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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Schattenbruch (eBook, ePUB)
Finnek, Tom

Schattenbruch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Serienende, das Bedauern hervorruft

Buchmeinung zu Tom Finnek – Schattenbruch

Schattenbruch ist ein Kriminalroman von Tom Finnek, der 2023 bei beTHRILLED erschienen ist.

Zum Autor:
Tom Finnek wurde 1965 im Münsterland geboren und arbeitet als Filmjournalist, Drehbuchlektor und Schriftsteller. Er ist verheiratet, Vater von zwei Söhnen und lebt mit seiner Familie in Berlin.

Zum Inhalt:
Eines Morgens erwacht Hauptkommissar Maik Bertram in seinem Schlafzimmer neben der erdrosselten Hannah Nachtweih, mit der er eine leidenschaftliche Affäre hatte. Angesichts der Umstände und der Spurenlage hält ihn sein Chef für den Täter.

Meine Meinung:
Im Laufe der Zeit sind mir Maik Bertram und Heinrich Tenbrink ans Herz gewachsen. Tenbrink ist mittlerweile im Ruhestand, hat mit Bertram einige Fälle gemeinsam gelöst und wohnen gemeinsam im Haus von Tenbrink. Der knorrige Münsterländer Tenbrink und der umtriebige Ostdeutsche Bertram haben sich gegenseitig mehrmals das Leben gerettet und vertrauen einander blind. Tenbrink erhält bei seinen Untersuchungen Unterstützung von Hauptkommissarin Isa Rohmann, die in Bertram verliebt ist.
Der Schreibstil ist ruhig und überträgt viel Atmosphäre. Heinrich Tenbrink ist ein erfahrener Kriminalist, aber er braucht seine Pausen. Isa Rohmann ist Teil des offiziellen Ermittlerteams und nimmt für ihren Kollegen Bertram große Risiken auf sich. Die Figuren sind mit reichlich Grautönen versehen und wirken absolut glaubwürdig. Einige schillernde Figuren ergänzen das Ensemble und sorgen für die ein oder andere Überraschung. Etliche Nebenstränge bereichern die Handlung, aber die offiziellen Ermittlungen verlaufen im Sande. Erst ein Detail eines Plattencovers bringt Tenbrink auf eine Spur.
Neben der Krimihandlung erfährt der Leser einige Besonderheiten westfälischer Kultur und des gewachsenen Lebens auf dem Lande. Auch ein Abstecher über die Grenze nach Holland auf Basis des kleinen Dienstweges sorgt für Entspannung. Die Spannung steigert sich stetig und die Schlinge um den Hals von Maik Bertram zieht sich immer mehr zusammen. Tenbrink muss an seine Grenzen gehen und sogar darüber hinaus. Nach einigen überraschenden Wendungen wird der Fall überzeugend und vollständig geklärt, aber im Umfeld der Ermittler ist reichlich Porzellan zerschlagen worden.
Dieser Band kann ohne Probleme ohne die Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden, allerdings macht es Spaß die Entwicklung der Figuren über die Serie zu verfolgen.

Fazit:
Ein ruhiger, atmosphärischer Krimi mit knorrigen und glaubhaften Figuren, die sich in einem komplexen Plot bewegen. Mich hat auch dieser Fall begeistert, auch wenn ich das Ende dieser Serie nachvollziehen kann. Den Titel bewerte ich mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung gibt es für die gesamte Serie.

Bewertung vom 03.04.2023
Letzter Tropfen / Gasperlmaier Bd.10
Dutzler, Herbert

Letzter Tropfen / Gasperlmaier Bd.10


sehr gut

Es menschelt im Ausseerland

Buchmeinung zu Herbert Dutzler – Letzter Tropfen

Letzter Tropfen ist ein Kriminalroman von Herbert Dutzler, der 2023 im Haymon Verlag erschienen ist. Dies ist bereits der zehnte Fall für den Polizisten Franz Gasperlmaier, der im Ausseerland ermittelt.

