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Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

Gelungenes Debüt;
Bei diesem Buchmotiv handelt es sich um die Art Handlung, die es in letzter Zeit sehr häufig gab. Mir hat hier aber das Setting sehr gut gefallen und auch die Charaktere sind psychologisch glaubhaft dargestellt. Die Geschichte wird aus zwei, später noch weiteren, sich abwechselnden Perspektiven erzählt: zum einen Gesprächsprotokolle der Polizei mit Anna nach dem Ausflug und die chronologische Entwicklung vor und während des Ausflugs. Trotz der überschaubaren Personenanzahl ist es ein sehr spannender Thriller. Es ist sehr gut gemacht, wie sich die Verdachtsmomente langsam aufbauen, aber dann auch wieder entkräftet werden und doch ein komisches Gefühl bleibt. Die Handlung ist gelungen, aber an manchen Stellen hätte es etwas schneller weitergehen dürfen, es gab einige kleine Passagen, die etwas langatmig waren. Die Auflösung am Ende ist befriedigend, auch wenn sie gar nicht so überraschend war, wie es der Autor vielleicht geplant hatte. Insgesamt ein ansprechendes Debüt.

Bewertung vom 22.02.2024
True Crime Neuseeland (eBook, ePUB)
Langenscheid, Adrian; Berg, Caja; Apeitos, Alexander; Lemke, Sebastian; Fesser, Melli; Rademacher, Saskia; Dittberner, Chenoa; Rickert, Benjamin

True Crime Neuseeland (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr interessant;
In diesem Band werden Kriminalfälle aus Neuseeland aus dem 20. und 21. Jahrhundert behandelt. Mir hat die Mischung aus verschiedensten Delikten und verschiedenen Zeiten sehr gut gefallen. Besonders interessant fand ich, dass sich die Kapitel nicht auf die Fälle an sich beschränkt haben, sondern auch einige Details zu Land und Leuten und zur besonderen Geschichte Neuseelands behandeln. Die einzelnen Fälle werden sachlich geschildert und die Lebensgeschichte der handelnden Personen - Opfer wie Täter - soweit wie möglich dargestellt und zu dem Geschehen in Bezug gesetzt. Neuseeland ist so fern, dass ich von keinem der Fälle je gehört hatte und die Lektüre deshalb besonders interessant war.

Bewertung vom 17.02.2024
Nichts Neues von Gurb
Mendoza, Eduardo

Nichts Neues von Gurb


ausgezeichnet

Zeitlos komisch;
Das spanische Original wurde bereits 1990 geschrieben, ist aber immer noch unterhaltsam und komisch und macht überraschend nachdenklich. Natürlich ist es auch vom Zeitgeschehen im Spanien der damaligen Zeit geprägt, eventuell unbekannte Personen und Ausdrücke lassen sich anhand des guten Glossars am Ende schnell erklären oder auffrischen. Die beiden Außerirdischen, die sich in den Untiefen der Großstadt verlieren und viele Seiten Barcelonas ans Licht holen, sind einfach nur witzig. Ihr neutraler Blick auf so manche Details des menschlichen Daseins ist ebenso unterhaltsam wie erschreckend. Manchmal kann man nur mit dem Kopf schütteln und manchmal ein Lachen nicht unterdrücken. Dinge, die man aus dem außerirdischen Blickwinkel damals schon eigentümlich fand, treiben wir 30 Jahre später auf die Spitze und haben anscheinend in diesen vielen Jahren nichts dazugelernt. Dadurch wird das Buch überraschend aktuell. Ein tolles, aber kurzes Lesevergnügen!

Bewertung vom 17.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für Enttabuisierung und Frauengesundheit;
Anhand konkreter Beispiele / Geschichten von Frauen und ihren Fehlgeburten, wird jeweils ein anderer Aspekt des Themas ausführlich behandelt. Dabei kommen überraschende und schockierende Details zu Tage. Dieses Buch ist kraftvoll, umfassend und ausführlich recherchiert. Es werden verschiedenste Sichtweisen auf die einzelnen Aspekte geschildert sowie die Forschungsstände anderer Länder und deren Blick auf das Thema. Mir gefällt besonders gut, wie umfassend die Autorin die einzelnen Aspekte betrachtet: von soziologisch, historisch, familienpolitisch bis zur Religion ist alles dabei, was relevant ist. Ich schätze auch die große Offenheit Eva Lindners trotz der eigenen Betroffenheit und die große Klarheit, mit der sie am Ende im „Ausblick“ Dinge formuliert, die sich ändern müssen. Es gibt auch ein ausführliches Quellenverzeichnis nach Kapiteln sortiert. Das gefällt mir immer sehr gut, denn es untermauert die professionelle und fundierte Herangehensweise und macht Autoren für mich glaubhaft. Ausgesprochen lesenswert!

