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Benutzername: 
Feliz
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 227 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2022
Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
Thomas, Aiden

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald


ausgezeichnet

Das Cover mag ich wirklich gerne, weil es wirklich gut zu der Geschichte passt. Es wirkt geheimnisvoll und recht düster, aber durch die Darstellung von den Silhouetten von Wendy und Peter wird schon ein subtiler Hinweis auf den Inhalt gegeben. Ich mag das Cover des Originals allerdings noch eine Spur lieber, einfach weil mir die Farben deutlich besser gefallen.

Die Geschichte klang sehr vielversprechend: Schon fünf Jahre ist es her, dass Wendy zusammen mit ihren Brüdern Michael und John im Wald verschwand und alleine zurückkehrte. Noch immer hat Wendy keinerlei Erinnerungen an die Zeit im Wald und leidet darunter nicht zu wissen, was mit ihren Brüdern passiert ist. Als nun wieder Kinder verschwinden, muss sie sich mit den Dämonen ihrer Vergangenheit auseindersetzen und erhält dabei unerwartet Hilfe von Peter Pan, den sie aus den Erzählungen ihrer Mutter kennt und den es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Ich finde es immer spannend, wenn bekannte Märchen oder Geschichten neuinterpretiert werden, deswegen wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen und wurde zum Glück nicht enttäuscht. Das liegt auch an dem poetischen, leichten Schreibstil. Ich musste mich zwar zu Beginn daran gewöhnen und habe ein wenig gebraucht, um so richtig in die Geschichte zu finden, aber nach ein paar Kapiteln habe ich mich an die Art der Erzählung gewöhnt und bin vollkommen in die Geschichte eingetaucht.

Das liegt auch an der wirklich gelungenen Atmosphäre, die in dem Buch erzeugt wird. Sie zeigt sehr deutlich, dass es sich hierbei um keine Geschichte für Kinder handelt oder eine bloße Erzählung eines Märchens. Ich mochte, dass es fünf Jahre nach Wendys Abenteuern in Nimmerland spielt, auch wenn sie sich nicht daran erinnert und es lange im Unklaren bleibt, ob das alles wirklich passiert ist oder nicht. Genau das macht die Geschichte so besonders, man fragt sich immer, was mit Wendy im Wald passiert ist, warum sie solche Angst hat und was genau mit ihren Brüdern passiert ist. Ich habe ein wenig gebraucht, um mit Wendy warm zu werden, weil ihr eben ein großes Stück ihrer Erinnerung fehlt und sie dadurch oft nicht weiß, ob sie sich selbst vertrauen kann. Doch sie ist mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen und ich habe mit ihr mitgelitten, auch weil sie es schafft, ihre Ängste immer wieder zu überwinden und gegen sie anzukämpfen. Ich fand das unglaublich mutig, weil sie sich selbst so oft zurücknimmt, obwohl sie Angst hat, nur um anderen dadurch helfen zu können. Bei Peter fiel es mir nicht ganz so leicht, vielleicht auch weil ich in den Geschichten sonst eher nicht mochte. Ich konnte nie so richtig verstehen, wie man so wenig Verantwortung für etwas übernehmen konnte, sodass ich ihn immer eher als rücksichtslos wahrgenommen habe. In diesem Buch ist das aber anders, vielleicht auch weil er altert und sich notgedrungen mit manchen Szenarien auseinandersetzen muss, vielleicht auch weil er eine besondere Beziehung zu Wendy hat.

Die Interpretation der Geschichte ist an sich nichts Neues, besonders nicht, wenn man sich mit Neuinterpretationen von Märchen oder Mythen auseinandergesetzt hat, aber die Umsetzung ist dennoch besonders. Die Emotionalität, die Zerbrechlichkeit der Charaktere und das atmosphärische Erzählen geben der Geschichte einen Rahmen, der zugleich fesselt und emotional mitreißt.

Bewertung vom 05.12.2022
Ich. Bin. So. Glücklich.
Knoll, Jessica

Ich. Bin. So. Glücklich.


sehr gut

Das Cover der neuen Auflage von Happiest Girl Alive mag ich recht gerne und ich bin normalerweise kein großer Fan von Büchern, die als Filmausgaben erneut herausgebracht werden. Aber die Darstellung passt ziemlich gut zu meiner Vorstellung von Ani und verdeutlicht die Stimmung des Buches hervorragend.

Bei der Geschichte war ich mir lange nicht sicher, was ich erwarten sollte: Ani FaNelli kann es gar nicht erwarten, ihren Namen endlich loszuwerden und ihren Verlobten Luke Harrison zu heiraten. Sie liebt ihren Job bei einem Frauenmagazin und verdient genug, um ihr Leben in New York zu finanzieren. Doch sie hat ein Geheimnis aus ihrer Jugend und es hält sie nachts noch immer wach. Als sie dann eine Anfrage für eine Dokumentation erhält, muss sie sich notgedrungen mit dem auseinandersetzten, was sie erlebt hat und erkennen, dass sie vielleicht nicht der Mensch ist, für den sie sich selbst gehalten hat und den andere kennen.

