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Benutzername: 
Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2014
Das Mädchen mit dem Haifischherz
Fagan, Jenni

Das Mädchen mit dem Haifischherz


gut

Rezension:

Unter Jenni Fagans “Das Mädchen mit dem Haifischherz” hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, als es letztendlich war. Warum auch immer dachte ich, es würde sich um etwas übersinnliches oder zumindest mysteriöses handeln – ja, ich hatte den Klappentext nicht gelesen. Denn die Geschichte ist alles andere als phantastisch – sie ist knallhart und direkt in der Realität.

Die Geschichte wird aus der Sicht der 15-jährigen Protagonistin Anais erzählt, die sich ausmalt, ein Experiment zu sein und auch so eine sehr blühende Phantasie besitzt. Sie kennt ihre Eltern nicht, wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht und ist eine kleine Legende in den verschiedensten Kinderheimen. Ihre Art sich auszudrücken ist hart und sie ist wahnsinnig schlagfertig – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Fäuste, die sie sprechen lässt, wenn es sein muss. Der Schreibstil ist so an perfekt an die Figur angepasst, dass man keine Sekunde daran zweifelt, wirklich eine schwererziehbare Göre vor sich zu haben, die sich im Inneren, ganz allein für sich, doch sehr verloren fühlt.

Die Geschichte setzt ein, als Anais von der Polizei ins sogenannte ‘Panoptikum’, eine Besserungsanstalt für Jugendliche, gebracht wird, da sie angeblich eine Polizistin ins Koma geprügelt hat. In der Anstalt angekommen, lernt sie, und mit ihr auch der Leser, die anderen jugendlichen Bewohner der Einrichtung kennen, von denen jede eine eigene schlimme Geschichte im Gepäck hat.

Doch anstatt, dass der Plott um die Sache mit der zusammengeschlagenen Polizistin in den Mittelpunkt rückt, wie man eigentlich annehmen würde, geht es eher um die zwischenmenschlichen Beziehungen im Panoptikum. Mich störte es, dass die Geschichte nicht geradlinig verläuft, sondern eher durcheinander. Zwar erfährt man immer wieder mal den Stand über den Zustand der Polizistin und Anais wird auch immer wieder dazu befragt – denn sie kann sich nicht erinnern, ob sie es war – doch trotzdem ist die Sache nicht so fokussiert, dass man den roten Faden darin erkennt.

Man könnte sagen, dass die Geschichte eher einen ‘Soap-Charakter’ hat. Es passiert zwar etwas, aber es läuft irgendwie auf nichts direktes hinaus, auch wenn die Sachen, die in der Anstalt passieren teils schon sehr an die Nieren gehen. Außerdem fand ich die Regeln und Sitten der Jugendlichen, die offenbar in jeder Einrichtung die gleichen sind, schon interessant. Wenn man also nicht ein völlig falsches Genre hinter der Geschichte vermutet und keinen Wert auf eine zielstrebige Story legt, ist man mit Jenni Fagans Debüt bestens bedient.

Fazit:

Über das Leben in einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche – zwischen Träumen von einem besseren Leben und einer gewalttätigen Realität.

Bewertung vom 18.06.2014
Zurück von den Toten / Dark Village Bd.4
Johnsen, Kjetil

Zurück von den Toten / Dark Village Bd.4


sehr gut

Rezension:

Wochenlang hatte ich darauf hingefiebert, bis ich endlich den 4. Band der Dark Village-Reihe “Zurück von den Toten” von Kjetil Johnsen in den Händen hielt. Zwar kann er sich nicht ganz mit den ersten beiden Bänden messen, aber erstmal von vorn:

Wer die Reihe sammelt und Wert auf Regelmäßigkeit legt, wird nicht enttäuscht. Der Buchrücken passt perfekt in die Reihe zu den Vorgängerbänden, die sich nur durch Titel und Farbgebung unterscheiden, der Schnitt ist wie immer schwarz und der Anfang des Buches besteht aus einer “Was bisher geschah…”-Frequenz. Das Buch ist außerdem wieder in mehrere Teile aufgegliedert, die jeweils mit einem Zitat aus einem passenden Song beginnen und in sich wiederum in Kapitel aufgeteilt wurden.

[ACHTUNG SPOILER]
Der Verlauf der Geschichte wird weiter vorangetrieben – Nick wird auf Verdacht festgenommen und man erfährt Neues über die Sache mit seiner Schwester. Die Tochter des Mörders kommt langsam hinter das Treiben des Vaters und ist sich nicht sicher, ob sie ihn schützen oder verraten soll und in Benedictes Mutter klickt es endlich bezüglich ihrer Tablettensucht.

