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GeheimerEichkater
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Bewertungen

Insgesamt 1524 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2018
Man wohnt nur mit dem Herzen gut
Kaplan, Manuela

Man wohnt nur mit dem Herzen gut


weniger gut

too much - verschreckt mich eher als dass es mich zu begeistern vermagIn diesem Buch stellen fünf eifrige Flohmarktgängerinnen ihre gesammelten und weiß angestrichenen Werke vor, wobei sich jede von ihnen nach eigenen Angaben einem anderen Shabby-Chic-Stil zugehörig fühlt: rustikal-romantisch, elegant, barock, französisch-skandinavisch oder verschnörkelt. Vieles entdeckt man bei allen wieder und außer, dass vielleicht beim romantischen Stil ein paar Häkeldeckchen mehr aufgelegt wurden, konnte ich keine wirklich großen Unterschiede finden. Zudem berichten sie von ihrer Sammelleidenschaft, die sich stetig verändert ( „Ich durchlief im Laufe der Jahre nahezu alle angesagten Stilrichtungen“ S.6), je nachdem, was gerade in ist, also offensichtlich alle toll finden. Das hat für mich nicht ganz so viel mit eigenem Geschmack und Stil zu tun, aber das kann man ja auch anders sehen... immer wieder finden sich Blasen mit Tipps zum Sammeln, Umgestalten und Plazieren der Schätze. Da wird beispielsweise ein 20 Jahre alter Röhrenfernseher shabbychic „versteckt“, indem die Mauer aufgestemmt wurde und das Hinterteil des Fernsehers im Nachbarraum heraushängt ( ich vermute, darüber wird ein weißer Schrank gestülpt, damit es nicht so stört). Der „Rahmen des eingelassenen Fernsehers wird weiß gestrichen und eine verschnörkelte Leiste obendrüber geklebt.

Wie schon erwähnt, wird in jedem der unterschiedlichen Stile gesammelt, was das Zeug hält und in jede (noch) freie Ecke gestellt, nachdem es weiß gestrichen wurde. Alte Fenster auf der Fensterbank, an das Fenster angelehnt, jede Menge Dekoschränke gefüllt mit Dekoartikeln, menschengroße Schneiderbüsten / Puppen, die alte Kleider tragen, eine neben der Toilette an die Wand gelehnte Tür, auf die der Toilettenpapierrollenhalter montiert wurde, an den Wänden kaum ein freier Platz, alles vollgehängt und vollgestellt. Vieles wirkt auf mich äußerst krampfhaft; es muß partout irgendein alter Flohmarktfund zweckentfremdet extrem originell ausgestellt werden; sei es ein montierter Fleischwolf, in den eine Stumpenkerze gestellt wurde oder eine Lampe, die als Deko einfach so in einem Blumenkübel gestopft wurde

Ich kenne keine der vorgestellten Shabby-Chic und DIY Darstellerinnen von Instagram oder ihrem Blog. Bislang war ich davon überzeugt, dass mir Shabbychic gefällt, stelle nach Durchsicht dieses Buches fest, dass ich da ein ganz anderes Verständnis als die Autorinnen habe: Ich selber mag schöne, alte Sachen, denen man ihr Alter auch ruhig ansehen darf. Mich stört es nicht, wenn da mal etwas Lack abgeblättert ist und ich käme nie auf die Idee, alles, was in der Wohnung steht, weiß überzutünchen, damit alles so herrlich zusammenpaßt. Zudem mag ich es, wenn einzelne, schöne Stücke besonders dekorativ in Szene gestzt werden, viel Freifläche besteht und nicht Staubfänger meinen Lebensraum okkupieren. Ich muß gestehen, für mich grenzt das alles eher an zugestellte Rumpelkammern in Weiß als an schön dekorierte Räume, in denen man leben könnte. Mich schreckt das, was ich zu sehen bekomme eher ab, als dass es mich in seinen Bann zieht und mir spukt die ganze Zeit beim Durchblättern ein Lied von Georg Danzer im Kopf herum und, würde mein Zuhause so aussehen, würde ich auch nach dem Notausgang fragen.