Zum Autor:
Herbert Dutzler, geboren 1958, aufgewachsen in Schwanenstadt und Bad Aussee, lebt als ehemaliger Lehrer und nunmehr freier Autor in Schwanenstadt – und ist mit seinen Krimis um den liebenswürdigen Altausseer Polizisten Gasperlmaier Autor einer der erfolgreichsten österreichischen Krimiserien.

Zum Inhalt:
Gasperlmaier ist trotz Urlaub voll ausgelastet. Die Heirat seiner Tochter Katharina steht an und eine Model-Castingshow fällt über den Altaussee her. Als in deren Umfeld eine Leiche gefunden wird, nimmt Gasperlmaier zusammen mit der Kriminalpolizistin Frau Doktor Kohlross die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
Manchmal habe ich geglaubt, dass der Kriminalfall nur als Zugabe zur Geschichte um den liebenswürdigen Franz Gasperlmaier serviert wurde. Es ist ein Wohlfühlroman um den Altaussee, der meist aus der Sicht des Gasperlmaier erzählt wird. Dieser hat eine eigene Sicht auf die Dinge, in der es einfach menschelt. Da überkommen den Gasperlmaier immer wieder Hungergefühle beim Ermitteln, die natürlich befriedigt werden müssen. Die Kriminalpolizistin Frau Doktor Kohlross hat meist modisches Schuhwerk am Fuß, aber dies ist oft wenig praktisch. Aber man kennt sich und versteht einander. Gasperlmaier ist von einigen Damen umgeben, die ihn bei den Ermittlungen massiv unterstützen und hilfreiche Informationen beschaffen. Gasperlmaier ist am Altaussee gut vernetzt und weiß das Netzwerk zielgerichtet einzusetzen. Es gibt ein paar unschöne Szenen, aber dann wird es schnell wieder gemütlich. Am Ende ist der Fall vollständig und nachvollziehbar gelöst und, vielleicht noch wichtiger, Gasperlmaiers Tochter verheiratet, das Verhältnis zum Sohn verbessert mit einer Lebenshilfe und auch die Frau Doktor offenbart ein Geheimnis.
Bei diesem Titel steht das Menschliche im Vordergrund und die atmosphärische und humorvolle Schreibweise passt dazu. Gasperlmaier und sein Umfeld sind sympathisch und keine Supermenschen. Irrtümer passieren schon mal, aber Gasperlmaier ist auch hartnäckig. Gasperlmaier und die Region laden dazu ein, sich weiter mit ihnen zu beschäftigen. Der menschliche Faktor hilft über die ein oder andere Delle im Spannungsbogen hinweg. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Fazit:
Dieser Titel ist ein atmosphärischer Kriminalroman, bei dem es vor allem menschelt. Ich bin dem Gasperlmaier gerne auf seinem Weg gefolgt und bin sehr gut unterhalten geworden. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Für die Freunde ruhiger und atmosphärischer Krimis spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 28.03.2023
Die Toten der King Charles Street
Harris, C. S.

Die Toten der King Charles Street


ausgezeichnet

Hier stimmt einfach alles

Buchmeinung zu C. S. Harris – Die Toten der King Charles Street

Die Toten der King Charles Street ist ein historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2023 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet Where Shadows Dance und ist 2011 erschienen.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
London 1812: Paul Gibson, Chirurg und Hobby-Anatom stößt bei einer illegalen Obduktion auf einen Mord und bittet seinen Freund Sebastian St. Cyr um Hilfe. Sebastian nimmt die Ermittlungen auf und findet sich in einem diplomatischen Sumpf wieder, der ihn zu verschlingen droht. Er braucht jede Hilfe, die er bekommen kann, denn sein zukünftiger Schwiegervater, der einflussreiche
Lord Jarvis, ist involviert.

Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch seine komplexe Handlung und durch die mit vielen Grautönen gezeichneten Figuren. Auch die historischen Elemente sind überzeugend eingebunden, seien es die Lebensumstände der Figuren oder die politischen Begebenheiten. Die fiktive Familiengeschichte von Sebastian St. Cyr wird fortgeführt. Mit seinem Vater redet Sebastian nicht mehr und eigentlich ist er überrascht, dass Hero Jarvis einer Heirat zustimmt. Diesmal spielt der Fall im Diplomaten- und Agentenmilieu Londons. Es gibt mehrere Tote und Sebastian und Hero arbeiten noch nicht problemfrei zusammen, zumal nie auszuschließen ist, dass Lord Jarvis Drahtzieher im Hintergrund ist. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive Sebastians erzählt, so dass man auch seine Gedanken und Gefühle nachvollziehen kann. Der Schreibstil ist eindringlich, aber leicht verständlich und mit einer gehörigen Portion Humor angereichert. Hero ist bei ihren eigenen Untersuchungen die Erzählerin, deren Gedanken verdeutlicht werden. Beide Figuren wirken sympathisch und man fiebert mit ihnen mit. Die gegebene Auflösung ist vollständig, nachvollziehbar und überzeugend. Hero und Sebastian respektieren einander und kommen sich zunehmend näher.

Fazit:
Ein faszinierender historischer Abenteuerroman komplexer Handlung, viel Spannung, aufwendig gezeichneten Hauptfiguren und einem Schuss Romantik. Ich war begeistert und vergebe gerne die Höchstwertung mit fünf Sternen und 100 Punkten. Selbstverständlich gibt es eine Leseempfehlung, die die ganze Serie umfasst.

Bewertung vom 26.03.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Faszinierend und verstörend zugleich, vor allem auch ein spannender Thriller

Buchmeinung zu James Kestrel – Fünf Winter

Fünf Winter ist ein Kriminalroman von James Kestrel, der 2023 im Suhrkamp Verleg in der Übersetzung von Stefan Lux erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet Five Decembers und ist 2021 erschienen.

Zum Autor:
James Kestrel ist ein Pseudonym von Jonathan Moore, Anwalt und Romancier. Bevor er sein Jurastudium in New Orleans abschloss, war er Englischlehrer, Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Besitzer von Taiwans erstem mexikanischen Restaurant, Betreuer in einem texanischen Wildniscamp für jugendliche Straftäter und Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C. Er lebt mit seiner Familie auf Hawaii. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt. Für Fünf Winter wurde er mit dem Edgar Award 2022 für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet.

Zum Inhalt:
Im Dezember 1941ermittelt Joe McGrady, Detective beim Honolulu PD, in einem besonders brutalen Doppelmord. Das männliche Opfer ist der Neffe des Oberbefehlshabers der Pazifikflotte. Er wurde wie auch seine japanische Begleiterin erst gefoltert und dann getötet. Unter Verdacht gerät ein Riese mit Namen John Smith, der sich nach Asien abgesetzt hat. McGrady nimmt die Verfolgung auf und gerät in Hongkong in die Wirren des zweiten Weltkriegs. Mit Hilfe eines japanischen Diplomaten überlebt er und nimmt nach Kriegsende die Ermittlungen wieder auf.

