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Benutzername: 
Hennie
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 263 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2021
Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus
Habersack, Charlotte

Mopsa - Eine Maus kommt ganz groß raus


ausgezeichnet

Von einer kleinen Maus, die auszog, um Schauspielerin zu werden
Die Geschichte um die Maus Mopsa beginnt damit, dass ihre Heimat nicht genau verortet wird. „Wann und wo die Geschichte spielt kann ich euch leider nicht sagen, denn es ist eine Mäusegeschichte“. Doch für mich als erwachsene Leserin gibt es da schon einige Hinweise anhand von Begriffen wie bspsw. Paradeiser, Liwanzen, Hofrat und die Art und Weise, wie die Menschen leben, ohne elektrisches Licht und Pferdekutschen. Ein wichtiger Hinweis ist auch die Mode. Aber es ist nicht wichtig für den Fortgang des Geschehens.
Mopsa ist die Hauptfigur, lebt mit ihrem Bruder Otto und ihren Freunden auf dem Dachboden des Rathausturmes einer Stadt. Ihnen allen könnte es recht gut gehen, wenn sie nicht von einem tyrannischen, häßlichen, ungepflegten Mäusekönig beherrscht würden. Während er faul und vor sich hin stinkend auf seinem Thron sitzt, läßt er alle für sich arbeiten. Als Mopsa von einem Beutezug nichts zum Essen für den selbsternannten Herrscher mitbringt, wird sie von ihm aus dem Rathaus verwiesen. Ihr Bruder Otto begleitet sie und von nun ab sind sie auf sich selbst angewiesen.
Mit Mopsas Lebensmotto „Immer der Schnauze nach und nie den Mut verlieren“ lassen die vielfältigsten Abenteuer nicht lange auf sich warten.

Die entzückend erzählte Geschichte, die in der Vergangenheit spielt, läßt sich wunderbar in die Gegenwart und in die Realität übertragen. Sehr unterhaltsam werden die Abenteuer der kleinen, kecken Mopsa, die so gerne Schauspielerin werden möchte, kindgerecht dargeboten. Vom fiesen „Mausbeuter“ Tartar, über das reimende Äffchen mit dem Leierkastenmann, Bobby, dem gelehrigen Wellensittich bis hin zur Erläuterung des Unterschiedes von Demokratie und Diktatur konnte mich das farbenprächtig bebilderte Buch (von Illustratorin Laura Fuchs) begeistern.
Besonders niedlich finde ich, dass die kleine Mäusedame immer ihre Eichelhandtasche dabei hat.

Das ab und zu fremdsprachige und veraltete Begriffe sowie schwierige Wörter wie Axolotl, Chamäleon, Panoptikum... oder eine Schauspielerin wie Eleonora Duse Erwähnung finden, sollte zum Nachschlagen und Erklären genutzt werden. Dem Vergnügen des Lesens tut das keinen Abbruch.

Fazit:
„Mopsa“ ist ein zauberhaftes farbenreiches Bilderbuch mit einer wundervollen, abenteuerlichen, unterhaltsamen, humorvollen Mäusegeschichte. Ich als zweifache Großmutter hatte meine Freude dran. Nun geht es in Kinderhände!

Ich bewerte es mit fünf von fünf Sternen und empfehle es gerne weiter für Kinder ab 5 Jahre und den erwachsenen Lesern!

Bewertung vom 14.01.2021
Der Mädchenwald
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald


sehr gut

EINE WOCHE IN HÖCHSTER LEBENSGEFAHR
Elissa ist ein 13 ½ jähriges Mädchen. Sie nimmt an einem, von ihr lang ersehnten Jugendschachturnier, teil. In einer Pause wird sie vom Parkplatz weg entführt und kommt in einem dunklen, feuchtkalten Verlies zu sich. Sie ist angekettet. Recht bald erkennt das intelligente, junge Mädchen, dass sie gewisse Regeln ihres Entführers befolgen muss, wenn sie überleben und ihre Mutter Lena wiedersehen will. Das legt ihr der Junge Elijah nahe, der sie täglich besucht in ihrem Gefängnis. Sein Verhalten ist äußerst widersprüchlich und sie merkt bald, dass sie ihm nicht vertrauen kann und verfolgt eine Strategie. Wird sie entkommen?
Meine Meinung:
Die Verwirrung, die mich beim Lesen dieses Thrillers erfaßte, fängt eigentlich schon mit dem Titel an. Statt „Der Mädchenwald“ hatte ich ständig Märchenwald im Hinterkopf. Dieser Eindruck verstärkte sich noch mit zunehmendem „Kennenlernen" der Hauptperson Elijah. Er nennt den Wald so, der Mädchenwald mit seinen Erinnerungsbäumen. Und da gibt es bei ihm noch Hänsel und Gretel und das Lebkuchenhaus, den Knöchelchensee, die Schrottstadt und Zauber-Anni.
Die Story wird aus der Sicht von drei Personen entwickelt. Das ist zum einen die entführte Elissa, der 12jährige Junge Elijah und die Polizistin Mairéad, die leitende Ermittlerin.
Es ist nicht einfach zu lesen, da sich die zeitlichen Aspekte ständig ändern. Auch wechseln die Erzählperspektiven. Elijah ist der Ich-Erzähler. Für die beiden weiblichen Hauptpersonen wurde die auktoriale Sichtweise gewählt. Da musste ich sehr aufpassen, aufmerksam sein. Es wechselt ständig zwischen Tag 1, Tag 2, Tag 3 und Tag 6 sowie zwischen den drei Personen hin und her. Obwohl Elijah nicht dumm zu sein scheint, empfand ich ihn schnell als etwas zurückgeblieben, irgendwie komisch. Er kennt kein Handy, kein Internet. Warum? Ist alles real, was er dem Mädchen schildert? Es stellten sich bei mir sehr viele Fragen ein. Elissa wiederum ist ganz schön pfiffig. Durch ihr Schachspiel hat sie logisches Denken verinnerlicht und nutzt das sehr clever. Sie ist ein wirklich kluges und tapferes Mädchen, kommt aber bald an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, ihres Durchhaltevermögens. Die ganzen Umstände sind maximal verstörend. Als Leserin glaubte ich ein ums andere Mal etwas nicht richtig verstanden zu haben, so rasant sind die Ereignisse, die der Autor Sam Lloyd geschehen läßt.

Also, ich fand "Mädchenwald" äußerst spannend und trickreich geschrieben mit vielen Wendungen und überraschenden Elementen.

Fazit:
Ich erhielt einen tiefen Einblick in menschliche Abgründe, aber am Ende fehlten mir erklärende Infos zu den Tätern. Bei mir blieben sehr viele Fragen unbeantwortet, ungeklärt. Die persönliche Tragik um die Polizistin hätte der Autor straffen oder ganz auslassen können, um mehr die Hintergründe zu beleuchten. So hinterließ die Story bei mir verstärkt den Eindruck von einem bitterbösen Märchen.
Insgesamt dennoch ein beeindruckender Thriller, der mich gut unterhalten konnte trotz der genannten Einschränkungen.

Meine Bewertung:
4,5 Sterne von 5 Sternen und die unbedingte Lese- und Kaufempfehlung für alle Fans von psychologisch verzwickten Thrillern.

Bewertung vom 15.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


sehr gut

BEGINN DER MODERNEN KINDERHEILKUNDE
Als „Die große Kinderärztin-Saga" wird der erste Band von Antonia Blum angekündigt. Da bin ich natürlich neugierig geworden, wie viele Bücher noch zu erwarten sind. Gefunden habe ich die Fortsetzung „Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung", die im September 2021 erscheinen soll.

Es beginnt mit dem Jahr 1898 in Lübars bei Berlin. In einer ärmlichen, windschiefen Kate bemüht sich die todkranke Mutter ihrer größeren Tochter einen schönen Geburtstag zu bereiten. Marlene wird 6 und Emma ist 4 Jahre alt. Doch die Mutter verstirbt vor den Augen ihrer Töchter. Die beiden Mädchen kommen ins Waisenhaus. Dann erfolgt ein großer Zeitsprung ins Jahr 1911. In Berlin - Weißensee wird die erste Kinderklinik Deutschlands eröffnet und die Lindow-Schwestern haben das große Glück dort ihre Ausbildung zur Kinderkrankenschwester anzufangen.