Das Buch wurde sehr aufwändig gestaltet und zahlreiche professionelle Fotos vermitteln ein detailliertes Bild des vorgestellten Shabby-Chics. Am Ende des Buches finden sich fünf Shabby-Kuchenrezepte ( z.B. eine Bisquitrolle) sowie Shabby-Chic-Adressen ( Flohmärkte und Geschäfte).
Dennoch konnte mich das Buch trotz seiner hochwertigen Aufmachung und Gestaltung nicht in seinen Bann ziehen.
Für mich ist das gezeigte Sammelsurium viel zu viel, die Fotos sind Wimmelbilder für Erwachsene mit Hang zum Ansammeln weißer Sachen. Was ich sehe, inspiriert mich nicht, sondern schreckt mich eher ab. Aber zum Glück sind die Geschmächer da ja ganz unterschiedlich....

Bewertung vom 03.04.2018
Pflanzenrevolution
Mancuso, Stefano

Pflanzenrevolution


ausgezeichnet

langzeiterprobte Anpassungs- und Überlebensstrategien der Pflanzen lehrreich und faszinierend dargestellt

Nachdem mich bereits Stefano Mancusos Bücher „Intelligenz der Pflanzen“ und „Aus Liebe zu den Pflanzen“ schwer begeistert haben, war ich auf sein neues Werk überaus gespannt.

In „Pflanzenrevolution“ beschreibt der Autor, der übrigens als Professor an der Universität Florenz tätig ist und in seinem Institut Forschungen leitet, in verschiedenen Kapiteln, welche Strategien die Pflanzenwelt entwickelt hat, beispielsweise zur autonomen Energieversorgung, zur Resilienz oder auch zur Anpassung an die Lebensbedingungen. Verständlich, dass wir von ihren Strategien beeindruckt sind und von diesen lernen können, haben sie mit ihrer erfolgreichen Entwicklung bereits Urzeiten bevor der Mensch die Bildfläche überhaupt betreten hat, damit begonnen.

Kapitelweise widmet sich Stefano Manusco einem Aspekt der Pflanzenwelt, wie unter anderem dem Pflanzengedächnis ohne Gehirn, Mimikry und Mimese, Bewegung ohne Muskelkraft, wie Pflanzen ihre süchtiggemachten Pflanzensklaven ( z.B. auf ihr lebende Ameisen) mit unterschiedlich zusammengesetztenAusscheidungen der Extrafloralen Nektarien zu aktuell nötigen Spezialeinsätzen bringen oder, wie Pflanzen kooperieren. Aber auch Geschichten über Forschung und Umsetzung des Erkannten werden erzählt, beispielsweise wie ein Riesenseerosenblatt in der Architektur zur Problemlösung nachempfunden wurde, über Pflanzen im All oder das Projekt der Jellyfish Barge, auf denen mit 90% Salzwasser und Solarenergie eßbare Salate gezogen werden.

Einige der vorgestellten Phänomene kennt man sicherlich, wobei sie üblicherweise ganz anders dargestellt werden als in diesem Buch, nämlich als zufällige Mutation mit höheren Überlebenschancen. Die hier aufgezeigte Sicht, dass die Pflanzen selber eine Absicht und damit verbunden eine eigenständige Handlung vollziehen, finde ich ausgesprochen interessant und halte sie für eine notwendige Ergänzung der ganzheitlichen Sicht. Einige der aufgeführten Beispiele müßten selbst Skeptiker zum Grübeln bringen, z.B. wenn eine Pflanze beschrieben wird, die, je nachdem auf welcher Wirtspflanze sie rankt, genau deren Blätter nachahmt – auch mehrere verschiedene, wenn denn die Ranke über verschiedene Pflanzen hinwegwächst. Auch die Sicht der bislang als automatisch in der Pflanze ablaufende Vorgänge, nun als gewollte und gesteuerte Vorgänge zu betrachten, finde ich sehr beeindruckend.

