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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3486 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2024
Rotkäppchen lügt
Haller, Elias

Rotkäppchen lügt


ausgezeichnet

Die LKA-Ermittlerin Nora Rothmann ist zuständig für Korruptionsfälle in den eigenen Reihen. Sie geht den Fällen knallhart nach und ist daher sehr unbeliebt. Als sie den pensionierten LKA-Präsidenten ins Visier nimmt, löst das ungeahnte Folgen aus. Berlin wird zum Schauplatz eines grausamen und blutrünstigen Killers. Er glaubt, dass Rotkäppchen gelogen hat und inszeniert seine ganz persönliche Version des Märchens.
Dies ist der Auftaktband zur Grimm-Trilogie. Wie schon mit seinen anderen Büchern konnte mich Elias Haller auch mit diesem Thriller wieder packend. Er schreibt gut und fesselnd. Allerdings sind seine Bücher nichts für Leser mit schwachen Nerven.
Die Charaktere sind gut und individuell dargestellt. Nora Rothmann nimmt ihren Job ernst und will ihre Fälle zu lösen. Dabei geht sie unnachgiebig und beinhart vor. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Kollegen sie nicht mögen, aber auch ich fand sie nicht sehr sympathisch. In dieser Sache gerät sie selbst unter Verdacht und will ihre Unschuld nachweisen. Sie muss der Sache also unbedingt nachgehen. Dabei gerät sie nicht nur mit Konrad König aneinander, der die grausamen Morde aufklären möchte, sondern sie bringt auch ihr Umfeld in Gefahr, denn der Killer hat es wohl auf sie abgesehen.
Immer wieder gibt es Wendungen, die einen nie sicher sein lassen, wer der Täter ist. So bleibt es bis zum rasanten Schluss spannend.
Ein spannender Thriller, der auch neugierig auf die weiteren Bände macht.

Bewertung vom 16.01.2024
Und am Ende die Freiheit
Rabe, Verena

Und am Ende die Freiheit


sehr gut

Helene studierte in den zwanziger Jahren in Berlin Jura. Das war für eine junge Frau in der Zeit sehr ungewöhnlich. Sie hat es auch nicht leicht und muss zeigen, was in ihr steckt. Zum Glück hat sie Julius an ihrer Seite. Die beiden lieben sich, was sie sich aber nicht eingestehen wollen. Dann kommt die Nazizeit und für den Juden Julius und seine Familie wird es in Deutschland gefährlich. Helene hat zwar promoviert, aber die beruflichen Aussichten für sie sehen düster aus, denn die Frauen sollen Kinder bekommen und sich um die Familie kümmern. Julius flüchtet in die Schweiz und beginnt dort ein neues Leben, und Helene heiratet, zieht nach Hamburg, wird Mutter von zwei Kindern und kümmert sich um die Familie. Doch wirklich glücklich ist sie nicht, denn nun tut sie das, was sie nie so wollte. Dann begegnet sie Julius wieder.
Dieser Roman lässt sich angenehm lesen. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, so dass ich die Entwicklung der Protagonistin gut nachvollziehen konnte.
Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich Helene hätte schütteln und sie zur Vernunft bringen wollen. Helene hat große Träume und sogar die Möglichkeit zu studieren, was zu jener Zeit nur wenige junge Frauen hatten. Sie promoviert und dann…? Dann heiratet sie und lässt sich von ihrem Mann unterbuttern. Sobald die Heirat vollzogen war, zeigt er seine wahre Seite. Helene soll es ihm nett und bequem machen, keine eigene Meinung haben und schon gar nicht einen Beruf ausüben. Aber auch Familie und Freunde haben die Erwartung, dass die Frau im Haushalt, in der Familie und im gesellschaftlichen Leben funktioniert. Helene ist unterfordert und muss sogar die Fachlektüre, die sie abonniert hat, verstecken. Als sie ihrem alten Freund begegnet, sind nicht nur die Gefühle wieder da, auch die früheren Sehnsüchte drängen an die Oberfläche. Sie muss eine Entscheidung treffen. Helene ist eine starke Frau und diese Stärke muss sie nutzen, um zufrieden zu werden in ihrem Leben.
Julius und Helene haben sich ihre Gefühle nie eingestanden. Wer weiß, wie alles gelaufen wäre, wenn sie ehrlich zu sich selbst und zueinander gewesen wären. Die Schikanen den jüdischen Mitbürgern gegenüber werden immer drastischer und sie müssen um ihr Leben fürchten, so dass die Familie von Julius in die Schweiz fliehen muss. Zunächst glaubten alle noch an einen kurzen Spuk, doch dann muss Julius einsehen, dass ein Ende nicht abzusehen ist und baut sich ein Leben in der Schweiz auf. Helmut umwirbt Helene, was ihr gefällt. Da sie unter dem Nazi-Regime keine Chance hat, Richterin zu werden, nimmt sie Helmuts Antrag an und gerät damit in eine Rolle, die sie nie haben wollte.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Er zeigt, dass man mutig sein und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen sollte.

