Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
froschman
Wohnort: 
Linz/Donau

Bewertungen

Insgesamt 171 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


ausgezeichnet

Leben mit Ängsten

Chloe Davis war gerade zwölf Jahre alt, als in ihrer unmittelbaren Gegend insgesamt sechs Mädchen spurlos verschwanden, in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Die Angst in den Familien ist groß, da niemand weiß, was geschehen ist, es wurden auch keine Leichen gefunden. Doch Chloe findet im Schlafzimmer der Eltern in einen Kleiderschrank beim Spielen ein Kästchen, in dem Schmuckstücke aufbewahrt sind. Schmuckstücke, die den verschwundenen Teenagern gehört haben. Chloe geht mit ihrer Mutter und der Schatulle zur Polizei, ihr Vater wird verhaftet, gesteht die Morde und wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Für Chloe bricht eine Welt zusammen, da ihr Vater immer liebevoll und ein Beschützer der kleinen Chloe war.
Zwanzig Jahre später, Chloe ist inzwischen angesehene Psychologin, verschwindet wieder ein Mädchen und Chloe war die letzte, die sie lebend gesehen hat! Imitiert vielleicht jemand ihren Vater oder war der Vater vielleicht gar nicht der Mörder und daher der wirkliche Mörder noch immer auf freien Fuß? Nur Chloe allein kann das herausfinden.
Stacy Willingham hat einen fesselnden Thriller geschrieben, man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Immer wieder wird man dazu angeregt, eigene Gedanken einzuflechten, man weiß nicht mehr ob das Gelesene Fiktion oder Wahrheit ist. Chloe selbst weiß es manchmal auch nicht, aber sie ermittelt immer weiter und begibt sich natürlich in große Gefahr.
Als Psychologin kann ich mir Chloe nicht gut vorstellen, da sie tablettensüchtig und emotional nicht stabil ist.
Trotz allem ein toller Thriller, den man nur empfehlen kann.

Bewertung vom 22.10.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


gut

Raubkunst-Krimi

Der Kunstexperte Lennard Lomberg, der über die Raubkunst der Nazis promoviert hatte, ist gerade mit dem Taxi auf dem Weg zum Flughafen, als ihn ein rätselhafter Anruf von Gilles Dupret erreicht, einem Vertreter einer privaten Stiftung, der sich in der Kunstförderung engagiert. Lomberg soll behilflich sein, ein Bild, das unrechtmäßig im Besitz dieser Stiftung ist, an den rechtmäßigen Erben zurückzugeben, ohne dass dabei der Name der Stiftung erwähnt werden soll.
Nach einigen Tagen wird Dupret in einem Bonner Hotel ermordet, das betreffende Bild ist verschwunden. Es stellt sich heraus, dass Lomberg als einer der letzten mit Dupret in Kontakt stand, sodass sich das Augenmerk der Ermittler auf den Kunsthistoriker richtet. Es könnte sein, dass Lombergs verstorbener Vater in diesen Fall verwickelt war, war er doch im Jahr 1943 an der Bilderverbrennung in Paris beteiligt, bei der angeblich nicht alle Bilder verbrannt wurden. Und eines dieser Bilder taucht in diesem Fall auf, womöglich ein verschollener Picasso! Lombergs Vater hatte sich vom Kunst-Leutnant in Paris zum Generalbundesanwalt der Deutschen Bundesrepublik hochgearbeitet.
Andreas Storm zeigt in diesem Kunstkrimi die Verwicklungen des Nazi-Regimes mit der Nachfolgerepublik auf, in der hochrangige Nazis Beschäftigung fanden und so einer Verurteilung entkamen! Gut recherchierter Krimi, allerdings machten mir die vielen Zeitsprünge und die immer zahlreicher werdenden teilnehmenden Personen und Verstrickungen zu schaffen. Ebenso die zahlreichen (kurzen) französischen und spanischen Dialoge, die nicht übersetzt wurden und somit erst durch die weiteren Zusammenhänge geklärt werden konnten.
Das Cover mit der springenden Schrift hat mir überhaupt nicht gefallen – ich würde in der Buchhandlung dieses Buch nie in die Hand nehmen!