Meine Meinung:
Dieses Buch beginnt rasant, nimmt sich während des Krieges eine Auszeit, um dann wieder Fahrt aufzunehmen. Joe McGrady war Captain bei den Marines, kann gut mit Frauen umgehen, ist ein harter Hund und verabscheut unnötige Gewalt. In Honolulu arbeitet er mit Fred Ball zusammen, der seine Verdächtigen gerne mit brutaler Gewalt zu einem Geständnis bringt. Joe schreckt auch vor Fleißaufgaben nicht zurück. Er behandelt Frauen respektvoll und gelangt so an manche Informationen, die seinen Kollegen wegen ihres rüden Auftretens verwehrt bleibt. Er hat einen Teil seiner Dienstzeit in Asien verbracht und so ist er es, der eine Spur nach Hongkong weiterverfolgt. Er will in wenigen Wochen zurück auf Hawaii sein, aber es kommt anders. Er gerät in eine Falle, wird inhaftiert und gerät in japanische Gefangenschaft. Ein japanischer Diplomat befreit ihn, weil er von seinen Ermittlungen weiß und die in Honolulu umgebrachte junge Dame kennt. Diese Informationen werfen ein neues Licht auf den Fall und lassen Geheimdienste involviert erscheinen. Doch vorerst muss McGrady bis Kriegsende versteckt im Haus des Diplomaten seine Zeit zusammen mit der Tochter des Diplomaten verbringen. Dort lernt er die japanische Sprache und die dortige Kultur und auch die Tochter schätzen. Eine besondere Erfahrung ist es für McGrady, die Folgen eines amerikanischen Bombenangriffs auf Tokio mit unzähligen Napalmbomben zu erleben. Ganze Stadtteile sind mit ihren Bewohnern zu Staub verbrannt.
Joe McGrady ist eine sympathische Figur, die andere respektiert, die aber auch töten kann, wenn es erforderlich ist. Er vermeidet unnötige Gewalt und setzt auf ruhige Ermittlungsarbeit. Er stößt nach Kriegsende auf arische Unterstützerstrukturen auf Hawaii und gerät in höchste Gefahr. Mit Umsicht und ein bisschen Glück überlebt er und nimmt die Spur von John Smith erneut auf, nun sogar mit einer Skizze seines Gesichts. In Hongkong kommt es dann zum finalen Showdown.
Dieser Roman ist voller Gewaltszenen, aber auch mit zutiefst friedvollen Passagen versehen. John Smith steht für das Böse schlechthin, während die meisten anderen Figuren, egal ob amerikanisch oder japanisch, sich in dieser Hinsicht nicht viel geben.
Der Spannungsbogen ist ungewöhnlich, weil nach spannendem Beginn eine fast vierjährige Pause einlegt wird. Danach baut sich die Spannung langsam wieder auf und erreicht beim Aufeinandertreffen mit John Smith ihren Höhepunkt.
Die Figurenzeichnung ist herausragend, weil sie auch die Eigenheiten der Kulturen berücksichtigt und zudem voller Grautöne ist. Historische Ereignisse sind eindrucksvoll in die Handlung integriert.

Fazit:
Ein fulminanter Kriminalroman mit einer charismatischen Hauptfigur, der voller Gewalt und voller Überraschungen steckt. Mich hat dieser Titel unterhalten, verstört und dann wieder fasziniert. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus, sofern man mit der massiven Gewaltdarstellung zurecht kommt.

Bewertung vom 26.03.2023
Geld oder Lebkuchen
Heldt, Dora

Geld oder Lebkuchen


ausgezeichnet

Beste Unterhaltung

Buchmeinung zu Dora Heldt – Geld oder Lebkuchen

Geld oder Lebkuchen ist eine Krimikomödie von Dora Heldt, der 2021 bei dtv erschienen ist. Das gekürzte Hörbuch wird von Katja Danowski gesprochen und ist 2021 bei GOYALiT erschienen.

Zum Autor:
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, ist gelernte Buchhändlerin und lebt heute in Hamburg.

Sprecher:
Katja Danowski, geboren 1974, studierte Schauspiel an der Berliner Hochschule für Künste. Sie war am Berliner Ensemble, am Staatstheater Stuttgart und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg engagiert.
Katja Danowski macht einen herausragenden Job.

Zum Inhalt:
Es ist Advent auf Sylt und das Spendengeld für die bedürftigen Kinder ist samt Bankfilialleiter verschwunden. Da möchte Ernst Mannsen zum Robin Hood von Sylt werden, aber es läuft ganz anders als geplant.

