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miss.mesmerized
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Deutschland
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Bewertungen

Insgesamt 1245 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2022
Wyrd Sisters
Pratchett, Terry

Wyrd Sisters


ausgezeichnet

When King Verence of Lancre is murdered by his cousin, Duke Felmet, the three witches Granny Weatherwax, Nanny Ogg and Magrat Garlick know that this will not mean any good. By coincidence, they happen to get the old king’s son Tomjon and his crown and take care of both until the boy is old enough to fight his uncle. However, the kingdom is angry about their new leader long before and therefore, something must be done immediately. A slight adjustment of time will help them to send an equal to the new king.

Terry Pratchett’s “Wyrd Sisters” is the sixth instalment of the Disc World Series and was first published in 1988. Due to its very own universe, the novel has not lost the slightest bit of its appeal in more than 30 years. The three witches instantly remind you of the three famous witches from Shakespeare’s Macbeth and, accordingly, they are only the beginning of a brilliant adaptation of the Bard’s great tragedy – just that it is not a tragedy but utterly funny.

Continuing to explore Disc World leads to small new feature one can detect in every new novel. I totally adore how Pratchett created this world with such a love for detail that remind you of the real world but that is just a bit different to fit into the flat planet’s peculiarities. Especially the animals – this time a cat – are intriguing and charming.

Even though each instalment has its own appeal, I was highly interested in this one due to see how the author transformed Shakespeare’s plays. Surely, I was far from disappointed. Chief playwright Hwel calls his theatre “The Dysc”, the witches meet in a stormy night and – of course just like in Macbeth – ask the famous question when they will meet again, the play within a play and the ghost of the former King quite obviously are taken from Hamlet – there is much more to uncover which is just great fun.

There is not much more one can say apart from calling the novel a masterpiece.

Bewertung vom 10.02.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


ausgezeichnet

Michael Hartungs ruhiges Leben in seiner Videothek wir nachhaltig gestört, als der Journalist Landmann im Herbst 2019 in seinem Laden auftaucht. Akribisch hat dieser die Stasi-Akten durchforstet und ist dort auf ein spektakuläres Ereignis gestoßen, das bis dato von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde: am 12. Juni 1983 gelangen 127 DDR-Bürger mit einer S-Bahn in den Westen, weil eine Weiche am Bahnhof Friedrichstraße falsch gestellt war. Genau diese Weiche hatte Hartung damals verantwortet. Für seine Hilfe zur Flucht wurde er in einem berüchtigten Foltergefängnis zwei Monate lang malträtiert, um die Hintermänner offenzulegen, doch er schwieg beharrlich und nahm alles auf sich. Ganz so war es zwar nicht, aber bevor Hartung den Reporter stoppen kann, ist die Geschichte in der Welt und er pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung der ostdeutsche Held, auf den alle gewartet haben.

Maxim Leo porträtiert die Geschichte eines einfachen Mannes, der wider Willen zum nationalen Helden wird und machtlos zusehen muss, wie eine kleine Lüge, mehr eine Unstimmigkeit, sich ihren Weg bahnt und nicht mehr aufgehalten werden kann. Er gerät in die Maschinerie der Presse und Öffentlichkeit, genießt den Ruhm auch ein wenig, doch das schlechte Gewissen plagt ihn. Und das ist es auch, was ihn letztlich zum Helden macht. Eine humorvolle Tour de Farce mit einem gänzlich untypischen Protagonisten, der die Geschichte jedoch großartig trägt.