Bewertung vom 15.10.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Kunstraub und Kunstschmuggel

Die erfolgreiche Strafverteidigerin Carla Winter wird von ihrer Sekretärin aus dem Schlaf geklingelt, sie muss dringend in ihre Kanzlei kommen, ein Mitarbeiter des türkischen Konsulates wartet auf sie. Dieser erklärte ihr, dass ihr seit 7 Jahren geschiedener Mann in der Türkei bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und sie soll die Kosten der Überführung tragen. Als sie dann wieder nach Hause kam, stellte sie fest, dass in der Zwischenzeit eingebrochen wurde, das ganze Haus ist auf dem Kopf gestellt, aber nichts fehlte. Und in ihrem Kleiderschrank findet sie die Leiche ihres One-Night-Stands!
Von der Polizei erfährt sie dann, dass ihr Ex anscheinend einen lukrativen Schmuggel mit Raubkunstgütern aus dem arabischen Raum betrieben hat. Carla will sich vor Ort in der Türkei über die Ermittlungen zum Unfall und den Vorwürfen erkundigen und begibt sich damit automatisch in große Gefahr, da der Kunstschmuggel inzwischen erträglichste Geldeinnahmequelle der verschiedenen kriminellen Organisationen geworden ist.
Lukas Erler hat diesen Krimi in einer leicht lesbaren Sprache geschrieben, er baut einen Spannungsbogen bis zum Ende auf. Die Handlung hat mich mitgerissen und es wurde nie langweilig. Nachdem ein Untertitel Ein Fall für Carla Winter lautet, nährt sich in mir die Hoffnung auf weitere Fälle mit der toughen Verteidigerin! Äußerst gut gelungener Krimi!

Bewertung vom 14.10.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Fesselnder Psycho-Thriller

Patrick Dostert, kaufmännischer Leiter eines Logistikunternehmens, wird eines Tages beim Frühstück mit seiner Frau von zwei Beamten der Kripo Weimar überrascht, sie möchten mit ihm sprechen. Es stellt sich heraus, dass er verdächtigt wird, eine junge Frau misshandelt und entführt zu haben. Er kann sich das nicht erklären, er habe ja ein Alibi für die Tatzeit – eine Besprechung mit einem chinesischen Geschäftsmann, aber dieser ist nicht auffindbar, auch die Firma des Chinesen existiert nicht. Patrick bekommt immer mehr Probleme, nachdem auch ein angebliches Video im Internet auftauchte, in dem er erkennbar ist. Auch belastet ihn die beste Freundin des verschwundenen Opfers, er beteuert aber weiterhin seine Unschuld aber es glaubt ihm niemand und er kommt schlussendlich in Untersuchungshaft.
Arno Strobel schreibt diesen Thriller aus der Sicht von Patrick, der in der Haft seine Sichtweise auf einem Laptop niederschreibt. Absolut spannend geschrieben, immer wieder legt er Fährten aus, man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Die Tatsache, dass man mit den heutigen EDV-Programmen in der Lage ist, Bilder bzw. Filme so zu manipulieren, dass man Text und Mimik austauschen kann, ohne dass man es erkennen kann, ist schon erschreckend!
Auch das Cover ist auffällig, noch dazu, dass es zwei verschiedene Titelblätter gibt – eines mit dem Wortlaut Fakt und eine mit Fake. Der Inhalt ist allerdings der gleiche.
Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.10.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


sehr gut

Was man nicht alles hört!

