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chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 300 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2022
Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3
Eckert, Horst

Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3


ausgezeichnet

Brisanter, packender Thriller - Fall 3 für Melia und Vincent!

"Das Jahr der Gier" von Horst Eckert ist im März 2022 als Taschenbuch mit 432 Seiten bei Heyne erschienen.

Es handelt sich um den dritten Band um das Ermittlerduo Melia Adan und Vincent Che Veih, dieser kann aber problemlos ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden!

Horst Eckert hat hier wieder einen grandiosen Thriller geschrieben, der aktuelle, brisante Themen aufgreift und tief in die Materie schmutziger Machenschaften eindringt. Gier und Machtstreben sind starke Motive, und der Leser begibt sich in einen Sog der Spannung, der ihn nicht mehr loslässt...Schnörkellos und direkt bringt der Autor die Dinge auf den Punkt, dennoch schreibt er sehr detailliert und authentisch.

Die kurzen Kapitel und der stetige Wechsel zwischen den beiden Fällen halten die Spannung auf ganz hohem Niveau, und nach und nach wird klar, dass es einen Zusammenhang geben muss. Melia, Vincent und ihr Team haben alle Hände voll zu tun.

Sehr informativ und ganz nah an der Realität (Stichwort: Wirecard-Skandal...) fand ich auch die Vorgäge bei der Worldcard AG - Fakten unterhaltsam aufbereitet und fesselnd verpackt, das kann Horst Eckert wie kein Zweiter!

Ich kenne zwar von Horst Eckert bisher nur den direkten Vorgänger "Die Stunde der Wut", der mich auch total begeistert hat, aber auch so war ich gleich mittendrin im Buch und es fühlte sich an wie nach Hause kommen!

Großartig, fesselnd, brisant und authentisch- hier kommt kein Thrillerfan zu kurz - unbedingte Leseempfehlung :o)

Bewertung vom 21.04.2022
Four Walls - Nur ein einziger Ausweg
McGeorge, Chris

Four Walls - Nur ein einziger Ausweg


ausgezeichnet

Wenn Du niemandem trauen kannst, nicht einmal Dir selbst…ein perfider, packender Thriller.

„Four Walls - Nur ein einziger Ausweg“ von Chris McGeorge ist im März 2022 als Paperback mit 384 Seiten bei Knaur HC erschienen und wurde ins Deutsche übersetzt von Karl-Heinz Ebnet .

Schon das Cover ist großartig gemacht und erzeugt direkt Beklemmung. Die farbliche Gestaltung passt perfekt zum Genre und die plakativen Schriften sind perfekt platziert.

Zum Inhalt: Cara Lockheart, die wegen eines Doppelmordes, den sie nicht begangen hat, im Gefängnis sitzt, wird in ein neues High-Tech Frauengefängnis namens High Fern verlegt. Dort gibt es keine Fenster und die Insassinnen dürfen keinen Besuch empfangen, dürfen sich aber auch außerhalb ihrer Zellen relativ frei bewegen in bestimmten Bereichen. Nach einer schwierigen Eingewöhnungsphase wird eines Nachts Caras Zellengenossin Stephanie mit einem Kopfschuss getötet. Natürlich wird Cara „Butcher“ Lockheart verdächtigt – schließlich war die Zelle verschlossen und sonst niemand anwesend. Aber Cara weiß, dass sie nicht die Täterin ist – oder?!

Meine Meinung: Chris McGeorge hat mit „Four Walls“ einen hochspannenden Thriller mit dystopischen Elementen geschrieben, dem eine ausgeklügelte Story zugrunde liegt und ein fesselndes Motiv: eiskalte Rache…Von Beginn an konnte mich der Plot mitreißen, die moderne Technik, die mentale Folter der Insassinnen (z.B. durch immer denselben Film, den sie gezwungen werden anzuschauen und die Bilder, die über die künstlichen Fenster erzeugt werden) sowie der Gefängnisalltag sind detailliert und packend dargestellt.

Der Autor hat die psychologische Struktur und damit die Spannung clever aufgebaut, was mir sehr gefallen hat. So erfährt man nach den aktuellen Geschehnissen zu Beginn im mittleren Teil alles über die Vorkommnisse in Caras Vergangenheit, die sie in ihre derzeitige prekäre Lage gebracht haben und zum Ende hin erfolgt dann nach einigen rasanten Wendungen ein actionreicher Showdown. Außerdem führt der Autor seine Leser hier immer wieder aufs Glatteis und legt falsche Spuren, die eine Menge Zweifel aufkommen lassen.

