang retten. Da begegnet der Laurin, dem König der Zwerge und findet in ihm wider Erwarten einen väterlichen Freund und Begleiter auf dem schwierigen und gefahrvollen Weg, der vor ihm liegt. Mit König Laurin hat es zudem noch eine besondere Bewandtnis, ist ihm doch keineswegs umsonst der Titel dieses Buches gewidmet. Theo wird reifen, ihm werden Wunder begegnen, er wird sich behaupten müssen und dabei vielleicht auch seine große Liebe finden.
Das Cover ist leider sehr unglücklich gewählt. Obwohl es im Buch auch um Heimat geht, wirkt die Abbildung doch eher wie klein Heintje auf der Alm. Im Trailer zum Film sieht Theodor auch irgendwie ganz anders aus als der blonde wohl frisierte Jung des Titelbildes. In der Buchmitte befinden sich diverse Szenen-Fotos aus zugehörigem Film. Ich hätte es besser gefunden, wenn diese Eindrücke eher so nach und nach, also handlungsbezogen beigefügt worden wären. Beide Kritteleien tun aber der Tatsache keinen Abbruch, dass es sich bei diesem Abenteuer-Märchen um ein sehr gelungenes Kinderbuch handelt, das die jungen Leser verschlingen werden. Fesselnd wird hier zudem eine Art Heimatkunde vollzogen, alte Mythen und Sagen den Kindern nahegebracht. Durchweg spannend, ist man gefangen im märchenhaften und sagenumwobenen Flair. Abenteuer, Mutproben und uralter Zauber bilden die Eckpfeiler der Handlung. Auf solch eine interessante Aufarbeitung warten noch sehr viele Überlieferungen, die es ebenso wert wären, für Kindes neu aufgearbeitet zu werden.

Bewertung vom 04.09.2016
Meine geniale Freundin / Neapolitanische Saga Bd.1
Ferrante, Elena

Meine geniale Freundin / Neapolitanische Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ebenso weit fernab von Tourismus-Idylle und Großfamilien-Harmonie bricht sich die Geschichte dieser beiden Mädchen und später Frauen, den genialen Freundinnen, kraftvoll Bahn und gibt damit den Blick auf das andere Italien und das gesellschaftliche Leben dort frei – damals wie heute. Konzentration beim Lesen ist angesagt; viele Handelnde in den verschiedensten Konstellationen. In diesem Zusammenhang ist die Personenübersicht am Anfang des Buches Gold wert. Elenas, in wahrsten Sinne und von unverbrauchter Bedeutung, beste Freundin Rafaella ist verschwunden – ohne ein Wort, ohne eine Zeile. Doch dieses nicht nachvollziehbare Ereignis ist Anlass für Elena, ihre einzigartige Bindung von einmal von Beginn an zu reflektieren. „Mit allem, was mir in Erinnerung geblieben ist.“ S. 22 Der Grundstein ihrer Freundschaft wurde bereits in ihrer Kindheit gelegt und dort setzt die Handlung auch ein. Beide lassen sich auf einer Welle aus Sympathie und Neugier aufeinander zutreiben. Sie fallen sich auf, fühlen sich seltsam zueinander hingezogen. Nicht immer gleichzeitig und in gleichem Anteil, doch gerade diese Wechselseitigkeit setzt einen Mechanismus in Gang, der kontinuierlich zu einer unauflöslichen Bindung führt; ganz nach dem Motto „gut Ding will Weile haben“. Es wird kein Blatt mehr zwischen sie passen. Dieser Grundstein ist die kräftige Wurzel, die sie nährt und hält, aus der alles Kommende erwächst. Die Wellen werden allerdings bleiben, nicht immer befinden sie sich dabei allerdings gleichzeitig auf dem Wellenberg. Ein Kampf von Kindesbeinen an – persönlich und gesellschaftlich gesehen. Beispielsweise um halbwegs erträgliche „Gleichbehandlung“ schon in der Familie. Beide sehen und erleben ja täglich was passiert, wenn man nicht aufpasst, wenn man sich nicht irgendwie wehrt oder entzieht. Das schweißt zusätzlich zusammen. Doch haben sie überhaupt eine Wahl? Der Roman ist reich an Geschichten, Einzelschicksalen, Lebenserfahrungen, von denen nicht nur die Hauptpersonen profitieren werden. Um Elena und Lila sind stets Menschen, die ihnen beistehen, sie begleiten, ja führen, aber auch Menschen, die ihnen Steine in den Weg legen werden. Die Freundschaft der beiden beinhaltet eine einzigartige Vielschichtigkeit von Emotionalität und Geisteshaltung – Untergelegenheitsgefühl trifft auf Freiheitsliebe, Neugier auf Mut. All dies wird sich vermischen. Beide werden aneinander wachsen, sich aneinander reiben. So werden sie füreinander glänzend wie ein Licht, das der anderen leuchtet, wenn alles andere in Dunkelheit zu liegen scheint. Dennoch werden sie sich völlig anders entwickeln. Dadurch wird klar, dass Nähe nicht immer etwas mit Beisammensein zu tun haben muss. Wird Rafaella ihr anfängliches „Tempo“ beibehalten oder von Elena überholt werden? Eine Freundschaft, bei der sozialer Status und sich verändernder familiärer Hintergrund keine Rolle spielen. Beneidenswert. Doch sie haben es sich auch schwer erkämpfen müssen und der Kampf dauert an.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2016
Cooper
Rathgeb, Eberhard

