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Top-Rezensenten Übersicht

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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Ein Nesbø, so ganz anders, aber unglaublich gut

Gleich vorneweg, dieser Nesbø ist anders, kein klassischer Kriminalroman à la Harry Hole und Co.
Also, Erwartungshaltung zurückfahren und sich einfach hineinfallen lassen in diese abstruse mystisch fantastisch angehauchte Thrillergeschichte.
Der 14-jährige Richard ist keiner von hier und hat dementsprechend einen schweren Stand bei den anderen Jugendlichen von Ballantyne. Als dann eines Tages etwas unendlich bizarres passiert, zumindest nach seiner eigenen Aussage, etwas, das jeder Realität entbehrt, ist es entgültig vorbei mit der Akzeptanz und aus dem Außenseiter wird ein Verdächtiger in einem Vermisstenfall. Was steckt hinter dieser mysteriösen Angelegenheit, dass sein Freund Tom angeblich von einem Telefonhörer gefressen wurde. Das steht doch allem entgegen, woran man im wirklichen Leben glauben kann. Nach einem ersten Teil, der einen als Leser geradezu hineinzieht in ein Geschehen, das unser aller Fundament von Sein und Nichtsein wahrlich ins Wanken bringt, taucht man, geflasht und mit Problemen, die Orientierung wiederzufinden, auf, bereit für ein Weiter, in dem die Übergänge von Traum und Wirklichkeit fließend sind und man sich ihrer Wahrnehmung auch nicht wirklich sicher sein kann. Und dann gibt es ein Ende, ein Ende, das überzeugt. Man bekommt genug Antworten, um, im Nachhall, dieses Werk, in vollem Umfang genießen zu können, so ganz anders und einfach gut.
Nesbø geht neue Wege und wird belohnt. Mich hat diese Geschichte absolut begeistert.

Bewertung vom 25.09.2023
Vincent und das ängstliche Zebra / Vincent Bd.3
Kaiblinger, Sonja

Vincent und das ängstliche Zebra / Vincent Bd.3


ausgezeichnet

Mitten hinein in die Geisterwelt, schwarz-weiß, trotzdem bunt und superlebendig

Vincent ist eine Halb-Geisterfledermaus und immer auf der Suche nach neuen Freunden, die ihm helfen, die Katze auszutricksen. Heute geht es mit mit Werschweinchen Fritzi in den Zoo. Eigentlich alles ganz relaxed, doch dann entdecken die beiden ein geheimes Portal und es verschlägt sie in die schwarz-weiße Geisterwelt. Hier ist alles ohne Farbe, dafür aber richtig heiß, denn sie sind in der afrikanischen Savanne gelandet. Auf den Rücken der Gazelle Kenny galoppieren sie den Wächter-Hyänen davon und lernen dann das Zebra Zita kennen, das sich nichts mehr wünscht, als Tiere aus der Welt der Lebenden kennenzulernen.
Was für ein spannendes, fantasievolles und bunt gestaltetes Abenteuer, trotz der farblosen grauen Welt der Geister. Die Bilder sind einfach nur toll und geben den liebeswerten Wesen, denen man hier begegnet, ganz viel Seele. In ihren Gesichtern spiegelt sich jede Emotion wieder und was das Zebra in dieser Zwei-Welten-Konstellation so besonders macht, superschön.
Ein herrlich erfrischender Lesespaß mit ganz viel visuellem Ambiente dazu.
Top auf ganzer Linie!

Bewertung vom 25.09.2023
Nelly & Düse - Ein Schwein zieht Leine
Mahne, Nicole;Opheys, Caroline

Nelly & Düse - Ein Schwein zieht Leine


ausgezeichnet

Ein lustiges Mensch-Tier-Abenteuer, in dem plötzlich der Fokus auf die Tierart wechselt

Düse ist für Nelly der beste Hund der Welt, aber etwas weniger Schabernack und dafür mehr Erziehung wäre schon ganz gut. Da passt es perfekt, dass der berühmte Hundetrainer Lorenzo Spitzo gerade in ihre Nähe gezogen ist. Und so machen sich Nelly und ihre Freunde Max und Berta inklusive Anhang, das sind Hund Düse, Wachtel Perlfee und Pudel Cinderella, auf den Weg zu dessen Haus. Was sie dann dort erwartet, ist allerdings ziemlich unerwartet. Der Mann hat gar keine Hunde als Haustiere, sondern Schweine und eines davon, Bella, macht sich durch die offene Gartentür auf und davon. Natürlich nehmen sich Nelly und Max des Problems an. Und dann?
Diese Geschichte, sie macht einfach richtig viel Spaß. Es gibt jede Menge zum Schmunzeln, gerade auch in der Interaktion zwischen Mensch und Tier.
Auch im Kleinen kann das Leben aufregend und spannend sein und genau das bringt dieses Buch supergut rüber. So macht Lesen Freude, auch und gerade, wenn man noch am Anfang steht.

