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Büchermaulwurf
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Dreieich

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Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2019
Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2
Raabe, Marc

Zimmer 19 / Tom Babylon Bd.2


ausgezeichnet

Zweiter Fall für Tom Babylon
„Zimmer 19“ ist der zweite Fall für den LKA-Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns und eine sehr gelungene Fortsetzung von „Schlüssel 17“. Man kann das Buch auch unabhängig vom ersten Band lesen, da der Fall abgeschlossen ist, aber da sich Ereignisse in der Vergangenheit der Protagonisten als roter Faden durch die Bücher ziehen, ist es empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten.

Das Buch beginnt spektakulär mit einem Mord vor laufender Kamera. Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale läuft ein Snuff-Film, dessen Opfer die Tochter des regierenden Bürgermeisters ist. Tom und Sita ermitteln unter Hochdruck, doch der Bürgermeister scheint etwas zu verbergen. Ihre Ermittlungen werden ausgebremst, doch dann passiert ein weiterer Mord. Sita erkennt, dass es eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern gibt. Eine entscheidende Rolle spielt die Zahl 19.

Nachdem es im ersten Teil um Toms Vergangenheit ging, ist jetzt Sita an der Reihe. Marc Raabe ist es sehr gut gelungen die Vergangenheit beider zu verknüpfen. Die Story ist spannend, temporeich und sehr ausgeklügelt und vor allem glaubwürdig konstruiert. Eine große Rolle spielt die DDR-Vergangenheit.

Tom und Sita sind zwei spannende und interessante Charaktere mit Ecken, Kanten und Geheimnissen. Er ist befreundet mit einer Unterweltgröße, nimmt Aufputschmittel und manchmal hält er Zwiegespräche mit seiner Schwester, die als Kind unter dramatischen Umständen verschwunden ist. Bis heute ist er auf der Suche nach ihr. Der rote Faden wird auch in diesem Band wieder aufgenommen, als eine Zeugin auftaucht, die große Ähnlichkeit mit seiner vermissten Schwester aufweist. Das Rätsel wird jedoch nicht gelöst, so dass die Neugier auf den nächsten Band erhalten bleibt. Sita ist ebenfalls eine ungewöhnliche Figur. In diesem Teil erfährt der Leser mehr über die geheime Vergangenheit der sensiblen Halbkubanerin. „Mein Geheimnis-dein Geheimnis“ ist der Deal zwischen beiden, aber in diesem Fall müssen sie kämpfen und ihre Geheimnisse teilen, was beide sehr große Überwindung kostet.

„Zimmer 19“ ist ein Thriller, der diesen Namen wirklich verdient. Der Spannungsbogen ist konstant hoch, die Sprache ist auf den Punkt und es gibt keine langweiligen oder unnötigen Passagen. Allen Thrillerfans kann ich die Reihe nur weiterempfehlen. Ich vergebe die höchste Punktzahl und hoffe, dass der dritte Band nicht lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 23.09.2019
Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


ausgezeichnet

Tiefgehender, grandioser Krimi um Freundschaft und Verrat
Der nebelige Wald auf dem Cover sorgt für eine düstere, unheimliche Stimmung, bevor man den Krimi überhaupt aufschlägt. Die Buchstaben des Titels verschwinden teilweise hinter dem Baumstamm, so wie die Leiche in einer Höhle unter einem Baum verborgen war. Es passt also perfekt zum Inhalt.

Sieben Jugendliche treffen sich zum Zelten im Wald. Sie feiern, trinken und nehmen Drogen und am nächsten Morgen ist eine von ihnen nicht mehr in ihrem Schlafsack. Die 14-jährige Aurora ist spurlos verschwunden und auch eine großangelegte Suchaktion der Polizei bringt kein Ergebnis.

