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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

David gegen Goliath in Detroit
August Octavio Snow war schon immer etwas Besonderes: Aufgewachsen im mexikanischen Viertel von Detroit als Sohn einer Mexikanerin und eines schwarzen Polizisten nahm er schon als Kind eine Sonderrolle ein. Sein Vater war zunächst ein Außenseiter, hat sich aber den Respekt und die Freundschaft der Nachbarschaft durch seine Gradlinigkeit erworben. Auch August trat in seine Fußstapfen und wurde Polizist. Er nahm den Job so genau, dass er ein Geflecht aus Bestechung entlarvte, noch nicht einmal Halt vor den ganz hohen Tieren machte und dafür zwar mit einer Menge Geld entschädigt wurde, gleichzeitig aber auch seine Arbeit und in bestimmten Kreisen sein Ansehen verloren hat.
Zunächst taucht er ab, verbringt ein Jahr mit Reisen und mit Alkohol und kommt dann zurück in sein Viertel, in dem es immer weiter bergab geht. Und gerät gleich wieder in einen Thriller der übelsten Sorte. Die reiche Eigentümerin einer Bank bittet ihn um Hilfe, was er ablehnt. Kurz darauf begeht sie scheinbar Selbstmord. Sein schlechtes Gewissen lässt Snow nachforschen und er sticht in ein Wespennest des organisierten Verbrechens. Zusammen mit einigen wenigen Freunden kämpft er fast gegen eine ganze Armee und fördert immer mehr Müll zu Tage.
Der Autor pflegt einen heute recht ungewöhnlichen Schreibstil, der mich ein wenig an Dashiell Hammet erinnert. Kurz und knapp, sarkastisch, aber immer passend zur Situation. Richtig gut, bitte mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


sehr gut

Tatort Rom und Florenz
Eine deutsche Kommissarin hat sich bei einer Ermittlung ein bisschen weit vorgewagt und wird nun erst einmal beurlaubt bis die Presse sich wieder beruhigt hat. Die Zeit wollte sie ursprünglich mit einer Freundin entspannt in Florenz verbringen, wird dann aber vom Vatikan zu Ermittlungen herangezogen. Eine Braut ist vor dem Altar verblutet, ohne erkennbaren Grund. Da sowohl sie als auch der Ehemann aus alten Adelsfamilien stammen und der Vatikan selbst betroffen ist, soll der Täter gefasst werden. Die italienische Polizei kommt mit den Ermittlungen nicht weiter und ist daher gar nicht so undankbar wegen der Unterstützung.
Weitere Todesfälle folgen, die Art des Todes wird immer seltsamer, aber gewisse Zusammenhänge lassen sich erkennen. In einer parallelen Geschichte erfährt man von einer entführten jungen Frau, die Sklavendienste leisten muss, trotz aller Erniedrigungen aber noch nicht aufgegeben hat. Es dauert eine Weile, bis die Zusammenhänge deutlich werden.
Ein guter Krimi mit einer guten Grundidee, teilweise durchaus spannend. Wenn eine Story in Rom und Florenz spielt, finde ich es auch durchaus interessant, etwas über Land, Geschichte und Künstler zu erfahren. Hier fand ich die pseudo-intellektuellen Exkurse zu Michelangelo, Dante und Vergil doch etwas zu langatmig und teilweise auch störend. Ein bisschen weniger hätte gereicht. Trotzdem lohnt es sich, das Buch zu lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Kojote und Löwe, eine magische Geschichte
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Simonopio, ein Findelkind, das wegen seiner Hasenscharte und seiner ungewöhnlichen Beziehung zu Bienen zu einem Außenseiter in Mexiko im beginnenden 20sten Jahrhundert wird. Nur in der Familie Morales, die ihn aufnimmt, sieht man über seine Eigenheiten hinweg und nimmt ihn liebevoll auf. Auch wenn er nie lernt verständlich zu sprechen, versteht er alles und ist durchaus in der Lage, sich verständlich zu machen. Keine Verständigungsprobleme hat er mit seinen Bienen, die ihn umschwirren und ihm flüsternd vieles mitteilen, ihm besondere Fähigkeiten lehren.
Man erfährt einiges aus der Geschichte der Familie Morales, einiges über Politik und Geschichte Mexikos, alles aus der Sicht der Menschen, die Krieg, Epidemien, Bankenpleite und ungerechter Politik ertragen müssen. Mit der Hilfe Simonopios überlebt die Familie die spanische Grippe und ist in der Lage, den größten Teil des Grundbesitzes vor der anstehenden Enteignung zu bewahren. Aber nicht vor allem kann er seine Familie und den kleinen Nachkömmling Francisco schützen.
Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass auf eine so unglaublich dichte und sprachlich hervorragende Art erzählt wurde. Die Autorin hat ein Erzähltalent, wie man es nur sehr selten findet.