Bewertung vom 22.09.2023
Ziemlich beste Ferien 3 - Abenteuer auf Wangerooge
Hartmann, Luisa

Ziemlich beste Ferien 3 - Abenteuer auf Wangerooge


ausgezeichnet

Die Insel Wangerooge und ein stürmisches Abenteuer

Es ist März und bald geht sie wieder los, die herrlich sonnig sommerige Zeit auf den ostfriesischen Inseln. Aber noch ist es kalt und manchmal auch recht ungemütlich. Aber davon lassen sich Lukas und Onno nicht abhalten. Zusammen mit ihrem Großvater segeln sie zur Insel Wangerooge, auf der dieses Mal das jährlich stattfindende "Insulaner unner sück"-Fest ausgetragen werden soll. Dort angekommen, machen sie erst mal die Insel unsicher und treffen dabei auf Bente, ein Mädchen, das beim Streiche spielen ganz vorne mit dabei ist. Aber dann wird es sehr ernst, denn ein Sturm zieht auf, der Strom fällt aus und verwüstet den ganzen Strand. Auch der Fährbetrieb muss eingestellt werden, so dass das Fest gleich aus meheren Gründen vielleicht gar nicht stattfinden kann. Und das Allerschlimmste, Bente wird vermisst. Da muss doch etwas unternommen werden und wie schon in den beiden ersten Bänden machen sich Lukas und Onno daran, zu helfen. Was dabei herauskommt, ist ein stürmisches Inselabenteuer, spannend erzählt und man ist hautnah dabei. Es verschafft einem, sozusagen ganz nebenbei, auch jede Menge Einblicke, was Wangerooge so zu bieten hat und auch die geschichtlichen Hintergründe werden beleuchtet.
Dieses zudem sehr schön illustrierte Buch ist sehr unterhaltsam zu lesen und wer Wangerooge noch nicht kennt, da ist doch auf jeden Fall einmal eine Ferienauszeit angesagt.

Bewertung vom 12.09.2023
Mattanza
Fabiano, Germana

Mattanza


ausgezeichnet

Der Thunfischfang und ein Dorf, das davon lebt, im Wandel der Zeit

1960, Katria, eine Insel vor der Küste Siziliens, die hier angesiedelten Menschen leben von der Mattanza, der Thunfischjagd. Das Dorf, das sich hier mit dieser traditionellen und schonenden Fischfang-Methode seinen Lebensunterhalt sichert, ist fiktiv. Die Mattanza jedoch gab es wirklich, bis die Thunfischschwärme vor der Küste versiegten, weil internationale Fischfangflotten die Fische regelrecht abfischten.
Diese Geschichte, sie erzählt von diesem Wandel der Zeit, anhand einer kleinen dörflichen Lebensgemeinschaft. Sie erzählt, was diese Welt 'da draußen' mit denen macht, die ihre Arbeit nicht über die Natur hinweg, sondern im Einklang mit ihr, leben, so dass eine Balance erhalten bleibt. Das Wort Überfischung klingt in den Ohren. Dieses Buch, es erzählt aber auch von den inneren Strukuren in diesem menschlichen Verbund, auch hier im Wandel der Zeit. Und ganz vorne weg, erzählt dieses Buch vom Rais, der den Takt angibt, der vorgibt, was, wann zu tun ist, im Laufe der Jahreszeiten und im Lauf der Zeit. Der Vater dieser einen Familie, er überträgt diese Aufgabe auf seinen Sohn. So ist es Tradition. Doch dann werden über zwei Generationen 'nur' Töchter geboren und der Rais beschließt, seine Enkelin Eleonora zu seiner Nachfolgerin zu erziehen. Ein Bruch, zugleich ein Umbruch. Und die junge Frau, sie muss sie früh tragen, diese Bürde und für die Menschen, für die sie verantwortlich ist, das Richtige tun.
Ein beeindruckendes Buch, in seiner unausweichlichen Schicksalhaftigkeit, den menschlichen 'Begegnungen', in der Konsequenz, wohin es führt, 50 Jahre Leben.