Dreißig Jahre später taucht unweit des damaligen Zeltplatzes in einer Höhle unter einem Baum eine Leiche auf. DCI Jonah Sheens, der damals schon als junger Polizist an der Suche beteiligt war, ist sofort klar, dass es sich um Aurora handelt. Er war selbst auf der gleichen Schule und kannte die sechs Freunde sowie das Opfer. Außerdem hütet er ein Geheimnis, was seine Vergangenheit betrifft. Trotzdem ist er fest entschlossen den Fall zu lösen und Auroras Mörder zu finden. Tatkräftig unterstützt wird er von dem erfahrenen DS O`Malley, dem akribischen DS Lightman und dem kritischen Neuzugang DC Juliette Hanson. Gemeinsam rollen sie die alten Ermittlungen wieder auf und befragen die sechs Freunde von damals, die alle inzwischen beruflich erfolgreich sind. Alle halten an ihrer Unschuld fest. Doch warum wurde die Leiche nicht bei der damaligen Suche mit Hunden gefunden?
Als klar wird, dass alle das Höhlenversteck, in dem die Leiche gefunden wurde kannten, wird ihnen bewusst, dass einer von ihnen der Mörder ist und mindestens einer der Freunde lügt.

Mit „Bis ihr sie findet“ ist Gytha Lodge ein spannendes und packendes Krimidebüt gelungen. Es ist die Geschichte einer Freundschaft und ihres Verrats, um Begierde, Rivalität, Gewalt und Mord.
Die Kapitel sind teils aus der Gegenwart (Sicht der Ermittler) und teils aus der Vergangenheit (Auroras Sicht) geschrieben. So wird Stück für Stück aufgedeckt, was damals wirklich geschehen ist. Im Verlauf der Ermittlungen tauchen immer wieder Hinweise auf, die unterschiedliche Verdächtige in den Fokus rücken, aber erst auf den letzten dreißig Seiten wird alles aufgelöst und der Mörder entlarvt. Als Leser kann man also bis zum Schluß mitraten, wer der Mörder war. Für mich ein rundum gelungenes Krimidebüt.

Bewertung vom 05.09.2019
Der Kastanienmann
Sveistrup, Søren

Der Kastanienmann


ausgezeichnet

Dänischer Debütthriller der Spitzenklasse
An einem stürmischen Herbsttag wird Naia Thulin, Ermittlerin bei der Kopenhagener Mordkommission, an einen grauenvollen Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde grausam gefoltert, verstümmelt und getötet. Bei der Leiche findet man ein Kastanienmännchen mit dem Fingerabdruck eines Mädchens, das ein Jahr zuvor entführt und ermordet wurde- die Tochter der Sozialministerin Rosa Hartung. Thulin, die für diesen Fall einen neuen Partner zur Seite bekommt - Mark Hess, einen in Ungnade gefallenen Europolermittler, gerät bald unter Druck, denn es bleibt nicht bei einem Opfer.

Der erfolgreiche dänische Drehbuchautor Søren Sveistrup hat ein wirklich meisterhaftes Thrillerdebüt hingelegt. Der genial konstruierte Plot fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und macht es sehr schwer das Buch aus der Hand zu legen. Der Plot ist düster, grausam und gesellschaftskritisch, eben ganz in der Tradition des Nordic Noir. Die Atmosphäre ist alles andere als „hyggelig“. Trotz der über 600 Seiten kommt nie Langeweile auf. Bereits mit dem Rückblick ins Jahr 1989 am Anfang des Buchs entstand ein Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht der Ermittler und der Ministerin Rosa Hartung erzählt. Der häufige Wechsel der Erzählperspektive sorgt ebenfalls für zusätzliche Spannung. Als Leser folgt man den Ermittlern bei der Suche nach dem Täter, die mühsam die einzelnen Puzzleteile zusammentragen und lange Zeit im Dunkeln tappen.

