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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2031 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2021
Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
Vigan, Delphine de

Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin


ausgezeichnet

Kreuzende Wege in Paris

Delphine de Vigan zeigt einen Zustand einer Frau in einer entscheidenden Zeit ihres Lebens. Mathilde war erfolgreich im Leben und Beruf, aber in letzter Zeit wird sie von ihrem Chef gemobbt und das ist schwer auszuhalten. Das zeigt auch, wie wenig es braucht, um einen Menschen aus der Bahn zu werfen.

Am 20.Mai soll etwas entscheidendes passieren, so die Voraussage einer Wahrsagerin. Wir Leser folgen Mathilde durch diesen Tag. Zwischendurch gibt es aber auch Passagen mit Thibault, einem Rettungssanitäter, der gerade eine Trennung durchmacht. Man ist gespannt, ob und wann die beiden sich treffen werden. Zunächst kreuzen sich ihre Wege, ohne das sie einander begegnen.

Der gewählte Stil ist effektiv. Mathildes Emotionen werden spürbar. Sie ist alles andere als eine schwache Frau, kümmert sich auch um andere, aber gegen die immer perfideren Mobbingattacken kann sie sich nicht wehren.

Es ist ein intensives Buch mit einem brisanten Thema!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2021
Unter Wasser Nacht
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


sehr gut

Familiendrama im Wendland

Von Anfang bin ich von der dichten Sprache des Romans beeindruckt, die Stimmungen überträgt. Dazu tragen auch die Beschreibungen der Landschaft, z.B. des Flusses im niedersächsischen Wendland bei. Später dominieren die mehr die Dialoge.
Thiess und Sophie haben ihren kleinen Sohn verloren. Er ist ertrunken. Die Ursache dafür ist unklar, er war kein einfaches Kind.
Thiess und Sophie ziehen sich in sich selbst und voneinander zurück, auch die enge Freundschaft zu den Nachbarn Inga und Bodo leidet darunter. Dennoch sind ihre Leben eng mit einander verknüpft.
Die Kapitel wechseln zwischen den Figuren. Dann führt die Autorin Kristina Hauff eine weitere Figur ein. Mara, eine Fremde aus der dänischen Freistadt Christiania, die in den Ort zieht. Durch ihre Fragen bricht einiges auf. Und es gibt einige Geheimnisse, deren Ursprung weit in der Vergangenheit liegen.
Kristina Hauff ist ein interessanter Roman gelungen. Souveräne 4 Sterne von mir.

Bewertung vom 11.02.2021
Wie alles begann und wer dabei umkam
Urban, Simon

Wie alles begann und wer dabei umkam


gut

Der Roman wird stark durch den Icherzähler geprägt, der schon Kind gerne Prozess gespielt hat und später vom Thema Vergeltung getrieben wird.
Er erzählt sehr abgeklärt und hat etwas leicht narzisstisches, auch mitleidloses an sich, daher hatte ich auch Probleme mit der Figur.
Davon abgesehen hat der Roman einige interessante Motive.
Ich werde 3 von 5 Sterne verteilen, aber keine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 11.02.2021
Sweet Dreams
Goosen, Frank

Sweet Dreams


gut

Ein unterschätztes Jahrzehnt

In Sweet Dreams beschreibt Frank Goosen seine Jugend in den Achtziger Jahren. Eine Zeit, die von Oberflächlichkeit gekennzeichnet war.
Man bekommt in diesen Buch, was man von Frank Goosen erwarten kann. Sein bewährtes Konzept vom Alltag, autobiografisch geprägt.
Die Zeit ist sehr von Musik bestimmt. Frank Goosen ist bekennendermaßen Beatlesfan. Erwähnt wird auch die neue deutsche Welt und noch andere Musik, aber immer kommerzielles. Viele andere wichtige Musikströmungen werden vom Autor leider wenig bemerkt,

Ein harmloses Buch, aber unterhaltsam und mit milder Ironie, die nicht wehtut.
Die Achtziger Jahre waren eine Zeit, über deren Merkmale sich lustig machen kann, doch hier wird das Jahrzehnt unter Wert verkauft.