Das Buch hält so viele neue Betrachtungsweisen der Pflanzen bereit sowie zahlreiche Beispiele, deren Strategien zu nutzen, ist dabei wissenschaftlich fundiert und doch gut verständlich geschrieben, so dass man als Leser weder um das Staunen noch um seine Begeisterung herumkommt. Ich kann dieses Buch nur jedem wärmstens empfehlen......

Bewertung vom 30.03.2018
Exotische Früchte selbst ziehen (Mein Garten)
Lehari, Gabriele

Exotische Früchte selbst ziehen (Mein Garten)


sehr gut

Einsteigerbuch, das selbst Grundlegendes erklärt

Die Biologin Dr. Gabriele Lehari erklärt einführend verschiedene Pflanzengruppen bzw. Fruchtformen wie Stein-, Beeren-, Nuss- oder Scheinfrucht sowie Fruchtstand, Hülse und Zapfen, erläutert den Nährwert von Obst und beschreibt wie Samen keimen.
Neben Vorstellen verschiedener Pflanzgefäße erhält der Anfänger auch Informationen zu Anzuchtgefäßen sowie -erde, zum Pikieren, Umtopfen, Pflegen, Düngen oder zur Winterruhe.

Insgesamt werden mehr als 25 Exoten vorgestellt, die ein wenig erfahrenen Hobbygärtnern größtenteils bekannt sein dürften; für die ein oder andere Pflanze finden sich aber auch für diese Leser Tipps. Beispielsweise wäre ich alleine nie auf die Idee gekommen, Papayasamen zu trocknen und als Pfefferersatz zu nutzen obwohl ich sie bereits probiert habe und ihre Schärfe kenne.

Zwischendurch finden sich immer wieder Hinweise zu Fiilmen auf der Kosmos-Plus-App, die beispielsweise zeigen, wie man Saatgut auslöst, reinigt und aussät. Ich muß gestehen, dass ich zu den ganz altmodischen Buchlesern zähle und nichts in einer App nachsehen möchte. Vielleicht hätte man das ein oder andere auf ein paar Fotos darstellen können, aber eigentlich denke ich, dass das nicht wirklich in diesem Buch fehlt. Leser, die schon ein wenig Erfahrung im Gärtnern verfügen, werden wissen, wie man Saatgut vorbereitet und jugendliche oder junggebliebene Neueinsteiger wird die Möglichkeit eine App zu nutzen sicherlich sehr ansprechen. Also würde ich meinen, dass die hier gewählte Lösung perfekt gewählt wurde.

Leider hat sich in diesem Buch ein kleiner Fehler eingeschlichen: auf S. 10 wurden die Untertitel der Fotos vertauscht und somit denen, die die Früchte ( Mangostane und Rambutan) nicht kennen, falsches Wissen vermittelt.
Gerne hätte ich mehr über Erfahrungen der Autorin gelesen, wie sich die selbstgezogenen Pflanzen weiterentwickelt haben, bei welchen sich auch Früchte gebildet haben und wie lange sie sich gedulden mußte.

Insgesamt halte ich das Buch für ganz unerfahrene Junggärtner für besonders geeignet; Grundlagen werden vermittelt, die Erklärungen sind leicht verständlich. Bei Verständnisproblemen kann man in der App sogar erklärende Filme dazu anschauen – und es finden sich im Buch noch vier Rezepte für Zubereitungen mit exotischen Früchten.

Bewertung vom 30.03.2018
Bist du noch zu retten?
Oftring, Bärbel

Bist du noch zu retten?


ausgezeichnet

randvoll mit anschaulichen Fotos, Erklärungen und Problemlösungen

Bärbel Oftring, unter anderem Diplom-Biologin, hat nach „Wird das was, oder kann das weg?“ nun ein weiteres praxisnahe Gartenbuch geschrieben.

