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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

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Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2021
Die Verlorenen
Halls, Stacey

Die Verlorenen


gut

Das Cover zeigt einen Käfig, in dem eine Frau ein Kind auf den Armen hält. Sie ist im Scherenschnitt dargestellt, so dass nicht klar wird, welche von den beiden Protagonistinnen es sein soll. Es könnten sowohl Bess als auch Alexandra sein, da beide Frauen gefangen in ihrer jeweiligen Welt wie in einem Käfig sind und diesem zu dieser Zeit nicht entkommen können. Gefangen in den Konventionen der damaligen Zeit und einem Lügengeflecht steht der Käfig für ihrer beider Leben. Geschmückt ist das Bild mit vielen Blumen, einem Herz und einer kleinen Plakette. Ich finde es wunderschön gestaltet, da es symbolträchtig ist und je häufiger ich es betrachte, desto mehr Einzelheiten finde ich. Auch auf der Rückseite. Selten hat mich ein Bild so begeistern können.

Stacey Halls besticht durch ihren ruhigen, intensiven Schreibstil. Sie schildert gekonnt das Leben einer Frau in der jüngeren Neuzeit. Und das war alles andere als angenehm, aus meiner heutigen Sicht. Auf der einen Seite bittere Armut, in der Frauen von früh bis spät schuften müssen, um ihre Familie durch zu bringen. Auf der anderen Seite die Frauen, die vom Glück begünstigt sind und nicht arbeiten brauchen. Doch beide, egal ob arm oder reich, sind gefangen in den jeweiligen Konventionen und können nicht ausbrechen. Jede Seite leidet und dies schildert Stacey Halls eindringlich. Oft musste ich schlucken und ob der Ungerechtigkeiten kämpfen. Doch da Bess und Alexandra in dieser Zeit heranwachsen, ist es für sie nichts Ungewöhnliches. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten begehren sie zwar auf, lesen Zeitung und vertreten ihre Meinung, aber eher in einem begrenzten Rahmen.

Und doch geht es beiden nur um eins: Ein kleines Mädchen. Bess muss ihre neugeborene Tochter Clara in ein Waisenhaus geben, um ihr Leben zu retten. Denn ohne Vater und mit täglicher Arbeit kann sie das Kind nicht groß ziehen. Die Schilderung der Abgabe und die Seelenqualen der jungen Mutter, brachen mir fast das Herz. Und noch mehr zu lesen, welche Hoffnung sich Bess macht, ihre Tochter eines Tages wieder abholen zu können! Das Sehnen, die pure Verzweiflung und die nie aufgegeben Hoffnung rühren mich zu Tränen.
Auf der anderen Seite Alexandra, die Charlotte abgeschottet von der Welt groß zieht. Denn keiner darf das Haus verlassen. Alexandra scheint auf den ersten Blick gestört, aber sie will einzig sich und ihre kleine Familie schützen vor den Unbilden der damaligen Zeit, dem Tod und allen Ungerechtigkeiten. So abstrus die Gedankengänge sein mögen, ich finde sie gleichzeitig auch bewundernswert.

Besonders gut haben mir die beiden Ich-Erzähler Perspektiven gefallen. Auf der einen Seite wird aus der Sicht von Bess gesprochen. Sie wächst in bitterer Armut auf und erfährt doch, wie schön das Leben sein kann. Auch wenn tägliche Arbeit bis zur Schmerzgrenze an der Tagesordnung steht, so wird Freundschaft und Familienzusammenhalt doch groß geschrieben. Bess ist eine starke, bodenständige Frau, die ihren Platz im Leben kennt.

Auf der anderen Seite aus Alexandras Sicht. Und da wechselt der Schreibstil von Stacey Halls sogar. Denn die bedrückende Leichtigkeit ändert sich zu einer trägen Schwere, gewürzt mit Überheblichkeit. Komischerweise war mir Alexandra von Beginn an unsympathisch und je näher ich sie kennenlernen durfte, desto schlimmer wurde es. Ein Charakter, mit dem ich überhaupt nicht warm wurde. Deswegen empfand ich ihre Textpassagen auch als weniger spannend, interessant und mitreißend.

Mein Fazit
Ein Kampf gegen die Konventionen muss nicht immer im Großen statt finden. Auch kleine Veränderungen können die Welt ins Wanken bringen.

Bewertung vom 05.02.2021
Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen
Clark, Georgia

Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen


gut

Laceys Mutter stirbt mit 31 Jahren an Brustkrebs. Da ist es doch nur natürlich, dass sie sich auf die Genmutation BRCA-1 testen lässt! Oder? Denn als das Ergebnis nicht negativ ausfällt, bricht für die junge Frau eine Welt zusammen. Nach anfänglicher Panik übernimmt Lacey wieder ihr Leben und kämpft gegen den Krebs!

Das Cover ist in rot und pink Tönen gehalten. Darauf ein weißes T-Shirt, auf das zwei Brüste gezeichnet worden sind. Es ist lustig, lebensbejahend und lebendig! Es passt sehr gut zum Inhalt des Buches, da es von Hoffnung und Glück spricht, auch wenn das Thema ernst und düster ist. Ich finde es gut, dass keine dunklen Farben gewählt worden sind. Ja, das Thema Krebs ist ein Schlag ins Gesicht, niederschmetternd und fürchterlich, aber um ehrlich zu sein, hätte ich nicht zu dem Buch gegriffen und mich damit befasst, wenn das Cover düster gewesen wäre.