Bewertung vom 18.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen in einem Cold Case
Im Moment sind die Ermittlungen in Cold Cases ja ziemlich populär. sowohl in der Literatur als auch im wirklichen Leben. Das ist aber auch alles, was diesen Krimi mit ähnlichen Fällen verbindet. Die Art, wie die beiden Fälle miteinander verbunden und natürlich am Ende gelöst werden ist wirklich hervorragend!
Zunächst ist kaum verständlich, wie der Fall der verschwundenen Mädchens 2009 in Schweden und die Undercoverermittlung in den USA 2019 zusammenhängen. Parallel erfährt der Leser Bruchstücke. Einmal aus der Sicht des Vaters der verschwundenen jungen Frau, einmal aus der Sicht des amerikanischen Polizisten, der so amerikanisch gar nicht ist. 2009 hatte man einen Verdächtigen, dem man aber nichts nachweisen konnte. Die Ermittlungen waren aber sehr einseitig, gingen absolut nicht in andere Richtungen. John, der Amerikaner, muss in das Zeugenschutzprogramm, setzt gegen alle Widerstände durch, dass seine neue Identität ein schwedischer Polizist sein wird. Er ermittelt gleich im Fall von 2009 und hat eine völlig andere Sichtweise, auch weil er persönlich involviert ist. Und schon fördert er vieles zu Tage.
Ein Schwedenkrimi der allerbesten Sorte! Super spannend aufgebaut, durchaus nicht ohne Humor und mit einigen überraschenden Wendungen. Von der Sorte bitte mehr!

Bewertung vom 06.02.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Spielzeug: Eine deutsch-deutsche Geschichte
Eva, Jan und Iris sind Kinder der drei Geschwister Langbein, im gleichen Jahr geboren und zumindest teilweise, gemeinsam aufgewachsen. Nach langer Zeit treffen sie sich im thüringischen Sonneberg, um sich um das gemeinsame Erbe zu kümmern. Es besteht aus einem alten Wohnhaus und einer Fabrik, in der seit über 100 Jahren mit wechselndem Erfolg Spielzeug produziert wurde. Nach der Wende musste die Fabrik Insolvenz anmelden und eigentlich soll alles verkauft werden. Nach und nach räumen die drei die einzelnen Zimmer aus und setzen Erinnerungen frei. Parallel wird die Geschichte der Familie erzählt, beginnend im Jahr 110, mit der Gründung der Fabrik. Inflation, zwei Weltkriege und das Dasein als volkseigener Betrieb in der Sperrzone der DDR hat man erlebt und irgendwie immer überlebt und weitergemacht. Die drei Cousins und Cousinen der heutigen Zeit erleben gerade privat einen Umbruch, sind mit ihrem Leben unzufrieden und haben sich ziemlich auseinandergelebt. Aber die gemeinsame Arbeit bringt sie einander wieder näher und am Ende ist mehr als das Entrümpeln ein gemeinsames Ziel.
Im Laufe der vergangenen 100 Jahre erlebt der Leser eine Familie, die zusammenhält, immer das Herz der Familie, die Fabrik, im Mittelpunkt. Sehr akribisch recherchiert und sehr einfühlsam beschrieben: Ein wirklich gutes Buch!

