Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2016
Witch Hunter Bd.1
Boecker, Virginia

Witch Hunter Bd.1


gut

Elizabeth ist eine Hexenjägerin. Doch eines Tages wird sie verdächtigt, selbst eine Hexe zu sein, muss fliehen und schliesst sich einer Rebellengruppe an.



Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Elizabeth im Präsens erzählt. Durch die Perspektive erfährt man recht wenig über die anderen Figuren, nur das, was die Protagonistin selbst wahrnimmt. So wird zwar klar, wie sie aussehen und sich verhalten, was sie jedoch denken und fühlen bleibt perspektivenbedingt in Dunkeln. Doch auch über die Protagonistin erfährt der Leser nicht allzuviel, was sie eigentlich antreibt, bleibt unklar. Ein Beispiel dazu zeigt sich gleich zu Beginn des Buches: bei Elizabeth werden verbotene Hexenkräuter gefunden. Es wird jedoch nie aufgeklärt, wieso sie diese bei sich hatte, da sie doch wusste, dass sie verboten sind (und sie die gesetzlichen Regeln grundsätzlich gutheisst und Magier verachtet).



Die Handlung ist durchaus unterhaltsam und spannend aufgebaut und mit einigen Wendungen versehen, die mich überrascht haben. Unklar blieb mir jedoch, ob die Geschichte in einer komplett erfundenen Welt spielt, oder ob es die unsere sein sollte. Falls zweites der Fall sein sollte (die Erwähnung von Jesus deutet darauf hin), so haben sich der Autorin einige historische Schnitzer eingeschlichen. So betrinkt sich die Protagonistin 1588 mit Absinth, der jedoch erst im 18. Jahrhundert erfunden wurde. Ausserdem nannte sich England meines Wissens zu diesem Zeitpunkt schon länger nicht mehr Anglia (oder sollte damit wohl East Angia gemeint sein?). Über das Leben in dieser Welt, ob nun unsere oder eine Fantasywelt, erfährt der Leser auf jeden Fall nur wenig.



Der Schreibstil der Autorin Virginia Boecker lässt sich flüssig lesen, sodass ich das Buch innert weniger Tage durch hatte. Auch wen ich mit den Figuren aufgrund ihrer Blässe nicht richtig warm wurde, so hat mich die actionreiche Lektüre doch gut unterhalten. Das Ende ist zwar in sich abgeschlossen, lässt aber dennoch Raum für eine mögliche Fortsetzung.



Mein Fazit

Durchaus unterhaltsam, aber mit blassen Figuren.

Bewertung vom 15.03.2016
Dem Horizont so nah
Koch, Jessica

Dem Horizont so nah


sehr gut

Die 17-jährige Jessica verliebt sich in den etwas älteren Danny. Dieser versteckt ein grosses Geheimnis vor ihr…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Jessica erzählt. Wenn ich hier nichts falsch verstanden habe, dann ist der Roman autobiographisch, die Autorin ist daher gleichzeitig die Erzählerin. Einige Kapitel, die Situationen schildern, die Jessica nicht direkt miterlebt, werden in der Beobachterperspektive erzählt. Die Handlung spielt vor über 10 Jahren und wird Rückblickend von heutigen Zeitpunkt aus erzählt.

