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utaechl
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Bremen
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Bewertungen

Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2021
Die Petrus-Verschwörung / Peter de Haan Bd.1
Windmeijer, Jeroen

Die Petrus-Verschwörung / Peter de Haan Bd.1


ausgezeichnet

Leiden als Zentrum der Geschichtsschreibung

Die Petrus-Verschwörung ist das erste Buch der bisher dreiteiligen Reihe rund um den Archäologen Peter de Haan, die auch alle schon in deutscher Übersetzung erschienen sind. Es ist 2015 erscheinen und das Grundkonzept erinnert stark an Dan Brown, wobei sich diese Handlung vor allem rund um die holländische Stadt Leiden abspielt.

In der Nähe von Leiden wird eine römische Kriegsmaske gefunden und, wie Peter de Haan von einem Freund erfährt, noch etwas Unglaubliches, das die Geschichte der Bibel anders erzählt und die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Die Jagd nach dem Manuskript beginnt, reichlich Feinde tauchen auf und Peter kann nur Judith Cherev, einer Studentin, vertrauen.

Das Buch hat reichlich spannende Handlung, ein paar Längen und präsentiert die Geschichte rund um die Entdeckung sehr plausibel und nachvollziehbar. Würde es tatsächlich solch schriftliche Aufzeichnungen geben, ist es verständlich, dass sie nicht an die Öffentlichkeit geraten sollten, zumindest aus Sicht einiger. Dazu gehört hier ein Geheimbund, der irgendwie seine Leute an allen richtigen Stellen positioniert zu haben scheint. Peter und Judith geraten immer wieder in Schwierigkeiten und da die Handlung auf relativ kleinem Gebiet stattfindet, können sie sich nicht wirklich in Sicherheit bringen.

Was im Gegensatz zu dem einen oder anderen vergleichbaren Buch des Genres fehlt, sind größere Rätsel. Das Geheimnis, wo die Aufzeichnungen verborgen waren, konnte zwar über Jahrhunderte nicht geklärt werden, doch nun scheint plötzlich jeder auf der richtigen Spur zu sein. Die Spannung entsteht also eher durch die andauernde Flucht und die historischen Begebenheiten, über die man immer mehr erfährt.

Mir hat das Buch trotzdem sehr gut gefallen. Man sieht die historischen Ereignisse diesmal hauptsächlich aus jüdischer Sicht, erfährt vieles über Leiden, folgt zwei angenehmen Hauptcharakteren durch die Handlung und wird öfters durch Plot Twists überrascht. Ich habe die Abenteuer der beiden gefesselt verfolgt, mochte die historischen Ereignisse, die dem Verlauf der Bibel widersprechen und bin gespannt, welche Abenteuer Peter in den anderen beiden Teilen erwarten werden.

Die Petrus-Verschwörung ist ein Buch für alle, die Dan Browns Bücher schon zigmal gelesen haben und mal etwas anderes, ähnliches lesen wollen. Die Handlungsorte sind detailverliebt beschrieben, die historischen Aspekte hervorragend präsentiert, die Hauptcharaktere liebenswert und so kann man sich ruhig auf der Verschwörung rund um Petrus und einen anderen Jünger einlassen. Ein Buch mit kleinem Durchhänger im Spannungsbogen, den ich gerne verzeihe.

Bewertung vom 12.10.2021
Krone des Himmels
Stadler, Juliane

Krone des Himmels


ausgezeichnet

Ein spannender Moment in der Menschheitsgeschichte packend präsentiert

1189 ist Jerusalem in der Hand der Sarazenen und Europa rüstet sich unter Führung der Könige Barbarossa und Löwenherz zum dritten Kreuzzug. Auf über 700 Seiten erwartet uns Avelines Geschichte, die sich als Bogenschütze Avery ausgibt und sich mit auf den Weg ins Heilige Land macht, um Vergebung zu erhalten.

