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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 822 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

Braucht seine Zeit
"Der Wald" von Eleanor Catton ist ein Buch, das bei mir so einiges an Anlaufzeit brauchte, bevor ich es schaffte, mich ganz darin zu vertiefen.
Wir begleiten hier abwechselnd mehrere Personen, ihre Ansichten und Sicht der Dinge und erst nach und nach entsteht daraus ein Gesamtbild.
Mira ist Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe namens Birnam Wood und immer auf der Suche nach möglichen Anbaugebieten.
Shelley ist ihr beste Freundin, die aber aussteigen möchte und schon eine Weile mit der Situation nicht mehr zufrieden ist.
Tony war mal ein guter Freund von Mira und ist als Journalist auf der Suche nach einer großen Story.
Robert ist Milliardär und hat das Gebiet, um das es hier geht, gekauft, um einen Bunker für die Endzeit darauf zu bauen. Was ihn wirklich umtreibt, erfährt man erst nach und nach. Genau wie bei den anderen, die hier zu Wort kommen. Sie alle haben ihre eigenen Geheimnisse und Ziele, keiner kommt mir wirklich ehrlich und sympathisch vor. Das muss es aber auch nicht.
Die Erzählung ist wirklich sehr langsam, teilweise im ersten Teil auch langweilig, man bekommt die Zeit jede hier besser kennen zu lernen und hinter die Kulissen zu schauen. Der Erzählstil ist nüchtern, beobachtend, teils distanziert, er passt gut zur Geschichte.
Spätestens ab letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse dann aber fast, es kommt sogar Spannung auf und das Ende ist ein echter Knaller, unerwartet, aber passend.
Wenn man sich die Zeit nimmt, sich einzulassen, erhält man hier eine großartige Geschichte mit unvergesslichen Charakteren.

Bewertung vom 09.06.2024
Im wechselnden Licht der Jahre
Liehr, Tom

Im wechselnden Licht der Jahre


sehr gut

Ein Leben gelebt, mittendrin
"Im wechselnden Licht der Jahre" von Tom Liehr ist ein Buch wie eine Zeitreise.
Wir begleiten hier Alexander Bengt durch sein Leben und es ist ein großartiges Leben. Er wächst in Berlin auf und das wird großartig geschildert, der Flair des Jungseins sehr gut eingefangen und dargestellt, mit allen Nachteilen und auch seinem großen Liebeskummer. Er verliert die Liebe seines Lebens, da sie wegzieht und die Zeit, die sie hatten war viel zu kurz. Alex lebt nicht, er überlebt und tatsächlich steht sie nach 10 Jahren wieder vor seiner Tür und wird seine Frau. Es ist aber durchaus kein Liebesroman, es ist viel tiefgründiger.
Alex lebt mit seiner Frau Tabea, zwei Kindern und Hund in Kleinmachnow. Sie haben ein gutes Leben, interessante Arbeit, genug Geld und Freiraum. In diesem Abschnitt wird auch das Leben in diesem Ort sehr gut geschildert, man geht sozusagen mit Alex von Tür zu Tür.
Doch Alex hat jetzt die große 60 vor sich und er hat Angst, Angst vor dem Alter und das ist hier auch das große Thema in dem Buch, mit dem sehr humorvoll, leicht und viel Verständnis umgegangen wird.
Ich liebe dieses Buch sehr, erkenne mich in vielem wieder, kann in alte Zeiten abtauchen, kann die Entwicklung von Alex und seine Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Großartig gemacht. Hier müssen die Menschen nicht perfekt sein, jeder hat seine Ecken und Kanten, ist einzigartig und manchmal auch liebenswert. Leider trifft das auf die Frau von Alex nicht zu, sie bleibt fremd, sie fühlt sich für mich irgendwie fern und unerreichbar an.
Das Buch kann ich echt jedem empfehlen, es handelt einfach vom Leben und vom altern und das mit viel Humor, Mut und Erkenntnis, sehr gute Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