Bewertung vom 15.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Nachdem mir der Vorgängerband „Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ ausnehmend gut gefallen hat, musste ich diesen Roman natürlich auch lesen. Chris Lloyd ist es gelungen, Historisches mit einem spannenden Kriminalfall zu verknüpfen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber dennoch angenehm zu lesen. Die bedrückende und düstere Atmosphäre des damaligen Paris ist gut zu spüren.
Inspector Eddie Giral bekommt es 1940 mit einem merkwürdigen Fall zu tun. In einem geschlossenem Nachtclub wurde die Leiche von Julot le Bavard gefunden und dessen Lippen sind zugenäht. Doch der müsste eigentlich im Gefängnis sein, denn Giral selbst hat ihn dorthin gebracht. Bei seinen Ermittlungen findet Giral heraus, dass es weitere Häftlinge gibt, die aus dem Gefängnis freigelassen wurden. Wer steckt dahinter und warum geschieht das? Niemand scheint etwas zu wissen.
In Paris herrscht unter der deutschen Besatzung viel Misstrauen, was man gut nachvollziehen kann. Das bekommt auch Giral immer wieder zu spüren. Er hat im 1. Weltkrieg Grauenhaftes erlebt, was seine Spuren hinterlassen hat. Er ist ein Polizist mit Ecken und Kanten und sehr intelligent. Ich konnte gut mit ihm fühlen, auch wenn er mir durch seine Art nicht auf Anhieb sympathisch war. Er ist sehr direkt und tut seine Meinung kund, auch wenn er damit aneckt. Die Zusammenarbeit mit den Besatzern gestaltet sich nicht immer einfach, zumal Eddie oft stur ist und unkonventionelle Wege geht, um seine Fälle aufzuklären. Sein Kollege Boniface ergänzt ihn gut, auch wenn er manchmal den Eindruck macht, nicht besonders engagiert zu sein. Aber auch die anderen Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt.
Es ist ein spannender historischer Kriminalroman, der mich wirklich gefesselt hat. Ich kann ihn nur empfehlen.

Bewertung vom 11.01.2024
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

Die junge Pflegerin Kit kommt nach Hope’s End, um sich um Leonora Hope zu kümmern, die nach mehreren Schlaganfällen kaum noch bewegungsfähig ist und auch nicht mehr sprechen kann. Leonora verständigt sich durch Klopfzeichen und kann mit einem Finger die Schreibmaschine bedienen. Nun ist sie entschlossen, ihre Geschichte Kit mitzuteilen. Vor ungefähr fünfzig Jahren wurde sie als Siebzehnjährige verdächtigt, ihre Eltern und ihre Schwester ermordet zu haben. Doch sie hat die Tat abgestritten und man konnte ihr nichts nachweisen. Doch die Menschen in ihrem Umfeld betrachten sie als schuldig.
Der Schreibstil von Riley Sager ist flüssig zu lesen und packend. Die Geschichte ist spannend und bietet auch überraschende Wendungen. Erzählt wird aus der Perspektive von Kit. Dazwischen gibt es Seiten, die Leonora getippt hat. Die Atmosphäre in Hope’s End ist düster und alles wirkt, wie aus der Zeit gefallen.
Auch die Protagonisten sind gut gezeichnet. Leonora will ihre Version der Geschichte erzählen, ist aber dennoch zögerlich. Kit war eine Weile vom Dienst suspendiert und nimmt diesen neuen Job nicht gerade mit Begeisterung an, da sie sich sieben Tage die Woche ganztags um die alte Dame kümmern muss. Sie möchte die Geschichte von Eleonora erfahren, doch merkt sie, dass es nicht ungefährlich ist.
Alle Personen scheinen ihre Geheimnisse zu haben und wirken irgendwie verdächtig. Wem kann man trauen? Was ist damals wirklich geschehen? Das ist die Frage, die einen bis zum Schluss umtreibt. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und es löst sich alles überraschend auf.
Ein düsterer und sehr spannender Thriller, der mich von Anfang an gepackt hat.