Ein aberwitziges Vorhaben, das nur dank ihrer guten Bogenschießkünsten zum Erfolg werden kann. Schließlich wird sie verletzt und gerät an den Wundarzt Etienne, dem sie sich anvertraut. Eine gute Entscheidung, bis sie ihre Vergangenheit einholt und ihre Qualen von vorne beginnen.

Juliane Stadlers Debütroman ist hervorragend gelungenen. Die historischen Fakten ergeben einen tollen Rahmen für die Geschichte der Hauptcharaktere. Ihre Reise führt von Frankreich bis zur Belagerung Akkons und darüber hinaus. Ein toller, angenehm zu lesender Schreibstil, hervorragende Beschreibungen, mitreißende Situationen und reichlich Zeit für Gefühle sollten jeden Historienromanfan begeistern.

Das Hörbuch ist gelesen von Tobias Kluckert, der dafür sorgt, dass man gebannt seiner Lesung lauscht. Eine sehr gut passende Stimme, die sich schon in vielen anderen Hörbuchproduktionen bewährt hat. Mir hat die Lesung sehr gut gefallen und sie hat die Geschichte noch fassbarer gemacht.

Im Buch kommen viele Charaktere, teils fiktiv, teils historisch belegt vor. Es passiert auf der langen Reise unheimlich viel und es ist schon fast verwunderlich oder grenzt an göttliche Fügung, dass es Aveline, Etienne, sein Lehrer Caspar und viele weitere bis zum Ende hin schaffen, mehr oder minder lädiert. Das Leben im Mittelalter ist einfach gefährlich und das wird von der Autorin hervorragend auf den Punkt gebracht. Die medizinischen Details sind wie alles andere perfekt recherchiert, die Darstellung der Sarazenen passt viel besser, als man sie in westlichen Texten wahrscheinlich zu Hauf findet. Hervorragend, dass auch die Sichtweise Sultan Saladins und des Statthalters Akkons, Karakush, mit eingebaut wurde.

Man merkt einfach, dass in das Debüt sehr viel Arbeit gesteckt wurde und es ein Herzensprojekt ist. Rundum gelungen und lesenswert. Es ist bewegend und mitreißend, ich musste mich zwingen, die Pausetaste zu drücken. In etlichen Situationen verfluchte ich die Autorin für ihre Handlungswendungen und bin trotzdem oder vielleicht gerade deswegen bis zur letzten Seite zufrieden mit dem Buch.

Eine Empfehlung für alle, die sich für die Zeit der Kreuzfahrer interessieren, reichlich Hintergrundwissen auf angenehme Art vermittelt bekommen wollen und es lieben, wenn eine starke Frau die Hauptrolle spielt, auch wenn sie eher unfreiwillig in diese gedrängt wurde.

Bewertung vom 10.10.2021
Ein Whisky auf den Tod / Abigail Logan ermittelt Bd.4
Mullet, Melinda

Ein Whisky auf den Tod / Abigail Logan ermittelt Bd.4


sehr gut

Abigail und das Frauenhaus

Ein Whisky auf den Tod ist der vierte „Abigail Logan ermittelt“ Cosy Krimi und handelt von einer Destilleriebesitzerin, die sich gerne in Kriminalfälle einmischt. Ein tolles Setting, interessante Charaktere und für mich zu wenig Whiskyhandlung.

Da ich die ersten drei Bände leider nicht kenne, vermute ich mal, dass es in diesen noch mehr um die Whiskythematik ging, während sich hier doch viel um das Frauenhaus und ihre Bewohner und die Probleme dreht, in denen Frauen und Haus stecken. Es kommt reichlich Cosy-Stimmung auf, handelt viel von den Charakteren und beinhaltet trotzdem einen spannenden Mord und Entführungsfall, bei dem man ordentlich mitermitteln kann.

Die Polizei und Inspektor Michaelson ist natürlich auch mit involviert, aber Abigail hat einfach andere Möglichkeiten, die sie auch hervorragend zu nutzen weiß. Abigail ist klasse, steckt überall ihre Nase hinein und geht über Grenzen, die andere nicht beschreiten würden. Ein toller Charakter mit dem man gerne mitfiebert.

