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DrAmaya

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2020
Echo des Schweigens
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


sehr gut

Unerwartet viele Echos des Schweigens

Das Buch “Echo des Schweigens” von Markus Thiele erzählt von dem Strafverteidiger Hannes Jansen, der einen Polizisten wegen Mordes an einem Asylbewerber vertritt, obwohl er berechtigte Zweifel an dessen Unschuld hegt. Gefangen zwischen Moral, Gerechtigkeit und Integrität trifft er in dem Fall auch auf die Rechtsmedizinerin Sophie Tauber, die mit ihrem rechtsmedizinischen Gutachten diesen Fall erst wieder aufgerollt hat und die er, wie es der Zufall so will, kurz zuvor kennen und lieben gelernt hat.

Die Szenen im Gerichtssaal werfen bereits ihre Echos des Schweigens, doch der Roman kommt noch mit einem weiteren Handlungsstrang daher, den man nach dem ersten Studium des Klappentextes gar nicht erwarten würde: Der Autor beleuchtet die ereignisreiche Vergangenheit der Familien von Hannes und Sophie und reicht damit bis in die NS-Dikatur zurück, die weitere Echos des Schweigens offenbaren und dem Buch eine ungeahnte Dimensionen verleihen.

Der Erzählstil des Autors ist flüssig und bleibt bis zum Ende spannend. Er schafft es die beiden Erzählstränge sehr geschickt miteinander zu verknüpfen und trotzdem am Ende noch unvorhergesehene Zusammenhänge zu offenbaren. Manche Punkte wirken für mich zwar etwas zu sehr konstruiert und insbesondere die Geschehnisse im Gerichtssaal lassen mich am Ende noch mit ein paar offenen Fragen zurück. Dies ist aber auch dem Fakt geschuldet, dass die Geschehnisse auf einem realen Justizskandal beruhen.

Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können und bin sehr beeindruckt, über die Tiefe dieses Buches und die vielen Dimensionen Schweigens, die man hier entdecken konnte. Jeder, der nur mit einem normalen Justizroman rechnet, wird hier enttäuscht, denn das Buch hat so viel mehr zu bieten. Einziger Kritikpunkt für mich, ist, dass es mir ein bisschen zu konstruiert erscheint. Aber trotzdem: Unbedingt lesen!

Bewertung vom 02.02.2020
Abgefackelt / Paul Herzfeld Bd.2
Tsokos, Michael

Abgefackelt / Paul Herzfeld Bd.2


sehr gut

Ich bin Feuer und Flamme, aber die Handlung ist etwas zu vorhersehbar

Nach den verstörenden Ereignissen in "Abgeschlagen" wird Paul Herzfeld von seinem Chef ins Elbklinikum nach Itzehoe zu einem Zwangsurlaub beordert. Die vermeintlich ruhige Tätigkeit in der Pathologie soll es Herzfeld ermöglichen, Ruhe zu finden und mit den Ereignissen abzuschließen. Stattdessen sieht er sich tagtäglich mit einer Brandruine und dem mysteriösen Todesfall seines Vorgängers konfrontiert und beginnt zu ermitteln.

Der Autor Michael Tsokos schafft es auch im 2. Teil der Paul Herzfeld Reihe wieder, geschickt reale Fälle und Fiktion so miteinander zu verknüpfen, dass ein spannender aber auch realistischer Thriller entsteht. Insbesondere seine Erfahrungen als Rechtsmediziner geben dem Buch wieder das gewisse Etwas und lassen es authentisch wirken. Der zweite Teil lässt sich übrigens auch sehr gut ohne Vorkenntnis des ersten Teils lesen.

Die Thematik des Buches ist hochaktuell und ziemlich gut und auch glaubhaft umgesetzt. Die Spannungskurve kann mich aber leider nicht so ganz überzeugen: Das Buch ist zwar hervorragend geschrieben und auch die Charaktere sind sehr gelungen, allerdings ist mir als Leser bereits ziemlich zeitig klar, worauf die Geschehnisse hinauslaufen werden.

Trotzdem hatte ich sehr viel Spaß mit dem Buch und kann es Fans von True-Crime-Thrillern nur wärmstens ans Herz legen. In jedem Fall eine gute, solide Lektüre!