sehr gut

Unvorstellbar?
"Wir werden jung sein" von Maxim Leo ist ein ganz außergewöhnlicher Roman, der so einige Fragen stellt, über die sich das nachdenken ganz sicher lohnt.
Der Traum vom ewigen Leben in Jugend und Gesundheit ist ein uralter Menschheitstraum. Doch was würde geschehen, würde er wahr werden. Ein sehr interessanter Ansatz, den es sich lohnt, weiter zu verfolgen.
Anhand von vier ganz unterschiedlichen Menschen, mit unterschiedlichen Träumen und Lebenszielen und in verschiedenem Alter wird hier dieser Ansatz weiter verfolgt. Wir erleben mit, was geschieht, wie sich das Leben der einzelnen verändert und was alles an Konsequenzen geschieht.
Es ist alles sehr locker und auch mit Humor geschrieben, obwohl es auch in die Tiefe geht, Stoff zum grübeln bietet.
Das Buch hat sich durchweg spannend gelesen, ohne irgendwelche Lücken, ich mochte es gar nicht mehr aus der Hand legen, so unvorstellbar und teilweise richtig gruselig fand ich hier die Vorstellung. Sehr gut gefallen hat mir hier die Einbindung von moralischen und ethischen Fragen und Ansätzen.
Ein sehr lesenswertes Buch, dass zudem noch gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 01.06.2024
Die Doppelte Frau
Thalberg, Beate

Die Doppelte Frau


gut

Anstrengend der Handlung zu folgen
"Die doppelte Frau" von Beate Thalberg ist eine Geschichte, die hier in mehreren Ebenen aufgebaut wird. Das besondere daran ist, sie wird mit originalen Fotos gestützt und mit gezeichneten Comicseiten mitgetragen. Gerade das hat mich an dem Buch gereizt und das war auch sehr gut gemacht.
In Salzburg arbeitete eine außergewöhnliche Frau als Fotografin, Betty Steinhart und ihr Leben ist hier eng mit der Geschichte verwoben.
Es ist die Nachkriegszeit 1946, und auch ein Zug mit Nazigold und ein hochdekorierter Militär spielen hier ihre Rolle. Die Geschichte ist total interessant und auch spannend, auch genial, dass hier Realität und Fiktion verwoben sind.
Die einzelnen Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die auch rasch durchwechseln. Vielleicht zu rasch, ich konnte mich in einige davon schwer einlesen und habe mich darin immer mal wieder verirrt. Lange habe ich gebraucht, die Zusammenhänge zu erfassen, das machte die Lektüre für mich schwierig.
Für mich ist es eine interessante Geschichte geblieben mit einer umwerfenden Buchform, ich meine die Fotos und Comics, aber einer Erzählstruktur, mit der ich bis zum Ende nicht zurechtkam. Ich musste mich teils zum weiterlesen zwingen, wenn ich mal wieder den roten Faden verloren hatte.

Bewertung vom 01.06.2024
Der Lieblingskontakt
Martensen, Manuel

Der Lieblingskontakt


ausgezeichnet

Wer observiert hier wen
"Der Lieblingskontakt" von Manuel Martensen ist schon der dritte Teil der Reihe rund um Kommissar Bork. Für mich ist es der zweite gelesene, aber für das Verständnis kann man das Buch als komplett alleinstehend lesen.
Maja hat einen Job, der, wie sich zeigt, gar nicht so ungefährlich ist. Sie arbeitet als Detektiv einer Agentur, die auch heikle Aufträge hat, beispielsweise Treuetests.
Eigentlich ist sie im Urlaub, nimmt aber einen Auftrag an und dann wird vor ihren Augen ein Jogger erschossen, die Leiche verschwindet und keiner glaubt ihr. Sie beginnt zu ermitteln und das zieht weite Folgen nach sich.
Es zeichnet sich hier eine Jagd ab, wo sich Opfer und Täter verkehren und manche Moral auch hinterfragt wird.
Der Kommissar ermittelt auch seine ruhige und besonnene Art, spielt hier im Buch aber auch nicht die Hauptrolle.
Das Buch ist von Beginn an spannend und sehr lange ahnt man nicht mal, wohin das alles führt, deshalb möchte ich auch nichts verraten.
Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, sachlich, klar und gut verständlich.
Die Geschichte wurde sehr intelligent und vielschichtig angelegt, wie tief das geht, bekommt man erst später mit und doch hält der Autor souverän alle Fäden in der Hand und führt sie auch wieder zusammen.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und die Spannung blieb sehr lange erhalten, da auch für mich der Täter sehr lange im Dunkeln blieb.