Es passiert neben der Haupthandlung einiges: in ihrer Destillerie verliert derjenige, der die Nase fürs Blending hat, seinen Geruchssinn, Abigail bildet sich mit Kursen zur Whiskyproduktion und -vertrieb weiter und die Gefühlswelt darf auch nicht zu kurz kommen.

Mir gefällt das Setting mit der Destillerie in den schottischen Highland, die interessanten Charaktere, der Einblick in ein Frauenhaus und der Kriminalfall, dessen Endphase allerdings etwas schnell verläuft. Abigail ist eine tolle Identifikationsfigur, die sicher ein Hauptgrund dafür ist, dass es nun schon vier Bücher über sie gibt.

Insgesamt hat mir der Cosy Krimi gut gefallen. Das Thema ist interessant, die Handlungsorte super beschrieben und die Ermittlerin der Polizei fast immer einen Schritt voraus. Genug passende Zutaten, um ihn Fans des Genres und eines guten Whiskys empfehlen zu können. Vielleicht ist es ratsam, zuvor die anderen Teile der Serie zu lesen, auch wenn ich ohne sie keine Schwierigkeiten hatte, in die Handlung hineinzukommen, ich aber spüre, dass mir einiges an Hintergrund fehlt.

Bewertung vom 09.10.2021
Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6
Gruber, Andreas

Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6


ausgezeichnet

Wow, was für ein Fall

Zum sechsten Mal übernimmt der BKA-Profiler Maarten S. Sneijder zusammen mit seiner Kollegin, Kommissarin Sabine Nemez und dem Rest des Teams einen Fall, der sie diesmal nach Norwegen führt. Der bisher größte Fall, der mich bis auf die letzte Seite gefesselt hat.

Man mag ja glauben und hoffen, dass Autoren davor zurückschrecken, ihren Charakteren alles Mögliche und Unmögliche anzutun, doch zumindest Andreas Gruber kennt da gar nichts. Der Leser sollte sich also auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle einstellen, wenn er sich dem Todesschmerz stellt.

Todesschmerz beinhaltet zwei Handlungsfäden, wobei der zweite, der Mord an der deutschen Botschafterin in Norwegen, Maarten S. Sneijder von seiner eigentlichen Aufgabe abzulenken scheint. Nachdem sie erst nur zu zweit nach Norwegen gereist sind, landet schließlich sein gesamtes Team dort und muss sich mit einem einflussreichen Verbrecher, dem norwegischen Polizeiapparat und seinen Machenschaften beschäftigen.

Im sechsten Band sind die Charaktere natürlich bekannt und dem Leser ans Herz gewachsen, was der Autor nutzt, um diesen kaum eine ruhige Minute zu gönnen, in der man nicht um sie fürchten muss. Maarten S. Sneijder ist wie immer genial und unausstehlich, seine Schlussfolgerungen und Arbeitsweise hervorragend. Inzwischen ist er allerdings auch zum Teamplayer geworden, wodurch Sabine und der Rest seiner Truppe bei diesem großen Fall ebenfalls sehr viel zu tun bekommen. Einer der Gründe, warum man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Der Fall entwickelt sich stetig, beim Mitraten bin ich doch der einen oder anderen falschen Fährte auf den Leim gegangen, was auch an ihrem Gegner liegt, der ihnen immer einen Schritt voraus ist und ihnen ihre Grenzen aufzeigt. Und das Ende ist schon einer der genialsten Momente der Serie.

Fans der Serie werden den aktuellen Band sowieso schon gekauft haben, den restlichen Krimi- und Thrillerfans sei er dringlichst empfohlen. Man kann ihn alleinstehend lesen, auch wenn man sicherlich nach diesem Band auch die restlichen lesen möchte. Ein Meisterwerk in der länger laufenden Serie mit tollen Charakteren, spannendem Fall, herzzerreißenden und humorvollen Momenten und reichlich „das hätte besser laufen können“ Situationen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2021
Ruf der Rusalka
Bellem, Stephan R.