Alma Täuber ist zu Beginn der 1920iger Jahre als Fräulein vom Amt, also als Telefonistin, tätig und liebt ihren Beruf. Da hört man manchmal Dinge, die man nicht hören sollte, die einen aber dann nicht mehr loslassen. So hörte sie von einem erledigten Auftrag bei den Kolonnaden des Kurortes Baden-Baden. Als sie am nächsten Tag aus der Zeitung erfährt, dass bei diesen Kolonnaden eine ermordete Frau gefunden wurde, geht sie pflichtbewusst zur Polizei, um ihr belauschtes Telefonat in Zusammenhang mit dem Mord zu melden. Doch niemand glaubt ihr, außer Ludwig Schiller, ein junger Kommissaranwärter. Aber die offiziellen Ermittlungen bleiben aus.
Alma beginnt mit ihrer besten Freundin Emma, einer Floristin, die in den besten Hotels des Kurortes die Tischdekoration zusammenstellt und dabei so manches in Erfahrung bringen kann, eigene Nachforschungen durchzuführen. Sie begibt sich dabei immer wieder in Gefahr.
Das Autorenduo Bott und Böhme, die als Pseudonym Charlotte Blum verwenden, haben im Kurort Baden-Baden gut recherchiert, die alten Bezeichnungen herausgefunden und in einer teilweise alten Sprache einen interessanten Krimi geschrieben. Man kann sich gut in die Zwanziger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hineindenken. Ein gut gelungener Serienauftakt!

Bewertung vom 03.10.2022
Tot ist sie dein
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


sehr gut

Brasilianischer Thriller

Veronica Terres ist Assistentin des Leiters der Mordkommission in Sao Paulo und nur für Büroarbeiten zuständig, jedoch nicht für Ermittlungen. Als eines Tages Marta Campos beim Leiter der Mordkommission, Dr. Wilson Carvana, eine Aussage macht, kommt sie total verweint aus diesem Zimmer, geht zum Fenster und stürzt sich aus dem elften Stock des Polizeikommissariates. Und niemand ermittelt, da von Carvana keine Anzeige aufgenommen wurde und die Frau als arme Spinnerin bezeichnet wurde. Veronica soll diesen Fall einfach als Selbstmord zu den Akten legen, aber sie ermittelt auf eigene Faust weiter, um die Würde von Marta wieder herzustellen.
Bei diesem Thriller Handelt es sich um Ermittlungen in einer total Frauenverachtenden Männergesellschaft. Dass sich Veronica bei ihren illegalen Ermittlungen immer wieder in Gefahr begibt, ist ihr selbst nicht klar. Aber durch ihre Handlungen werden auch andere Personen gefährdet!
Ein weiterer Handlungsstrang ist der Fall eines Serienmörders, der es auf junge Frauen absieht, die vom Land in die Stadt ziehen, um hier Geld zu verdienen. Auch um diesen Fall nimmt sich Veronica an.
Das Autorenduo Casoy/Montas versteht einen Spannungsbogen aufzubauen, die Handlung wird immer rasanter. Die grausamen Details sind nichts für schwache Nerven.
Die Kiste auf dem Cover ist anfänglich unklar, allerdings, wenn man das Buch liest, total einleuchtend und passend.

Bewertung vom 28.09.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


sehr gut

Düstere Kindheit

Nicole Schauer lässt sich der Liebe wegen von Hamburg nach Dresden versetzen, muss allerdings ein Jahr darauf warten – und dann ist die große Liebe weg! Jetzt sitzt sie Felix Bruch gegenüber, der total in sich gekehrt und verschlossen ist, also ein totaler Einzelgänger. Außerdem nimmt er heimlich Medikamente. Aber auch sie hatte Probleme – Gewaltausbrüche bei Vernehmungen, aber auch gesundheitliche.
Am Stadtrand wird ein zwölfjähriges Kind vermisst, es beginnt die große Suche mit einer Hundertschaft von Polizisten samt Hubschrauber. Vor zwei Jahren war bereits in der Nachbarschaft ein gleichaltriges Kind verschwunden und nach zwei Wochen unversehrt wieder aufgetaucht. Die Eltern und das Kind verweigerten jede Auskunft. Trotz der Ähnlichkeit der beiden Fälle erhalten die Ermittler nach wie vor keine Auskunft von ihnen und erschweren damit die Untersuchungen.
Frank Goldammer hat mit Bruch und Schauer zwei Ermittler geschaffen, die es miteinander nicht leicht haben, er beschreibt die Charaktere außergewöhnlich gut. Das Buch ist flüssig geschrieben, man kann es kaum aus den Händen legen. Goldammer baut gekonnt und kontinuierlich Spannung auf, immer wieder werden falsche Fährten gelegt.
Das Cover mit dem roten Hintergrund wirkt bedrohlich, der große ‚Schriftzug „Bruch“ lässt die Hoffnung aufkommen, dass es sich um den ersten Band einer neuen Serie von Goldammer handelt.