Bewertung vom 29.05.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


sehr gut

Das Glück und wo man es finden kann
"Die Halbwertszeit von Glück" von Louise Pelt ist eines dieser Bücher, die man am liebsten an einem Stück weglesen würde.
Es geht hier um drei verschiedene Frauen, zu drei verschiedenen Zeiten, an drei unterschiedlichen Orten.
Alle drei sind sehr verschieden und sie sind interessante Persönlichkeiten und mir beim lesen nahe gegangen. Sie alle eint etwas, was sich erst nach und nach aufzeigt.
Was ist Glück? Ist es für jeden das gleiche? muss man es suchen und wo findet man es?
Auf jeden Fall kommt man hier selber ins Nachdenken, auf positive Art und Weise und ich habe das Schicksal der Protagonistinnen sehr gerne verfolgt und sie eine Zeit lang begleitet. Mir werden diese Figuren auch noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.
Der Schreibstil ist gekonnt und souverän, es wird getrennt und wieder verbunden, was zusammen gehört. Mir hat dieses Buch sehr gefallen.

Bewertung vom 26.05.2024
Der Spiegelorden
Bottlinger, Andi

Der Spiegelorden


sehr gut

Eine lebende Legende
"Der Spiegelorden" von Andi Bottlinger ist ein Fantasy-Buch, in das man ganz eintauchen konnte.
Das Land Gerien ist in Gefahr, es gibt Kämpfe und Krieg, schon am Anfang geht eine Schlacht verloren. Die Hoffnung des Landes liegt auf dem kleinen Mädchen Nauri, die die Wiedergeburt der mächtigen Magierin Nauranda sein soll. Es wird alles dafür getan, sie und ihr Leben zu schützen. Aber auch der Feind, der Weltherrscher Arandes scheint genau hinter ihr her zu sein. Warum das so ist und wie alles zusammenhängt erfährt man in der Geschichte erst so nach und nach.
Vom Inhalt kann man hier gar nicht viel mehr verraten, um das Lesevergnügen nicht zu stören, es ist eine Geschichte, die davon lebt, sich langsam zu entfalten.
Die Welt und ihre Bewohner werden gut ausgearbeitet, es macht viel Spaß alles zu erkunden.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, ein Attentäter, die Königin, ein Hochlandkrieger, sie alle erleben etwas anderes und doch eint sie ein gemeinsames Ziel. Das ist gut gemacht.
Zwischendurch taucht man in die alten Legenden des Reiches ab und bekommt die Geschichte erzählt, die sich nahtlos in die Gegenwart einfügt.
Der Schreibstil ist gut lesbar, alles ist vorstellbar und logisch beschrieben und auch eine Prise Humor fehlt hier nicht.
Das Ende hat mir gefallen, obwohl ich mir hier auch gut eine Fortsetzung vorstellen könnte.
Es wären 5 Sterne geworden, wenn es nicht kleinere Fehler in der Umsetzung von er, sie und es gegeben hätte.