Bewertung vom 23.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Zum Schmunzeln, aber trotzdem ein Krimi
Jeder Mensch hat eine Vorstellung von der Queen, mag das so richtig sein oder nicht. Auf sehr sympathische Weise werden die meisten Klischees bedient. Ja, genauso könnte das Privatleben in Windsor aussehen: Immer die Form wahrend, trotzdem aber den eigenen Willen durchsetzen, auch wenn das nicht immer übereinstimmt mit dem Bild, das der Öffentlichkeit vermittelt wird.
Trotz allen Humors geht es aber tatsächlich um einen Krimi. Ein Mord ist passiert in Windsor. Ein junger Mann, der auf einer kleinen Feier aufgetreten ist wird tot in seinem Schrank aufgefunden. Bei einem ersten, nicht sehr sorgfältigen Blick scheint es sich um einen versehentlichen Selbstmord im Zuge eines aus dem Ruder gelaufenen Sexspiels gehandelt zu haben. Diese Ursache hält aber keinem zweiten Blick stand, zu schlampig ist das gemacht. Da der Tote Russe ist, wird sofort ein Komplott Putins vermutet, was der Queen so gar nicht einleuchten will. Gleich schickt sie ihre neue Sekretärin Rozie aus, um Nachforschungen anzustellen. Das macht sie sehr geschickt und erfährt bei der Gelegenheit, dass diese Ermittlung der Queen keineswegs die erste in ihrer langen Amtszeit ist. Es gibt viele Fährten, auch viele falsche, aber am Ende wird der Täter tatsächlich ermittelt und natürlich kann die Queen die ihr zustehenden Lorbeeren nicht ernten.
Natürlich ist das Fiktion, aber so könnte es sein. Mit jeder Zeile spürt man die Hochachtung, die die Autorin ihrem Staatsoberhaupt gegenüber empfindet. Einfach köstlich, bitte mehr davon!

Bewertung vom 16.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

Johann/Johanna
Die Charaktere dieses Buches könnten auch heute leben: Da gibt es die Reichen, die noch mehr Reichtum an sich reißen wollen, die Missgünstigen, die mit Vorurteilen. Aber es gibt auch die, die einander helfen und die alles tun um sich und die Ihren durch schlechte Zeiten zu bringe.
Allerdings sind die Nöte, mit denen die Menschen im 17 Jahrhundert zu kämpfen hatten, ganz andere als heute. Die Pocken, der dreißigjährige Krieg mit den marodierenden Soldaten, Hexenverfolgung und die Unwägbarkeiten des Wetters verursachen Existenzängste, man kämpft praktisch jeden Tag um das blanke Überleben. Welche Chancen hat also ein 13-jähriges Mädchen, die die ganze Familie durch die Pocken verloren hat? Die einzige Hoffnung ist ein Onkel, den sie nicht kennt, und der einige Tagemärsche entfernt wohnt. Aber wie dahin kommen? Die Nachbarin verkleidet sie als Junge und sie kommt tatsächlich heil an. Die Rolle spielt sie weiter und findet Gefallen an den Möglichkeiten, die Jungen haben, besonders, die Möglichkeit, ein Handwerk, die Töpferei, zu erlernen. Sie gewinnt den Respekt des Onkels, kann die Rolle aber nicht ewig weiterspielen.
Ein richtig gutes Buch für Leser, die wie ich historische Romane lieben. Gut und spannend geschrieben, mit viel Hintergrundinformationen und mit überraschenden Wendungen!