Georgia Clark hat einen lustigen, frechen und frischen Schreibstil, der mit witzigen Dialogen punkten kann. Zudem sprüht etwas freches und verschmitztes zwischen den Seiten hervor, das mir gut gefiel. Zumindest zu Anfang. Danach wurde es mir persönlich zu Sex lastig, auch wenn mir klar ist, dass es um die Akzeptanz und das Fühlen des eigenen Körper geht. Die Welt der Mode und von jungen Frauen, die sich ihren Platz in New York erkämpfen müssen, ist mir als Landei völlig fremd. Die glitzernde Welt faszinierte mich zuerst und wurde dann immer nerviger. Mir fehlt einfach das Verständnis dafür, wie ich mich so verbiegen soll, um anderen zu gefallen. Während Lacey zuerst in diesem Haifischbecken mit schwimmt und ihren Platz dort durchaus behaupten kann, wird ihr nach der Krebsdiagnose klar, wo ihre Prioritäten wirklich liegen. Es scheint fast, dass sich ihre Realitätswahrnehmung verschiebt. Die Nachricht Brustkrebs zu haben und damit zu leben sind eben zwei völlig verschiedene Dinge. Während die eine auf die Krankheit reagiert, nimmt die andere das Leben selbst in die Hand. Keine Wahl ist schlechter als die andere, nur eben anders. Und das zeigt Lacey mit ihrer Bucket List, die man auch Lebensliste nennen könnte. Lacy wird vom Reagierer zum Macher und das schildert Georgia Clark bewegend. Der Schock der Nachricht, das Leugnen, die Trauer, der Hass, der Wille, der Spaß am Leben, die Kostbarkeit des Seins... All dies verarbeitet die Autorin in einem interessanten Buch.

Im Mittelpunkt steht Lacey. 25 Jahre, auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Die Krebsdiagnose kam eher nebenher und nahm dann nach und nach ihr ganzes Denken ein. Ich fand es bewegend, sie auf dieser inneren Reise begleiten zu dürfen und gleichzeitig mehr über diese schlimme Krankheit zu erfahren. Hier wird ausschließlich Laceys Weg gezeigt und dies verdeutlicht die Autorin. Nicht mein Weg, nicht deiner, sondern der von Lacey. Sie steht auch nicht stellvertretend für alle Frauen da draußen, sondern nur für sich. Es gibt kein Patent dafür, mit dieser Diagnose umzugehen und das wird in meinen Augen deutlich klar gestellt. Trotzdem fand ich es ergreifend und traurig. Helfen und Hilfe annehmen sind zwei Dinge und sich selber finden und mit sich Frieden machen, ein ganz anderes. Am besten fand ich die Schilderung, dass man aufgeben darf! Man darf heulen und die Welt verfluchen! Aber eben auch lachen und das Leben genießen.

Mein Fazit
Für mich ist die wichtigste Nachricht in diesem Buch: Du bist nicht allein! Es gibt Menschen die helfen. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen!

Bewertung vom 31.01.2021
2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


ausgezeichnet

Unsere Erde hat sich um 2,5° erwärmt. Millionen Flüchtlinge mussten ihre Heimat verlassen, da sie in den Fluten zu ertrinken drohen, oder kurz vor dem Verdursten stehen. Eine Umkehr der globalen Katastrophe ist - vermutlich - nicht mehr möglich und auch nicht gewollt.
Doch immer noch gibt es verbissene, ja hoffnungsvolle Klimaaktivisten, die den Kampf nicht als verloren erachten, sondern weiter für eine Zukunft kämpfen. Als Leela von dem Tod ihres Freundes Jakob erfährt, muss sie handeln und schließt sich eine Naturschutzorganisation an, die nicht nur Missstände aufdecken will, sondern aktiv kämpft.

Das Cover ist sehr düster gehalten. Eine Sturmflut überschwemmt einen Küstenabschnitt und überzieht die Welt mit grau/schwarzen Tönen. Der Himmel schein blutiges Feuer zu weinen. Die Zahl 2,5° prangt mitten darüber. Ich finde das Bild sehr aussagekräftig, da es auf einen Blick die Aussage trifft, was mit unserer Welt geschieht, wenn die Temperatur um 2,5° ansteigt. Kein was-wäre-wenn, sondern eine nackte, grausame Tatsache.