Bewertung vom 06.01.2024
Und dann verschwand die Zeit
Greengrass, Jessie

Und dann verschwand die Zeit


ausgezeichnet

Die Autorin Jessie Greengrass führt uns mit ihrer Dystopie in eine Welt, in welcher der Klimawandel für Dürren und Überschwemmungen, für extreme Hitze und ebensolche Kälte sorgt. Die Situation ist besorgniserregend und die Menschen sorgen sich. Caro und ihr jüngerer Halbbruder Pauly werden von ihren Eltern, die Umweltwissenschaftler sind, aufgefordert, London zu verlassen und ins High House zu ziehen. Dort an der englischen Küste haben sie vorsorglich einen Rückzugsort geschaffen, der von Grandy und seine Enkeltochter Sally betreut wird. Grandy hat ein Leben lang im Einklang mit der Natur gelebt und daher großes Wissen darüber. High House ist höher gelegen und bestens ausgestattet, um zu überleben, wenn das steigende Wasser die Stadt überflutet. Doch wie lange sind sie dort sicher?
Man kann den Klimawandel nicht mehr wegdiskutieren, die Auswirkungen treffen uns heute schon. Dieser Roman ist also sehr nahe an der Realität und das macht die Geschichte besonders beklemmend, denn sie zeigt uns, was uns droht. Andererseits ist sie von Anfang an spannend und packend.
Erzählt wird aus der Perspektive von Caro, Sally und Pauly. Sally ist bei ihrem Großvater aufgewachsen und er hat sein Wissen an sie weitergegeben. Sie ist sehr praktisch veranlagt. Caro hat sich immer viel um ihren kleinen Bruder Pauly gekümmert, da ihre Eltern beruflich viel unterwegs waren. Pauly ist noch sehr jung und entsprechend naiv. Er nimmt alles so hin, wie es kommt. Grady ist alt und krank. Es ist nicht leicht für die Vier, so abgeschieden und autark zu leben mit der drohenden Katastrophe vor Augen.
Dieser Roman regt zum Nachdenken an, was der Einzelne tun kann, wenn er mit den Gefahren solcher Katastrophen konfrontiert wird. Könnte ein solcher Zufluchtsort wirklich über Jahre Sicherheit bieten? Kann man im Voraus wirklich alle Notwendigkeiten bedenken?
Mir hat dieser bedrückende Roman sehr gut gefallen, aber auch nachdenklich gestimmt.

Bewertung vom 06.01.2024
Lichtungen (eBook, ePUB)
Wolff, Iris

Lichtungen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist eine ganz besondere Verbindung zwischen Lev und Kato, eine Verbindung, die Lev nicht gewollt hatte und der er doch nicht entkommen konnte. Nach einem Unfall kann Lev nicht laufen und ist in seinem Zimmer, in seinem Bett gefangen. Kato soll ihm die Hausaufgaben bringen. Sie ist eine Außenseiterin – in der Schule und im Dorf. Doch sie kommt jeden Tag zu Lev und es entsteht eine Freundschaft. Später suchen beide ihren eigenen weg und während es Kato in die Ferne zieht, bleibt Lev dort, wo er schon immer war. Aber die Verbindung bleibt über die Postkarten, die Kato von ihrer Reise schickt. Und dann kommt eine Karte aus Zürich: „Wann kommst du?“ Sie treffen sich wieder und die Freundschaft ist immer noch da.
Es ist eine ungewöhnliche Erzählweise, welche die Autorin Iris Wolff hier nutzt. Die Geschichte beginnt mit Kapitel Neun und geht immer weiter zurück in die Vergangenheit, zurück in die Kindheit von Lev. Aber es ist nicht nur Levs Geschichte, es ist auch Katos Geschichte. Iris Wolff erzählt meisterhaft, poetisch und einfühlsam. Sie verwebt die Erinnerungen von Lev mit den politischen Verhältnissen im Rumänien unter Ceaușescu, der Öffnung der Grenzen und den Traditionen der Menschen.
Lev und Kato sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Sie nutzt die erste Gelegenheit, um aufzubrechen, frei zu sein und Neues zu erleben. Lev ist eher zögerlich, gibt vor, dass ihn doch einiges zurückhält. Als er nach Katos Abreise eine Fahrradtour macht, mit seinen Brüdern im Wald oder des Militärdienstes im Tunnel arbeitet, immer wieder zieht es ihn zurück nach Hause. Ob Lev und Kato wohl auch Freunde geworden wären, wenn es Levs Unfall nicht gegeben hätte?
Aber auch die anderen Personen sind gut beschrieben und prägend für die Entwicklungen von Lev. Die Menschen um Lev herum wundern sich, dass Lev bleibt. Es braucht erst die Karte mit Katos Frage, die ihn dazu bringt, sein Umfeld zu verlassen.
Mir hat dieser ruhig erzählte Roman um eine besondere Freundschaft sehr gut gefallen.