Cooper


ausgezeichnet

Eine Parabel über das Leben, das Alleinsein trotz Gemeinschaft? Selten, dass Alltäglichkeiten so poetisch ausgedrückt, niedergeschrieben wurden. Aus einem Leben wird deprimierende aber auch Hoffnung spendende Poesie; ein Schicksals-Dossier, mit dem jeder etwas anfangen kann. Die Wirkung auf die eigene Gedankenwelt des Lesers ist dementsprechend groß. Doch nicht nur das macht die Güte des Buches aus. Man hat das Gefühl, als nimmt die Lektüre einem etwas weg. Erst nach dem Lesen erkennt man langsam, was es einem mitgibt. Illusion gegen Tatsache. Noch ist nichts passiert und es wird auch nicht allzu viel geschehen, doch die Ausdrucksweise, das regelrechte Sezieren einer Menschenseele und die damit vermittelte Stimmung wirkt mehr und mehr gruselig, als wird etwas mit Macht heraufbeschworen. Mit einfachen stilistischen Mitteln wird der Leser zunehmend verunsichert und somit wachgerüttelt. Es geht um weit mehr als eine Reise. Es geht um das Verlassen bisher vertrauten Terrains, dem Entzug der vermeintlichen Sicherheit und damit dem Verlust des Vertrauens in alles bisher Gekannte. Der so lebenswichtige Boden der Normen und Normalität existiert nicht mehr. Entwurzelung . Trotz aller Vorahnungen bleibt der Mensch ahnungslos; bis er aus der Bahn geworfen wird. Was nützen da Wissen und Instinkte? Beängstigend, ein Damokles-Schwert. Jeder hat sein eigenes. Angst, Not, Hilflosigkeit – ein Trauma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Ganz auf sich allein gestellt. Was macht das aus einem Menschen? Urängste erwachen, werden regelrecht wach gerüttelt; nur andeutungsweise zwar, doch lassen sie sich nunmehr schwer wieder zurück drängen. Eine tiefgründige und philosophische Auseinandersetzung findet statt. Fäden, die Halt und Richtung geben sollen, werden zu Schlingen. S. 26 Niemand trägt Schuld, keiner ist verantwortlich. Wunsch und Wille, besitzen und verlieren, lebendig sein und doch dem Leben entrissen sein. Ein bewegendes Schicksal, ein außergewöhnlicher Roman, der den Leser allein mit sich und seinen Gedanken zurück lässt, ganz auf sich gestellt, seinem Alleinsein trotz Gemeinschaft – wie einst Lisa.