Doch was viel bedeutender ist: Es gibt einen weiteren Mord – und das ist noch lange nicht das Ende, denn Trines Mörder plant bereits, sich erneut ein Mädchen zu greifen. Vor allem hier war ich mir bis fast zum Schluss sicher, wer das neue Opfer sein wird – nur um dann wieder überrascht zu werden, denn natürlich lag ich falsch. Außerdem nimmt Vildes lesbisches Liebesleben erneut Schwung auf und es scheint so, als würde es auch diesmal wieder scheitern.

Es geht also mit riesengroßen Schritten auf den letzten Band zu, in dem sich hoffentlich alles aufklären wird.

Fazit:

Nach wie vor überraschend und fesselnd – mit großen Schritten dem letzten Band entgegen.

Bewertung vom 18.06.2014
Sehnsucht ist ein Notfall
Heinrich, Sabine

Sehnsucht ist ein Notfall


sehr gut

Rezension:

Eigentlich bin ich eher nicht so der Typ für Frauenliteratur, aber wenn Oma mit Opa Schluss macht und anschließend mit der Enkelin ans Meer verschwindet, klingt das ganz einfach nach etwas, das man gelesen haben muss – und deshalb wollte ich Sabine Heinrichs “Sehnsucht ist ein Notfall” unbedingt lesen.

Die Autorin schreibt aus der Ich-Perspektive der Progatonistin Eva und die Kapitel sind nach Datum unterteilt. So verbringen wir rund zwei Wochen mit Eva und die Story setzt am 31.12., also an Silvester ein, als Evas Großmutter sie anruft und ohne Vorlauf damit herausplatzt, dass sie den Großvater verlässt – mit 79 Jahren.

Evas Charakter hervorzuheben ist Sabine Heinrich, wie ich finde, ganz wunderbar gelungen. Sie ist eine sympathische junge Frau, die mitten im Leben steht, etwas konfus und sehr humorvoll – im Prinzip eine Person, die jeder in seinem Bekanntenkreis haben könnte und mit der sich viele sogar selbst identifizieren können. Und auch die Großmutter ist richtig toll – eine etwas schusselige, aber entschlossene Oma zum gernhaben.

Eva lebt mit ihrem langjährigen Partner Johannes zusammen und das einzige Problem, das in der Beziehung besteht ist, dass er keine Kinder möchte – im Gegensatz zu ihr. Doch die Beziehung besteht weiter, man redet einfach nicht darüber. Wie es der Zufall will, lernt Eva dann durch ihren Job Tobias kennen – den alleinstehenden Vater ihres kleinen Lieblingspatienten. Man trifft sich zufällig wieder und es knallt – doch was wird aus der langjährigen Beziehung? Eine Situation die jedem passieren kann und in der niemand gerne steckt.

Evas Großmutter hingegen steckt mitten in der Trennungsphase und hat es gerade alles andere als so schön, wie ursprünglich geplant. Und so stecken Oma und Enkelin in einer Lage die nur eines fordert: erstmal flüchten. Zusammen fahren die beiden spontan nach Italien – ein kleiner Roadtrip mit wunderbar witzigen und auch nachdenklichen Momenten.

Mir hat die Geschichte also richtig gut gefallen. Ich konnte mich mit Eva identifizieren und ihre Beziehung zu ihrer Großmutter erinnerte mich ein bisschen an meine eigene zu meiner Oma – man liest eine Story, in der man sich rundum wohlfühlt. Bis auf den Schluss… Denn dieser kommt abrupt, man erfährt nicht wie es in Evas Leben nach der Reise weitergeht und das ist ärgerlich – war es doch das, was mich am brennensten interessierte.

Fazit:

Eine wunderbare Lieblingsbuchqualitäten-Wohlfühlgeschichte mit einem offenen Ende… Mein Gedanke am Ende des Buches: “Das darf doch nicht wahr sein!!! Ein offenes Ende!?!? Neiiiiin!!!!”

Bewertung vom 18.06.2014
Draußen wartet die Welt
Grossman, Nancy

Draußen wartet die Welt


sehr gut

Rezension:

Welcher Teenie kann sich in unserer Zeit schon noch ein Leben ohne Handy, Internet und freiwählbarem Partner vorstellen? – So gut wie keiner, und das ist mittlerweile seit rund 20 Jahren so. Umso interessanter fand ich die Aussicht auf einen Einblick in eine ganz andere Welt – die der Amischen – über die Nancy Grossman in “Draußen wartet die Welt” berichtet.