Ruf der Rusalka


ausgezeichnet

Ein lohnenswerter Ausflug ins London des Jahres 1895

Im London des Jahres 1895 treibt ein Serienmörder sein Unwesen und nur ein dem Alkohol verfallener Ermittler und eine angehende Reporterin scheinen sich ihm in den Weg stellen zu können.

Bevor ich zur Handlung komme, muss ich erst einmal das Cover von Alexander Kopainski und die Aufmachung des Buches loben. Beides ist sehr gelungen und springt einem sofort ins Auge. Das Cover hat mich dank des Zeitungsausschnitts und des Titeldesigns sofort gefesselt. So ein Buch muss ich einfach lesen.

Die Handlung dreht sich um Lewis van Allington, der sich den Ruf eines sehr guten Ermittlers erarbeitet hat, aber inzwischen den Kampf gegen die Alkoholsucht zu verlieren scheint. Zum Glück hat er einen sehr rigiden Butler namens Dietrich, der einen noch tieferen Absturz verhindert. Lewis hat nachts eine mysteriöse Begegnung mit einer Frau, die ihn um Hilfe bittet und so wird er in die Suche nach einem Serienmörder hineingezogen, die ihn zu Geheimgesellschaften und okkulten Ritualen führt.

In dieselben Ermittlungen wird die junge Journalistin Kate Shaw verwickelt, für deren erste große Geschichte für ihre Zeitung für sie kein Risiko zu groß zu sein scheint. Daneben gibt es noch weitere Charaktere, wie Inspector Powler und das Hausmädchen Claire, sowie der Dürrbächler Chester, die einem sofort ans Herz wachsen. Eine wirklich gelungene Zusammenstellung, bei der jeder auf seine eigene Art glänzen kann und dafür genug Raum erhält.

Humorvolle Dialoge, spannende Situationen, reichlich Überraschungen und ein sehr gelungenes Bild der Londoner Gesellschaft zu dieser Zeit warten auf die Leser. Der Gegner ist eine echte Herausforderung und die Kreise, die die Handlung zieht, sind beeindruckend. Es bringt einfach Spaß, sich in den Seiten zu verlieren, mit den Charaktere mitzufühlen und voller Staunen auf die nächste Überraschung zu warten.

Die Handlung wechselt sich zwischen Kate und Lewis ab, der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Dialoge sind hervorragend und zum Glück gibt es schon einen zweiten Teil, der meinen Hunger nach mehr sicher stillen wird.

Stephan R. Bellem hat einen rundum gelungenen historischen Kriminalroman mit mystischen Elementen geschrieben. Mir haben Handlung, Charaktere, Stil und Setting sehr gut gefallen und ich kann es nur jedem empfehlen, der gerne Geschichten aus dem Genre liest, und natürlich auch Neueinsteigern in die Welt des späten 19. Jahrhunderts. Ein Buch, das einen hervorragend mitermitteln lässt und bei dem man auch während der Lesepausen nicht aus dem Grübeln herauskommt.

Bewertung vom 26.09.2021
Sleepless
Brandhorst, Andreas

Sleepless


sehr gut

Ein Medikament mit Nebenwirkungen

Sleepless ist der Sammelband der siebenteiligen E-Book-Reihe gleichen Namens. Es geht um ein neues Medikament, das es dem Menschen ermöglicht, immer wach zu bleiben. Eine verlockende Aussicht, die allerdings teuer erkauft wird.

Andreas Brandhorst hat mit Sleepless eine tolle Grundidee für eine bedrückende Zukunftsvision erschaffen. Wer hat nicht schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre, nicht schlafen zu müssen und wie viel mehr man doch schaffen, welchen Hobbys man nachgehen und wieviel neue Freizeit man haben könnte. Allerdings wäre es natürlich zu einfach, wenn dies wirklich klappen würde. Deshalb gibt es so einige Probleme, die darauf hindeuten, dass die Menschheit nicht bereit für Sleepless ist.