Meine Meinung:
Dieses Buch erzählt eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art, in der für den selbsternannten Robin Hood von Sylt kaum etwas wie geplant läuft. Seine kriminelle Energie läuft ins Leere, aber es gibt dann eine Figur, die den Kindern zu ihren Geschenken verhilft. Die fast ausschließlich positiv gezeichneten Figuren bieten dann doch Raum für einige Überraschungen und tolle Gags. Die Autorin spielt mit Klischees und den Erwartungen der Leser, um dann doch einen anderen Weg einzuschlagen. Mit vielen Humorvarianten von derb bis feinsinnig wird eine kurzweilige Komödie erzählt, bei der es zum erwarteten Ende kommt, aber der Weg ist überraschend. Die Sprecherin haucht den Figuren Leben und Gefühle ein und passt ganz hervorragend zum Stück.

Fazit:
Diese ideenreiche und fantasievolle Krimikomödie hat mich mit ihrem Witz und mit Herz begeistert. Auch die Sprecherin macht einen herausragenden Job. Deshalb gibt es von mir die Höchstwertung von fünf Sternen (100 Punkten) und selbstverständlich eine Lese- bzw. Hörempfehlung. Es lohnt sich.

Bewertung vom 25.03.2023
Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Engels, Lars

Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein unterhaltsames Krimidebut, das Lust auf mehr macht

Buchmeinung zu Lars Engels – Totes Moor

Totes Moor ist ein Kriminalroman von Lars Engels, der 2023 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Lars Engels, Jahrgang 1992, ist Werbetexter und Autor.So oft wie möglich zieht es ihn vom Schreibtisch weg in die Natur, um neue Inspiration zu sammeln. Er lebt in Neuss, doch die Geschichten von der Moorlandschaft an der Rhön haben ihn schon immer fasziniert.

Zum Inhalt:
Kommissar Janosch Janssen ermittelt in einem Fall mit persönlichen Bezügen. Die Tote war seine Jugendliebe und sein Vater war der Hauptverdächtige, der damals Suizid beging. Nun ermittelt Janssen gemeinsam mit dem damaligen Team.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Beginn an gefangen genommen. Die Hauptfigur Janosch Janssen wirkt etwas unsicher und auch vom Leben gezeichnet. Er wird zu einem Leichenfund im Moor gerufen und erkennt, dass es sich um seine verschwundene Jugendliebe handelt. Sein Vater geriet vor zehn Jahren unter Tatverdacht, zerbrach daran und beginn Selbstmord. Janosch wirkt sympathisch und er hat das Ziel, seinen Vater zu entlasten und den wahren Täter zu überführen. Dazu muss er mit der damaligen Chefermittlerin Diana Quester zusammenarbeiten. Auch bei ihr hat der Fall Spuren hinterlassen, aber sie lässt Kommissar Janssen viel Spielraum bei dessen Ermittlungen. Einige kurze Rückblenden verdeutlichen das damalige Geschehen und zeigen die Tragik der damaligen Ereignisse. Die Spannung ist von Anfang an gegeben, auch wenn es nur wenige Fortschritte gibt. Kommissar Janssen ist beharrlich und er verfügt wegen seines persönlichen Bezugs über Informationen, die die damaligen Ermittler nicht hatten.
Der Schreibstil ist atmosphärisch und leicht verdaulich und lässt Raum für Gefühle. Die Stimmung ist recht dunkel und die Beschreibungen der Moorlandschaft unterstützen dies. Es gibt Sackgassen und überraschende Wendungen und die Auflösung ist vollständig und überzeugend. Besonders gefallen haben mir die glaubwürdigen Figuren, die zielorientiert ihren Job machen.

Fazit:
Dieser Titel konnte mich durch seine atmosphärischen Schilderungen und die Figurenzeichnung überzeugen. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger Kriminalromane aus.