Ich wusste nicht so richtig, was mich bei dem Buch erwarten würde, aber ich habe einiges über den Film gehört, sodass ich erst einmal das Buch lesen wollte. Ich fand es auch erstaunlich fesselnd und mitreißend, was auch am Schreibstil lag. Der hat es wirklich geschafft, mich in die Geschichte zu ziehen und mich bis zum Schluss festzuhalten. Allerdings ist es an der ein oder anderen Stelle nicht ganz einheitlich, was möglicherweise am eBook liegen könnte, aber ich fand es durchaus verwirrend, zumal es bei anderen Personen auch vorkommt, dass sie plötzlich mir anderen Namen angesprochen werden. Das sind nur Kleinigkeiten, aber ich finde es trotzdem störend, vor allem wenn es häufiger vorkommt.

Auch die Story fand ich zu Beginn nicht so super interessant, weil es zu Beginn vor allem darum geht, was Ani trägt, welche Taschen sie besitzt und wie viel Geld sie bzw. ihr Verlobter hat. Das alles wirkte sehr oberflächlich und irgendwie fake. In dieser Zeit mochte ich auch Ani nicht besonders, weil alles was sie tut, sehr kalkuliert und manipulativ wirkt. Ich habe selbst gemerkt, dass ich Abstand zu ihr genommen habe, weil ich es furchtbar fand, wie sie sich verhalten hat. Als dann aber zunehmend Rückblenden aus ihrer Jugend miterlebt habe, habe ich gemerkt, wie ich ihr Verhalten zunehmend besser verstanden habe, auch wenn ich sie als Teenager nicht immer mit der Frau in Verbindung bringen konnte, zu der sie geworden ist. Ab einem gewissen Punkt hatte ich das Gefühl, zu wissen, in welche Richtung sich die Story entwickeln würde, aber ich lag tatsächlich falsch, weil es um viel mehr ging. Das war es auch, was das Buch für mich so interessant gemacht hat, ich mochte es, nach jeder Seite mehr zu erfahren und das Gefühl zu haben, immer besser zu verstehen, was für ein Mensch Ani ist. Ihre Entwicklung, sowohl in ihrer Teenagerzeit als auch später während des Buches fand ich unglaublich spannend zu beobachten und diese macht das Buch auch so besonders für mich.

Bewertung vom 05.12.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


gut

Das Cover finde ich durchaus schön gestaltet, weil es so dramatisch wirkt. Allerdings finde ich, dass es nicht perfekt zum Inhalt passt. Da hätte ein Silvesterthema vielleicht besser gepasst als die Rosen im Eis.

Der Inhalt klang aber vielversprechend: Fredrik und Nina wollen wie jedes Jahr Silvester mit ihren Freunden Lollo und Max und Malena feiern, während ihre 17-jährigen Töchter Jennifer und Smilla ihre eigene Party schmeißen. Obwohl Nina Zweifel daran hat, ihre Tochter feiern zu lassen, überredet ihr Mann sie dazu. Als sie nach einer feucht-fröhlichen Nacht am nächsten Tag aufwachen, ist sie für niemandem mehr dieselbe, denn Jennifer wird vermisst und es scheint, als sei Smilla die letzte, die sie gesehen hat, als sie vor Mitternacht von ihrer eigenen Party verschwunden ist. Doch alle Mitglieder der Familien haben ihre Geheimnisse und eines könnte Jennifer in Gefahr gebracht haben.

Ich habe mich schon darauf gefreut, einen richtig spannenden Thriller zu lesen, in dem man niemandem vertrauen kann und der einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, so ganz überzeugen konnte es mich aber leider nicht. Das liegt allerdings eher nicht am Schreibstil, der ist zwar nicht außergewöhnlich, aber doch sehr leicht zu lesen, sodass man nur so durch die Seiten geflogen ist. Dazu trägt es auch bei, dass die Kapitel aus der Sicht verschiedener Personen erzählt wird und diese zumindest teilweise Dinge andeuten, von denen man unbedingt wissen will, was sie damit meinen.
Allerdings ist es auch das, was das Buch für mich manchmal schwierig macht. Durch die verschiedenen Sichten wurde man in eine bestimmte Richtung geleitet und ich habe die ganze Zeit gehofft, dass das Buch nicht ein bestimmtes Ende nimmt. Das tut es letztlich auch nicht komplett, aber es war mir dennoch eine Spur zu nah dran, als dass ich es wirklich gerne mochte. Natürlich wollte ich dennoch unbedingt wissen, was genau jetzt an Silvester und der Nacht von Neujahr passiert ist, aber ich hatte immer eine Vermutung, die zumindest zum Teil zutraf und fand das irgendwie schade. Außerdem fand ich eine der Entwicklungen nicht wirklich notwendig, ich verstehe sie, ich fand aber, dass sie einfach nur genutzt wurde, um Drama zu erzeugen und das war für mich nicht wichtig für die Entwicklung der Story.
Viel mehr hat mich aber gestört hat, ist, dass ich keinen Charakter so richtig gerne mochte. Ich brauche eigentlich immer jemanden, den ich zumindest ein bisschen mag, hier fiel mir das aber sehr schwer. Fredrik fand ich an vielen Stellen wirklich sehr selbstmitleidig und das hat mich extrem genervt, weil er seine Frau wirklich hätte mehr unterstützen können. Ich war nach einer gewissen Zeit wirklich sauer auf ihn, weil er sehr oft so getan hat, als wäre er der leidende Held der Geschichte, ich finde aber, dass er sich in wirklich vielen Situationen eben nicht korrekt verhalten hat. Nina konnte ich da oft sehr viel besser verstehen, aber ich wurde dennoch nicht so ganz warm mit ihr, was möglicherweise auch daran lag, dass sie in einem ganz anderen Abschnitt ihres Lebens ist als ich.