Die Handlung beginnt in Hamburg bei einem kleinen Biotechnologie Start-up, führt uns nach Italien, Portugal und die Türkei und es gibt verschiedene Charaktere, denen der Leser über die Schulter schauen kann. Zu den Charakteren gehören Alexander Rieker, der wegen einiger Todesfälle ermittelt, Black Lily, eine Hackerin, von der er unterstützt wird und Carolin Alberts, die zusammen mit ihrem Partner Sleepless entwickelt hat. Dazu kommen noch etliche andere Charaktere, die mehr oder weniger in die Ermittlungen verwickelt sind. Dank kurzer, actionreicher Kapitel, der wechselten Sichtweisen und die Konzentration auf die Hauptcharaktere verliert man trotzdem nie den Überblick. Strukturell merkt man natürlich noch, dass das Buch in die sieben Einzelbände aufgeteilt war und für mich hätten es ruhig zwei oder drei Bände weniger sein dürfen, da sich die Grundidee doch schnell in reichlich Nebenhandlungen verliert.

Das hindert den Autor jedoch nicht daran, die ganze Handlung hervorragend zusammenzuführen und am Ende eine Aufklärung zu liefern, bei der sich alle Hinweise zu einer zufriedenstellenden Lösung vereinen. Zwischendurch war mir nicht klar, wohin der Weg nun gehen soll, was wahrscheinlich auch meinen Wunsch erklärt, die eine oder andere Nebenhandlung zu streichen, doch wie gesagt, am Ende passt es dann wieder und wahrscheinlich hat es der Autor ja genau so beabsichtigt.

Mir hat das Buch gut gefallen, ich mag den Schreibstil, hätte mir vielleicht tiefgründigere Charaktere gewünscht, die so in der Handlung etwas untergehen und finde die Grundidee hervorragend. Da man sich im Buch schnell mit der Idee und den Auswirkungen des Nichtschlafens abfindet, kam mir das Buch zu lang vor, da es keine neuen Ideen in Bezug auf das Medikament gab, keine Steigerung. Man konnte sich nur über die Dosierung an die Schlaflosigkeit herantasten.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne Bücher des Autors liest, was-wäre-wenn Geschichten liebt und in einen Thriller eintaucht, bei dem es vor allem um den Fall und nicht so sehr um die Charaktere geht.

Bewertung vom 23.09.2021
Wellenbrecher
Bicker, Roxane

Wellenbrecher


ausgezeichnet

Es lohnt sich, hinter die Fassade zu schauen

Wellenbrecher ist der erste Band einer Krimi-Trilogie, die auf der fiktiven Nordseeinsel Medderoog spielt. Es geht um vertuschten Mord und eine Inselgemeinschaft, die einiges zu verbergen hat.

Phillipa Berger wurde aus der Großstadt auf die Insel versetzt und stolpert direkt bei ihrer Ankunft in einen Fall, der gar nicht zu der so typisch norddeutschen Inselbevölkerung passt. Ihr neuer Chef Ahrends scheint den Fall vertuschen zu wollen, was Phil nur noch neugieriger macht und sie nur darin bestärkt, weiter mit ihrem Kollegen Alex und der mir besonders ans Herz gewachsenen Pathologin Ruth zu ermitteln. Dabei begegnet sie Harpo, einer jungen Frau, in die sie sich schließlich verliebt. Sie lernt eine neue Sichtweise auf den Fall kennen, der sich dank eines weiteren Mordes schnell ausweitet.

Die Handlung wird aus Phillipas Sicht erzählt, so dass man gleichzeitig mit ihr als Neuankömmling die Insel und ihre Einwohner kennenlernen kann. Man kann fleißig mitermitteln und hat mit Phillipa eine ideale Identifikationsfigur. Dabei kommt zwischen persönlichen Dingen der Fall zum Glück nie zu kurz und es gibt eine ausgewogene Mischung zwischen beiden Aspekten.