„Bist du noch zu retten?“ zeigt Pflegefehler oder Schädlingsbefall auf, die in den Kapiteln „welk oder vergilbt“, „löchrig oder mit anderen Spuren“ sowie „auf der Pflanze sichtbare Tiere“ganz anschaulich beschrieben und Gegenmaßnahmen erklärt werden. Zusätzlich zu den guten, aussagefähigen Fotos, die einen Vergleich mit dem Mißstand an der eigenen Pflanze vereinfachen und einem leicht verständlichen Begleittext, findet der Leser schon in der jeweiligen Übersichtsleiste Symbole dafür, ob er abwarte, handeln, entsorgen oder einfach geniessen sollte.
Zudem vermittelt die Autorin auch einen Anstoß zum Bedenken der eigenen Sichtweise, beispielsweise, die Pflanzen auf den jeweiligen Standort abzustimmen, in Mischkultur biologisch zu gärntnern oder heimische Tiere zu fördern.

Neben der Betrachtung von Nährstoffmangel, Frostschäden, Sonnenbrand oder Tierbefall vermittelt die Autorin vielfältiges spezielles Wissen, was mir in großen Teilen völlig unbekannt war – beispielsweise der Zusammenhang von Wacholder und Birnengitterrost oder, dass es zwei Marienkäferarten gibt, die sich nur von echtem Mehltau ernähren, die vorgestellte Vielfalt an Blattwespen oder die kleine Schmetterlingsübersicht samt Raupen – und endlich weiß ich, wer für das Loch in den abgefallenen Haselnüssen verantwortlich ist oder was es mit den Würmern in den Himbeeren auf sich hat. Sehr gut gefallen haben mir auch die zahlreichen Hinweise auf resistente Sorten, denn manches könnte so viel einfacher sein, als wir es uns machen....

Manche Bücher beginnen erst mit S. 15 und die letzten zig Seiten enthalten Quellen, Anhänge oder Werbung, was die angegebene Seitenzahl häufig immens reduziert. Bei diesem Buch bin ich völlig angetan davon, dass es sogar vor der ersten und nach der letzten Seite Informationen gibt, die über die angekündigten 100 Gartenprobleme hinausreichen: Sowohl die vordere als auch die hintere Umschlagseite kann man ausklappen und findet vorne die Übersicht der Top 10 der hilfreichen Nützlinge im Garten, hinten die TOP 10 der Maßnahmen für einen ökologischen Garten.

Ich selber bin reine Hobbygärtnerin und habe schon einige Gartenratgeber gelesen. Dieses Buch hat mir viele neue Informationen gegeben, läßt Laien schnell und einfach Schadensbildern erkennen und Gegenmaßnahmen nachschlagen; so einfach und dabei so ausführlich habe ich das noch nirgendwo anders gefunden.

Bewertung vom 27.03.2018
Ostseerache / Pia Korittki Bd.13
Almstädt, Eva

Ostseerache / Pia Korittki Bd.13


sehr gut

flüssiger, bis zum Ende spannender Krimi mit vielen Spuren

Bei Eva Almstädts „Ostseerache“ handelt es sich um den dreizehnten Fall der Ermittlerin Pia Korittkis. Für mich war es ihr erster Fall, denn ich habe noch keinen Krimi dieser Reihe gelesen.
Da es sich um einen in sich abgeschlossenen Fall handelt, muß man zu dessen Verständnis nicht unbedingt vorherige Folgen gelesen haben, obwohl treue Leser dieser Reihe sicherlich zum zu lösenden Fall noch die persönliche Entwicklung der Stammbesetzung geniessen können oder kurze Querverweise auf andere Fälle bzw. einen altbekannten Straftäter anders einordnen können.