Bewertung vom 26.09.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


sehr gut

Politthriller

Der russische Geschäftsmann Wiktor Orlow, wird trotz großer Sicherheitsmaßnahmen mit einem Nervengas ermordet. Der im Londoner Exil lebende Orlow hatte sich von London aus das Ziel gesetzt, den Kampf gegen die Kleptokraten Russlands, die die Macht im Kreml übernommen haben, weiterzuführen. Sein Freund Gabriel Allon, ehemaliger Agent und jetziger Chef des israelischen Geheimdienstes, der sein Leben Orlow verdankt, glaubt nicht an die These des englischen Geheimdienstes MI6 über den Tathergang und stellt eigene Ermittlungen an, die ihn zu Geldwäsche großen Stils führen. Milliarden Rubel wurden zu Milliarden Dollars in Deutschen Banken gewaschen. Geld, das angeblich über Mittelsleute vom russischen Präsidenten kommt.
Mit Hilfe der „Cellistin“, eine ehemalige Bankangestellte, gelingt es Allon, Beweise dieser Machenschaften zu veröffentlichen und selbst mitzumischen.
Daniel Silva zeigt mit diesem Thriller, wie man Spannung aufbaut und packende Geschichten erzählen kann. Außerdem sieht man zahlreiche Parallelen zu realer Politik, man muss nicht lange suchen.
Das Cover mit dem Bilde der Londoner St. Pauls Cathedral ist gut gelungen allerdings irreführend, da London bei weitem nicht der Hauptort ist.

Bewertung vom 18.09.2022
Samson und Nadjeschda
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


sehr gut

Aufschlussreiche Erzählung

Samson wird 1919 nach der Russischen Revolution bei einem Überfall von Kosaken ein Ohr abgetrennt, seinem Vater wird der Schädel gespalten. Kurz darauf werden zwei Rotarmisten in seine Wohnung einquartiert. Der Schreibtisch seines Vaters, in dem in einer Schachtel das abgeschnittene Ohr liegt, wurde von den Behörden irrtümlich requiriert. Samson geht zur zuständigen Polizeiwache und muss einen Rapport über das Vorgefallene schreiben. Dieser war von ihm so gut formuliert, dass er auf der Stelle einen Job als Ermittler bekam. Das Ohr wird ein skurriler Gegenstand, da Samson das hört, was in der Nähe des abgeschnittenen Ohres gesprochen wird.
Er lernt Nadjeschda kennen, die in der Nähe beim statistischen Amt arbeitet. Nach kurzer Zeit zieht sie bei ihm ein. Sie kann ihm bei Ermittlungen helfen.
In den Wirren der Zeit nach der Russischen Revolution muss man immer achtsam sein, man kann sich vor niemanden sicher sein, Diebstähle und Morde sind an der Tagesordnung.
Kurkovs Stil und Schreibweise ist sachlich, teilweise mit sarkastischem Humor. Er beschreibt das Alltagsleben in Kiew im Jahr 1919, die Probleme der Stadtbewohner werden sichtbar gemacht, der Mangel an Lebensmittel oder Heizmaterial ist lebens-bedrohlich.
Ich würde dieses Buch nicht als Krimi bezeichnen, sondern als Erzählung. Das Cover ist schlicht gestaltet und typisch für den Diogenes-Verlag.