Alles in allem war das Buch durchaus fesselnd, aber eher weil ich wirklich wissen wollte, ob ich mit meiner Vermutung über das, was passiert ist, richtig lag. Ich fand die Auflösung aber nicht so richtig überzeugend, auch wenn sie besser war als meine Vermutung. Mein größtes Problem war aber, dass ich zu keinem Zeitpunkt einen richtigen Zugang zu den Figuren hatte, evtl. wäre es gut gewesen, noch den Blick von Smilla oder Anton oder vielleicht auch den von Jennifer vor ihrem Verschwinden zu erhalten, um eine größere Vielfalt der Personen abzubilden.

Bewertung vom 17.11.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


gut

Das Cover mag ich recht gerne, weil es die Stimmung des Buches ziemlich gut einfängt und gleichzeitig in seiner Schlichtheit wirklich schön aussieht. Allerdings sticht es so gar nicht aus der Masse der skandinavischen Krimis heraus.

Die Geschichte klang erst einmal nach einem typischen Krimi: Die Polizistin Hanna Ahrlander hat es gerade nicht leicht, nachdem sie sich gegen einen Kollegen aufgelehnt hat und ihr von ihrem Vorgesetzten unmissverständlich klargemacht wurde, dass sie in der Dienststelle keine Zukunft mehr hat, verlässt sie auch noch ihr Freund und sie muss aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Ihre ältere Schwester bietet ihr das Ferienhaus der Familie in Åre. In der abgelegenen Gegend tröstet Hanna sich mit Wein und Essen, bis sie davon hört, dass ein Mädchen vermisst wird. Sie ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen und weder ihre Eltern noch ihre Freunde haben seitdem etwas von ihr gehört. Hanna meldet sich, wie viele Einwohner der Stadt freiwillig, um bei der Suche zu helfen. Als dann eine Leiche gefunden wird, stellt sie fest, dass sie Informationen hat, die den Kommissar Daniel Lindskog interessieren können und findet sich plötzlich mitten in den Ermittlungen wieder.

Ich habe mich wirklich darauf gefreut, mal wieder einen richtig spannenden Krimi zu lesen, vor allem wenn es draußen so langsam wieder kälter und dunkler wurde. Ganz überzeugen konnte mich dieses Buch aber leider nicht, das liegt auch am Schreibstil. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Übersetzung liegt oder am Schreibstil selbst, aber an manchen Stellen war er ein wenig holprig und sorgt so dafür, dass ich die Geschichte vor allem zu Beginn auch eher stockend gelesen habe. Das hat ein bisschen dafür gesorgt, dass ich nicht ganz so leicht in die Geschichte gefunden habe, mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und habe das Buch recht schnell durchgelesen.

Auch mit den Charakteren bin ich eher schwierig warmgeworden. Bei Daniel fiel es mir noch etwas leichter, weil ich ihn und seine Handlungen größtenteils gut verstehen konnte. Ich mochte auch, dass er nicht ein typischer Einsamer Wolf ist, sondern eine junge Familie hat, obwohl es in Kombination mit seiner Freundin und seiner kleinen Tochter durchaus Schwierigkeiten gibt. Ich mochte aber, dass er konzentriert und unaufgeregt ermittelt, ohne dass er dabei Dinge übersieht. Mit Hanna hatte ich ehrlich gesagt mehr Probleme. Das liegt aber auch daran, dass ich es selten mag, wenn man Protagonisten an ihrem schlimmsten Tag des Lebens kennenlernt und ihnen beim Suhlen im Selbstmitleid zuschaut. Ich finde das immer eher anstrengend, bei Hanna aber ganz besonders, auch weil immer wieder betont wurde, wie sehr ihre Kollegen im Unrecht waren. Das ist natürlich wahr und auch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, aber ich fand es trotzdem irgendwie zu flach als Hintergrundgeschichte.

Der Fall als solcher war sehr solide und ich wollte unbedingt wissen, was genau jetzt mit Amanda passiert ist, aber ich wusste es leider schon recht früh. Vielleicht ist es gar nicht so offensichtlich und ich hatte in diesem Fall einfach das richtige Gefühl, aber das hat dennoch ein wenig dazu geführt, dass ich nicht so richtig mitermitteln konnte, sondern hin und wieder ein bisschen den Kopf darüber geschüttelt habe, dass die Ermittler manche Sachen nicht früher erfahren haben. Es ist natürlich klar, dass man durch die verschiedenen Sichten mehr Informationen hatte als die Ermittler, aber ich fand es spätestens ab einem gewissen Punkt wirklich offensichtlich und habe darauf gewartet, dass sie jetzt endlich auch darauf kommen.

Alles in allem hat mich das Buch trotz einiger Schwächen durchaus unterhalten, ich merke, dass ich bei Krimis mittlerweile wirklich anspruchsvoll bin und jedes Mal unbedingt vom Täter überrascht werden will, wahrscheinlich auch deswegen war ich ein wenig enttäuscht, würde aber einen zweiten Teil dennoch lesen wolle, schon alleine um der Reihe noch eine Chance zu geben.

Bewertung vom 17.11.2022
Shatter and Shine / Faith-Reihe Bd.2
Stankewitz, Sarah

Shatter and Shine / Faith-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir wirklich ausgesprochen gut. Ich mag zum einen, dass es hervorragend zum ersten Teil der Faith-Reihe passt und zum anderen, dass es nahezu perfekt die Stimmung der Geschichte einfängt.