2,5°C ist spannend geschrieben! Mitreißend von der ersten bis zur letzten Seiten. Wenn, ja wenn dieses Buch nicht der Wahrheit entsprechen würde. Statt unterhalten zu werden, sollte jeder von uns aufstehen und seinen Teil beitragen, um unsere Heimat, unser Zuhause zu retten! Wir haben nur eine Erde, die Ressourcen sind endlich und es gibt keinen Plan B! Man sollte nicht Schlechtes verbessern, sondern Gutes neu erfinden! Innovativ sein und ganz neue Wege gehen! Dies zeigt Noah Richter schonungslos und hält jedem einen Spiegel vors Gesicht. Denn die Natur zu schützen liegt nicht in irgendwelchen Händen, sondern in deinen!
Spannend, packend und faszinierend schildert der Autor eine Welt, die den Schritt über den Abgrund getan hat. Teile von Deutschland, den Niederlanden und anderer Küstenregionen sind im Wasser versunken und müssen evakuiert werden. Doch während die einen zu ertrinken drohen, verdursten die anderen. Flüchtlingsströme nie gekannten Ausmaßes machen sich auf den Weg. Doch wohin? Ein Nährboden für radikale Gruppierungen, egal ob rechts, links oder religiös; nur eins ist sicher: Die Demokratie wird zu Grabe getragen. Nicht, weil das System an sich nicht funktioniert, sondern weil das vorherrschende von der Wirtschaft korrumpiert ist. Der Weg für die Korporatokratie ist geebnet und das nicht erst seit heute. Noah Richter spricht mir aus der Seele, wenn er dieses Szenario schildert, auch wenn es bestimmt an einigen Stellen überzogen sein mag. Oder auch nicht.

Unsere Welt schein verloren und doch gibt es immer noch Menschen und Gruppen, die versuchen, die rasende Achterbahnfahrt in den Abgrund irgendwie zu stoppen. Der Autor hat in meinen Augen nackte, gut recherchierte Tatsachen zu einer packenden Dystopie verarbeitet, die auch dem letzten Zweifler die Augen öffnen sollte. In mitten der Geschehnisse steht die junge Leela, die gerne ihre persönlichen Träume verwirklich möchte: Mit ihrem Freund Jakob ihre Zwillinge auf die Welt bringen und groß ziehen. Doch Jakob stirbt aufgrund der Klimaerwärmung und hinterlässt Leela einen Scherbenhaufen aus geplatzten Hoffnungen und Träumen. Doch statt unterzugehen, kämpf Leela. Sie kämpft gegen das korrupte System; profitorientierten Konzernen, die ihren Weg mit Leichen ebnen; Flüchtlingen, die quer über den Globus wandeln auf der Suche nach Leben; verblendeten rechten, linken und religiösen Fanatikern, die die Angst der Menschen ausnutzen. Schonungsloser hätte Noah Richter nicht sein können. Und doch ist das Buch nicht weit weg, sondern er gibt den Geschehnissen durch Leela eine Stimme, ein Gesicht und ja, auch Hoffnung.

Mein Fazit
Ein Buch wie eine Naturkatstrophe! Es rüttelt wach!

Bewertung vom 22.01.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


sehr gut

An einem Tag ihren Job, ihre Freunde, ihre Katze, ihren Zweitjob, kurz ein ganzes Leben zu verlieren, würde wohl jeden aus der Bahn werfen. Wenn man dazu noch das Gefühl hat, dass das Leben eh sinnlos ist, weil die Familie nicht zu einem hält, ist Selbstmord die logische Konsequenz. Zumindest für Nora.
Doch statt von Gevatter Tod mit offenen Armen aufgenommen zu werden, landet Nora in der Mitternachtsbibliothek. Einer Art Zwischenwelt. Nora erhält die Möglichkeit, in ihre anderen Leben reinzuschnuppern und zu sehen und zu erleben was geschehen wäre, wenn sie sich für einen anderen Weg entschieden hätte.

Das Cover ist in einem mitternachtsblau gehalten. In der Mitte prangt ein Gebäude, die Mitternachtsbibliothek. Sterne umgeben das Gebäude, ein jeder für eine Gelegenheit. Eine Katze schleicht auf vorsichtigen Pfoten auf das Gebäude zu. Für mich symbolisiert das Gebäude Zuversicht und Wärme in der Dunkelheit. Es wirkt einladend, beschützend und macht neugierig auf den Inhalt.

Matt Haigs Schreibstil mag ich ganz besonders. er schreibt stets warm und berührend und nimmt seine Leser mit auf eine sehr gefühlvolle Entdeckungsreise. Diesmal beschäftigt er sich mit dem Thema Selbstmord und was Menschen dazu bringt, sich für diesen Weg zu entscheiden. Zumindest dachte ich dies zu Beginn des Buches. Doch schnell wurde klar, dass es nicht um Menschen im Allgemeinen geht, sondern ausschließlich um Nora und ihr Leben. Mir gefiel diese Wendung gut, denn was mich betrübt, löst bei einem anderen nur ein müdes Schulterzucken aus. Während ich bereits in Tränen aufgelöst bin vor lauter Rührung, verstehen andere die Situation gar nicht. Kurz, hätte Matt Haig ein Buch über Selbstmord geschrieben, wäre es wohl in der Sparte Lebenshilfe gelandet. Dadurch, dass er es persönlicher macht, einzig auf Nora bezieht, lässt der Autor jedem den Raum, den man selber braucht. Möchtest du das Buch als schönen, gefühlvollen Roman lesen? Oder doch Lebenshilfe annehmen? Vielleicht liest du auch einfach einen seichten Fantasyroman, der dich in unterschiedliche Sphären entführt. Ich nahm von jedem etwas mit und genoss den Inhalt. Mal fand ich Noras Leben spannend, mal schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen und dachte: Wie kann sie nur? Und dann fühlte ich mich hier und da gelangweilt. Es ist eben nicht mein Leben, sondern Noras, in all seinen schillernden Facetten.