Weil ihre alleinwohnende Mutter im Krankenhaus liegt, kehrt Flora in ihr Heimatdorf Niensühn zurück, das sie vor 12 Jahren verlassen hat. Damals wurde ihr die Schuld am Tod eines Nachbarjungen gegeben und sie durchlief Psychatrie, Heim und Pflegefamilien. Ihre Mutter sah sich außerstande, sich um sie zu kümmern und ihr Vater war fest von ihrer Unschuld überzeugt.
Schon beim ersten Kontakt im Dorf wird klar, dass sie nicht mit offenen Armen aufgenommen wird und als kurz darauf ihre Nachbarin tot aufgefunden wird, lebt auch der alte Fall wieder auf.
Die Geschichte nimmt Fahrt auf, die Ereignisse überschlagen sich.....



Wie schon erwähnt, war dieser der erste Krimi dieser Reihe für mich und insgesamt hat er mir gut gefallen. Ich fand den Krimi durchgehend spannend erzählt; es sind soviele Fährten gelegt worden, dass man bis zum Schluß noch mitermitteln und spekulieren kann. Er ist flüssig geschrieben und man mag ihn vor dem Ende gar nicht mehr aus der Hand legen. Allerdings waren für meinen Geschmack auch einige Begebenheiten etwas konstruiert, zu spontan und nicht ganz glaubwürdig.
Die Querverbindung zu einem bekannten Straftäter hat mich nicht ganz so tief in seinen Bann gezogen wie Serientreue, die seine Entwicklung wohl schon seit einigen Bänden verfolgen. Da es sich aber nur um einem kleinen Aspekt am Rande dieses Falles handelt, fand ich dies nicht störend.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2018
Bilder-Atlas der Frühlingsblumen

Bilder-Atlas der Frühlingsblumen


ausgezeichnet

wunderschön gestaltet und hilfreich bei der unkomplizierten Pflanzenbestimmung

Beim Bilderaltlas der Frühlingsblumen handelt es sich um ein Hardcover, das in der linken Innentasche ein booklet mit erklärendem Text zu den Pflanzen, die im auf der rechten Seite ausziehbarem Leporello vorgestellt werden.
Hierbei handelt es sich um die Auswahl der häufigsten heimischen Pflanzen, sortiert nach Blütenfarbe, , Standort ( beispielsweise sumpfiges Gelände; Wälder und Gebüsche; Wiesen, Weiden, Raine) und nach Blütezeit. Nicht nur die 40 farbigen Tafeln mit schönen, aussagefähigen, gemalten Bildern, sondern auch das Begleitheft bietet die Sortierung in entsprechenden Nachschlagelisten an.

Auf den Tafeln befinden sich übrigens jeweils vier bis sechs gut erkenn- und unterscheidbaren Pflanzen an. Mit dem Atlas lassen sich die im Garten oder auf Spaziergängen entdeckten Pflanzen gut nachschlagen und bestimmen. Von Vorteil empfinde ich nicht nur die eindeutigen Bilder, sondern auch, dass ich den Leporello ganz ausbreiten kann um die entsprechende Pflanze zu suchen und, dass dies rein über den optischen Vergleich möglich ist, ohne dass ich erst ermitteln muß, zu welcher Pflanzenfamilie oder Gattung mein „Findelkind“ gehört. Ich finde das Buch besonders für botanische Laien hilfreich, weiß aber zudem auch seine wunderschöne Gestaltung sehr zu schätzen.

Bewertung vom 26.03.2018
Die Macht der Manipulation
Steyrer, Johannes

Die Macht der Manipulation


ausgezeichnet

vermittelt wichtiges Wissen äußerst fundiert und unterhaltsam

Johannes Steyrer beschreibt verschiedene Formen der Manipulation, beispielsweise die operante Konditionierung, tagile oder handfeste Verstärkung,, Verknappung, Fuß-in-die-Tür Technik, Mimikry ( Spiegeln) und vieles mehr.
Dabei veranschaulicht er die einzelnen Aspekte, manchesmal auch gut miteinander kombiniert, sehr anschaulich in zahlreichen Fallbeispielen.