Diese hat mich ebenfalls direkt gereizt, vor allem weil ich ein paar der Charaktere ja schon auf dem ersten Teil der Reihe kannte: Hazel hat nach dem Tod ihres Ex-Freundes Mason in Afghanistan Probleme, sich wieder richtig in den Alltag einzufinden und findet lediglich Halt auf dem Hof ihres Großvaters. Als sie langsam wieder ihren Nebenjob als Lehrerin für Gebärdensprache aufnimmt, trifft sie auf Cameron, der sich noch immer nicht daran gewöhnen kann, nie wieder hören zu können. Nur seiner Mutter und seinem besten Freund zuliebe geht er zu Hazels Stunden, doch sie schafft es mit der Hilfe ihres kleinen Bruders, ihn ein wenig aus der Reserve zu locken. Während Cam versucht, sich in seinem Leben neu zurecht zu finden, kommen er und Hazel sich immer näher, doch sie ahnt nicht, dass Mason und er mehr gemeinsam haben, als sie gedacht hätte.

Der Schreibstil von Sarah Stankewitz ist auch in diesem Buch wieder hervorragend. Ich habe schon ein paar ihrer Bücher gelesen und ihre Art zu schreiben ist gleichermaßen fesselnd und emotional. Sie schafft es jedes Mal mich ab den ersten Seiten in die Geschichte zu ziehen und so mitzureißen, dass ich es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe.

Der erste Teil der Reihe gefiel mir gut, aber es wurden so viele emotionale Themen angesprochen, dass ich das Gefühl hatte, ein wenig überfordert zu werden und mich nicht vollkommen auf die Geschichte einlassen zu können. Das ist in diesem Buch zum Glück nicht der Fall. Zwar haben mich viele der Themen immer wieder emotional mitgenommen und berührt, aber es waren nicht hundert verschiedene Themen, die einem keine Zeit ließen, sie zu verarbeiten. Ich fand es ziemlich spannend, zu lesen, wie Cam sich nach und nach an die Stille um ihn herum gewöhnt und erkennt, dass, nur weil er sein Gehör verloren hat, die Welt um ihn herum nicht vollkommen still ist und er ebenso Glück verdient. Ich mochte Cam und Hazel einfach unglaublich gerne. Auch wenn er zu Beginn fast schon unhöflich und verschlossen wirkt, wird mit jeder Seite klarer, dass er sich nur wegen seiner traumatischen Erlebnisse so verhält und ich habe geliebt, zuzusehen, wie er langsam auftaut, vor allem in Kombination mit Hazels Bruder.
Hazel mochte ich ebenfalls extrem gerne. Sie ist einfach ein guter Mensch und versucht immer allen um sie herum so gut zu helfen, wie sie kann. Vielleicht auch deswegen hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie sich selbst nie an die erste Stelle, sondern versucht in erster Linie für andere da zu sein. Dennoch fand ich gut, wie sie mit Masons Tod umgeht und ihre Emotionen immer reflektiert. Sie nimmt sich Zeit für sich, zieht sich aber nicht vollkommen zurück und erkennt auch, dass sie trotz ihrer Liebe zu ihrem ersten Freund durchaus wieder bereit ist, sich neu zu verlieben. Das fand ich sehr angenehm, weil sie zwar beide schwierige Erlebnisse hatten, aber dennoch zumindest mit der Zeit dazu bereit waren sich zu öffnen und auch bei Problemen eher geredet haben, selbst wenn es schmerzhaft war.

Alles in allem habe ich bei dieser Geschichte wirklich mit den Personen gelitten und ihnen immer gewünscht, dass sie endlich ihr Happy End finden. Auch deswegen habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen und werde auch in Zukunft definitiv das ein oder andere Buch der Autorin lesen, weil sie mich spätestens jetzt so richtig überzeugt hat.

Bewertung vom 17.11.2022
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


ausgezeichnet

Ich liebe die Cover der Bücher von Jennifer Benkau. Ich habe jedes Mal das Gefühl, schon dadurch eine direkte Verbindung zu den Protagonistinnen aufbauen zu können. Normalerweise stört es mich, wenn mir durch die Darstellung eine gewisse Vorstellung aufgezwungen wird, aber hier stört es mich sehr wenig, auch weil die Bücher sich so hervorragend in meinem Regal machen.

Die Geschichte klingt ebenfalls direkt wieder sehr vielversprechend: Kaya ist Schmiedin und in dem kleinen amischen Dorf an der Grenze zu Eshrian eine Außenseiterin. Einzig ihr bester Freund Nevan und ihre Familie unterstützen sie. Als eine wichtige Reliquie von Amisa nach Eshrian geschickt werden soll, um den Frieden zwischen den beiden Ländern zu sichern, schließen Kaya und Nevan sich der Karawane an. Doch sie muss aufpassen, nicht zu zeigen, dass sie mit Farben und Runen Magie wirken kann, weil noch immer Magiebegabte nach Lyaskye ausgeliefert werden. Als die Karawane angegriffen wird, muss sie diese Magie einsetzen und wird prompt zum Anführer der Angreifer gebracht, der schwer verwundet ist. Mirulay war der Erbe des Machtwahrers in Eshrian, bis sein Onkel brutal die Macht an sich riss und seine Eltern tötete. Nun versucht er alles, um seinen Platz wieder einnehmen zu können, auch wenn er nichts lieber möchte, als aufzugeben. Als Kaya ihn rettet, gehen sie eine Verbindung ein, die dazu führt, dass sie nicht mehr weiß, was sie für ihren Entführer verbindet, denn Miru will sich nie wieder verlieben und stellt sein Königreich über alles andere, auch über Kayas Gefühle.