Die Faszination an der Schwelle des Todes in einer Bücherei des eigenen Lebens stehen zu dürfen und zu gucken, wie sich das Leben entwickelt hätte, wenn man anders abgebogen wäre, übt vermutlich auf jeden eine wahnsinnige Faszination aus! Wie oft stand ich schon da und überlegte, hättest du doch, wärst du doch... Dieses Buch hat mir eins gezeigt: Da wo ich stehe, stehe ich gut! Ich bin glücklich und jeder Schritt den ich gemacht habe, hat mich exakt hier hin geführt und hier bin ich richtig. Für mich ist die Mitternachtsbibliothek somit eher ein Unterhaltungsroman, der wunderschön einfühlsam geschrieben wurde. Natürlich bringt er mich zum Nachdenken und das ist auch gut so!
Denn während Nora durch ihr Leben der verpassten Gelegenheit reist und auf der Suche nach sich selber, nach dem Glück, nach ihrer persönlichen Erfüllung ist, durfte ich sie auf dieser spannenden Reise begleiten und ihr zur Seite stehen. Mit ihr lachen, mit ihr zweifeln, mit ihr weinen und einfach das Leben feiern.

Mein Fazit
Berührend, wunderschön und lädt zu Gedankenspielen ein!

Bewertung vom 13.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihrer Mutter wachsen die beiden Schwestern Marlene und Emma in einem Waisenhaus auf. Die beiden hatten Glück im Unglück, denn sie wurden nie getrennt und dürfen jetzt sogar gemeinsam ihre Ausbildung als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Weißensee antreten. Beide gehen in ihrer neuen Rolle als Elevinnen voll auf. Doch nicht, weil sie sich eine bessere Zukunft für sich selber wünschen, sondern der Wunsch an erster Stelle steht, Kindern zu helfen. Während Emma sich als Kinderkrankenschwester wohl fühlt und den kleinen Patienten beistehen möchte, hat ihre große Schwester Marlene andere Ambitionen; sie möchte Diagnosen stellen und agieren, statt zu reagieren. Doch ist dies in einer Zeit möglich, in der die Welt im Umbruch steht?

Ein kleiner Junge steht in einer Tür und Blick auf das Gebäude der Kinderklinik Weißensee. Sein ganzer Körper spricht von Sehnsucht und Hoffnung. Ich finde das Bild wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es von Hoffnung, Aufbruch und Zuversicht spricht.

Antonia Blum schreibt einfühlsam, berührend und einfach wunderschön. Sie schildert die Angst der beiden Mädchen, aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben und die Zuversicht, dass alles besser wird. Trotz ihres eigenen erlebten Leids, ist Marlene stets für andere da und beschützt die Schwächeren. Die Autorin schildert dies voller Wärme, so dass ich mich zwischen den Zeilen direkt geborgen fühlte. Gleichzeitig nimmt mich Antonia Blum mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Vor gut hundert Jahren steckte die Medizin, wie wir sie heute kennen, noch in den Kinderschuhen. Das Buch schildert von einem Aufbruch in eine neue Ära mit Sauberkeit, Pflege und ärztlichem Wissen. Aber nicht nur dort herrscht Aufbruchstimmung, sondern auch in der Frauenbewegung, was die Autorin anschaulich und bewegend schildert. Sex vor der Ehe, Verliebtsein in der Öffentlichkeit, Standesdenken und vieles mehr, was uns vor hundert Jahren hemmte und heute ganz normal ist. Rauschende Feste der Reichen, bitterliches Leid bei den Armen und Hoffnungslosigkeit auf beiden Seiten. Und doch Freude und Lebensmut. Die Autorin schildert alles so wunderbar, dass ich mich ohne Zaudern in diese vergangene Zeit hineinversetzen konnte.

Antonia Blums warmherziger Schreibstil berührt die Seele und ich begleitete die beiden Schwestern sehr gerne auf ihrem harten Kampf durchs Leben. Während einige bereits an der Vergangenheit des Waisenhauses zu scheitern drohen, nehmen die beiden Schwestern den Kampf gegen die Vorurteile gerne und mit Mut ihm Herzen auf. Denn Emma und Marlene sehen das Waisenhaus nicht als Makel an, sondern als Chance auf ein besseres Leben und das zeigen sie. Beiden Schwestern ist ein unglaublicher Ehrgeiz und eine Herzlichkeit zu eigen, die sie sich hart erkämpft haben. Doch statt verbittert in die Zukunft zu gehen, packen sie die Gelegenheit beim Schopf, und gehen voll in der Rolle als Kinderkrankenschwestern auf. Anderen helfen zu können, ist für sie das Größte.
Während Emma sich mit Herz und Seele der Rolle als Pflegerin widmet, sieht Marlene sich als Ärztin. Beide opfern viel für ihre jeweiligen Träume und kommen fast an die Grenze, wo sie sich zwischen Schwester und Lebenstraum entscheiden müssen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass beide Schwestern eine Grundstärke haben, auf die sie sich in Notzeiten stützen können. Sie straucheln, schwanken und sind unsicher und doch besinnen sie sich immer wieder auf ihre Stärken. Ich bewundere sie sehr, dass sie selbstlos und doch zielstrebig sein können.