Ich muß gestehen, zunächst hatte der Titel mich vermuten lassen, dass es sich bei diesem Buch hauptsächlich um ein Seminar für Versicherungsvertreter und Telefonverkäufer handeln könnte, auch wenn im Untertitel schon eine Lösung gegen diese aufdringlichen Verkaufsgespräche versprochen wird. Das Buch beinhaltet aber soviel mehr, denn es behandelt dieses Thema absolut weitgefächert, beispielsweise wird betrachtet, wie sinnvoll Leistungsprämien sind und inwieweit sich die Sicht sowie deren Wertschätzung mit zunehmendem Einkommen unterscheidet. Für mich waren ganz besonders die geführten Vorstellungs- bzw. Einstellungsgespräche interessant, bei denen letztendlich nur der Arbeitgeber genau das bekam, was er wollte und die Arbeitnehmer mit einem Ergebnis nach Hause gingen, das sie vorher rigeros abgelehnt hätten, doch nun dem Eindruck erlagen, eine senationelle Chance samt riesigem Weiterentwicklungspotenzial erhalten zu haben. Ehrlich gesagt hätte ich in diesem Kapitel gerne ein wenig mehr Gegen-Strategien erhalten; jeder von uns kennt das: machst Du eine Zusage, zieht sich die Schlinge von Satz zu Satz immer weiter um den eigenen Hals und man rudert stetig in eine Richtung, in die man überhaupt nicht wollte....

Bei vielen anderen Beispielen geht es um einfachere, leichter abwendbare Manipulationen, beispielsweise auch in der Kindererziehung und Partnerschaft / Ehe. Schon alleine um sich manche Vorgänge bewußt zu machen, halte ich dieses Buch für ausgesprochen hilfreich; für mich war unter anderem die Erklärung der 5:1-Regel sehr interessant.
Die Erklärungen der einzelnen Theorien oder Strategien werden durch Fallbeispiele sowie erläuterte Studien ergänzt. In den letzten Kapiteln werden in den angefühten Beispielen verschiedene Strategien kombiniert und aufgezeigt.

Insgesamt läßt sich dieses Buch leicht lesen und vermittelt nicht nur Wissen, das man im Alltag sowie im Berufsleben hilfreich anwenden ( und durchschauen) kann; es bitet zudem auch charmante und witzige Unterhaltung – ich habe manchesmal schallend lachen müssen.
Alles ist gutverständlich erklärt, auch für Leser, die bislang nichts über psychologische Themen oder Erziehungsratgeber gelesen haben und keinerlei Vorkenntnisse aufweisen. Jeder wird hier hilfreiche Tipps erhalten um Manipulationen zu durchschauen und sich – mit ein wenig Übung – dann auch, zumindest teilweise, dagegen wehren können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2018
Trump im Amt
Johnston, David C.

Trump im Amt


ausgezeichnet

nicht einseitig, sondern unvermeidbar - - und absolut empflehlenswert

David Cay Johnston, einer der renommiertesten amerikanischen Investigativjournalisten, Pulitzerpreisträger und ausgesprochener Trumpkenner, beschäftigt sich schon intensiv seit 1988 mit dessen Geschäften, Steuerhinterziehungen oder anderen Straftaten und hat bereits andere Bücher dazu herausgegeben.

„Trump im Amt“ beginnt, was ich sehr zu schätzen weiß und häufig vermisse, mit einem längeren Vorwort, das speziell für die deutschen Leser verfaßt wurde.