Cara ist eine solide, durchaus sympathische Protagonistin, die sich in ihr Schicksal soweit gefügt hat. In High Fern zeigt sich allerdings, dass es immer noch schlimmer kommen kann, und so beginnt Cara, an sich und ihrer Unschuld zu zweifeln . Der Umgang der Gefangenen untereinander ist zumeist rüde, oft brutal und Freundinnen haben die Frauen eher wenige. Und wenn man welche hat, könnte es sein, dass sie sich als falsch entpuppen – Vertrauen ist also schwierig, und so ist Cara weitestgehend auf sich gestellt. Sie beginnt herumzuschnüffeln, um ihre Unschuld zu beweisen. Dabei bringt sie sich selbst in große Gefahr…Einzig der Gefängnispsychiater Tobias schenkt ihr Glauben – kann ihr das jedoch etwas nützen?

Es hätte mir noch besser gefallen, wenn einige der anderen Charaktere mehr Tiefe gehabt hätten, z.B. Peter ist absolut zu kurz gekommen und hätte gut eine bedeutendere Rolle spielen können, was ich eigentlich erwartet hatte.

Mein Fazit: Ein rasanter, packender Thriller, der beklemmend deutlich macht, wie der Mensch durch moderne Technik kontrolliert und beeinflusst werden kann. Und der zeigt, was Hass und Rachegefühle in einem Menschen auslösen können – das Schicksal formt definitiv den Charakter…

Hochspannung, die man sich nicht entgehen lassen sollte!

Bewertung vom 19.04.2022
Die Macht des Täters / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.2
Strobel, Arno

Die Macht des Täters / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.2


ausgezeichnet

Fesselnd, rasant und überzeugend!

Max Bischoff wieder in Aktion - und ziemlich auf dem Glatteis...Strobel glänzt wieder einmal und bietet Spannung pur!

"Mörderfinder - Die Macht des Täters" von Arno Strobel ist im März 2022 als Taschenbuch mit 368 Seiten beim Fischer Taschenbuch Verlag erschienen.

Es handelt sich um Band 2 der Reihe um den brillianten Fallanalytiker Max Bischoff, der problemlos unabhängig von Band 1 gelesen werden kann. Es fehlt dann zwar teilweise der private Background / Werdegang der Ermittler, das tut aber dem atemlosen Verfolgen der Geschehnisse keinen Abbruch...!

Zum Inhalt: Ein bestialischer Mord. Eine blutige Botschaft an der Wand. Und eine Ex-Kollegin, die Max Bischoff verzweifelt um Hilfe bittet, denn ihr Neffe Leon wurde am Tatort gesehen und hat sich danach umgebracht. Aber ist er wirklich schuldig?

Max Bischoff beginnt zu ermitteln und tauscht sich mit Horst Böhmer von der Kripo Düsseldorf aus. Max will sich den Tatort ansehen, um sich in den Täter hineinzuversetzen. Aber er hat nicht mit der Gegenwehr von Horsts neuer Chefin gerechnet - und das ist nicht das einzige Hindernis bei diesen Ermittlungen.

Schnell wird eine zweite Leiche gefunden, doch außer einer blutigen Botschaft scheint es keinerlei Zusammenhang zu geben - auch Max ist mit seinem Latein am Ende. Wenn Leon schuldig ist, muss es einen Trittbrettfahrer geben. Aber von den Botschaften drang nichts nach außen, also kann kein Nachahmer davon wissen. Es ist Eile geboten, um weitere Taten zu verhindern...!

Arno Strobel hat wieder einmal einen rasanten Thriller geschrieben, der den Leser von der ersten Seite an fesselt, vor Spannung nur so strotzt und mit zahlreichen unverhergesehenen Wendungen aufwartet, ehe die überraschende, absolut überzeugende Aufklärung erfolgt.