Ich habe mich schon riesig auf dieses Buch gefreut, weil ich die anderen Teile, die in der Welt spielen gerade noch einmal gelesen hatte und sie wirklich geliebt habe. Zum Glück hat mich dieses Buch ebenso begeistert. Das liegt auch an dem wirklich fesselnden Schreibstil. Ich brauche immer ein paar Kapitel, um wirklich in die Geschichte zu kommen, weil sowohl die Welt als auch der Schreibstil durchaus komplex sind. Wenn ich allerdings in die Geschichte eingetaucht bin, fiel es mir schwer, mich wieder aus ihr zu lösen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es ausgeht und was hinter all den Handlungen steckt.

Das liegt auch an den Charakteren, die ich nahezu mit ihren ersten Kapiteln in mein Herz geschlossen habe. Die Tatsache, dass Miru miterleben musste, wie seine Eltern sterben, hat mir das Herz gebrochen, dass ein kleiner Junge plötzlich nicht mehr weiß, wohin er gehört und wie er überleben soll, war furchtbar. Auch wenn ich sein Verhalten als Erwachsener nicht immer gut fand, konnte ich es dennoch verstehen, er hat so viele Schicksalsschläge überleben müssen, dass es ihm nicht mehr leicht fällt, anderen zu vertrauen oder sich emotional auf sie einzulassen. Bei Kaya fiel es mir oft noch etwas leichter, sie zu lieben. Sie ist, obwohl sie ihre Fähigkeiten immer verstecken muss, ein so offener, emotionaler Mensch, dass ich gar nicht anders konnte, als sie in mein Herz zu schließen und sie bei jedem Schritt anzufeuern. Auch die Nebencharaktere, wie Cisca oder Talka mochte ich erstaunlich gerne, was ich zu Beginn eher nicht gedacht hätte.

Alles in allem habe ich diese Geschichte wirklich ab den ersten Kapiteln geliebt. Der Schreibstil hat mich direkt in die Geschichte gezogen und ich habe die Charaktere direkt in mein Herz geschlossen, ich kann gar nicht erwarten, zu wissen, wie es weitergeht, weil ich ihnen so sehnsüchtig ein Happy End wünsche.

Bewertung vom 28.10.2022
Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'
Hazelwood, Ali

Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'


sehr gut

Das Cover mag ich ebenso wie das von „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ leider so überhaupt nicht. Ich finde die Farben zwar durchaus erfrischend, verstehe aber überhaupt nicht, warum man nicht bei den recht coolen Originalcovern bleiben konnte. So sehen beide Bücher leider vielmehr nach irgendwelchen Sachbüchern als nach einem Liebesroman aus.

Die Geschichte klang recht vielversprechend: Bee ist mit ganzem Herzen Neurowissenschaftlerin und nach den Erlebnissen mit ihrem ehemaligen Verlobten davon überzeugt, dass auch Liebe nur ein neurophysiologischer Zwischenfall ist, den es zu überwinden gilt. Doch als ihr die Leitung ihres Wunschprojektes bei der NASA angeboten wird, bei der es um die Erforschung eines Helmes für Astronauten geht, ist sie sie sich plötzlich nicht mehr so sicher. Sie trifft erneut auf ihren akademischen Levi Ward und der macht die Arbeit an ihrem Projekt deutlich schwieriger als sie erwartet hätte. Zum Glück hat sie ihren wirklich erfolgreichen Twitter-Account „Was würde Marie Curie tun?“, auf dem Frauen aus der Wissenschaft sich gegenseitig ihre Erlebnisse erzählen und unterstützen, der ihr immer wieder hilft, weiterzumachen. Als sie dann merkt, dass sie Levi vielleicht doch falsch eingeschätzt hat, muss sie sich fragen, was sie selbst überhaupt will.

Ich mochte „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ wirklich gerne und habe mich deswegen auch auf dieses Buch gefreut. Der Schreibstil zumindest hat mich diesmal deutlich schneller abgeholt als ich im vorherigen Buch. Ich war direkt in der Geschichte und diese hat mich auch bis zum Schluss nicht mehr wirklich losgelassen.