Bewertung vom 17.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Mit Licht und Schatten;
Der Schreibstil ist gehoben und gebildet, geprägt durch lange, verschachtelte Sätze, aber an sich angenehm zu lesen. Dadurch gibt es einen großen Kontrast zu dem rohen Umgang auf dem vernachlässigten Hof und mich hat auch gestört, dass ich diesen Erzählstil nicht zu dem 19jährigen passend fand, aus dessen Perspektive alles geschildert wird. Anfangs fand ich die Erzählung auch verwirrend, da zum einen die Erzählzeit unklar war und zum anderen auf den ersten Seiten viele Personen namentlich benannt wurden, deren Verhältnis zum Erzählenden lange nicht klar wurde. Es gibt einige Anspielungen auf Dinge, die in der Vergangenheit in der Familie vorgefallen sind und feindseliges Verhalten, aber es bleibt zu viel zu lange nebulös, um Spaß beim Lesen zu machen. Mich hat das eher genervt. Das erste Drittel war noch ganz interessant, aber dann hat sich die trostlose Situation auf dem Hof auf mein Leseempfinden übertragen und ich war am Ende froh, als ich durch das Buch durch war, auch wenn das Ende noch die ein oder andere Aufklärung gebracht hat. Die Dramaturgie hat für mich insgesamt einfach nicht gepasst.

Bewertung vom 17.02.2024
Ein Sohn von zwei Müttern
Dobler, Franz

Ein Sohn von zwei Müttern


gut

Behandelt viele Aspekte, ist aber sehr unstrukturiert;
Für mich hatte das Buch Licht und Schatten. Der Autor beschreibt mehr oder weniger Ereignisse in seinem Leben, bei denen das Thema Adoption allgemein oder bezogen auf seine konkrete Erfahrung zur Sprache kam, was manchmal sehr interessant ist, aber manchmal sehr abschweift und Dinge behandelt, die mit dem Thema nichts zu tun haben und die ich auch nicht als besonders interessant empfand. Die Lebensumstände zur Zeit der Adoption und das Aufwachsen im ländlichen Bayern werden dagegen sehr nachvollziehbar und treffend beschrieben. Was mir nicht gefallen hat war die gekünstelte Spannungskurve: Das Buch startet mit dem Flug zur leiblichen Mutter, die der Leser dann aber sehr lange nicht kennenlernt und die eigentlich nie richtig greifbar wird. Vielleicht sollte das gerade so sein und eine message transportieren, aber ich hatte immer den Eindruck, dass noch etwas fehlt. Der Text ist insgesamt ziemlich unstrukturiert und auch wenn der Schreibstil angenehm ist, so kann ich doch nicht mehr als drei Sterne vergeben, da ich manchmal froh war, dass das Buch recht kurz ist.

Bewertung vom 14.02.2024
Die Muse
Cole, Daniel

Die Muse


sehr gut

Spannend, aber oberflächlich;
Für mich war es das erste Buch von Daniel Cole und ich fand den Schreibstil angenehm und fesselnd. Die Charaktere sind gut getroffen und ich fand die ganz unterschiedlichen Ermittler sehr sympathisch. Der Fall ist interessant und reizvoll. Trotzdem wirkt die Handlung manchmal oberflächlich und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor bewusst die Ermittlungen in eine Zeit gelegt hat, in der die Forensik noch nicht so ausgeprägt war und er sich deshalb die Recherche dazu sparen konnte. Die Polizeiarbeit wird daher ziemlich rudimentär wiedergegeben und von einem Rechtsmediziner einmal abgesehen, sind Spuren und sonstige Indizien nicht von Belang. Es dreht sich sehr viel um die Kunstwerke, die der Serienmörder nachahmen will, teilweise sehr detailliert, was für mich so ausführlich nicht nötig gewesen wäre. Ich hätte mir solidere Polizeiarbeit gewünscht, deshalb ziehe ich einen Stern ab. Davon abgesehen ist das Buch wirklich gut geschrieben und unterhaltsam.