Bewertung vom 02.01.2024
Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2 (eBook, ePUB)
Lane, Soraya

Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Claudia ist die Erbin ihrer verstorbenen Großmutter. Beim Notar erhält sie ein Kästchen mit dem Namen der Großmutter und der Zeichnung eines Wappens. Sie möchte wissen, was es damit auf sich hat und recherchiert zunächst in London und stößt dabei auf die Familie Diaz, der eine Zuckerrohrplantage gehörte. Ihre weitere Suche führt sie dann aber auch nach Kuba und Miami. In Kuba trifft sie den Koch Mateo, der ihr bei den Nachforschungen hilft. Es wird eine Reise in das Kuba während der fünfziger Jahre. Dort lebte die junge Esmeralda mit ihren Schwestern und ihrem Vater. Sie lernt den Briten Christopher Dutton kennen und verliebt sich in ihn. Doch ihr Vater hat etwas dagegen und schließt sie ein. Sie muss fliehen.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Soraya Lane. Dieser Roman ist der zweite aus der Trilogie „Die verlorenen Töchter“, lässt sich aber problemlos lesen ohne den vorigen Band zu kennen. Der Schreibstil ist bildhaft und schön zu lesen. Ich mag es, wenn Geschichten auf zwei Zeitebenen spielen. Aber wir schon so oft hat mich der Teil, der in der Vergangenheit spielt, mehr gepackt. Gut gefallen hat mir auch die Beschreibung von Land und Leuten.
Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Claudia verliert nie ihre Spurensuche aus dem Blick, auch wenn sie das Leben in Kuba sehr genießt. Esmeraldas Schicksal hat mich sehr berührt.
Es ist eine tragische Familiengeschichte, bei der so einige Geheimnisse aufgedeckt werden. Mir hat sie sehr gut gefallen.

Bewertung vom 31.12.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2 (eBook, ePUB)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Es ist einige Zeit vergangen seit „Mrs Potts’ Mordclub” in einen Mordfall verwickelt war. Nun steht die Hochzeit Sir Peter Bailey mit Jenny Page an und Judith, Suzie und Becks sind zur Party am Vortag der Hochzeit eingeladen. Doch es kommt nicht zur Hochzeit, denn der Bräutigam wird von einem Schrank in seinem Arbeitszimmer erschlagen. Das Zimmer ist jedoch abgeschlossen und der Schlüssel steckt in der Tasche des Toten. Die Polizei geht von einem Unfall aus, aber Judith Potts ist anderer Ansicht.
Auch in diesem zweiten Band der Reihe geht es beschaulich und sehr britisch zu. Der Schreibstil ist bildhaft und unterhaltsam.
Die Charaktere sind gut und skurril dargestellt. Judith Potts, Suzie Harris und Rebecca (Becks) Starling sind ziemlich unterschiedlich. Sie haben sich durch einen Mordfall zusammengefunden und ihren Mordsclub gegründet. Die Polizei macht es sich leicht, indem sie von einem Unfall ausgeht. Aber die Damen sind anderer Meinung und übernehmen kurzerhand die Ermittlungen. Ihre Methoden sind recht unkonventionell und mangelnde Beharrlichkeit kann man ihnen auch nicht vorwerfen. Judith Potts kratzt zwar schon fast an den achtzig und damit deutlich älter als Suzie und Becks, aber das ist ihr kaum anzumerken, wenn sie einen Mordfall klären will.
Es ist gar nicht so leicht dem Täter auf die Spur zu kommen, denn die Verdächtigen haben wohl alle ein Alibi. Daher tappte auch ich lange im Dunkeln, aber am Ende löst sich alles nachvollziehbar auf.
Ein humorvoller Krimi für Agatha-Christie-Fans. Mir hat es wieder Spaß gemacht, mit dem ungewöhnlichen Trio zu ermitteln.