Hartung lebt völlig ambitionslos, wenn auch bescheiden, in seinem Kiez. Die Videothek läuft nicht mehr gut seit es Streamingdienste gibt, weshalb er auch mit der Miete im Verzug ist. Da kommt ihm das Geld, das im Landmann für seine Geschichte bietet, gerade recht. Dieser hört die Geschichte, die er hören will, die ihm selbst Renommee einbringen wird und so ist das ungleiche Gespann schnell in einer Erzählung gefangen, die sie nach all der öffentlichen Aufmerksamkeit weiterspinnen müssen. Landmann vermarktet seinen ostdeutschen Helden perfekt, doch dieser hadert zunehmend, vor allem, da er mit Paula unerwartet die Frau seines Lebens getroffen hat und ihr, wie auch seiner Tochter, ebenfalls die etwas modifizierte Wahrheit aufgetischt hat. Im Herzen bleibt er derselbe, der er immer war, er hat nie nach viel Geld oder Ruhm gestrebt und will doch nur sein altes Leben zurück.

Die Figuren sind herrlich gelungen, der einfältige Held wider Willen, der Journalist, der seine große Chance wittert, ebenso wie die plötzlich durch den neuen Star am Himmel der ehemaligen DDR-Bürger bedrohten altbewährten Zeitzeugen, denen nicht mehr die Gunst der Politik zufliegt. Medien und Politbetrieb bekommen auch ihr Fett ab, denn sie sind es letztlich, denen der Mensch hinter der Geschichte egal ist, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen, wer oder was dabei auf der Strecke bleibt, ist relativ egal.

Ein wundervoller fiktionaler Beitrag zur deutsch-deutschen Geschichte, der humorvoll nicht nur die Unzulänglichkeiten des Antihelden, sondern auch von uns allen offenlegt.

Bewertung vom 09.02.2022
I Am Not Your Perfect Mexican Daughter
Sánchez, Erika L.

I Am Not Your Perfect Mexican Daughter


ausgezeichnet

When her older sister Olga dies in a car accident, there is only 15-year-old Julia left to be the perfect Mexican daughter her parents want to have. Olga was a role model, she always obeyed, did not go out, helped her mother with her cleaning job and even at college did not have a boyfriend. Julia, instead, wants the full life that all girls in Chicago have, she dreams of becoming a writer, likes to go out with her friends and have fun. Quite naturally, she over and over provokes conflicts with her parents. After Olga is gone, the situation worsens increasingly until it becomes unbearable and she only sees one way out of it all.

Erika L. Sánchez is a journalist and writer of Mexican decent. Her novel “I Am Not Your Perfect Mexican Daughter” was nominated finalist for the National Book Award for Young People's Literature. She brilliantly portrays the perspective of a teenager who struggles with all the problems of a typical teenager but additionally has to live up to the expectations of her parents who have grown up in another country, with another culture and other values which they have taken with them and which they now project on their daughters. Additionally, which only becomes clear throughout the novel, the loss of her sister has left a greater scar on Julia than was obvious at the beginning.

I totally adored how Erika L. Sánchez found the tone of a teenager who is emotional and only wants to be free, free in her very own understanding. Julia is a sympathetic and adorable girl and it is not difficult to follow her line of thoughts. She wants to be a good daughter, she hates the fights with parents, but she is also stubborn and demands to be treated like the others, the American girls, and not to live up to the old, overcome Mexican values.

Living between two cultures means much more than just growing up, fulfilling the expectations of the peer group and the parents is impossible but nevertheless expected from teenagers in a time of rebellion. They all have to find their individual way of coping with this, Olga found hers and Julia only bit by bit uncovers that her sister wasn’t necessarily the girl she thought she was.

A great read in many respects, full of life, emotional, funny but also reflective and dark at times, it captures the full range of teenage life and takes you on an emotional roller coaster ride.

Bewertung vom 06.02.2022
Wie man seine Tochter liebt (eBook, ePUB)
Blum, Hila

Wie man seine Tochter liebt (eBook, ePUB)


sehr gut

Joela Linden steht im niederländischen Groningen vor einem Haus und beobachtet heimlich das Treiben der Kinder und ihrer Mutter durch das erleuchtete Fenster. Die Frau ist ihre Tochter Lea, die sie seit dem Tod ihres Mannes Meir vor sechs Jahren schon nicht mehr gesehen hat, die Enkeltöchter kennt sie gar nicht. Doch statt zu klingeln steigt Joela in den Zug nach Amsterdam, um in ihre israelische Heimat zurückzukehren. Wie konnte es zu der Entfremdung von dem Kind kommen, das sie über alles geliebt hat, dass zum Zentrum ihres Daseins wurde und für das sie ihr Leben gegeben hätte?