Johnton beschreibt in diesem Buch auch kurz die Verhältnisse, in denen Trump aufwuchs, als Enkel
eines deutschen Deserteurs, der im ausgehenden 19. Jahrhundert sein Geld mit dem Betreiben mehrerer Bordelle im Yukon-Territorium verdiente, von seinem Vater, bei dem er von Kindesbeinen die Verstrickung mit der Mafia und Gestzesumgehung als Alltag erlebte.
Über einige seiner eigenen Geschäfte samt der zweifachen Verurteilung wegen Steuerhinterziehung, seiner ausbleibenden Zahlungsmoral gegenüber Zulieferern oder illegaler 4$-Bauarbeitern seiner Immobilien, auch bereits vor seiner Wahl zum Präsidenten liest man, aber hauptsächlich erfährt man über sein Handeln während des ersten seiner Amtsjahre.

Ob nun durch sein Amt gesteigerte enormen Umsätze in seinen Hotels oder auf seinen Golfplätzen, die durch politisch bedingte Treffen mit ihm aus großzügig bemessenen Spesengeldern gleichzeitig sein Wohlwollen erkaufen oder finanzielle Zugewinne seiner Familienangehörigen, beispielsweise 40 blitzschnell seiner Tochter zugesprochene Patente in China, weil eine Hand die andere wäscht....., zahlreich sind die fundierten Beispiele der Vorteilsnahme im Amt. Zudem liest man, wie Trump verschiedene Stellen besetzte, welche Wahlversprechen er nun ignoriert bzw. zuwider handelt, beispielsweise durch Löschung oder Einstellen verschiedener Websites mit Offenlegungen z.B. von tödlichen Arbeitsunfällen, über Arbeitsrecht, Sicherheit am Arbeitsplatz, Steuerpolitik, Klima- und Umweltpolitik, über Bündnisse, die er gekündigt hat.

Johnston zeigt an einer unbeschreiblichen Vielzahl an Beispielen belegter Begebenheiten, darunter auch Sprach- und Twitteräußerungen Trumps, der keine moralischen Grenzen kennt und stets sich und seinen persönlichen Vorteil im Focus hat, also von Geldgier und Narzismus angetrieben wird und seinen Weg ohne Rücksicht auf Verluste, und unter Androhung von atomarer Waffengewalt durchsetzt und bezeichnet ihn als personifizierte Kakistokratie und Kleptokratie.

Johnstons Versuch, Trumps Handeln als Präsident, das uns immer nur in kurzen, aus dem Zusammenhang genommenen Fetzen erreicht, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, finde ich äußerst gelungen und aufschlussreich.

Bewertung vom 26.03.2018
Tito
Pirjevec, Joze

Tito


ausgezeichnet

großartig recherchiert und dargestellt

Der slowenisch-italienische Historiker Joze Pirjevec hat nach 30 Jahren Forschungsarbeit eine umfassende Biographie Titos zusammengestellt, beginnend mit Josip Bros Geburt am 7. 5. 1892 bis zu seinem Tod am 4.5.1980. Auf 580 Seiten berichtet er detailiert und facettenreich über verschiedene Phasen seines Lebens, ob als Gefangener, Partisan, Revolutionär, Staatspräsident Jugoslawiens oder Verbündeter anderer FreieBlockstaaten und Entwicklungsländer.

Für mich war die Lektüre dieser außergeöhnlichen Biographie äußerst spannend; Pirjevec schildert Titos Zeit, seiner Weltsicht samt persönlicher Veränderungen sowie denen im Weltgeschehen so anschaulich und nachvollziehbar, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Gerade die Darstellung seiner eigenen, persönlichen sowie politischen Entwicklung, seiner Ängste, Träume und Einsichten mit zunehmendem Alter, in wieweit diese realisierbar wären, lassen ein sehr umfassendes und vielseitiges Bild Titos entstehen, das mich sehr beeindruckt hat. Auch wenn Joze Pirjevec zwischendurch immer wieder Annekdoten eingeflochten hat, merkt man, wie wichtig ihm sachliche, korrekte und ausgewogene Darstellung war; soch alleine die 100 Seiten im Anhang, die Anmerkungen und Quellen auflisten, zeigen diesen Anspruch deutlich auf.
Sehr interessant waren auch die Aufzeichnungen aus dem Privatleben, wie die über Titos Frauen.
Ich muß gestehen, dass mir viele der im Buch aufgeführten Namen unbekannt waren und ich über etliche online nachgelesen habe, was mir noch zu zusätzlichen Informationen zu den entsprechenden Zeiten verholfen hat.