Neben Max und Horst, die ein super Team abgeben und quasi Hand in Hand arbeiten, hat Arno Strobel teils schräge, teils ganz bodenständige, facettenreich angelegte Charaktere ins Spiel gebracht. Wobei Strobel mit dem Schriftsachverständigen Marvin eine Gratwanderung macht, die mich etwas genervt hat. Es sollte wohl zeigen, dass man keine Vorurteile aufgrund der Optik von Personen haben bzw. an deren Fähigkeiten zweifeln soll, aber meiner Ansicht nach hat der Autor hier eher ein paar Klischees bedient, die nicht notwendig gewesen wären.

Es gestaltet sich schwierig mit den Ermittlungen, wenn einem nicht nur ständig von alelen möglichen Seiten Steine in den Weg gelegt werden, sondern man aus unerfindlichen Gründen auch noch irgendwie neben der Spur ist. Selbst Professor Bormann, den Max stets aufsucht, wenn eine Ermittlung stagniert, kann nicht den passenden Denkanstoß geben. Nichts passt so recht zusammen, die Zeugenaussagen sind vage und der ein oder andere hat garantiert etwas zu verbergen. Außerdem fehlt bei den Taten offenbar das Motiv - gibt es das, einen Mord ohne Motiv?

Der Autor hat außerdem im mittleren Teil die Erzählperspektive von Max zu Horst verlagert, was das Ganze noch undurchschaubarer macht. Und dann sind da zwischendrin immer mal wieder Kapitel aus der Sicht des Täters, die dem Leser eher Rätsel aufgeben statt Klarheit zu bringen... Nachdem ich etwa nach der Hälfte ganz kurz etwas Angst hatte, die Handlung könne ganz und gar surreal werden und ins Seltsame abdriften, hat Strobel mich ganz schnell vom Gegenteil überzeugt, indem er schlüssige Ereignisketten, stichhaltige Beweise und eine überzeugende Aufklärung geliefert hat. Das Ende war megaspannend, die Ereignisse überschlugen sich und ich habe permanent mitgefiebert. Zudem war ich dem wahren Täter nicht auf der Spur, da hat mich der Autor wunderbar aufs Glatteis geführt.

Mein Fazit: Ein fesselnder, rasanter und wendungsreicher Thriller, den ich kaum aus der Hand legen konnte und der auf ganzer Linie überzeugt! Ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Max Bischoff.

Bewertung vom 19.04.2022
Sturm in die Freiheit
Ehlers, Jürgen

Sturm in die Freiheit


ausgezeichnet

Sehr gelungener historischer Roman zum Mitfiebern!

"Sturm in die Freiheit" von Jürgen Ehlers ist als Taschenbuch mit 400 Seiten bei Heyne erschienen.

Zum Inhalt: Wolf Littke, U-Boot-Kommandant, gerät in britische Kriegsgefangenschaft und steht vor der Exekution. Da bekommt er ein interessantes Angebot: Er und drei weitere Gefangene sollen Hilter in seinem Hauptquartier eleminieren, um dem Krieg ein Ende zu setzen...Littke lässt sich darauf ein, nach Ostpreußen zu fliegen und die Wolfsschanze in die Luft zu sprengen, denn er will überleben und sich auf die Suche nach seiner Geliebten machen.

Meine Meinung: Jürgen Ehlers hat einen hochspannenden, brisanten historischen Roman geschrieben, in dem Realität und Fiktion gekonnt miteinander kombiniert wurden und der akribisch recherchiert wurde. Dadurch wurde die Handlung sehr authentisch und fesselte permanent.

Die Charaktere sind detailliert herausgearbeitet und sehr unterschiedlich, sie hatten alle verschiedene Motive für die Teilnahme an dem versuchten Attentat und ich habe mit ihnen allen mitgefiebert (obwohl das Resultat ja nicht unbekannt war...;). Ob nun Wolf selbst, der Jude Aaaron, der Pole Leszek oder der Russe Igor, sie waren alle ganz besondere Menschen mit wichtigen persönlichen Motiven neben der Hauptmotivation...

Mir war bisher zwar bekannt, dass die Operation Foxley wirklich geplant worden war, aber die Details waren mit neu, das Thema wurde im Geschichtsunterricht seinerzeit nur kurz angerissen.

Hier wird die mögliche Umsetzung des Plans von Jürgen Ehlers ausgesprochen spannend geschildert .

Besonders gut gefallen haben mit auch die Erklärungen im Nachwort sowie das Personen- und Ortsverzeichnis, so konnte ich mir das Geschehen noch besser vorstellen.