Mein Fazit
Einfach grandios und wunderschön!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2020
Das schwarze Gold des Südens
Haigh, Tara

Das schwarze Gold des Südens


sehr gut

Amalie steht mit beiden Beinen fest im Leben. Sie möchte den Lakritzbetrieb ihres Vaters übernehmen und lernt das Handwerk von der Pieke an. Sogar ihren Mann Hermann hat sie sich ausgesucht, weil er gut in das Unternehmen passt. Amalie träumt nicht, sie macht und ist für die damalige Zeit eine Seltenheit; zumindest als Frau. Doch als das Unternehmen vor dem Bankrott steht, muss sie neue Wege einschlagen und dieser führt sie nach Italien. Sie lernt das Leben und die Liebe neu kennen.

Die lebenslustige Elise hingegen scheint das Gegenteil ihrer Schwester zu sein. Sie hat gerade ihre Ausbildung als Lehrerin beendet und das Herz voller Wünsche, Hoffnungen und Träume. Während ihrer Abschiedsfeier gehen ihr wilde Gedanken über die Zukunft durch den Kopf. Einen Kopf, der mehr in den Wolken, als auf dem Boden verweilt. Und doch trifft sie überlegte und zugleich wagemutige Entscheidungen. Sie brennt mit ihrem Freund Ferdinand nach Paris durch, um dort eine Confiserie zu eröffnen.

Das Cover zeigt Amalie, wie sie vor den Lakritz-Feldern in Italien steht. Ich kann die flirrende Hitze förmlich spüren und mich der Weite der Landschaft hingeben. Amalie scheint zwischen vorsichtiger Hoffnung, ängstlicher Verzweiflung und unbeugsamen Willen zu schwanken. Ich finde das Bild passend zum Inhalt des Buches gewählt, da es alles perfekt widerspiegelt.

Der Schreibstil von Tara Haigh hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt voller Leben, voller Leidenschaft und Schwung, so dass es mir schwer fiel, dass Buch aus der Hand zu legen. Es geschehen unglaublich viele Dinge und dies schildert Tara Haigh komprimiert in nur einem Buch, statt einen Mehrteiler daraus zu machen. Allerdings wirkt das Geschrieben nicht gehetzt oder gar überladen, sondern die Ereignisse reihen sich einfach aneinander und halten das Geschehen wach und lebendig.
Die beiden Schwestern Elise und Amalie könnten nicht unterschiedlicher sein; sowohl von ihrem Erscheinungsbild, als auch von ihren Lebenseinstellungen. Beide Charaktere gefallen mir sehr gut und ich gespannt, wie sich ihr Leben weiter entwickelt. Denn Tara Haigh schildert das Leben der beiden Schwestern nicht nur einfühlsam, sondern auch spannend und mitreißend! Und doch vereint sie eins: Die Liebe zur Lakritze. Während Amalie es mehr auf die Herstellung abgesehen hat, möchte Elise das fertige Produkt weiter verarbeiten zu immer ausgefeilteren Dingen. Gemeinsam an einem Strang ziehend, stände ihnen die Welt offen! Doch beide entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen.
Ich fand es berührend zu beobachten, dass sich die eigentlich so unterschiedlichen Schwestern doch so unfassbar ähnlich sind. Sie sind beide erfüllt von Liebe: Die Liebe zu einem Mann, zu ihrem Familienunternehmen, der Leidenschaft zur Lakritze und zu sich selber. Zwei unterschiedliche und doch starke Frauen, die man einfach nur bewundern kann!

Mein Fazit
Ein interessantes, packendes und spannendes Buch über die Liebe in unterschiedlichen Varianten.

Bewertung vom 21.10.2020
Eines Menschen Flügel
Eschbach, Andreas

Eines Menschen Flügel


ausgezeichnet

Owen ist ein Träumer. Und wenn er sich einen Traum in den Kopf gesetzt hat, macht er alles, um diesen zu verwirklichen. Und sein absoluter Lebenstraum ist es, einmal die Sterne sehen zu dürfen. Owen trainiert schier Tag und Nacht, versucht es und scheitert. Doch dies nimmt er als Ansporn und gibt nicht auf. Immer wieder versucht er sich an dem Unmöglichen, bis er es schließlich schafft. Owen sieht die Sterne!
Jahre lang verschließt er dieses Erlebnis in seinem Herzen. Auf die innige Bitte seiner Frau hin. Doch es kommt der Tag, an dem Owen nicht mehr schweigen kann. Er erzählt von seiner Tat und wird als Held gefeiert. Bis die Zweifler sich zu Wort melden und eine Wiederholung fordern. Owen stirbt und nach seinem Tod als Spinner und Lügner verlacht.
Sein Sohn Oris schwört an dem Grab seines Vaters, dessen Ehre wieder herzustellen. Begleitet von seinen besten Freunden, begibt sich Oris auf eine gefährliche Reise. Auf eine Reise ohne Wiederkehr?