Die Figuren der beiden eigenwilligen Ermittler Thulin und Hess haben mir auch sehr gut gefallen. Thulin ist alleinerziehend und muss Job und Kind unter einen Hut bringen. Sie liebt ihren Job und ist sehr ehrgeizig. Eigentlich ist sie auf dem Sprung von der Mordkommission zur spannenderen Abteilung für Cyberkriminalität, als ihr der Fall übertragen wird. Mit ihrem neuen Partner Hess, dem in Ungnade gefallenen, ausgebrannten Europolermittler, muss sie sich erst zusammenraufen. Hess zeigt zunächst wenig Interesse und glänzt anfangs mehr durch Abwesenheit bei den Ermittlungen. Er hat in der Vergangenheit schlimmes erlebt, was ihn in anderem Licht erscheinen lässt.
Im Laufe der Ermittlungen zeigen sich immer mehr seine Stärken und er ist es auch, der nicht aufgibt und den Täter schließlich entlarvt.

„Der Kastanienmann“ ist für mich das Thrillerhighlight des Herbstes. Atemlose Spannung gepaart mit einem intelligenten Plot, authentischen Ermittlern, toller Atmosphäre und einem wirklich kranken Serienkiller. Für Thrillerfans ein absolutes Muss!

Bewertung vom 30.07.2019
Opfer / Carl Edson Bd.1
Svernström, Bo

Opfer / Carl Edson Bd.1


ausgezeichnet

Packendes Debüt - abgründig und spannend
Das Debüt „Opfer“ von Bo Svernström enthält alle Zutaten eines grandiosen Thrillers: hohes Tempo, durchgängige Spannung, interessante, gut gezeichnete Charaktere und einen wendungsreichen Plot. Ein wahrer Pageturner, den ich innerhalb kurzer Zeit verschlungen habe.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil geht es um die polizeiliche Ermittlungsarbeit. In einer Scheune wird ein nackter Mann, gekreuzigt und mit brutalen Folterspuren gefunden. Als Hauptkommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission mit seinem Team eintrifft, stellen sie schockiert fest, dass der Mann, ein bekannter Krimineller, noch lebt. Auch die Presse stürzt sich auf den Fall, vor allem die Journalistin Alexandra Bengtsson beginnt zu recherchieren. Durch Insiderinformationen scheint sie der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein. Es kommt zu weiteren grausamen Morden an Kriminellen, ein Muster ist nicht erkennbar. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, aber zunächst ohne greifbare Ergebnisse. Einschübe in kursiver Schrift aus Sicht des Täters geben Anlass zu vielfachen Spekulationen.
Im zweiten Teil nimmt der Plot eine völlig unerwartete Wendung. Hier gibt der Täter in der Ich-Perspektive tiefe Einblicke in seine augenblickliche Situation und seine Vergangenheit. Man erfährt, was den Täter zu diesen Morden getrieben hat, sieht förmlich in seinen Kopf hinein, was wirklich sehr intensiv und beklemmend war.
Im dritten Teil werden schließlich die Fäden zusammengeführt. Edson hat den Täter im Visier und versucht ihn zu überführen, aber auch hier hat der Autor noch eine unerwartete Überraschung parat.
„Opfer“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Reihe um Kommissar Edson und sein Team. Mich hat das Buch von der ersten grausamen Szene in der Scheune an gepackt. Die Beschreibungen der Mordopfer sind allerdings brutal und blutig und die Folterungen sehr grausam. Also nichts für zartbesaitete Leser. Der Täter war ab dem zweiten Teil zwar bekannt, was der Spannung aber keinen Abbruch tat. Gut gefiel mir auch, dass man einen tiefen Einblick in die Motive des Täters erhielt. Ich freue mich schon auf weitere Fälle von Carl Edson und seinem Team.
Von mir gibt es fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.07.2019
Harz
Riel, Ane

Harz


ausgezeichnet

Erschreckend und beklemmend
Mit „Harz“ hat Ane Riel zu Recht alle vier wichtigen skandinavischen Krimipreise abgeräumt. Ich würde es jedoch nicht als Krimi oder Thriller bezeichnen. Es ist eher ein Familiendrama, das sich nach und nach zum Thriller steigert und mit einem dramatischen Finale abschließt.