Mein Fazit: Ein fesselnder, brisanter historischer Roman, den ich unbedingt empfehlen kann!

Bewertung vom 13.04.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


sehr gut

Eindringlich, aufrüttelnd und erschreckend realitätsnah – ein wichtiger gesellschaftskritischer Roman!

„Die Kinder sind Könige“ von Delphine de Vigan ist als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen im März 2022 beim DuMont Buchverlag erschienen.

Der Roman hat einen Umfang von 320 Seiten und wurde ins Deutsche übersetzt von Doris Heinemann.

Das Cover ist geheimnisvoll gestaltet und lässt Raum für Interpretationen und Empfindungen. Der Klappentext macht unendlich neugierig auf diesen Roman, der die Möglichkeiten und die Gefahren der sozialen Medien so schonungslos und erschütternd aufdeckt.

Zum Inhalt: Mélanie träumte schon als Teenager davon, eines Tages berühmt zu sein. Sie ist absolut gefesselt von den neuen TV-Formaten und Reality-Shows a la Big Brother und geht als Erwachsene voll darin auf, ihre Kinder ständig zu filmen und die Videos dann auf öffentlichen Kanälen zu posten, um ihr Ziel zu erreichen. Bis Kimmy eines Tages verschwunden ist…

Meine Meinung: Delphine de Vigan hat einen Schreibstil, der sehr offen und direkt ist und die Dinge schonungslos auf den Punkt bringt. Dabei lässt sie den Leser wenig Nähe zu ihren Protagonisten aufbauen, es entbrennen keine besonderen Sympathien. Die größte Emotion, die beim Lesen entsteht, ist -neben dem Mitleid mit den Kindern und einer gewissen Abscheu gegenüber den Eltern- somit der Schrecken über die lawinenartigen Dimensionen, die das unablässige Heischen nach öffentlicher Aufmerksamkeit nach sich ziehen kann …

Die Geschehnisse werden relativ nüchtern, bisweilen gar empathielos anmutend, geschildert. Was auf den ersten Blick gefühllos wirkt, ist allerdings eher das Gegenteil – die Autorin lässt dem Leser auf diese Weise genügend Spielraum für seine eigenen Empfindungen.

Spannend fand ich die wechselnden Erzählperspektiven, so bekommt man einen umfassenden Einblick über die Sichtweisen der einzelnen Charaktere. Hauptsächlich erleben wir die Handlung aus der Sicht von Mélanie und Clara serviert, die Einblicke in die Gefühlswelt der Kinder kommt hingegen etwas kurz. Gegen Ende des Buches wird dann aber noch in die Zukunft geblickt und man erfährt, was aus den beiden Kindern wurde – das sollten alle Eltern lesen, die ihre Kinder so schonungslos der Öffentlichkeit preisgeben, damit es ihnen die Augen öffnet…

Mélanie geht, indem sie ihre Kinder Tag für Tag filmt und die Videos auf YouTube und Instagram veröffentlicht, ihren eigenen Weg wie mit Scheuklappen und ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei macht sie dies nicht böswillig, sondern ist so sehr in ihrem Streben nach Anerkennung gefangen, dass sie gar nicht merkt, was sie ihren Kindern damit antut. Wichtig ist nur das Image, außerdem muss die Anzahl der Likes unbedingt höher sein als die der Konkurrenz. Dabei werden Privatsphäre oder Unlust der Kinder vollkommen außer Acht gelassen. Und Bruno zieht mit. Was aus Kimmy und Sam wird, fällt erst durch die tragische Entführung Kimmys auf. Dadurch, dass so lange keinerlei Forderungen der Entführer kamen, war die Hoffnung groß, das Kind unbeschadet wiederzubekommen. Der alsbald zugesandte Fingernagel dagegen lässt das Schlimmste befürchten…

Clara ermittelt und sucht mit ihrem Team fieberhaft nach den Entführern. Sie hat mit der Thematik der Influencer bislang wenig Erfahrung und muss sich dahingehend einarbeiten. Dabei erkennt sie, wie auch der Leser, das Ausmaß der Gefahr durch den fahrlässigen Umgang mit den sozialen Netzwerken und Medien umso besser. Außerdem ist es nahezu unmöglich, einen Täter zu finden, der das Kind bis zum Zeitpunkt der Entführung vermutlich lediglich virtuell kannte…

Mein Fazit: Delphine de Vigan hat hier einen eindringlichen Roman geschrieben, der erschreckend realitätsnah ist, spannende Krimielemente beinhaltet und durchaus erschüttert und aufrüttelt.

