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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover
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Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2031 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2023
Der Eindringling / Lincoln Rhyme Bd.15
Deaver, Jeffery

Der Eindringling / Lincoln Rhyme Bd.15


ausgezeichnet

In “Der Eindringling” zeigt Jeffery Deaver wieder einmal, wie fesselnd er eine verschlungene Story mit mehreren Erzählsträngen erzählen kann. Alles ist anders, als es auf den ersten Blick scheint, spielerisch wechselt er die Erzählperspektive von den Ermittlern zum Täter, der seine ganz eigene Sicht auf die Vorgänge hat, und immer setzt er bei der Lösung der verschiedenen Fälle noch einen drauf. Das macht Jeffery Deavers Lincoln Rhyme- und Amelia Sachs-Reihe so reizvoll. Und auch wenn “Der Eindringling” vielleicht nicht ganz an seine früheren Stories herankommt, macht der Krimi jede Menge Spaß und bietet solide Thriller-Unterhaltung. Wieder großartig gelesen von Dietmar Wunder.

Bewertung vom 29.11.2023
Kopfgeld / Edith - Eine Frau geht ihren Weg Bd.3
Hofmann, Sabine

Kopfgeld / Edith - Eine Frau geht ihren Weg Bd.3


ausgezeichnet

Sabine Hofmanns neuer Nachkriegskrimi “Kopfgeld” spielt in den Tagen von Samstag, dem 19. Juni bis Montag, dem 28. Juni 1948. Es ist die Woche der Währungsreform, in der die Deutsche Mark dafür sorgte, dass die Geschäfte plötzlich wieder volle Auslagen hatten. Hofmann verfolgt die Ereignisse in mehreren ineinander verwobenen Handlungssträngen: Da sind die geflohenen jüdischen Geschwister Selma und Max Winterstein, die versuchen herauszufinden, was aus ihren Eltern und ihrem Geschäft geworden ist. Da ist die kleine Hella, die von der neugierigen Reporterin Edith begeistert ist. Und da ist die Familie Garthner, die mehr als nur ein bisschen Dreck am Stecken hat. Im Mittelpunkt aber steht wieder Edith Marheinecke, die kurz nach dem Krieg nach Bochum geflohen ist und nun als Journalistin bei einer Zeitung arbeitet.
So ist “Kopfgeld” von Sabine Hofmann ein spannender Krimi und gleichzeitig eine Zeitreise, die uns wie unter einem Brennglas einen Einblick in eine entscheidende historische Woche zwischen Zerstörung und Aufbruch bietet.

Bewertung vom 22.11.2023
Ein heißes Jahr
Djian, Philippe

Ein heißes Jahr


sehr gut

Bekannt geworden ist Philippe Djian hier vor allem durch seinen Roman-Klassiker “Betty Blue”. In “Ein heißes Jahr” erzählt er von den Auswirkungen des Klimawandels und dem alltäglichen Miteinander von Menschen. Im Mittelpunkt steht der Chemiker Greg, der unter dem Tod seiner Familie leidet und seine 14-jährige Nichte Lucie unterstützt, die sich für den Umweltschutz einsetzt – ihr Vorbild ist eine junge Frau mit Zöpfen, die mit ihrem Engagement vor vielen Jahren mal weltberühmt wurde. Ein weiteres Thema sind bei Djian immer wieder schwierige Beziehungen zwischen Frauen und Männern. So ist es auch hier, denn Greg verliebt sich in die Verlegerin und Umweltaktivistin Véra, eine erwachsene Freundin seiner jungen Nichte. Das bleibt nicht ohne Konflikte, doch Djian gelingt es, bei dieser Sache ebenso wie bei den anderen, durchaus ernsten Themen einen eher leichten Ton anzuschlagen. So ist Philippe Djians “Ein heißes Jahr”, das in Frankreich unter dem Titel “2030” erschien, eine gut lesbare Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit.