Zu Beginn der Geschichte hatte ich etwas Mühe mit dem Buch. Die Figuren konnten mich nicht von Beginn weg packen, besonders Jessica erschien mir zunächst recht oberflächlich, zickig und naiv (nicht böse sein, Jessica, wenn Du das hier liest, der Eindruck hat sich im Laufe der Geschichte geändert). Aber schliesslich war sie am Anfang erst 17, und wer kann schon guten Gewissens behaupten, er sei schon als Teenager tiefgründig und weise gewesen… Auch Danny kam mir zunächst ziemlich suspekt vor, denn offensichtlich hat er vieles vor Jessica versteckt, und auch recht arrogant, was sich später als Schutzverhalten herausgestellt hat. Auch die Handlung packte mich nicht von Beginn weg, die ersten paar Kapitel plätschert sie eher gemütlich vor sich hin, hier und da unterbrochen vom obligaten Drama, das Teenagerromane eigentlich immer behandeln (das Leben als Teenager besteht ja schliesslich oft aus seinem Haufen aneinandergereihten Dramen – jedenfalls aus Sicht der Betroffenen). Erst als langsam klar wurde, was genau Danny eigentlich zu verstecken hat und Jessica vor einer grossen Entscheidung stand, hat mich das Buch dann wirklich gepackt und nicht mehr losgelassen. Je länger ich „Dem Horizont so nah“ gelesen habe, desto mehr habe ich die drei Hauptfiguren Jessica, Danny und Tina, Dannys beste Freundin, ins Herz geschlossen. So wie auch Jessica ihre Zeit braucht, um sich mit den beiden anzufreunden, so brauchte auch ich meine Zeit – mit allen dreien. Gegen Ende hat mich ihr Schicksal jedoch zu Tränen gerührt – und das ist jetzt nicht bildlich gesprochen.

Der Schreibstil der Autorin Jessica Koch ist gut dem Genre des autobiografischen Romans angepasst. „Dem Horizont so nah“ liest sich so, als ob die Erzählerin und Protagonistin neben einem sitzen und die ganzen Geschehnisse persönlich schildern würde. Der Schreibstil ist nicht besonders hochstehend, aber sehr authentisch, wirkt eher gesprochen als geschrieben. Für die berührende Handlung hätte das Buch die maximale Punktzahl verdient, einen kleinen Abzug erhält der für mich etwas harzige Einstieg.

Mein Fazit
Berührende Teenager-Liebesgeschichte. Wahr, und damit umso trauriger.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2016
Die Morde von Sherringford / Holmes & ich Bd.1
Cavallaro, Brittany

Die Morde von Sherringford / Holmes & ich Bd.1


sehr gut

Jamie Watson, ein Nachfahre des berühmten Dr. John Watson, Sherlock Holmes‘ Begleiter, wird auf einen Internatsschule an der amerikanischen Ostküste versetzt. Eine der ersten Personen, die er dort trifft, ist Charlotte Holmes, Nachfahrin von Sherlock. Als es kurz darauf zu einem Mordfall an der Schule kommt, lassen sich die beiden nicht davon abhalten, in die Fussstapfen ihrer Vorfahren zu treten und zu ermitteln.



„Holmes und Ich – Die Morde von Sherringford“ basiert lose auf den Sherlock-Holmes-Romanen und Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Wie bei den ursprünglichen Holmes-Büchern wird die Geschichte auch hier in der Ich-Perspektive von Watson erzählt. Im Gegensatz zu den Originalen, in denen Holmes klar der Protagonist und Watson nur der Begleiter und Erzähler war, nimmt Watson hier eine deutlich grössere Rolle ein und ist der eigentliche Protagonist. Vom Holmes ist Teilweise über mehrere Seiten hinweg nichts zu lesen, wenn sie die zwei wieder mal aus dem Weg gehen. Vorkenntnisse über Sherlock Holmes sind nicht zwingend nötig, aber teilweise durchaus hilfreich, da doch mehrmals auf die Originalabenteuer hingewiesen wird. Die beiden Hauptfiguren wurden ihren literarischen Vorbildern angepasst, so ähnelt Charlotte stark Sherlock und Jamie natürlich John (die ähnlichen Namen hat die Autorin mit Sicherheit auch bewusst so gewählt).



Der Schreibstil der Autorin Brittany Cavallaro lässt sich flüssig lesen und ist dem Inhalt der Geschichte, die in der heutigen Zeit spielt, angepasst. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Autorin den stilistischen Weg der Nacherzählung gewählt hat, genau wie ihr Vorbild Sir Arthur Conan Doyle. Der Leser fühlt sich daher weniger als Teilnehmer der Geschehnisse, sondern eher als Zuhörer, Monate später, vor dem warmen Kaminfeuer. Die Kapitel sind für meinen Geschmack etwas gar lang, ich bevorzuge kürzere. Das Buch ist zwar in sich abgeschlossen, lässt am Ende aber genug offen, um Platz für Nachfolgebände zu bieten.