Sehr gut gefiel mir auch das Cover, dass ich immer wieder gerne in die Hand nehme. Der Titel „Harz“ aus Bernstein ist ungemein passend und die plastisch hervortretenden Holzklötze runden es ab.

Zum Inhalt: Die Familie Harder lebt auf einer kleinen Insel, abgeschottet von der Außenwelt. Doch hier ist nichts normal, auch wenn das die sechsjährige Liv denkt. Ihr Vater Jens ist ein krankhafter Sammler mit starken Verlustängsten, was seine Familie betrifft. Ihre Mutter ist stark übergewichtig und kann das Bett zuletzt nicht mehr verlassen und die kleine Liv muss sich in einem Container zwischen Gerümpel verstecken, da ihr Vater ihren Tod vorgetäuscht hat. Die obsessive Liebe des Vaters mündet schließlich in eine Katastrophe.

Ruhig und eindringlich, aber auch überaus fesselnd entwickelt die Autorin die Familientragödie aus verschiedenen Perspektiven. Das meiste wird aus der naiv kindlichen Sicht von Liv erzählt. Das alltägliche Grauen, das hier Einzug in den Familienalltag gehalten hat, lässt dem Leser zeitweise den Atem stocken. Und die Sichtweise von Liv macht es um so beklemmender.

„Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat. Ich war da.“

Man erhält auch durch Rückblenden einen Einblick in die Kindheit und Jugend von Jens. Die Wandlung seines Charakters von einem gutaussehenden, naturverbundenen jungen Mann, hin zu dem verwahrlosten Messie wurde sehr gut und nachvollziehbar beschrieben. Auch die übergewichtige Mutter Maria kommt durch Briefe zu Wort, die sie für Liv geschrieben hat und die ebenfalls sehr betroffen machen. Sie liebt ihren Mann noch immer, trotz ihrer schrecklichen Lage.
Obwohl Jens wirklich erschreckende Dinge tut, spürt man doch, dass er nicht „böse“ ist, sondern aus Liebe zu seiner Frau und Tochter handelt, die er unter keinen Umständen verlieren will. Diese Wandlung von obsessiver Liebe in Wahnsinn wurde sehr gut beschrieben. Ganz am Ende gibt es noch eine schockierende Enthüllung, die mich genau wie die Familientragödie noch einige Zeit beschäftigt hat.

Fazit:
„Harz“ ist ein ungewöhnliches Buch, dass mich gleichzeitig gefesselt, erschüttert, schockiert und mir Gänsehaut verursacht hat. Von mir gibt es die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.07.2019
Dunkelsommer
Jackson, Stina

Dunkelsommer


ausgezeichnet

Wurde zu Recht ausgezeichnet!
Vor drei Jahren verschwand Lelles Tochter Lina spurlos von einer Bushaltestelle an einer Landstraße, dem Silvervägen, im abgelegenen Nordschweden. Seither fährt er jeden Sommer im düsteren Licht der Mitternachtssonne die Straße ab, um nach Lina zu suchen.
Gleichzeitig kommt die siebzehnjährige Meja mit ihrer psychisch instabilen Mutter nach Norrland in der Hoffnung auf einen Neuanfang. Sie ziehen zu einer Internetbekanntschaft der Mutter auf einen heruntergekommenen Hof mitten im Wald. Vor den Launen ihrer Mutter flüchtet sie immer häufiger in die Wälder.
Als es Herbst wird, verschwindet wieder eine Mädchen und Lelles und Mejas Wege kreuzen sich.