Bewertung vom 22.03.2023
Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7
Fritz, Astrid

Der Totentanz zu Freiburg / Begine Serafina Bd.7


sehr gut

Das Freiburg von 1419 wird lebendig

Buchmeinung zu Astrid Fritz – Der Totentanz zu Freiburg

Der Totentanz zu Freiburg ist ein historischer Kriminalroman von Astrid Fritz, der 2022 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Astrid Fritz lebt in der Nähe von Stuttgart.

Zum Inhalt:
September 1419: Armenapothekerin Serafina und Stadtarzt Adalbert Achaz sind glückliche Eltern der einjährigen Kathrin. Serafinas Sohn Vitus ist als Schausteller in der Stadt und gerät unter Mordverdacht, als ein angesehener Kaufmann ermordet wird.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Buch konnte und musste ich mit Serafina und Adalbert mitfiebern. Vitus, Serafinas Sohn, gerät unter Mordverdacht und wird von Serafina und Adalbert versteckt, weil sie zurecht glauben, dass die öffentlichen Ermittlungen ein feststehendes Ergebnis haben. Also muss sich das Ehepaar selber kümmern.
Serafina und Adalbert sind wie immer sympathische Figuren, deren enge Verbindung jederzeit spürbar ist. Sie ermitteln emsig und ideenreich und mit unerwarteter Unterstützung können sie Vitus in Sicherheit bringen. Lange Zeit agiert Serafina ungewohnt zurückhaltend, aber als sie auf eine heiße Spur stößt vergisst sie alle Vorsicht, folgt ihrem Herzen und gerät in große Gefahr.
Die meisten Figuren haben nur wenig Grautöne, insbesondere Serafinas dauerhafter Gegenspieler Schneehas ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Trotzdem überraschen einige Figuren mit unerwarteten Taten. Der Schreibstil ist emotional und informativ zugleich und lässt sich angenehm weg lesen. Die besondere Stärke des Romans liegt aber in der Schilderung des historischen Umfelds und des alltäglichen Lebens zu jener Zeit. Unauffällig und ohne den Handlungsfluss zu stören werden dem Leser jede Menge Informationen präsentiert, die das Handeln der Figuren nachvollziehbar und glaubwürdig machen. Manchmal glaubte ich direkt vor Ort zu sein.
Nach ruhigem Start bleibt die Spannung bis zum Showdown auf hohem Niveau. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.

Fazit:
Ein überzeugender historischer Kriminalroman mit leichten Schwächen in der Figurenzeichnung, der aber mit seinem Schreibstil und vielen historischen Details punktet. Den Titel bewerte ich mit sehr guten vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für dieses Buch aus, das mich in die alte Zeit abtauchen ließ und mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 18.03.2023
Der Weg ins Feuer
Kent, Kathleen

Der Weg ins Feuer


ausgezeichnet

Ein knallharter, sehr dunkler Thriller mit einer charismatischen Hauptfigur

Buchmeinung zu Kathleen Kent – Der Weg ins Feuer

Der Weg ins Feuer ist ein Kriminalroman von Kathleen Kent, der 2023 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Andrea O’Brien erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet The Burn und ist 2020 erschienen.

Zum Autor:
Kathleen Kent, geboren 1953 in Meadville, Pennsylvania, und aufgewachsen in Texas, ist bekannt für ihre historischen Bestseller-Romane The Heretic’s Daughter, The Traitor’s Wife und The Outcasts. Für ihren ersten Thriller, Die Tote mit der roten Strähne, wurde sie für den Edgar Award und den Nero Award nominiert. Für das Sequel Der Weg ins Feuer wurde sie ebenfalls für den Edgar Award nominiert. Sie lebt in Dallas.

Zum Inhalt:
Betty Rhyzyk, rothaarige Drogenfahnderin in Dallas, leidet noch an den Folgen ihres letzten Falles.
Beruflich und privat steht sie am Abgrund, aber sie nimmt den Kampf im Drogenumfeld auf, während das Private warten muss.