Die Handlung ist unterhaltsam und enthält einige Wendungen. Auch wenn ich das Buch nicht atemberaubend Spannend und irrsinnig komplex fand, kann ich es dennoch mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Es richtet sich an (jugendliche) Liebhaber von unblutiger Krimi-Unterhaltung, also eher Fans von Agatha Christie als Kathy Reichs. Die sich von Beginn weg anbahnende Liebesgeschichte fand ich jedoch etwas phantasielos, aber dies war wohl der Grund, Holmes in dieser Reihe (wird daraus eine Reihe? Ich nehme es mal an) weiblich darzustellen und soll wohl die (weiblichen) jugendlichen Leser befriedigen.



Mein Fazit

Unblutige Krimi-Unterhaltung für Jugendliche (und auch Erwachsene).

Bewertung vom 27.02.2016
Stormglass
Pratt, Tim; Deemer, Andy

Stormglass


sehr gut

Der 14-jährige Jake wird während der Sommerferien als Geheimagent rekrutiert. Was er erst für einen amüsanten Scherz hält, entpuppt sich bald als lebensgefährliche Wirklichkeit.



„Stormglass – Angriff der Killerbienen“ wird aus der Sicht von Jake erzählt und führt sowohl ihn als neuen Agenten wie auch den Leser in die Welt des Geheimdienstes Stormglass ein. Ob aus dem Buch eine Reihe werden wird, konnte ich nicht herausfinden, aber es ist sichtlich als erster Band einer Reihe aufgebaut, mit einem zwar abgeschlossenen Ende, das aber noch genügend Raum zur Weiterführung der Geschichte offen lässt. Daher gehe ich davon aus, dass bei genügend Erfolg weitere Bände nicht lange auf sich warten lassen werden.



Die Charaktere sind sympathisch und lebensecht gestaltet. Jake soll dabei wohl als Identifikationsfigur für die jungen Leser dienen. Er ist ein ganz normaler Junge, ohne aussergewöhnliche Fähigkeiten, bis auf eine gute Beobachtungsgabe und ein paar Zaubertricks, die er beherrscht. Die „Bösewichte“ hingegen sind etwas gar klischeehaft geraten und wirken recht eindimensional. Ein gekonntes Spiel zwischen Gut und Böse gibt es nicht, wer als „gute“ Figur böses tut, tut dies nur, weil ihm vorgelogen wurde, er stehe auf der „guten“ Seite und die anderen seien die „Bösen“.



Der Schreibstil der beiden Autoren lässt sich flüssig lesen und ist auch für Kinder geeignet. Die Kapitel sind eher kurz, sodass auch noch nicht so geübte Leser innert nützlicher Frist an eine geeignete „Pausenstelle“ kommen.



„Stormglass – Angriff der Killerbienen“ richtet sich eindeutig an ein relativ junges Publikum. Die Protagonisten sind Teenager, aber ich denke, dass auch mein knapp 10-jähriger Patenjunge viel Spass an dem Abenteuer der jungen Agenten hätte (vielleicht sogar mehr als ein 14-jähriger). Für Erwachsene erscheint der Krimi (oder sollte man es eher Abenteuerroman nennen?) jedoch teilweise etwas seicht, und zu viele Begriffe werden ausführlich erklärt, die ein Erwachsener typischerweise schon lange kennt. Ein Buch also, das für Kinder und Jugendliche wohl besser funktioniert als für Erwachsene. Ich bewerte das Buch daher als Kinderbuch, für Erwachsene würde ich noch einen Punkt abziehen.



Mein Fazit

Actionreiches Agenten-Abenteuer für Kinder und Jugendliche. Für Erwachsene etwas gar anspruchslos.