Der Debütroman von Lisa Jackson hat mich von den ersten Seiten an gefesselt. Ihr Schreibstil ist sehr atmosphärisch und gefühlvoll und sie versteht es Spannung mit literarischer Tiefe zu verbinden. Sehr gut passt dazu auch das tolle Cover, dass die düstere Stimmung und die Handlung gut unterstreicht.
Sie erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Lelle und Meja. Alle Charaktere sind gut gezeichnet und sehr authentisch, so dass ich mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Ich habe mit Lelle mitgelitten, der sich selbst eine Mitschuld am Verschwinden seiner Tochter gibt, da er sie an der Bushaltestelle alleine gelassen hat. Seine besessene Suche sind ein Ausdruck seiner Verzweiflung und Einsamkeit. Auch in Meja konnte ich mich gut hineinfühlen. Sie ist isoliert und einsam und leidet unter ihrer psychisch labilen Mutter. Außerdem sehnt sie sich nach einem richtigen Zuhause.

„Dunkelsommer“ ist für mich ein herausragender Spannungsroman, der seine Auszeichnung zu Recht verdient hat. Er hebt sich von anderen, oft blutigen Schwedenkrimis ab und fällt durch seinen schönen, fast literarischen Erzählstil und unterschwellige Spannung auf. Obwohl ich ab einem gewissen Zeitpunkt den Täter erahnen konnte, war ich doch weiterhin gefesselt von der Geschichte, die mit einem spannenden Showdown endete.
Alles in allem ein sehr gelungenes Debüt, dass durch unterschwellige Spannung, eine düstere Atmosphäre und eine wunderschöne Sprache überzeugt.
Für mich ein Lesehighlight in 2019!

Bewertung vom 09.07.2019
Schneewittchensarg / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.7
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schneewittchensarg / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.7


sehr gut

Gute Krimiunterhaltung mit Cold Case
Die schwedischen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss ermitteln in „Schneewittchensarg“ bereits in ihrem siebten Fall, der sie diesmal ins småländische Glasreich führt.
1971 verschwand eine junge Braut spurlos während ihrer Hochzeitsfeier. Nun, nach fast fünfzig Jahren tauchen ihre Überreste im Brautkleid in einem gläsernen Sarg bei einer Ausstellungseröffnung wieder auf. Die beiden Kommissarinnen und ihr Team haben es nicht leicht in diesem komplizierten und gleichzeitig komplexen Fall zu ermitteln. Gleich drei Glashüttenfamilien scheinen in den alten Fall involviert zu sein. Die Ermittlungen gestalten sich sehr komplex und gehen in viele Richtungen. Die Zahl der Verdächtigen ist groß. Dadurch ist der Mittelteil stellenweise etwas langatmig geraten. Dies wird gegen Ende aber wieder wettgemacht, denn die Auflösung des Falls ist wieder spannend und gelungen.
Ich kannte diese Krimireihe bisher nicht, bin aber sehr gut in die Geschichte hineingekommen. Das wichtigste über die Ermittler/innen und deren Vorgeschichte fließt ein und der Fall ist ja auch abgeschlossen. Als Leser hat man einen kleinen Vorsprung bei den Ermittlungen, denn es gibt alte Tagebucheinträge von der Braut, die eingestreut sind.
Alles in allem ist dies eher ein ruhiger Krimi, in dem die Ermittlungsarbeit im Vordergrund steht. Die Handlung bietet einige Wendungen und ein interessantes Ermittlerduo. Der Krimi hat mich gut unterhalten (und Lust auf die anderen Fälle gemacht) und ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Bewertung vom 03.07.2019
Das Kochbuch zum Intervallfasten
Bracht, Petra;Flatt, Mira

Das Kochbuch zum Intervallfasten


gut

Intervallfasten mit 16/8 - vegan
„Das Kochbuch zum Intervallfasten“ von Dr. med. Petra Bracht und Mira Flatt aus dem GU Verlag stellt das Intervallfasten nach der 16/8-Methode vor und enthält 77 ausschließlich vegane Rezepte für die verschiedenen Mahlzeiten.