Die Geschichte wird aus der Egoperspektive der Protagonistin erzählt. Die 16-jährige Eliza wurde in die Gemeinschaft der Amischen hineingeboren und kennt nichts anderes. Gerade deshalb ist sie jedes Mal extrem fasziniert, wenn an den Donnerstagabenden ‘die Fremden’ bei ihnen zum Essen erscheinen. Ganz normale Leute aus der Welt ‘da draußen’ können sich dazu anmelden, einmal Amischluft zu schnuppern und einen Abend bei Eliza und ihrer Familie verbringen. Vor allem die Frauen sehen für das junge Mädchen aus wie Paradiesvögel: Ausgefallene Kleidung, die Haare nicht von einer Haube verdeckt und geschminkte Gesichter.

Als Eliza von einer Besucherin das Angebot bekommt, während ihres Rumspringa (eine Zeit, in er junge Menschen das Leben der Amisch kurzzeitig verlassen dürfen, um sich zu entscheiden, ob sie zurückkommen wollen) bei ihr in Chicago als Kindermädchen zu arbeiten, setzt Eliza alles daran, genau das zu tun – und bekommt nach einigen Hindernissen ihren Willen.

Draußen angekommen ist alles unglaublich ungewohnt und unter Gleichaltrigen wird sie wie eine Attraktion behandelt. Gleich am Anfang lernt sie einen Freund der Familie kennen – Josh – der genauso alt ist wie sie und ihr alles zeigt. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, kann man sich wohl ausmalen, in welche Richtung sich die Beziehung der beiden entwickelt und es fest steht ebenso, dass dies die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht.

Man merkt, dass sich die Autorin viel mit den Amischen beschäftigt hat. Der Leser erfährt so einiges über die außergewöhnliche Lebensweise, und Elizas Gedankengänge zu den Erfahrungen, die sich macht, sind mehr als nachvollziehbar. Ich habe sie sogar recht schnell ins Herz geschlossen. Je weiter sich die Story aber entwickelt, es wird z.B. eine Familiengeschichte aufgedeckt, umso mehr verlegt sich der Fokus der Grundstory ‘Amischmädchen kommt in die Welt außerhalb der Gemeinschaft’ in Richtung ‘Was kommt danach’ – und die Entscheidung am Ende war für mich nur schwer nachvollziehbar. Sie wird einfach so getroffen, ohne dass der Leser Elizas Beweggründe erfährt.

Im Grunde genommen ist die Geschichte aber richtig gelungen und vor allem gut geschrieben. Wenn man, wie ich, noch mehr Infos über diese Gemeinschaft haben möchte, hilft einem nach “Draußen wartet die Welt” nur noch ein Sachbuch.

Fazit:

Gelungenes Jugendbuch über ein amisches Mädchen, das ihre Welt für eine Weile verlässt. Interessant und fesselnd.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2014
Retrum - Der schwarze Schnee
Miralles, Francesc

Retrum - Der schwarze Schnee


gut

Rezension:

Obwohl ich die Beschreibung der spanischen schwarzen Szene bereits in Band 1 etwas befremdlich fand, wollte ich mir Francesc Miralles’ 2. Retrum-Band “Der schwarze Schnee” trotzdem nicht entgehen lassen.

Aufgegliedert ist die Geschichte in vier Teile und das Layout ist, wie schon bei Band 1, wunderschön. Jede einzelne Seite ist von einem in schwarz verlaufenen Muster eingerahmt und die Titelseiten, die jeweils einen neuen Teil ankündigen, enthalten eine thematisch passende, düsterromantische Zeichnung.

In den Schreibstil findet man genauso leicht, wie schon beim Vorgängerband und erzählt wird aus der Egoperspektive von Christian, der damals nach dem Tod seines Bruders Freundschaft mit Robert, Lorena und Alexia schloss, wobei er sich in Alexia verliebte und die beiden ein Paar sind… Doch Christians ‘dunkle Schönheit’ hat die Angewohnheit immer wieder einfach zu verschwinden, und so führte Einsamkeit zu einem ‘Tächtelmächtel’ mit seiner Mitschülerin Alba – eine einmalige Sache, was das Mädchen allerdings anders sieht …

… und hier bietet sich die Gelegenheit für den Plott: Die verletzte Alba wird zu “Nigra” und gründet die “Inkuben”, eine satanistische kleine Gruppe, die fortan “Retrum” das Leben zur Hölle machen wird. Doch damit nicht genug – Nigra ist noch lange nicht das einzige Problem, mit dem sich Christian herumschlagen darf.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass “Der schwarze Schnee” seinem Vorgänger ziemlich ähnelt. Die Geschichte an sich ist ‘Jugendbuchmaßstab’ und der Schreibstil führt dazu, dass man das Buch gern liest. Alexia nervte mich mit ihrem dramatischen Gehabe zu Tode, doch trotzdem gibt es immer wieder einen Punkt, an dem man einfach weiterlesen muss.