Das Cover zeigt einen Menschen mit Flügeln auf dem Rücken. Es erinnert mich stark an die Zeichnung des Menschen von Leonardo Da Vinci, auch wenn natürlich erhebliche Unterschiede auszumachen sind. Trotzdem, vielleicht soll es wirklich eine Weiterentwicklung genau dieses Menschen zeigen.

Andreas Eschbach ist und bleibt ein begnadeter Schriftsteller! Er schafft eine wahrlich phantastische Welt, die bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so phantastisch anmutet. Die Menschheit landete auf der Suche nach einem neuen Lebensraum auf einer Welt, die gefahrvoll und trügerisch ist; ein Leben auf dem Erdboden gar tödlich. Deshalb schenken die Ahnen den Menschen Flügel, auf dass sie wie die Vögel in gigantischen Nestbäumen leben können. Das Leben ist einfach, aber wunderschön; harmonisch, friedfertig und stets im Einklang mit der Natur. Stets wird nur so viel gefangen, gejagt oder angebaut, wie der Stamm zum Leben benötigt. Fortschritt ist zwar nicht verboten, wird aber von einer geheimen Bruderschaft reglementiert und wenn nötig unterbunden. Ohne Probleme konnte ich mich in diese wunderbare Welt hineinversetzen und eine enge Beziehung zu den Protagonisten und ihrer Lebensweise aufbauen. Völliger Faszination ergab ich mich den Beschreibungen der Landschaft, der Lebensgewohnheiten und der Umwelt.

Doch damit dieser Frieden gewahrt bleibt, haben sich die Ahnen diverse Gesetze und Regeln ausgedacht. Oberste Priorität scheint zu sein, nicht die selben Fehler wie sie zu machen und ihren Lebensraum zu Grunde zu richten. Natürlich ging mir das Schicksal von Oris, der den Ruf seines Vaters wieder herstellen möchte, sehr nah, aber manchmal muss man den Einzelnen opfern, um das große Ganze zu schützen. Oder doch nicht? Ich denke, dass diese Entscheidung individuell getroffen werden muss und Andreas Eschbach lässt seinen Lesern jeglichen Spielraum dafür. Gedanklich kann man sich so oder so entscheiden, der Autor wertet nicht, sondern zeigt Möglichkeiten auf. Die Weiterentwicklung der Gedanken, bleibt jedem selber überlassen.

Die Charaktere sind untrennbar mit der Handlung verknüpft. Eins kann nicht ohne das andere existieren und das ist auch gut so. Das Buch wird auf den Flügeln der Menschen getragen, bis zu den Sternen und zurück.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Owen, der den Griff nach den Sternen wagt.
Und später sein Sohn Oris, der nicht minder schweres vorhat. Beide wachsen an ihren Aufgaben, reifen an der Verantwortung und werden von ihren Freunden und Verwandten getragen. Ohne den Rückhalt dieser, hätte keiner von ihnen sein Vorhaben verwirklich können.

Gerade das gefällt mir an seinen Büchern so gut! Packende Abenteuer mit einer Botschaft. Jeder, der dieses Buch gelesen hat, wird ins Nachdenken geraten, wenn auch nur für einen Moment.

Mein Fazit
Über tausend Seiten purer Lesegenuss! Phantastische Abenteuer und eine spektakuläre Welt, deren Entdeckung mir Spaß machte! Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 20.10.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

Für Marigold ist es das Wichtigste im Leben, ihre Familie glücklich zu sehen. Sie ist der gute Geist, der alle umsorgt, pflegt und für sie da ist. Nicht nur für ihren Ehemann Dennis, den sie nach vierzig Jahren immer noch so liebt, wie am ersten Tag, sondern auch für ihre beiden erwachsenen Töchter Suze und Daisy. Während Suze mit einem Instagram-Account versucht, ihren Weg als Influencerin zu machen, kehrt Daisy nach einer gescheiterten Beziehung aus Italien zurück nach Hause. Selbst Nan, Marigolds Mutter hat ein Heim bei ihrer Tochter gefunden, da die alte Dame nicht mehr für sich sorgen kann und eine Unterbringung im Heim nicht in Frage kommt. Marigold ist der Motor, der alles am Laufen hält. Der Klebstoff für den Familienzusammenhalt. Mit ihrer Liebe erschafft sie ein Paradies.
Doch was ist, wenn sich plötzlich ein Nebel über Marigolds Gedanken legt und immer mehr Gedanken, Erinnerungen und Personen verschluckt? Verliert Marigold sich selbst und ihre Familie?

Das Cover zeigt eine wunderschöne Küstenlandschaft. Eine Steinbrücke hilft beim Überqueren eines Flusses, Blumen blühen und ein Vogel befindet sich mit aufgestelltem Gefieder im Landeanflug. Das Bild wirkt friedlich, voller Versprechen auf eine glückliche Zukunft. Aber durch die Brücke scheint es auch ein Sinnbild für die Verknüpfung von Vergangenheit und Zukunft zu sein; Loslassen und einen neuen Weg beschreiten, so ungewiss er auch sein mag. Und wenn du nicht weißt, wo der Weg dich hinführt, erfreu dich an den kleinen Dingen, denn die helfen und schützen die Seele.