Bewertung vom 29.08.2023
Erster Kyu
Hong, Sung-Hwa

Erster Kyu


ausgezeichnet

Das Go-Spiel trägt es in sich, koreanische Tradition, Mentalität und das Leben

Korea, Yeong-uk, Sohn einer angesehenen Familie, macht seinem Vater alle Ehre und erfüllt die Erwartungen in der Schule und darüber hinaus, mehr wie angemessen. Er macht seine Eltern, genau wie das seine Geschwister tut, sehr stolz und sein Weg ist, auch von ihm selbstverständlich angenommen, weitgehend vorbestimmt. Doch dann, eines Tages, erfährt er einen ersten Kontakt mit dem alterwürdigen tief in der koreonischen Tradition verwurzelten Spiel Go. Und fortan will er nur noch eins, ein professioneller Go-Spieler werden. So wie sich seine Fähigkeiten rund um dieses faszinierende Spiel entwickeln, verändert auch Yeong-uk sich, hin zum erwachsenwerdenden jungen Mann.
Wir erfahren viel, natürlich über das Go-Spiel, aber auch über die weitreichende Philosophie, die dieses Spiel in sich trägt und das Leben mit einbezieht. Wir lernen Menschen kennen, in ihrer Umtriebigkeit und ständigen Weiterentwicklung und so auch Korea selbst. Uns Lesern wird somit viel Neues eröffnet, das einem bisher verborgen blieb. Das Buch lädt einen sozusagen ein, Zeit zu verbringen, sich die Zeit zu nehmen, für dieses Spiel und das Land.
Dieses Buch, es ist eine gute Geschichte, die einen langsam heranführt, auch an all das, was anders ist. Und so soll auch das gewählte Ende genau so sein, wie wir es hier erfahren. Man akzeptiert es und es ist gut so. Schließlich gibt es viele Wege, wohin auch immer sie führen und zumindest dieses Teilstück hat 'seinen Dienst' getan.
Vielleicht ist ja auch hier, zumindest manchmal, der Weg das Ziel.

Bewertung vom 29.08.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Die Abgründe einer rassistischen Gesellschaft und eine Mutter, die nicht anders kann

Um der tatsächlich weit verbreiteten räumlichen Rassentrennung in den 1970er Jahren, die sich gerade auch in den Schulen abbildete, entgegen zu wirken, beschloss man von oberster Stelle, sogenannte Busing-Programme durchzufechten. Und so karrte man, u.a. auch in Boston, schwarze Schüler aus ihren Ghettos in die Schulen der weißen Wohnviertel und umgekehrt.
Mary Pat ist weiß und alleinerziehend. Sie lebt in einem heruntergekommenen Bostoner Viertel, in dem Gewalt und Drogen zum Alltag gehören. Ihr Mann ist tot, der spätere Freund hat sie verlassen, ihr Sohn ist an einer Überdosis gestorben. Was bleibt und ihr die Kraft gibt, weiterzumachen, ist ihre 17-jährige Tochter Jules. Doch dann verschwindet diese und die aufgewühlte Atmoshäre, der rassistisch aufgeschaukelte Hass gerade der weißen Bevölkerung, die gewalttätige Auflehnung in der Stadt, lässt ihre Mutter Schlimmes befürchten. Noch hat sie Hoffnung, doch dann bricht die Ordnung der Welt, ihrer Welt, vollends zusammen. Ihre Tochter ist tot und es gibt nichts mehr, was noch zählt. Da ist nur noch Verzweiflung und Trauer und das unbändige Verlangen auf Rache.
Dies ist ein unendlich intensives Buch, eine Geschichte, die seine Leser regelrecht mit hineinreißt in den Sog der Gefühlswelt, in den das Leben diese verlorene, betäubte Frau gestoßen hat und sie vorantreibt. Ihren Aufschrei der Verzweiflung, sie macht ihn hörbar und übt Vergeltung. Und der Lauf des Geschehens, er nimmt einem den Atem und man gibt sich ganz den Worten des Autors hin, denn man selbst hat keine mehr.
Für mich ist dieses Buch 'ein Ereignis'.