Bewertung vom 11.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


sehr gut

Aufzeigen der Strukturen

Romane aus Asien, in diesem Fall Südkorea, sind oft von den gesellschaftlichen Konventionen geprägt. Ein Fall ist die Rolle der Frau in der Gesellschaft, in der klare Erwartungen gesetzt sind. Das beginnt schon in der Kindheit, wenn Mädchen gegenüber dem Bruder zurückstehen müssen.
Wobei, Geschlechterungleichheit und Diskriminierung gibt es in anderen Ländern natürlich auch und dieser Roman hat letztlich einen universalen Ansatz.
Es ist eine sachliche Berichtsform mit der erzählt wird. Das ändert aber nichts daran, das es beim Lesen im inneren brodelt.

Kim Jiyoung scheint mit ihrem außergewöhnlichen Verhalten ein Sonderfall, aber offenbar zeigt sich an ihr das ganze nur beispielhaft. Dass das in einer auffälligen Psychose endet, ist vielleicht kein Wunder.
Es werden die Stationen ihres Lebens gezeigt, die sie bestimmen und prägen wird.
Dabei zeigt die Autorin die entsprechenden Strukturen in Schule, Ausbildung und Beruf Familie und Ehe sehr deutlich. Zum Teil belegt sie das sogar mit statistischen Zahlen. Was mir nicht ganz klar wurde ist, ob diese Benachteiligungen vor allen Frauen der Generation der in den Achtziger Jahren in Korea geborenen Frauen betrifft und ob es bei jüngeren Verbesserungen gibt.

Literatur aus Südkorea war in den letzten Jahren oft auch auf dem Deutschen Buchmarkt erfolgreich, vor allen Dank Han Kang und ihrem Bestseller Die Vegetarerin. Die Schriftstellerin Cho Nam-joo ist die neueste Entdeckung.

Bewertung vom 11.02.2021
Die Kinder hören Pink Floyd
Gorkow, Alexander

Die Kinder hören Pink Floyd


ausgezeichnet

Kindheit in den siebziger Jahren

Die Kinder hören Pink Floyd ist ein originelles Buch. Offenbar ist es vom Autor Alexander Gorkow autobiografisch geprägt und streckenweise gediegen zu lesen, da die Perspektive die eines Kindes ist. Und entsprechend geht es ums Verstehen, was auf ihn von Außen einwirkt und das sind oft die Strömungen der Zeit. Ja, es ist auch und vor allen ein Zeitporträt. Politische und musikalische Elemente der siebziger Jahre werden eingebunden.
Es ist nicht unbedingt komplett mein Bild dieser Zeit, das ich so da nicht wiederfinde, aber jeder empfindet das anders. Und Teile davon sind sicherlich zutreffend.
Eine übergroße Figur ist die mutige, lebhafte große Schwester, die ihn beeinflusst.
So ganz kaufe ich die Figur nicht, aber ich akzeptiere sie und sie bereichert den Roman. Insgesamt glaube ich, dass vieles hier vom Autor überdramatisiert dargestellt wird. Aber das ist vielleicht auch nur meine Leseauffassung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2021
Der Weltreporter
Stein, Hannes

Der Weltreporter


sehr gut

Die Reportagen des Bodo von Unruh

Ein fantasie- und einfallsreicher, ungewöhnlicher Roman, dem nicht umsonst ein Zitat von Sindbad der Seefahrer vorangestellt. Und auch der Autor spricht in der Vorbemerkung von einer Liebes-Lügen-Geschichte.

Es beginnt mit einer jungen Frau, Julia, und einem älteren Mann, die in einer Bar miteinander ins Gespräch kommen. Der Mann heißt Bodo von Unruh und ist angeblich Reporter, der über Reisen schreibt.
12 der Reisen werden in diesem Buch erzählt.

Die Rahmenhandlung mit Julia gefällt mir ganz gut, die Reisebeschreibungen konnten mich nicht alle überzeugen. Aber das ist nicht so entscheidend, wenn man merkt worauf das ganze hinausläuft und ich kann den Roman empfehlen.