Bewertung vom 17.02.2016
Die Tote am Lago Maggiore / Matteo Basso Bd.1
Varese, Bruno

Die Tote am Lago Maggiore / Matteo Basso Bd.1


gut

Die Tanzlehrerin Gisella ertrinkt während einer stürmischen Nacht im Lago Maggiore. Matteo Basso, ein Freund der Toten, will im Gegensatz zur Polizei nicht an einen Unfall glauben.

Die Geschichte wird aus der Sicht des ehemaligen Polizeipsychologen und heutigen Metzgers Matteo Basso erzählt. Obschon er mir nicht unsympathisch war, konnte ich mich nur bedingt in ihn hineinversetzen und seine Vorgehensweise oft nicht nachvollziehen. Was mir in Bezug auf den Protagonisten besonders gefehlt hat, sind seine Hintergründe. Es wird lediglich klar, dass er seine Arbeit als Polizeipsychologe aufgegeben hat, jedoch nicht, wieso das geschah, und wieso er von Mailand wieder in sein Heimatdort Cannobio gezogen ist, wo er sich nur bedingt wohlzufühlen scheint. Hier hätte ich gerne mehr erfahren, das hätte Matteo für mich wohl auch etwas lebendiger gestaltet.

Das Erzähltempo von „Die Tote am Lago Maggiore“ ist sehr geruhsam bis sogar langatmig. Action sollte hier nicht erwartet werden. Der Protagonist Matteo folgt Schritt für Schritt seinem Instinkt, denn Spuren gibt es keine. So fällt für den Leser auch das Miträtseln flach, keinerlei Hinweise werden gestreut, die man verbinden könnte. Auch das Spannungslevel ist eher tief gehalten. In den wenigen Szenen, in denen es doch spannend wird, beispielsweise wenn mitten in Mailand geschossen wird, wird die Situation nur kurz angerissen und in wenigen Sätzen abgehandelt. Über weite Teile des Krimis bleibt unklar, worum es überhaupt geht, und ob wirklich eine Straftat vorliegt. Aufgedeckt wird der Fall schlussendlich eher durch Zufall. Auf wenigen Zeilen wird geschildert, was eigentlich genau warum passiert ist, ohne dass Matteo eine nennenswerte Eigenleistung zur Lösung beitrug.

Der Schreibstil des Autors Bruno Varese lässt sich flüssig lesen und vermittelt ein angenehmes Bild der geschilderten Region. Das italienische Essen spielt im Buch eine grosse Rolle und versetzt den Leser leicht in Urlaubsstimmung.

Mein Fazit
Sehr geruhsamer Regionalkrimi, dem es an Spannung mangelt.

Bewertung vom 04.02.2016
Gedenke mein / Gina Angelucci Bd.1
Löhnig, Inge

Gedenke mein / Gina Angelucci Bd.1


sehr gut

Gina Angelucci kümmert sich als Polizistin um sogenannte „Cold Cases“, Mord- oder Vermisstenfälle, die seit Jahren ungelöst geblieben sind. Als sich die Mutter eines vor zehn Jahren verschwundenen Kindes an sie wendet, nimmt sie den Fall widerstrebend an, denn sie glaubt anders als die Mutter nicht, dass das Mädchen noch leben könnte.



„Gedenke Mein“ ist der erste Krimi von Inge Löhnig mit Gina Angelucci in der Hauptrolle. Sie ist die Verlobte von Kommissar Tino Dühnfort, dem Protagonisten der bisherigen Buchreihe von Inge Löhnig. Ob die ursprüngliche Reihe abgeschlossen ist und nun nur die Gina-Bücher fortgesetzt werden, oder ob beide Reihen parallel weitergeführt werden, habe ich bisher nicht herausgefunden. Da „Gedenke Mein“ eng mit den bisherigen Inge-Löhnig-Krimis zusammenhängt, begegnet der Leser vielen altbekannten Figuren. Neueinsteiger werden vielleicht die Charaktere etwas flach finden, da ihnen die Hintergründe fehlen, aber der Krimihandlung kann auch ohne Vorwissen gefolgt werden.