Bewertung vom 30.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Walter hat vor einiger Zeit seine Frau verloren. Seither fühlt er sich einsam und übersteht den Tag nur, indem er seine festen Rituale einhält. Im Park spielt er Schach gegen seine tote Frau. Eines Tages begegnet er dort im Park dem neunjährigen Janne, der auch gerne Schach lernen möchte. Oldman – wie er sich dem Jungen gegenüber vorgestellt hat – glaubt nicht, dass es Erfolg bringen wird, denn Janne kann keinen Moment stillsitzen. Doch verblüffender Weise lernt der Junge schnell und Walter beginnt zu erzählen. Die entstehende Freundschaft tut beiden gut. Dann aber ist Oldman nicht mehr da und Janne sucht ihn.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Judith Pinnow, aber sicherlich nicht mein letztes. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die Geschichte geht zu Herzen. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man immer ganz nahe dran ist.
Walter ist nicht sehr zugänglich. Wozu auch? Seit dem Tod seiner Frau ist er alleine, denn Freunde hat er nicht. Bitterkeit hat sich eingeschlichen und Schuldgefühle trägt er auch mit sich, doch Janne gelingt es mit seiner offenen Art, dass auch der alte Mann sich zunehmend öffnet. Janne hat Schwierigkeiten in der Schule, da er hyperaktiv ist und die Lehrerin überhaupt kein Verständnis hat. Zum Glück steht Malu fest zu Janne. Beim Schachspielen dagegen ist Janne hochkonzentriert dabei und lernt sehr schnell. Neben diesen Protagonisten gibt es aber noch andere liebenswürdige Personen. Da ist Jannes Mutter Malu, die es als Alleinerziehende nicht ganz leicht hat. Liv zeigt immer wieder, dass sie Malu eine gute Freundin ist, und im Café von Hinnerk fühlen sich die Menschen wohl.
Diese berührende Geschichte mit den tollen Charakteren kann ich nur empfehlen.

Bewertung vom 30.12.2023
Zwischen Himmel und Meer
Fredriksson, Anna

Zwischen Himmel und Meer


gut

Sally wurde früh von ihrer Mutter Vanja verlassen, was ihr immer noch zu schaffen macht. Aber auch zu ihrer eigenen Tochter Josefin hat sie ein distanziertes Verhältnis und so gibt es nur sporadisch Kontakt. Josefin lebt mittlerweile in Sallys Heimatort Österlen und betreibt dort einen Biohof. Dann stirbt Sallys Onkel und sie erbt das Haus und ist so ihrer Tochter räumlich wieder näher. Doch dann muss sie feststellen, dass auch ihre Mutter dort lebt und zu Josefin eine enge Beziehung hat. Sally hat sich alles ganz anders vorgestellt. Ob es den drei Frauen gelingt sich anzunähern?
In diesem Roman geht es um gestörte Mutter-Tochter-Beziehungen. Ein interessantes Thema und doch konnte mich der Roman nicht wirklich überzeugen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man die Fehler und Missverständnisse nachvollziehen kann, denn jede Zeit hat ihre eigenen Regeln, die oft schwer zu ertragen sind. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen.
Die Frauen sind starke Charaktere und haben ihre Eigenheiten, aber sie sind auch eine Familie. Alle haben in der Vergangenheit ihre Verletzungen davongetragen, die nicht heilen wollen. Sally hat nie erfahren, warum ihre Mutter sie verlassen hat, und Josefin nimmt ihr übel, dass sich Sally für ihren Freund entschieden hat. Die Frauen aus unterschiedlichen Generationen müssen erst ihren Weg finden, um die Sicht der anderen zu erkennen und zu akzeptieren, damit sie miteinander umgehen können. Ich kann die Handlungsweisen nicht immer nachvollziehen und damit bleiben mir die Frauen fremd.
Am Ende geht es mir fast ein wenig zu schnell und einiges bleibt offen, aber es gibt ja auch noch zwei Folgebände.
Nett zu lesen, aber hat mich nicht gepackt.