In ihrem zweiten Roman erlaubt Hila Blum den Innenblick in die Gedankenwelt einer Mutter, die sich fragt, was sie in der Erziehung ihrer Tochter nur falsch gemacht haben könnte, dass diese als junge Frau davongelaufen ist und nun keinen Kontakt mehr zu ihr hält. „Wie man seine Tochter liebt“ schildert eine andere Form von problematischer Familie, eine, die nicht von Gewalt geprägt ist, sondern in der die Liebe der Eltern das Kind zu erdrücken droht. Schon mit „Der Besuch“ hat die Autorin einen emotional herausfordernden Roman vorgelegt, der die gut verborgenen Dysfunktionalitäten einer Beziehung offenlegt. Die Mutter-Tochter-Beziehung konnte mich zwar nicht im selben Maß packen, unterstreicht aber den Blick Hila Blums für die feinen zwischenmenschlichen Schwingungen.

„Sie war eines jener Mädchen, die von ihren Eltern unendlich geliebt werden und nur unbedeutend weniger von der restlichen Welt, und zu einer gewissen Zeit schien sie das wütend zu machen. (...) in meinen Augen und in den Augen ihres Vaters war sie das schönste Mädchen der Welt und die Liebe unseres Lebens.“

Geschickt baut die Autorin den Spannungsbogen, der mit dem Beobachten der Tochter viele Fragen aufreißt, deren Beantwortung sich die Erzählerin dann widmet. Sie hatte sich vor der Geburt nicht viele Gedanken über das Kind und die Erziehung gemacht, als sie Lea jedoch zum ersten Mal erblickt, ist sie überwältigt von den Gefühlen, die kein Maß zu kennen scheinen. Dem Vater geht es gleichermaßen, erst spät im Leben in diese Rolle gekommen, hatte er Kinder nie vermisst und überschüttet das Mädchen nun umso mehr mit seiner Zuneigung.

Die bedingungslose Liebe erdrückt, nach und nach werden die feinen Risse deutlich, erkennt man, wie sich Lea schon als junges Mädchen versucht aus dem Klammergriff zu befreien. Doch die Joela bleibt dies verborgen, in bester Absicht steuert sie auf das Unglück zu.

Familienbande sind selten einfach, auch beste Absichten sind nicht immer richtig und zwischen Menschen können unterschiedliche Bedürfnisse schnell zu Zerwürfnissen führen, bei Kindern auch zu tiefen Wunden, die sie ein Leben lang begleiten. Ein Roman, der nachdenklich macht und gerade dadurch besticht, dass er nur eine Seite zeigt, denn man selbst ist ja auch meist in seiner eigenen Sicht verhaftet und klebt ob der gut gemeinten Absichten an dieser.

Bewertung vom 06.02.2022
One for Sorrow (eBook, ePUB)
Fields, Helen

One for Sorrow (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

First, their pathologist is killed, then another attack is clearly aimed at police and paramedics. Edinburgh has to face a brutal serial killer who is not targeting the public to cause general panic but only aims at the forces. DCI Ava Turner and DI Luc Callanach are confronted with death every day – but not the death of their colleagues and friends. It is obvious that the cases are linked, but they simply cannot find the thread that holds them all together, they only know that it is just a question of time until the bomber hits again, taking more lives of those who help others every day.

Helen Field’s latest case for her Edinburgh team is full of twists and demands everything from her protagonists. This time, it is personal, Ava is affected directly by the death of her friend and still grieving when she needs all her wits to hunt down the serial killer. “One for Sorrow” is already the seventh novel in the series and in my opinion definitely the best. It had me gripped immediately and I kept speculating about the identity of the killer, following wrong leads cleverly laid out again and again.