Bewertung vom 14.03.2022
Gold Coast - Ein Ort voller Lügen. Maßlose Gier. Mehr als nur Rache
Hammer, Chris

Gold Coast - Ein Ort voller Lügen. Maßlose Gier. Mehr als nur Rache


sehr gut

Leichtgängiger, spannender Thriller aus Australien mit vielen Überraschungen.

"Gold Coast - Ein Ort voller Lügen. Maßlose Gier. Mehr als nur Rache" von Chris Hammer ist als Taschenbuch mit 544 Seiten bei FISCHER Scherz erschienen.

Es handelt sich um Band 2 der Reihe um Martin Scarsden, der unabhängig vom ersten Band gelesen werden kann, da es sich um einen eigenständigen Fall handelt. Die privaten Hintergründe des Protagonisten sind allerdings ziemlich komplex und es wäre dahingehend vorteilhaft, "Outback" vorher zu lesen, wenn auch nicht notwendig...

Zum Inhalt: Mandalay Blonde, aka Mandy, hat ein Haus in Port Silver geerbt und möchte nun mit ihrem Sohn Liam und ihrem Freund Martin Scarsden dorthin ziehen, Was sie nicht weiß, ist, daß Martin aus Port Silver stammt und vor annähernd 20 Jahren aus dem Ort regelrecht geflüchtet ist, ohne je zurückzukehren.

Als Matrin in Port Silver ankommt, findet er in der Küche eine Leiche - erstochen. Mandy sitzt apathisch im Nebenraum und hat Blut an den Händen. Hat sie versucht, dem Mann das Leben zu retten, oder hat sie etwas mit dem Mord zu tun? Martin glaubt fest an Mandys Unschuld und beginnt selbst zu recherchieren und zu ermitteln, da die Polizei seine Freundin natürlich auf der Liste der Hauptverdächtigen hat. Zudem stellt sich heraus, dass der Ermordete Jasper ein alter Freund aus Kinder- und Jugendtagen ist.

Meine Meinung: Chris Hammer hat einen tollen Plot zu einem Thriller umgesetzt, der clever ausgeklügelt ist und eine Menge Überraschungen bietet. Die Spannung baut der Autor gemächlich, aber kontinuierlich auf und es bleibt nicht bei dem einen Mord. Je intensiver Martin Scarsden nachforscht, desto tiefer gerät er in einen regelrechten Sumpf aus Intrigen, Lügen und Geheimnissen. Das Geschehen nimmt relativ spät so richtig Fahrt auf, dann aber mit Vollgas.

Der Schreibstil des Autors ist insgesamt sehr detailliert, er lässt den Leser ausgiebig an der australischen Natur teilhaben (was mir wirklich gut gefällt, da sie offensichtlich vielfältig und wunderschön ist) und ebenso an der Vergangenheit seines Protagonisten, der immer wieder an frühere Zeiten zurückdenkt.

Martin gefällt mir sehr gut, er ist empathisch und verbeißt sich regelrecht in die Ermittlungen. Allerdings handelt er bisweilen etwas planlos und seine Beziehung zu Mandy ist schwierig, zumal die Kommunikation zwischen den beiden so gut wie gar nicht funktioniert. Ein sehr vielschichtiger Charakter, der lange Zeit vor sich selbst auf der Flucht war und nun einiges zu verarbeiten hat...

Mandy blieb mir etwas fremd, sie ist eher kühl und zurückhaltend, aber das mag der Situation geschuldet sein, in der sie sich befindet.

Am liebsten mag ich Martins Onkel Vern, der mit seiner Patchworkfamilie ein bisschen Chaos, aber vor allem sein großes Glück leben kann. Ein toller Mensch!

Mein Fazit: Ein wirklich lesenswerter Thriller aus Australien, der die Spannung langsam, aber stetig aufbaut und eine Menge Überraschungen bereithält.

Bewertung vom 09.03.2022
Merano mortale
Florin, Elisabeth

Merano mortale


ausgezeichnet

Fesselnder Krimi mit tollen Protagonisten vor der wunderschönen Kulisse Merans.