Mit historischem Hintergrund – es regiert Kaiser Wilhelm in Preußen - wird die Lebensgeschichte von Marlene und Emma Lindow sehr emotional erzählt. Ich erhielt Einblicke in die Anfänge der Kinderheilkunde und in die Erkenntnisse der damaligen Zeit, bspw., dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Mit viel Herz und sehr liebevoll werden die kleinen Patienten betreut.
Anschaulich und in einfachem Sprachstil berichtet die Autorin Antonia Blum nicht nur über die Klinik und der ihr angeschlossenen Milchkuranstalt, sondern auch über die massiven Schwierigkeiten, denen die Waisenschwestern in ihrer Ausbildung ständig ausgesetzt sind. Sie werden wegen ihrer familiären Herkunft ausgegrenzt, müssen sich mehr beweisen als die jungen Damen aus vornehmen Hause. Ihre Außenseiterrolle kommt hervorragend zum Ausdruck. Vor allem Marlene schlägt offener Haß und unverhohlener Standesdünkel entgegen. Heute nennt man das Mobbing.

Nicht so gut gefiel mir, dass die Handlung so durchschaubar war. Das private Geschehen um Emma und Marlene wurde mir stellenweise zu sentimental. Als Gegenpol dazu fand ich die gefühlvollen, innigen Szenen an den Betten der kranken Kinder sehr schön. Die Figur des kleinen Fritz Schmittke (auf dem Cover wunderbar dargestellt - Der kleine Junge mit den Hosenträgern) und die des Pförtners mit der typischen „Berliner Schnauze" und mit seinem Wellensittich Jacki werden mir in wundervoller Erinnerung bleiben.

Insgesamt gesehen ist der erste Band ein gut gelungenes Buch. Ich empfehle es und freue mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 26.11.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

ABRUPTES ENDE EINER GLÜCKLICHEN KINDHEIT
"Das Trümmermädchen“ war für mich eine von den Geschichten, die ich sehr schnell ausgelesen hatte. Es ist in einem einnehmenden, einfachen Sprachstil geschrieben. So flog ich nur so durch die Seiten, weil das Schicksal von Anna und ihrer Tante Marie sehr spannend war.

Es beginnt im Jahr 1941. Anna erlebt in Köln bei Tante Marie und Onkel Matthias, einem glücklichen Bäckerehepaar, eine sorglose Kindheit, obwohl der Krieg in vollem Gange ist. Sie liebt die Bäckerei und ganz besonders den großen Backofen aus Vulkanstein, der auch ihr Zimmer wärmt. Auf einem Schlag findet diese Normalität ein jähes Ende. Das Unglück beginnt damit, dass der Onkel eingezogen wird. Durch die gewaltigen und wiederkehrenden Luftangriffe mit Flächenbombardements auf die Stadt erfolgt bald darauf die schwere Zerstörung der Bäckerei. Sie sind ihrer Lebensgrundlage und ihrer schützenden Behausung beraubt. Dazu kämpfen sie gegen den kältesten Winter des Jahrhunderts, gegen den verzehrenden Hunger und gegen abgrundtief böse Menschen. Es scheint keinen Ausweg aus der Misere zu geben, aber wie Anna und Marie schließlich über sich hinauswachsen und die Unbilden bewältigen, ist mehr als bewundernswert...

Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils eine Zeitspanne von einigen Monaten beschreiben, Teil I von Juli 41 bis Mai 42, Teil II von Oktober 46 bis März 1947, Teil III von Mai 1947 bis Januar 1948. Der zweite Teil nimmt den meisten Raum ein.
Zu Beginn ist Anna 11 Jahre alt. Um zu überleben, muss sie recht schnell erwachsen werden. Alles, was zum Leben benötigt wird, ist knapp. Sie kämpft für den Traum, die zerstörte Bäckerei wieder aufzubauen, obwohl das aussichtlos und unerreichbar scheint. Welche Kraft Anna immer wieder aus sich heraus mobilisiert! Was sie dabei auf sich nimmt, wird sehr eindringlich geschildert. Da habe ich so manches Tränchen verdrückt!
Das vieles sich zum Ende hin glücklich fügt und es noch Überraschungen gibt, ist der schriftstellerischen Freiheit der Autorin und ihrer Fantasie geschuldet. Ich finde, dass hat sie toll gemacht. Eine wunderbare, emotionale Geschichte!