Womit ich allerdings absolut unzufrieden war, war das Ende, das für meinen Geschmack zu prompt kam. Es bleiben Fragen offen und zugleich hat man nicht den Eindruck, dass noch ein Band erscheinen wird, weil anscheinen alles erzählt ist. Deshalb blieb ich hier irritiert zurück.

Fazit:

Wer Band 1 gelesen hat, kann Band 2 auch lesen – Allerdings muss man mit der Reihe nicht dringend anfangen, da es sich oft um ziemliche ‘schwarze-Szene-Klischee-Drescherei’ handelt.

Bewertung vom 18.06.2014
Winter People - Wer die Toten weckt
McMahon, Jennifer

Winter People - Wer die Toten weckt


ausgezeichnet

Rezension:

Nachdem ich einige Seiten der Leseprobe von Jennifer McMahons “Winter People – Wer die Toten weckt” gelesen hatte, wollte ich am liebsten sofort das ganze Buch verschlingen – dieser Eindruck verfestigte sich dann noch, als ich das Werk endlich in den Händen hielt.

Die Geschichte um ‘die Schlafenden’ spielt sich auf zwei Zeitebenen ab – zum einen 1908, mit der Protagonistin Sara Harrison Shea, die mit ihrem Mann Martin und der gemeinsamen Tochter Gertie sehr zurückgezogen auf einem kleinen Hof lebt, und zum anderen in der Gegenwart, in der Ruthie und ihre kleine Schwester eine Rolle spielen und neben ihnen die Künstlerin Katherine, die nach dem Tod ihres Mannes in den kleinen Ort zieht, in dem er vor seinem Unfall zuletzt war.

Obwohl man sich vor allem am Anfang mit quasi drei verschiedenen Geschichten konfrontiert sieht, kommt zu keiner Sekunde Verwirrung auf. Der Autorin ist es gelungen, die Handlungsstränge gekonnt voneinander abzutrennen und zugleich alle spannend voranzutreiben. So kommt es, dass Saras Tochter Gertie tot in einem Brunnen gefunden wird und die Mutter so leidet, dass sie beschließt, ihre Kleine mit einem alten Ritual wieder zum Leben zu erwecken. Nach kurzer Zeit befindet sich irgendetwas im Wandschrank ihres Schlafzimmers und Sara ist felsenfest davon überzeugt, dass es sich dabei um ihre Tochter handelt. Martin hingegen hat Angst, dass eine Frau dem Wahnsinn verfällt.

In der Gegenwart stellt Ruthie nach einer durchfeierten Nacht fest, dass ihre Mutter verschwunden ist. Nichts deutet darauf hin, dass die verreist wäre – sie ist einfach weg, hat sogar Ruthies kränkliche kleine Schwester zurückgelassen. Und dann taucht auch noch eine Irre auf, die behauptet, die Mutter hätte etwas, das ihr gehört. Im gleichen Ort ist Katherine gerade erst angekommen. Ihr Mann starb vor kurzem bei einem Unfall, und obwohl er an diesem Tag eigentlich angeblich wo anders hinfuhr, steht auf der Kreditkartenabrechnung, er hätte hier etwas gegessen – zu einem Preis, der darauf schließen lässt, dass er nicht allein war. Nach kurzer Zeit deuten alle Hinweise darauf, dass diese Person Ruthies Mutter war - und dann findet Katherine ein Buch: Das Tagebuch einer gewissen Sara Harrison Shea.

Ich denke, schon an der Beschreibung des Plotts kann man erkennen, wie fesselnd dieses Buch ist. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und habe es regelrecht inhaliert, obwohl ich vor allem abends oft eine Gänsehaut hatte und bei Geräuschen paranoid zusammenfuhr. Wer gerne Thriller mit einer übernatürlichen Note liest, ist mit “Winter People” bestens bedient.

Fazit:

Ein spannender, übernatürlich angehauchter Thriller auf verschiedenen Zeitebenen, der eine wohlige Gänsehaut beschert.

Bewertung vom 19.04.2014
Erzähl es niemandem!
Crott, Randi;Crott Berthung, Lillian

Erzähl es niemandem!


sehr gut

Rezension:

Obwohl ich immer wieder über die damaligen Zustände erschüttert bin, finde ich Zeitdokumente über das 3. Reich wahnsinnig spannend – und so kam ich an “Erzähl es niemandem! Die Liebesgeschichte meiner Eltern” von Randi Crott und Lillian Crott Berthung nicht vorbei.