"Merano mortale" von Elisabeth Florin ist im März 2022 als Taschenbuch mit 272 Seiten beim Emons Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Ispettore Emmenegger ("Emmi"), dessen Vornamen niemand kennt, wurde kürzlich erst der Nachfolger von Commissario Pavarotti bei der Meraner Mordkommission und bekommt es sogleich mit seinem ersten Mordfall als leitender Ermittler zu tun. Und bei dem Opfer handelt es sich auch noch um eine Bekannte - seine etwas spröde Nachbarin Lisa Granelli, deren Hund Hilde Emmi nun auch irgendwie am Hals hat. Außerdem ist Emmenegger ziemlich durcheinander, da er sich ganz schön zu seiner Kollegin Eva hingezogen fühlt - die ist aber zu allem Überfluss deutlich jünger als er und will von solch einem alten Zausel sicherlich nichts wissen...

Meine Meinung: Elisabeth Florin hat mich mit ihrem Krimi von Beginn an gefesselt und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, "Merano Mortale" zu lesen und mich mit Eva und Emmenegger auf die Jagd nach dem Mörder zu begeben.

Die Autorin schreibt eingängig und bildhaft, ihre Charaktere sind absolut liebevoll und facettenreich erschaffen und außer reichlich Spannung gibt es sowohl witzige als auch tragische Momente - und ein klitzekleines Bisschen Liebesgeschichte ist auch noch mit dabei. Das alles vor der wunderschönen Kulisse Merans, die perfekte Menge an Lokalkolorit rundet das Geschehen zu einem perfekten Krimi ab.

Emmenegger ist ein Ermittler, wie man ihn sich wünscht. Er hat seine Ecken und Kanten, aber vor allem ist er engagiert, schaut genau hin und ist menschlich einfach toll und absolut loyal. Auch seine Kollegin Eva ist eine sehr sympathische junge Frau, die ich sehr mag und die zwischendurch tief in der Klemme steckt...

Besonders gefallen hat mir die Entwicklung von Paul Tschugg, der so einige persönliche Probleme hat, aber an seinen Aufgaben wächst (mit etwas Unterstützung) und sich diesen stellt. Paul ist ziemlich exzentrisch, hat aber das Herz auf dem rechten Fleck.

Auch die übrigen Charaktere sind grundverschieden und ausdrucksstark, und so mancher mausert sich, z.B. vom Unsympathen zu einem Menschen, der vollen Respekt verdient.

Elisabeth Florin versteht es grandios, die Spannung hochzuhalten und das Finale ist nach diversen unvorhergesehenen Wendungen im Verlauf der Handlung actionreich und überraschend. Zum Ende hin wird außerdem alles aufgeklärt und es bleiben keine Fragen offen - so mag ich das :)

Mein Fazit: Ein großartiger Krimi, der definitiv Lust auf mehr macht und mich schon ungeduldig auf den nächsten Fall für Emmi und Eva warten lässt - unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.02.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


sehr gut

Eine super Idee mit leider schwächelnder Umsetzung, nichtsdestotrotz spannend!
"Der Herzgräber" von Jen Williams ist als Taschenbuch mit 384 Seiten bei FISCHER Taschenbuch erschienen.

Heather, eine derzeit arbeitslose Journalistin, ist dabei, den Nachlass ihrer Mutter Colleen zu regeln. Die beiden Frauen hatten offensichtlich kein enges Verhältnis zueinander und es ist für Heather etwas befremdlich, die persönlichen Sachen ihrer Mutter zu sichten. Zu ihrer Überraschung findet sie Briefe des Serienmörders Michael Reave, der wegen der grauenhauft brutalen Morde an mehreren jungen Frauen seit 20 Jahren im Hochsicherheitsvollzug sitzt.

Plötzlich wird eine Leiche gefunden, und der Modus Operandi deutet auf Reave hin - wie kann das sein? Als es ein zweites Opfer gibt, soll Heather in Absprache mit der Polizei (der sie die Korrespondenz ihrer Mutter gezeigt hatte) persönlich mit dem gefürchteten Killer sprechen, und das wird sehr persönlich und alles andere als ungefährlich...