Bewertung vom 10.02.2021
Blitzeinschlag im TerriTorium
Werner, Christine

Blitzeinschlag im TerriTorium


sehr gut

Von Liebesblitzen und Freundschaften

Die Eltern der 13jährigen Theresa Emmanuelle Rosa Rohrbach-Ibrahim, genannt Terri sind geschieden und Terri lebt wechseln eine Woche bei ihrer Mutter Paulette und die nächste bei ihrem Vater.

Als sie bemerkt, dass sich ihre Mutter seltsam verhält vermutet sie bald, dass sie sich verliebt hat. Ein Zustand, in dem sich auch Terris Freundin Nina befindet.
Terri ist zunächst irritiert.

Die Autorin Christine Werner arbeitet Terris emotionalen Zustand gut heraus.
Aber am Besten gefällt mir, wie sie die Beziehungen der Figuren in einer Tiefe beschreibt, insbesondere Terri zu ihrer Mutter, aber auch zu ihrer guten Freundin Nina.

Ein sympathisches Jugendbuch!

Bewertung vom 10.02.2021
Sechs Leben
Petit, Véronique

Sechs Leben


sehr gut

Lebe dein Leben

Sechs Leben. Die originelle Idee hatte mich gleich interessiert.
Erzählt wird aus der Ichperspektive des 15jährigen Gabriel, der froh ist über seine sechs Leben, die schneller davongleiten als erwartet. Man ist sehr dicht an Gabriel und seinen Gedanken und Emotionen dran. Er fühlte sich immer als durchschnittlich, aber die sechs Leben machen ihn zu etwas besonderen. Doch immer noch ist er schwankend was Selbstbewusstsein angeht. Einerseits ist er auf der Suche nach dem Kick, andererseits verstrickt er sich immer mehr in Lügen, da er nicht zugeben will, wie leichtfertig er gehandelt hat.
In all seinen Zweifeln mag ich Gabriel mehr als die viele andere Jugendbuch-Helden, da er glaubwürdig wirkt.

Veronique Petit gestaltet den Plot außergewöhnlich gut. Es macht Spaß, auch mal einen intelligenten Jugendbuchroman zu lesen.
Der Originaltitel Vivre ses Vies = Lebe dein Leben gefällt mir übrigens auch gut.

Bewertung vom 07.02.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden (eBook, ePUB)
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden (eBook, ePUB)


sehr gut

Justice delayed

Elle Castillo betreibt einen investigativen Podcast über ungelöste Mordfälle in Minnesota und ermittelt über den Cold Case-Fall des Countdown-Killers, ein Serienmörder, der in den neunziger Jahren junge Mädchen tötete.
Lange war die Mordreihe unterbrochen, jetzt im Januar 2020 hat er anscheinend wieder angefangen. Ein elftes Mädchen ist entführt.
Elle erhält einen Tipp über die Identität des CK durch einen Zeugen, der dann selbst tot aufgefunden wird.

Ein Buch, das zu einem Teil aus Podcast mit Interviews besteht hatte ich nicht erwartet und obwohl das originell ist, wird es auf Dauer auch anstrengend. Zum Glück gibt es schon bald überwiegend normal erzählte Handlungsanteile,

Man merkt dem Roman die True Crime-Recherchen der Autorin Amy Suiter Clarke deutlich an. Dazu kommt eine gut funktionierende innere und äußere Dramatik.

Erstaunlich eigentlich, dass so viele am Fall Beteiligte, unter anderen auch einem pensionierten Polizisten so freimütig mit einer freiberuflichen Ermittlerin sprechen. Das ist vielleicht ein Kennzeichen eines typisch US-amerikanischen Thrillers. Einige Klischees werden verwendet, z.B. halte ich es für unwahrscheinlich, dass Elli sogar noch als Beraterin der Polizei eingesetzt wird. Auch die Kapitel über den Auslöser des Täters bleibt zu sehr auf der Oberfläche.
Dennoch klingt die vielen Details des Falls absolut glaubwürdig und das kann man ja nicht gerade bei vielen, oft abstrusen Thrillern behaupten.
Den Originaltitel Girl, 11 finde ich übrigens besser als den übertriebenen Deutschen „Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden“.
Da der Roman spannend ist und an Intensität nicht nachlässt, kann ich ihn Thrillerfans empfehlen.