Bewertung vom 14.02.2024
In den Wipfeln der Kiefer
Nurmi, Alvar

In den Wipfeln der Kiefer


gut

Solide, aber mit Potenzial;
Es handelt sich hier um einen deutschen Autor, der sich ein finnisches Pseudonym gegeben hat. Der finnische Flair kommt hauptsächlich über die Namen der Charaktere zustande und daher, dass sie ziemlich oft in die Sauna gehen. Das waren mir zu viele Stereotype und zu wenig Substanz, da der Krimi ansonsten überall hätte spielen können und keine wirklich landestypische Handlung hatte. Der Fall war an sich nicht schlecht, es gab keine Logikfehler und er war nachvollziehbar. Die Ermittlungen fand ich allerdings etwas eigenartig. Manche Ansätze wurden erst spät verfolgt, manches wurde wirklich unprofessionell geregelt. In mancher Hinsicht gab es sehr viele, unnötige Details, in anderen Bereichen fehlen aber Informationen, um die Handlung nachvollziehbar zu machen. Vor allem juristische Details fand ich streckenweise unglaubwürdig, die hätten intensiver recherchiert werden dürfen. Auch in Bezug auf sein Privatleben fand ich Hämäläinens Handlungen und Gedanken nicht immer glaubwürdig und nachvollziehbar. Der Schreibstil ist einfach, es gibt viele kurze Sätze, dadurch wirkt die Erzählung sehr sachlich, aber auch etwas oberflächlich.

Bewertung vom 14.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung (eBook, ePUB)
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Außergewöhnlich;
Aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Erzählzeiten schildert die Autorin, wie es zu den Taten des Ansel Packer kommen konnte - bis zu seiner Hinrichtung. Dabei werden die Lebensgeschichten verschiedener Charaktere in einer Tiefe und mit einer psychologischen Intelligenz behandelt, wie ich sie selten gelesen habe. Dass es sich dabei ausschließlich um Frauen handelt, wirkt nicht gekünstelt, sondern schmiegt sich organisch in die Handlung ein. Die Erzählperspektiven in Verbindung mit der Hinrichtung sind außergewöhnlich und dennoch genial gemacht. Gesellschaftliche Themen werden aus verschiedenen Perspektiven geschildert und bleiben damit immer vielschichtig. Es werden keine oberflächlichen, simplen Lösungen für Lebensentscheidungen angeboten. Überhaupt werden die Zufälle in den Leben der betroffenen Frauen immer wieder möglichen Alternativen gegenübergestellt. Ein gut geschriebenes, intelligent gemachtes Buch, das mich durch seine Tiefgründigkeit und Spannung begeistert hat.

Bewertung vom 14.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


gut

Etwas anderes erwartet;
Aufgrund der Kurzbeschreibung habe ich mehr Informationen über die Familiengeschichte des Autors erwartet, als das Buch tatsächlich enthält. Die wenigen vorhandenen Informationen werden vollkommen willkürlich in die Erzählung eingestreut, was mir die Orientierung erschwert hat. Man spürt wohl, dass die Vergangenheit und das Trauma des Vaters nachwirken, aber die kindlichen Erinnerungsfetzen sind etwas wirr und unfertig. Gut gefallen hat mir dagegen die Erklärung, wie der Vater als Jugendlicher gezwungen wurde, die Seiten zu wechseln und das eigentliche Fehlen einer klaren Trennlinie, das plötzliche Anderssein, nur weil es verordnet wird. Das Buch ist insgesamt eine Mischung aus Erinnerungen, Zitaten, Mitschriften, Diktaten, Tonbandaufnahmen, Briefen, Akten, eigenen Ansichten und der ein oder anderen Geschichtsstunde. Es gibt viel Politisches, Philosophisches, Musiktexte, Meinungen des Autors über Erinnerungskultur und Literatur, also wirklich eine bunte Mischung. Leider mir fehlt der rote Faden, was das Lesen des ziemlich unstrukturierten Textes im Laufe des Buches immer anstrengender gemacht hat. Ein wichtiges Thema, gute Ansätze, mir aber in der Umsetzung zu abschweifend.