Das liegt vor allem am großen Unterhaltungswert der Geschichte, ich musste immer wieder lachen, weil die Handlung zum Teil so absurd war, dass ich gar nicht anders konnte. Die Handlung als solche war ziemlich vorhersehbar, ich wusste nahezu ab der ersten Seite, was genau passiert ist und was noch passieren wird. Das hätte mich normalerweise ziemlich gestört, hier war es aber erstaunlicherweise recht okay. Dafür sind mir auch die Charaktere zu sympathisch, ja Bee mag recht naiv sein, was menschliche Interaktionen angeht, aber ich mag, wie sehr sie für Dinge kämpft, die ihr wichtig sind und dass es wirklich viel braucht, um sie zum Aufgeben zu bewegen. Dabei fand ich es besonders gut, dass immer wieder auf die Probleme von Frauen in der Wissenschaft aufmerksam gemacht wird. Ich finde es durchaus wichtig, auf diese Themen immer mal wieder einzugehen, weil durch die Einstellung von Frauen eben noch nicht eine Gleichbehandlung geschaffen wird. Davon abgesehen mag ich einfach, dass sie ein bisschen seltsam ist und auch dazu steht, das fast schon zelebriert. Auch Levi habe ich ziemlich schnell ins Herz geschlossen. Man hat direkt zu Beginn bemerkt, wie er Bee gegenüber wirklich empfindet und ich hatte deswegen immer ein wenig Mitleid mit ihm, weil sie es jedes Mal so komplett anders auslegt. Außerdem mochte ich, wie geduldig er meistens geblieben ist, egal was schon wieder passiert, Levi hatte meistens eine Lösung oder war einfach für Bee da. Auch die Nebencharaktere fand ich sehr gelungen gestaltet. Besonders Rocío fand ich unglaublich unterhaltsam und ihre doch ziemlich abgedrehte Art, die es einfach so gar nicht interessiert, was andere von ihr denken, wird mir im Gedächtnis bleiben.

Alles in allem habe ich das Buch wirklich gerne gelesen und es hat mich vor allem durch den unterhaltsamen Schreibstil und die liebevoll gezeichneten Charaktere in seinen Bann gezogen, allerdings ist die Story an sich schon ziemlich vorhersehbar. Das macht das Buch zwar nicht unbedingt langweilig, aber sorgt eben auch dafür, dass man ziemlich genau weiß, was als nächstes passieren wird, der ein oder andere Überraschungsmoment wäre durchaus ganz nett gewesen.

Bewertung vom 28.10.2022
We Are Like the Sea / Like Us Bd.1
Niebler, Marie

We Are Like the Sea / Like Us Bd.1


sehr gut

Das Cover des Buches mag ich sehr gerne, weil es zum einen perfekt zum Inhalt passt und zum anderen einfach wirklich gut aussieht. Ich mag, dass das Wellenzeichen auch immer wieder im Buch auftaucht und dem Ganzen eine Art Rahmen gibt.

Die Story klang auf jeden Fall sehr vielversprechend, auch wenn ich ehrlich gesagt nicht super viel erwartet habe: Lavender bleibt nach dem Scheitern ihres Studiums und der damit verbundenen verlorenen finanziellen Unterstützung ihres Vaters nichts Anderes übrig, als in das Haus ihres Onkels zu ziehen, das sie nach dessen Tod geerbt hat. Dass sie dafür zurück nach Malcolm Island muss, der Insel, auf der sie als Kind jeden Sommer ihren Urlaub verbracht hat und wo ein traumatisches Erlebnis durchleben musste, macht es für sie nicht leichter. Während eines Sturms trifft sie auf den Coast Guard Jonne, der sie mit seinem Lächeln vollkommen aus der Bann wirft, doch als er erkennt, um wen es sich bei Lavender handelt, erlischt sein Lächeln und den Zorn, den er schon die ganze Zeit in sich getragen hat, bricht hervor. Doch obwohl er keinesfalls etwas mit ihr zu tun haben will, laufen sie sich auf der kleinen Insel immer wieder über den Weg und Jonne muss zugeben, dass Lavender nicht so ist, wie er erwartet hat.

Ich mochte den Schreibstil ab der ersten Seite wirklich gerne. Ich hatte gar nicht so viel erwartet, aber ich wurde ab der ersten Seite in die Geschichte gezogen und habe es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, obwohl ich das eigentlich gar nicht vorhatte. Mir gefiel, wie ruhig gleichzeitig aber eindringlich vor allem die Gefühlswelten der Protagonisten geschildert wurden, was dafür gesorgt hat, dass ich von Anfang an, mit ihnen mitgefühlt habe.

Auch die Charaktere habe ich direkt in mein Herz geschlossen, auch wenn sie es mir manchmal ein wenig schwer gemacht haben. Vor allem Lavender habe ich nicht immer verstehen können. Das liegt nicht so sehr daran, dass ich ihre Gefühle nicht hätte nachvollziehen können, sondern eher, wie sie dann damit umgeht. Zu Beginn fand ich es noch sehr nachvollziehbar, dass sie versucht, unter dem Radar zu bleiben und möglichst mit niemandem auf der Insel anzuecken, weil sie ja davon überzeugt ist, selbst Schuld an der Ablehnung, vor allem der von Jonne, ist. Allerdings fand ich schwierig, dass sie sie bei schwierigen Situationen immer wieder gleich reagiert. Ich hätte sie manchmal gerne geschüttelt und ihr gesagt, dass sie sie es wert ist, dass man sie liebt und dass sie nicht immer das Schlimmste über sich selbst denken soll. Es wird aber durchaus thematisiert, dass ihr Verhalten problematisch ist und sie so nicht einfach immer handeln kann, wenn sie mit schwierigen Situationen konfrontiert wird.
Bei Jonne fiel es mir da schon etwas leichter, obwohl ich seine Wutausbrüche teilweise auch anstrengend fand. Allerdings ist er anders als Lavender in seiner Entwicklung schon etwas weiter und kann durchaus erkennen, wenn er zu weit geht. Außerdem ist er eigentlich ein guter Typ, der durch Lavenders Anwesenheit eben immer wieder mit seinem Verlust konfrontiert wird. Zwar war es schon ein wenig anstrengend, wie sehr er sich daran klammert, dass sie nichts auf der Insel zu suchen hat, aber er ist zum Glück auch in der Lage seine Fehler einzugestehen und ein Halt für sie zu sein, wenn sie es braucht.
Die Nebencharaktere waren ähnlich gut gestaltet und sind mir vielleicht noch ein bisschen mehr ans Herz gewachsen. Ich finde Kleinstadtgeschichten oft zumindest speziell, weil sie oft künstlich idyllisch wirken, aber hier fand ich das gar nicht so unrealistisch, vielleicht auch weil es dennoch eine gewisse Zeit dauert bis Lavender wirklich dort angekommen ist und eben nicht jeder nett zu ihr ist. Außerdem habe ich die meisten dort wirklich schnell ins Herz geschlossen. Ich liebe Auri und …, schon allein weil sie sehr niedlich zusammen sind. Finde aber auch Miko ziemlich gut gestaltet und es steckt deutlich mehr hinter seiner rauen Fassade als man zunächst denkt.