Es gliedert sich in einen Theorie- und einen Praxisteil. Außerdem findet sich im Umschlag ein kurzer Selbsttest für den Leser sowie Erfahrungsberichte und ein Saisonkalender für Gemüse und Obst.

Im Theorieteil wird die 16/8-Methode leicht verständlich und kompetent vorgestellt und die gesundheitlichen Vorteile dargelegt. Intervallfasten ist damit lt. den Autorinnen keine Diät sondern eine Ernährungsumstellung und auch ein Lebensstil. Überflüssige Kilos verschwinden ohne Jo-Jo-Effekt und vielen Krankheiten kann vorgebeugt werden. Allerdings befürworten sie eine vorwiegend pflanzliche Kost, stellen es dem Leser aber frei, ob er tatsächlich auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten will, was ich sehr gut fand.
Im Praxisteil werden dann 77 vegane Rezepte für die erste, zweite und dritte Mahlzeit, sowie süße Sünden vorgestellt. Die Rezepte sind ansprechend bebildert und gut beschrieben und es gibt zu vielen Rezepten noch Gesundheitswissen (grün gedruckt) und Tipps, was ich sehr informativ fand.
Schade fand ich, dass ausschließlich vegane Rezepte vorgestellt wurden. Da für mich ein vollständiger Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte nicht vorstellbar ist, hätte ich mir für diese Methode auch ein paar nicht-vegane Rezepte gewünscht. Die Smoothies und das Bircher Müsli mit Kokos werde ich in jedem Fall probieren und die Avocado-Gemüse Pasta ist auch schon auf meinem Einkaufszettel gelandet.

Fazit: „Das Kochbuch zum Intervallfasten“ ist ein guter Einstieg in die 16/8-Methode, leicht verständlich und informativ. Allerdings enthält es ausschließlich vegane Rezepte.

Bewertung vom 19.06.2019
Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4
Sveen, Gard

Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4


ausgezeichnet

Spannender Spionagethriller aus Norwegen
Oslo, 2016: In einem See werden zufällig die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Vier Monate später wird der ehemalige KGB-Agent Arvid Storholt in seinem Haus brutal ermordet. Tommy Bergmann wird diesmal vom norwegischen Geheimdienst zu dem Fall hinzugezogen. Es ist bereits sein vierter Einsatz. Es gibt Hinweise, dass es sich bei der Frauenleiche um Christel Heinze handelt, eine ehemalige Schwimmerin aus Ostberlin, die 1973 nach einem Wettkampf in Oslo die Gelegenheit zur Flucht ergriff und 1982 spurlos verschwand. Der Geheimdienst vermutet, dass sie ebenfalls KGB-Agentin war und eine Beziehung zu einem verheirateten Mann hatte, der sich Bjørn (der Bär) nannte und vermutlich ein hochrangiger Spion war, der nie enttarnt wurde. Und genau diesen soll Tommy finden. Die Aufdeckung alter Geheimnisse birgt jedoch einige Gefahren für ihn.

Während er seine Ermittlungen in der Gegenwart beginnt, erfährt der Leser in einer zweiten Handlungsebene, die Vergangenheit von Christel, beginnend mit ihrer Flucht 1973 bis hin zu ihrem Verschwinden 1982. Diese Ebene führt zurück in die Zeit des Kalten Kriegs in Norwegen und man erhält einen interessanten Einblick in die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich immer wieder ab, wobei ich beides gleichermaßen spannend fand. Die Auflösung am Ende war überraschend aber auch erschütternd. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Man muss jedoch angesichts der komplex aufgebauten Handlung und der Zeitsprünge aufpassen, um alles wichtige mitzubekommen und sollte besser keine längeren Lesepausen einlegen.