Wie man vielleicht schon auf dem Titelbild des Buches erahnen kann, gibt es in der Handlung eine so entscheidende und überraschende Wendung, die es schwierig macht, Wellenbrecher: Gezeitenwechsel nur dem Genre Krimi zuzuordnen. Da ich natürlich nicht spoilern werde, weise ich nur darauf hin, dass die Wendung für einige Krimifans möglicherweise zu weit hergeholt sein kann. Ich liebe allerdings Überraschungen und fand den Plot Twist faszinierend. Ich bin gespannt, wie es in den nächsten beiden Bänden in der Richtung weitergehen wird.

Mich hat die Handlung also hervorragend abgeholt und mitgerissen und am Ende des Bandes bin ich nicht nur über den Ausgang erfreut, sondern auch voller Vorfreude auf die Fortsetzung im nächsten Jahr. Es ist ein etwas anderer Krimi, auf dessen Handlung man sich einlassen muss. Die Charaktere und ihre Entwicklung sind interessant, der Fall spannend und passend zum Inselleben und der Schreibstil flüssig und fesselnd. Ich kann das Buch jedem Krimifan empfehlen, der Überraschungen liebt.

Bewertung vom 21.09.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


ausgezeichnet

Jeder hat sein Kreuz zu tragen im späten Mittelalter

Wenn die Autorin im Nachwort schon darum bittet, dass die Leser ihr nicht wegen der offenen Handlungsfäden und dem sich daraus ergebenden Cliffhanger erzürnen sollen, so beweist sie ein ziemlich gutes Gespür dafür, wie man sich am Ende des ersten Bandes der Pilger-Trilogie fühlen wird. Mir ist es zumindest so gegangen, ich hätte noch Stunden lang weiterlesen können, doch nun ist erst einmal Warten auf Band 2 angesagt.

Diejenigen, die schon den einen oder anderen Roman von Petra Schier gelesen haben, wissen, dass ihr Schreibstil sehr angenehm ist, ihre Charaktere lebensnah sind und einem schnell ans Herz wachsen, die beschriebenen Orte historisch korrekt dargestellt werden und ihre Geschichten reichlich Überraschungen aufweisen. Dies ist natürlich auch in Das Kreuz des Pilgers der Fall, trotzdem gibt es viele neue Ideen, die mir sehr gut gefallen haben und mich tief in die Geschichte um Reinhild, Conlin und Palmiro hineingezogen haben.

Die drei Hauptcharaktere strotzen nur so vor Geheimnissen, denen man langsam auf die Spur kommt. Neben dem Kreuz, dass schon in anderen Büchern eine wichtige Rolle spielte, tauchen auch einige altbekannte Charaktere wieder auf und haben bei mir für begeisterndes Schmunzeln gesorgt.

Die Geschichte spielt diesmal im Jahr 1379 in Koblenz. Reinhild verliert ihren Mann bei einem Raubüberfall und findet Trost bei ihren guten Freunden und der Familie. Die drei Hauptcharaktere sind völlig unterschiedlich und trotzdem vereint darin, dass sie gemeinsam aufgewachsen sind. Alle drei stehen an Wendepunkten in ihren Leben, die sie zu neuen Herausforderungen führen, die wohl nur gemeinsam zu meistern sind.

Natürlich gibt es noch zahlreiche Nebenfiguren, die ebenfalls durch die Bank weg klasse sind. Selbst Oswald, Conlins Bruder macht das, was er macht, so hervorragend, dass er einfach in jedem die von der Autorin gewünschten Gefühle auslösen wird.