Bewertung vom 22.11.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


ausgezeichnet

Eva Völlers erster Nachkriegskrimi “Helle Tage, dunkle Schuld”, der im Sommer 1948 in Essen spielt, beruht auf einem historisch belegten Massaker, bei dem 35 Zwangsarbeiter kurz vor Kriegsende von der örtlichen Polizei ermordet wurden. Im Mittelpunkt steht der Ermittler Carl Bruns, der die Kriegsjahre unter Tage arbeiten musste und jetzt in seinen alten Beruf zurückgekehrt ist. Dort muss er feststellen, dass viele Nazis noch immer oder schon wieder in ihren alten Positionen arbeiten – auch bei der Polizei. Und so geht es Völler auch um die verschiedenen Formen von Schuld: Um die abgrundtiefe, aus Vorsatz und bösem Willen entstandene ebenso wie um die aus gleichgültigem Wegschauen folgende oder die nur kleine, aber dennoch ungesühnte Schuld. Zugleich erzählt Völler von den Entbehrungen der harten Nachkriegsjahre und der gegenseitigen Hilfe der Menschen. Und natürlich darf auch ein wenig Liebe und Romantik nicht fehlen. So ist “Helle Tage, dunkle Schuld” von Eva Völler ein spannender Einblick in das Essen der Nachkriegszeit – und ein eindrucksvoller Auftakt zu einer neuen Krimireihe. Großartig gelesen von Steffen Groth.

Bewertung vom 22.11.2023
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


sehr gut

Aufgebaut hat Nicholas Binge seinen fantastischen Action-Thriller “Himmelfahrt – Mission in den Tod” in der Form von Briefen, die der Wissenschaftler Harold Tunmore an seine Nichte schreibt. Darin lässt er ihn von einer irrwitzigen Reise berichten, die Zeit und Raum sprengt – und es dem Autor erlaubt, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Wie Binge selbst sagt, mag er Seltsames, das Grenzen überschreitet. Und das merkt man seinem Roman auch an. Es ereignen sich unglaubliche Dinge, die die Menschen bis aufs Äußere fordern und auf dramatische Weise reagieren lassen. Doch was sie da beeinflusst, bleibt ebenso lange im Dunkeln, wie die Antwort auf die Frage, von wem und warum gerade diese Forscher*innen für die Mission ausgesucht wurden. So ist “Himmelfahrt – Mission in den Tod” ein spannender, manchmal etwas überdrehter Action-Fantasy-Thriller, der für zahlreiche Überraschungen gut ist.

Bewertung vom 22.11.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Wer im “Nachthaus” einen normalen Krimi erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Doch alle, die sich auf Jo Nesbøs neue Geschichte einlassen, erwartet das, was man einen guten Mystery-Horror-Suspense-Thriller nennen muss. Auf mehreren Zeit- und Erzählebenen erwartet uns ein ständiges Spiel mit unseren Erwartungen und Wahrnehmungen sowie eine fesselnde “Buch im Buch”-Story mit immer neuen überraschenden Wendungen. Aufgeteilt in drei Kapitel, beginnt der Band in den 1980er Jahren. Im Mittelpunkt steht Richard Hanson, den Nesbø mit einer überschäumenden Phantasie, hart an der Grenze zu echten Wahnvorstellungen, ausgestattet hat. Und er lässt es sich nicht nehmen, immer noch einen weiteren Haken zu schlagen, so dass gleich um die Ecke schon die nächste Überraschung wartet. Jede Wette: Wenn ihr auf Sebastian Fitzek und Stephen King steht, dann ist “Das Nachthaus” auch etwas für euch.

Bewertung vom 20.11.2023
Schwarzacker / Bette Hansen Bd.3
Luttmer, Nora

Schwarzacker / Bette Hansen Bd.3


ausgezeichnet

In ihrem neuen Krimi, “Schwarzacker ” lässt Nora Luttmer erneut ihre Ex-Kommissarin Bette Hansen vor den Toren Hamburgs ermitteln. Die frühere Kripo-Beamtin leidet an Narkolepsie – eine nur scheinbar weit verbreitete Krankheit, bei der die Betroffenen immer wieder schlagartig einschlafen, selbst in unpassenden oder sogar lebensgefährlichen Situationen. Trotz ihres Handycaps wagt sie sich auch dieses Mal wieder an eine brisante Ermittlung, um ihre Ex-Kollegen in einem kniffligen Fall zu unterstützen. So ist auch der dritte Band mit Bette Hansen wieder handwerklich solide Krimiunterhaltung, in der sich diesmal alles um eine tragische Familiengeschichte dreht. Und erneut gelingt es Nora Luttmer dabei, die Hamburger Vier- und Marschlanden, das traditionelle Obstanbaugebiet der Hafenmetropole, in malerisch-herben Farben herauszustellen. Ein Ausflug dorthin ist fest eingeplant.