Bewertung vom 20.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Sommerhaus mit Baumhaus
"Das Baumhaus" von Vera Buck ist für mich der zweite Thriller dieser Autorin und er gefiel mir sogar noch besser als der erste.
Rosa Lundqvist hat ein ausgefallenes Interessengebiet, sie untersucht die Auswirkung von Verwesung auf die Vegetation und nach so einigen Tierskeletten findet sie auch das eines Kindes.
In dem gleichen Waldgebiet in Schweden beziehen Henrik und Nora mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn ein Sommerhaus am See, dass Henriks Großvater gehörte.
Anstelle Ruhe und Entspannung schlägt die Stimmung hier sehr schnell in Bedrohung und Angst um. Und das auch schon bevor Flynn spurlos im Wald verschwunden ist.
Die Erzählperspektiven wechseln sich hier ab, sind aber immer eindeutig gekennzeichnet und so zeichnet sich nach und nach ein Bild des Geschehens. Sehr viel spielt sich hier auch in Rückblicken und Erinnerungen ab, die nach und nach neue Aspekte hervorbringen.
Immer wenn ich dachte, ich weiß sicher, worauf es hinausläuft, kam nochmal eine Wende im Geschehen. Das ist sehr geschickt gemacht.
Das Buch ist sehr atmosphärisch und durchweg spannend, für mich gab es keine Längen. Einzig das Ende fand ich nicht ganz so überzeugend, was mir das Leseabenteuer aber nicht schmälerte.

Bewertung vom 20.05.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

Unterwegs im Innen und Außen
"Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" von Sarah Brooks ist ein langsames Buch, eine Erzählung, die sich viel Zeit lässt, ihre Wunder vor uns auszubreiten. Also eher nichts für die eiligen Lesenden.
Wir sind hier unterwegs in einem Zug, einem stark gepanzerten Zug, auf einer langen Strecke zwischen China und Russland. Die Strecke führt mitten durch das Ödland, von dem man nur aus Erzählungen und Büchern weiß. Der titelgebende Ratgeber, verfasst von Rostow, wird hier auch öfter zitiert.
Die Geschichte begleitet hier einige wenige, ausgesuchte Reisende, die man im Verlauf immer besser kennenlernt. Jeder von ihnen verfolgt noch sein ganz eigenes Ziel.
Hauptsächlich begleiten wir Zhang Weiwei, das Zugkind, die in diesem Zug ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat, sie macht auf dieser Reise eine Bekanntschaft, die ihr Leben komplett verändert.
Oft sieht man auch durch die Augen von Maria, die unter falschen Namen reist, um den Ruf ihres Vaters wieder herzustellen. Sie ist eine sehr intelligente und auch mutige Frau, die sich auch offen zeigt, für Erscheinungen und Gegebenheiten, abseits alles gewohnten Denkens.
In diesem Buch gibt es Fantasy und es ist doch kein reines Fantasy-Buch. Es ist eine Geschichte, die sich langsam entfaltet und dann in einem nachhallt, auf eine gute Art und Weise.

Bewertung vom 19.05.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

Mit den Folgen leben
"Leuchtfeuer" von Dani Shapiro ist eine Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.
Sarah und Theo haben ein einschneidendes Erlebnis in ihren Jugendjahren, es wird ihre Leben für immer verändern. Aber nicht nur ihre, die Entscheidung traf der Vater, der auch immer mit den Folgen kämpfen muss.
Im Verlaufe der Erzählung werden hier schwerwiegende Themen angesprochen, fast schon zu viele für ein Buch. Es geht um Schuld und Unschuld, um Richtig oder Falsch, um Alkoholsucht und Trauer, aber auch um Familie, Liebe und den Tod.
Man kann Entscheidungen treffen, für sich und für andere und diese können schwerwiegende Folgen haben. Sie haben auch einen moralischen Wert, all das wird hier sehr einfühlsam aufgearbeitet.
Die Erzählweise ist nicht chronologisch, aber das passt hier alles sehr gut so. Die Charaktere werden gut beschrieben, obwohl sie mir immer etwas fremd bleiben. Die ganze Geschichte und das Ausmaß der Entfremdung setzt sich erst nach und nach für die Lesenden zusammen, ein Bild, dass langsam entsteht und sprachlos macht.