Insgesamt hat dieses Buch mir äußert spannend, detailreich und vielseitig über Titos Leben, seinen politischen Weg, seine Versuche Jugoslawien vereint zu lassen und welche Ursachen die Trennung in die einzelnen Staaten hatte, aufgezeigt; ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 26.03.2018
Viel mehr vegetarisch!
Fearnley-Whittingstall, Hugh

Viel mehr vegetarisch!


ausgezeichnet

außergewöhnliche, kreative und sehr ansprechende Rezepte - dazu vegan und glutenfrei


Bei „Vielmehr vegetarisch!“ handelt es sich um das zweite Kochbuch von Hugh Fernley-Whittingstall.

Nach einer grundlegenden Einleitung finden sich die Rezepte unterteilt in die Kapitel:

- Gemüse satt
- Voller Würze
- Ofengemüse
- Üppige Salate
- Suppen durch dick und dünn
- Rohkost
- Mezze, Tapas, Beilagen
- Kartoffeln und Getreide

Die Rezepte sind so ausgelegt, dass man sie jeweils in 20 Minuten ( ohne Garzeit ) zubereiten können soll, was mich sehr anspricht. Beim ersten Durchblätternhabe ich viele ansprechende Fotos entdeckt, aber das eigentlich Außergewöhnliche dieser Rezepte entdeckt man erst beim Lesen:
Abgesehen davon, dass die Rezepte vegan glutenfrei sind, fällt der sehr kreative Umgang mit Pflanzennahrung auf. Häufig werden Gemüse und Obst oder verschiedene Gemüse in einem Gericht kombiniert und Kreationen entstehen, die ich niemals von alleine ausprobiert hätte, wie beispielsweise das „Rhabarber-Gazpacho“, das neben Rhabarber auch Schlangengurken enthält oder „Kürbis und Kichererbsen mit würziger Aprikosensauce“, „Sommersalat mit Erdnussdressing“, „Fenchel-Linsen-Suppe mit Algen“, „Blumenkohl mit Apfel, Mandeln und Datteln“, „Kichererbsen-Fenchel-Salat mit Oliven“ oder „Lauch-Blumenkohl-Suppe mit Senf und Thymian“.

Den Großteil der Zutaten machen Gemüse und Obst aus, die mit Gewürzen, Nüssen, Kernen, manchmal auch Pseudogetreide und mehr zubereitet werden, häufig ohne mit gutem Öl zu geizen, insgesamt also sehr appetitlich und hochwertig und hauptsächlich ohne importierte Superfoods, die in ihren Anbauländern größtenteils für Hunger und Armut sorgen. In den hier vorgestellten Rezepten wird vieles verarbeitet, was im eigenen Garten wächst bzw. auf dem Markt erhältlich ist. Sehr gut gefällt mir auch, dass weitestgehend auf Ersatzprodukte verzichtet wurde; nur in drei Rezepten wird Tofu verarbeitet.

Insgesamt wurde das Buch sehr schön gestaltet; die einzelnen Rezepte wurden gut erklärt, lassen sich leicht nacharbeiten und zu jedem Rezept gibt es ein ganzseitiges, ansprechendes Foto der fertigzubereiteten Speise, was ich immer ganz besonders ansprechend finde. Zu den meisten Rezepten findet man mehrere Variationsvorschläge um einzelne Zutaten auszutauschen und eigene Kreationen zu erstellen, was die Auswahl an Rezepten noch wesentlich vielfältiger macht.