Bewertung vom 23.08.2023
Irgendwo wartet das Leben
Kelly, Erin Entrada

Irgendwo wartet das Leben


ausgezeichnet

Strukturen im Klassenverband und dann kommt die Neue

In der amerikanischen Kleinstadt Fawn Creek wird man vom Leben nicht gerade überrascht. Tagein tagaus Eintönigkeit und lähmende Alltäglichkeit. Und das ist natürlich in der dortigen Middle School nicht anders. Eine siebte Klasse, 12 Schüler, die inneren Strukturen, wo hat jeder seinen Platz in diesem Gefüge, alles ist längst festgelegt. Es gibt Cliquen, Außenseiter, die Untergebutterten, 'die Opfer', wann immer den anderen danach ist. Und dann geht die Tür auf und eine neue Schülerin, Orchid Mason, kommt herein. Alles an ihr ist anders, ihr Aussehen, ihre Art, in die Welt zu schauen, sich nicht dafür zu interessieren, was man von ihr denkt. Die Souveränität, die sie auszustrahlt, dieses einfach durch und durch sie selbst zu sein, da bleibt ihren Mitschülern erst einmal die Spuke weg. Und mit der Zeit wird die bisher einbetonierte Hackordung aufgebrochen, das Potest der Tonangebenden wackelt und es passiert einfach etwas, endlich einmal.
Die Geschichte, amerikanische Kleinstadt und doch irgendwie direkt vor unserer Haustür, für jugendliche Leser ist dies hier auf jeden Fall ganz nah dran an ihrem eigenen Schulerleben und darüber hinaus. Das so vor Augen geführt zu bekommen und eine Art Aufrütteln gleich noch mit dazu, das macht etwas mit seiner Leserschaft. Und neben dem unterhaltsamen Lesestoff hallt es so dann auch nach und eigenes Hinterfragen ist angesagt.
Finde ich richtig gut.

Bewertung vom 22.08.2023
Animal Jack - Der verwunschene Berg
Miss Prickly;Kid Toussaint

Animal Jack - Der verwunschene Berg


sehr gut

Ein Comicabenteuer mit einem sehr wandelbaren Helden

Animal Jack ist ein ziemlich besonderer Superheld, der eigentlich lieber ein ganz normaler Junge sein will, aber gerade in dieser Gestalt fühlt er sich immer krank. Er hat tolle Eltern, aber die haben große Sorgen. Seine Mutter ist auf Stellensuche, aber sie bekommt nur Absagen und wenn sich das nicht bald ändert, müssen sie ihr Haus verkaufen. Da muss Jack doch unbedingt etwas unternehmen. Er weiß von einem Schatz, der nicht allzu weit unter einem Berg liegt. Und so macht er sich zusammen mit seiner Freundin Gladys auf den Weg dorthin, denn mit dem Schatz in den Händen wären seine Eltern alle Sorgen los. Doch erstmal gilt es, heftige Abenteuer zu bestehen. Vor ihnen, dahinter, überall lauern Gefahren und es ist nur Jack's Fähigkeit, sich in verschiedenste Tiere zu verwandeln, zu verdanken, dass das Ganze nicht aussichtslos ist.
Eine spannende Comicgeschichte erwartet uns hier, toll gezeichnet und die Farben dazu spiegeln wieder, wie gefährlich es für die beiden Kinder immer wieder wird. Die Mischung aus alltäglichen Problemen und Fantasie und dann das schöne Ende, das uns aufzeigt, was wirklich wichtig ist im Leben, macht richtig viel her und überzeugt kleine und auch die großen (Mit)-Leser auf ganzer Linie.

Bewertung vom 21.08.2023
Scheißglitzertage
Michaelis, Antonia

Scheißglitzertage


sehr gut

Jugendliches Treiben auf Usedom und wo endet das Reale und beginnt der Fake

Ein Sommer auf Usedom, die Touristen verleben hier ihren Urlaub, der 17-jährige Finnley dagegen ist hier zu Hause. Er lebt im Plattenbau, geht auf eine Förderschule und verkauft zum Geldverdienen Eis in Zinnowitz, um den gemeinsamen Traum, mit seinen Freunden Leif und Neil nach Berlin zu entfliehen, voranzutreiben. Ihrer aller Leben scheint desillusionierend und trostlos, als plötzlich die geheimnisvolle Ulja auftaucht. Angeblich vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet, erzählt sie obskure Dinge, die das Trio nicht so richtig einordnen kann. Aber gleichzeitig sind sie fasziniert. Und dann wird es mysteriös, Nachrichten machen die Runde, von einem russischen Angriff ist die Rede und die FURU-Sticker, die plötzlich in Umlauf sind, was soll das bedeuten. Die Lage fühlt sich bedrohlich an und eine gefundene Leiche ist ja auch mehr wie eine Randerscheinung.
Die Geschichte dieses, ihres Sommers, letztendlich von Zusammenhalt und Freundschaft getragen, sie nimmt uns Leser mit auf eine Reise. Die Haare flattern im Usedomer Wind und man ist ganz nah dran am Geschehen, das die Autorin in einer ganz eigenen Taktung voranbringt. Es beginnt langsam, das Leben der jungen Leute bekommt ein Gesicht und dann nimmt die Geschichte Fahrt auf, bis hin zu einem fesselnden Finale, das wirklich überzeugt. Sprachlich präzise und authentisch hat das Buch eine Menge relevanter Themen mit dabei, die nicht nur für Jugendliche wichtig und aktuell sind.
Ein Roman, der anders ist und jede Menge zu bieten hat, auch wenn man zu denen gehört, die sich erwachsen nennen.