There are two time levels in the novel. On the one hand, we follow the police investigation which is always several steps behind their enemy. The killer is knowledgeable and perfectly follows his plan. What I liked especially was the scene where they ask a profiler to help them to identify the person behind it all. It made absolutely sense and was highly informative and interesting to follow the line of argumentation.

On the other hand, there is a kind of totally gone wrong love story about a young woman named Quinn and her boyfriend who, instead of accepting the breakup, turns into a freaking stalker. It is obvious that this is the missing link to the bombings, yet, you need to see the whole picture of Quinn’s story to understand the motive behind it all.

A suspenseful and highly emotional mystery I hardly could put down.

Bewertung vom 02.02.2022
Eine verdächtig wahre Geschichte
Laurain, Antoine

Eine verdächtig wahre Geschichte


ausgezeichnet

Es könnte einer der größten Erfolge der Verlagsgeschichte werden, „Die Zuckerblumen“ gelangen von einer in die nächste Runde des berühmten Literaturpreises Goncourt. Und just zu diesem Zeitpunkt ist weder der Autor auffindbar noch dessen Lektorin verfügbar. Diese liegt nämlich nach einem Unfall im Koma. Doch auch als Violaine Lapage wieder erwacht und ins Leben zurückkehrt, kann sie nichts zu der Identität des Verfassers beitragen, ihre Erinnerungslücken geben nichts her. Es kommt jedoch noch schlimmer: der Roman schildert einen Rachefeldzug und Mord an mehreren Männern. Dies wird plötzlich zur Realität und bald schon ist auch eine Kommissarin auf der Spur des mysteriösen Verfassers des vielleicht besten Buchs des Jahres.

Antoine Laurain ist für mich ein Meister charmant erzählter Geschichten, die immer ein wenig über die Realität hinausgehen und einem doch so real und möglich erscheinen, dass man die Magie seiner Geschichten einfach wirken lässt. Wie auch in „Liebe mit zwei Unbekannten“ bringt er in seinem neuen Roman „Eine verdächtig wahre Geschichte“ Figuren zusammen, die sich eigentlich nicht begegnen sollten, die jedoch das Schicksal zusammenführt, weil es so vorgesehen ist. Oder weil dann doch eine etwas dazu beiträgt. Besonders reizvoll dieses Mal jedoch die Spannungsmomente um den unbekannten Autor und die Mordfälle wie auch der Blick hinter die Türen der Verlagswelt.

Die Protagonistin Violaine Lapage ist eine liebevoll gezeichnete Exzentrikerin. Dass sie mit ihrer ausgeprägten Flugangst zum Opfer in einem spektakulären Absturz wird, verwundert sie nicht so sehr, weshalb sie auch einer Tarot-Kartenlegerin Gehör schenkt, die ihr Leben vor ihr auf dem Tisch ausbreitet. Sie geht völlig auf in ihrem Beruf als Lektorin, zu dem sie durch puren Zufall gelangt ist. Aber womöglich war alles gar nicht so zufällig, sondern musste genau so geschehen.

Daneben spielt der Roman „Die Zuckerblumen“ eine entscheidende Rolle. Nicht nur, weil er offenbar die Leser sofort berauscht, sondern auch, weil er ein Eigenleben in der Realität zu spielen scheint. Es vermischen sich die Welten von fiktiver Wirklichkeit und Fiktion und doch müsste eigentlich nur ein genauer Blick gewagt werden, um die Zusammenhänge zu erkennen.

Einmal mehr ein grandios erzählter Roman, der einem unmittelbar packt und in die Geschichte zieht. Die kleinen Nebenkreise, die Laurain um die weiteren Figuren zieht, sind ebenso allerliebst gestaltet wie seine Protagonistin. Die Liebe des Autors zum Detail ist es, die jede Zeile des Buchs so bezaubernd werden lässt und die unterstreicht, dass bei all den Zufällen doch gar nichts zufällig, sondern minutiös geplant ist.