Es ist eine authentische Darstellung der Lebensumstände während des 2. Weltkrieges in einer der größten Städte Deutschlands. Mich fesselte das berührende, bewegende Schicksal des jungen Mädchens und der jungen Frau. Die Autorin beschönigte nichts, im Gegenteil, es war so viel, was sowohl Anna als auch Marie an schlimmen Dingen angetan wurde. Die äußeren Umstände allein waren eigentlich schon schrecklich genug.

Ich empfehle das Buch allen, um klar zu machen, dass Krieg nie wieder sein darf. Für „Trümmermädchen“ von mir die Höchstbewertung!

Bewertung vom 18.11.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

TOM BABYLON - EIN BRUTALER MÖRDER?
"Die Hornisse" ist Band 3 der Tom Babylon - Reihe. Ich empfehle vor diesem neuen Thriller von Bestsellerautor Marc Raabe seine ersten beiden Bücher zu lesen, „Schlüssel 17“, „Zimmer 19". Das ist zum besseren Verständnis aus meiner Sicht notwendig.

Und wieder ist LKA-Ermittler Tom Babylon im Handumdrehen mittendrin in einem spektakulären Mordfall. Der noch am Vortag von 22 000 Fans bejubelte Rockstar Brad Galloway wird grausam verstümmelt und ausgeblutet im Gästehaus der Polizei gefunden. Wie dreist und abgebrüht – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo eine Fortbildung stattfindet.
Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Psychologin Sita Johanns, beginnt Tom im Umfeld des Musikers zu ermitteln. Bald stellt sich heraus, wie nahe das Verbrechen an Tom und seiner Familie dran ist. Er wird unschuldig mit hineingezogen und muss sich den haarsträubenden Anschuldigungen erwehren. Nur kurze Zeit später ist er der Gejagte, der Schuldige...es wird heftig und sehr persönlich für ihn...

Ohne Zweifel ist dieses Buch sehr spannend geschrieben. In einem atemberaubenden Erzähltempo führte mich die Geschichte von einem Geschehen zum nächsten, dazu noch in zwei Zeitebenen. Einige Personen waren mir aus den vorherigen Bänden bereits bekannt, aber neue Charaktere kamen hinzu, die die Verwirrung teilweise noch größer machten. Es gibt ein paar verdächtige Personen, die ein Motiv zur Tötung besaßen. Dass die ganzen Verstrickungen eine ganze Weile funktionieren, ist zumindest in der Gegenwart Toms total unprofessionellen Verhalten zuzuschreiben. Er handelt unüberlegt, kopflos, entgegen aller kriminalistischer und ermittlungstechnischer Logik. Doch ich hatte für ihn Verständnis. Die Umstände sind unfaßbar!
Es ist an Dramatik eigentlich nicht zu überbieten, wie die Ereignisse von vor 30 Jahren mit der Gegenwart in Verbindung stehen. Derjenige, der die Fäden zieht, ist ein äußerst skrupelloser, hochgradig manipulativer und gefühlskalter Mensch. Für ihn ist ein Menschenleben nichts wert. Jedoch habe ich nicht verstanden, was ihn antreibt zu seinen Taten. Wahrscheinlich ist es der Kick, das Gefühl der Macht und Überlegenheit oder einfach nur grenzenlose Bosheit. Auf alle Fälle war ich dann doch erstaunt, wer dahinter steckt. Ein wirklich ekelhafter Typ! Im nächsten Band wird das und noch einiges mehr sicher bei mir zu mehr Erhellung führen. Es fehlen mir da noch verschiedene Verbindungen. Welche Rolle spielte Toms Vater? Hatte er sich auch schuldig, erpressbar gemacht? Was passierte mit Toms Schwester Viola? Der erstaunliche, überraschende Cliffhanger am Ende lässt mich auch da noch Vieles erwarten. Vielleicht erfolgt endlich die allumfassende Aufklärung. Oder es gibt sogar noch einen fünften Teil! Hier bei der „Hornisse“, blieb ich mit einigen Fragen zurück. Ich kann sie leider nicht konkreter stellen. Da müsste ich spoilern.