Meine Meinung:
Betty Rhyzyk ist auf den ersten Blick eine unleidliche Person, die wenig sympathisch wirkt. Sie hat Schlimmes erlebt und dies noch nicht vollständig verarbeitet. Aber zu Hause fällt ihr das Dach auf den Kopf und sie stößt ihre Frau immer wieder vor denselben. Ihr Chef verordnet ihr Innendienst, aber nicht mit ihr.
Die Geschichte wird meist aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt und schnell ist man im Innern des Chaos, das sie umgibt. Betty Rhyzyk ist eine vielschichtige Figur, die gern alles unter Kontrolle hätte, aber merkt, dass sie die Kontrolle verloren hat. Bei ihrer Suche nach dem Weg zurück fällt sie einsame und manchmal auch falsche Entscheidungen. Ihre gedanklichen Gespräche mit dem verstorbenen Onkel gaben ihr eine Richtschnur für den richtigen Weg, aber es kommt kein Kontakt zustande. So mäandert Betty wie eine vor der Explosion stehende Bombe durch den Fall. Man spürt ihre wachsende Verzweiflung und das sinkende Vertrauen in ihr Umfeld. Sie begegnet einem Killer eines Drogenkartells und schöpft daraus dringend benötigte Kraft, aber auch erhaltene Informationen. Aber nicht nur Betty Rhyzyk ist eine zerrissene Figur, sondern auch ihre Kollegen bei der Drogenfahndung sind gezeichnet. Es ist ein dunkler Sumpf, den Betty trockenlegen will.
Betty wurde mir im Laufe des Romans zunehmend sympathischer, ist aber niemand, den ich mir als Freund vorstellen kann. Trotzdem habe ich gemeinsam mit ihr gelitten. Die Spannung ist permanent hoch und die Auflösung ist nicht erkennbar. So wurde ich gefesselt und sehr gut unterhalten.

Fazit:
Ein harter Kriminalroman, der im Drogenmilieu spielt und keine Gewinner kennt. Es geht ums Überleben in einem gnadenlosen Sumpf. Mich hat der Titel zunehmend gefesselt und begeistert. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus, sofern man mit der massiven Gewaltdarstellung umgehen kann.

Bewertung vom 14.03.2023
Die Schatten von Edinburgh / Frey & McGray Bd.1 (eBook, ePUB)
Muriel, Oscar

Die Schatten von Edinburgh / Frey & McGray Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Setzt lange zu sehr auf die Schilderung der Gegensätze der Hauptfiguren

Buchmeinung zu Oscar de Muriel – Die Schatten von Edinburgh

Die Schatten von Edinburgh ist ein Kriminalroman von Oscar de Muriel, der 2017 im Goldmann Verlag in der Übersetzung von Peter Beyer erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet The Strings of Murder und ist 2015 erschienen.

Zum Autor:
Oscar de Muriel wurde in Mexico City geboren und zog nach England, um seinen Doktor zu machen. Er ist Chemiker, Übersetzer und Violinist und lebt heute in Cheshire. Mit seiner viktorianischen Krimireihe um das brillante Ermittlerduo Frey und McGray feiert er in seiner neuen Heimat und darüber hinaus große Erfolge.


Meine Meinung:
Ian Frey ist die Hauptfigur, der als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. Er ist ein kultivierter Mensch, den Wissenschaften zugetan und als Ermittler überaus erfolgreich. Schottland ist sicherlich nicht sein Wunschort aber Inspector McGray ist für ihn eine Zumutung und er ist sein Chef in Edinburgh. Er ist ungehobelt, fragt eine Wahrsagerin um Rat und isst in Kaschemmen, aber er bietet Frey und seiner Bediensteten eine Unterkunft in seinem Haus. Bei den Gegensätzen war es mir zu viel, etwas mehr Gemeinsamkeiten wären glaubwürdiger gewesen. Trotz der permanenten Streitereien kommen sich die beiden Ermittler im Laufe der Zeit näher, auch weil sie sich vorsichtig öffnen. Der Fall selber ist ein Locked-Room-Mystery mit einer toten Geigenspieler in einem von innen abgeschlossenen Raum. Frey und McGray müssen ihr gesamtes Können zusammenwerfen, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Der Autor macht sich immer wieder einen Spaß daraus, Frey an Orte zu bringen, die er niemals freiwillig aufsuchen würde. Auf die Schilderung der Örtlichkeiten und der Nebenhandlungen wird viel Zeit verwendet, so dass das Tempo eher gemächlich und die Spannung gering war. Im letzten Drittel des Titels ziehen Tempo und Spannung deutlich an. Der Fall wird überzeugend aufgeklärt, aber bis Frey und McGray Freunde werden wird es noch dauern.