Bewertung vom 01.02.2022
Love, If That's What It Is
Schermer, Marijke

Love, If That's What It Is


ausgezeichnet

They have been married for 25 years but now, Terri fells like suffocating. She can no longer go on being the housewife in the suburbs whose daily routines have been the same for decades and who has lost all individuality. When she meets Lucas, she falls for him and leaves her husband David. Neither he nor their two daughters Ally and Karla can understand Terri’s behaviour. While Terri finds the second love – if that’s what it is since it does not actually go far beyond bodily desires – her eldest daughter finds her first love. David and Ally need more time to adjust to the new situation, but they two learn that another life is possible.

Marijke Schermer cleverly composes her novel to show quite different types of love. On the one hand, there is the reliable love that has been formed during years of marriage, where the partners know each other with all their weaknesses and have formed dependable routines. On the other hand, Terri lives an ecstatic love with Lucas which does mainly focus on bodily needs but not on getting to know the other’s character. Love within the family - which should be something you can trust on and which deeply disappoints if this is not the case – the first love with butterflies in the stomach and the love between those who have already loved, have been disappointed and not in the middle of their age, approach the concept with reluctance.

I liked the interchange of the different perspectives which are cleverly linked within the story. We often get the same moment first from one then from another character’s perspective thus outlining how they might differ in the assessment of the situation and also showing the different expectations they have.

Interestingly, I can easily understand Terri’s feeling of suffocating and wanting to break out of her life after so many years of only following routines, of feeling like having lost her self and being stuck in a dead-end. David’s perspective, too, is easy to follow. He and Terri have been a team, their family is their common endeavour, she cannot just stand up and go! For him, all was fine up to that moment and thus, he is totally surprised by his wife’s move. For the girls, the situation is hardest, family is the concept they have known and even though they have been confronted with separations and divorces this has been something that happened to others but not to them. How can they experience something like the first love when love can hurt so much?

A wonderfully written novel, right out of life which I totally enjoyed reading.

Bewertung vom 30.01.2022
Equal Rites
Pratchett, Terry

Equal Rites


ausgezeichnet

When wizard Drum Billet is about to die, he finds a newborn to follow his steps. Yet, there is a slight mistake, it is not the eighth son of an eighth son, but a girl. The midwife and witch Granny Weatherwax knows immediately what this will mean, Eskarina would become the first female wizard. Except for the fact that there is no such thing as a female wizard. Years go by but ultimately, her family cannot ignore her fate. So quite naturally, she will have to be trained, and therefore Esk and Granny make their way to the Unseen University.

“If you were a boy I'd say are you going to seek your fortune?"
"Can't girls seek their fortune?"
"I think they're supposed to seek a boy with a fortune.”

Terry Pratchett’s Discworld has lost nothing of its appeal after all these years. “Equal Rites” was first published in 1987 and is the third novel in the series. The title is a wordplay on equal rights of course, the main topic of the novel and - quite distressingly - not much has changed since then. Old institutions which still refuse women on the basis of the fact that they have never been allowed there, are still a reality. With impressive irony, the author puts the finger in the wound and yet, the effects seem to be weak.

“It is well known that a vital ingredient of success is not knowing that what you're attempting can't be done. A person ignorant of the possibility of failure can be a half-brick in the path of the bicycle of history.”

Esk is a wonderfully stubborn girl who finds her way into a male world. She possesses a natural force and cannot easily be stopped. Luckily, Granny is by her side to guide her and to make up for some foolish steps. She, too, is a great and lovable character. Even though she somehow accepts that women are witches and men wizards, she does not take male magic too seriously, she knows about the fuss they make with words and their weakness. She is a great representative of those women who have seen through the male facade and know how to work their way around big egos.

“I saved a man's life once," said Granny. "Special medicine, twice a day. Boiled water with a bit of berry juice in it. Told him I'd bought it from the dwarves. That's the biggest part of doct'rin, really. Most people’ll get over most things if they put their minds to it, you just have to give them an interest.”