Meine Meinung: Jen Williams hat hier einen Thriller abgeliefert, der mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Die Handlung, die in drei Handlungssträngen erzählt wird, konnte mich durchaus fesseln. Es gibt Kapitel mit Reaves als Erzähler, welche aus der Sicht von Colleen und schließlich jene aus der Opferperspektive. Das hat mir gut gefallen und mich faszinierte die Tätersicht.

Heather als Protagonistin ist jedoch schwierig - erstens nicht sonderlich sympathisch, zweitens recht blauäugig und zudem auch noch ausgesprochen leichtsinnig. Auf mich wirkte es recht unglaubwürdig, wenn sie die Hinweise darauf, dass ihr offenbar jemand auf den fersen ist, einfach so abtat. Misstrauen und Angst wären da angebrachter gewesen.

Was irgendwie platt rüberkam, waren die brutalen Szenen - normalerweise habe ich damit keine Probleme, aber hier war das nicht ausgeklügelt, raffiniert oder perfide, sondern einfach stumpf brutal.

Auch das Ende des Herzgräbers war nicht so ganz schlüssig, es wirkte ziemlich weit hergeholt.

Mein Fazit: Ein durchaus spannender Thriller mit einer super Idee, aber eher schlechter Umsetzung. 3,5 Stern gibt es dafür von mir, konnte mich leider nicht vollends überzeugen.

Bewertung vom 19.02.2022
Eiszeit für Beck / Nick Beck Bd.2
Voss, Tom

Eiszeit für Beck / Nick Beck Bd.2


ausgezeichnet

"Eiszeit für Beck" von Tom Voss ist als Taschenbuch mit 362 Seiten bei FISCHER Taschenbuch erschienen.

Es handelt sich um den zweiten Band der Nick Beck und Cleo Torner Reihe, der zwar unabhängig vom ersten Teil gelesen werden kann, jedoch ist es definitiv einfacher, wenn man Band 1 kennt. Und da dieser ebenfalls super war, kann es ja nicht schaden, gegebenenfalls beide direkt nacheinander zu lesen...;)

Zum Inhalt: Hamburg. Der "Elbripper" hat wieder zugeschlagen. Jener Killer, der bereits 11 Frauen auf dem Gewissen hat und nun seit 2 Jahren nicht mehr aktiv war. Aber etwas ist anders. Der Modus Operandi ist zwar ähnlich, jedoch sieht die neue Leiche mehr nach einem Ritualmord aus.

Nick Beck arbeitet nach der mißglückten Festnahme des Elbrippers und dem damit zusammenhängenden tragischen Tod seiner damaligen Partnerin nicht mehr als Ermittler bei LKA, sondern als "Dorfbulle" - aber da niemand dem Serienmörder je so nahe war wie Nick, wird Cleo von den Kollegen ausgesandt, um Nick zurück ins Team zu holen - zumindest für diesen Fall...! Schnell stellt sich die Frage: Ist hier wirklich wieder der Elbripper am Werk, oder gibt es einen nachahmer, der in seine Fußstapfen getreten ist?!

Meine Meinung:

Tom Voss ist das Pseudonym eines deutschen Bestsellerautors aus dem Krimi- und Thrillergenre - und auch in diesem Band gibt er wieder Vollgas und es wird schnell deutlich, dass er sein Handwerk bestens versteht!

Der Leser wird mitgenommen in einen von Beginn an fesselnden Plot, der dank kurzer, knackiger Erzählweise flüssig und unterhaltsam und dank der Perspektivwechsel spannend und abwechslungsreich ist. Vor allem bietet der Autor eine höchst spannende, ganz besondere Perspektive - das kann ich leider nicht äher ausführen, ohne zu spoilern, es hat mir aber wahnsinnig gut gefallen und gibt diesem Krimi den absoluten Kick!

Nick und Cleo arbeiten wieder wunderbar zusammen, Cleo ist inzwischen hochschwanger und Nick macht sich Sorgen um sie, besonders, als die beiden dem Täter näher kommen. Schließlich will er Cleo um jeden Preis beschützen, nachdem Betty bei der Jagd nach dem Serienmörder ums Leben kam.

Allerdings stochert Cleo nebenbei in alten Fällen, so daß Nick permanent befürchten muß, von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden...Und auch die erneute Jagd nach dem Elbripper fordert ihn enorm.