Fazit:
Ein atmosphärischer Kriminalroman mit einer speziellen Sicht eines kultivierten Engländers auf das zurückgebliebene Schottland, der seine Zeit braucht bis er auf Fahrt kommt. Das letzte Drittel hat mir gut gefallen, aber insgesamt bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 12.03.2023
Der Tote im Bärenzwinger
Roser, Thomas

Der Tote im Bärenzwinger


gut

Ein atmosphärischer Krimi mit einer überzeugenden Hauptfigur, aber auch mit Luft nach oben

Buchmeinung zu Thomas Roser – Der Tote im Bärenzwinger

Der Tote im Bärenzwinger ist ein Kriminalroman von Thomas Roser, der 2023 bei Edition M erschienen ist.

Zum Autor:
Dem Schreiben ist Balkan-Korrespondent Thomas Roser schon sein ganzes Leben lang verpflichtet. Als Korrespondent deutschsprachiger Tageszeitungen berichtete er seit 1995 erst aus den Benelux-Staaten und nach der Jahrtausendwende aus Polen. 2007 schlug der rastlose Grenzgänger seine Zelte im serbischen Belgrad auf. Nach einer Veröffentlichung seiner Alltagskolumnen »Post vom Balkanspion« in 2017 tritt er mit »Der Tote im Bärenzwinger« erstmals als Krimi-Autor in Erscheinung.

Zum Inhalt:
Für den deutschen Korrespondenten Walter Kühn läuft es nicht so gut und so lässt er sich überreden im Fall eines im Bärenzwinger des Belgrader Zoos umgekommenen jungen Mannes zu ermitteln. Bald schon bekommt er es mit Gegnern zu tun, die ihn lieber tot sehen wollen.

Meine Meinung:
Mir hat die Figur Walter Kühn gut gefallen. Er ist in Belgrad gut vernetzt, hat einige verlässliche Freunde und kennt die Stadt und das Umfeld. Seine Hartnäckigkeit und seine Abscheu vor Waffen machen ihn sympathisch. Er versucht überlegt zu handeln und das Risiko gering zu halten. Er bekommt es mit Typen zu tun, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte und die ihren ganz eigenen Ehrenkodex haben. Roser beschreibt eine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, die aber immer noch vom Zerfall Jugoslawiens geprägt ist. Gewalttätige Milizen haben großen Einfluss und kaum Hemmungen.
Der Fall ist sauber geplottet und wirkt durchaus realistisch. Es gibt überraschende Wendungen, aber auch einigen Leerlauf, insbesondere wenn Walter Kühn Zeit zum Inneholen und zum Nachdenken braucht. Einige Figuren waren mir zu klischeehaft gezeichnet und wirkten etwas leblos.
Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch und macht Lust auf einen Besuch Belgrads. Andererseits schweifte der Autor zu oft von der Krimihandlung ab und verlor sich in Nebenhandlungen.

Fazit:
Ein atmosphärischer Krimi aus einer krisengeschüttelten Metropole mit einer gelungenen Hauptfigur, der sich leider manchmal in Nebenhandlungen verliert. Das vorhandene Potential wurde nicht ausgeschöpft, ist aber spürbar. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), spreche aber ob des Potentials eine Leseempfehlung aus.