Bewertung vom 18.12.2020
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Zwei Freundinnen
Zwei junge Mädchen befreunden sich in Holland in einer Zeit, als der Glaube oder Herkunft noch keine Rolle spielten. Die eine verliebt sich in den Bruder der Freundin und alles scheint gut. Aber dann ist die Liebe nicht stark genug, sie geht eine Beziehung zu einem reichen Amerikaner ein und die Freundschaft der beiden Mädchen zerbricht. Erst als Eliese mit einem Sohn und ohne Mann wieder zurück nach Holland kommt, trifft sie wieder auf Josie. Inzwischen sind die Nazis in Holland einmarschiert und jetzt spielt es doch eine Rolle, ob man "Arier" oder Jude ist, egal, wie viel Geld man hat. Genau diese Widerstände bringen die beiden wieder zusammen. Gemeinsam entwickeln sie einen gefährlichen Plan.
Parallel zu dieser Geschichte, die 1944 erst einmal offen endet, lernt man Ava kennen, eine junge Frau, die von den sehr reichen Verwandten ihrer verstorbenen Mutter adoptiert wurde und die sich jetzt um eine Stiftung kümmern soll. Die ersten Jahre ihres Lebens ist sie bei ihrer Mutter aufgewachsen und das hat sie geprägt. Ihr liegt wenig an Besitz und viel an der Wahrheit. Das kommt bei ihren beiden Onkeln gar nicht gut an. Als sie per Zufall tatsächlich auf eine Spur in die Vergangenheit stößt, wird es richtig gefährlich für sie.
Dieses Buch hat alles, was ich mir nur wünschen kann: Ein Rückblick in die Geschichte, sehr spannend erzählt, einen großen Bogen in die Gegenwart, Freundschaft und Liebe. Toll!

Bewertung vom 02.12.2020
Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Umbruch
Der große Kosmos der mit Gut Greifenau verbundenen Menschen lebt weiter das Leben in Pommern und Berlin. Vielfältig sind die Entwicklungen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, persönlich und auch politisch. Ein leichter Aufschwung ist im ganzen Land zu verspüren, als die Inflation gestoppt wird. Die lastenden Schulden können getilgt werden, es gibt wieder Arbeit und man erhält einen Lohn, für den man sich auch etwas kaufen kann. Aber nur heile Welt gibt es auch nicht. Weiterhin ist es schwierig, als Frau ein Medizinstudium durchzustehen, manche Berufe sind durch die fortschreitende Technik vom Aussterben bedroht und trotz der scheinbaren Weltoffenheit besonders in Berlin haben Angehörige von Randgruppen wie Homosexuelle und Juden mit immer größer werdenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Als Frau unverheiratet schwanger zu sein ist auch nicht leicht. Neue politische Gruppierungen sind auf dem Weg, vieles zu verändern.
Dieses ganze Spektrum und noch viel mehr wird auf eindrucksvolle Weise in diesem Buch verarbeitet, mit ganz persönlichen Erlebnissen der einzelnen Protagonisten unterfüttert. Wer Geschichte besser empfindet, wenn sie an menschlichen Beispielen gezeigt wird, muss Freude an diesem Buch haben, auch wenn er die vorherigen Teile der Reihe nicht kennt!

Bewertung vom 14.11.2020
Das schwarze Gold des Südens
Haigh, Tara

Das schwarze Gold des Südens


ausgezeichnet

Geschichte einmal anders
Ein Imperium rund um die Herstellung von Produkten aus Lakritz und der Bau des Eiffelturms. Das sind die Eckpfeiler des historischen Hintergrundes dieses Buches. Natürlich geht es auch um die allgemein zum Ende des 19ten Jahrhunderts geltenden gesellschaftlichen Regeln, besonders die, die die Frauen betrafen.
Zum Inhalt: Zwei Schwestern, Töchter einer zunächst gut situierten Fabrikantenfamilie, sind sehr unterschiedlich. Amalie passt sich an, glaubt ihr Verhalten den gängigen Regeln und dem Wohl der Familie unterordnen zu müssen. Elise dagegen ist eine Rebellin, ist sich ihres Wertes durchaus bewusst, was durch ihre Ausbildung zur Lehrerin mit entsprechend höherer Bildung noch verstärkt wird.
Als einige Krisen, sowohl finanzieller als auch persönlicher Natur entstehen, wird sich zeigen, welche Werte zu welchen Ergebnissen führen können. Lange verborgene Geheimnisse kommen ans Licht und erschweren das Happy End, das man sich eigentlich bei der spannenden Lektüre wünschen würde. Sehr ausführlich werden die Umstände und die Gedanken der Personen beschrieben, manchmal ein wenig langatmig, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.