Fazit:
Wer Spannung sucht, wird sie bei diesem Thriller finden! - Unglaubliche Verbindungen aus der Vergangenheit zur Gegenwart. - Mit dem Titel bin ich nicht zufrieden, da die Hornisse nur eine untergeordnete Rolle spielt. Aber es ist evtl. vom Autor genauso gewollt!? Zumindest stellt die Feder auf dem Cover eine verbindendes Element zu den ersten beiden Teilen her. Das gefällt mir wieder sehr.

Für mich bot der dritte Teil gute Leseunterhaltung und ich empfehle ihn gern mit meiner Höchstbewertung.

Bewertung vom 29.10.2020
Artiges Mädchen: Thriller
Shepherd, Catherine

Artiges Mädchen: Thriller


ausgezeichnet

Die Mission eines Mörders

„Artiges Mädchen“ ist bereits der fünfte Band aus der Reihe um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und dem Ermittler Florian Kessler. Jedoch kann man diesen Thriller ohne Vorkenntnisse lesen.

Zum Inhalt
Eine tote junge Frau wird auf einem Spielplatz gefunden. Die Tote wurde drapiert wie eine Puppe. Der Mörder läßt es wie eine Inszenierung aussehen. Sie trägt ein blütenweißes, gerüschtes Kleid und in den zu Zöpfen geflochtenen blonden Haaren stecken rosa Spangen. Wieso möchte der Täter den Eindruck erwecken, dass die junge Frau ein unschuldiges Mädchen ist?
Rechtsmedizinerin Julia Schwarz steht vor einem Rätsel, da zunächst keine Spuren zu finden sind. Auch als Kriminalkommissar Florian Kessler Julia zu einem weiteren Opfer auf einem benachbarten Spielplatz ruft, helfen die vorgefundenen Details der Tötungsart nicht weiter. Erst bei der Obduktion fällt eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Frauen auf. Diese Verbindung gibt die Gewissheit, dass der Killer weiter morden wird. Die Jagd auf ihn beginnt, wobei zunächst unklar ist, wo sollen die Ermittler mit ihrer Suche anfangen?

Meine Meinung
Genau wie in den vorherigen vier Fällen trieb mich dieser Thriller von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel. Schon der Prolog ist dramatisch inszeniert und mit einem unheimlichen Cliffhanger am Ende versehen. Im Handumdrehen war ich mitten im Geschehen und mit Leseeifer dabei. Es ist schwer sich wieder loszueisen. Also meine Empfehlung, am besten damit beginnen, wenn man viel Zeit zum Lesen zur Verfügung hat.
Die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz, die Ermittler Florian Kessler und Martin Saathoff sind Charaktere, die mir vom Beginn der Reihe sehr gut gefallen. Sie sind sehr authentisch, weil sie sich auch neben ihren starken Seiten zu ihren menschlichen Schwächen bekennen dürfen. Damit gewinnen die Personen für mich an Glaubwürdigkeit. Lenja, die finnische Kollegin Julias, fügt sich durch ihre angenehme, unkomplizierte, pragmatische Art (ähnlich wie Julia) wunderbar ins Team ein.
Catherine Shepherd verbirgt ihren Täter sehr geschickt und lotst den Leser immer wieder auf falsche Fährten, legt raffinierte, trickreiche Spuren und bringt viele Verdächtige ins Geschehen ein. Durch gut überlegte Formulierungen, die zudem oft am Ende eines Kapitels in einem Cliffhanger münden, konnte die Autorin mich hin und wieder falsche Schlüsse ziehen lassen. Lange Zeit bleibt im Ungewissen, was die Frauen verbindet, warum der unheimliche Killer sie auswählt, was er für eine Mission erfüllt mit seinen wahnwitzigen Morden.

Der Titel des Thrillers ist gut gewählt und auch das Cover gefällt mir. Es fügt sich hervorragend in die Reihe ein.

Fazit:
Es war für mich Spannung und Gänsehaut pur auf 313 Textseiten, 48 Kapiteln sowie Prolog und Epilog. Eine packende unterhaltsame Story bis zum Schluss! So muss ein Thriller geschrieben sein, der mich fesseln soll.