It is most of all the little details that Pratchett has paid so much attention to that make the series an outstanding read. The puns are wonderful and the brilliant irony with which he caricatures the real world made me laugh out loud more than once. Reading it from a feminist point of view, the novel is as current as it might ever be.

Bewertung vom 29.01.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


ausgezeichnet

Mit dem Booker Prize für ihren Roman „Girl, Woman, Other“ hat sie sich auf die ganz große Bühne der Autorinnen und Autoren geschrieben. Dies war keineswegs abzusehen, denn es sind gleich zwei Dinge, die eigentlich dagegen sprachen, dass sie im Literaturbetrieb Erfolg haben würde: Bernardine Evaristo ist eine Frau – noch dazu bekennend homosexuell – und zudem Schwarze. Ihr Weg war steinig und lang und in „Manifesto“ zeichnet sie nach, wie sie immer wieder vor neuen Hürden stand, sei es Rasse, sei es Klasse, sei es Geschlecht, sei es sexuelle Orientierung oder irgendwann auch das Alter.

Im Gegensatz zu etwa Michaela Coels „Misfits“, einer lauten Abrechnung mit den Ungerechtigkeiten der britischen Gesellschaft, ist Evaristos „Manifesto“ eine durchaus auch emotionale, im Wesentlichen jedoch sachliche Analyse dessen, was sie in ihrem Leben erlebt hat. Man merkt, dass man es mit einer Professorin und reflektierten Person zu tun hat, die – trotz des Unmuts – einordnet und nachvollziehbar macht, was ihr widerfahren ist. Sicherlich ein singulärer und extrem erfolgreicher Lebensweg, der jedoch an unzähligen Stellen auch eine andere Richtung hätte nehmen können.

In sieben Kapiteln zeichnet die Autorin nach, wie aus dem Mädchen aus einer kinderreichen Familie einer weißen Mittelschichten-Mutter und eines nigerianischen Einwanderers eine der wichtigsten Stimmen Englands wurde. Aufgrund ihrer Herkunft passt sie in kein Schema, ihre gute Schulbildung widerspricht dem, was die Menschen von einer jungen Frau mit dunkler Haut erwarten, weshalb es von ihr deutlich mehr Anstrengung und Durchhaltevermögen erfordert, als von anderen, um ihre Ziele zu erreichen. Von Familie über Wohnen und Partnerschaften öffnet sie den Blick für die vielen verschiedenen Formen von Diskriminierung und feinen Abstufungen in der britischen Gesellschaft.

Beruflich fand sie – interessanterweise ähnlich wie die bereits erwähnte und von ihr ebenfalls angeführte Michaela Coel – ihren Ausgangspunkt im Jugendtheater, wo sie erkennen musste, dass es für sie schlichtweg gar keine Rollen gab. Es war die Lyrik, in der sie schriftstellerisch zunächst ihre Ausdrucksform sah, erst später hat sie sich auch an Prosa getraut. Die letzten beiden Kapitel thematisieren die Schwierigkeit, dass natürlich ihre Erfahrungen einen Einfluss auf das haben, was sie schreibt, sie jedoch nicht auf ein Thema reduziert werden kann und vor allem auch nicht als Sprecherin für diverse Gruppen festgeschrieben sein möchte.

Für mich war „Girl, Woman, Other“ noch vor dem ganz großen Erfolg eines der literarischen Highlights 2019, weil es auf erzählerische Weise in vielerlei Hinsicht erhellend war und die intersektionale Diskriminierung literarisch herausarbeitet wie kaum ein anderer Roman zuvor. Ähnlich bereichernd jetzt auch ihr „Manifesto“, das ich uneingeschränkt jedem empfehlen kann, der sich für die Thematik interessiert.