Alles in allem bietet die Geschichte eher wenige Überraschungen und auch Lavenders Verhalten war mit der Zeit ein wenig anstrengend, aber ich habe die Geschichte trotzdem wirklich gerne gelesen. Das liegt auch daran, dass der eher ruhige Schreibstil es wunderbar schafft, die Emotionen der Protagonisten perfekt einzufangen und so dafür zu sorgen, dass man diese direkt ins Herz schließt. Aus diesem Grund freue ich mich auch schon auf den nächsten Teil und Leevis Geschichte.

Bewertung vom 24.10.2022
The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1 (eBook, ePUB)
Scott, Emma

The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich mag das Cover wirklich gerne. Ich mag die eher sanften Farben und die Kombination aus Rosa und dem dunklen Lila sind eher zurückhaltend, passen aber gerade deswegen hervorragend zu der Geschichte von Violet und Miller.

Die Story klang wirklich vielversprechend: Das erste Treffen von Violet und Miller verläuft alles andere als normal. Er läuft nachts durch ihre Wohnsiedlung und sie lädt ihn ein, in ihr Zimmer zu kommen und eine Kleinigkeit zu essen. Dabei stellt sie fest, dass der Junge in ganz anderen Verhältnisse aufwächst als sie und lädt ihn häufiger zu sich ein. Die beiden werden spätestens dann zu engen Freunden, als sie Millers Leben rettet. Doch je wichtiger sie für einander werden, desto wichtiger ist, es für Vi, dass sie ihre Freundschaft bewahren, obwohl Miller längst mehr für sie empfindet. Während sie in der Schule immer beliebter wird, arbeitet er daran mit seiner Musik Erfolg zu haben, um der Armut endlich entfliehen zu können, doch Violet geht ihm nicht aus dem Kopf, so sehr er es auch versucht.

Ich mag die Bücher von Emma Scott wirklich jedes Mal, aber ich habe auch jedes Mal wirklich hohe Erwartungen und habe ein bisschen Angst, dass das neue Buch diese nicht erfüllen kann. Doch das ist hier glücklicherweise nicht der Fall, obwohl ich tatsächlich eine etwas andere Geschichte erwartet hätte. Das liegt auch an dem wieder einmal wirklich tollen Schreibstil, der mich sofort in die Geschichte zieht und bis zum Ende mitreißt. Dabei ist es vor allem die Emotionalität und die nahezu poetische Erzählart, die dieses Buch so besonders macht.

Ich habe von der Geschichte eigentlich erwartet, dass die Protagonisten junge Erwachsene sind und nur die ersten Kapitel von ihrem Kennenlernen als Teenager erzählt. Allerdings spielt sich ein Großteil der Geschichte in der Highschool-Zeit von Vi und Miller ab und erzählt die Auf und Abs ihrer Beziehung. Auch wenn mich das zu Beginn irritiert hat, einfach weil ich aus irgendwelchen Gründen eine ganz andere Geschichte erwartet hätte, mochte ich, zu sehen, wie sich die beiden entwickeln, wie sie sich selbst besser kennenlernen und dabei auch zu sich selbst finden. Ich mochte, Vi als Dreizehnjährige, wo sie sich selbst noch als absoluten Nerd bezeichnet und lediglich mit Shiloh befreundet ist, aber schon genau weiß, dass sie Ärztin werden will, um Menschen helfen zu können. Ich mochte das Mädchen, das ohne zu Zögern einen fremden Jungen in ihr Zimmer holt, ihm zu Essen und zu Trinken gibt, weil sie merkt, dass er es braucht. Ich mag aber auch den Teenager zu dem sie sich nach und nach entwickelt, weil sie immer empathisch und loyal handelt, selbst wenn das nicht der einfache Weg ist. Ähnlich geht es mir mit Miller, er hat mir als unglücklicher Junge, der nur versucht, zu überleben das Herz gebrochen genauso wie als Teenager, der seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat, aber genau weiß, wie sehr er Violet liebt.

Alles in allem habe ich die Geschichte der beiden von Anfang an geliebt, weil sie mir immer wieder das Herz gebrochen, mich berührt und zum Lächeln gebracht hat. Ich liebe Vi und Miller, weil beide immer um das kämpfen, was ihnen wichtig ist, selbst wenn es schwierig ist und manchmal gar unmöglich erscheint. Ich freue mich auch deshalb schon auf den nächsten Teil, weil ich mir sicher bin, dass er mich ebenso in seinen Bann ziehen wird, wie es diesen Buch ab der ersten Seite geschafft hat.