Vielen Dank für die kurzweilige Lesezeit und ein schönes Leseerlebnis, liebe Catherine Shepherd!

Ich vergebe die Höchstbewertung und meine unbedingte Kauf-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.10.2020
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

Die Sprachlosigkeit einer Generation
In seinem ersten Buch „Der Apfelbaum“ beschreibt Christian Berkel in eindrucksvoller Weise ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte anhand der ungewöhnlichen Liebe seiner Eltern Sala und Otto in der Zeit der Nationalsozialisten. Diese aufregende, oft quälende und bittere Story der beiden aus sehr unterschiedlichen Schichten stammenden Menschen bildete den Kern des Buches. Die Familiengeschichte bewirkte den Rahmen, den roten Faden der ganzen Erzählung.

In „Ada“ nun wird aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur eine wesentlich dichtere autofiktionale Geschichte abgebildet. Das geschieht über einen Zeitraum von fast 50 Jahren. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den 50er und 60er Jahren, die 70er und 80er sind ausgeblendet. Evtl. spielt die ausgesparte Zeit in einem weiteren Buch noch eine wesentliche Rolle?
Aus dem Bruder Peter des Autors in der Realität wurde in der Fiktion die Schwester Ada, die 1945 nach einer schwierigen Geburt in Leipzig das Licht der Welt erblickt. Kurze Zeit später verläßt die Jüdin Sala mit ihrem kleinen Mädchen das Land und zieht nach Argentinien. Erst als Neunjährige kommt Ada von Buenos Aires nach Berlin, in ein kaputtes, kaltes, ihr völlig fremdes Deutschland. Sie spricht nicht einmal die Sprache. Ihre Mutter setzt sich mit Otto in Verbindung und bald darauf heiraten sie. Das Kind bleibt mit seinen Fragen und der unbekannten Umwelt allein. Wie schon in Argentinien fühlt Ada sich nirgendwo zugehörig.

[S. 57] „ Ich glaube, meine Mutter bestand darauf, etwas Besseres zu sein. Wir gehörten einfach nirgendwo dazu, wir klebten wie Streichware an immer neuen Brötchenhälften.“

Was in der Vergangenheit geschah (mit Otto, mit Sala und den anderen), wird totgeschwiegen und kommt nach und nach bröckchenweise ans Licht. Der gesamte Roman zeichnet im wesentlichen recht bemerkenswert die Sprachlosigkeit einer ganzen Generation nach. Sie können nicht über die Vergangenheit sprechen, weder die Täter noch die Opfer. Aus der Sicht Adas wirkt diese Tatsache auf mich oft sehr beklemmend. Sie befand sich in einer widersprüchlichen Lage. Einerseits wollte sie die merkwürdigen Geschichten ihrer vielfältig gearteten Familie nicht hören, konnte sie nicht ertragen. Auf der anderen Seite litt sie unter dem allgegenwärtigen (Ver)Schweigen. Sie macht vieles allein mit sich aus. Ich kann ihre Gefühle nachvollziehen.

Christian Berkel verarbeitet sowohl im Apfelbaum als auch in Ada autobiografische Wurzeln.
Als ich seine Biografie las, stieß ich auf Namen, die in seinen beiden Büchern wichtige Rollen spielen. Vor allem den lebensbejahenden Großvater Johannes Nohl mit seiner außergewöhnlichen Lebensgeschichte möchte ich nennen.

Fazit:
Ein wichtiges Zeitzeugnis, das anhand von Familiengeschichte die Versäumnisse der Geschichtsauf- und –verarbeitung des dritten Reiches deutlich macht. Mich beeindruckte wiederum der sehr gewandte, detaillierte, wohlformulierte Sprachstil des Autors.

Ich freue mich auf eine Fortsetzung und vergebe meine Höchstbewertung für einen wertvollen Roman.