Randi Crott ist schon fast 18, als ihr ihre Mutter Lillian erzählt, dass die Großmutter väterlicherseits Jüdin war, ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und die Großtante sogar in einem KZ getötet wurde. Randis Vater wurde als Halbjude aus dem Sportverein geworfen, hatte große Probleme zu studieren und der Großvater verlor seinen Job bei der Reichsbahn, weil er sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau scheiden lassen wollte.

Dies alles erfährt Randi gegen den Willen ihres Vaters, der die Vergangenheit ruhen lassen möchte und erst zwei Jahre nach seinem Tod, verarbeitet Randi Crott das Tagebuch ihrer Mutter zu einem Roman, der die Liebesgeschichte der Eltern erzählt – und diese Geschichte ist wahnsinnig spannend und interessant.

Sie lernen sich 1942 in Norwegen kennen, wo Lillian mit ihrer Familie lebt. Helmut Crott ist dort als Soldat stationiert und die beiden verlieben sich ineinander. Als immer mehr jüdische Nachbarn weggebracht werden und der Zorn der Bevölkerung auf die Deutschen wächst, wird die junge Liebe zu einem Versteckspiel, in dem sich das Paar immer wieder bis zu über einem Jahr nicht sehen kann. Doch Lillian kann ihrer Familie nicht erzählen, dass der Geliebte eigentlich selbst ein Halbjude ist – denn die Tatsache, dass niemand davon weiß, ist der Grund, warum Helmut Soldat ist und dies stellt seine Lebensversicherung dar.

Ich konnte mich kaum von Lillians und Helmuts Geschichte losreißen. Meist bekommt man die Schrecken des 2. Weltkriegs nur aus Deutschland oder dem ehemaligen Ostblock geschildert und Länder wie Norwegen geraten dabei völlig aus dem Fokus. Durch “Erzähl es niemandem!” bekommt man neben einer persönlichen Liebesgeschichte gleichzeitig die Gelegenheit zu erfahren, wie sich der Krieg auf die skandinavischen Länder auswirkte.

Somit ist das Buch um Familie Crott Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich und deshalb gleichermaßen für Leser geeignet, die in einer spannenden wahren Geschichte versinken wollen, als auch für solche, die historisch interessiert sind.

Fazit:

Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich – spannend, berührend und informativ.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2014
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
Extence, Gavin

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat


sehr gut

Rezension:

Gavin Extence’ Debüt “Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat” ist durch und durch besonders. Angefangen bei dem strahlend gelben Einband, der sich unter dem Schutzumschlag verbirgt, über den ganz besonderen Protagonisten, bis hin zu der ungewöhnlichen Story an sich.

Der Autor erzählt die Geschichte aus Sicht des Protagonisten Alex, dem als Kind ein Meteorit durchs Dach seines Elternhauses direkt auf den Kopf gefallen ist, was er wie durch ein Wunder unbeschadet überstand. Gavin Extence konnte Alex’ sehr spezielles Wesen perfekt einfangen und über den Schreibstil nach außen spiegeln.

So lernt der Leser einen Jungen kennen, der alles hinterfragt und ganz anders ist als andere Jungs in seinem Alter. Er ist einerseits naiv und kindlich – jedoch im krassen Gegensatz dazu gleichzeitig reifer, als es viele Erwachsene sind. Durch einen Zufall gerät Alex an den kiffenden Kriegsveteranen Mr. Peterson, der seit dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen in der Nachbarschaft lebt, in der auch Alex und seine Mutter, die einen Esoterikladen führt, wohnen.

Während sich zwischen Alex und Mr. Peterson nach und nach eine Freundschaft entwickelt, die sich vor allem auf die Liebe zur Literatur stützt, wird der alte Kautz plötzlich schwer krank und Alex muss eine schwerwiegende Entscheidung treffen – letzter Freundschaftsdienst oder Gesetzestreue.

Mir hat diese Geschichte wahnsinnig gut gefallen und vor allem am Ende musste ich schwer schlucken, da einem das ungleiche Paar sehr ans Herz wächst. Gleichzeitig macht man sich nach “Das unerhörte Leben des Alex Woods …” auch Gedanken darüber, wie man an Alex’ Stelle wohl selbst gehandelt hätte und ob man denn stark genug dafür gewesen wäre.

Fazit:

Eine Geschichte über einen ungewöhnlichen Jungen und einen griesgrämigen Kriegsveteran, die ein Tabuthema enthält und ans Herz geht.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.