Auch das Ehepaar Wilk ist toll ausgearbeitet und, jeder der beiden auf seine Art, extrem wichtig für den Fortgang der Handlung. Ragnar ist der unergründliche Charakter, dessen Innenleben nicht einmal seine Frau Rieke kennt. Und Rieke entdeckt Seiten an sich selbst, die sie unter normalen Umständen nicht einmal erahnt hätte...

Voss schafft eine sehr authentische Atmosphäre durch seine detaillierte und bildhafte Schreibweise und hält damit, nachdem er den Leser von Beginn an mitreißt, den Spannungsbogen permanent hoch.

Es ist ein regelrechtes Katz- und Maus-Spiel, wieder und wieder fragt man sich, wer der Jäger ist und wer der Gejagte - aber ganz anders, als man es erwarten würde, voller Überraschungen.

Den letzten Schliff gibt dann noch das Hamburger Lokalkolorit mit den Lost Places und natürlich die Eiszeit - diesmal lässt Tom Voss den Leser vor lauter Schnee und Kälte regelrecht schlottern, nachdem dieser beim letzten Band aus dem Schwitzen gar nicht herauskam.

Mein Fazit: Ein mega spannender, abwechslungsreicher und vielschichtiger Krimi. Rasant und voller überraschender Ideen, absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 16.02.2022
Ich bin der Abgrund
Carrisi, Donato

Ich bin der Abgrund


ausgezeichnet

Grandios, tiefgründig, tragisch, bedrückend und authentisch!

"Ich bin der Abgrund" von Donato Carrisi ist als Hardcover mit 360 Seiten im Februar 2022 beim Atrium Verlag erschienen.

Das Cover sieht nicht nur super aus, es ist sehr hochwertig und hat eine großartige Haptik mit der eingeritzen Schrift - perfekt passend zum Buch!

Zum Inhalt: Der Müllmann bewegt sich gern in seinem gewohnten Rahmen und alles muß seine Ordnung haben. Das Interessanteste für ihn ist es, über den Müll der Menschen so viel wie möglich über ihre Lebensumstände herauszufinden.

Als er eines Tages das Mädchen mit der Haarsträhne eher unfreiwillig vor dem Ertrinken rettet, gerät sein Leben aus den Fugen. Was er da noch nicht weiß - außerdem ist die Fliegenjägerin hinter ihm her...!

Meine Meinung:

Donato Carrisi versteht es meisterhaft, den Leser auf die Seite des Täters zu ziehen und diesem sogar zu gönnen, davonzukommen...

Der Müllmann ist eine wirklich tragische Figur und definitiv nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Nie geliebt und schwer mißbraucht, entwickelt er schwere psychische Störungen, die ihn antreiben. Als er das Mädchen mit der lila Haarsträhne rettet, kommen ganz andere Züge zum Vorschein, die ihm selbst fremd sind.

Auch das Mädchen hat ein schweres Schicksal und es hat mich sehr schockiert, was letztendlich der Grund für ihr beinahe-ertrinken war...!

Die Fliegenjägerin hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, ihre schwierige Mission zu erfüllen, und lässt nicht locker. Kein Wunder, ist doch ihr Leben nach einem erschütternden Ereignis komplett in Scherben gegangen...

Carisi hat mcih von Beginn an mitgerissen und total fasziniert. Durch die Namenlosigkeit seiner Charaktere schafft er eine besondere Art der Distanz aber ebenso die Möglichkeit der Austauschbarkeit. Ein Jeder könnte so geprägt werden, sich ähnlich entwickeln - die Abgründe der menschlichen Psyche sind unendlich, und der Autor gewährt seinen Lesern tiefe Einblicke!

Die Story erschüttert nachhaltig und geht unter die Haut, sie ist bedrückend ohne Ende und sehr authentisch - ist sie doch angelehnt an wahre Begebenheiten!

Die einzelnen Handlungsstränge werden detailliert geschildert und schlüssig zusammengeführt, ich habe permanent mitgefiebert und musste des Öfteren kurz innehalten und das Geschehen erstmal sacken lassen, andererseits konnte ich gar nicht aufhören zu lesen...

Mein Fazit:

Ein grandioser, extrem faszinierender Psycho - Thriller, der uns die seelischen Abgründe der menschen vor Augen führt und noch lange nachhallt. Unbedingte Lesempfehlung!!