Inge Löhnig verwendet auch hier ihr bereits aus den Tino-Dühnfort-Krimis bekannte Schema mit der wechselnder Perspektive, die Geschichte wird mal aus der Sicht des Ermittlers (hier natürlich nicht Tino sondern Gina), mal aus der Sicht weiterer Beteiligter erzählt. Subjektiv hatte ich den Eindruck, dass der Fokus mehr auf der Ermittlerin war, und die anderen weniger zur Sprache kommen als bei den Dühnfort-Krimis.



Da ich schon mehrere Krimis von Inge Löhnig gelesen habe, kam ich durch den flüssigen Schreibstil und die bekannten Figuren schnell in die Geschichte rein. Wie erwähnt könnten Neueinsteiger etwas Mühe haben, die Charaktere ins Herz zu schliessen, da diese nun über Jahre hinweg aufgebaut wurden und den einzelnen Bänden jeweils nur die nötigsten Hintergrundinformationen zu entnehmen sind, um langjährige Leser nicht zu vergraulen. Da ich Gina und Tina nun schon länger kenne, hat mir in dieser Hinsicht nichts gefehlt.



Die Handlung ist grundsätzlich spannend aufgebaut, mit einigen falschen Fährten. Gerade zu Beginn verläuft sie aber doch relativ zäh, bis die Geschehnisse dann ins Rollen geraten. Ich hatte den Täter zwar schon sehr früh in Verdacht, dies tat der Spannung aber trotzdem keinen Abbruch. Lediglich die Frage nach dem Motiv fand ich etwas gar kurz und oberflächlich abgehandelt.



Mein Fazit

Gewohnt spannender Krimi der routinierten Autorin. Der Beginn der neuen Reihe ist geglückt, auch wenn man als Leser nur wenige Änderungen zu den bekannten Bänden bemerkt.

Bewertung vom 13.01.2016
Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3
Winter, Judith

Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3


gut

Ein Polizist wird getötet, es wird über Korruption gemunkelt. Zudem wird eine junge Familie brutal ermordet, der angebliche Täter beteuert jedoch seine Unschuld. Die Polizistinnen Emilia Capelli und Mai Zhou werden beauftragt, die beiden Fälle zu lösen.



„Sterbegeld“ ist der dritte Krimi um das Polizistinnen-Duo Emilia Capelli und Mai Zhou. Die beiden Vorgänger kenne ich nicht, und vor allem im zwischenmenschlichen Bereich habe ich das gemerkt. Der Krimihandlung an sich konnte ich zwar problemlos folgen, aber über die Figuren hätte ich stellenweise wohl mehr wissen müssen, um ihr Verhalten nachvollziehen zu können.



Durch mein fehlendes Vorwissen konnte ich mich auch nur teilweise in die Protagonistinnen hineinversetzen. Der Schwerpunkt der Erzählung lag dabei auf Emilia, und ihre Gefühle und Gedankengänge waren für mich teilweise nicht wirklich nachvollziehbar. Auch ihr Umgang mit ihrer Partnerin gefiel mir nicht, sie war oft unfreundlich, aus nicht nachvollziehbaren Gründen.



Die Handlung, bestehend aus mehreren voneinander unabhängigen Handlungssträngen, erschien mit stellenweise etwas wirr. Da die zu untersuchenden Morde schon einige Zeit vor der eigentlichen Geschichte geschahen, dauert es eine ziemliche Weile, bevor wirklich etwas passiert, und nicht nur Akten durchgelesen werden. Einer der Handlungsstränge ist zwar etwas actionreicher, wie er sich in die Geschichte fügt, blieb mir aber ziemlich unklar. Die Auflösung, und damit die Aufklärung der Morde, konnte ich zwar akzeptieren, aber zumindest von der Motivseite her nur bedingt nachvollziehen. Viele der „Puzzlestücke“, die zur Lösung beitrugen, wurden wie aus dem Hut gezaubert. Ein Miträtseln war daher nur bedingt möglich.