Bewertung vom 15.08.2016
sweet & salty
Kirchherr, Jo;Martens, Andrea

sweet & salty


ausgezeichnet

Speziell und doch breit gefächert. Hier ist für fast jeden etwas dabei, bedient das Rezeptbuch doch genau diesen Spagat zwischen süß und herzhaft. Wer kennt das nicht – nach einer herzhaften Mahlzeit hat man Appetit auf etwas Süßes und nach einem zuckrigen Snack wünscht man sich etwas herzhaftes. Im übertragenen Sinne bedeutet das, nach einer Ananas möchte man einen deftigen Toast. Der geniale Kompromiss: Toast Hawaii. In diesem Sinne versucht die Autorin durch die ausführliche Vorstellung ihrer schmackhaften und gesunden Kreationen genau auf dieses wechselseitige Bedürfnis zwischen süßen und herzhaften Speisen einzugehen. Genau aus diesem Grund hat mich dieses Koch- und Backbuch gleich angesprochen und begeistert. Die vielen dargestellten Kombinationsmöglichkeiten motivieren zudem, eigene Kreationen zu entwickeln, ganz nach persönlichen Geschmacksvorlieben.
Das Buch beim Nachmachen neben sich zu legen und hilfesuchend darin zu blättern, gestaltet sich etwas schwierig. Man muss es richtig knicken, damit es aufbleibt. Dieser Umstand ist für mich zwar nebensächlich, für einige Bücherfreunde aber sich ein Graus. Die meisten Farbaufnahmen besitzen einen fast suchwarzen Hintergrund. Für mich verleiht dieser Umstand dem Buch dadurch eine etwas ernstere Note und untermauert zudem die Intention der Autoren, uns gemeinsame Freude beim Verzehr, neugieriges Zubereitungsvergnügen und geschmacklich gelungene Abwechslung mit Sinn zu kredenzen. Auch wenn ich mir unter „ultraschnell“ etwas anderes vorstelle und das Besorgen einzelner Zutaten fast tagesfüllend ist, tut das meinem Enthusiasmus bei der Zubereitung keinen Abbruch.
Ich fühle mich vollends von Machern des Buches verstanden. Die Autoren haben sich wirklich etwas dabei gedacht. Herausgekommen ist eine sehr gelungene Mischung aus Speziellem und Alltäglichem. Hier wird keine Völlerei betrieben sondern leichte und gesunde Kost serviert. Geschmackliche Kombinationen über den gesamten Tag hinweg – ein toller Wegbegleiter. Hier muss man kein Chefkoch sein, um sich selbst und andere zu überraschen.

Bewertung vom 12.08.2016
The Girls
Cline, Emma

The Girls


ausgezeichnet

Evie ist eine Suchende. Sie ist, wie jeder Heranwachsende auf der Suche nach sich selbst und nach Gemeinschaft. In anderen versucht sie sich zu erkennen aber vor allem sucht sie danach, von anderen erkannt und anerkannt zu werden. Es ist wie der Griff nach einem Seilende, bei dessen Zugriff sie mitgezogen, ja, zu etwas hingezogen wird. Eine an sich gefährliche Lebensphase der Orientierung von noch unfertigen aber doch so lebenshungrigen Jugendlichen. Ein Leichtes, das zu verstehen, wenn man an seine eigene Jugend denkt. Evie führt bis dahin ein eher kleines Leben, ist unscheinbar und unsichtbar. Lebensfreude kann sie nicht recht fühlen. Viel mit sich selbst ausmachend, bleibt sie für sich. Niemand ahnt, worüber sie sich so alles Gedanken macht. Obwohl sie viel reflektiert und sich Fragen stellt, bleibt dies durch ihr Schweigen unbemerkt, sodass keiner etwas „gerade rücken“ könnte. Weder Fisch noch Fleisch, zwischen Hadern und Bedürftigkeit. Noch ist alles normal, noch kann man dem Mädchen folgen. Doch es wird der Punkt kommen, an dem man fassungslos zurückbleibt. Schreckliche Dinge geschehen. Das schockiert. Und nicht minder schockierter ist man, wenn man ihren Beschreibungen lauscht. Sie war mit dabei und steht doch im Nachhinein nur erzählend dabei.
Abgestumpftheit schlägt dem Zuhörer entgegen. Borsody liest die unvorstellbaren Ereignisse, diesen Countdown zur Katastrophe, so, als handele es sich um Alltäglichkeiten potenziert dadurch gekonnt die Beklemmung und bestürzende Vorahnung beim Hörer. Die Handlung wird von zwei Seiten aus erzählt. Die junge Evie wechselt sich mit der älter gewordenen Evie ab. Das Davor und das Danach kommen unaufhaltsam aufeinander zu. Vieles wird dabei in Frage gestellt; der freie Wille, die Verantwortung für sich und andere und die vermeintliche Schuldlosigkeit derer, die daneben standen. Wer einmal durch die beschriebene „Tür“ gegangen ist, scheint niemals wieder ganz zurück zu kommen, selbst, wenn er es denn möchte. Das merkt man auch der Hauptfigur deutlich an. Eine sehr persönliche Analyse, die nachdenklich macht, den Hörer vielleicht sogar verstört zurück lässt oder schlimmstenfalls fasziniert. Weiß man selbst wirklich so genau, was für ein Mensch man ist? Wogegen ist jeder einzelne von uns tatsächlich immun oder leicht empfänglich? Das Schicksal selbst in die Hand nehmen oder ihm seinen Lauf lassen – was liegt wirklich dazwischen?