Bewertung vom 24.10.2022
Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7
Gablé, Rebecca

Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7


ausgezeichnet

Das Cover ist gewohnt gelungen. Ich mag die Farbkombination aus dem sehr dunklen Blau und den goldenen Elementen, die das Buch sehr edel wirken lassen und nahezu perfekt zum Inhalt des Buches passen, ebenso wie der Titel, was allerdings erst nach dem Lesen klar wird.

Die Geschichte klingt ebenfalls sehr vielversprechend: Adela of Waringham ist entsetzt, ihre Eltern wollen sie an den Hof von Prinzessin Eleanor schicken, um als höfische Dame erzogen zu werden. Dafür muss sie aber ihre geliebte Heimat und vor allem Bedric verlassen, mit dem sie seit ihrer Kindheit ein enges Band verbindet. Während Adela an der Seite der Schwester des Königs in eine völlig neue Welt eintaucht und erlebt, wie man auch als Frau Teil der höfischen Politik sein kann, muss sich Bedric als Höriger auf den Felder des Earls of Waringham quälen. Als es zu einem Vorfall kommt und er weiß, dass er nun kein sicheres Leben mehr in seiner Heimat leben kann, flieht er nach London und findet eine Anstellung bei einem Tuchhändler. Doch Adela lässt ihn nicht los und trotz der unterschiedlichen Welten, in denen sie leben, kann er nicht aufhören, auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen.

Ich habe mich auf dieses Buch wirklich gefreut, einfach weil ich auf jedes Buch von Rebecca Gablé hinfiebere und sie für mich jedes Mal ein Highlight darstellen. Zum Glück war das auch bei diesem Buch der Fall und ich wurde nicht enttäuscht. Das liegt auch an dem unglaublichen Schreibstil, der mich jedes Mal wieder begeistert. Es gibt wenige Autor:innen, deren Art zu Schreiben, mich ab der ersten Seite so abholen kann, wie sie es immer wieder schafft. Man nimmt sich vor, nur einmal kurz reinzulesen und plötzlich sind schon 100 Seiten vergangen und man hört trotzdem nur auf, wenn wirkliche wichtige Dinge dagegensprechen weiterzulesen. Dieser Sog beim Lesen ist nahezu einzigartig und macht auch dieses Buch so besonders.

Die Anlage der Geschichte fand ich zumindest sehr vielversprechend, auch weil die enge Beziehung zwischen einer Adeligen und einem Hörigen doch eher ungewöhnlich ist. Dadurch erhält man aber gleichzeitig auch Einblicke in eine Welt, die einem fremd erscheint. Es ist unglaublich zu sehen, dass Hörige zum Teil nicht einmal so viel wert waren wie das Vieh der Earls und oft schlechter behandelt wurden. Ich fand es faszinierend und erschreckend zugleich, vor allem weil die Menschen ihren „Herren“ so schutzlos ausgeliefert und vollkommen deren Willen unterworfen waren. Ich mochte sehr, dass man genau das aus der Sicht von Bedric erleben und somit eben auch die Lebensverhältnisse der Menschen, die keine Adeligen waren erfahren konnte. Vielleicht auch deswegen ist er eine eher ambivalente Figur der Geschichte. Ich konnte nicht alle seine Handlungen gutheißen, auch wenn ich sie größtenteils verstehen konnte. Oft blieb ihm wenig Spielraum, wenn er überleben oder sein Leben zumindest menschenwürdig gestalten wollte. Dennoch habe ich immer mal wieder damit gehadert und mich gefragt, wie ich selbst vielleicht anders hätte handeln können. Adela hingegen hat es mir einfacher gemacht. Sie hat ebenfalls oft keine direkte Wahl, wie sie ihr Leben gestalten kann, einfach weil sie eben eine Frau ist, macht daraus meistens aber das Beste. Natürlich lernt sich das auch von Prinzessin Eleanor, die ich als Person wirklich unglaublich faszinierend fand.

Dadurch dass der Fokus im ersten Teil des Buches vor allem auf Adela und Bedric lag, kam für mich persönlich der historische Aspekt zu kurz. Er bildete natürlich dennoch immer den Rahmen der gesamten Handlung, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, alles nur am Rande mitzubekommen und manchmal sogar zu verpassen. Das fand ich extrem schade, weil ich gerade deswegen ja die Bücher von Rebecca Gablé lese. Das lang natürlich auch daran, dass Bedric lange Zeit keine wirkliche Rolle im politischen Geschehen gespielt hat und Adela zwar durch ihre Rolle als Hofdame von Prinzessin Eleanor eine gewisse Einsicht bekommt, aber eben auch nicht Teil des königlichen Hofes ist. Und obwohl ich beispielsweise extrem spannend finde, wie Bedric sich in London zurecht findet, hätte ich gerne mehr von Adelas Zeit in der Gascogne erfahren. Im weiteren Verlaufe des Buches spielen die historischen Ereignisse dann vermehrt eine größere Rolle und es wird immer mehr das Buch, was ich auch zu Beginn erwartet habe. Diese Kritik ist eher Meckern auf sehr hohem Niveau, weil es dennoch ein absolut gelungenes Buch ist, vielleicht nicht ganz so stark wie andere ihrer Bücher, aber immer noch einer der besseren historischen Romane, vor allem weil es mich wieder einmal vom ersten bis zum letzten Wort fesselt und mich mit Personen leiden lässt, die seit mehr als 750 Jahren tot sind.