Julia Woolf hat einen sehr intensiven, berührenden Schreibstil, der mir unter die Haut ging. Sie nahm mich mit in eine Familie, die wie jede andere Familie auch ist und sich doch abhebt, denn sie haben Marigold. Marigold ist wie eine Zudecke, die ihre gesamte Familie umschließt. Sie möchte, dass es allen gut geht und sieht dies nicht als Pflicht, sondern als Geschenk an, sich um andere kümmern zu dürfen. Eine Frau mit einem Herzen aus Gold. Besonders schön fand ich die unterschiedlichen Generationen und daraus resultierenden Charaktere, von modern genervt bis hin zu altersstarrsinnig. Es ist einfach herrlich, diese Familie erleben zu dürfen. Und dies wie ein Mitglied dieser und nicht als Beobachter von außen.
Julia Woolf zeichnet eine im Großen und Ganzen harmonische Familie. Klar, hier und da könnte es besser laufen, aber wer will schon ein perfektes Leben? Gerade die Einzigartigkeit der Charaktere lässt das Leben spannend und wunderbar erscheinen. Zumindest für eine Mutter wie Marigold, die voller Liebe für ihre Familie sorgt, egal welches Alter sie haben.
Doch als Marigold an Demenz erkrankt, dreht sich ihr Leben komplett. Nicht nur, dass sie unter der Vergesslichkeit leidet, vielmehr leidet sie darunter, nicht mehr ihren Laden führen zu können, für ihre Familie da zu sein und in ihre diversen Komitees helfen zu können. Ihr Leben zerfällt und sie kann nur hilflos zu sehen. Bemerkenswert, wie anschaulich, berührend und tiefgreifend Julia Woolf dies schildert. Ich habe geweint, gelacht und das Schicksal verflucht und alle bewundert, die es schafften, den Kampf nicht aufzugeben!
Trotz der Diagnose der Mutter, führt die Familie ihr Leben weiter, denn dies ist es, was Marigold sich wünscht. Nicht Stillstand, sondern Leben! Nan motzt weiter, Dennis hilft jedem, der Hilfe benötigt, Suze heiratet ihren Jugendfreund und auch für Daisy scheint sich eine neue Liebe anzubahnen. Und Marigold? Sie wird von ihrer Familie getragen und mitgenommen. Nicht abgeschoben, abgestellt und vergessen. Ich bewundere die Kraft und den Willen aller, dies ihr zu ermöglichen. Und auch den unbändigen Lebens- und Liebeswillen, den die Familie an den Tag legt.

Mein Fazit
Julia Woolf hat meine Seele berührt!

Bewertung vom 16.08.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Fusia verlässt in jungen Jahren den elterlichen Hof, um bei Familie Diamant in die Lehre zu gehen. Sie lernt nicht nur, wie man in einem Kurzwarenladen die Kunden zufrieden stellt, sondern auch, wie viel man als junges Mädchen mit einem Lächeln erreicht. Fusia verliebt sich in Izio, einen der Söhne aus dem Haus Diamants. Schöner kann das Leben nicht sein.
Bis der Zweite Weltkrieg ausbricht und ihre Welt in Scherben liegt. Denn die Diamants sind Juden und müssen in ein Ghetto umziehen. Statt den Kopf in den Sand zu stecken und weg zu sehen, hilft Fusia der Familie. Erst mit Lebensmitteln, dann mit Unterschlupf. Doch kann eine junge Frau wirklich dreizehn Juden vor dem Regime verstecken?

Das Coverbild finde ich außergewöhnlich schön und interessant gewählt: Es zeigt die junge Fusia, wie sie mutig einen nur ihr erkennbaren Weg mit ausgreifenden Schritten und voller Mut begeht. Über ihr ein Himmel mit einem Riss, der den Titel des Buches beinhaltet. Gleichzeitig ist es eben ein Riss, der die Welt spaltet und es liegt an jedem von uns zu entscheiden, ob er Übel unseren Köpfen ausschüttet, oder Hoffnung.