Bewertung vom 05.10.2020
Zerrissen / Fred Abel Bd.4
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


ausgezeichnet

EIN WEITERES THRILLER-HIGHLIGHT FÜR MICH
„Zerrissen“ ist bereits der vierte Band aus der Reihe um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel von der rechtsmedizinischen Abteilung der BKA-Einheit „Extremdelikte".
Kurz zum Inhalt:
Bereits im Prolog wurde ich mit einer ziemlich brutalen Tat konfrontiert, die im gesamten Thriller noch eine wesentliche Rolle spielen wird.
Weiterhin ist Dr. Fred Abels fachliches Urteil gefragt bei einer schweren Verletzung eines kleinen Mädchens. Er kommt zu der Erkenntnis, dass diese von einer gewalttätigen Misshandlung herrührt und sagt vor Gericht aus. Er versäumt leider vorher mit seiner langjährigen Kollegin Sabine Yao zu sprechen, denn es handelt sich bei dem Opfer um ihre Nichte. Das trübt ihr Arbeits- und persönliches Verhältnis erheblich.
Inzwischen findet Abels alter Freund Lars Moewig in seinem Kickboxclub zufällig eine grausam zugerichtete Leiche in einem Boxsack. Sie wurde darin eingenäht! Lars ist Privatermittler und bittet Abel um Hilfe. Ihre Ermittlungen führen sie recht bald zu dem libanesischen Saad-Clan, der mit Drogen im großen Stil handelt und keinerlei Skrupel kennt. Das bekommen nicht nur Lars und Fred zu spüren...

Meine Meinung:
Die 400 Seiten dieses True-Crime-Thriller lasen sich weg wie nichts. „Schuld“ daran sind neben der vielfältigen Handlung die kurzen 119 Kapitel. Dazu noch die ständig wechselnden Schauplätze in und um Berlin, die mich zwangen, meine Neugier zu befriedigen. Ich wollte wissen, wie es weitergeht. „Zerrissen" ist äußerst spannend und unterhaltend und war mein erstes Leseerlebnis der Reihe.

Es ist unglaublich, wie sich der Fall des kleinen Mädchens entwickelt. Es sieht zunächst danach aus, als hätte die Mutter sich schuldig gemacht. Ganz geschickt verbindet der Autor Michael Tsokos (in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Wolf-Ulrich Schüler) mehrere Sachverhalte und Taten miteinander und stellt damit logische Zusammenhänge her. Es entwickelt sich eine Brisanz in den verschiedenen Handlungsebenen, eine unglaubliche Dynamik bei den Szenenwechseln, die seinesgleichen in dem Genre sucht. Bei mir stellte sich immer wieder Nervenkitzel, Spannung, Entsetzen, Fassunglosigkeit sowie Abscheu ein, abwechselnd oder manchmal gleichzeitig. Mich beunruhigte sehr, dass in Berlin so lange schon diese kriminellen Parallelgesellschaften in Gestalt der libanesischen Familien-Clans existieren. Sie handeln gesetz- und rechtswidrig, indem sie mit Drogen, Prostitution, Geldwäsche ihr Geld verdienen und agieren mit einer abgrundtiefen Menschenverachtung und beispielloser Gewalt. Damit scheinen sie oft auch noch durchzukommen, führen Justiz und Polizei regelrecht vor. Unglaublich! Wie ist das möglich?
Tsokos schreibt sehr anschaulich und realistisch. Auch die alltäglichen Fälle über die er hier ebenfalls berichtet, zeigen noch Brisanz. Sein Protagonist Fred Abel ist ein sehr authentischer, sympathischer Charakter und hat vermutlich eine ganze Menge mit dem Autoren gemeinsam. Ich freue mich auf weitere Fälle, sowohl mit Fred Abel als auch mit Paul Herzfeld.

Fazit:
Die drei vorherigen Bände kenne ich noch nicht, aber es war zum Verständnis auch nicht zwingend notwendig. Man kann das Buch auch ohne Vorkenntnis lesen. Ich werde mir jedoch die Bestseller-Trilogie "Zerschunden", "Zersetzt" und "Zerbrochen" demnächst besorgen, weil mir die Art und Weise der Darstellung rechtsmedizinischer Fälle zusagt.
"Zerrissen" war ein weiteres Thriller - Highlight für mich!

Michael Tsokos als Profi der Rechtsmedizin und als Autor bekommt von mir die Höchstbewertung und ich empfehle dieses Buch sehr gern!

Bewertung vom 13.09.2020
Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1
Peter, Isolde

Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1


gut

Zwei tote russische Straßenmusikanten
Mit Rita Falks Franz Eberhofer ist die weibliche Hauptfigur Daisy Dollinger dieser neuen bayrischen Krimiserie nicht zu vergleichen. Da kann ich Andreas Föhr leider nicht zustimmen bei seiner wohlwollenden Laudatio auf der Rückseite des Buches.
Sorry!

Daisy Dollinger, "die Miss Marple" der Münchner Staatsanwaltschaft, die eigentlich als Sekretärin dort tätig ist, gerät durch verschiedene zufällige Situationen in eine merkwürdig anmutende Geschichte. Zwei Straßenmusikanten verlieren ihr Leben, werden auf unterschiedliche Weise ermordet. Daisy ermittelt undercover. Ganz nebenbei ist sie immer im Zentrum des Geschehens. Die Kriminalisten, voran der mit viel Spott überzogene Sepp Leitner, spielen so gut wie überhaupt keine Rolle. Daisy macht alles im Alleingang und auch noch dort, wo sie aufgewachsen ist, im kleinen Dörfchen Dachselkofen. Das war mir zu dick aufgetragen. Außerdem wirken die Story und die meisten Charaktere zu überzeichnet, weniger wäre mehr. Durch den humorigen, leichten Schreibstil ließ es sich zwar gut lesen, aber spannend wie ich es von einem Krimi erwarten würde, war es für mich nicht. Teilweise ging es in der Handlung ziemlich Holterdipolter und chaotisch zu. Dackel Wastl und der amerikanische Ehemann Daisys bekommen für meinen Geschmack auch zuviel Raum im Roman.
Schön fand ich die Charakterisierung einiger Personen. Sie wurden sehr anschaulich und lustig beschrieben, z. B. die Staatsanwältig Liane von Papenburg hat ordentlich „Holz vor der Hüttn" oder der Leitner "dicke blaue Augen, einen breiten Kopf wie ein Riesenbaby“... Ein weibliches Kind zeichnet sich durch einen Sprachfehler aus u.s.w.

Meiner Meinung nach könnte der nächste Fall interessanter und fesselnder werden, wenn sich die Geschichte nicht so oft ganz unmotiviert in Nebensächlichkeiten verliert und sich nicht durch die vielen Wiederholungen unnötigerweise in die Länge zieht.

Bewertung vom 13.09.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


ausgezeichnet

DER MORDENDE DRECKSACK
Entgegen den meisten aktionsreichen Straftaten, die Hunter und Garcia so in ihrem Polizistenleben zu bewältigen und zu lösen haben, kommt Fall 11 nur indirekt blutrünstig und grausam daher. „Bluthöllle“ verläuft etwas anders als die sonstigen Thriller Carters.

Durch Zufall kommt die professionelle Taschendiebin Angela Wood an ein Notizbuch mit brisanten und entsetzlichen Einträgen über realistische Mordfälle. Sie übergibt es der Polizei. Daraufhin stellt der Täter Hunter ein Ultimatum wegen der Rückgabe, droht ihm mit Angelas und seiner Tötung. Es beginnt ein Rennen gegen die Zeit.
Die Jagd nach dem Killer steht im Vordergrund. Seine entsetzlichen Taten, die schon geschehen und im Notizbuch detailreich mit Polaroids beschrieben und dargestellt sind, geschahen vor geraumer Zeit. Den Opfern ist nicht mehr zu helfen.

Für mich als Thrillerfan war „Bluthölle“ sehr spannend zu lesen. Dabei fand ich es zweitrangig, ob immer alles logisch ablief. Ich wurde über die gesamten 99 Kapitel sehr gut unterhalten! Der Schreibstil des Autors fasziniert mich. Ich finde es sehr schön, dass er seinen Charakteren ein besonderes Charisma verleiht, sie Eigenarten besitzen und im Laufe der Zeit weiter entwickeln. Hunter und Garcia sind lebendig wirkende Figuren, die ihre Schwächen und Stärken haben.
Packend gestaltet wie der „mordende Drecksack“ (S. 285) doch noch ein wenig menschliche Züge erhält, wie Chris Carter seinen Werdegang darstellt, warum er zu dem Monster werden konnte.

Meine unbedingte Lese- und Kaufempfehlung und die Höchstbewertung!