Bewertung vom 20.11.2023
Betrug
Smith, Zadie

Betrug


ausgezeichnet

Das viktorianische England
Ihren neuen Roman “Betrug” siedelt Zadie Smith im England des viktorianischen Zeitalters, in der Mitte des 19. Jahrhunderts an. Sie erzählt ungezwungen vom Leben des damals sehr bekannten Schriftstellers William Harrison Ainsworth, der sich allerdings, anders als sein Freund Charles Dickens, nicht nachhaltig ins Gedächtnis des literarisch interessierten Publikums eingeschrieben hat. Im Mittelpunkt ihres Romans “Betrug” steht dessen Cousine Mrs. Eliza Touchet, die früh Witwe geworden ist und mit im Haushalt des Autors lebt. Sie liest viel, interessiert sich für gesellschaftlich relevante Themen wie die mögliche Abschaffung der Sklaverei und hat auch sonst zu allem eine Meinung. In kurzen Kapiteln erzählt Zadie Smith von einem England, das gesellschaftlich zwischen arm und reich, zwischen Tradition und Modernität zerrissen ist und in dem sich die Auflehnung gegen die überkommene Ordnung formiert. Dabei entrollt sie ihre “Betrugs”-Geschichte nicht chronologisch, sondern switcht immer wieder zwischen den Zeiten hin und her.

Bewertung vom 20.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


ausgezeichnet

Near Future: Klimawandel und verlorene Erinnerungen
In ihrem neuen Near-Future-Thriller “Memoria” beschäftigt sich Zoë Beck zum einen mit der fortgeschrittenen Klima-Krise. Die Städte heizen sich auf, die Wälder brennen, das Gesundheitssystem hat sich verabschiedet und die Schere zwischen Arm und Reich ist größer denn je. Zum anderen fragt sie, wie zuverlässig eigentlich unsere Erinnerungen sind. Können wir in Zukunft vielleicht jene Bereiche unseres Lebens, die uns traumatisiert haben, einfach ausblenden? In der Traumatherapie werden schon jetzt bestimmte Behandlungsmethoden angewendet, die dies ansatzweise ermöglichen. Im Mittelpunkt ihrer Story steht Harriet, die durch ein Trigger-Erlebnis plötzlich an ihre Münchner Vergangenheit erinnert wird – und die sich diese Erinnerung wieder peu à peu erarbeiten muss. So erzählt Zoë Beck in Memoria eine temporeiche, psychologisch-dystopische Story, die immer wieder mit spannenden Wendungen aufwartet. Großartig gelesen von Milena Karas.

Bewertung vom 08.11.2023
Die Gebärmutter
Keyi, Sheng

Die Gebärmutter


sehr gut

Sie zeigt ein Land im Wandel von einer ländlichen Gemeinschaftskultur, in der persönliche Wünsche fast immer hinten angestellt werden mussten, zu einem autoritären Staatskapitalismus und einer angehenden Wirtschaftsmacht, in der nun vor allem Geschäftstüchtigkeit und Einfallsreichtum gefragt sind. Für die Frauen in “Die Gebärmutter” stellt sich dabei immer wieder auch die Frage nach dem Wunsch nach Kindern und der Pflicht zur Familienplanung.
Sheng Keyi gelingt hier ein vielschichtiger Familienroman mit einem interessanten Blick auf die chinesische Gesellschaft abseits der Großstädte. Wobei sie die Rolle, die Pflichten und die individuellen Wünsche von Frauen im Vordergrund stellt. “Die Gebärmutter” ist Shang Keyis erster auf deutsch erschienener Roman – im englischsprachigen Raum ist sie schon längst auf den Bestsellerlisten.