Anfangs war ich zwiegespalten und unsicher, ob ein Tatsachenroman über ein junges Mädchen, dass Juden rettet wirklich etwas für mich sein kann. Nicht, weil das Thema mich nicht interessiert, sondern weil es ein Tatsachenroman ist. Ich kann das Geschriebene nicht einfach weg wischen, das Buch zur Seite legen und sagen: Ist doch nur Fiktion; und mich so trösten, dass die Welt nicht so schlecht sein kann, nicht so schlecht sein darf, wie geschildert! Da mich die Leseprobe allerdings bewegte, wagte ich mich an das Werk.
Trotz des Ernstes des Themas gelingt es Sharon Cameron , eine wunderbare Leichtigkeit in das Geschriebene einfließen zu lassen. Wie schön die Jugend von Stefania war, ihr Leben in dem kleinen Laden der Diamants und die Freude, die sie dort erleben durfte. Es las sich wie ein Bachlauf, der munter von Stein zu Stein plätschert, beschienen von der Sonne und munter erzählt. Doch unaufhaltsam treibt das Wasser auf den Wasserfall zu, der alles zu verschlingen droht; keiner weiß am Ende, ob aus der Zerstörung etwas Gutes entsteht, oder nur Trümmer bleiben. Das erste Verliebtsein; das Entdecken, was ein Lächeln bewirken kann und wie wohl man sich in der Geborgenheit von Freunden und Familie fühlt. Ich glaube, dass hier der Grundstein für Fusias Handlungen gelegt wurde: Sie liebt das Leben und die Menschen. Ihr ist es unvorstellbar, jemandem Leid zu verursachen, oder einfach nur zuzusehen. Und so nimmt sie nicht den Kampf gegen die Tötungsmaschinerie der Nazis auf, sondern beginnt einen Kampf für die Schönheit und Einzigartigkeit des Lebens! Egal wie schlimm es ist, was auch kommt, Fusia kennt Aufgeben nicht und dafür bewundere ich diese junge Frau grenzenlos.

Verblüfft hat mich, dass die Leichtigkeit, die ich zu Beginn des Buches zwischen den Zeilen gefunden habe, mich das ganze Buch über begleitete. Sharon Cameron ist es gegeben, Fusias Lebenswillen, ihre Lebenseinstellung mir als Leser nah zu bringen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Autorin jemanden verurteilen oder anprangern möchte. Eher im Gegenteil: Sie möchte Mut und Kraft geben an jeden von uns, auf zu stehen und gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Egal in welcher Form sie uns begegnet. Einfach mal aufstehen, Entscheidung hinterfragen und handeln, statt weg sehen. Auch mir fällt das schwer, dabei kann eine kleine Geste doch so einfach sein.

Mein Fazit
Eine Homage an das Leben!

Bewertung vom 02.08.2020
Raum der Angst
Meller, Marc

Raum der Angst


ausgezeichnet

Als Hannah Preuss die Augen aufschlägt, fühlt sie sich benommen. Wo ist sie? Langsam aber sicher dämmert ihr, dass sie entführt wurde. Doch wer könnte das getan haben? Was will derjenige von ihr?

Voller Freude begeben sich die sieben Probanden Melissa, Sophie, Phil, Michael, Rick, Sepan und Leon in das Abenteuer ihres Lebens. Sie nehmen an einem Escape-Room Experimentes des renommierten Forschers und Buchautors Professor Andreas Zargert teil. Neben dem Abenteuer winkt für jeden Teilnehmer eine nette Summe Geld. Doch schnell schlägt die Freude in Angst um, denn die Gruppe wurde entführt; es geht nicht mehr um Geld, sondern um ihr nacktes Überleben.

Der Klapptext und das Coverbild lockten mich unaufhaltsam zu diesem Buch. Und das absolut zu Recht, denn Marc Mellers Gabe, seine Leser in den Bann zu schlagen, ist einfach grandios! Voller Freude, Nervenkitzel und gnadenloser Spannung begann ich das Buch und konnte es erst zur Seite legen, als die letzte Seite verschlungen war. Der Autor schreibt nicht nur in einem sehr hohen Tempo, sondern spannt den Spannungsbogen straff und hält diesen das gesamte Werk über hoch. Mir war es nicht möglich, einen Blick in die Zukunft zu wagen, da ich wie eine Flutwelle von den Geschehnissen überrollt wurde. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass mich dermaßen fesselte!

Die Örtlichkeiten waren zwar begrenzt, da das Geschehen hauptsächlich in den Escape-Rooms von statten ging, die Ermittlungsarbeit der Polizei und das ganze Umfeld waren aber mindestens genauso spannend; denn mir war stets bewusst, dass die Zeit tickt! Wer wird sterben? Wer darf leben? Und wer denkt sich so etwas aus? Marc Meller spielt mit den Urängsten und das so gekonnt, dass es mich zwar packte und fesselte, in mir aber keine Angst auslöste. Ich blicke voller atemloser Spannung auf das Gelesene zurück, aber ohne Angst.

Richtig gut gelungen sind dem Autor die Vielzahl der Charaktere. Wie ein Uhrwerk greift eine Person in die nächste und ergänzt die Handlung. Wenn ich mich nicht verzählt habe, agieren gut vierzehn Hauptpersonen miteinander, deren Namen und Hintergrund mir auch jetzt noch ohne Probleme im Gedächtnis geblieben sind. Von den kurzen Nebenpersonen ganz zu schweigen, die die Handlung ergänzen und vertiefen. Für mich zeichnet sich genau dadurch ein großartiger Autor aus, dass seine Personen im Gedächtnis bleiben und ich nicht hin und her blättern muss um mir in Erinnerung zu rufen, wer wer ist. Die Handlung lebt durch die Personen und umgekehrt. Perfekte Harmonie, auch wenn es um Mord und Todschlag geht.

Mein Fazit
Ein an den Nerven zerrender Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte. Mehr davon! Ich bin süchtig nach Marc Meller!

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