Bewertung vom 28.01.2022
Nach Mitternacht
Keun, Irmgard

Nach Mitternacht


ausgezeichnet

Nachdem sie aus ihren Eifeldorf zur Tante nach Köln gezogen war und von selbiger mehr als schlecht behandelt wurde, lebt Sanna im Winter 1937 schließlich bei ihrem älteren Bruder Algin in Frankfurt. Am Nachmittag hat sie nach Monaten der Stille einen Brief von Franz erhalten, dem Cousin, den sie in Köln zurückließ und heiraten will. Am Abend werde er kommen, er müsse mit ihr reden. Bis dahin durchstreift Sanna mit ihrer Freundin Gerti Kneipen, wohnt dem Besuch des Führers bei und erlebt eine ausufernde Party bei ihrer Schwägerin. Ihre Gedanken springen zwischen Erinnerung und Gegenwart und dokumentieren das Leben in der Großstadt in der dunkelsten Zeit Deutschlands.

Anlässlich des Lesefests „Frankfurt liest ein Buch“ wurde Irmgard Keuns Exilroman „Nach Mitternacht“ neu aufgelegt. Der Erscheinungstermin fiel sicher nicht zufällig mit dem Holocaust-Gedenktag zusammen, gilt der Roman als eines der wichtigsten Dokumente des Alltags in der Naziherrschaft und gibt wie nur wenige andere literarische Werke Einblick in das bürgerliche Leben der Zeit. Keun verfasste weite Teile der Geschichte noch in Deutschland, veröffentlichen musste sie den Roman jedoch zunächst in den Niederlanden und Frankreich.

Die Handlung um Sanna, die auf die Ankunft von Franz wartet, ist dicht und tritt hinter die viel beeindruckenderen dokumentarischen Aspekte des Romans zurück. Getragen werden diese von den Figuren, die die ganze Bandbreite des Lebens repräsentieren. Sannas Freundin Gerti ist naiv und jung und nutzt das Begehren der Männer ohne etwas zu hinterfragen. Ihr loses Mundwerk ist gefährlich, doch immer wieder kommt sie damit durch. Sannas Bruder Algin spürt die Repressalien deutlich, als Autor kann er nicht mehr schreiben, was er möchte, die Zensur ist streng und von dem einst pompösen Leben nach seinen Erfolgen ist wenig geblieben. Tante Adelheid wiederum hat sich bestens mit den neuen Zeiten arrangiert und wacht in ihrem Haus wie eine Bulldogge über die Einhaltung der Nazi Ideologie.

Durch Augen des 18-jährigen Mädchens erlebt man den offenen Judenhass - man mag ja gar nicht glauben, dass die sogar ganz adrett aussehen und nett sein können - SA und SS Männer erscheinen mehr als trinkfreudige Dummköpfe, die man jedoch nicht unterschätzen sollte, wie sich im Laufe des Romans herausstellt.

Absurd geradezu die Inszenierung des Besuchs Hitlers - und dann offenbart sich, dass es eben nicht nur eine Angelegenheit von einigen wenigen Verblendeten war, die aktiv unterstützten, sondern dass sich die Ideologie mit ihrer Doktrin dessen, was gesagt und gedacht werden durfte, bis in die letzte Ecke des Privatlebens hineingeschlichen hatte. In ihren eigenen Wohnungen können sie nicht vor der Politik flüchten und auch wenn sie sich scheinbar teilen in die, die offen unterstützen, und diejenigen, die sich wegducken und wegschauen und nur ihr Leben in Frieden leben wollen, gemeinsam bleibt ihnen jedoch, dass sie sehen und genau wissen, was geschieht.

Ein beeindruckendes Zeitzeugnis, in dem unsagbare Dinge gesagt werden, die man heute plötzlich auch wieder hören kann. Hinter der Aktion „Frankfurt liest ein Buch“ steht die Idee, Literatur zum Gesprächsthema zu machen. Wenn dem Roman dieses Ansinnen auch nur ansatzweise gelingt, ist im Jahr 2022 schon sehr viel erreicht. Dass er zur Pflichtlektüre werden sollte, steht dabei völlig außer Frage.