Bewertung vom 19.07.2016
Die Frau, die allen davonrannte
Snyder, Carrie

Die Frau, die allen davonrannte


sehr gut

Vorab möchte ich erwähnen, dass es sich bei diesem Roman um die literarisch ausgeschmückte Biographie der Sportlerin Aganetha Smart handeln soll. Doch im Internet findet man hierfür keine Belege, so ist ihr Name in der ewigen Weltbestenliste der Olympischen Spiele nicht zu finden. Dieser Fakt tritt während des Lesens aber in den Hintergrund, steht ihr Schicksal doch stellvertretend für so viele mutige Menschen, die ihrer Zeit voraus waren. Sollte die Protagonistin also keine reale Person gewesen sein, so wünscht man sich doch sehr, sie hätte tatsächlich existiert, denn sie ist ein Vorbild für all diejenigen, die ihren Weg gehen wollen, trotz herrschenden Konventionen und Auffassungen.
Frei heraus, doch in wohlgeformten Sätzen, voller Sinn und Authentizität, äußert sich die alte unscheinbare Frau. Sie spricht den Leser damit direkt an, ohne dies vorrangig zu wollen. Ihr ganzes Leben lang wurde sie unterschätzt, ja, auch im Pflegeheim, in dem sie heute still und unscheinbar lebt. Im Inneren ist sie aber immer noch die junge dynamische Frau, welche alle Hürden nahm, die da Leben ihr stellte. Sie hat sich nicht abgefunden, sie hat nie aufgegeben. Das ist bewundernswert und Ansporn zugleich.
Für sie war und ist Leben Bewegung. Es war ein Kampf, der viel Kraft und Durchhaltevermögen erforderte. Sie lief, doch ihrer Zeit konnte sie nicht davon laufen. Alles hat seinen Preis und auch sie bezahlt für ihr Anderssein; u. a. mit einem Alleinsein, nicht nur in Gedanken. Sie hat sich das nicht ausgesucht oder gewünscht. Doch es ist, wie es ist und danach handelt sie. Dabei ist sie immer ganz sie selbst. Ihr Leben – ein Laufen, ein Ankommen wollen. Auch ihre Gedanken stehen nicht still. Anfangs war es wie eine Art Flucht, heraus aus dem Alltag, aus dem vorgegebenen damaligen vorbestimmten Weg, den eine Frau gefälligst zu gehen hat. Das Buch ist IHR ganz persönliches Rennen, bei deren Zieleinlauf wir vielleicht mit dabei sind.
In Rückblicken erzählt sie ihre Geschichte. Die beiden jungen Menschen, die sie interviewen, bleiben dabei farblos, ja, regelrecht unwichtig und dienen meinem Empfinden nach nur als Mittel zum Zweck. Bisweilen wirken die gegenwärtigen Passagen viel interessanter, als ihre mitunter ausschweifenden Kindheitserinnerungen. Dieser Eindruck ist aber eher subjektiv.
Eine absolut lesenswerte Biographie einer außergewöhnlichen Frau – emotional, ergreifend, mitreißend, beispielhaft.

Bewertung vom 10.07.2014
Is´ was, Dog?
Hayali, Dunja

Is´ was, Dog?


ausgezeichnet

Dieses Buch spricht uns Hundebesitzen aus der Seele. Die Autorin schildert äußerst unterhaltsam und bildhaft den Alltag mit ihrer vierbeinigen Gefährtin Emma. Die Verantwortung für ein Tier ist eine ernste Sache. Hunde sind weder ein Ersatz für irgend etwas noch sollen sie für sonstige egoistische Befindlichkeiten herhalten. Dunja Hayali hat eine gesunde Einstellung zu der umfassenden Thematik der Hundehaltung. Das macht sie sehr glaubhaft und vor allem sympathisch. Sie spricht über alles, was einen Hundebesitzer in irgendeiner Weise tangiert. Kein abstruser Gedanke, keine aberwitzige Handlung bleiben unkommentiert. Und so wird sich jeder, der einen vierbeinigen Freund hat, in diesem kurzweiligen Buch wiedererkennen und lachend zustimmen: Ja, genau so ist es! Für alle anderen wird es allerdings weitestgehend unverständlich bleiben.

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