Tommy Bergmann hat mir als Ermittler sehr gut gefallen. Er ist engagiert, lässt nicht locker wenn er eine Spur hat und ermittelt schonmal auf eigene Faust, ohne Wissen der Vorgesetzten. Auch die anderen Charaktere waren gut gezeichnet, so dass man sich die Personen und ihr Handeln sehr gut vorstellen konnte. Besonders Christels Schicksal hat mich sehr berührt, ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Mir hat das Buch, das eine gute Mischung aus Krimi und Spionagethriller ist, sehr gut gefallen. Gard Sveen hat darin die wahre Geschichte des norwegischen Spions Arne Treholt verarbeitet, der nie überführt wurde. Das Lesen erfordert etwas Konzentration, man wird aber mit einer gut durchdachten Handlung in zwei Zeitebenen belohnt und einem spannenden und emotionalen Einblick in die Zeit des Kalten Kriegs. Es eignet sich auch gut für Quereinsteiger in die Reihe, da die früheren Fälle keine Rolle spielen. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 30.05.2019
Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Viele Handlungsstränge - spannend aber anspruchsvoll
„10 Stunden tot“ ist bereits der 4. Band einer schwedischen Reihe um Kommissar Fabian Risk.

Das düstere Titelbild fand ich ganz gut, ich konnte es aber nicht mit der Handlung verbinden, ebensowenig wie den deutschen Titel „10 Stunden tot“. Der schwedische Titel „Motiv X“ wäre meiner Meinung nach passender gewesen.

Ich kannte die ersten drei Bände noch nicht, konnte mich aber trotzdem gut in die Handlung und die Charaktere der Ermittler einfinden.
Stefan Ahnhem hat mich mit einer sehr komplexen Handlung und einem außergewöhnlich guten Schreibstil positiv überrascht. Es gibt mehrere Handlungsstränge und mit jedem Kapitel wechselt die Erzählperspektive, was das Erzähltempo und die Spannung stetig steigert. Ahnhem hat in seinem Krimi gleich mehrere gesellschaftskritische Themen wie Ausländerhass, Rechtsradikalismus, Pädophilie, Pornosucht und Stalking aufgegriffen und glaubwürdig in die Handlung integriert. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive und die vielen Handlungsstränge erfordern allerdings auch eine gehörige Portion Aufmerksamkeit, um nichts zu verpassen. Der rote Faden war für mich aber immer vorhanden.

Die handelnden Charaktere fand ich durchweg glaubwürdig, hatten sie doch (wie in skandinavischen Krimis üblich) alle ihr Päckchen zu tragen. Fabian Risk kämpft gegen das Auseinanderbrechen seiner Familie, nachdem seine Tochter im Koma lag und der Sohn vermutlich in ein Verbrechen verwickelt ist. Außerdem ermittelt er heimlich gegen einen Kollegen aus der Kriminaltechnik, der vermutlich für mehrere Morde verantwortlich ist. Seine Chefin kämpft gegen ihre Alkoholsucht und die Kollegin Irene Lilja gerät ins Visier von rechtsradikalen Rockern.

Als Leser wurde ich diesmal wirklich gefordert: gleich mehrere grausame Verbrechen, mehrere Täter, ein Mörder in den eigenen Reihen und dazu ein Serienmörder, der seine Opfer mit Hilfe eines Spezialwürfels auswählt (ebenso wie den Tatort und die Waffe). Dazu noch die privaten Probleme der Ermittler, die zusätzlich für Spannung sorgten. Ich konnte das Buch jedenfalls kaum aus der Hand legen und werde die ersten drei Bände demnächst nachholen um meine Lücken aufzufüllen.

Einziger Wermutstropfen: es werden nicht alle Verbrechen aufgeklärt.
So wird der Würfelmörder nicht gefasst und der mordverdächtige Kollege Molander konnte auch noch nicht überführt werden. Ich fand das nicht so schlimm, weckt es doch meine Vorfreude auf den nächsten Band, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt.