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Benutzername: 
ElliP
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 139 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2022
Henry
Gottschick, Florian

Henry


gut

Eine ungeplante Entführung und ihre Folgen, eine gestohlene Luxuslimousine, ein Abstecher in ein Ferienhaus, eine Psychologin, die sich mit Trance und Hypnose beschäftigt, ein Kommissar, der sich in die Rolle der Oper versetzt. Aber ist bei diesem Kriminalfall überhaupt klar, wer Opfer und wer Täter ist?
Ein schneller und spritziger Roman mit viel Tempo, lustigen, absurden Begebenheiten, spannenden Verfolgungsjagden, romantischen Augenblicken, aber die Figuren bleiben bei dieser skurrilen Geschichte leider eindimensional - Sven ist der charmante, etwas verrückte, naive, aber doch liebevolle Herzbub, den jeder sofort in sein Herz schließt, Nadja seine ihm zugedachte, etwas aufgedonnerte, hübsche, Trash-Queen, Marion die unnahbare, elitäre, erfolgsverwöhnte Mutter, die ihre Rolle nicht akzeptieren kann, Probleme in Beziehungen und besonders zu ihrer Tochter hat, Henry das vorpubertäre, (alt)kluge und gewitzte Mädchen, unsere Heldin, die (zu) vieles durchschaut und Beziehungen eher zu Erwachsenen als zu Gleichaltrigen aufbauen kann.
Wird es da noch Überraschungen geben? Können die Personen sich verändern? Oder bleibt letztendlich alles beim Alten und wird nur ein bisschen besser?
In Florian Gottschicks „Henry“ geht es um Freundschaft, Beziehungen, erste Liebe, Abenteuer und Nachhause-Kommen. Die Figuren sehnen sich nach dem großen Glück und am Ende kommen sie ihm ein Stückweit näher. Und die Moral? Ergreife das Glück beim Schopf, wann immer es sich dir anbietet und verweile im Hier und Jetzt - denn auf die Zukunft kann man nicht bauen!

Bewertung vom 30.01.2022
Überwintern. Wenn das Leben innehält
May, Katherine

Überwintern. Wenn das Leben innehält


gut

„Überwintern“ von Katherine May ist weniger ein Roman als eine Art Tagebuch, eine Bilanz, die die Ich-Erzählerin zieht, eine Verarbeitung ihrer eigenen Erfahrungen, Autobiographie während einer Ausnahmesituation. Es geht um eine tiefe Krise, die detailliert beschrieben wird, die lange andauert, die aber auch überstanden werden kann.
Winter - die Zeit der Ruhe, des Stillstands, der Veränderung, die Welt funktioniert mit eingeschränkten Lebensfunktionen, Winterschlaf, der Lebenszirkel nimmt sich eine Auszeit, Isolation, Kälte und Schnee.
Diese heruntergefahrene Energie in der Natur als Bild, als Parallele, wie unsere Psyche mit so einer Situation umgehen könnte, eine Akzeptanz der Dunkelheit und Kälte: Wir sollten auch eine solche Zeit der Erstarrung in uns selbst zulassen und durchstehen, ein Prozess, der durchlebt werden muss, der nicht beschleunigt werden kann und den wir annehmen müssen, um ihn zu überleben. Depressionen, Überarbeitung, Break Down, Trauer, Verwundbarkeit, Krankheit, Isolation und Burnout können Auslöser für ein „Wintering“ in der eigenen Psyche sein. Die Autorin zeigt den Weg aus dieser Krise, der für sie vor allem durch Akzeptanz, Zugeständnis und Loslassen entstehen kann.
Katherine May beschreibt die Winterbilder der Natur und ihrer inneren Verfassung poetisch und mit eindrücklicher Sprache. Diese ständige Umkreisung der eigenen Befindlichkeit ist für mich allerdings eher ermüdend. Am Anfang fand ich die vielen Anspielungen und Wortschöpfungen zum Thema "Winter" noch reizvoll und berührend, aber es wird auf Dauer etwas zu umfangreich und ausufernd. Sicherlich ein wichtiges Thema und eine bewegende, persönliche Darstellung einer Krise, für mich insgesamt allerdings zu langatmig und handlungsarm.
Die Autorin will anhand ihrer eigenen Erfahrung LeserInnen helfen und Anregungen geben, um ähnliche Krisen zu überstehen und Hoffnung auf einen Neuanfang vermitteln. Vielleicht ist die Literarisierung eines Ausschnitts ihrer Biographie auch ein Gesundungsprozess und der Versuch der Aufarbeitung und Bearbeitung. Der sehr persönliche Ansatz und die offene Darstellung psychischer Probleme und schwierigerer Momente der eigenen Biographie sind äußerst positiv hervorzuheben und können Betroffenen weiterhelfen und Mut vermitteln.
Sprecherin
Die Sprecherin Jennipher Antoni liest sehr authentisch, als ob sie ihre eigene Geschichte erzählte. Das ist äußerst gelungen, es geht gar nicht in erster Linie um das Erzählen, sondern stärker um das Sich-Erinnern, ein Monolog, der eigentlich gar keine Zuhörer braucht, da sie ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle und Entwicklungen schildert. Eine Stimme, der ich gut folgen kann und die ganz unaufgeregt und ehrlich über ihre innersten Gedanken und Emotionen sprechen kann. Sehr gelungen!

Bewertung vom 29.01.2022
Weil wir träumten
Michaelis, Antonia

Weil wir träumten


ausgezeichnet

„Guten Morgen, Welt. Ich bin Emma, die letzte Nacht einen Jungen geküsst hat, der etwas bedeutet. Ich bin Emma, die von innen leuchtet. Ich bin Emma, die die Sterne nie mehr auf die gleiche Seite ansehen wird. Emma, die auf dem Wasser gehen kann.“
Ein berührender Jugendroman, der vor allem von der ungleichen Freundschaft zweier junger Mädchen, Emma, einer herzkranken Deutschen, und der 16-jährigen Madagassin Fy, Mutter einer kleinen Tochter und Angestellte im Ferienparadies, handelt.
Die überbehütete Emma, die bis dato vor dem Leben von ihrer überängstlichen Mutter beschützt worden ist, macht in diesem Urlaub im Paradies einen riesigen Wandel durch, sie entwickelt sich, reift, gelangt zum erfüllten Leben und ihr Dasein ergibt plötzlich einen Sinn. Wir begegnen einer wirklichen Heldin, die ihre eigenen Bedürfnisse unter die Bedürfnisse anderer stellt, die ihrer Freundin Fy und deren bedürftiger Familie helfen will und ihre eigene Gesundheit in diesem Moment vernachlässigt. Emmas Leben bekommt durch diese Freundschaft einen tieferen Sinn, sie spürt, dass sie lebt, Verantwortung übernimmt, ohne Rücksicht auf sich selbst handelt - auch wenn ihre geliebte Urgroßmutter Elise und ihre Familie sich große Sorgen machen und um ihr Leben fürchten müssen.
Große Herausforderungen und unüberwindbar scheinende Hürden stellen sich den beiden Mädchen in den Weg - Brutalität, Grausamkeit, Menschenverachtung und -handel, Gewinnsucht, Armut, Kriminalität und Korruption werden offensichtlich und das als Paradies wahrgenommene Land enthüllt sein zweites, verborgenes Gesicht.
Werden die beiden Mädchen diese Schwierigkeiten meistern? Kann die ungleiche Freundschaft diesen Herausforderungen standhalten?
Ein einfühlsamer, spannender coming-of-age Roman, den man nur schwer aus der Hand legen kann und dessen Heldinnen einem schnell ans Herz wachsen!
Emma: „Die Wahrheit ist, es geht mir nicht gut, aber ich bin glücklich.“

Bewertung vom 24.01.2022
Herzkraft
Hagena, Katharina

Herzkraft


sehr gut

Geschichten, Gedichte, Sagen, Märchen, Erzählungen aus der eigenen Biographie - eine bunte Mischung aus unterschiedlichen Textsorten reiht sich unter dem Thema der menschlichen Stimme aneinander. Ein Genuss, ein Buch, in dem man blättern und an verschiedenen Stellen verweilen möchte, ein Patchwork, das zum Betrachten und Nachdenken einlädt.
Der Schreibstil und die Erzählungen gefallen mir sehr gut und ich finde die Gedichte voller Poesie und sehr inspirierend - uns begegnet bekannte Lyrik , Klassiker der Literatur-Geschichte, aber auch unbekannte Texte - eine gelungene Sammlung von Poesie mit dem Oberthema des Gesangs.
Hagena erzählt von ganz persönlichen Begegnungen, von den Liedern ihrer Mutter, von der schönen Lilofee, die der Wassermann freiht, von Udine und Ophelia, von Yehudi Menuhin und vom Großvater, der als Missionar afrikanische Songtexte übersetzte und Melodien aufschrieb, von Liedern in Mundart und von Operngesängen. Persönlich, offen, vielseitig und voller Gefühl, so dürfen wir an ihrem Leben teilhaben, Parallelen oder Unterschiede zu eigenen Erfahrungen erkennen und uns überlegen, was denn musikalisch auf unserer Beerdigung erklingen sollte. Dies ist eine Lektüre, die sich mit der Kraft und Schönheit des Singens, mit der Freude und Erfüllung durch die Musik auseinandersetzt.
Ein wunderschön gestaltetes Buch, das das Herz jeden Sängers, jeder Sängerin und Musikliebhabers erfreuen kann!

Bewertung vom 22.01.2022
ewig her und gar nicht wahr
Frenk, Marina

ewig her und gar nicht wahr


ausgezeichnet

Sehr einfühlsam erzählt die Autorin Marina Frenk die Geschichte Kiras, die autobiographische Züge aufweist: Wir springen in ihrem Leben hin und her, es geht von ihrer Kindheit in Moldawien bis zur Flucht / Auswanderung nach Deutschland und es gibt den Sprung zu ihrer Rolle als Mutter und Geliebter, Freundin, Tochter, Enkelin. Momentaufnahmen aus ihrem Leben, Introspektion, Überlegungen zum Sinn des Lebens, ihrem Dasein als Künstlerin, ihrem Sohn, ihrem Verhältnis zu ihrem Freund.
Diese verschiedenen Zeitfenster plus die Vergangenheit der Eltern und Großeltern sind großartig und spannend, so vieles, das sich wiederholt, ein roter Faden, der die Biographien verbindet. Abschied, Angst, Aufbruch, Neubeginn, Erfahrungen, die sich durch die unterschiedlichen Generationen ziehen, eine Familie, deren Heimatlosigkeit und Suche nach Zugehörigkeit qualvoll ist, hochaktuell und berührend.
Die Erzählstimme der Autorin wird zu Kira, sie verschmelzen, authentisch, direkt, nachvollziehbar, traurig, verletzlich, verzagt, hoffnungsvoll. Sie zieht uns in den Bann und ich habe das Gefühl, diese interessante, zerrissene und aufrichtige Frau immer besser kennen- und verstehen zu lernen. Die Sprache ist poetisch, ihre Einsamkeit, Selbstdurchforstung und Introspektion bewegend und ihre Suche nach sich selbst, nach Liebe, Glück und dem richtigen Leben ergreifend.
Eine klare Lese- und auch Hörempfehlung!

Bewertung vom 09.01.2022
Ein fliegender Vogel blickt nie zurück
Ryu, Shiva

Ein fliegender Vogel blickt nie zurück


sehr gut

Ein Quelle der Inspiration, Meditation und Wegfindung
Shiva Ryu ist ein großartiger Geschichtenerzähler! Angeregt durch eigene Erlebnisse, Begegnungen, Erfahrungen nimmt er in seinem Buch "Ein fliegender Vogel schaut nie zurück" den Leser mit auf eine literarische Reise, schafft es, zu verzaubern, zu unterhalten, zum Nachdenken anzuregen und eventuell auch Positionen zu überdenken und neue Wege aufzuzeigen. Perspektiven werden infrage gestellt, Standpunkte neu bewertet, Alternativen aufgezeigt und bekanntes Terrain verlassen. Basis ist die Wertschätzung allem gegenüber, dem Leben, der Schöpfung und auch sich selbst.
Das Buch ist voller Poesie und Weitblick, der Einband geschmackvoll und hochwertig gestaltet und die schlicht-geheimnisvollen schwarz-weiß Bilder können die Fantasie anregen. Eine Chronologie ist nicht Bedingung, eher bieten die Texte und Bilder Zeit für Muße, zum Blättern, zum Verweilen an unterschiedlichen Stellen, die den Leser fesseln und faszinieren. Kein Psycho-Ratgeber, der schnell sondieren und helfen möchte, sondern ein Wegweiser, der Fragen aufwerfen, der die Sinnsuche initiieren, der mich auf meinem Weg zu mir selbst begleiten kann.

Bewertung vom 04.01.2022
Die Flüchtigen
Damasio, Alain

Die Flüchtigen


sehr gut

Ein Koloss von einem Roman, ein richtiges Schwergewicht von über 800 Seiten, das vielseitig und vielschichtig eine Unmenge an Themen vereint - Dystopie, Liebe, Abenteuer, Krimi, Gesellschaftsroman und -kritik. Als Leser wird man gefordert und belohnt, lässt man sich denn mit Zeit und Aufmerksamkeit auf diesen Akt des Lesens ein, ungewöhnlich, teilweise grotesk und brutal, aber auch poetisch und zart, originell und ungewöhnlich, immer wieder mit neuen Herausforderungen, Wortschöpfungen, Wortspielen, Einführung neuer Akzente und Satzzeichen.
Frankreich 2040: Eine Welt der Überwachung, der Kontrolle und Digitalisierung, die an die Matrix-Verfilmungen oder Orwells 1984 erinnert. Der Mensch ist nicht frei, sondern wird vom Staat und dem Großunternehmen ORANGE kontrolliert. Im Mittelpunkt steht eine zerstörte Familie, ein Ehepaar, dessen vierjährige Tochter vor einiger Zeit auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Dieses Verschwinden wird zum Politikum, als es mit der Existenz von einer neuen Spezies, den Flüchtigen, in Zusammenhang gebracht wird. Und jetzt beginnt das Abenteuer - lebt Tishka noch? Glauben die Eltern an ihr Überleben? Wer oder was sind die Flüchtigen? Eine Task-Force versucht mit aller Macht mehr über die Flüchtigen herauszufinden, das Geheimnis zu lösen und das Mädchen zu finden. Von einer eher privaten Angelegenheit aus entsteht eine ganze Welle, die die Politiker und das bestehende System in Frage stellt und Kampf und Revolution nach sich zieht. Die Welt und herrschende Ordnung sind in Gefahr - können die Rebellen sich retten und ihre Ideale von Freiheit, Selbstbestimmtheit und einer neu definierten Menschlichkeit umsetzen?
Die Leseempfehlung ist für Leser, die sich gerne herausfordern und einlassen auf das Abenteuer des Lesens, denn hier verlangt der Akt des Lesens größte Aufmerksamkeit und Konzentration und eine Vorliebe für Gedankenexperimente und Sprachspiele sind hilfreich. Noam Chomsky und John Searle hätten vermutlich ihre wahre Freude daran!

Bewertung vom 03.01.2022
Auto
Walker, Christina

Auto


sehr gut

Stillstand, Ruhe, Zurückgezogenheit - es passiert kaum etwas, warten, auf was? Was soll sich ändern? Ist es ein Burnout? Ein Rückzug von der Welt? Ein langsamer Tod?
In unserer bewegten Welt ist diese Lebensweise des Herrn Busch - ein Rückzug in sein stehendes Auto im Hof eines Mehrfamilienhauses - doch sehr ungewöhnlich. Erstaunlich, dass unser Protagonist nicht mehr Abwehr oder gar Übergriffe von Anwohnern oder seiner Familie zu spüren bekommt. Seine Gattin Susanne und auch sein Sohn Matti haben sich eingerichtet, auch wenn sie immer wieder versuchen, ihn aus seinem freiwilligen Exil heraus zu lotsen und in sein / ihr altes Leben wieder einzubeziehen.
Was ist der Sinn des Daseins? Was ist das Ziel? Diese Fragen stellen sich dem Leser automatisch, wenn er das Verhalten des skurrilen Aussteigers Busch betrachtet. Und auch, wenn man diesen Wunsch nach Einsamkeit, Kontaklosigkeit und Regelhaftigkeit nicht teilt, ist es doch beeindruckend zu sehen, mit welcher Energie und Entschlossenheit er seinen neuen Weg durchsetzt. Wird die Familie wieder zueinander finden und werden sie die Barrieren überwinden? Wird Busch die Eigenschaften des von ihm so hochgeschätzten Ameisenvolkes übernehmen können?
Ein kleines, ruhiges Buch, in dem auf der Handlungsebene nicht viel passiert, das aber trotzdem immer wieder zum Nachdenken und Überdenken der eigenen Position anregt. Eine sprachlich sehr ansprechende Erzählung voller poetischer Bilder und origineller und witziger Ideen und außerdem eine Leseempfehlung jenseits von Action und Schnelllebigkeit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2022
Verraten
Poppe, Grit

Verraten


sehr gut

Die Geschichte zweier Jugendlicher, die aus einem Jugendwerkhof kommen - Sebastian wird von seinem ihm bis dato unbekannten Vater abgeholt, Katja bricht aus und versteckt sich im Auto von S.
Beide kommen sich näher, freunden sich an und während S. zur Schule geht und versucht, sich im neuen Leben zurecht zu finden, muss sich Katja auf dem Dachboden verstecken. Die Stasi wird auf Sebastian aufmerksam und die Probleme vergrößern sich.
Wichtige Themen sind Freundschaft, Vertrauen und Familienbande, aber auch die problematische Lebensrealität für junge Menschen jenseits der Norm in der DDR.
Das Buch ist auf alle Fälle eine Lektüre, die junge Menschen mitnehmen kann, ihnen einen Ausschnitt aus der nahen Vergangenheit zeigt, die zeitlich gesehen nicht weit entfernt ist, aber dennoch extrem fremd und schockierend auf sie wirken wird. Einen Einblick in diese Zeit zu bekommen, kann mit dieser Lektüre auf eine geschickte Art geleistet werden. Die Geschichte von Sebastian und Katja ist sehr spannend, beide erleben unterschiedliche Bedrohungen und müssen sich der Gefahr stellen. Ihr Verhalten regt zum Nachdenken an, nicht immer handeln die beiden nachvollziehbar, klug oder vorausschauend und darüber können Diskussionen entstehen - wie hätte ich reagiert? Auf was hätte ich mich eingelassen? Inwieweit bin ich nur an meinem eigenen Glück, meinem Vorteil interessiert?
Es geht um zeitlose Themen, die in einer bestimmten zeitlichen Situation eingebettet werden: Verantwortung, ethische Werte wie gut und böse, richtig und falsch, Freundschaft und erste Liebe und diese Themen können zum einen bestens unterhalten und zum anderen sicherlich auch zum Nachdenken und Überprüfen der eigenen Rolle und des eigenen Verhaltens anregen.
Eine Leseempfehlung besonders für Jugendliche, die sich für Politik und die Zeit des geteilten Deutschlands interessieren und auch als Klassenlektüre hervorragend geeignet.

Bewertung vom 30.12.2021
Und wie geht es eigentlich dir?
Koch, Nele

Und wie geht es eigentlich dir?


sehr gut

Nele Koch gelingt hier ein sehr persönliches Buch mit einem wichtigen Thema, denn oft haben die Angehörigen von (krebs-)kranken Menschen gar keinen Ansprechpartner, sie sind sich selbst in ihrer Not und Sprachlosigkeit überlassen. Diese Lücke wird hier gefüllt.
Im Kern des Heftes, dem wunderschönen Hauptteil, befinden sich emotionale, persönliche Kurztexte, Zitate ergänzt mit passenden, stimmungsvollen Bildern - sehr berührend und wirklich hervorragend gestaltet! Ein ästhetisch und inhaltlich überzeugende Vermittlung der Gedanken von Betroffenen, die Ängste, Hoffnungen, Probleme und widersprüchlichen Emotionen kommen gelungen zum Ausdruck und man kann seinen eigenen Standpunkt überprüfen, findet Parallelen, weiterführende Fragen und möglicherweise auch Antworten.
Die abschließende Zusammenfassung liest sich sehr flüssig und gibt Impulse zum Überdenken des eigenen Verhaltens, ein Kapitel, das noch einmal die Achtsamkeit seinem eigenen Leben und Beziehungen gegenüber thematisiert - Wer bin ich? Wer will ich sein? Wo will ich hin?
Für mich stellt sich die gesamte Lektüre als wichtiger Impulsgeber generell dar, viele Gedanken / Anstöße können sicherlich hilfreich für die meisten Menschen sein, unabhängig von ihrer Verstrickung oder Beziehung zu kranken Freunden und Familienmitgliedern.