Der Schreibstil der Autorin Judith Winter lässt sich flüssig lesen. Ich hatte jedoch teilweise den Eindruck, dass sie sich in ihren verschiedenen Handlungssträngen etwas verstrickt hat und selber nicht mehr wusste, wie sie da wieder rauskommen sollte.



Mein Fazit

Eher geruhsamer Krimi, der wohl vertiefte Kenntnisse über die Ermittlerinnen benötigt, um ihn wirklich geniessen zu können.

Bewertung vom 11.01.2016
Du hättest es wissen können
Korelitz, Jean Hanff

Du hättest es wissen können


weniger gut

Das Leben der New Yorker Ehetherapeutin Grace scheint perfekt zu sein, als sie plötzlich feststellen muss, dass sie ihren Ehemann wohl doch nicht so gut kennt, wie sie dachte…



Wenn ein Buch damit beginnt, dass die Protagonistin in einem Interview grossspurig behauptet, jede Frau, die von ihrem Ehemann belogen, betrogen, verlassen oder sonstwie schlecht behandelt worden ist, sei im Grund selbst Schuld, da sie dies bei genügender Beobachtung und Ehrlichkeit zu sich selber eigentlich von Anfang an hätte wissen können, ja dann muss man nicht lange überlegen, wie die Geschichte der verheirateten Protagonistin wohl weitergeht. Das erste Drittel des Romans arbeitet dann auch etwas langezogen auf den Moment hin, in dem in heile Welt der Protagonistin Grace zusammenbricht. Davon hätte ich mir aber mehr versprochen. Weder was tatsächlich passiert ist, noch wie Grace damit umgeht, werden vertieft betrachtet, das Buch bleibt bei oberflächlichen Schilderungen, ohne dabei der Handlung oder den Figuren wirkliche Tiefe zu verleihen. Die Handlung selber ist eigentlich kaum existent und kann in wenigen Sätzen komplett zusammengefasst werden. Im Grunde besteht der Roman schlicht aus dem Vergehen einiger Monate und deren Schilderung, ohne dass mich die Geschehnisse wirklich berührten, oder dass ich Einblick in Graces Gefühlsleben erlangte.



Der Schreibstil von Jean Hanff Korelitz liest sich etwas zäh. Die Autorin verwendet gerne lange, verschachtelte Sätze, die sich teilweise über eine Viertelseite hinwegziehen. Etwas kürzere, einfachere Sätze hätten der Leserlichkeit sicher beigetragen.



Ein weiterer Negativpunkt des Romans war für mich die Protagonistin Grace. Während ich sie zu Beginn als „zu perfekt um sie wirklich mögen zu können“ betrachtete, wurde sie mir im Verlaufe der Lektüre immer unsympathischer. Sie erschien mir überheblich, ziemlich versnobt und nicht bereit, Fehler auch mal bei sich selbst zu suchen. Während sie zu Beginn den betrogenen Frauen die Schuld zuwies (sie hätten ja von Beginn weg wissen müssen, dass er es mit der Treue nicht so genau nimmt), war die Sache plötzlich komplett anders, wenn sie selbst betroffen ist. Dabei hatte ich aber nicht das Gefühl, dass sie ihre komplette Einstellung änderte, sondern einfach ihre Situation ganz anders als die ihrer Patientinnen und mit denen nicht zu vergleichen erachtete. Auch die Beziehung zu ihrem Sohn erschien mir sehr kühl, für Grace schien nur zu zählen, dass er gut aussah, Geige spielte oder auf eine andere Art „repräsentierbar“ war. Nachdem sie dann erwähnte, dass sie Science Fiction begeisterte Jungs nicht ausstehen kann und später für ihren neuen Hund ein Elektroschockhalsband kaufte, war sie bei mir als Sci Fi Fan und Tierfreundin definitiv unten durch.



Mein Fazit

Wenig Handlung und eine mir sehr unsympathische Protagonistin haben mich mehr gelangweilt und genervt als unterhalten.