Der Klappentext lässt vermuten, dass sich die Handlung nur um Reinhild dreht, doch für mich ist eher Palmiro Zentrum der Geschichte. Er scharrt ein paar besondere Gestalten um sich, von denen ich nur Mathys le Smithy, Nilda und Minta erwähnen möchte. Er hält die Handlung zusammen, ist Träger des Kreuzes und scheint auch die meisten Geheimnisse zu haben.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergehen wird, habe das Buch verschlungen, wie es mir bisher bei jedem Roman der Autorin ergangen ist, und kann die Geschichte um das Kreuz des Pilgers nur jedem empfehlen, der gerne gute Bücher liest. Es geht um Liebe, Verrat, Glauben, Familie und vieles mehr und ich könnte noch so viel verraten, doch das hieße ja Spielverderber zu sein. Man möge mir einfach glauben, dass es sich lohnt, bei den Bewohnern des mittelalterlichen Koblenz vorbeizuschauen.

Bewertung vom 21.09.2021
Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin
Rensmann, Nicole

Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin


ausgezeichnet

Hatten oder haben wir nicht alle so ein gruseliges Haus in näherer Umgebung?

Das Haus an der Ecke mit der Hexe darin ist ein wunderbares Märchen für Alt und Jung. Als Lesender wird man in die 80er Jahre zurückversetzt. Man erlebt mit, wie die beiden Freunde Pete und Jo sich aufmachen, das Geheimnis hinter dem heruntergekommenen Haus, in dem eine Hexe wohnen soll, zu lüften.

Die in den 80er Jahren spielende Handlung sollte sowohl von den jüngeren Märchenfreunden verstanden werden, als erst recht bei den älteren reichlich Erinnerungen an die damalige Zeit hervorrufen. Die Sprache, der Schreibstil, die Schriftgröße sowie die klare Gestaltung der Charaktere passt für die Leser ab 12 oder wahrscheinlich schon ab 10 Jahren. Die 57 kurzen Kapitel führen in der Druckausgabe leider zu sehr vielen Leerseiten, die ich nicht unbedingt in Büchern haben muss.

Die Triggerwarnung in Bezug auf häusliche Gewalt, die am Rande eine Rolle spielt mag heutzutage dazugehören, wobei man dann bei Grimms Märchen gleich mehrseitige Triggerwarnungen zufügen müsste. Es ist ein Märchen, bei dem halt eine klare Ausgangssituation dargestellt wird.

Timo Kümmel hat das hervorragend märchenhafte Cover geschaffen und die passenden Innenillustrationen stammen von Nero Rensmann und sind kleine Highlights an den richtigen Stellen.

Doch zurück zur Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Sie ist spannend, gruselig und hat eine sehr schöne Auflösung. Die beiden Jungen versuchen dem heruntergekommenen Haus sein Geheimnis zu entlocken, in dem eine Hexe nach langer Zeit wieder erwacht zu sein scheint. Ihre Eltern verschwinden und sie sehen die einzige Möglichkeit, sie zu retten, darin, sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Weitere Kinder werden in das Abenteuer verwickelt und selbst ein Polizist wird in den Bann des Hexenhauses gezogen. Es bleibt keine Zeit, um Langeweile aufkommen zu lassen. Es ist wunderbar gruselig, die Hexe richtig schön böse und die Kinder können sich hervorragend als angehende Helden beweisen. Natürlich gibt es noch unzählige Überraschungen, die sich in den Seiten verbergen und die dafür sorgen, dass ich das Lesen des Buches sehr genossen habe.

Eine Empfehlung für Märchenliebhaber, die sich gerne verzaubern lassen. Da neben Pete und Jo auch Jos Schwester Karin eine wichtige Rolle spielt, können alle Kinder ab spätestens 12 Jahren problemlos Identifikationsfiguren finden. Ich habe mich sehr gerne in die Charaktere des Märchens hineinversetzt, die in den 80er Jahren spielende Geschichte genossen und die Daumen gedrückt, dass die Hexe das Schicksal ereilt, was ihr standesmäßig zustehen sollte. Ob das Daumendrücken geholfen hat, müsst ihr nun selbst herausfinden.